Hans Fechter

deutscher Marineoffizier
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Hans Fechter (* 26. Mai 1885 in Elbing; † 4. Juli 1955 in Berlin) war ein deutscher U-Boot-Fahrer im Ersten Weltkrieg. Fechter war Leitender Ingenieur von S.M. U 35, dem erfolgreichsten U-Boot der Seekriegsgeschichte und der erste deutsche Marineingenieur-Offizier, der den Rang eines Admirals erreichte.

Leben

Hans Fechter wurde am 26. Mai 1885 im westpreußischen Elbing als Sohn einer alteingesessen Bürger- und Handwerkerfamilie geboren. Sein Vater war ein Holzhändler und die Familie betätigte sich unternehmerisch sowohl im Bau- als auch im Schiffsbaugewerbe. So hatte der Urgroßvater 1806 eine Werft gegründet. Desweiteren waren auch viele Verwandte des jungen Hans Fechter Seeleute. Sein älterer Bruder war der Theaterkritiker und Redakteur Paul Fechter.

Durch ein Brandunglück geriet der Vater 1898 in eine finanzielle Krise und die Familie mußte nach Osterode im Harz übersiedeln. Nach dem frühen Tod des Vaters mußte Fechter die schulische Ausbildung abbrechen und nach Elbing zurückkehren, wo er durch Vermittlung eines Onkels eine Lehre als Schlosser bei der Werft F. Schichau begann. Im Rahmen seiner Ausbildung hatte Fechter seine ersten Kontakte zur Kaiserlichen Marine, da auf der Ausbildungswerft auch Torpedoboote gebaut wurden.

Nach Abschluß seiner Lehre trat Fechter am 1. Oktober 1905 als Marineingenieuranwärter in Wilhelmshaven in die Kaiserliche Marine ein.

Stationen seiner 7 jährigen Ausbildung zum Marineingenieur waren:

  • Grundausbildung - 1. Oktober 1905 bis 31. März 1906
  • Linienschiff S.M.S. Kaiser Wilhelm der Große - 1.April 1906 bis 15. Oktober 1906
  • Torpedoboot S 122 - 16. Oktober 1906 bis 15. Dezember 1906
  • Lehrgang zur Torpedowaffe - 16. Dezember 1906 bis 25. März 1907
  • Torpedoboot G 134 - 26. März 1907 bis 3. April 1907
  • Linienschiff S.M.S. Kaiser Barbarossa - 4. April 1907 bis 13. August 1908
  • Marine-Ingenieurschule - 14. August 1908 bis 12. September 1909
  • Torbedoboot G 170 - 13. September 1909 bis 9. September 1910
  • Linienschiff S.M.S. Pommern - 10. September 1910 bis 30. September 1912
  • Marine-Ingenieurschule - 1. Oktober 1912 bis 30. September 1913.

Die Beförderung zum Marineingenieur erfolgte am 30. Oktober 1913, worauf eine 10-Monatige U-Boot-Ausbildung folgte. Im August 1914 diente Fechter 2 Wochen auf dem Linienschiff S.M.S. Wittelsbach. Am 17. August wurde er zur U-Boot-Waffe versetzt.

Nach Kriegsbeginn war Fechter zwischen dem 3. November 1914 und dem 18. Januar 1917 der Leitende Ingenieur von S.M. U 35. Als Leitender Ingenieur war er an den Erfolgen des Bootes maßgeblich beteiligt.

In der hierarischen Struktur des Kadavergehorsams der Kaiserlichen Marine standen allerdings die zumeist bürgerlichen und technisch ausgebildeten Ingenieur-Offiziere weit unter den kommandierenden üblicherweise adligen oder zumindest Militärdynastien entstammenden See-Offizieren, obwohl diese häufig schlechter ausgebildet waren. See-Offiziere erreichten oft Rang und Anerkennung lediglich durch ihre Abstammung. Bürgerliche Ingenieur-Offiziere wurden verachtet und als Emporkömmlinge betrachtet. Sie waren die Parias der Marine und konnten Anerkennung nur durch überdurchschnittliche Leistungen erringen. Trotzdem wurde Fechter mit dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern ausgezeichnet. Fechter und Marineoberingenieur Rhinow von S.M. U 57 waren die einzigen Ingenieur-Offiziere im Ersten Weltkrieg, die mit einem derartig exponierten Orden ausgezeichnet wurden.

