Udo Jürgens (* 30. September 1934 in Klagenfurt als Jürgen Udo Bockelmann) ist ein Komponist und Sänger aus Österreich mit österreichischer und deutscher Staatsangehörigkeit. Er ist einer der bedeutendsten Unterhaltungsmusiker des deutschen Sprachraums und stilmäßig zwischen Schlager, Chanson und Popmusik einzuordnen.
Leben
Seine Mutter stammte aus Schleswig-Holstein, sein Vater wurde als Sohn eines deutschen Auswanderers in Moskau geboren und flüchtete nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit Udos Großeltern in das neutrale Schweden. Nach dem Krieg ließen sich Udos Eltern auf einem Gut in Kärnten nieder, das Udos Großvater seinen fünf Söhnen gemeinsam geschenkt hatte. Udos Onkel mütterlicherseits war der berühmte Dadaist Hans Arp. Der Onkel väterlicherseits, Dr. Werner Bockelmann, war von 1956 bis 64 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Ein weiterer Onkel lebte in auf Gut Barendorf bei Lüneburg, das heute eine Heimvolkshochschule beherbergt.
Udo wuchs im elterlichen Schloss Ottmanach auf dem Magdalensberg (Kärnten) zusammen mit seinen beiden Brüdern John (1931-2006) und Manfred Bockelmann (* 1943) auf. Das Klavierspielen brachte er sich selbst bei und erhielt erst später systematischen Unterricht. Bei der Hitlerjugend erhielt er wegen seiner schwachen körperlichen Leistungen einmal eine brutale Ohrfeige, die ihm eine verminderte Hörfähigkeit auf einem Ohr eintrug. Nach dem zweiten Weltkrieg studierte er Musik, u. a. am Mozarteum in Salzburg.
Von 1964 bis 1989 war er mit dem ehemaligen Fotomodell Erika Meier, Panja genannt, verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder miteinander: John (* 1964; besser bekannt als John Munich) und Jenny (* 1967; bekannt als Jenny Jürgens). Außerdem hat Udo Jürgens zwei uneheliche Töchter: Sonja, die in Berlin lebt, und Gloria, von einer ehemaligen Freundin in Wien. Am 4. Juli 1999 heiratete Udo Jürgens seine langjährige Geliebte Corinna Reinhold in New York, wohnte mit ihr in Zumikon (Schweiz) und ließ sich 2006 wieder von ihr scheiden.
1950 gewann Udo Jürgens bei einem Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks unter 300 Einsendungen mit dem Lied „Je t’aime“ als jüngster Teilnehmer den 1. Preis. Sein Geld musste er sich mit Auftritten in Lokalen verdienen und die Arbeitszeiten waren zeitweise so lange, dass er vom vielen Klavierspielen einen dauerhaften Schaden am Handgelenk davontrug. Sein erster Künstlername lautete Udo Bolàn.
1960 komponierte er für Shirley Bassey den Welthit „Reach For The Stars“. 1964 startete Udo Jürgens beim Grand Prix Eurovision de la Chanson für Österreich in Kopenhagen. Er erreichte mit „Warum nur, warum?“ den 6. Platz. Matt Monro verkaufte mit der englischen Version „Walk Away“ auf Anhieb 1,5 Millionen Schallplatten, kam auf Platz 1 der Hitparade in England, auf Platz 2 in den USA und belegte Spitzenplätze in den Hitparaden rund um die Welt. Udos deutschsprachige Originalversion wurde ein No.1-Hit in Frankreich. Er komponierte für Frank Sinatra den Song "If I never sing another Song", welchen Frank Sinatra wegen einer Karrierepause an seinen Freund Sammy Davis Jr. abtrat. Sammy Davis Jr. beendete von da an jeden seiner Konzert- und Fernsehauftritte mit diesem Lied.
