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Die Toten Hosen

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Die Toten Hosen
Gründung: 1982
Genre: Punkrock
Website: http://www.dietotenhosen.de
Aktuelle Besetzung
Gesang/Liedtexte: Campino (Andreas Frege)
Bass: Andi (Andreas Meurer)
Gitarre: Breiti (Michael Breitkopf)
Gitarre: Kuddel (Andreas von Holst)
Schlagzeug: Vom (Stephen George Ritchie, seit 1999)
Ehemalige Mitglieder
Gitarre: Walter November (bis 1983)
Schlagzeug: Trini Trimpop (Klaus-Dieter Trimpop,
bis 1985)
Schlagzeug: Jakob Keusen (1985-1986)
Schlagzeug: Wölli (Wolfgang Rohde, 1986-1999)

Die Toten Hosen (oder kurz: Die Hosen) ist eine deutsche Rockband. Sie hat ihren Ursprung in der Punkbewegung Ende der 1970er Jahre und gehören zu den bekanntesten deutschen Rockbands. Bis heute verkauften sie mehr als zehn Millionen Platten.

Zudem sind sie eine der wenigen deutschen Rockbands, die auch außerhalb von Deutschland bekannt sind. Neben Osteuropa und nahezu ganz Südamerika sind sie schon in Teilen Asiens und anderen Ländern (Australien, USA) aufgetreten. Neben dem deutschsprachigem Raum konzentriert sich ihre Fangemeinde vor allem auf Australien und Südamerika, insbesondere aber Argentinien.

Außerdem unterstützt die Band die Menschenrechtsgruppe "Pro Asyl", zu der sich auf der offiziellen Website der Band eine Kurzbeschreibung und ein Link befinden. Des Weiteren arbeiten die "Hosen" des Öfteren mit der Tierschutzorganisation PETA und Anti-Atom-Initiativen zusammen und protestierten 1998 mit einem Konzert auf den Gleisen gegen einen Castortransport.

Bandgeschichte

1982–1987: Erste Jahre

Die Band wurde 1982 unter dem Namen Club der Toten Hosen gegründet, nachdem sie sich aus der damaligen Band ZK formiert hatte. Wenig später wurde die Band in Die Toten Hosen umbenannt. Ihr erstes Konzert spielten sie im Bremer Schlachthof, allerdings aufgrund eines Druckfehlers auf den Plakaten als "Die toten Hasen". Ein weiterer Auftritt der Anfangszeit fand anlässlich des Abschiedskonzerts der Band Soilent Grün im Berliner SO36 statt, die als Vorgängerband der Ärzte gilt. Im selben Jahr erschien die Debütsingle Wir sind bereit mit einer Auflage von 5.000 Stück. Außerdem spielte die Band im Hinterraum der winzigen Berliner Punkkneipe "Risiko" auf geliehenen Instrumenten der Band Die Tödliche Doris, die gerade von einem Open-Air-Konzert auf Helgoland zurückgekommen war. Drei Jahre später nahmen die Toten Hosen diese Idee nochmals auf und gaben unter großer medialer Beteiligung ein Konzert auf der einzigen deutschen Hochseeinsel.

Gitarrist Walter November verließ 1983 die Band, um den Zeugen Jehovas beizutreten. Fortan nur noch zu fünft, erzielten die Toten Hosen mit Eisgekühlter Bommerlunder einen Achtungserfolg. Nach dieser dritten Single erschien das erste Album Opel-Gang.