Nach dem Einsatz auf S.M. U 35 war Fechter 1917 an Konstruktion und Bau von S.M. U 107 und S.M. U 139 beteiligt. Im August 1917 war er auch Leitender Ingenieur von S.M. U 107. Als Kapitänleutnant Lothar von Arnauld de la Perrière das Kommando von S.M. U 35 abgab und am 3. Dezember 1917 den U-Kreuzer S.M. U 139 übernahm, folgte ihm auch Fechter im Mai 1918. Die einzige Feindfahrt des größten U-Bootes der Kaiserlichen Marine wurde nach einer Kollision mit einem feindlichen Schiff und wegen der beginnenden Waffenstillstandsverhandlungen im November 1918 vorzeitig abgebrochen.

Nach dem Krieg wurde Fechter von der Reichsmarine übernommen und studierte an der Technischen Hochschule Charlottenburg . Er betätigte sich auch literarisch. So veröffentlichte er das Buch: In der Alarmkoje von U 35.

1925 wurde Fechter Leitender Ingenieur auf dem Leichten Kreuzer Emden, an dessen Bau und Erprobung er beratend beteiligt war. Anschließend wurde er Stabsingenieur und war Mitglied des Erprobungsausschußes für Schiffsneubauten. Nach der Beförderung zum Kapitän zur See (Ing.) war er Flotteningenieur in Kiel.

Fechters größte Leistung in der Zwischenkriegszeit war sicherlich, dass es zu einer formellen Gleichstellung der Ingenieur-Offiziere kam und dass er die technische Ausbildung der Marine reformierte. Fechter mußte seine Ideen mühsam gegen die Vorbehalte der konservativen Marineleitung unter Erich Raeder durchsetzen.

Am 1. Oktober 1935 wurde er zum Konteradmiral (Ing.) befördert und übernahm die Leitung der von ihm initierten Schiffsmaschineninspektion in Wilhelmshaven. 1937 folgte eine Beförderung zum Vizeadmiral (Ing.). Am 31. Dezember 1939 ging Hans Fechter im Range eines Admirals (Ing.) in den Ruhestand. Fechter war der erste deutsche Ingenieur-Offizier, der diesen Rang erreichte. Im Zweiten Weltkrieges arbeitete er für den Stinnes-Konzern in Berlin.

Nach Kriegsende 1945 betätigte sich Fechter erneut literarisch. Er beschäftigte sich mit den Beziehungen zwischen Christentum und moderner Technik, schrieb unter dem Pseudonym Hans Christoph einen grotesken Zukunftsroman und seine Memoiren.

Nach langer schwerer Krankheit starb Hans Fechter am 4. Juli 1955 in Berlin.

Dienstgrade

Kaiserliche Marine

  • Marineingenieuranwärter - 1. Oktober 1905
  • Marineingenieuroberanwärter - 1. April 1906
  • Marineingenieurapplikant - 1. OKtober 1906
  • Marineingenieuraspirant - 1. Oktober 1909
  • Marineingenieuroberaspirant - 1. Oktober 1912
  • Marineingenieur - 1. Oktober 30. Oktober 1912
  • Marineoberingenieur - 17. Oktober 1915

Reichs- und Kriegsmarine

Auszeichnungen

Literatur

  • Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906-1966, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1999, ISBN 3-86070-036-7
  • Hans Christoph: Die Rache des Molochs, Delta Verlag, Berlin-Schöneberg, 1951