Die Mader Heide am Schanzenkopf, möglicherweise identisch mit Mattium, ist ein chattischer Kultplatz und karolingischer Versammlungsplatz, später ein Thingplatz, bei Gudensberg in Nordhessen.
Geografie
Die Mader Heide liegt am einem Hang zwischen den Basaltkuppen der Obernburg, dem Lamsberg und dem Mader Stein südlich von Kassel. Sie liegt auf einer Höhe von 242 m ü. NN.
Geschichte
Die Mader Heide war im 1. Jahrtausend v. Chr. von Chatten besiedelt. Es wurden Grabanlagen und Steinbeile aus dieser Zeit entdeckt. Ob es sich um den von Tacitus in Germania beschriebenen, von Germanicus 15 n. Chr. zerstörten chattischen Hauptort Mattium handelt, ist nicht zweifelsfrei zu belegen. Das Mattium könnte auch beim nahe liegenden Metze oder auf der Altenburg in Nordhessen angesiedelt gewesen sein.
Die spätere Grafschaft Maden und der Hessengau umfasste das Gebiet des alten Thingfeldes. Das Grafengeschlecht der Gisonen hielt ab 1121 auf der Mader Heide Thing und Gaugericht ab. Von einer kleinen Anhöhe wurden Erlasse für die Erhebung von Abgaben ausgesprochen und der Heeresbann geführt. 1247 versammelten sich alle Städte und Stände, um festzulegen, dass der junge Herzog Heinrich als Kind... der rechte Erbe des Reches sei ...
1247 wurde auf der Mader Heide der erste Landgraf von Hessen Heinrich I. (Hessen), ein Enkel der Heiligen Elisabeth von Thüringen zum Landgraf von Hessen ausgerufen. 1397 wird die Malstätte folgendermaßen bezeichnet: ... tzwene Morgin in dem Velde zu Maden gelegin vor Gudinsberg beneden dem Burgiln...(Bürgel).
1627 erzwangen die auf der Mader Heide versammelten hessischen Landstände von Landgraf Moritz die Übergabe der Regentschaft an seinen Sohn Wilhelm. Der letzte hessische Landtag auf der Mader Heide wurde 1654 einberufen.
1709 ließ Landgraf Karl (Hessen-Kassel) Ausgrabungen auf der Mader Heide durchführen; entdeckt wurden dabei zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Funde aus der Eisenzeit, sowie Steinbeile und Grabanlagen aus dem 1. Jahrtausend v. Chr.
Prof. Dr. Bremer grub 1923 zwei Häuser aus, deren vier Eckpfosten nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Er fand zahlreiche Scherben und zertrümmerte menschliche Schädel, die auf Menschenopfer hinweisen könnten. In einer Türschwelle befand sich das Skelett eines in Hockstellung eingerabenen Mannes, vielleicht ein Bauopfer. 1925 entdeckte man eine dritte Hütte.
Heute wird die Fläche der Mader Heide landwirtschaftlich genutzt. Ein Wegweiser weist vom Gudensberger Ortsteil Maden den Weg zur Mader Heide. In Gudensberg erinnert ein Straßenname an die historische Stätte.
Weblinks
Literatur
- Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S. 299 u. 285
- Karl. E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen, Bärenreiter Verlag, Kassel 1972, S. 53
- Ulf Dieterichs (Hrsg.): Hessische Sagen. Ullstein Verlag, Frankfurt am Main 1986, S. 104
- Grieben Reiseführer Oberhessen, Kurhessen und Waldeck. Band 230. Thiemig AG, München 1981, S. 119