Carl August Eyraud (* 1. Juni 1790 in Magdeburg; † 15. Februar 1872 in Brotterode/Thüringen) war ein deutscher Lithograf, Drucker und Verleger[2].

Leben und Wirken
Eyraud entstammte aus einer Hugenottenfamilie, die sich bereits 1685 in der französischen Kolonie in Magdeburg niederließ[3]. Eyraud wurde 1815 vom Unternehmer Johann Gottlob Nathusius zum Aufbau einer Druckerei in Althaldensleben eingestellt. Nathusius kaufte 1810 das Klostergut Althaldensleben und errichtete dort eine Ansammlung unterschiedlicher Gewerbebetriebe. Er führte dort u.a. die 1798 erfundene Technik des Steindrucks ein. Eyraud wurde in dieser Technik ausgebildet. Er gründete dann 1817 in Neuhaldensleben eine Lithographische Anstalt, 1819 gab er das Neuhaldensleber Wochenblatt heraus[4][5]. Darin wurden nur amtliche und lokale Bekanntmachungen, Chroniken und Anzeigen veröffentlicht, politische Nachrichten wollte Eyraud nicht publizieren. Die ersten Jahrgänge der Zeitung wurden nicht wie üblich im Buchdruck, sondern im Steindruck hergestellt, sie hatte einen Umfang von 4 Seiten und erschienen jeweils am Wochenende.
1820 richtete Eyraud neben der Druckerei eine öffentliche Bibliothek ein, eine Leihbibliothek mit anfangs ca. 1000, später bis zu 3000 Bänden.
Ab 1821 stellte er Landkarten, Kalender, Spiele, Stammbücher und Landschaftsbilder im Buchdruck her. Zum Vertrieb gründete er eine Verlagsbuchhandlung mit eigener Buchbinderei. Insbesondere heimatkundliche Schriften sowie Schul- und Sachbücher waren weitere wichtige Druckerzeugnisse Eyrauds. Das Neuhaldensleber Wochenblatt erschien ab 1824 im Buchdruck.
1836 eröffnete er eine Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung in Gardelegen.
Er leitete das Unternehmen bis 1844 und übergab das Geschäft in Neuhaldensleben sowie die Filialen in Gardelegen und Wolmirstedt an seinen Sohn Hermann Eyraud. Dieser übergab 1872 die Druckerei an seinen gleichnamigen Sohn, ab 1875 führte dessen Bruder Georg Eyraud das Unternehmen bis 1903 weiter.
1892 wurde das Sortiment an Max Richter in Dresden verkauft, die Buchhandlung wurde umbenannt in C. A. Eyraud's Buchhandlung (M. Richter), der Verlag nannte sich C. A Eyraud's Verlag. Kommission: F. Volckmar in Leipzig. 1903 endete das Familienunternehmen Eyrauds.
Werke und Produkte
Für einige Werke und Produkte aus Eyrauds Druckerei sind gemeinfreie Digitalisate verfügbar:
Kartenwerke
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a) Eyraud: Das Harz- und Thüringer-Waldgebirge im Jahre 1824
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b) Sachsen , 1845
a) [6]Das Harz- und Thüringer-Waldgebirge im Jahre 1824, Neuhaldensleben bey A.Eyraud], Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
b) [7]C.A.Eyraud, Steindruck, 1845, 1 Kt. : Grenzen kolor. (46 x 38 cm); Koordinaten E 9°58'00"-E 13°48'00"/N 53°02'00"-N 50°23'00"; Aus: Atlas von dem Preussischen Staate. - Maßstab in graph. Form (geographische Meilen). - Titel oben links. - Maßstab, Erkl. der Farben, Signaturen und Geognostische Notizen unten rechts. - Erkl. der Schrift oben rechts. - Geographisch-statistische Nachrichten unten links. - Mit 1 geographischen statistischen Übersicht der Provinz Sachsen an den Randleisten. - Relief: Schraffen
Weitere Produkte
- [8]Eyraud, Carl August (1837) Deutschland nach der neuesten Eintheilung Neuhaldensleben Carl August Eyraud's Kunstanstalt[9].