Gemeinsam mit dem Punk Norbert Hähnel, einem Kneipenwirt aus Berlin-Kreuzberg, der sich Der wahre Heino nannte, wurde der Schlagersänger Heino veräppelt, bis dieser das gerichtlich untersagen ließ. Dies führte schließlich zu Zerwürfnissen der Band mit der Plattenfirma EMI, welche das bestehende Vertragsverhältnis mit den Toten Hosen aufkündigte, auch vor dem Hintergrund, das der Schlagersänger Heino ebenfalls bei der EMI unter Vertrag stand. Die Band wechselte daher kurz darauf zu Virgin, wo auch die nächste LP der Band veröffentlicht wurde. Ende 1985 verließ Schlagzeuger Trini die Band, da er nur noch selten nach Düsseldorf kommen konnte. Neuer Schlagzeuger wurde vorübergehend Jakob Keusen. Obwohl er sich mit der Band gut verstand, war er nur kurzfristig Mitglied der Toten Hosen, da die Band andere musikalische Vorstellungen hatte. Im Januar 1986 wurde er von einem Nachbarn nach einem Streit erstochen. Nach Keusens Tod wurde Wölli neuer Schlagzeuger.

Leadsänger Campino, 1987

1987 erschien das vierte Album Never mind the Hosen - Here's Die roten Rosen. Es war das erste, das sie unter dem Pseudonym Die Roten Rosen herausbrachten. Der Albumtitel ist eine Parodie auf Never Mind The Bollocks, Here's The Sex Pistols, eines der bekanntesten Punkalben. Das Album enthält ausschließlich Coverversionen von deutschen Schlagern. Die Single-Auskoppelung des Stücks Im Wagen vor mir wird als erste CD der Band über 100.000 mal verkauft. Im selben Jahr erschien ihr erstes Live-Album Bis zum bitteren Ende, das sich bereits deutlich besser verkaufte als die Vorgängeralben[1].

1988-1994: Durchbruch

1988 folgte die LP Ein kleines bisschen Horrorschau. Das gesamte Album bildet eine Nachvertonung des Stanley Kubrick Films Clockwork Orange, der auch in der Punkszene Kultstatus hat. Als 1988 das gleichnamige Theaterstück in Bonn aufgeführt wurde, wirkten die Hosen als Statisten (Gefangene) und Musiker mit.

Bassist Andi

Mit musikalisch einfachen Songs und politisch engagierten Texten eroberten die Toten Hosen ab Anfang der 1990er Jahre ein breites Publikum. Sie spielten ab 1990 unter anderem im Vorprogramm von Bands wie AC/DC, U2, The Rolling Stones, Green Day und Therapy?. Auch gaben sie weiterhin diverse Privatkonzerte.

Die CD Learning English - Lesson One enthielt ausschließlich Cover-Versionen. Bei jedem Lied war auch mindestens ein Mitglied der Originalinterpreten bei den Aufnahmen der Songs dabei. Höhepunkt aus Sicht der Band war die Zusammenarbeit mit dem Posträuber Ronald Biggs bei dem Lied Carnival in Rio (Punk was), der bereits Duette mit den Sex Pistols gesungen hatte. Der Song erschien auch als Single. Die CD ist komplett im Stile einer Sprachlernkassette gehalten, wird also von `Janet & John` vorgestellt, zwischendurch immer wieder kommentiert und auch mit dem Satz "And now: play this record until you´re sick of it" beendet.

1993 erschien das Album Kauf MICH!, das Platz eins der deutschen Album-Charts erreichte. Es behandelte hauptsächlich die Themen Konsum, Werbung und Rechtsextremismus. Im selben Jahr erschien mit Reich & Sexy die erste Best-of-CD der Band. Das Cover, auf dem die Band unbekleidet mit acht nackten Frauen, Geldscheinen und Auszeichnungen posiert, war vom Cover des Doppelalbums Electric Ladyland von Jimi Hendrix inspiriert.

1994 erschien die Best-of-CD unter dem Titel Love, Peace & Money mit ins Englische übersetzten Songtexten. Auf dem Cover waren statt der europäischen Frauen solche mit asiatischen Gesichtszügen zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Toten Hosen mit insgesamt drei Alben in den deutschen Charts vertreten.

