Fichten (Picea) sind eine Gattung von Nadelbäumen in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Der in Mitteleuropa bekannteste Vertreter ist die Gemeine Fichte (Picea abies), die wegen ihrer schuppigen, rotbraunen Rinde fälschlicherweise auch als „Rot-Tanne“ bezeichnet wird.
Fichten | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Picea | ||||||||||||
A.Dietr. |

Die am Boden liegenden Zapfen, die meistens „Tannenzapfen“ genannt werden, sind Fichtenzapfen, denn Tannen (Abies) werfen ihre Zapfen nicht als Ganzes ab.
Verbreitung
Die Vertreter der Gattung der Fichten sind im größten Teil der nördlichen Erdhalbkugel mit Ausnahme von Afrika verbreitet.
Beschreibung
Habitus
Fichten sind immergrüne Nadelbäume, unter bestimmten Klimabedingungen wachsen sie auch strauchförmig. Als Flachwurzler findet eine Fichte noch in dünner Bodenkrume zwischen Felsbrocken ihren Halt, doch bei heftigem Sturm wird sie auch relativ schnell entwurzelt.
Einzeln stehende Fichten besitzen je nach Herkunft eine pyramiden- bis säulenförmige Krone. Die pyramideähnliche Form ist eine Anpassung an die winterliche Schneeauflage - eine säulenförmige Krone bietet eine höhere Photosyntheseleistung, birgt aber eine höhere Gefahr von Schneebruch. Die Zweige reichen bis fast zum Erdboden. In geschlossenen Fichtenbeständen sterben die unteren Äste allerdings ab.
Blätter
Die Blätter sind als 1 bis 2 cm lange, deutlich vierkantige Nadeln ausgebildet, die auf der Ober- und Unterseite dunkelgrün, teilweise blaugrün, gefärbt sind. Sie werden einzeln am Zweig gebildet - nicht wie bei beispielsweise Kiefern zu mehreren an Kurztrieben. Sie fallen nach 5 bis 8 Jahren ab; eine neue Generation Nadeln bildet sich jedes Jahr an der Zweigspitze. Der Ansatz der Nadeln ist verholzt (siehe Bild links). Dies unterscheidet Fichtennadeln von Tannennadeln, denn dort ist der Nadelfuß verbreitert und sitzt unmittelbar auf dem Ast (siehe Bild rechts). Die Art des Nadelansatzes hilft bei der Unterscheidung zwischen einer Tanne, Kiefer oder Fichte.
Zapfen und Samen
Fichten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch); es gibt weibliche und männliche Zapfen an einem Baum. Die Zapfen hängen im reifen Zustand nach unten (ein Unterscheidungsmerkmal zu Tannen), sind braun bis schwarzbraun gefärbt und je nach Art zwischen 1 und 20 cm lang und 0,5 bis 2 cm dick. Sie werden als Ganzes abgeworfen. Die Samen sind geflügelt.
Holz
Sehr ausgeprägt sind bei der Fichte die Jahresringe. Im Frühjahr, am Anfang der Wachstumsperiode, wachsen sie hell, und je weiter die jährliche Wachstumsperiode weiterschreitet, desto dunkler werden sie. Jeder Jahresring sagt auch etwas über den Standort und die Wuchsbedingungen im jeweiligen Jahr aus. Die Fichte gehört zu den Reifholzbäumen.
Nutzung
Wegen ihres raschen Wuchses werden einige Fichtenarten als Nutzholz angepflanzt; sie liefern Holz für den Bau (Balken, Bohlen, Bretter, Kanthölzer, Dickholz) oder für Möbel (Leimholz, Mittellagen für Tischlerplatten, Unterkonstruktionen). Schönes Fichtenholz kann auch im Möbel- und Innenausbau benutzt werden.
Wegen der guten Qualität des Fichtenholzes wurden in der Vergangenheit in Europa viele Mischwälder durch Fichten-Monokulturen aufgeforstet. Die Nachteile dieser Bewirtschaftungsweise bestehen unter anderem in einer geringen Resistenz derartiger Wälder gegen Borkenkäferbefall.
Feinjähriges, astloses Fichtenholz von besonderen Standorten ist als Klangholz im Musikinstrumentenbau begehrt, beispielsweise als Decken für Geigen und Gitarren und als Resonanzboden bei Klavier und Cembalo.
Bei Durchforstungen anfallendes Schwachholz sowie klein- und langsamwachsende Arten finden Verwendung in der Platten- und Zellstoffindustrie. Junge Bäume werden auch als Weihnachtsbäume und deren Zweige als Tannengrün genutzt, obwohl sie ihre Nadeln schnell abwerfen. Überhaupt ist fälschlicherweise im allgemeinen Sprachgebrauch mit dem weihnachtlichen Tannenbaum meist die Fichte gemeint.
Aus den Fichtennadeln gewinnt die Parfümindustrie auch das Fichtennadelöl, das durch Wasserdampfdestillation aus frischen Nadeln, den nadeltragenden Zweigen und kleinen Ästen gewonnen wird. Um 1 kg Fichtennadelöl herzustellen, benötigt man etwa 500 kg Fichtennadeln. Der Duft ist spezifisch, harzig-würzig und kräftig-ausstrahlend. Aus dem Saft heimischer Fichten synthetisierte Wilhelm Haarmann im Jahr 1874 erstmals das Vanillin.
Arten
Die Gattung Fichten (Picea) umfasst etwa 30 bis 35 Arten (Auswahl):
- Gemeine Fichte (Picea abies)
- Alcocks Fichte (Picea alcoquiana)
- Borsten-Fichte oder Raue Fichte (Picea asperata)
- Sargent-Fichte (Picea brachytyla)
- Siskiyou-Fichte (Picea breweriana)
- Chihuahua-Fichte (Picea chihuahuana)
- Engelmann-Fichte (Picea engelmannii)
- Weiß-Fichte oder Schimmel-Fichte (Picea glauca)
- Sachalin-Fichte (Picea glehnii)
- Ajan-Fichte oder Yedo-Fichte (Picea jezoensis)
- Koyama-Fichte (Picea koyamai)
- Likiang-Fichte (Picea likiangensis)
- Schwarz-Fichte (Picea mariana)
- Maximowiczs Fichte (Picea maximowiczii)
- Taiwan-Fichte (Picea morrisonicola)
- Sibirische Fichte (Picea obovata)
- Serbische Fichte (Picea omorika)
- Kaukasus-Fichte, Orient-Fichte, Sapindus-Fichte (Picea orientalis)
- Stech-Fichte (Picea pungens); hierzu gehört auch die Blaufichte.
- Purpur-Fichte (Picea purpurea)
- Amerikanische Rot-Fichte (Picea rubens)
- Schrenks Fichte (Picea schrenkiana)
- Sitka-Fichte (Picea sitchensis)
- Himalaja-Fichte oder Morinda-Fichte (Picea smithiana)
- Sikkim-Fichte (Picea spinulosa)
- Tigerschwanz-Fichte (Picea torano)
- Wilsons Fichte (Picea wilsonii)
Siehe auch
Weblinks
- Informationen zur Gattung Picea. (engl.)
- Informative Bilder zu Picea abies. (deutsch)