Das Oktoberfest in München (mundartlich auch: d' Wiesn) ist das größte Volksfest der Welt. Es findet seit 1810 auf der Theresienwiese im Westen Münchens statt. Jahr für Jahr wird das Fest von über sechs Millionen Menschen besucht. Für die Wiesn brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier (Wiesnbier) mit mehr Stammwürze und damit auch mit höherem Alkoholgehalt.


Geschichte
Das erste Oktoberfest
Das Oktoberfest hat verglichen mit den traditionellen Volks- und Schützenfesten anderer deutscher Regionen eine junge Geschichte. Es fand erstmals am 12. Oktober 1810 statt und entstammt einer romantischen Idee des bayerischen Königshauses: Zur öffentlichen Feier ihrer Hochzeit veranstalteten Kronprinz Ludwig (späterer König Ludwig I.) und die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen auf einer Wiese vor den Stadtmauern Münchens ein großes Pferderennen. Seitdem heißt das Gelände Theresienwiese oder mundartlich Wiesn. Die Hochzeit fand am 12. Oktober statt, das Pferderennen am 17. Oktober, deshalb werden unterschiedliche Termine für das erste Oktoberfest genannt.
Die Idee zum Fest wurde von den Olympischen Spielen der Antike inspiriert. Kronprinz Ludwig war für seine philhellenischen Tendenzen bekannt. Deshalb machte einer seiner Untertanen den Vorschlag, das Fest im Stil der antiken Spiele auszutragen. So hatte das Oktoberfest in den Anfangsjahren einen sehr sportlichen Charakter. Neben Pferderennen fanden auch Laufwettbewerbe und andere Wettkämpfe statt. Das Münchner Oktoberfest gilt somit als Vorläufer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Pierre de Coubertin entwickelte diese Idee weiter und begründete das IOC. Aus einem Volksfest wurde eine sportliche Großveranstaltung, deren Teilnahme bis in unsere Zeit als der Höhepunkt einer Sportler-Karriere angesehen wird.
Siehe auch: Olympien
Entwicklung zum Volksfest
19. Jahrhundert
Schon im Jahr 1813 musste die Wiesn wieder abgesagt werden, da Bayern in die napoleonischen Kriege verwickelt war. 1816 wurde das Fest vergrößert und es kamen die ersten Losstände hinzu. Hauptpreise waren Silber, Porzellan, Schmuck oder ein Bildnis des Königs. 1819 übernahmen die Münchener Stadtväter die Festleitung. Sie beschlossen, dass das Oktoberfest jedes Jahr und ohne Ausnahme gefeiert werden sollte. Später wurde das Fest verlängert und zeitlich vorverlegt. Grund dafür ist die in Oberbayern häufig eintretende Schönwetterphase im September, während es im Oktober schon ziemlich kalt werden kann. Das letzte Oktoberfest-Wochenende liegt aber auch heute noch im Oktober.
Seit 1850 bewacht die Statue der Bavaria die Wiesn. Diese weltliche Patronin Bayerns wurde von Leo von Klenze zunächst im klassizistischen Stil entworfen. Der eher der Romantik zugeneigte Ludwig Michael Schwanthaler überarbeitete Klenzes Entwurf und „germanisierte“ das Standbild. Gegossen wurde die Monumentalstatue von Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand von Miller. 1853 wurde die Ruhmeshalle zu Füßen der Bavaria fertiggestellt.
1854 erlagen 3.000 Münchner einer Cholera-Epidemie und das Fest fiel aus. Auch im Jahr 1866 gab es kein Oktoberfest, da Bayern im Preußisch-Österreichischen Krieg kämpfte. 1870 war der Deutsch-Französische Krieg der Grund für die Absage des Festes und auch 1873 wurde das Oktoberfest abgesagt, da die Cholera wieder ausgebrochen war.
Ab dem Jahr 1880 genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf und 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte und 1892 wurde das Bier erstmals in Glaskrügen ausgeschenkt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand dann ein Umbruch statt. Bis dahin gab es in den Bierbuden Kegelbahnen, Kletterbäume und große Tanzflächen, doch diese Attraktionen verschwanden nach und nach. Man wollte mehr Platz für die Gäste und Musikkapellen gewinnen und aus den Buden wurden Bierhallen.