1996–2000: Höhepunkt des kommerziellen Erfolges und das tausendste Konzert

Der größte kommerzielle Erfolg der Band war das Trinklied Zehn kleine Jägermeister aus dem 1996 erschienenen Album Opium fürs Volk, das bisher als einzige Single der Toten Hosen Platz eins der deutschen Single-Charts erreichte. Aus demselben Album stammen auch die sehr erfolgreichen Single-Auskopplungen Bonnie und Clyde, Nichts bleibt für die Ewigkeit und Paradies. Zusammen mit Iggy Pop traten sie beim letzten Konzert der Ramones in Buenos Aires auf. Ebenfalls 1996 erschien das zweite Livealbum der Band unter dem Titel Im Auftrag des Herrn.

Allein in den Jahren von 1982 bis 1997 gaben die Toten Hosen 1.000 Konzerte. Beim Jubiläumskonzert am 28. Juni 1997 im Düsseldorfer Rheinstadion kam es zu einem tragischen Unfall. Die sechzehnjährige Niederländerin Rieke Lax wurde an der Absperrung zur Bühne von den nachdrückenden Massen erdrückt, eine vor Ort angesetzte Reanimation blieb jedoch erfolglos. Die Toten Hosen unterbrachen das Konzert sofort, spielten dann aber auf Anraten des Einsatzleiters der Berufsfeuerwehr Düsseldorf zu Ende, um eine Panik zu verhindern. Alle weiteren Konzerte des Jahres sagten sie allerdings ab. Im Folgejahr erschien die Single Pushed Again, die Platz vier in den deutschen Charts erreichte; ebenso spielten die Toten Hosen in Australien auf der Warped Tour.

1998 wurden Die Roten Rosen für das Album Wir warten aufs Christkind reaktiviert. Es handelt sich dabei um ein Album, das ausschließlich Lieder zum Thema Weihnachten enthält.

Erneut zurück meldeten sie sich 1999 mit dem Album Unsterblich. Kurz zuvor hatte Wölli aufgrund von Wirbelsäulenproblemen (Bandscheibenvorfall) und einem Autounfall seinen Platz am Schlagzeug an Vom, der bis dahin der Schlagzeugroadie der Band gewesen war, abgegeben. Er gilt heute jedoch als Ehrenmitglied der Band und spielt gelegentlich bei Konzerten bei einzelnen Liedern noch Schlagzeug. Im übrigen ist er weiterhin gleichberechtigter Partner der anderen vier bei JKP GmbH & Co KG, der Firma der Toten Hosen; Vom ist sein Angestellter und wird von ihm bezahlt.

Im selben Jahr erschien auf dem Label der Band auch der Soundtrack zum Film You're Dead, zu dem sie auch einen gleichnamigen Titelsong beigesteuert hatte.

2000 bis heute

Kuddel (links) und Andi (rechts)

Als Fans von Fortuna Düsseldorf sponsorten sie den Verein von 2001 bis 2003, als dieser in größere finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Bis heute sponsern sie auch dessen Jugend, die immer noch den Totenkopf auf ihrem Trikot trägt. 2002 brachten sie das Album Auswärtsspiel heraus, das Best-Of Album Reich & Sexy II - Die fetten Jahre sowie eine gleichnamige DVD. Für das Cover des Albums posierten sie, wie bei Reich & Sexy I auch schon, nackt mit nun insgesamt 80 nackten Frauen. Ebenso nahmen sie ein Plakat für die Tierschutzorganisation PETA auf. Auf diesem Foto zeigten sie mit dem Motto "lieber nackt als im Pelz" Flagge gegen die Pelzmode.

2004 kam die Live-DVD Rock am Ring 2004, die Toten Hosen bekamen ihre eigene Show auf MTV, in der sie von ihrem alltäglichen Leben berichteten, und eine Maxi-CD mit dem Namen Friss oder stirb wurde veröffentlicht. 2004 kam dann das Platinalbum Zurück zum Glück heraus und schoss sofort auf Platz 1 der Charts. Am 20. Juni 2005 brachten sie eine 3er-DVD-Box, 7 Stunden Spielzeit mit den Höhepunkten von ihrer Fernsehserie Friss oder stirb raus.

