Das Wachregiment Feliks E. Dzierzynski war der militärische Arm des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und wurde im November 1954 gegründet. Es war benannt nach dem kommunistischen Geheimdienstchef Feliks Edmundowitsch Dzierzynski, dem Gründer der Tscheka.

Organisation
Da das Regiment dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellt war und damit offiziell nicht den Streitkräften angehörte, konnte es so trotz des Vier-Mächte-Status-bedingten Stationierungsverbots in Berlin Adlershof stationiert werden.
Im Regiment dienten Berufs- und Zeitsoldaten (Unteroffiziere auf Zeit).
Die Unterteilung war in Kommandos gegliedert (Stand 1980 bis 1989)
- Kommando 1 - Standort Adlershof
- Kommando 2 - Standort Erkner
- Kommando 3 - Standort Teupitz
- Kommando 4 - Standort in Eberswalde Finow bei Bernau (Soldaten trugen reguläre Uniformen der NVA zur Tarnung des Wachregimentseinsatzes)
- Kommando 5 - Standort Ahrensfelde
Auftrag
- Die Aufgaben umfassten vor allem den militärisch-operativen Wach- und Sicherungsdienst (MOWSD) an Staats- und Parteieinrichtungen auf dem Gebiet Ostberlins und Umgebung. In den Bezirksstädten der DDR wurde dieser Auftrag von kleineren Wach- und Sicherungseinheiten (WSE) durchgeführt. Diese WSE hatten ihre Dienstobjekte üblicherweise auf dem Gelände der jeweiligen Bezirksverwaltung des MfS.
- Sicherung von Großveranstaltungen (in Zivil).
- Sicherung der Wandlitzer Waldsiedlung (Wohnobjekt der Partei- und Staatsführung)
- Sicherung besonderer militärischer Anlagen (Führungseinrichtungen/Bunker), z.B. Viertes Kommando.
- Operativ-militärische Reserve der Regierung (SED) zur Sicherung der öffentlichen Ordnung und des Regimes.
- Spezielle Einheiten von Gruppen- bis Kompaniestärke unterstützten auch andere Hauptabteilungen des MfS in diversen Bereichen (z.B. Ehrenkompanie (28. und 29.MSK im 10. MSB), Übernahme spezieller Sicherungsmaßnahmen, Transportschutz, Ministerreserve (jeweils Komando A und/oder 30. MSK im 10. MSB) Hundestaffel).
Wachzyklus
Der Wachzyklus war so gestaltet, das jeder Wochentag ein mal abgedeckt war. Die Wache selbst wurde mit nur einer Ablösung gestanden. D.h. 3-4 Stunden auf Posten und 3-4 Stunden Bereitschaft. Bei großen Objekten wurden sicher mit weniger Ablösung mit mehr Postenzeit gearbeitet, da die langen Postenwege auf Kosten der (Ruhezeit) Bereitschaftszeit gingen.
- So 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Mo 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Di 8-17Uhr Ausbildung
- Mi 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Do 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Fr 8-17Uhr Ausbildung
- Sa 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- So 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Mo 8-17Uhr Ausbildung
- Di 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Mi 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Do 8-17Uhr Ausbildung
- Fr 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Sa 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- So 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Mo 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Di 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Mi 8-17Uhr Ausbildung
- Do 8Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Fr 10Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr VKU Verlängerter Kurzurlaub bis Di zum Dienst
- ca. drei Wochen Ausbildung, davon 1-2 Feldlager TÜT und dann das Ganze von vorn
Ausrüstung
Die Dienst- bzw. Ausgangsuniform des Regiments war eine NVA Uniform aus dem qualitativ hochwertigem (Offiziers-)Stoff mit bordeauxrotem Kragenspiegel und braunem (Offiziers-)Lederkoppel. Der linke Ärmel war mit einem Ärmelstreifen und der Aufschrift "Wachregiment F. Dzierzynski" versehen.