20. Jahrhundert
Im Jahr 1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag und es wurden 12.000 Hektoliter Bier ausgeschenkt. 1913 fanden im Bräurosl, dem größten Wiesn-Bierzelt der damaligen Zeit, bereits 12.000 Gäste Platz. Heute ist die Hofbräu-Festhalle mit 10.000 Plätzen das größte Bierzelt auf der Wiesn.
Von 1914 bis 1918 fiel das Oktoberfest auf Grund des Ersten Weltkriegs aus. Nach dem Krieg 1919/1920 wurde nur ein „Herbstfest“ veranstaltet und 1923/1924 zwang die Inflation zur Absage des Oktoberfestes.
Ab 1933 wurden die bayerischen weiß-blauen Fahnen auf dem Oktoberfest durch eine einheitliche Hakenkreuzbeflaggung ersetzt. Von 1939 bis 1945 fand wegen des Zweiten Weltkriegs kein Oktoberfest statt. In den Nachkriegsjahren 1946 bis 1948 feierten die Münchner wieder ein „Herbstfest“. Der Ausschank von richtigem Wiesn-Bier war nicht gestattet. Die Besucher mussten mit Dünnbier vorlieb nehmen. Seit Bestehen der Wiesn war das Fest aufgrund von Seuchen, Krieg und sonstigen Notzeiten damit schon 24 Mal ausgefallen.
Von 1950 an gab es das Oktoberfest ohne Unterbrechung und mit traditionellem Festbeginn: Zwölf Böllerschüsse und der Anstich des ersten Fasses Wiesnbier um 12 Uhr durch den jeweils amtierenden Münchener Oberbürgermeister eröffnen seitdem jedes Jahr das Fest. Der damalige Oberbürgermeister war Thomas Wimmer.
Ab 1960 entwickelte sich die Wiesn langsam zu einem weltberühmten Volksfest. Die ersten Japaner, Amerikaner und Neuseeländer reisten zum Oktoberfest an. Im Ausland entwickelte sich zunehmend das Bild des typisch aussehenden Deutschen mit Lederhose und Trachtenhut oder den Mädchen im Dirndl.
Am 26. September 1980 explodierte am Haupteingang des Oktoberfestes eine Bombe. Dreizehn Menschen fanden dabei den Tod, über 200 wurden verletzt, 68 davon schwer. Das Oktoberfestattentat gilt als eines der schwersten Attentate in der deutschen Geschichte.
Das Oktoberfest heute
Ein zunehmendes Problem der letzten Jahre ist der übermäßige Alkoholgenuss der Wiesnbesucher. Zahlreiche Bierleichen müssen von Sanitätern in das Servicezentrum zum Bayerischen Roten Kreuz gebracht werden. Dort werden alkoholisierte, verletzte oder erkrankte Patienten behandelt und beobachtet.
Um das Oktoberfest und insbesondere die Bierzelte auch für Familien und ältere Besucher wieder zugänglicher zu machen, wurde 2005 das Konzept der Ruhigen Wiesn entwickelt. Die Zeltbetreiber sind verpflichtet, bis 18 Uhr nur „ruhige“ Musik und traditionelle Blasmusik zu spielen. Erst danach werden Schlager- und Poptitel angespielt, die in den vergangenen Jahren zu sehr aufgeheiztem und zu größerem Aggressionsverhalten führten. Des Weiteren wird die Musiklautstärke am Nachmittag auf 85 dB begrenzt.
Mit diesen Maßnahmen gelang es den verantwortlichen Organisatoren des Oktoberfests, der aufkommenden Ballermann-Mentalität Einhalt zu gebieten und die traditionelle Atmosphäre zu bewahren.
