Zum Inhalt springen

Islamische Organisationen in Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Oktober 2006 um 01:34 Uhr durch Adrian Bunk (Diskussion | Beiträge) ({{Neuigkeiten}} raus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Islamische Organisationen entstanden in Deutschland vor allem durch die Immigration von sogenannten Arbeitsmigranten, die an ihren jeweiligen Wohnorten Gebetsstätten einrichteten. Sie schlossen sich in Verbänden zusammen, die sich an den religiösen Strömungen in ihren Heimatländern orientierten.

Organisationen im Einzelnen

Türkische Sunniten

Unter ihrem neuen Vorsitzenden Rıdvan Çakır (Religionsattaché der türkischen Botschaft) ist die Vereinigung bestrebt, sich stärker als Teil der deutschen Gesellschaft zu präsentieren. DİTİB war Initiatorin der Veranstaltung "Gemeinsam für Frieden und gegen Terror". Über 20.000 muslimische Gläubige nahmen am 21. November 2004 an der Demonstration in Köln teil, auf der auch Claudia Roth, Günther Beckstein und Fritz Behrens sprachen. DITIB wurde aus dem sonstigen islamischen Spektrum sehr stark dafür kritisiert, dass sie bei dieser Demonstration nicht die Zusammenarbeit mit den anderen islamischen Organisationen gesucht hat.

Mit dem Ziel, ein Zeichen der Distanzierung von Gewalt im Namen des Islam zu setzen, war es die erste größere Aktion dieser Art in der Bundesrepublik. DİTİB lehnte jahrelang im Gegensatz zu allen anderen islamische Organisationen islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache ab. DITIB versucht sich in den letzten Jahren mehr und mehr als alleinige Vertretung der Muslime auszugeben und zu profilieren. Sie wird von den deutschen staatlichen Behörden und den Kirchen oftmals als privilegierter Gesprächspartner behandelt.

  • Islamische Gemeinschaft Milli Görüş: Der ehemalige deutsche Ableger der türkischen religiös-islamischen Partei unter Necmettin Erbakan (zunächst Milli Selâmet Partisi, Später Refah Partisi, Fazilet Partisi (Tugendpartei), Saadet Partisi wurde 1976 in Köln gegründet und trägt seit 1995 den Namen Milli Görüş. Innerhalb der Organisation sind heute Tendenzen zu erkennen, die eine stärkere Ausrichtung auf die türkische Regierungspartei AKP nahelegen.<br.>

Sitz der europaweiten Organisation ist Kerpen. In Deutschland bestehen 16 regionale Sektionen, in Frankreich vier, in Österreich und den Niederlanden jeweils zwei, im Vereinigten Königreich, in Belgien, der Schweiz, Schweden, Dänemark und Norwegen jeweils eine. Mehrere Landesämter für Verfassungsschutz beobachten diese Vereinigung und berichten über verfassungsfeindliche Tendenzen, die vom Verfassungsschutz jedoch nicht näher spezifiziert werden. Auch die Verfassungsschutzämter betonen jedoch, daß es sich nicht um eine Organisation gewaltbereiter Islamisten handele. Die Organisationsstruktur ist schwer zu durchschauen, worin Kritiker eine bewusste Verschleierungstrategie erkennen wollen. Vielfach tritt Milli Görüş heute in Form von "islamischen Föderationen" auf Landesebene auf, die - wie auch Milli Görüş selbst - dem Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland angehören.