Am 2. Juli 2005 traten sie auch auf dem Live 8-Festival auf, nachdem sie kurz zuvor bei Rock am Ring als Überraschungsheadliner aufgetreten waren und eine Auszeichnung als Ehrengäste sowie eine lebenslange Auftrittsgarantie beim Rock am Ring bekamen. Am 10. September 2005 gaben die Hosen das Abschlusskonzert der "Friss oder Stirb"-Tour in der ausverkauften LTU-Arena in ihrer Heimatstadt Düsseldorf, es wurde unter dem Titel "Heimspiel" als DVD veröffentlicht. Am 1. und 2. September spielten "Die Toten Hosen" ein MTV Unplugged im Wiener Burgtheather. Die CD und DVD sind seit Dezember 2005 im Handel erhältlich. Nach dem Gig in Wien setzten die Toten Hosen sich vorerst für eine unbestimmte Zeit zur Ruhe. Mittlerweile sind auch schon die ersten zwei Singles "Hier kommt Alex" und "The Guns of Brixton" erschienen. Als ersten Song auf der Setlist wählten sie "Blitzkrieg Bop" von den Ramones, da sie es als große Ehre und einen interessanten Kontrast empfanden, in einem angesehenen Gebäude wie dem Wiener Burgtheater einen Song einer der wichtigsten Bands in der Geschichte des Punk zu spielen. Zum Abschluss des Jahres 2005 tourten die Hosen mit Gerhard Polt und den Biermösl Blosn durch verschiedene Theater und Opernhäuser und spielten das Programm "Abvent".

Sonstiges zur Band

Magical-Mystery-Tour

In Anlehnung an das bekannte gleichnamige Album der Beatles führten die Toten Hosen mehrere "Magical-Mystery"-Tourneen durch. Die Band bot sich an ein unentgeltliches privates Konzert zu geben. Als Gegenleistungen war lediglich der Fahrtkostenersatz und Kost und Logis von den Konzertveranstaltern zu tragen.

So spielte die Band ein Konzert im Haus des CDU-Politikers Ernst Albrecht für dessen Sohn, besuchte aber auch mehrfach verschiedene Haftanstalten im Berliner und Hamburger Raum, gaben ein Konzert in einer psychiatrischen Klinik als auch Konzerte auf Hochzeiten und auf der Alm. Ein weiteres geplantes Konzert auf Helgoland, das aufgrund einer polizeilichen Verfügung abgesagt werden musste, wurde von den Toten Hosen kurzerhand in ein Fußballspiel gegen Fans umgewandelt, und das Konzert wurde dann in Nordenham bei Bremerhaven gespielt.

Beziehung zu den Ärzten

Parallelen zwischen den Toten Hosen und den Ärzten sind leicht zu finden: Die Düsseldorfer Band Die Toten Hosen und die Berliner Band Die Ärzte rekrutieren ihre Fans teilweise aus den selben Lagern. Als weitere Übereinstimmung engagieren sie sich mehr oder weniger stark politisch links. Gemeinsame Konzerte und Zusammenarbeit fanden ebenfalls statt: Wirkten Wölli und Campino am „Vollrausch-Sampler“ mit, gaben die Ärzte ein Konzert auf dem Berliner Kreuzberg zur Bestattung des „wahren Heino“. Auch gemeinsame Konzerte unter falschen Namen (z.B. "Essen auf Rädern" alias "Die Toten Hosen" und "Die Zu Späten" alias "Die Ärzte") haben beide Bands bereits gegeben. Wechselseitig fand eines dieser Konzerte in Düsseldorf statt, bei dem die "Zu Späten" die Supportband gaben, in Berlin spielten "Essen auf Rädern" zuerst.

Die bewusste Abgrenzung der Bands zueinander führte schließlich ungewollt dazu, dass sich beide Bands musikalisch ergänzten. Sprachen die Toten Hosen besonders linkspolitische Jugendliche an, die in den Texten eine gewisse musikalische Ernsthaftigkeit verlangten, so erreichten Die Ärzte eher ein Publikum, das Nonsens-Texte mochte, sich zumeist dennoch politisch links orientierte.

