Burschenschaft (Dorfverein)

Volkskunde: Verein lediger, zumeist junger Männer innerhalb eines Dorfes
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Mit Burschenschaft oder Burschenverein bezeichnet man einen Verein lediger, zumeist junger Männer innerhalb eines Dorfes.

Verbreitung

Burschenschaften finden sich in weiten Teilen Oberbayerns in jedem Dorf. Es gibt aber auch Burschenvereine in Niederbayern, Franken, Hessen, der Oberpfalz und außerhalb Bayerns.

Im Rheinland tragen diese Vereine (meist) den Namen Junggesellenverein. Im rheinischen, sowie vorderen Westerwald spricht man oft wieder von Burschenvereinen. Eine (nicht ganz ernstzunehmende) Formel: Ist das jeweilige Dorf eher katholisch geprägt, findet man den Jungesellenverein. Ist es dagegen evangelisch geprägt, findet man den Burschenverein, oder die Burschenschaft (gilt in der Regel für RP/ Westerwald).

Auch in Österreich kennt man diese Vereinigungen als Burschenschaften, Zechen, Ruden, Irten, Passen.

Ziele

Burschenschaften dienen der Pflege von Tradition und Geselligkeit. Sie organisieren Kirmessen, Dorffeste, Kirchtage oder Maibaumaufstellen als öffentliche Feste. Außerdem gibt es interne Feste und Bräuche wie beispielsweise Hochzeitsbaumaufstellen, Burscheneinstand und -abschied.

Eine Tradition: Die Mainacht

Jedes Jahr in der "Mainacht", also der Nacht in den Mai hinein, finden sich die Mitglieder der Burschenvereine zusammen, um die "Jungburschen" in ihrem Kreis aufzunehmen. In dieser Nacht werden auch die Dorfschönen, will heißen, die (unverheirateten) Mädchen des Dorfes an die Burschen versteigert. Der "Scholdes", also der Vorsitzende des Burschenvereines, preist die jungen Damen an, ohne jedoch ihren Namen zu nennen. Dabei bedient er sich blumiger Worte für die Umschreibung, so wissen die Burschen nicht, auf welches Mädchen sie gerade steigern. Der Bursche bietet nun und so können schon recht beträchtliche Geldbeträge für das jeweilige Mädchen zusammenkommen. Am nächsten Tag sucht der Bursche sein Maimädchen mit einem Blumenstrauß auf und fragt es, ob es mit ihm das kommende (Burschen-) Jahr bestreiten möchte. Sagt die "Ersteigerte" nein, so geht der Bursche leer aus und muss während des sonntäglichen Kirmesumzuges in den "Eisclub".

Als dörfliche Traditionsvereine haben viele Burschenschaften eine Fahne und marschieren bei Festumzügen im Heimatdorf und bei Burschenfesten in anderen Gemeinden mit. Mit den studentischen Burschenschaften haben die dörflichen Burschenschaften nichts zu tun.

Mitgliedschaft

Von Verein zu Verein unterschiedlich. Im allgemeinen kann jeder ledige ortsansässige Bursche ab 16 Jahren Mitglied werden. Mit der Hochzeit erlischt die Mitgliedschaft, da Burschenschaften reine Junggesellenvereine sind. Wer nie heiratet, wird passives Mitglied, wenn er sich aus dem Vereinsleben zurückzieht. Für Mädchen gibt es meistens parallel zu den Burschenschaften eigene Vereinigungen.