Der deutsch-lothringische Landkreis Sankt Avold (französisch: Saint-Avold) – mit seinen Vorgängerkreisen „Bolchen“ und „Forbach“ – bestand in der Zeit zwischen 1871 und 1918/1920 und zwischen 1940 und 1944.
Der Landkreis Sankt Avold umfasste am 1. September 1944:
- die 3 Städte Bolchen, Mörchingen und Sankt Avold, ferner
- 95 weitere Gemeinden.
Verwaltungsgeschichte
Deutsches Reich
Mit der Ratifizierung des Frankfurter Friedensvertrages bildeten die französischen Arrondissements Boulay – jetzt: Bolchen – und Forbach im Departement Moselle – jetzt: Mosel – einen Teil des Deutschen Reiches. Ende 1871 wurde das Gebiet neu organisiert. Es wurden gebildet:
- der Kreis Bolchen aus dem Arrondissement Bolchen (Kantone Bolchen, Busendorf und Falkenberg)
- der Kreis Forbach aus dem Arrondissement Forbach (Kantone Forbach, Großtänchen, Saaralben und Sankt Avold),
- der Bezirk Lothringen im Reichsland Elsaß-Lothringen aus den Departements Mosel und Meurthe (Rest).
Die Kreisdirektoren hatten ihren Sitz in den Städten Bolchen und Forbach.
Damit gehörten die Kreise Bolchen und Forbach zum Bezirk Lothringen im Reichsland Elsaß-Lothringen.
Frankreich
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Kreise Bolchen und Forbach 1918 von Frankreich besetzt und gehörten mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 nunmehr als Boulay-Moselle und Forbach wieder dem französischen Staat an.
Deutsches Reich/Großdeutsches Reich
Die Besetzung
Die Arrondissements Boulay-Moselle und Forbach im Departement Moselle mit dem Sitz der Verwaltung in den gleichnamigen Städten gehörten zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zu Frankreich.
Nach dem Beginn des deutschen Westfeldzuges wurden die Arrondissements Boulay und Forbach im Juni 1940 von Truppen der Wehrmacht besetzt und deutscher Militärverwaltung unterstellt.
Deutsche Zivilverwaltung
Seit dem 2. August 1940 gehörten die Arrondissements Boulay und Forbach, jetzt in Landkreise Bolchen und Forbach umbenannt, zum Bezirk des Chefs der Zivilverwaltung im CdZ-Gebiet Lothringen. Zu ihrer Verwaltung wurden deutsche Landkommissare in den gleichnamigen Städten eingesetzt.
Zum 1. Dezember 1940 wurden die Landkreise Bolchen und Forbach zum neuen Landkreis Sankt Avold zusammengeschlossen. Sitz des Landkommissars wurde die Stadt Sankt Avold.
Zum 1. April 1941 wurden die Grenzen zu den Nachbarkreisen geringfügig geändert:
- Eingliederung der Gemeinden Adighofen, Weintal und Wittenhofen a. d. Nied aus dem Landkreis Sankt Avold in den Landkreis Metz,
- Eingliederung der Gemeinden Behren bei Spichern, Buschbach (Westmark), Dieblingen, Etzlingen, Kerbach, Metzingen (Westmark), Nußweiler bei Forbach und Tentelingen aus dem Landkreis Sankt Avold in den Landkreis Saargemünd,
- Eingliederung der Gemeinden Brittendorf, Karlsheim am Wald und Rollingen aus dem Landkreis Metz in den Landkreis Sankt Avold,
- Eingliederung der Gemeinden Eschen bei Mörchingen und Zewingen aus dem Landkreis Salzburgen in den Landkreis Sankt Avold.
Im Vorgriff auf eine Vergrößerung der Stadt Saarbrücken wurde am 1. April 1943 die Verwaltung der Stadt Forbach und der Gemeinden Alstingen, Kleinrosseln und Spichern aus dem Landkreis Sankt Avold herausgelöst und – als besonderer Verwaltungsbezirk Forbach – der Verwaltung des Oberbürgermeisters des Stadtkreises Saarbrücken unterstellt. Eine förmliche Eingliederung fand aber bis Kriegsende nicht mehr statt.