Der traditionelle Rahmen
Einzug der Wiesnwirte
1887 fand erstmals der Einzug der Wiesnwirte und Kellnerinnen statt. Begleitet werden sie von den Musikkapellen der Festzelte und den prachtvoll geschmückten Pferdegespannen der Brauereien. Die farbenfrohen Brauwagen werden von bis zu sechs schweren Brauereipferden gezogen. Der Umzug trifft am ersten Wiesn-Samstag gegen 12 Uhr auf der Theresienwiese ein und ist der Auftakt des Oktoberfestes.
Anstich
Nach dem Einzug der Wiesnwirte sticht um Punkt 12 Uhr der Oberbürgermeister der Stadt (aktuell Christian Ude) im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass, den Hirsch, der Spatenbrauerei an. Mit diesem Anstich und dem Ruf „Ozapft is!“ (Es ist angezapft!) wird das Oktoberfest offiziell eröffnet. Erst nach dem Ozapft is! werden auch in den anderen Festzelten die ersten Fässer angezapft und Bier an die Wiesnbesucher ausgeschenkt. Seit 2006 sind vor dem Anstich zumindest alkoholfreie Getränke erhältlich. Jedes Jahr wartet man mit Spannung darauf, wie viele Schläge der Bürgermeister tätigt, bis das erste Bier fließt. Viele schließen sogar Wetten ab. Die beste Leistung liegt bei zwei Schlägen (Ude 2005), es waren aber auch schon 19 Schläge erforderlich (1950).
Trachtenumzug
Zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. von Bayern und Therese von Bayern fand 1835 erstmals ein Trachtenumzug statt. Seit 1950 wird dieser jährlich durchgeführt. Er ist mittlerweile einer der Höhepunkte des Oktoberfests und einer der weltgrößten Umzüge dieser Art. Am ersten Wiesn-Sonntag ziehen knapp 9000 Teilnehmer in prachtvoller, historischer Festtagstracht vom Maximilianeum aus auf einer sieben Kilometer langen Strecke durch die Münchner Innenstadt zur Wiesn. Der Umzug wird vom Münchner Kindl angeführt. Es folgen Trachtenvereine und Schützenvereine, Musikkapellen, Spielmannszüge, farbenprächtige Fahnenschwinger und an die vierzig Kutschen mit festlich geschmückten Pferdegespannen. Die Vereine und Gruppen kommen größtenteils aus Bayern, aber auch aus anderen deutschen Bundesländern, aus Österreich, aus der Schweiz und Norditalien, aus Polen und sogar aus Norwegen. Die Honoratioren der Stadt München und des Freistaates Bayern begleiten den Trachtenumzug in eigenen Kutschen.
Daten und Fakten
Größe
Das Oktoberfest wird gerne als größtes Volksfest der Welt bezeichnet. Jahr für Jahr kommen inzwischen über sechs Millionen Besucher auf die 42 Hektar große Theresienwiese. 70 Prozent der Besucher stammen aus Bayern. Zahlreiche Besucher sind Touristen aus aller Welt, insbesondere aus Italien, aus den USA, aus Japan und sogar aus Australien.
Termine / Öffnungszeiten
Aufgrund des oft kühlen Wetters im Oktober beginnt das Oktoberfest seit 1872 schon im September. Eröffnet wird stets an einem Samstag, Ende des Festes ist traditionell der erste Sonntag im Oktober. Seit 2000 gilt folgende Regel: Fällt der erste Oktobersonntag auf den 1. oder 2. Oktober, wird das Fest bis zum 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) verlängert. So dauert das Fest in der Regel 16 bis 18 Tage.
Oktoberfesttermine 2000 bis 2015:
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*) Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest
Die Festzelte öffnen am ersten Wiesn-Samstag bereits um 9 Uhr, Bier wird allerdings erst ab 12 Uhr nach dem ersten Anstich ausgeschenkt. In den folgenden zwei Wochen sind die Zelte von Montag bis Donnerstag von 10 Uhr bis 23.30 Uhr, am Freitag von 10 Uhr bis 24 Uhr, am Samstag von 9 Uhr bis 24 Uhr und am Sonntag von 9 Uhr bis 23.30 Uhr geöffnet. Die Schausteller und Fahrgeschäfte öffnen täglich von 10 Uhr bis 23.30 Uhr, freitags und samstags bis 24.00 Uhr. An den beiden Wiesn-Dienstagen findet der Familientag statt, das heißt, es gibt von 12 bis 18 Uhr ermäßigte Fahr-, Eintritts- und Verkaufspreise für Familien.