- [10]Der landräthliche Kreis Neuhaldensleben im Regierungsbezirke Magdeburg / Lithographirt beÿ A. Eÿraud, 1825
Stiche
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um 1820, Ansicht von Glüsig
Neuhaldensleber Wochenblatt
Das Neuhaldensleber Wochenblatt erschien erstmals 1819, wurde im Laufe der Zeit um Nachrichten aus angrenzenden Kreisen erweitert und ab 1903 zur Tageszeitung. Chronologie des Neuhaldensleber Wochenblatts[11]
1819 - 1837: Neuhaldensleber Wochenblatt[4]
1836 - 28.3.1837: Gardeleger Wochenblatt am 3.4.1837 vereinigt m. "Neuhaldensleber Wochenblatt" zu "Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben und Gardelegen"
03.04.1837: Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben und Gardelegen
02.10.1847: Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen und Wolmirstedt
02.04.1879: Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen, Wolmirstedt und den Amtsgerichtsbezirk Calvörde
10.05.1902: General-Anzeiger
01.03.1903: Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen, Wolmirstedt und den Amtsgerichtsbezirk Calvörde
29.11.1903: Wochenblatt UT: Tageszeitung und General-Anzeiger für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen, Wolmirstedt und den Amtsbezirk Calvörde
UT ab 06.09.1913: Tageszeitung für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen, Wolmirstedt und den Amtsbezirk Calvörde
02.05.1935: Wochenblatt Stadt- und Landbote
07.06.1942: Haldensleber Tageszeitung Vlg. in [Neu] Haldensleben
bis zum 03.04.1938 Ortsname: Neuhaldensleben
(06.11.1819 - 28.04.1943)
nach 1945: Haldensleben-Ausgaben der Volksstimme (Mitteldeutsches Verlags- und Druckhaus GmbH in Magdeburg)[12]
Literatur
- Sieglinde Bandoly, C. A. E.(1790–1872) – Lithograph und Begründer des “Neuhaldensleber Wochenblattes”, in: Js. der Museen des Ohrekreises 5, 1998, 39–54.[13]
Weblinks
- http://www.philatelisten-sachsen-anhalt.de/news-85.html Uwe Kraus: Eine Zeitung mit Löchern in den Marken
- https://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F08568%2Fdokumente_html_obj67094630&repid=1 Porträt Carl August Eyraud
- https://www.europeana.eu/de/item/08568/dokumente_html_obj67094630 Porträt Carl August Eyraud
Einzelnachweise
- ↑ https://d-nb.info/1137088508 Porträt Eyraud
- ↑ Sieglinde Bandoly: Biografie Eyraud. Magdeburger Biografisches Lexikon, 2007, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ Marita Bullmann: Eyraud gründete 1817 eigene Firma. Volksstimme, 17. Januar 2017, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ a b Neuhaldensleber Wochenblatt. Zeitschriften Datenbank, Titelinformationen, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ Die älteste Zeitung der Stadt. Volksstimme, 6. November 2019, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ https://opendata.uni-halle.de/bitstream/1981185920/40087/2/240246381.pdf Karte:Das Harz- und Thüringer-Waldgebirge
- ↑ https://ifl.wissensbank.com/cgi-bin/getfile/53616c7465645f5f54f307e5e3f4e09a2067bc7bd6b5d1e538eaba0325d1427e3dc82abc566cc5333f5cbf384ce473ac7215a278f0d6a7195d8d4be9b1c562de/HK521.jpg Karte: Die Provinz Sachsen
- ↑ https://bergbook.com/antique-maps/europe/germany/general-maps-of-germany/31014/eyraud-carl-august/deutschland-nach-der-neuesten-eintheilung-neuhaldensleben-carl-august-eyraud-apos-s-kunstanstalt%2E Deutschland-Karte
- ↑ https://bergbook.com/media/image/05/73/6f/31014.jpg Deutschland-Karte
- ↑ Der landräthliche Kreis Neuhaldensleben. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ Manfred Pankratz, Hans Bursian: Zeitungen in Sachsen-Anhalt: Ein Nachweis. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, 2008, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ Volksstimme. Mitteldeutsche Verlags- und Druckhaus GmbH, abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ Jahresschriften der Museen des Landkreises Börde. Museum Wolmirstedt, abgerufen am 4. April 2022.
Kategorie:Verleger Kategorie:Deutscher Kategorie:Geboren 1790 Kategorie:Gestorben 1872 Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Eyraud, Carl August |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lithograf, Drucker und Verleger |
GEBURTSDATUM | 1. Juni 1790 |
GEBURTSORT | Magdeburg |
STERBEDATUM | 15. Februar 1872 |
STERBEORT | Brotterode |