Die Plattenfirmen und die Medien stilisierten die Bands zu Konkurrenten und beide Bands ließen sich dies gefallen. Gleichzeitig grenzten sich Die Ärzte textlich und musikalisch von der Punk-Szene ab, was bei der Düsseldorfer Band missverstanden wurde, wie beispielsweise auch die Zusammenarbeit mit der BRAVO Mitte der 1980er Jahre.

Campino fasst die Beziehungen beider Bands in der Biografie von Markus Karg wie folgt zusammen: „Wir waren die Opel-Gang, die Ärzte wollten 2000 Mädchen.“ Bereits in der Anfangszeit mochten und respektierten beide Bands sich gegenseitig. Bis heute wird jede neue Veröffentlichung der jeweils anderen Band aufmerksam betrachtet. Mehrere Missverständnisse führten dann laut Campino zu einem „Klima, das hochgradig vergiftet“ war und „bis zum Tage ihrer Auflösung 1988 auch so bleiben“ sollte. [2].

Erst mit der Neugründung der Ärzte war das Eis zwischen den Bands endgültig gebrochen; die Hosen wurden mit als erste über die Neugründung der Band informiert. Die Ärzte persiflierten, zitierten und ironisierten in der Folge die Düsseldorfer Band immer wieder mehr oder weniger deutlich. Farin Urlaub schrieb den Ärzte-Song „Saufen“, der als B-Seite veröffentlicht wurde. Mit Sauf-Schlachtgesängen wie „Bis zum bitteren Ende“ oder „Bommerlunder“ nahmen Die Ärzte die Toten Hosen und auch sich selbst auf die Schippe. Mit dem Titel „Las Vegas“ ironisierten Die Ärzte einen der erfolgreichsten Hosen-Titel: „Das Altbierlied“. So heißt es im Ärzte-Song in leichter Abwandlung des Textes „(...) bin ich denn im Wald hier, wo bleibt denn mein Altbier, wir haben hier in Las Vegas den längsten Tresen der Welt (...)“.

Musikvideos

Die beiden ersten Musikvideos zu den Singles Reisefieber und Eisgekühlter Bommerlunder wurden noch recht billig produziert; ersteres wurde in Norddeutschland eigens für eine Fernsehsendung gedreht und das Video zu Eisgekühlter Bommerlunder in einer bayrischen Kirche, die daraufhin neu geweiht werden musste. In letzterem spielte die zu dem damaligen Zeitpunkt noch unbekannte Schauspielerin Marianne Sägebrecht mit. Auch Hier kommt Alex und 1000 gute Gründe erhielten noch sehr schlichte Videos: Im Video zu Hier kommt Alex spielt die Band auf einem Schrottplatz, zwischendurch werden immer wieder Szenen aus dem Theaterstück zu "A Clockwork Orange" eingefügt. Tausend gute Gründe zeigt eine Live-Performance der Band.

Mit dem wachsenden kommerziellen Erfolg wurden die Musikvideos auch zunehmend anspruchsvoller, so z.B. wurde für das Video zu Nichts bleibt für die Ewigkeit, in dem die Bandmitglieder als Schlammmonster zu sehen sind, 90.000 DM ausgegeben. Zum Teil wurden für sie professionelle Regisseure wie Wim Wenders (Warum werde ich nicht satt?), Peter Lindbergh (Unsterblich) oder Philipp Stölzl (Ich bin die Sehnsucht in dir) und Schauspieler wie Ben Becker (Schön sein) und Karina Krawczyk (Kein Alkohol (ist auch keine Lösung)) arrangiert. Dagegen wurde das Video zu Bayern bewusst im Stil einer Hobby-Kamera aufgenommen, um einen möglichst großen Kontrast zum Fußballverein Bayern München, gegen den das Lied gerichtet ist, herzustellen.

Auszeichnungen erhielten die Clips zu Zehn kleine Jägermeister von Regisseur Andreas Hykade, welches ein Zeichentrickvideo wurde, und Kein Alkohol (ist auch keine Lösung). Ironischerweise spielen sie in beiden nicht einmal mit, weshalb sie sich bei letzterem dazu entschlossen, dem Regisseur Peter Thorwarth den Award zu geben.

