Randomisierte kontrollierte Studie
Die Randomisierte kontrollierte Studie (RCT englisch: randomized controlled trial) ist in der medizinischen Forschung das nachgewiesen beste Studiendesign, um bei einer eindeutigen Fragestellung eine eindeutige Aussage zu erhalten. Deshalb wird auch vom „Goldstandard“ der Studienplanung gesprochen.
Idealfall
Im Idealfall steht ein neues, möglicherweise erfolgversprechendes Medikament für eine bislang unbehandelbare und nicht sehr akute Erkrankung zur Verfügung. Wird der erwartete Nutzen die möglichen Risiken jedoch tatsächlich übersteigen?
Nach genauer Aufklärung über den Ablauf der Studie, Voruntersuchung der Patienten Einschluss/Ausschlusskriterien und nach Aufklärung und Einwilligung der Patienten werden diese nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen werden ein Präparat erhalten, das keine Hinweise auf die Zusammensetzung bietet. Die Wirksubstanz wird jedoch nur in der Hälfte der Präparate vorhanden sein. Weder Arzt noch Patient wissen, welche Gruppe die Wirksubstanz erhält. Damit sind auch die Erwartungshaltungen auf beide Gruppen gleich verteilt. Diese Studie wird somit placebokontrolliert und doppelblind genannt. (Weiß nur der Patient nicht, was er wirklich bekommt, wird die Studie als einfachblind bezeichnet.) Nach Beginn der Studie werden alle Ereignisse genau aufgezeichnet, Unterschiede im Ansprechen und in der Nebenwirkungsrate werden laufend bewertet. Damit kann die Studie jederzeit abgebrochen werden, falls sich eindeutige Unterschiede im positiven oder negativen Sinn ergeben.
Begriffsklärungen
Randomisierung bedeutet, dass eine Einteilung nach dem Zufallsprinzip erfolgt. Das erlaubt, dass
- eine auch unbewusste Befangenheit des Untersuchers bei der Einteilung weitgehend ausgeschlossen werden kann
- bekannte und nicht bekannte Einflussfaktoren auf alle Gruppen möglichst gleich verteilt sind.
Das verlangt, dass die Anzahl der zu untersuchenden Personen ausreichend groß sein muss.
Form und Durchführung der Randomisierung müssen in der Studie angeführt werden. Alle randomisierten Studien sind auch kontrollierte Studien.
Kontrollierte Studie
Kontrolliert heißt die Studie, weil die Ergebnisse in der Studiengruppe mit denen der Kontrollgruppe (der Gruppe mit einem Referenzwert) ohne Intervention verglichen werden.
Die Studiengruppe wird auch bezeichnet als Interventionsgruppe oder Verumgruppe.
Die Kontrollgruppe wird auch bezeichnet als Vergleichsgruppe oder Placebogruppe (falls Placebos eingesetzt werden).
Eine Erweiterung stellt das sog. Crossover-Design dar. Hier werden Verum- und Placebogruppe zur Studienmitte gewechselt.
Kritik
Eine ethisch relevante Frage ist, ob kranken Menschen (Kontrollgruppe) überhaupt durch eine Placebogabe ein (möglicherweise) wirksames Medikament vorenthalten werden sollte. Da aber das Wissen um die Wirksamkeit erst Folge der kontrollierten Studie ist, spricht dies nur dann gegen die Durchführung einer kontrollierten Studie, wenn es bereits andere, nachweislich wirksame Medikamente gegen die Krankheit gibt oder wenn es sich um eine Wiederholung einer früheren Studie mit positivem Ergebnis handelt. Der zweite Fall kann zu einem echten Konflikt zwischen Ethik und Wissenschaftlichkeit führen.
Bei Medikamenten hingegen, für die bisher nur anekdotische Beweise oder grob fehlerhafte (zum Beispiel unkontrollierte oder nicht verblindete) Studien existieren, liegt kein ethischer Konflikt vor, da solche schwachen Beweise bei allen unwirksamen Mitteln vorliegen.
Weblinks
- http://www.klinpharm-bremen.de/ (verständliche Formulierungen unabdingbarer Begriffsklärungen)
- http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?&id=52844 Stefan N. Willich: Randomisierte kontrollierte Studien: Pragmatische Ansätze erforderlich