Ryōyū Kobayashi

japanischer Skispringer
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Ryōyū Kobayashi (jap. 小林 陵侑, Kobayashi Ryōyū; * 8. November 1996 in Hachimantai) ist ein japanischer Skispringer. Seine bisher größten Erfolge sind der Gewinn des Skisprung-Weltcups 2018/19 sowie der Sieg der Vierschanzentournee 2018/19, bei der er alle vier Springen gewinnen konnte. 2021/22 gewann Kobayashi die Vierschanzentournee zum zweiten Mal.

Ryōyū Kobayashi
Ryōyū Kobayashi in Wisła 2018

Ryōyū Kobayashi in Wisła 2018

Nation Japan Japan
Geburtstag 8. November 1996 (28 Jahre)
Geburtsort Hachimantai, Japan
Größe 173 cm
Gewicht 60 kg
Karriere
Verein Tsuchiya Home Ski Team
Trainer Janne Väätäinen
Hideharu Miyahira
Richard Schallert
Pers. Bestweite 252,0 m
(Planica, 24. März 2019)
Status aktiv
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
WM-Medaillen 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Junioren-WM-Medaillen 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Gold 2022 Peking Normalschanze
 Nordische Skiweltmeisterschaften
Bronze 2019 Seefeld Mannschaft
 Nordische Junioren-Ski-WM
Bronze 2016 Râșnov Einzel
Bronze 2016 Râșnov Mannschaft
Skisprung-Weltcup / A-Klasse-Springen
 Debüt im Weltcup 023. Januar 2016
 Weltcupsiege (Einzel) 026  (Details)
 Gesamtweltcup 001. (2018/19)
 Skiflug-Weltcup 002. (2018/19)
 Vierschanzentournee 001. (2018/19, 2021/22)
 Raw Air 001. (2019)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Einzelspringen 23 4 8
 Skifliegen 3 5 0
 Teamspringen 0 2 3
Skisprung-Grand-Prix
 Debüt im Grand Prix 016. Juli 2016
 Grand-Prix-Siege (Einzel) 005  (Details)
 Gesamtwertung Grand Prix 004. (2019)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Einzelspringen 5 2 0
Skisprung-Continental-Cup (COC)
 Debüt im COC 016. Januar 2015
 Gesamtwertung COC 145. (2014/15)
letzte Änderung: 6. Februar 2022

Werdegang

Ryōyū Kobayashi kam durch seinen Vater, der Sportlehrer[1] ist, zum Skispringen und begann seine Profikarriere im Rahmen zweier FIS-Springen am 1. und 3. März 2013 in Sapporo, bei denen er 26. und 30. wurde.

Seine nächsten Wettbewerbe bestritt er jedoch erst wieder im September 2013 im Rahmen des FIS-Cups auf dessen Station in Râșnov, hierbei belegte er den siebten und den ersten Platz und gewann damit gleich seinen ersten Wettbewerb. 2014 und 2015 gewann er die Junioren-Nordische-Kombination des japanischen Nationalen Sportfests.[2] In der Saison 2014/15 debütierte Kobayashi schließlich im Continental Cup bei zwei Springen am 16. und 17. Januar 2015 in Sapporo und belegte hier die Plätze 22 und 26.

Sein Weltcupdebüt gab Kobayashi in der Saison 2015/16 am 23. Januar 2016 beim Mannschaftswettbewerb in Zakopane, wo er mit der japanischen Mannschaft den achten Platz belegte. Am Folgetag ging er erstmals in einem Einzelwettbewerb im Weltcup an den Start und belegte den siebten Rang. Bei den Nordischen Junioren-Skiweltmeisterschaften 2016 in Râșnov gewann Kobayashi sowohl im Einzel die Bronzemedaille als auch die Bronzemedaille im Teamwettbewerb mit Masamitsu Itō, Yūken Iwasa und Naoki Nakamura. Im Mixed-Teamwettbewerb wurde er Sechster. Er beendete seine Debüt-Saison im Weltcup als 42. der Gesamtwertung mit 55 Punkten.

