Ein Hutebaum, (Weidbaum) ist ein im Zusammenhang mit intensiver Beweidung (Hute) entstandener Baum.

Wortfeld
Man findet die Wortzusammensetzungen Huteeiche, Hutebuche, Weidbuche und Weidebuche, aber auch Fichte, Ahorn, Esche, Linde und Ulme werden als Hutebäume angegeben. Im Rechtschreibduden (1996) gibt es diese Begriffe jedoch nicht, man findet dort nur Hutweide mit dem Zusatz Gemeindeweide, auf die das Vieh täglich getrieben wird , bei Knaur 1973 Hutung, Hutweide, mit dem Zusatz für geringwertige Weide. Bei Pfohl (1911) ist das Wort Hut noch in der Bedeutung Weiderecht aufgeführt. Regional haben sich die Begriffe jedoch erhalten, zum Teil als Namen für ganz konkrete Bäume. Robert Gradmann (Pflanzenleben der Schwäbischen Alb) verwendet z. B. den Begriff Weidbuche, nicht aber Hutebuche, in der Rhön dagegen scheint der Begriff Hutebaum verbreitet.
Bedeutungsvarianz
Mit dem Begriff Hutebaum werden beschrieben
- Mächtige Solitärbäume, die in beweideten Gebieten übrig geblieben sind.
- Bäume, die als Futterspender für Vieh benutzt wurden, insbesondere also Buchen wegen der Bucheckern, und Eichen wegen der Eicheln für die Schweine
- Bäume, die aus Stockausschlägen entstanden sind, da wegen der Beweidung keine Entwicklung aus einer Frucht möglich war. Merkmal dieser Bäume ist, dass mehrere Stämme zusammengewachsen sind (polykorm).
- Bei Beweidung im Schutz von Gestrüpp hochgekommene und aus Platzmangel zu einem Baum verwachsene Bäume.
Es ergeben sich zwei Sichtweisen:
- Der Hutebaum als Baum, der dem Druck der Überweidung (Benagen des Stamms und der unteren Äste, sich Schaben am Stamm, Überdüngung durch Kot- und Urinmengen, Bodenverdichtung und Schäden durch die Hufe der Weidetiere) standgehalten hat, während die umgebenden Bäume verschwunden sind.
- Der Hutebaum als Baum, dem es gelang, in beweidetem Gebiet hochzukommen. Dabei spielt natürlich eine Rolle, um welche Weidetiere (Ziege, Schaf, Schweine, Rinder) es sich handelt. Gradmann führt aus, dass auf Schafweiden Bäume im Schutz des Wachholders hochkommen können, da dieser von den Schafen gemieden wird. Es ist Aufgabe des Schäfers, den Wachholder zu entfernen, damit die Weide nicht zuwächst. An andrer Stelle werden Weißdorn, Schlehe und andere Dornsträucher als Schutz für die jungen Pflanzen angeführt. Es ist auch denkbar, dass z. B im Schutz großer Steinbrocken oder in Karstlöchern einzelne Samen sich erfolgreich zu jungen Pflanzen entwickeln können. Von oben werden die Spitzentriebe der jungen Pflanzen dann abgeweidet und diese wachsen so immer mehr in die Breite (Kuhbusch). Schließlich ist der Busch so breit, dass die zentralen Triebe nicht mehr verbissen werden können. Das Gebüsch kann in die Höhe wachsen, die einzelnen Baumstämmchen verwachsen miteinander.
Denkmale
Merkmal der Hutebäume ist in allen Fällen ein großer Stammumfang, eine ausladende Krone und ein hohes Alter. Die Entstehungsgeschichte muss in jedem Fall einzeln untersucht werden.
Durch die Bewirtschaftungsform des Niederwaldes mit gleichzeitiger Waldweide wurde die Entstehung von Hutebäumen gefördert, heute sind sie als seltene Relikte häufig als Naturdenkmale gekennzeichnet und geschützt.
Quellen
- Duden Die Deutsche Rechtschreibung ISBN 3-411-02871-8
- R.Gradmann: Pflanzenleben der Schwäbischen Alb W.Kohlhammer Stuttgart 1950
- Knaurs Rechtschreibung Droemer Knaur ISBN 3-426-03330-5
- E. Pfohl: Neues Wörterbuch der französischen und deutschen Sprache Brockhaus Leibzig 1911