Gladiator (Film)

Film von Ridley Scott (2000)
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Film
Titel Gladiator
Produktionsland UK, USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 2000
Länge 155 Minuten
Stab
Regie Ridley Scott
Drehbuch David Franzoni,
John Logan,
William Nicholson
Produktion David Franzoni,
Branko Lustig,
Douglas Wick
Musik Lisa Gerrard,
Hans Zimmer
Kamera John Mathieson
Schnitt Pietro Scalia
Besetzung

Gladiator ist ein Oscar-prämierter Film aus dem Jahr 2000. Er wurde von Ridley Scott gedreht und spielte weltweit ca. 400 Millionen US-Dollar ein. Allein in Deutschland haben ihn bis Anfang 2001 rund 3,4 Millionen Menschen im Kino gesehen. Demnächst soll eine Fortsetzung (engl. „Sequel") folgen, an dem neben Scott auch wieder Russel Crowe beteiligt sein wird.

Handlung

Im Mittelpunkt des Filmes steht der erfolgreiche und beliebte römische Feldherr Maximus (lateinisch der Größte) zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius. Er steht treu zu seinem Kaiser, gerät jedoch in Konflikt zu dessen Sohn Commodus. Dieser folgt dem Ruf seines Vaters und reist ins Feldlager nach Germanien. Dort eröffnet ihm sein Vater, dass er nicht ihn, sondern Maximus als seinen Nachfolger gewählt hat. Daraufhin erdrosselt Commodus seinen Vater, der zuletzt am römischen Kaisertum gezweifelt hat. Maximus ahnt den Verrat jedoch, da Marcus Aurelius auch ihn vorher über seine Pläne unterrichtet hat, und verweigert Commodus die Gefolgschaft. Daraufhin ordnet Commodus die Hinrichtung von Maximus und dessen Familie an. Maximus kann die zu seiner Hinrichtung abkommandierten Prätorianer in einem Wald überwältigen und versucht danach, rechtzeitig zu seiner Familie nach Spanien zu gelangen, um sie vor der Ermordung zu bewahren, was ihm aber nicht gelingt. Als er aufgrund von Erschöpfung und einer Verletzung in Ohnmacht fällt, wird er von reisenden Händlern gefangen genommen, nach Afrika verschleppt und an eine Gladiatorenschule verkauft. Er ist im Gladiatorenkampf ebenso erfolgreich wie auf dem Schlachtfeld und erlangt schnell den Respekt der anderen Gladiatoren. Mit der Gladiatorenschule gelangt er später zurück nach Rom, was ihm in seinem Willen, seine Familie und Mark Aurel zu rächen und Rom vor der Verschlagenheit des Commodus zu schützen, gelegen kommt.

In Rom steigt er als Gladiator im Kolosseum zu einem Idol der Massen auf. Zudem nimmt er über seine ehemalige Geliebte Lucilla, die Schwester des Kaisers, Verbindung zum Senat auf und plant einen Staatsstreich. Da sich Commodus durch Maximus’ Popularität bedroht fühlt und alle Versuche, Maximus zu Tode zu bringen, scheitern, inszeniert er ein Duell zwischen sich und Maximus im Kolosseum, nicht ohne dem gefesselten Maximus vorher einen Dolch zwischen die Rippen zu rammen und ihn so schwer zu verletzen. Während des Duells verweigern die Prätorianer Commodus die Hilfe und Maximus kann das Duell mit letzter Kraft gewinnen, stirbt dann aber an seiner Verletzung. Er wird ehrenvoll von einem Senator, der mit Gleichgesinnten die römische Republik wiederauferstehen lassen will, sowie von Prätorianern aus der Arena getragen, während man Commodus im Dreck liegen lässt. Erst im Tod ist es Maximus endlich möglich, zu seiner Familie zurückzukehren.

Beschreibung

Der in Gladiator verfilmte Stoff war bereits in den 1960ern Thema monumentaler Antikenfilme. Dieses Filmgenre wird unter dem Sammeltitel Sandalenfilme zusammengefasst.

Der Film nutzte die rasante Entwicklung computergestützter visueller Effekte Ende der 1990er Jahre, um das antike Rom stark idealisiert wiedererstehen zu lassen. Dennoch konzentriert der Film sich zugleich auf das Schauspiel von Crowe und Phoenix sowie einer ganzen Reihe Schauspieler der vermeintlichen alten Garde wie Richard Harris, Derek Jacobi oder David Hemmings, die aus dem Film einen klassischen Schauspielfilm machen. Oliver Reed starb während der Dreharbeiten. Das Drehbuch wurde umgeschrieben, so dass dessen Figur nun einen Heldentod sterben darf. Seine verbleibenden Szenen ergänzte man durch am Computer generierte Bilder.

Film und historische Fakten

Gladiator greift auf historische Personen, Ereignisse und Kulturen des Römischen Reichs zurück. Für einen Historienfilm typisch wurden dabei Änderungen und Verfälschungen der geschichtlichen Fakten zu gunsten von Dramaturgie, Inszenierung und dem populären und idealisierten Bild der Epoche vorgenommen. Trotzdem setzte sich Scott den Anspruch möglichst historische Authentizität in den verschiedenen Bereichen der Produktion zu erreichen: „Bei einem geschichtlichen Thema liegt die Herausforderung wirklich darin, zu sehen, wie genau man sein kann. Das hat mit Recherche zu tun und damit, die richtigen Leute rauszusuchen: den richtigen Produktionsdesigner, den richtigen Kostümdesigner […] und so weiter. Und natürlich mußt du massiv recherchieren.“ [1]

Inszenierung

 
Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme 1872

Nach Scott und seinem Produktdesigner wurde die Idee eines „römischen“ Filmes besonders vom rechts abgebildeten Gemälde Pollice verso des Historienmalers Jean-Léon Gérôme inspiriert. Weitere teils vom Jugendstil beeinflußte Historienmaler des ausgehenden 19, Jahrhunderts, wie Sir Lawrence Alma-Tadema, dienten Scott ebenfalls als Vorbild: „Die größten Photographen waren die Maler, die diese historischen Zeiten darstellten, vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert. ...“ [2]

Scott war auch von den alten historischen Monumentalfilmen der 50er und 60er Jahre fasziniert, besonders von Spartacus, Quo Vadis und Ben Hur.[3] Dies wird sowohl in der Ausstattung als auch in den Monumentalszenen deutlich. Wie in den alten Monumentalfilmen nimmt Scott zudem Anleihen bei Leni Riefenstahls Inszenierung zu „Triumph des Willens“ u.ä. So wird Commodus bei seiner Ankunft in Rom von zehntausenden angetretenen Legionären auf einem gewaltigen Vorplatz vor dem Palast empfangen - aber einen Platz dieser Größe gab es in der Innenstadt Roms nicht. Das einzig dafür geeignete Marsfeld lag vor den Toren Roms.

Weiter ließ sich Scott vom Film Der Soldat James Ryan inspirieren, besonders von der Landung in der Normandie. [4] Zudem werden Eindrücken aus dem Vietnamkrieg deutlich.

Scott hat die Gladiatorenspiele im Film freizügig inszeniert. Sie gleichen im Film einem Gemetzel ohne Regeln, bei dem es darauf ankommt, dass möglichst viel Blut spritzt. Der historisch belegte Gladiatorenkampf lief dagegen nach festen strengen Regeln ab und wurde von Schiedsrichtern beaufsichtigt. Raubkatzen wurden nicht im Gladiatorenkampf, sondern bei Hinrichtungen und Tierhetzen im Amphitheater eingesetzt.

Architektur

„Dies ist eine exakte Replik dessen, wie es ausgesehen hat, in Dimension wie in der Architektur", verkündet Scott zum Amphitheatrum Flavium auf der DVD-Version von Gladiator (Dreamworks und Universal Pictures, 2000). Und sein Produkt-Designer Artur Max fügt hinzu: „Wir waren sehr genau – ich würde sagen, besessen genau.“[5]. Das zu großen Teilen computeranimierte „Kolosseum“ vermittelt ausgezeichnet die Atmosphäre, aber einige Details passen nicht: die kegelförmigen Granitsäulen an den Arenarändern sind Wendemarken eines Circus. Dagegen fehlt das große Gitter vor den Tribünen zum Schutze des Publikums vor angreifenden Raubkatzen. Der Flug über die Stadt bis zum Amphitheatrum Flavium, das im Film fälschlicherweise bereits „Kolosseum“ (eine mittelalterliche Wortfindung) genannt wird, ist von dem 1937 unter Benito Mussolini angefertigten Modell abgefilmt und zeigt Rom einhundert Jahre nach der Handlung zur Zeit Konstantins des Großen. Auch in der restlichen „rekonstruierten“ antiken Stadt finden sich weitere Ungereimtheiten und historische Fehler.

Kostüme und Ausstattung

Obwohl es Scott nicht darum gegangen ist, „Archäologieuntericht zu erteilen, so sind die Kostüme doch authentisch. Wenn man den Film sieht, glaubt man sich zurückversetzt in die damalige Zeit ... man lebt im römischen Reich.“[6]. Historisch sind die Kostüme nicht korrekt. Unter anderem tragen die Legionäre Phantasiehelme sowie Unterarmbänder, die es so nie gegeben hat. Seit den frühen Monumentalfilmen dienen sie allerdings als typisches Signalzeichen, wenn „Antike" vermittelt werden soll. Etwas befremdlich wirken auch die wie stereotype Steinzeitmenschen gekleideten Germanen. Die Tochter des Marcus Aurelius wiederum trägt ein nur leicht antikisierendes Gewand und teilweise orientalische Henna-Malereien, die es nie im alten Rom gegeben hat. Ein weiteres Beispiel für Scotts Umgang mit dem historischen Ausgangsmaterial findet sich dann in den dargestellten Gladiatorenkämpfen: die Gladiatoren kämpfen in Phantasieuniformen unterschiedlicher Zeitalter gegeneinander und nutzen Waffen verschiedener mittelalterlicher Völker. Kopien historischer Originalausrüstungen, über die man heute sehr detailliertes Wissen besitzt, wurden zumeist nicht genutzt.

Schwere Wurfgeschosse wurden damals nur im Stellungskrieg eingesetzt – und dann auch sicher nicht in der gezeigten „Brandbomben-Variante“, die bewusst an diverse Vietnamfilme erinnert. Der gezeigte „Urwald“ in Germanien ist eine Fichtenschonung; eigentlich herrschten dort ausgedehnte Laubwälder vor. Historisch unzutreffend ist auch Maximus' Angaloppieren vor der großen Schlacht: den ihn begleitenden deutschen Schäferhund gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die Roßstirn seines Pferdes stammte aus dem Spätmittelalter. Der Thronsessel des Commodus schließlich ist die Kopie eines napoleonischen Thrones aus klassizistischer Zeit.

Geschichte

Die durch die Schlacht zu Beginn des Films angebliche „abgeschlossene Eroberung Germaniens“ hat es nie gegeben. Germanien war zu Zeiten Mark Aurels in zwei römische Provinzen (Germania Inferior und Germania Superior) und das „Freie Germanien“ aufgeteilt. Die von Mark Aurel angestrebte Eroberung des Markomannenreiches (Böhmen) scheiterte ebenso, wie alle übrigen Versuche Roms, die Germanen vollständig zu unterwerfen.

Der im Film angedeutete Inzest zwischen Commodus und seiner Schwester ist eine Erfindung der Autoren, wohl angelehnt an das Kaiser Caligula und seine Schwester Drusilla nachgesagte inzestuöse Verhältnis. Gladiator erzählt im letzten Akt den Tod des Commodus historisch falsch, inspiriert vom 1964 entstandenen Film Der Untergang des römischen Reiches. Das Motiv des damaligen Schwertkampf zwischen Commodus und Filmhelden wird in „Gladiator“ neu interpretiert. Die Wahrheit ist, daß Commodus von seiner Geliebten Marcia getötet wurde, weil er sie anlässlich des Saturnalien-Festes im Jahre 192 hinrichten lassen wollte. Der „Philosophenkaiser“ Mark Aurel starb in Wirklichkeit im Jahre 180 in Wien (Vindobona) an der Pest und nicht durch die Hand seines Sohnes Commodus.

Sprache

Maximus’ voller Name lautet im Film Maximus Decimus Meridius. Diese Namensform entspricht nicht den römischen Gewohnheiten. Maximus (lat.: der Größte) ist ein cognomen, ein Beiname, der den zwei vorhergehenden Namen angehängt wird. Der erste Name ist das praenomen, der Vorname, in diesem Fall vermutlich Decimus, da dieser als praenomen gebräuchlich war. Der Name Meridius wäre also das Nomen, der Familienname. Maximus’ Heerführer wird mit Quintus angesprochen, kaum eine subtile Bezeichnung, da dies der meistgebrauchte Name Roms war. Zumindest hätte man seinen Familiennamen dazunennen müssen, z. B. Quintus Pedius. Auch die Senatoren sind dergestalt benannt; Senator Gaius bleibt ebenfalls ohne Familiennamen und somit eine bedeutungslose Figur, ebenso Falco; hingegen besitzt Senator Gracchus nur einen Familiennamen, aber keinen Vornamen.

Maximus bezeichnet sich als „Spanier“ und wird auch von anderen so genannt. Er stammte vermutlich aus einer Gemeinde in einer der drei Provinzen auf der iberischen Halbinsel, deren Einwohner das römische Bürgerrecht besaßen. Seine Familie könnte zum Ritterstand gehört haben. Maximus dürfte sich über verschiedene militärische Funktionen schließlich zum Armeekommandanten hochgearbeitet haben, dem bei Bedarf (also nur befristet) Armeen für eine spezielle Aufgabe anvertraut wurden. Ähnliche Karrieren sind in der Zeit Mark Aurels tatsächlich belegt.

Wertung

Die Filmemacher weisen im Abspann darauf hin, dass es sich hier um eine „fiktive Geschichte“ handelt. So sind vor allem die Biografien der Personen als Bestandteile eines Kunstwerks zu betrachten, nicht als Geschichtsdarstellung. Dennoch betonen sie stets, dass dem Betrachter authentisches römisches Ambiente geboten werde. Da dies nicht stimmt, kommentierte z. B. die historische Beraterin des Films, Prof. Kathleen Coleman von der Universität Harvard: Historische Authentizität scheint eine etwas periphere Überlegung zu sein[7].

Erfolg

Der Film war überaus erfolgreich, weil er eine spannende Geschichte erzählt, das Interesse an einer fremden Zeit weckt, atmosphärisch überragend arbeitet und im Zusammenwirken mit der ausgezeichneten perfekt zur Szenik abgestimmten Filmmusik nachhaltige Emotionen weckt.

Dies zeigt sich bereits zu Beginn der Schlacht in Germanien. Sehr sentimental und einfühlsam am Beginn steigert sich die Handlung allmählich in die absehbare Brutalität der Schlacht. Emotional sehr stark wird auch in die Vorbereitung des Angriffs, der Zusammenhalt der römischen Truppen und die sich steigernde Anspannung vor dem Angriff gezeigt. Der Zuschauer fühlt sich an dieser Stelle mitten in das Geschehen hineinversetzt.

Der Film galt vor dem Kinostart als sicherer Flop. Das Genre galt als eines der wenigen, die nicht mit Erfolg wiederbelebt werden konnten. Scott war nach der Absage vieler anderer Regisseure wie Wolfgang Petersen oder Steven Spielberg nur der letzte Notnagel. Er hatte in den letzten Jahren keinen Erfolg mehr gehabt, dagegen einen Film wie G.I. Jane zu verantworten. Russell Crowe galt als talentiert, aber schwierig und nicht fähig, ein großes Publikum zu ziehen. Joaquin Phoenix war immer noch am bekanntesten dafür, der Bruder von River zu sein.

Dennoch immense Erfolg des Filmes bewirkte, dass weitere Filme mit antiken Themen in Produktion gingen. Troja von Wolfgang Petersen, der die Regie für Gladiator abgelehnt hatte, sowie eine Verfilmung des Lebens Alexanders des Großen durch Oliver Stone blieben aber hinter den Erwartungen zurück. Deutsche Fernsehproduktionen waren Held der Gladiatoren, Attila und Die Nibelungen, letzterer brachte es zu hohen Einschaltquoten.

Auszeichnungen

Gladiator erhielt eine Reihe von Auszeichnungen.

So wurde der Film bei den Academy Awards als bester des Jahres ausgezeichnet. Daneben erhielt Russell Crowe die Statue als Bester Schauspieler. Weitere Preise gingen an den Film in den Kategorien Kostümdesign, Visuelle Effekte und Sound.

Nominiert waren des Weiteren Joaquin Phoenix, Ridley Scott und Hans Zimmer sowie die Verantwortlichen in den Kategorien Art Direction-Set Decoration, Kamera, Schnitt und Drehbuch.

Die Synchronsprecher

Literatur

  • Ridley Scott: Gladiator: die Entstehung des Epos. Burgschmiet-Verl., Nürnberg 2001. ISBN 3-933731-71-2 (Bildband über die Dreharbeiten)
  • Martin M. Winkler (Hrsg.): Gladiator: film and history. Blackwell, Malden 2004. ISBN 1-405-11043-0 ISBN 1-405-11042-2 (Sammelband von wissenschaftlichen Aufsätzen über den Film und seine Hintergründe)
  • Marcus Junkelmann: Hollywoods Traum von Rom: „Gladiator“ und die Tradition des Monumentalfilms. Zabern, Mainz 2004. ISBN 3-8053-2905-9 (Rezension bei Sehepunkte)

Quellen

  1. Ridley Scott in Diana Landau (Hg.), „Gladiator. Die Entstehung des Epos von Ridley Scott", Nürnberg 2000
  2. Ridley Scott zu Douglas Bankston in „American Cinematographer“, Mai 2000, S. 47 f.
  3. Heiko Rosner in Cinema, Juni 2000, Seiten 34-38
  4. Marcus Junkelmanns Werk Hollywoods Traum von Rom
  5. Max in „American Cinematographer“, Mai 2000, Seite 59
  6. „All about Gladiator“, 2000, Seite 20
  7. siehe Junkelmann, „Hollywoods Traum...“