Die Wiesn in Zahlen
- 12.000 Personen arbeiten auf dem Oktoberfest, davon 1.600 Kellnerinnen
- Sitzplätze für 100.000 Personen stehen zur Verfügung
- Die sechs zugelassenen Brauereien (Spaten-Franziskaner-Bräu, Augustiner, Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu) haben 2005 6,0 (2004 5,5) Millionen Maß Bier verkauft.
Die Festzelte
Zu den 14 großen und 15 kleineren Bierzelten sind in dem Artikel Festzelte auf dem Oktoberfest nähere Informationen zu finden.
Überfüllung der Zelte
Im Unterschied zu anderen Volksfesten ist es auf dem Oktoberfest häufig nicht möglich, ein Festzelt kurzzeitig zu verlassen. Da die Zelte auch unter der Woche oft schon am Vormittag überfüllt sind, ist in der Regel ein Wiedereinlass nicht mehr möglich. Für die Planung empfiehlt sich ein Blick auf das Wiesnbarometer auf der Homepage der Stadt München, das die jeweilige Auslastung der Zelte prognostiziert.
Maßkrüge und Diebstähle
Die in den Festzelten verwendeten Maßkrüge sind heute nicht mehr aus Ton, sondern aus Glas, um Schankbetrug zu vermeiden. Sie sind Eigentum der jeweiligen Brauereien und die Mitnahme wird als Diebstahl verfolgt und angezeigt. Besonders in den 80er und 90er Jahren nahmen die Maßkrugdiebstähle so stark zu, dass heute das Festzeltsicherheitspersonal angewiesen ist, an den Zeltausgängen nach Dieben Ausschau zu halten. Maßkrüge, die offiziell als Souvenir gekauft werden, sind zur einfacheren Unterscheidung mit einer farbigen Plakette markiert.
Der Wiesn-Hit
Seit einigen Jahren wird das Lied, das in den Bierzelten am häufigsten gespielt und mitgesungen wird, von der Boulevardpresse zum sogenannten Wiesn-Hit erklärt. Als Wiesn-Hit des Jahres 2006 kristallisiert sich die WM-Hymne der Germeringer Band Sportfreunde Stiller 54, 74, 90, 2010 heraus. Da vielen Wiesnbesuchern die Liedtexte oder deren Aussprache nicht geläufig sind, soll eine Wiesn-Singfibel für Abhilfe sorgen.
Attraktionen
Neben den Bierzelten gibt es auf dem Oktoberfest an die 200 Schaustellerbetriebe, davon sind knapp 80 Fahrgeschäfte. Die große Mehrzahl ist bereits seit dem 19. Jahrhundert auf der Wiesn vertreten. Zu diesen beliebten, nostalgischen Attraktionen kommen jedes Jahr neue Fahrbetriebe, die auf dem Stand modernster Technik für Nervenkitzel sorgen.
Nostalgische Betriebe
Riesenrad
Das Riesenrad wurde erstmals im Jahr 1880 aufgestellt und hatte zu diesem Zeitpunkt eine Höhe von 12 Metern. Heute zählt es mit einer Höhe von 50 Metern zu den bekanntesten Attraktionen und bietet Fahrgästen einen sehenswerten Blick über die Festwiese.
Krinoline
Die Krinoline ist ein traditionelles Rundkarussell, das seit 1924 auf dem Oktoberfest steht. Die runde Form und die schwankende Bewegung erinnern an eine Krinoline. Bis 1938 wurde das Karussell mit Muskelkraft bewegt, seither per Elektroantrieb. Bis heute wird die Musik live von einer Blaskapelle gespielt.