Soldaten der MOS Einheiten hatten typischerweise folgende persönliche Uniformen:
- 1x Dienstuniform (Schirmmütze, Uniformjacke, Paradehose, Hemd blau, Binder, Offizierstiefel genarbt, braunes Koppel)
- 1x Ausgangsuniform (Schirmmütze, Uniformjacke, Ausgangshose, Hemd blau, Binder, Halbschuhe, braunes Koppel)
- 1x Felddienstuniform Sommer ("ein Strich, kein Strich", Stahlhelm/Käppi, graues Koppel, Offizierstiefel genarbt)
- 1x Felddienstuniform Winter ("ein Strich, kein Strich")
- 1x Sonderdienstuniform (Uniformjacke, Paradehose, Hemd blau, Binder, Offizierstiefel glatt, Koppel) Berufsunteroffiziersausführung mit mindesten Unteroffiziersschulterstücken (auch wenn der betreffende Soldat nur Soldat auf Zeit war und vom Rang nur Soldat) (nicht im persönlichen Schrank)
- 1x Drillich (Arbeitsuniform)
- 1x Dienstuniform Winter
- 1x Sportanzug "Dynamo" in Weinrot, schwarze Turnschuhe
Dienstliche Zivilkleidung:
Die dienstliche Zivilkleidung war so einheitlich und für so jugendliche Soldaten so untypisch, daß diese schon wieder eine Uniform darstellten. Man kann davon ausgehen, daß Zivilkleidung nicht der Tarnung diente.
Private Zivilkleidung:
Nach 6 Monaten Dienstzeit war es den SaZ und UaZ im Ausgang und Urlaub gestattet, private Zivilkleidung zu tragen.
Das Wachregiment war mit Schützenwaffen (Pistole Makarow, Kalaschnikow AK47, AK74, LMG, RPG-7) bis hin zu leichten Schützenpanzern und Artillerie (nicht in Berlin) ausgestattet. Für Mannschaftstransporte standen hauptsächlich LKW vom Typ W50 bereit. Bei Veranstaltungen wurden Ikarus-Busse eingesetzt.
Für Großveranstaltungen gab es als Zusatzausrüstung Schlagstöcke (flexibel), ab 1989 Schlagstock (fest), Schilder und Helme sowie Führungsketten.
Dienstgrade
Die Dienstgrade entsprechen denen der NVA, wobei keine Fähnrich-Dienstgrade existierten und Stabsdienstgrade z. B. Stabsgefreiter nach 1983 unüblich waren.
Laufbahn eines Unteroffiziers auf Zeit in der Dienststellung Soldat:
Soldat, nach 6 Monaten Gefreiter, nach 12 Monaten Unteroffizier, nach 33 Monaten Unterfeldwebel
Laufbahn eines Unteroffizier auf Zeit in der Dienststellung Unteroffizier:
Unteroffizierschüler, nach 6 Monaten Unteroffizier, nach 12 Monaten Unterfeldwebel nach 33 Monaten Feldwebel
Vor 1983:
Stabsdienstgrade z. B. Stabsgefreiter waren üblich und wurden vergeben wenn keine Unteroffiziersschule absolviert wurde.
WED, Wehrersatzdienst
SaZ: Soldat, nach 12 Monaten Gefreiter, nach 18 Monaten Stabsgefreiter nach 24 Monaten Unteroffizier
UaZ: Soldat/Unteroffiziersschüler, nach 6 Monaten Unteroffizier, nach 18 Monaten Unterfeldwebel nach 33 Monaten Feldwebel
Wehrdienst
Die Dienstzeit für Wehrpflichtige betrug in der Regel drei Jahre. Einberufen wurde im Gegensatz zur NVA bereits im April und Oktober, also einen Monat früher. Zum Wehrdienst im Wachregiment wurden ausschließlich Rekruten aus politisch besonders zuverlässig geltenden Elternhäusern abkommandiert.
Standorte
Adlershof
- Kaserne
- Flugplatz Johannistal
Erkner
- Kaserne
Teupitz (TÜT)
- Kaserne
- Truppenübungsplatz
- Schießplatz
- Häuserkampfplatz I
- Häuserkampfplatz II
- Feldlager
Personalstärke
Die Mannstärke des Wachregiments betrug:
1955: 1.475 1960: 4.372 1965: 5.121 1970: 7.924 1975: 9.245 1980: 10.082 1985: 10.192 1989: 11.426
Generalmajor Dipl.-Mil. Manfred Döring war von 1987 bis 1990 letzter Kommandant des Wachregiments.
Weblinks
BStU[1]