1965 nahm Udo Jürgens wieder am Grand Prix Eurovision in Neapel teil und erreichte mit „Sag’ ihr, ich laß sie grüßen“ Platz 4. 1966 nahm er zum dritten Mal teil und erreichte in Luxemburg mit „Merci Chérie“ den ersten Platz. Dieser verschaffte ihm den internationalen Durchbruch. Es folgten ausgedehnte Tourneen in alle Welt und er nahm Platten seiner Kompositionen in verschiedenen Sprachen auf, die mittlerweile Sammlerstücke sind und enorme Preise erzielen. Einige Titel sind nämlich nur in der Fremdsprache erschienen. 1971 sang Udo Jürgens zum ersten Mal das Lied der ARD-Fernsehlotterie „Zeig mir den Platz an der Sonne“. Auch 1976 („Ein Lied für alle, die einsam sind“) und 1980 („Ist das nichts?“) sang er die Lieder der Fernsehlotterie.
Udo Jürgens größter Verkaufserfolg war „Buenos dias, Argentina“ mit der bundesdeutschen Fußballnationalelf. 1978 bekam er dafür nach fünf Wochen eine goldene Schallplatte und nach zwei Monaten eine Platin-Schallplatte. Außerdem erhielt er für diesen Schlager einen Grammy, als dieser in einer Country Music-Fassung in Nordamerika sehr erfolgreich war.
In den sechziger Jahren spielte er in mehreren deutschen Klamaukfilmen und in den neunziger Jahren in Fernsehserien (Das Traumschiff, Ein Schloß am Wörthersee) als Nebendarsteller mit.
Udo Jürgens ist einer der produktivsten Unterhaltungsmusiker. Er hat über 900 Lieder geschrieben und mittlerweile 50 Plattenalben veröffentlicht. In den Anfangsjahren wurde er meist als Schlagersänger gesehen, mittlerweile hat er mit seinem umfangreichen kompositorischen Werk die Grenzen dieses Genres längst gesprengt. Seine Liedtexte, die von verschiedenen Textern stammen, sprechen häufig gesellschaftliche Probleme an, z. B. Dekadenz („Cafe Größenwahn“, 1993) oder Konsumrausch („Aber bitte mit Sahne“, 1976). Auch zur Umwelt („5 Minuten vor 12“, 1982), zum Wettrüsten („Traumtänzer“, 1983) und zur Drogenproblematik („Rot blüht der Mohn“, 1983) nahm er Stellung. Zu erwähnen ist das "Blaue Album" von 1988, das er als Kritik an der katholischen Kirche verstanden wissen will, der er die Schuld an der Überbewölkerung gibt; der Titel "Gehet hin und vermehret Euch" ist in Österreich und Deutschland im öffentlich rechtlichen Rundfunk nicht gesendet worden. Im Jahr 1972 trat der Sänger in den Wahlkampf der Bundesrepublik Deutschland ein, indem er mit seinem „CDU-Song“ für viele überraschend die Wahl der Christdemokraten empfahl („Ich weiß längst schon was ich tu, was denn sonst, CDU“). Des Weiteren umfasst sein breit gefächertes Schaffen auch symphonische Kompositionen, wie "Wort" und "Die Krone der Schöpfung", welche mit der Berliner Philharmoniker aufgenommen wurden.
Mit Reinhard Mey schrieb er Lieder zusammen und auch mit Rainhard Fendrich gab es gemeinsame Auftritte. Udo Jürgens gilt mittlerweile als der wichtigste Protagonisten deutschsprachiger Pop- und Unterhaltungsmusik.
Ehrungen & Auszeichnungen
1984 wurde ihm von der Republik Österreich der Titel Professor ehrenhalber (e.h. / h.c.) verliehen. In den 90er-Jahren erhielt er unter anderem das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 1993 erhielt er den ECHO für das Lebenswerk. 1999 wurde er in „Club Carriere – Enzyklopädie des Erfolges“ aufgenommen. Seit 2001 ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Klagenfurt.
2000 & 2001: Amadeus Austrian Music Award Bester Solokünstler Schlager 2003: Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk
Diskographie / reguläre Studio- & Live-Alben / keine Best of-Kopplungen
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Familienroman
- Udo Jürgens (mit Michaela Moritz), „Der Mann mit dem Fagott“, München, Limes Verlag 2004, ISBN 3809024821. Autobiographischer Familienroman über die Familie von Udo Jürgens und über sich selbst, ausgehend von der Person des Großvaters Heinrich Bockelmann im Jahre 1891.
Tourneen (Ausschnitt, ohne Tourneen ins (nichtdeutschsprachige) Ausland)
- 1967 „Udo Jürgens singt seine Welterfolge“ (50 Konzert mit ca. 60.000 Besuchern)
- 1968 „Udo Jürgens singt seine Welterfolge“ (neues Programm) (75 Konzerte mit ca. 100.000 Besuchern)
- 1970 „Udo'70 - Tour“ (266 Konzerte mit ca. 510.000 Besuchern)
- 1972/1973 „Ich bin wieder da - Tour“ (59 Konzerte mit ca. 120.000 Besuchern)
- 1975 „Udo'75 - Tour“ (63 Konzerte mit ca. 130.000 Besuchern)
- 1977 „Udo'77 - Tour“ (68 Konzerte mit ca. 150.000 Besuchern)
- 1978 „Lieder die auf Reisen gehen - Tour“ (44 Konzerte mit ca. 130.000 Besuchern)
- 1980 „UDO'80 - Tour“ (110 Konzerte mit ca. 340.000 Besuchern)
- 1982/1983 „Lust am Leben - Tour" (123 Konzerte mit ca. 400.000 Besuchern)
- 1984/1985 „Hautnah - Tour“ (130 Konzerte mit ca. 450.000 Besuchern)
- 1987 „Deinetwegen - Tour“ (106 Konzerte mit ca. 400.000 Besuchern)
- 1989/1990 „Ohne Maske - Tour“ (107 Konzerte mit ca. 410.000 Besuchern)
- 1991/1992 „Geradeaus - Tour“ und Zusatz-Konzerte „Open Air Symohony“ (87 Konzerte mit ca. 720.000 Besuchern)
- 1994/1995 „Größenwahn - Tour“ (138 Konzerte mit ca. 500.000 Besuchern)
- 1997 „Gestern – Heute – Morgen - Tour“ (111 Konzerte mit ca. 400.000 Besuchern)
- 2000/2001 „Mit 66 Jahren - Tour“ (107 Konzerte mit ca. 440.000 Besuchern)
- 2002 „Ein Soloabend - Tour“ (13 Konzerte mit ca. 60.000 Besuchern)
- 2003/2004 "Es lebe das Laster - Tour" (103 Konzerte mit ca. 410.000 Besuchern)
- 2005 „Udo spielt Jürgens – Solokonzert - Tour“ (19 Konzerte mit ca. 100.000 Besuchern)
- 2006 „Jetzt oder nie - Tour“ (100 Konzerte mit ca. 450.000 Besuchern)
Weblinks
- SahneMixx – die Musik von Udo Jürgens – einzigartiges Tribute-Orchester
- Vorlage:PND
- Udo Jürgens – Leben in Musik – Die offizielle Website
- Hörprobe aus der österreichischen Mediathek: Merci chérie
- Udo Jürgens – Biografie
- Alle Chartplatzierungen von Udo Jürgens in Österreich
- Diskografie Udo Jürgens
- Interview mit Udo Jürgens auf Planet-Interview
- Vorlage:IMDb Name
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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France Gall | Gewinner des Eurovision Song Contest 1966 | Sandie Shaw |
Personendaten | |
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NAME | Jürgens, Udo |
ALTERNATIVNAMEN | Udo Jürgen Bockelmann |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sänger und Liedermacher |
GEBURTSDATUM | 30. September 1934 |
GEBURTSORT | Klagenfurt, Kärnten, Österreich |