Heinrich Himmler

Kriegsverbrecher, deutscher Politiker (NSDAP), MdR, Reichsführer SS, Chef der Reichspolizei
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Heinrich Himmler (* 7. Oktober 1900 in München, † 23. Mai 1945 in Lüneburg (Selbstmord)) war deutscher Politiker in der Zeit des Nationalsozialismus. Als Leiter ("Reichsführer") der SS war er hauptverantwortlich für die Durchführung des Holocaust an den europäischen Juden und zahlreiche Kriegsverbrechen im Rahmen des 2. Weltkrieges.

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Heinrich Himmler besichtigt ein Kriegsgefangenlager

1900 - 1925

Heinrich Himmler wurde als Sohn des Oberstudiendirektors Gebhard Himmler geboren und wuchs in bürgerlichen katholischen Verhältnissen auf.

Im Ersten Weltkrieg durchlief er die Offiziersausbildung, beendete diese jedoch nicht, sondern musste mit Kriegsende aus der Armee ausscheiden. Nach dem Scheitern der Räterepublik in München, an deren Niederschlagung er sich als Angehöriger des Freikorps Lauterbach beteiligt hatte, studierte er an der TU München Landwirtschaft. In dieser Zeit trat er der schlagenden Studentenverbindung Apollo (heute: Burschenschaft Franco-Bavaria) bei.

NSDAP

Über seine Mitgliedschaft bei den Artamanen kam Heinrich Himmler in Kontakt mit der NSDAP, der er im August 1923 beitrat. Am 9. November 1923 beteiligte sich Himmler als frischgebackenes Parteimitglied und in seiner Eigenschaft als Mitglied des Röhmschen Frontbann (Fahnenträger des Freikorps) am Hitler-Putsch.

Reichsführer SS

Himmler wurde am 6. Januar 1929 von Adolf Hitler zum Reichsführer SS ernannt. Er baute die damals nur 280 Personen starke Schutzstaffel - zunächst eine innerparteiliche Sicherheitstruppe - zur mächtigsten paramilitärischen Organisation in Deutschland auf.

Machtübernahme und Röhm-Putsch

1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde Himmler zum Polizeipräsidenten von München ernannt. Am 30. Juni und 1. Juli 1934 hatten Heinrich Himmler und die SS den wesentlichen Anteil an der als "Röhm-Putsch" bezeichneten verdeckten Entmachtung und Ermordung der Führung der SA.

Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei

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Hermann Göring und Heinrich Himmler betrachten ein Buch während der Geburtstagsfeier von Göring am 12. Januar 1941

Der Erlass des Führers und Reichskanzlers vom 17. Juni 1936 war der wichtigste Schritt auf dem Wege der Umwandlung des Polizeiapparates in ein Instrument der absoluten Führergewalt. Von nun an waren in der Person Himmlers das Parteiamt des Reichsführers SS mit dem neugeschaffenen staatlichen Amt eines Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern institutionell miteinander verbunden. Der Erlass markierte das Ende der noch in Teilen bestehenden Polizeihoheit der Länder zugunsten der Zentralgewalt (Verreichlichung der Polizei). Zugleich wurde hierdurch ein verhängnisvoller gegenläufiger Prozess eingeleitet, nämlich die zentralisierte Polizei aus dem Reichsministerium des Innern herauszulösen und durch Unterstellung unter den nur Hitler unterstehenden Parteifunktionär Reichsführer SS zu entstaatlichen durch die eingeleitete Verschmelzung mit der SS. Himmler unterstand damit der gesamte Polizeiapparat, bestehend aus den Ämtern der Ordnungspolizei, der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und des Reichskriminalpolizeiamts. Als Reichsführer SS unterstand ihm weiterhin der Sicherheitsdienst (SD) als parteiamtlicher Nachrichtendienst. Himmler wurde in seiner neuen Eigenschaft den Befehlshabern des Heeres und der Marine sowie den Reichsministern im Rang gleichgestellt und erhielt Kabinettsrang. Damit war er zu einem der mächtigsten Männer im nationalsozialistischen Deutschland geworden.

Ab 1944 war Himmler Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresrüstung. Nach dem Bekanntwerden seiner Kapitulationsverhandlungen mit den Alliierten im April 1945 wurde er von Hitler aller Ämter enthoben und aus der Partei ausgeschlossen. Nach seiner Verhaftung durch die Briten entzog er sich durch Selbstmord am 23. Mai 1945 seiner Verantwortung.

Eifrig beteiligte er sich am Ausbau der von Alfred Rosenberg initiierten nationalsozialistischen Mythologie (Blut-und-Boden Kult) und machte die Wewelsburg zu deren Zentrum. Darüber hinaus war er Mitbegründer und Hauptförderer der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V..

Zur Persönlichkeit

1928 heiratete Heinrich Himmler die acht Jahre ältere Margarethe Boden. Mit seiner Frau betrieb er danach in Waldtrudering (bei München) eine Geflügelzucht. Nachdem er vollamtlich in die SS eingetreten war, führte seine Frau den Betrieb weiter. Heinrich und Magda Himmler hatten eine Tochter, Gudrun genannt "Püppi".

1940 trennte sich Himmler von seiner Frau, ohne sich von ihr scheiden zu lassen. Zusammen mit seiner Sekretärin Hedwig Potthast hatte er zwei weitere Kinder, und führte so zwei Haushalte gleichzeitig. Dies brachte ihn zeitweise in finanzielle Bedrängnis, denn trotz seiner Machtfülle und Skrupellosigkeit bestand Himmler in einer eigentümlichen Art von Korrektheit darauf, sich persönlich nicht finanziell zu bereichern. Sein Gehalt als Reichsführer reichte nicht, um zwei Familien gleichzeitig zu unterhalten. Der Reichsleiter und "Sekretär des Führers" Martin Bormann half ihm darum auf Himmlers Bitte mit einem Darlehen der NSDAP aus der finanziellen Misere.

Trotz seines unscheinbaren Äußeren und eines Hangs zu versponnenen, germanisch-mystischen Ideen wurde Himmler eine der wichtigsten treibenden Kräfte in der NS-Hierarchie. Im Gegensatz zu Hitler hat Himmler immer wieder persönlich die Tatorte der NS-Greueltaten besucht und inspiziert, wobei er auch Zuschauer bei Massenvernichtungsaktionen wurde (Auschwitz-Birkenau, Sobibor, Einsatzgruppen, alle Konzentrationslager usw.). Dabei lobte, tadelte oder ermunterte Himmler die SS-Angehörigen in ihrem Tun vor Ort und bestärkte sie moralisch und weltanschaulich.

Literatur

  • Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe. Göttingen: Musterschmidt 1970.
  • Heinrich Fraenkel/Roger Manvell: Himmler. Kleinbürger und Massenmörder. Verlag Ullstein, Frankfurt/M - Berlin 1965.
  • Peter Padfield: Himmler. Reichsführer-SS. Cassel & Co, London 2001, ISBN 0304358398.
  • Peter Witte/Michael Wildt/Martina Voigt u.a. (Hg.): Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42. Hans Christians Verlag, Hamburg 1999, ISBN 376721329X.

Siehe auch