Musikstil

Siehe auch: Diskografie der Toten Hosen

Charakteristika

Die Band wurde häufig für ihre Trinklieder wie Eisgekühlter Bommerlunder, Bis zum bitteren Ende, Zehn kleine Jägermeister, Altbierlied oder Kein Alkohol (ist auch keine Lösung) als reine Party- bzw. Trinkband kritisiert. Jedoch wird bei so einer Sichtweise ignoriert, dass viele ihrer Lieder sozialkritisch sind. So setzen diese sich z.B. mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit (Fünf vor zwölf, Willkommen in Deutschland, Sascha ... ein aufrechter Deutscher, Madelaine (aus Lüdenscheid)) oder anderen gesellschaftlichen Reizthemen (Nationalstolz in 1000 gute Gründe , Vergänglichkeit in All die ganzen Jahre, Insassen einer Psychiatrie in Irre, Sex- und Gewaltvideos in Hot-Clip-Video-Club, Drogensucht in Mehr davon und XTC, kritische Betrachtung von Politik in Friss oder stirb) auseinander.

Charakterisch für den Stil der Toten Hosen sind neben Campinos Stimme und den Chören die oft hymnen- und/oder volksliedartigen Songtexte. Die Texte zeichnen sich außerdem oft durch den Wechsel von der Ich- zur Wir-Perspektive (Wort zum Sonntag, Friss oder stirb, Bayern, Frauen dieser Welt) und die Personifizierung von Dingen (Wofür man lebt, Der Mond, der Kühlschrank und ich, Der Schandfleck, Schlampe (nachher), Walkampf, Zurück zum Glück, Die Behauptung, Kauf MICH) aus. Außerdem wird in vielen ihrer Texte bewusst Ironie verwendet (Ülüsü, Sascha ... ein aufrechter Deutscher, Kauf MICH, Entschuldigung, es tut uns leid, Grauer Panther, Ehrenmann, XTC, Gute Reise, Umtausch ausgeschlossen, You're dead).

Ebenso brachten Die Toten Hosen Konzeptalben heraus wie Ein kleines bisschen Horrorschau, das eine Nachvertonung des Stanley Kubrick Films Clockwork Orange ist, Kauf MICH, das sich überwiegend mit dem Themenfeld "Kaufen und Konsum" auseinandersetzt und Opium fürs Volk, das die Themen Glaube und Psychologie näher beleuchtet. Als Konzeptalben einzuordnen sind auch die beiden unter dem Namen "Die Roten Rosen" veröffentlichten Alben (siehe unten).

Musikalische Entwicklung

Sowohl die Musik als auch Texte haben sich im Laufe der Bandgeschichte verändert. So bestanden die ersten Alben überwiegend aus Liedern, welche ein lockeres und feierfreudiges Leben propagierten, und demnach einfach strukturierte Melodien und Texte enthielten. Beispiele hierfür sind die ersten Singles Wir sind bereit und Reisefieber. Seit dem Album Ein kleines bisschen Horrorschau gewannen die Texte mehr an Inhalt. Die Band stärkte ihr politisches Profil und setzte sich gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit ein. Auch wurde die Band musikalisch vielfältiger. War die Musik anfangs noch reiner Punk, so liegt sie heute zwischen Punk und Hardrock. Es gibt seit einigen Jahren auch vereinzelt Lieder, die stilistisch an die Scorpions erinnern (Wofür man lebt, Helden und Diebe, Was zählt).

Während sich in den ersten Jahren alle Bandmitglieder an den Texten beteiligten, ist heute ausschließlich Campino für die Texte verantwortlich. Gelegentlich schreibt Campino auch die Musik, überwiegend sind jedoch Kuddel, Andi oder Breiti für die musikalischen Arrangements verantwortlich. Bei einigen Liedern der jüngeren Zeit war auch der mit der Band befreundete Musiker Funny van Dannen an den Kompositionen beteiligt (Frauen dieser Welt, Bayern, Kein Alkohol (ist auch keine Lösung), Walkampf, Der Bofrostmann).

