Peter Riemann

deutscher Architekt
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Januar 2022 um 14:24 Uhr durch Peter Christian Riemann (Diskussion | Beiträge) (Mitgliedschaften). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Peter Riemann (* 23. November 1945 in Eschwege) ist ein deutscher Architekt, Hochschullehrer und freiberuflicher Autor.

Konzeptskizze zu „Berlin – Die Stadt in der Stadt“, O.M.Ungers, Rem Koolhaas, Peter Riemann
Turm No.3, „Bauen Heute in der BRD“, Deutsches Architekturmuseum

Leben

Nach dem Abitur 1965 an der Friedrich-Wilhelm-Schule (Eschwege) und einer zweijährigen Dienstzeit bei der Luftwaffe als Fluglotse[1] bei der Radaranflugkontrolle[2] in Fürstenfeldbruck studierte Riemann ab 1967 Bauingenieurwesen und Architektur an der TU Braunschweig. Die Diplomarbeit „Fluggastabfertigungsgebäude“ für den Flughafen Stuttgart bei Meinhard von Gerkan im Jahr 1975 war der Einstieg als Entwurfsarchitekt in das Büro Heinz Wilke/Hannover beim Wettbewerb Flughafen München II[3] und für den Vorentwurf des Olympia-Flughafens Moskau (Auftraggeber: Salzgitter-Konzern). Als eine Art „Klon“ von Hannover-Langehangen[4] wurde der Flughafen Moskau-Scheremetjewo 2 „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ ca. 15 Jahre später in Betrieb genommen.[5] Im Herbst 1976 ging Riemann als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zu Oswald Mathias Ungers an die Cornell University in Ithaca, New York[6], nachdem er zuvor mit Studentenarbeiten und Vorlesungen in Kontakt gekommen war, die unter Ungers an der TU Berlin entstanden waren.

Während seines postgraduate Studiums (architecture and urban design) unterrichtete er als Teaching Assistant und Instructor am College of Architecture, Art, and Planning,[7] kam dort mit Mario Campi und im Graduate Design Studio in Sibley Hall[8] mit Aldo Rossi und Josef Kleihues in Kontakt, die Ungers im Frühjahr 1976 zeitweilig vertraten. Als Visiting Critic war Riemann an den Architekturabteilungen der Syracuse University und der University of Southern California in Los Angeles tätig und bereiste, als Eidlitz Travel Fellow den Südwesten der USA, sowie die Ostküste und Kanada.

Nach der Teilnahme an der Ersten Berliner Sommerakademie und dem Abschluss seiner Master-Thesis (Urban Design Strategies for Berlin with a Case Study on Berlin/Südliche Friedrichstadt) kehrte er 1979 als M.Arch.(USA) nach Deutschland zurück.

Nach Zusammenarbeit mit W.M. Pax (u. a. 5. Preis, Internationaler Wettbewerb Dom-Römerberg, Frankfurt am Main 1980) und Mitarbeit beim Neubau des Bonner Verteidigungsministeriums auf der Hardthöhe, machte er sich 1981 selbstständig. 1983 erhielt er den Rompreis für die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo und lebte dort ein Jahr als Stipendiat.[9] 1984 entstand die Arbeitsgemeinschaft mit H. W. Roy, die 1985 in der Gründung des Büros Riemann + Roy mündete. 1993 endete die Büropartnerschaft durch den Tod von H. W. Roy, worauf Riemann das Büro für Architektur und Städtebau gründete, das später als RiemannArchitekten firmierte.

Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit unterrichtete Riemann an verschiedenen amerikanischen und europäischen Hochschulen:

1998 Leitung der Architekturexkursion "Chicago: die Stadt als Prozess", 30.08. bis 06.09.1998, Verein für politische Bildung und Information Bonn, e.V.