Gründungsziel der ATIB war die Lösungsfindung für die jahrzehntelang angehäuften Probleme der türkischen Migrantengesellschaft, welche bis dato nicht ernsthaft realisiert wurde, ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken und Lösungsansätze zu erarbeiten.<br.> Ihr Sitz ist in Köln. Die Imame und Religionslehrer ihrer Moscheegemeinden werden hauptsächlich aus der Türkei geworben, jedoch ist man hierbei stark bemüht Wege zu finden um hier aufgewachsene Menschen in diesen Berufszweigen zu erziehen/schulen.<br.> Als die erste Organisation von Migranten arbeitete die ATIB gegen die Fixierung der Gedanken auf die Türkei und positionierte sich dialogorientiert. Diese Haltung mündete in einige Projekte, welche auch die anderen islamischen Organisationen bewegen sollte, sich auf die hiesigen Probleme der Migranten zu konzentrieren. Hierdurch ist ATIB Mitbegründer und Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und im Rat Türkeistämmiger Staatsbürger (RTS). Zum Thema "Islamischer Religionsunterricht" hat ATIB neben dem Bekenntnis zum Unterricht in deutscher Sprache auch eine Publikation veröffentlicht. Auch zu Themen wie "Muttersprachlicher Unterricht", dem "Recht auf Glaubensfreiheit und Berufsausübung für Lehrerinnen mit Kopftuch" bezieht ATIB Position auf Seiten der freiheitlich-demokratischen Grundrechte.<br.>

Türkische Aleviten

  • Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF): Die neben den türkischen Sunniten zweitgrößte Gruppe türkischer Muslime in Deutschland hat ihre Vertretung seit 1992. Bei den Aleviten handelt es sich um eine liberale Glaubensgemeinschaft. Für sie gilt z. B. das islamische Rechtssystem Scharia nicht. Die Alevitische Gemeinde Deutschland unterhält mehr als 90 Vereine mit insgesamt über 20 000 Mitgliedern an. In Deutschland leben rund 700 000 Aleviten, andere Schätzungen gehen von einer Million aus. Die AABF, in der auch eine Vielzahl türkischer Kurden vertreten werden, sieht die Trennung von Staat und Religion als wichtig an.

Arabische Sunniten

  • Die Islamische Gemeinschaft in Deutschland wurde 1958 in München als Moscheebaukommission e.V. gegründet und zwei Jahre darauf in Islamische Gemeinschaft in Süddeutschland umbenannt. Ihren jetzigen Namen trägt die Organisation seit 1982. Die IGD bemüht sich seit Jahren aktiv um die Entwicklung einer deutschen islamischen Identität. Nach ihrem Selbstverständnis geht es um die Schaffung einer "Heimstätte" für einen deutschsprachigen Islam. Lokalen Verbände finden sich in den meisten deutschen Bundesländern. Eine Partnerorganisation der IGD, die Gründungsmitglied des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V. ist, ist die in Frankfurt am Main ansässige Muslimische Studentenvereinigung in Deutschland e.V., deren Ableger an zahlreichen Universitäten aktiv sind.
  • Islamischer Verein für wohltätige Projekte e.V. - جمعية المشاريع الخيرية الاسلامية في المانيا. Diese Organisation, mit Sitz in Berlin ist im Kern sunnitisch, jedoch mit großem Einfluss des Sufismus (islamische Mystik). Sie folgt den Lehren des syrischen Gelehrten äthiopischer Abstammung Abdallah al-Harari. Nach der Abstammung ihres Begründers wird diese Glaubengemeinschaft als al-Habash (arabisch habashi = "Abessinier", also Äthiopier) bezeichnet. Die Hauptorganisation mit Sitz in Beirut, Libanon nennt sich offiziell Association of Islamic Charitable Projects (A.I.C.P.). Vom Libanon aus hat sie sich vor allem in den USA und Australien, aber auch nach Europa verbreitet. In Frankreich und der französischen Schweiz ist diese Bewegung auch als ahbache bekannt. Dort kam es auch schon zu Konflikten mit orthodoxen Islamisten, welche die Anhänger dieser Richtung des Islam als irrgläubig ansehen und sie sogar als Götzendiener bezeichnen, weil man ihnen unterstellt, Heilige und deren Gräber zu verehren. Seit 2004 baut der deutsche Verein das "Maschari-Center" in Berlin Kreuzberg an der Wiener Straße/Ecke Skalitzer Straße. Zunächst sollte es bis Herbst 2006 eingerichtet sein, mit sieben Etagen und vier Minaretten für zehn Millionen Euro, angeblich allein aus Spenden. Nach einigen Verzögerungen heißt es jetzt, das "Islamische Zentrum Omar Ibn Al-Khattab" werde bis Anfang 2007 für 5 Millionen fertiggestellt.
  • Hizb at-Tahrir wurde 2002 wegen ihrer verfassungsfeindlichen Zielsetzung verboten.

Andere Sunniten

Wichtige Organisationen, in denen sich Konvertiten zum Islam zusammengefunden haben sind die Deutsche Muslimliga mit Sitz in Hamburg und die stark vom Sufismus geprägte Deutsche-Muslim-Liga-Bonn.

Die wohl größte Gruppe deutscher Muslime hat sich unter dem (jedoch nicht unumstrittenen) Sufi Scheich Muhammad Nazim Adil al-Qubrusi al-Haqqani, der in Zypern sowie in London lebt, zusammengefunden. Ihr Hauptsitz in Deutschland liegt in der Eifel in Kall-Sötenich. Dort finden regelmäßige Veranstaltungen, wie das Freitagsgebet mit deutscher Freitagsrede, das wöchentliche und monatliche Dhikr, Musikfestivals, etc. statt [2].

Schiiten

Sondergruppen

  • Ahmadiyya: Das deutsche Zentrum der Ahmadiyya Muslim Jamaat befindet sich in Frankfurt am Main. Die Anhänger sind vorwiegend Pakistani, hinzu kommen Deutsche, Türken, Bosnier usw. Am letzten Augustwochenende findet die größte islamische Versammlung Europas in Mannheim zusammen (Jalsa Salana), bei der zuweilen der Kalif der Gemeinschaft zugegen ist. Die Ahmadiyya waren schon vor dem Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit in Deutschland präsent und kehrten 1949/50 wieder zurück. Die Lahore Ahmadiyya Movement (Ahmadiyya Anjuman Ishaat-i-Islam Lahore, AAIIL) baute in Berlin die älteste Moschee Deutschlands (Wilmersdorfer Moschee).

Jugendorganisationen

  • Muslimische Jugend in Deutschland e.V. Erste ausschließlich deutschsprachige bundesweite und unabhängige muslimische Jugendorganisation in Deutschland. Sie wurde von muslimischen Jugendlichen für muslimische Jugendliche gegründet.
  • Lifemakers: ein netzwerk jugendlicher, unabhängiger muslime aus ganz deutschland,die den islam verstanden haben als eine religion der gnade und liebe, und der gesellschaft in der sie leben nützlich sind.dies durch projekte wie: das deutsche wintermärchenprojekt (obdachlose und armen speisen), integrationsprojekte (deutschkurse anbieten), mosche3nservice (säuberung von gotteshäuser), waisenkindprojekt (waisen betreuen), frauenprojekt (aufklärung:rechte der frau im islam),etc. pp. die site ist wie folgt:

www.dielifemakers.de

Dachverbände

In zwei Dachverbänden sind mehrere islamische Organisationen zusammengeschlossen:

In mehreren Bundesländern wurden im Umfeld von Milli Görüş und des Zentralrats Islamische Föderationen gegründet. Ihr Hauptziel ist die Durchsetzung des islamischen Religionsunterrichts unter ihrer Regie. In diesem Zusammenhang hatten die Kultusministerien nämlich wiederholt auf die Problematik verweisen, dass es keine den Kirchen vergleichbare Organisationen gebe, welche die Verantwortung für den Religionsunterricht tragen könnten.

Islamkonferenz

Unter dem Vorsitz von Innenminister Schäuble begann in Berlin am 27. September 2006 die Deutsche Islamkonferenz. Sie ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.

Dass die Konferenz mitten im Ramadan, der islamischen Fastenzeit, stattfindet und dennoch den Teilnehmern Imbisse in Aussicht gestellt wurden, mag etwas unglücklich gewählt sein, störte bislang jedoch noch keinen der geladenen Islamvertreter.

Teilnehmer

Neben Vertretern aus Staat und Zivilgesellschaft wurden Vertreter folgender Dachverbände gelanden:

Quellen

Literatur

  • Ursula Spuler-Stegemann: Muslime in Deutschland: Informationen und Klärungen. Herder, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-05607-0

Siehe auch