Toboggan
Der Toboggan ist eine Turmrutschbahn, die es seit 1933 auf dem Oktoberfest gibt. Das Wort Toboggan entstammt der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten. Mittels eines schnell laufenden Förderbandes werden die Fahrgäste auf etwa acht Meter Höhe transportiert. Von dort steigt man auf Treppen zur Turmspitze und rutscht dann mit hoher Geschwindigkeit in einer sich um den Turm windenden Holzrinne wieder nach unten. Die eigentliche Attraktion für die Zuschauer sind die Versuche der Fahrgäste, das Förderband zu betreten. Bei diesem bewegt sich, anders als bei einer Rolltreppe, der Handlauf nicht mit und wer sich am Handlauf festhält, dem zieht es unweigerlich die Füße weg.
Kettenkarussell
Das Kettenkarussell „Münchner Wellenflug“ war das älteste Fahrgeschäft auf dem Oktoberfest. Es wurde 1919 gebaut, besaß ein eigenes Orgelspiel und konnte die Fahrgäste sowohl vorwärts als auch rückwärts drehen. 2003 wurde es zum letzten Mal auf der Wiesn eingesetzt und anschließend nach Nürnberg verkauft, wo es unter dem Namen „Nürnberger Wellenflug“ weiter in Betrieb ist. Seit 2004 gibt es auf der Wiesn ein neues Kettenkarussell namens „Wellenflug Circuswelt“, das ebenfalls den Betrieb in beide Richtungen zulässt und Platz für 80 Personen bietet.
Feldls Teufelsrad
Das Teufelsrad kam 1908 auf. Es handelt sich um eine liegende, drehbare Holzscheibe mit etwa fünf Metern Durchmesser. Die Besucher werden aufgefordert, sich darauf zu setzen oder zu legen und sich bei ständig steigender Drehzahl so lange wie möglich auf dieser Scheibe zu halten. Mitarbeiter des Fahrgeschäfts versuchen mit Hilfe eines Strohsacks, die Teilnehmer „herunterzukegeln“ oder sie mit einem Lasso herunterzuziehen. Ein Rekommandeur, der die Vorgänge mit derbem bayerischen Humor kommentiert, macht das Teufelsrad zu einem besonderen Vergnügen für die Zuschauer.
Schichtl
„Der Schichtl“ ist seit 1869 fester Bestandteil des Oktoberfestes. In kurzen Vorstellungen werden Zaubereien und Kuriositäten präsentiert. Berühmt wurde der Schichtl durch die „Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine“, die bis heute aufgeführt wird und der Spruch „Auf geht's beim Schichtl“ ist zumindest im Münchner Raum noch immer eine gängige Redensart.
Flohzirkus
Eine Attraktion, die es auf anderen Volksfesten nicht gibt, ist der Flohzirkus. Er ist seit 1948 auf der Wiesn und eine Mannschaft von etwa 60 Flöhen begeistert vor allem die Kinder.
Pitt's Todeswand
Pitt's Todeswand besteht aus einem großen, hölzernen Zylinder von etwa acht Metern Durchmesser und acht Metern Höhe. An seiner Innenwand rasen Motorradfahrer nur durch die Fliehkraft gehalten bis dicht an die Oberkante, an der die Zuschauer stehen, und vollführen allerlei akrobatische Übungen. Da moderne Motorräder dafür ungeeignet sind, werden immer noch Maschinen aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts benutzt. Das Unternehmen ist seit 1932 auf dem Oktoberfest.
Moderne Fahrgeschäfte
Zu den modernsten Fahrgeschäften zählen der Olympia Looping – die größte mobile Achterbahn der Welt mit fünf Loopings – und der Euro-Star, bei dem die Wagen an den Schienen hängen und die Füße der Fahrgäste frei in der Luft baumeln.
Weitere Informationen
Sicherheit auf der Wiesn
Die Fahrgeschäfte des Oktoberfestes werden im Vorfeld intensiv geprüft. Technische Unfälle waren in der langen Geschichte des Oktoberfestes selten. Die Aufgabe der technischen Prüfung übernimmt traditionell die Abteilung „Seilbahnen und fliegende Bauten“ des heutigen TÜV Süd.