Am 16. Juli 2016 debütierte Kobayashi in Courchevel im Sommer-Grand-Prix, wo er als Fünfter auf Anhieb in die besten zehn sprang und auch seine ersten Punkte holte. Am Ende des Sommers belegte er, nach zwei weiteren Top-Ten-Platzierungen in Hakuba, den 14. Platz in der Gesamtwertung. Die guten Leistungen aus seiner Debüt-Saison und dem zurückliegendem Sommer konnte Kobayashi im Winter der Saison 2016/17 nicht bestätigen. Er kam im Weltcup nicht über Rang 33 in Ruka hinaus und blieb somit ohne Weltcuppunkt. Bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften 2017 in Lahti kam er nur im Mannschaftsspringen zum Einsatz, bei dem er mit der japanischen Mannschaft den siebten Rang belegte.

Am 27. August 2017 sprang er in Hakuba erstmals auf das Podest in einem Sommer-Grand-Prix-Springen. Er wurde Zweiter hinter seinem Bruder Junshirō. Im darauffolgenden Winter konnte er wieder bessere Leistungen erzielen, auch im Weltcup. Am 25. November 2017 erzielte er zusammen mit Taku Takeuchi, Noriaki Kasai und Junshirō Kobayashi im Mannschaftsspringen als Dritter seine erste Podestplatzierung im Weltcup. Bei der Skiflug-Weltmeisterschaft 2018 in Oberstdorf belegte er den 16. Platz in Einzel.

Im Februar 2018 nahm er an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teil. Er startete bei allen drei Wettkämpfen. Im Einzelwettbewerb auf der Normalschanze belegte er den siebten Platz und im Einzelwettbewerb auf der Großschanze den zehnten Platz und wurde damit jeweils bester Japaner. Im Mannschaftsspringen auf der Großschanze wurde er Sechster. Während der gesamten Saison sprang er regelmäßig in die Punkteränge im Weltcup und erreichte am 4. März 2018 in Lahti seine bis dahin beste Weltcup-Einzelplatzierung als Sechster. Mit 187 Punkten und Rang 24 im Gesamtweltcup verbesserte er sein Ergebnis aus seiner Debüt-Saison 2015/16.

Zum Auftakt der Weltcup-Saison 2018/19 erreichte er beim Springen in Wisła als Dritter seinen ersten Podestplatz. Eine Woche später erzielte er am 24. und 25. November 2018 in Kuusamo sowie am 2. Dezember 2018 in Nischni Tagil seine ersten drei Weltcupsiege im Einzel. Nach einem weiteren Tagessieg in Engelberg gewann er die Vierschanzentournee 2018/19. Dabei gelang es ihm als drittem Springer – nach Sven Hannawald bei der Tournee 2001/02 und Kamil Stoch in der Vorsaison – alle vier Einzelspringen einer Tournee für sich zu entscheiden. Mit dem sechsten Triumph nacheinander am 12. Januar 2019 im Val di Fiemme stellte er den Rekord für die meisten Weltcupsiege in Serie ein.[3] Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Seefeld in Tirol gewann er mit seinen Mannschaftskameraden Yukiya Satō, Daiki Itō und Junshirō Kobayashi die Bronzemedaille im Mannschaftsspringen. In den Einzelwettbewerben belegte er die Plätze vier (Großschanze) und 14 (Normalschanze). Von der Normalschanze hatte er im ersten Durchgang noch geführt, litt aber im zweiten Durchgang unter dem einsetzenden Schneefall, der die Anfahrtspur der Toni-Seelos-Olympiaschanze extrem verlangsamte, was insbesondere die führenden Springer des ersten Durchgangs benachteiligte. Der deutsche Bundestrainer Werner Schuster meinte daraufhin, dass das Ergebnis aufgrund der Witterungsbedingungen ungerecht sei: „Die Sportler Geiger und Kobayashi, die sind heute veräppelt worden. Die hätten sich auch eine Medaille verdient.“[4] Im abschließenden Mixed-Teamwettbewerb wurde er mit der japanischen Mannschaft Fünfter. Obwohl er beim Weltcupspringen in Oslo im Rahmen der Raw Air 2019 nur den fünften Platz belegen konnte, vergrößerte er damit seinen Vorsprung in der Gesamtweltcupwertung, in der er damit uneinholbar auf dem ersten Platz rangierte. Kobayashi ist der erste Nicht-Europäer, der den Gesamtweltcup gewinnen konnte. Durch Siege im Einzel in Trondheim und beim Prolog des Skifliegens in Vikersund, zweite Plätze beim Mannschaftsspringen in Oslo, den Prologen in Lillehammer und Trondheim sowie beim Skifliegen in Vikersund und einen dritten Platz beim Springen in Lillehammer konnte er am Ende mit 2,9 Punkten Vorsprung vor dem Österreicher Stefan Kraft, der bis zum letzten Wettbewerb geführt hatte, erstmals die Raw Air gewinnen.