Für die wenigen englischsprachigen Lieder (Pushed Again, How Do You Feel, You're Dead) arbeitet Campino beim Komponieren oft mit britischen Rockmusikern wie TV Smith zusammen. Die Alben Love, Peace & Money und Crash Landing enthalten ins Englische übersetzte Lieder der Band und erschienen hauptsächlich für die Fans außerhalb des deutschsprachigen Raumes.

Die Roten Rosen

Unter dem Pseudonym Die Roten Rosen hat die Band bisher zwei Konzeptalben veröffentlicht: Never mind the Hosen Here's Die Roten Rosen (1987) und Wir warten aufs Christkind (1998). Für dieses Projekt legten sich die Bandmitglieder jeweils Pseudonyme zu (Campino = Judas Inocenti, Kuddel = Johannes der Säufer, Breiti = King "Scratch" Salomon I., Andi = Cardinal Mendoza, Wölli = Herr Rohdes). Interessant ist der Aspekt, dass die Mitglieder der Toten Hosen oft versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass es sich bei den Roten Rosen um eine ganz andere Band und ganz andere Personen handele.

Die Roten Rosen werden laut bandeigener Aussage vor allem für Alben aktiviert, in denen es hauptsächlich um Spaß geht, während Die Toten Hosen mehr für die ernsthaften Sachen zuständig seien.

So enthielt Never mind the Hosen - Here's Die Roten Rosen, dessen Titel eine Anlehnung an das Sex Pistols- Album Never mind the Bollocks - Here's the Sex Pistols darstellt, ausschließlich Coverversionen bekannter Schlager der sechziger und siebziger Jahre.

Wir warten aufs Christkind enthält sowohl traditionelle Weihnachtslieder mit zum Teil verballhornten Texten (Ihr Kinderlein kommet) als auch Coverversionen bekannter Weihnachtslieder wie White Christmas und drei selbgeschriebene Lieder (Weihnachtsmann vom Dach, Weihnachten bei den Brandts und Frohes Fest). Letzteres wurde bereits Anfang der neunziger Jahre als B-Seite veröffentlicht.

Auszeichnungen

  • ECHO 1994, 1997 und 2003 für "Gruppe national/international"
  • ECHO 1997 für "Videoclip national" (10 kleine Jägermeister)
  • ECHO 1994 in der Kategorie "Marketing"
  • Eins Live Krone 2000 in der Kategorie "Beste Band"
  • Stand 1996: Viermal Platin, neunmal Gold

Literatur

Bandbiographien

  • Die Toten Hosen: Ein kleines bisschen Horrorschau, 1988
  • Die Toten Hosen: 125 Jahre Die Toten Hosen - Auf dem Kreuzzug ins Glück, 1990
  • Andreas Müller: Die Toten Hosen - Punkrock made in Germany. Econ Verlag GmbH, 1996 ISBN 3-612-12006-9
  • Bertram Job: Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte dtv, Oktober 1997 ISBN 342320057X
  • Die Toten Hosen: Ewig währt am längsten. Die Toten Hosen. In Farbe und Schwarz-Weiss. JKP Jochens Kleine Plattenfirma GmbH & Co. KG, November 2002 ISBN 3980850110
  • Kai Jessen: Die toten Hosen - Für immer Punk!. Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, 1997 ISBN 3-453-12889-3
  • Die Toten Hosen: Reich & Sexy, 2004, ISBN 3-9370-4145-1
  • Die Toten Hosen: Zurück zum Glück, 2005, ISBN 3-8654-3145-3

weiterführende Literatur

Einzelnachweise

  1. http://www.dietotenhosen.de/aktionen_fragenandth_teil32.php
  2. Markus Karg, Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf - Die nackte Wahrheit / So siehst der Prediger, Seite 216 / 217
Commons: Die Toten Hosen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien