Balve

Stadt in Nordrhein-Westfalen
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Wappen Karte
Stadtwappen der Stadt Balve
Hilfe zu Wappen
Deutschlandkarte, Position von Balve hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Arnsberg
Landkreis: Märkischer Kreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 240-546 m ü. NN
Fläche: 74,76 km²
Einwohner: 12.544 (30. Sep. 2005)
Bevölkerungsdichte: 163 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 58802
Vorwahl: 02375
Kfz-Kennzeichen: MK
Gemeindeschlüssel: 05 9 62 008
Stadtgliederung: 7 Ortsteile bzw.
Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
Widukindplatz 1
58802 Balve
Website: www.balve.de
Politik
Bürgermeister: Hubertus Mühling (CDU)

Balve ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Märkischen Kreis. Die Stadtrechte wurden ihr 1430 verliehen. Mit der Gemeindereform im Jahr 1975 ging das ehemalige Amt Balve, zu dem unter anderen Enkhausen und Affeln und in früheren Jahren auch Hüsten gehörten, in der jetzigen Stadt Balve auf. Geographisch liegt Balve in der Region Märkisches Sauerland.

Geografie

Balve ist Teil des Sauerlandes und liegt im Regierungsbezirk Arnsberg. Gelegen im Tal der Hönne bietet Balve einen malerischen Anblick, von bewaldeten Höhen umgeben. Der Höhenzug im Norden ist nach der Stadt benannt (Balver Wald). Die Balver Höhle zählt zu den wichtigsten Fundplätzen der Mittleren Altsteinzeit in Europa und ist zugleich die größte Kulturhöhle Europas. Sie liegt am Beginn des kulturell, historisch und geografisch bedeutsamen Hönnetals.

Stadtgliederung

Datei:Balve galgenberg.JPG
Balve (vom Galgenberg aus gesehen)

Die Stadt Balve gliedert sich in sieben Ortsteile, die im Jahr 1975 eingemeindet wurden:

  • Balve
  • Beckum
  • Eisborn
  • Garbeck (mit Frühlinghausen, Höveringhausen und Leveringhausen)
  • Langenholthausen
  • Mellen (schönstes Dorf im Märkischen Kreis 2005)
  • Volkringhausen

Geschichte

 
Alte Vikarie St. Nikolai (1627)

Älteste Siedlungsspuren aus der Umgebung Balves reichen bis in die Altsteinzeit zurück. In der Balver Höhle feierten bereits in der frühen Weichsel-Eiszeit zur Zeit der Neandertaler vor 100.000 bis 40.000 Jahre Jägergruppen, die im Hönnetal eiszeitliche Großsäuger, wie vor allem das Mammut jagten.

Auch in der Jüngeren Altsteinzeit wurde die Balver Höhle und auch die Volkringhauser Höhle vor dem Hochglazial der Weichsel-Eiszeit, vor rund 35.000 bis 30.000 Jahren, von Jägergruppen des Aurignacien und Gravettien aufgesucht. Auch diese Balver jagten Mammute, Wildpferde, Wollnashörner und Rentiere.

In der späten Weichsel-Eiszeit vor rund 12.000 Jahren waren es spezialisierte Rentierjäger, die in Balve ihre Lager aufschlugen. Im Holozän bewohnten Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit die Höhlen um Balve. Sie errichteten auch auf den Flussterrassen der Hönne ihre Lager.

In der Umgebung von Balve fanden sich in Höhlen und auf den Flussterrassen der Hönne Hinweise auf eine Besiedlung in der Jungsteinzeit. In der Bronze- und Eisenzeit war die Gegend um Balve ebenfalls besiedelt. Vor allem in den Höhlen des Hönnetales wurden zahlreiche Funde entdeckt.

Hinweise auf germanische Ursprünge lassen sich in den Strassenbezeichnungen "Zum Thing" oder "Widukindplatz" finden.

In historischer Zeit tritt die Ortschaft seit dem Hochmittelalter in Schriftquellen in Erscheinung. Die älteste Erwähnung Balves stammt aus der Vita des Hl. Ludgeri. Im Jahre 864 wurde ein blindes Mädchen aus Balve am Grabe des Heiligen in Essen-Werden geheilt.Ursprünglich gehörte die Gemeinde zum Herzogtum Sachsen, das aber 1180 von Friedrich Barbarossa nach einem Streit mit Herzog Heinrich dem Löwen aufgeteilt wurde.

Nun Teil des neuen Herzogtums Westfalen kam Balve 1368 mit der gesamten Grafschaft Arnsberg unter die Herrschaft des Kurfürstentums Köln, eine Bindung, die bis zur Säkularisation im Jahre 1803 Bestand haben sollte. In Grenzlage zur Grafschaft Mark blühte die Siedlung auf, nachdem ihr 1430 die Stadtrechte, das Marktrecht und die Gerichtsbarkeit verliehen wurden. Balve war Sitz eines kurkölnischen Amtsdrosten.

Doch 7 grosse Stadtbrände in der Zeit zwischen 1584 und 1789 warfen die Stadtentwicklung immer wieder zurück. Steine von der ehemals beeidruckenden Stadtmauer mit einer Länge von 400 Metern und 4 Toren wurde nach dem letzten Großbrand auf Beschluss des damaligen Rates zum Häuserbau verwendet.

Von 1803 bis 1806 war Balve Teil der Landgrafschaft (später Großherzogtum) Hessen-Darmstadt, anschließend des französischen Königreichs Westfalen. 1815 gelangte Balve an Preußen. Bis 1832 gehörte Balve zum Kreis Iserlohn, danach zum Kreis Arnsberg, seit 1975 zum Märkischen Kreis.

Hexenprozesse

 
Hexenstele (2006)

Traurige Berühmtheit erlangte Balve im 17. Jahrhundert durch die Hexenverfolgung. Auf dem Galgenberg wurden zwischen 1590 und 1630 etwa 300 als Hexen und Zauberer denunzierte Balver verbrannt. Von 1628 und 1630 wurden in den Balver Hexenprozessen 27 Verfahren durchgeführt. Etwa jeder 20. Bürger wurde wegen Hexerei hingerichtet.

Ein Attentat auf den berüchtigten Hexenjäger Kaspar Reinhards in Balve schlug fehl. Die Täter wurden hingerichtet.


Einwohnerentwicklung

 
Fachwerkhaus (1790)
Datei:Balve kapelle1.jpg
Eine Kapelle in Balve

Soweit nicht anders angegeben enthält die Tabelle die Einwohnerzahlen inklusive der Gemeinden. Die Zahlen von 1650 bis 1750 sind geschätzt. Es finden sich in offiziellen Quellen unterschiedliche Zahlen, so dass Publikationen geringe Abweichungen aufweisen können.

Jahr Einwohner
1650[1] ¹ 2600
1700[1] ¹ 2800
1750[1] ¹ 3100
1818[1] 3427
1867[1] 5464
1871 ² 1147
1895 ² 1216
1905 ² 1124
1914[1] 5754
1925 ² 1166
Jahr Einwohner
1933 ² 1535
1939[1] 7573
1946[1] 10.669
1950[1] 10.590
1964[1] 11.266
1970 10.543
1988 11.196
1990 11.416
1995[2] 11.967
2000[2] 12.119
Jahr Einwohner
2005[3] 12.561
März 2006 12.533

¹ geschätzt

² vermutlich nur Stadt

Politik

Datei:Balve alt ger.jpg
Altes Amtsgericht (1884)

Gemeinderat

Bürgermeister

ehrenamtlich

  • 1946 - 1956 Heinrich Stüeken (CDU)
  • 1956 - 1969 Wilhelm Hake (CDU)
  • 1969 - 1973 Albert Rapp (CDU)
  • 1973 - 1989 Paul Lübke (CDU)
  • 1989 - 1992 Johannes Waltermann (CDU)
  • 1992 - 1999 Franz Kolossa (CDU)

hauptamtlich

  • 1999 - 2004: Manfred Rotermund (CDU)
  • 2004 - Hubertus Mühling (CDU)
Datei:Amt-Balve-wapp.gif
Wappen des Amtes Balve bis 1975

Wappen

Das Wappen der Stadt ist in der Mitte gespalten, links ein halbes schwarzes Kreuz auf Weiß, rechts ein weißer Adler, nach rechts blickend, auf Blau. Damit vereint die Stadt die Wappen der Grafschaft Arnsberg (Weißer Adler nach rechts blickend auf Blau) und des Erzbistums Köln (Schwarzes Kreuz auf Weiß) in sich. Das Wappen verleiht somit der Stadtgeschichte Ausdruck, das alte Wappen des ehemaligen Amtes Balve, das bis 1975 Gültigkeit hatte, wurde damit bedeutungslos. Es wurde in der oberen Hälfte durch eine Darstellung des Apostels Petrus mit Schlüssel und Buch ergänzt.