Das Ende
Im November/Dezember 1944 wurde das Kreisgebiet durch einen Angriff der US-amerikanischen Armee besetzt und wieder französischer Verwaltung unterstellt.
Kommunalverfassung
Zunächst galt auch zu deutscher Zeit das französische Gesetz vom 18. Juli 1837 über die Gemeindeverwaltung weiter. Zum 1. April 1896 wurde aber die bisherige Kommunalverfassung abgelöst und die neue Gemeindeordnung für Elsaß-Lothringen vom 6. Juni 1895 eingeführt. Sie galt für alle Gemeinden und unterschied nicht zwischen solchen mit ländlicher oder städtischer Verfassung.
Auch nach der Rückgliederung an Frankreich galt dieses Kommunalrecht noch weiter, und zwar bis Ende 1940. Ab 1. Januar 1941 galt dann für alle Gemeinden das im Deutschen Reich gültige Recht der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935.
Hierzu erging am 1. Februar 1941 eine Durchführungsverordnung, wonach aus mehreren Gemeinden gemeinschaftliche Bürgermeistereien gebildet werden konnten.
Am 1. April 1941 wurde die Kreisordnung für Lothringen vom 25. März 1941 eingeführt, wonach unter anderem die bisherigen Kantone aufgelöst wurden.
Das Kreisgebiet war zuletzt in die Städte Bolchen, Mörchingen und Sankt Avold und 95 weitere Gemeinden gegliedert. Diese Gemeinden bildeten – je nach Größe – eigene Ortspolizeibezirke oder waren in gemeinschaftlichen Bürgermeistereien zusammengefasst.
Ortsnamen
Durch Kaiserliche Verordnung vom 2. September 1915 wurde der folgende Ortsname eingedeutscht:
- Porcelette: Porzelet.
Nach dem 2. August 1940 galten die 1918 gültigen amtlichen deutschen Ortsnamen zunächst weiter. Am 25. Januar 1941 wurden alle Ortsnamen endgültig in einer deutschen Fassung festgelegt, die teilweise von der im Jahre 1918 abwich, z. B.:
- Boulay-Moselle: 1918: Bolchen, 1941: Bolchen
- Bouzonville: 1918: Busendorf, 1941: Busendorf (Westmark)
- Falck: 1918: Falk, 1941: Falk
- Creutzwald-la-Croix: 1918: Kreuzwald, 1941: Kreuzwald
- Farébersviller: 1918:Pfarrebersweiler, 1941: Pfarrebersweiler
- Farschviller, 1918: Farschweiler, 1941: Farschweiler (Westmark)
- Faulquemont: 1918: Falkenberg, 1941: Falkenberg bei Sankt Avold
- Forbach: 1918: Forbach, 1941: Forbach
- Fouligny: 1918: Füllingen, 1941: Füllingen
- Gros-Tenquin: 1918: Großtänchen, 1941: Großtänchen
- Ham-sous-Varsberg: 1918: Hamm unter Warsberg, 1941: Hamm unter Warsberg
- Hellimer: 1918: Hellmer 1941: Hellmer (Westmark)
- Herny: 1918: Herlingen, 1941: Herlingen
- Hestroff: 1918: Heßdorf, 1941: Heßdorf (Westmark)
- L'Hôpital: 1918: Spittel, 1941: Spittel (Westmark)
- Morhange: 1918: Mörchingen: 1941: Mörchingen
- Rosbruck: 1918: Roßbrücken, 1941: Roßbrücken
- Saint Avold: 1918:Sankt Avold, 1941: Sankt Avold
- Téterchen: 1918: Diedringen, 1941: Diedringen
- Vahl-Ebersing: 1918: Vahl-Ebersing, 1941: Ebersingen
- Thicourt: 1918: Diedersdorf, 1941: Diedersdorf (Westmark)