Am 30. September 1996 gab es jedoch 26 Verletzte bei einem Auffahrunfall der Euro-Star-Achterbahn. Damals fuhr ein Zug der Achterbahn auf einen anderen Zug auf, der wegen eines Defektes anhielt. Dies hätte rein technisch eigentlich nicht passieren können, da in einem Block der Bahn jeweils nur ein Zug unterwegs sein darf. Ursache war der unbemerkt gebliebene Verschleiß der Sicherheitsbremse des auffahrenden Zuges. Die Münchner Staatsanwaltschaft leitete damals ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen einen Ingenieur des TÜV München ein, das aber eingestellt wurde.[1]
Rund um die Wiesn ereignen sich auch allerlei Vergehen und Verbrechen, von alltäglichen kleinen Gaunereien bis hin zu Massenschlägereien und Totschlag oder Vergewaltigungen. 2003 startete die Aktion Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen, durch die es nach Angaben der Polizei gelang, die Zahl der sexuellen Übergriffe erheblich zu senken.
Sanitäts- und Rettungsdienst
2004 wurde ein neues Gebäude im Behördenhof des Oktoberfestes eingerichtet, in dem die Polizei, die Berufsfeuerwehr München und das Bayerische Rote Kreuz stationiert sind. Das Bayerische Rote Kreuz ist seit Jahrzehnten für den Sanitätsdienst auf der Wiesn zuständig und alljährlich wird eine eigene Polizeiinspektion aufgestellt, die unter der Notrufnummer 5003220 zu erreichen ist. Seit 2005 sind auf Grund der zahlreichen italienischen Touristen auch Polizeibeamte der italienischen Polizei aus Bozen vor Ort.
Um in dem Gedränge einigermaßen zügig voranzukommen, hat sich der Einsatz von Schiebetragen mit Sichtschutzplanen bewährt (Spitzname: „Banane“ bzw. „gelber Sarg“). Die Sanitäter kommen relativ selten wegen betrunkener Personen zum Einsatz, sondern viel häufiger wegen „normaler“ medizinischer Notfälle. Im Behördenhof stehen ein Notarzteinsatzfahrzeug und eine vollausgestattete Krankenstation mit einem kleinen OP-Raum zur Verfügung.
Energieversorgung
43 Kilometer Kabel versorgen die Wiesn über 18, zum Teil unterirdische Trafostationen mit Energie. Der Stromverbrauch des Oktoberfests beträgt ca. 2,9 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht in etwa 13 % des täglichen Strombedarfs in München. Ein großes Festzelt benötigt durchschnittlich eine Leistung von 400 Kilowatt, größere Fahrgeschäfte 300 Kilowatt. Zur Versorgung der Zelte mit Erdgas wurde ein vier Kilometer langes Netz aus Gasleitungen verlegt. Der Gasverbrauch beläuft sich auf 180.000 Kubikmeter für den Küchenbetrieb und 20.000 Kubikmeter zum Beheizen der Biergärten.
Für die Besucher des Oktoberfestes wäre selbst ein kurzzeitiger Stromausfall lebensgefährlich, da eine Massenpanik zu befürchten wäre. Deshalb ist die gesamte Stromversorgung zweifach angelegt und separat gespeist, so dass sogar die Lampen der einzelnen Festzelte von zwei verschiedenen Trafostationen versorgt werden.
Verkehrssituation
Die Münchner Verkehrsgesellschaft befördert nach eigenen Angaben bis zu 3,8 Millionen Fahrgäste von und zur Festwiese. Vor allem in den Abendstunden sind in U- und S-Bahnen zahlreiche Wiesnbesucher unterwegs. Der U-Bahnhof Theresienwiese wird in Stoßzeiten im 2-Minuten-Takt angefahren und muss nachts nach Schließung der Bierzelte gelegentlich wegen Überfüllung geschlossen werden. Um den reibungslosen Betrieb und die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten, setzen die MVG und die Deutsche Bahn verstärkt Sicherheitspersonal ein.
Auch im Straßenverkehr ist mit größeren Beeinträchtigungen zu rechnen. Da zahlreiche Wiesnbesucher den Heimweg trotz Alkoholkonsums mit dem eigenen Auto antreten, werden von der Bayerischen Polizei in den Abendstunden groß angelegte Alkoholkontrollen durchgeführt. Autobahnen im Münchner Umland werden dazu bis auf eine Spur gesperrt, wodurch es zu Rückstaus kommen kann.
Besonders zum mittleren Wiesn-Wochenende reisen seit einigen Jahren viele Italiener mit Wohnwägen an. Dieses Italienerwochenende veranlasste die Stadtverwaltung dazu, in weiten Teilen der Stadt ein Campingverbot zu verhängen und gesonderte Pärkplätze außerhalb der Stadt, jedoch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs einzurichten. Große Flächen stehen beispielsweise nahe der Allianz Arena zur Verfügung. Trotzdem ist die Parkplatzsituation nahe der Festwiese angespannt und es wird rigoros abgeschleppt.
Das Kreisverwaltungsreferat führt im näheren Umkreis der Theresienwiese verstärkt Kontrollen der Taxifahrer durch, da während der Wiesnzeit die Zahl der Fahrer ohne Lizenz drastisch ansteigt.
Post und Telekommunikation
Briefe, die in die auf dem Oktoberfest aufgestellten Briefkästen gesteckt werden, werden mit einem Sonderstempel der Post versehen. Sie sind begehrte Sammlerobjekte. Um für genügend Kapazität der Mobilfunknetze zu sorgen, werden jedes Jahr etliche mobile Sendemasten auf dem Wiesngelände und 2005 zum ersten Mal auch in einem Festzelt aufgestellt.
Müll und Toiletten
Jährlich fallen etwa 700 Tonnen Restmüll an. Jeden Morgen schaffen viele Helfer Berge von Müll weg und spritzen die Wege sauber. Die Reinigung bezahlt zu einem Teil die Stadt München und zum anderen Teil die Sponsoren.
In den Toilettenanlagen stehen rund 1.800 Sitz- und Stehplätze zur Verfügung, dennoch ist die Situation oft prekär. Trotz der Verhängung von Bußgeldern wird die Notdurft oft im Freien verrichtet („Wildbieseln“) und selbst in den Zelten kommt es gelegentlich vor, dass Besucher nicht die permanent überfüllten Toiletten aufsuchen, sondern unter die Bierzeltgarnituren urinieren. Nachdem im Jahr 2004 die Warteschlangen vor den Toilettenanlagen so lang wurden, dass die Polizei den Zugang regeln musste, entschied der Stadtrat für das Jahr 2005, die Zahl der Toiletten um 20% zu erhöhen.
Viele Wiesengäste suchen das „stille Örtchen“ auch auf, um die hier herrschende „Ruhe“ im Gegensatz zum Lärm im Freien und in den Zelten zum Telefonieren zu nutzen. Aus diesem Grund planten die Sanitärbetreiber im Jahr 2005, einen Faradayschen Käfig um die Toiletten zu installieren, in den keine elektromagnetischen Wellen eintreten können. Dadurch ist das Telefonieren mit einem Mobiltelefon nicht mehr möglich. Allerdings sind derartige Konstruktionen in Deutschland nicht zugelassen und man musste sich mit dem Aufstellen von Verbotsschildern begnügen.
Ähnliche Volksfeste
Die meisten Volksfeste in Deutschland ähneln mehr oder minder dem Oktoberfest. Nach dem Vorbild der Wiesn entstanden solche Veranstaltungen auch in anderen Ländern. So findet zum Beispiel in der Schweiz ein Oktoberfest in Zürich statt und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Sogar in den USA gibt es zahlreiche Orte, die ein Oktoberfest ausrichten, zum Beispiel das Little Oktoberfest in Milwaukee, auf dem deutsche Blasmusik gespielt wird und es Sauerkraut-Burger zu kaufen gibt. In Brasilien gibt es ein Oktoberfest in Blumenau (im südlichen Bundesstaat Santa Catarina) mit ca. 800.000 Besuchern. Es ist eines der größten und bekanntesten Feste dieser Art, da es sich sehr am Münchner Original orientiert. Das größte Oktoberfest nach dem in München ist das jährlich stattfindende Oktoberfest in Kitchener (Ontario, Kanada).
Oktoberfeste in Deutschland
- Eisleber Wiesenmarkt in Eisleben
- Cannstatter Volksfest in Stuttgart
- Lullusfest in Bad Hersfeld
- Mühlhäuser Kirmes in Mühlhausen
- Oktoberfest Hannover
Unter den Begriffen Volksfest und Volksfeste in Deutschland sind weitere Feste und nähere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen zu finden.
Trivia
- Traditionell ist im Armbrustschützenzelt jede Box nach einem Wildtier benannt. Für die Box N gibt es immer noch keinen Namen. Wer dem Wirt einen passenden nennt, bekommt eine Frei-Maß.
- Nur 1,5 Sekunden im Schnitt benötigen geübte Schankkellner zum Füllen eines Maßkrugs.
- Einem „besonders geschickten“ Schankkellner gelang es, aus einem 200-Liter-Fass 289 Maß Bier einzuschenken. Dass solche Rekorde die Ausnahme bleiben, dafür sorgt der Verein gegen betrügerisches Einschenken. Er wacht darüber, dass die Differenz zwischen einer Maß und einem Liter höchstens 0,1 Liter beträgt.
- 1911 oder 1912 soll bei einer großen Massenschlägerei sogar der Toboggan umgestürzt sein.
- 1973 war es bereits im September so kalt, dass der Einzug der Wirte auf der Theresienwiese bei Schneegestöber stattfand.
- Der wohl berühmteste Hilfsarbeiter beim Aufbau der Wiesn war Albert Einstein: Als Lehrling einer Elektrofirma drehte er im Schottenhamel-Festzelt Glühlampen ein.
- Das größte Blaskonzert der Welt findet jedes Jahr am zweiten Wiesnsonntag statt. Die etwa 300 Musiker der Kapellen aller Festzelte spielen vor der Bavaria auf.
Literatur
- Maria von Welser, Münchner Oktoberfest, Bummel-Verlag, München 1982, ISBN 388781004X
- 175 [Hundertfünfundsiebzig] Jahre Oktoberfest: 1810–1985, herausgegeben von der Landeshauptstadt München, zusammengestellt von Richard Bauer u. Fritz Fenzl, Bruckmann-Verlag, München 1985, ISBN 3-7654-2027-1
- Reiner Stolte, Die Geschichte vom Münchner Oktoberfest – The History of the Munich Oktoberfest, Comic, Herbert-Utz-Verlag, München 2004, ISBN 3-8316-1168-8
- Brigitte Veiz, Das Oktoberfest, Masse, Rausch und Ritual, Imago-Verlag 2006, ISBN 3898064840
Weblinks
- Oktoberfest.de Die Website zur Wiesn
- muenchen.de Offizielle Webseite der Stadt München
- oktoberfestplaner.de Website mit tagesaktuellen Neuigkeiten
- www.oktoberfest2006.de Webseite mit aktuellen Informationen
- www.wiesn24.de Neuigkeiten, Berichte, Übersichten und Bilder
- oktoberfest-tv.de Infos, Webcams, Bildergalerie, Video-Archiv
- Oktoberfest bei BR-ONLINE Infos, Reportagen, Bilder, News und Webcams
- brk-oktoberfest.de Offizielle Seite des Bayerischen Roten Kreuzes
- www.sicherewiesn.de Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen"
- Oktoberfest im München Wiki Artikel in der Münchner Wikipedia
- LiveCam Theresienhoehe Live-Webcam , Webcam-Archiv , Wiesn-Aufbau 2006.
Einzelnachweise
- ↑ Presseerklärung der Staatsanwaltschaft München I: Langwierige Ermittlungen wegen Eurostar-Unfall auf dem Oktoberfest 1996 abgeschlossen, 19. Januar 2000