Am 19. Februar 2021 gewann er in Râșnov nach der Disqualifikation von Halvor Egner Granerud seinen 18. Weltcup[5] und überholte damit Noriaki Kasai als den Japaner mit den meisten Weltcupsiegen im Skispringen überhaupt.

Am 6. Januar 2022 gewann er zum zweiten Mal die Vierschanzentournee mit drei Tagessiegen bei den ersten drei Springen.[6] Mit einem fünften Platz beim letzten Wettbewerb in Bischofshofen verpasste er nur knapp die historische Möglichkeit, zweimal alle vier Springen der Vierschanzentournee zu gewinnen.

Sprungstil

Als Ryōyū Kobayashis Stärke gilt sein präziser und kraftvoller Absprung, der es ihm ermöglicht sein Sprungsystem schnell aufzubauen.[7]

Privates

Ryōyū Kobayashi hat einen älteren Bruder, Junshirō (* 1991), eine ältere Schwester, Yuka (* 1994), sowie einen jüngeren Bruder, Tatsunao (* 2001), die ebenfalls als Skispringer aktiv sind.[8]

Er bezeichnete sich selbst in einem Interview als „Neo-Japaner“, ohne genau auszuführen, was er damit meint. In den Medien werden seine öffentlichen Auftritte, etwa das emotionale Jubeln, als Abweichung von der traditionellen japanischen Zurückhaltung gedeutet.[9][10]

Erfolge

Weltcupsiege im Einzel

Nr. Datum Ort Typ
01. 24. November 2018 Finnland  Kuusamo Großschanze
02. 25. November 2018 Finnland  Kuusamo Großschanze
03. 02. Dezember 2018 Russland  Nischni Tagil Großschanze
04. 16. Dezember 2018 Schweiz  Engelberg Großschanze
05. 30. Dezember 2018 Deutschland  Oberstdorf Großschanze
06. 01. Januar 2019 Deutschland  Garmisch-Partenkirchen Großschanze
07. 04. Januar 2019 Osterreich  Innsbruck Großschanze
08. 06. Januar 2019 Osterreich  Bischofshofen Großschanze
09. 12. Januar 2019 Italien  Predazzo Großschanze
10. 02. Februar 2019 Deutschland  Oberstdorf Flugschanze
11. 17. Februar 2019 Deutschland  Willingen Großschanze
12. 14. März 2019 Norwegen  Trondheim Großschanze
13. 24. März 2019 Slowenien  Planica Flugschanze
14. 15. Dezember 2019 Deutschland  Klingenthal Großschanze
15. 22. Dezember 2019 Schweiz  Engelberg Großschanze
16. 29. Dezember 2019 Deutschland  Oberstdorf Großschanze
17. 13. Februar 2021 Polen  Zakopane Großschanze
18. 19. Februar 2021 Rumänien  Râșnov Normalschanze
19. 25. März 2021 Slowenien  Planica Flugschanze
20. 27. November 2021 Finnland  Kuusamo Großschanze
21. 12. Dezember 2021 Deutschland  Klingenthal Großschanze
22. 19. Dezember 2021 Schweiz  Engelberg Großschanze
23. 29. Dezember 2021 Deutschland  Oberstdorf Großschanze
24. 01. Januar 2022 Deutschland  Garmisch-Partenkirchen Großschanze
25. 05. Januar 2022 Osterreich  Bischofshofen Großschanze
26. 29. Januar 2022 Deutschland  Willingen Großschanze

Grand-Prix-Siege im Einzel

Nr. Datum Ort Typ
01. 24. August 2018 Japan  Hakuba Großschanze
02. 25. August 2018 Japan  Hakuba Großschanze
03. 23. August 2019 Japan  Hakuba Großschanze
04. 24. August 2019 Japan  Hakuba Großschanze
05. 2. Oktober 2021 Deutschland  Klingenthal Großschanze

Statistik

Weltcup-Platzierungen

Saison Platz Punkte
2015/16 42. 0055
2017/18 24. 0187
2018/19 01. 2085
2019/20 03. 1178
2020/21 04. 0919

Grand-Prix-Platzierungen

Saison Platz Punkte
2016 14. 0165
2017 15. 0149
2018 07. 0294
2019 04. 0261
2021 08. 0180

Vierschanzentournee-Platzierungen

Saison Platz Punkte
2016/17 43. 0305,3
2017/18 22. 0815,9
2018/19 01. 1098,0
2019/20 04. 1096,0
2020/21 06. 1032,5
2021/22 01. 1162,3

Raw-Air-Platzierungen

Saison Platz Punkte
2017 39. 0939,4
2018 11. 2140,1
2019 01. 2461,5
2020 02. 1154,5

Schanzenrekorde

Ort Land Weite aufgestellt am Rekord bis
Ruka Finnland  Finnland 147,5 m
(HS: 142 m)
25. November 2018 aktuell
Engelberg Schweiz  Schweiz 144,0 m
(HS: 140 m)
16. Dezember 2018 aktuell
Val di Fiemme Italien  Italien 136,0 m
(HS: 135 m)
12. Januar 2019 aktuell
Seefeld Osterreich  Österreich 108,5 m
(HS: 109 m)
28. Februar 2019 2. März 2019
Seefeld Osterreich  Österreich 113,0 m
(HS: 109 m)
2. März 2019 aktuell
Planica Slowenien  Slowenien 252,0 m
(HS: 240 m)
24. März 2019 aktuell
Commons: Ryōyū Kobayashi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Höchste und Schnellste. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 23. Dezember 2018, abgerufen am 1. Januar 2019.
  2. 小林陵侑、好機逃さず2連覇 スキー国体・少年複合. In: Iwate Nippo WebNews. 23. Februar 2015, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 19. März 2016 (japanisch).
  3. Nächster Sieg: Rekord für Kobayashi. Sport1.de, 12. Januar 2019, abgerufen am 13. Januar 2019.
  4. „"Komplett irregulär": Deutsche Skispringer gehen leer aus“, auf www.tagesspiegel.de, abgerufen am 3. März 2019.
  5. Kobayashi nach Granerud-Disqualifikation Rasnov-Sieger. Abgerufen am 20. Februar 2021.
  6. Augsburger Allgemeine: Vierschanzentournee 2021/22: Ergebnisse, Sieger und Gesamtstand. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  7. Sigi Lützow: Die Tournee und ihre neue Sonne, derStandard.at vom 28. Dezember 2018, abgerufen am 4. Januar 2019.
  8. 【ジャンプ】小林兄弟が初ワンツー、弟・陵侑がV!兄・潤志郎2位. In: Sports Hochi. 14. Februar 2016, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 19. März 2016 (japanisch).
  9. Ryoyu Kobayashi: Der etwas verrücktere Japaner, tagesspiegel.de am 2. Januar 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.
  10. Kobayashi - ein Phänomen in der Skisprung-Szene, kicker.de am 6. Januar 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.