Dieter Wellershoff (* 3. November 1925 in Neuss) ist ein deutscher Schriftsteller.
Dieter Wellershoff wuchs in Grevenbroich auf. Er wurde 1943 zum Arbeitsdienst eingezogen und nahm ab 1943 als Soldat am Zweiten Weltkrieg. 1944 wurde er in Litauen verwundet und geriet 1945 in Gefangenschaft. Nach Kriegsende holte er sein Abitur nach und studierte ab 1947 an der Universität Bonn Germanistik, Kunstgeschichte und Psychologie. 1952 promovierte er über Gottfried Benn. Von 1952 bis 1955 arbeitete als Redakteur bei der "Deutschen Studentenzeitung", danach als freier Autor und ab 1959 im Lektorat des Verlages Kiepenheuer & Witsch in Köln. Seit 1981 lebt er als freier Schriftsteller in Köln. Wellershoff nahm ab 1960 an Tagungen der Gruppe 47 teil. 1965 initiierte er einen "neuen Realismus"; die daraus hervorgegangene lockere Gruppierung wurde unter dem Namen "Kölner Schule" bekannt.
Wellershoff erhielt zahlreiche Berufungen als Lektor, Gastdozent und Writer-in-Residence an in- und ausländische Hochschulen. Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und derLiteratur in Mainz und des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde u.a.1960 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet, 1988 mit dem Heinrich-Böll-Preis, sowie 2001 mit dem Joseph-Breitbach-Preis (gemeinsam mit Ingo Schulze und Thomas Hürlimann). 1989 verlieh ihm die nordrhein-westfälische Landesregierung den Professorentitel, 1995 das Verdienstkreuz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Wellershoff ist ein bedeutender deutschsprachiger Essayist der Gegenwart, der sich vor allem immer wieder literaturtheoretischen Themen gewidmet hat. Daneben umfasst sein Werk Romane, Erzählungen, Drehbücher und Hörspiele.
Werke
- Gottfried Benn, Phänotyp dieser Stunde, Köln [u.a.] 1958
- Am ungenauen Ort, Wiesbaden 1960
- Anni Nabels Boxschau, Köln [u.a.] 1962
- Der Gleichgültige, Köln [u.a.] 1963
- Bau einer Laube, Neuwied [u.a.] 1965
- Ein schöner Tag, Köln [u.a.] 1966
- Die Bittgänger. Die Schatten, Stuttgart 1968
- Fiktion und Praxis, Mainz 1969
- Literatur und Veränderung, Köln [u.a.] 1969
- Die Schattengrenze, Köln [u.a.] 1969
- Das Schreien der Katze im Sack, Köln [u.a.] 1970
- Einladung an alle, Köln 1972
- Literatur und Lustprinzip, Köln 1973
- Doppelt belichtetes Seestück und andere Texte, Köln 1974
- Die Auflösung des Kunstbegriffs, Frankfurt am Main 1976
- Die Schönheit des Schimpansen, Köln 1977
- Glücksucher, Köln 1979
- Die Sirene, Köln 1980
- Das Verschwinden im Bild, Köln 1980
- Die Wahrheit der Literatur, München 1980
- Fluchtgedanken, München [u.a.] 1983 (mit André Gelpke)
- Der Sieger nimmt alles, Köln 1983
- Die Arbeit des Lebens, Köln 1985
- Das Geschichtliche und das Private, Stuttgart 1986
- Die Körper und die Träume, Köln 1986
- Flüchtige Bekanntschaften, Köln 1987
- Wahrnehmung und Phantasie, Köln 1987
- Franz Kafka, Paderborn 1988
- Der Roman und die Erfahrbarkeit der Welt, Köln 1988
- Pan und die Engel, Köln 1990
- Blick auf einen fernen Berg, Köln 1991
- Double, Alter ego und Schatten-Ich, Graz [u.a.] 1991
- Das geordnete Chaos, Köln 1992
- Im Lande des Alligatoren, Graz [u.a.] 1992
- Inselleben: zum Beispiel Juist, Weilerswist 1993 (mit Stephan Geiger)
- Tanz in Schwarz, Weilerswist 1993
- Zwischenreich, Weilerswist 1993
- Der Ernstfall, Köln 1995
- Zikadengeschrei, Köln 1995
- Das Schimmern der Schlangenhaut, Frankfurt am Main 1996
- Werke, Köln
- Bd. 1. Romane, 1996
- Bd. 2. Romane, Novellen, Erzählungen, 1996
- Bd. 3. Autobiographische Schriften, 1996
- Bd. 4. Essays, Aufsätze, Marginalien, 1997
- Bd. 5. Vorlesungen und Gespräche, 1997
- Bd. 6. Hörspiele, Drehbücher, Gedichte, 1997
- Das Kainsmal des Krieges, Weilerswist 1998
- Die Entstehung eines Romans, Stuttgart 2000
- Der Liebeswunsch, Köln 2000
- Der verstörte Eros, Köln 2001
Herausgeberschaft
- Gottfried Benn: Gesammelte Werke, Wiesbaden
- Bd. 1. Essays, Reden, Vorträge, 1959
- Bd. 2. Prosa und Szenen, 1958
- Bd. 3. Gedichte, 1960
- Bd. 4. Autobiographische und vermischte Schriften, 1961
- Ein Tag in der Stadt, Köln [u.a.] 1962
- Wochenende, Köln [u.a.] 1967
- Etwas geht zu Ende, Köln 1979
Literatur
- R. Hinton Thomas (Hrsg.): Der Schriftsteller Dieter Wellershoff, Köln 1975
- Eike H. Vollmuth: Dieter Wellershoff, Romanproduktion und anthropologische Literaturtheorie, München 1979
- Hans Helmreich: Dieter Wellershoff, München 1982
- Dieter Wellershof, München 1985
- Ulrich Tschierske: Das Glück, der Tod und der "Augenblick", Tübingen 1990
- Joachim Jaeger: Realismus und Anthropologie, Frankfurt am Main [u.a.] 1990
- Jan Sass: Der magische Moment, Tübingen 1990
- Manfred Durzak (Hrsg.): Dieter Wellershoff, Köln 1990
- Torsten Bügner: Lebenssimulationen, Wiesbaden 1993
- Mechthild Borries (Hrsg.): Dieter Wellershoff, München 1994
- Bernd Happekotte: Dieter Wellershoff - rezipiert und isoliert, Frankfurt am Main 1995
- Carl Paschek (Hrsg.):Dieter Wellershoff, Frankfurt am Main 1996
- Klaus Torsy: Unser täglicher Wahnsinn, Marburg 1999
- Werner Jung: Im Dunkel des gelebten Augenblicks, Berlin 2000