Das Wappen wurde erstmals offiziell am 24. Juni 1911 verliehen, allerdings zeigen Siegel der Stadt die Symbole bereits seit Jahrhunderten: das älteste bekannte Siegel ist von 1462. Nach der kommunalen Neuordnung 1975 musste das Ortsrecht neu gefasst und damit auch das Wappen neu genehmigt werden. Dies geschah am 6. Februar 1976 anhand eines Entwurfes des Vorsitzenden des Kulturausschusses der Stadt Balve, des Grafikers Werner Ahrens, heute Vorsitzender der Balver Heimwacht. Der Wappenschild ist seit 1976 ein anderer als der abgebildete.

Städtepartnerschaften

Sehenswürdigkeiten

 
Pfarrkirche St. Blasius
 
Balver Höhle Eingangsbereich
 
Luisenhütte

Balve weist eine Vielzahl an interessanten Gebäuden auf. Regional typische, liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild. Das herausragendste Gebäude ist dabei die romanische Pfarrkirche St. Blasius aus dem 12. Jahrhundert, die zu einer der bedeutendsten westfälischen Hallenkirchen gehört. Sie verfügt über eine Orgel mit zwei Spieltischen und eingebautem Glockenspiel. Der große neuromanische Erweiterungsbau mit Oktagonkuppel wurde um das Jahr 1910 von Prof. Buchkremer (Aachen) entworfen, zeitgleich mit der Oktagonkirche in Bödefeld.

Eine besondere Attraktion ist die Balver Höhle, eine riesige Tunnelhöhle, in der bis zu 2000 Menschen Platz finden. Sie ist als größte Kulturhöhle Europas archäologisch bedeutsam, und durch die im Jahr 1922 eingeführten Festspiele Balver Höhle über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ihre Atmosphäre und außergewöhnliche Akustik machen sie zu einem Anziehungspunkt für Künstler und Musiker aus aller Welt.

Das auf ein Lehen des Bernd von Düngelen zurückgehende Schloss Wocklum im Orletal, ein Wasserschloss im Ortsteil Wocklum, ist durch seine Reitanlage international bekannt. Jedes Jahr findet dort das Reitturnier Balve Optimum statt, ein Ausscheidungsturnier vor Olympischen Spielen. Ebenfalls im Ortsteil Wocklum befindet sich die Luisenhütte, die älteste Holzkohlenhochofenanlage Deutschlands, die 1758 den Betrieb aufnahm. Dort wurde im Jahr 2006 das neue Museum für Vor- und Frühgeschichte eingeweiht.

Kulinarische Spezialitäten

Balve war durch sein Bier, den "Balver Lüll", und seine Brezeln (auch ´Krengel´) bekannt. Außerdem herrschte eine rege Branntweinproduktion. Um 1830 gab es drei Weinschenken, 13 Branntweinschenken und zehn Wirtshäuser in Balve. Der berühmte Balver Lüll wird seit langem nicht mehr erzeugt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Balve bildet zusammen mit den Nachbarstädten Hemer, Iserlohn und Menden das Wirtschaftsgebiet "Nördlicher Märkischer Kreis" (Nordkreis), ein kommunaler Zusammenschluss zur besseren Koordination wirtschaftlicher Angelegenheiten der Region.

Verkehr

Balve liegt an der B 229 und der B 515.

Im öffentlichen Personennahverkehr ist Balve über die Hönnetal-Bahn (RB 54) an Unna, Fröndenberg, Menden und Neuenrade angebunden.

Persönlichkeiten

 
Hoffmeister-Pröpper-Brunnen

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt


Literatur

  • Rainer Decker, Die Hexenverfolgungen im Herzogtum Westfalen (Westfälische Zeitschrift 131/132, 1981/1982, S. 339-386) (zu Hexenprozessen u.a. in Balve)
  • Theo Bönemann: Balve, in: Der Märkische Kreis, Städte und Gemeinden in Westfalen, Band 10, herausgegeben von der Geographischen Kommission für Westfalen, Münster 2005

Quellen

  1. a b c d e f g h i j www.balve-online.de: Zur Geschichte der Stadt und des Amtes Balve
  2. a b Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik: Gemeinden NRW, Ausgabe 2005
  3. Kommunale Datenverarbeitungs-Zentrale Hellweg-Sauerland (KDVZ) und Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, Düsseldorf (LDS NRW): Bevölkerung, 2005
Commons: Balve – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien