Die Austria Email AG ist ein österreichischer Hersteller von hochwertigen Warmwasser- und Heizsystemen und damit laut eigener Aussage Marktführer in Österreich.[1] Das Unternehmen stellte ursprünglich Emailgeschirr und Emailleschilder her.


Geschichte
1873 gründete der gebürtige Remscheider Friedrich Wilhelm Haardt eine Fabrik für Emailgeschirr im steirischen Knittelfeld, diese gelangte später in den Einflussbereich der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahngesellschaft (StEG). 1894 kam es auf Betreiben der Länderbank zu einem Fusionsprozess österreichischer Emailgeschirrfabriken zur Aktiengesellschaft der Emaillierwerke und Metallwarenfabriken Austria. Die Länderbank hielt daraufhin die Aktienmehrheit, der Firmensitz befand sich in Wien.[2]
Im Jahr 1925 erwarb die StEG die Aktienmehrheit der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Österreichischen Industriewerke Warchalowski, Eissler & Co. in Wien-Ottakring, welche als einzig rentablen Firmenzweig eine Emailgeschirrfabrik an der Sandleitengasse betrieben. Dort wurden zu dieser Zeit mit 650 Arbeitern bis zu 10.000 Kilogramm Emailgeschirr pro Tag erzeugt. 1928 wurden die Warchalowski-Werke stillgelegt, die Emailfabrik blieb jedoch weiterhin in Betrieb. Nachdem die StEG im Jahre 1930 auch ihre traditionsreiche Lokomotivfabrik in Wien-Favoriten schließen musste, wandelte sich das Unternehmen zu einem reinen Industriebetrieb und ging an die Fusionierung der österreichischen Emailgeschirrerzeugung. Im Jahr 1937 erwarb die StEG die Aktienmehrheit der Aktiengesellschaft der Emaillierwerke und Metallwarenfabriken Austria, welche bereits damals mit Austria Email abgekürzt wurde.[3] 1939 wurde der im Jahr 1841 von Karl Rudolf Ditmar gegründete erste österreichische Lampenhersteller, die Ditmar-Brünner AG in Wien-Simmering erworben und mit den anderen Werken fusioniert. 1940 nannte sich die vormalige Staatseisenbahngesellschaft in Austria Vereinigte Emaillierwerke, Lampen- und Metallwarenfabriken AG (kurz Austria Email) um.[2]
Die Werksanlagen in Wien und Knittelfeld wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer beschädigt und anschließend teilweise demontiert.[4] Nach Kriegsende ging die Aktienmehrheit an den Creditanstalt-Bankverein über.[2] Das Unternehmen spezialisierte sich in Folge auf die Produktion von Emailgeschirr, Heiz- und Kochgeräten. 1948 konnten aufgrund von Materialmangel durch Requirierungen der Besatzungsmächte nur 400 Arbeiter im Ottakringer Werk beschäftigt werden.[5] 1955 arbeiteten bereits wieder 3500 Mitarbeiter in den Werken der Austria Email.[4] Anfang der 1960er Jahre wurde ein zweites Werk in Wien-Ottakring in Betrieb genommen.[2] Die Erfindung der Vakuumemaillierung und die Serienproduktion von vakuumemaillierten Wasserspeichern ließ die Umsätze des Unternehmens in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre noch einmal stark ansteigen. Danach stagnierten die Verkäufe jedoch spürbar, der Wettbewerb mit anderen Herstellern wurde zunehmend ruinös.[4] 1968 musste das Werk in Wien-Simmering geschlossen werden, es erfolgte eine Strukturbereinigung mit der Konzentration auf die Erzeugung Emailgeschirr, Geräte für die Warmwasserbereitung und Kommunalerzeugnisse wie Straßenlampen, Signalanlagen, Mistkübeln und Emailschilder.[6] 1972 benannte sich das Unternehmen in Austria Email AG um.[2] 1979 wurde eines der beiden Ottakringer Werke geschlossen und die nicht mehr rentable Erzeugung von Emailgeschirr eingestellt, die Verwaltung und die Lampenfertigung verblieben vorerst in Wien.[4][2][6]
Ende 1980 wurde die Austria Email AG an eine Tochterfirma der ELIN-Union verkauft und von dieser zur Austria Email - EHT AG für Elektroheizungstechnik fusioniert.[2] Das Unternehmen wurde in den folgenden Jahren reorganisiert, Ausgangspunkt war dabei das verbliebene nunmehrige Hauptwerk in Knittelfeld.[4] Die ehemaligen Werksanlagen in Wien-Ottakring beherbergen heute Wohnungen und einen Baumarkt.
2013 wurde eine strategische Allianz mit der französischen Groupe Atlantic eingegangen. 2015 beging man das Jubiläum „160 Jahre Austria Email AG“, im Folgejahr erfolgte der Rückzug von der Börse.[6] 2020 konnte trotz der Einschränkungen durch die weltweite COVID-19-Pandemie ein Umsatz von 86,3 Millionen Euro erwirtschaftet werden.[7] Das Unternehmen fertigt aktuell (2022) mit rund 370 Mitarbeitern am Standort Knittelfeld u. a. Wärmepumpen, Warmwasserspeicher, Puffer- und Kombispeicher, Geräte für Fernwärmenutzung, Hände- und Haartrockner.[8][9]
Ditmar Blecheisenbahn
Unter dem auf die Ditmar-Brünner AG zurückgehenden Markennamen Ditmar stellte Austria Email von 1948 bis 1955 auch Blecheisenbahnen in Spur 0 her. Das Sortiment umfasste zwei Typen von Dampfloks, mehrere Arten von zwei- und vierachsigen Personen- und Güterwagen sowie einen Triebwagen mit Anhänger. Weiters Schienen, Signale, Transformatoren und Zubehör. Die Triebfahrzeuge wurden sowohl mit Uhrwerksantrieb, als auch für elektrischen Betrieb mit 20 V Wechselstrom angeboten. Die Kartonagen zierte ein Bild der BBÖ Reihe 214.[10][11] Ferner wurde auch Puppengeschirr – natürlich emailliert – und Metallbaukästen (z.B. ein „Getriebebaukasten“) unter der Marke Ditmar angeboten.[10][12]
Einzelnachweise
- ↑ Austria Email AG - Austria Email AG. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ a b c d e f g Austria Email AG. Abgerufen am 14. April 2022 (deutsch (Sie-Anrede)).
- ↑ ANNO, Der Tag, 1937-03-17, Seite 10. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ a b c d e Austria Email. In: Geschichtsbüro. Abgerufen am 14. April 2022 (deutsch).
- ↑ ANNO, Österreichische Volksstimme, 1948-04-28, Seite 3. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ a b c Geschichte - Austria Email AG. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ 05 30 Uhr, 17 Juni 2021: Austria Email : Rekorde trotz Pandemie: Millionen-Investition in Knittelfeld. 17. Juni 2021, abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ Austria Email-Beschäftigte profitieren von Produktionsrekord mit 1.000 Euro Sonderbonus für 2021. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ Produkte - Austria Email AG. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ a b Ditmar Wien Spur 0 Bleicheisenbahn. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ DITMAR. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ baukastensammler.de Getriebebaukasten 1953. Abgerufen am 19. April 2022.