  • 2014: Gastvortag International Masters Program, École nationale supérieure d'architecture de Versailles (ENSA-V), Einladung von Florian Hertweck (Architekt)

Nach dreißigjähriger Berufstätigkeit in Bonn als freischaffender Architekt in den Bereichen Städtebau, Wohnungsbau, öffentliche Bauten und Bauen im Bestand, absolvierte Riemann, geprägt durch das immer konfliktreichere Baugeschehen[10] ein zweisemestriges Studium der Mediation[11] mit dem Abschluss als Mediator an der Hochschule Darmstadt. 2009 verlagerte er sein Büro nach Starnberg im Fünfseenland und begleitet dort als Leitender Redakteur des Starnberger Boten, einer lokale Vierteljahreszeitschrift des BDS Bayern, trotz Behinderung durch die Bürgermeisterin[12] kritisch das kommunale Planungsgeschehen. Mit Blogger Thorsten Schüler engagiert er sich für den B2-Tunnel und mit Lutz. J. Jansen für die Realisierung der umkämpften Starnberger Seeanbindung. Neben der projektbezogenen Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in Düsseldorf, Köln, Bonn und Paris, intensivierte er seine beratende und gutachterliche Tätigkeit (Planungsrecht, Bauschäden, Wertermittlung und Urheberrechtsfragen).

Im Jahr 2019 beendete Riemann seine Tätigkeit als freiberuflicher Architekt, siedelte nach Österreich über und lebt heute in der Nähe von Graz.

Mitgliedschaften

  • 1983–2009: Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA) und mehrere Jahre Delegierter im UIA, Sektion 1 für das „Architektonische Erbe in Europa“.[13]
  • 2007–2009: Landesdelegierter in der Vertreterversammlung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) und Mitglied im AKNW-Ausschuss für Berufsbelange (2007/2008).
  • 2010–2020: Verein für Integrierte Mediation e.V.[14]
  • 2010–2019: Deutscher Fachjournalisten-Verband
  • 2011–2019: Bund der Selbständigen (BDS), Ortsgruppe Starnberg

Autorentätigkeit

Als Autor verfasste Riemann seit Ende der 80er Jahre zahlreiche Beiträge in deutschen Fachzeitschriften (u. a. Bauwelt, Baumeister, der architekt und db) und auch in Online-Magazinen wie rhein:raum-online.de,[15] Bonner PresseBlog[16] und unsereBRD.de[17] zu Themen der Bonner Stadtpolitik. Er gehörte zu den investigativen Bonner "Geistern",[18] die zur Aufdeckung des WCCB-Skandals World Conference Center Bonn unter der SPD-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann[19] beitrugen und das Verfahren durch Einstellen zahlreicher WDR-Beiträge auf You-Tube unter RiemannArchitekten dokumentierten.[20]

Auslöser für die kritische Haltung des Bonner Architekten gegenüber einer „irrlichternden“ obersten Stadtverwaltung, deren Fehlverhalten am Ende mit hohen Geldstrafen geahndet wurden,[21] waren, neben der fragwürdigen Überprüfung des WCCB-Investors, der Asbest- und Legionellenskandal (Trinkwasserverseuchung) am Konrad-Adenauer-Gymnasium (Bad Godesberg)[22] durch den Verantwortlich: der Leiter des Städtischem Gebäudemanagements (SGB), Friedhelm Naujoks, Parteifreund der Bonner OB[23]

RiemannArchitekten hatten dort, trotz Voruntersuchung durch einen Schadstoffgutachter, Asbest in der Auladecke gefunden und im Zuge der weiteren Untersuchung festgestellt, dass das Trinkwasser am KAG und an anderen Schulen auf Geheiß des SGB-Gebäudemanager Naujoks mit einer eigens entwickelten Anlage desinfiziert, in Wahrheit jedoch kontaminiert wurde: „Zwischenzeitlich waren weitere Naujoks-Altlasten hochgekocht. Vom SGB gekaufte Legionellen-Anlagen entsprachen laut Umweltbundesamt ‚nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik‘, bei einer Aula-Brandschutzdecke ‚hat (…) zweifelsfrei objektiv zunächst eine Baugefährdung vorgelegen‘, so die Staatsanwaltschaft“.[24] Obwohl man Friedhelm Naujoks zunächst strafrechtlich nicht belangen wollte, kam dann nach dem Widerspruch des beauftragten Architekten „doch noch einiges zutage“.[25] Schlussendlich wurde er auf Betreiben der Ratsmehrheit doch gekündigt.

Werke (Auswahl)

Bauten (Auswahl)

Datei:Blumenhaus Möhle.jpg
Basilika am Nordfriedhof in Bonn
 
Kinetisches Ost-West Monument
  • 1985–1986: Basilikale Blumenhalle Nordfriedhof (Bonn) mit H.W. Roy,[26]
  • 1985: Stahlgitterkonstruktion über den Eingangsarkaden des Deutschen Architekturmuseums für die Ausstellung „Bauen Heute“
  • 1988: Großskulptur aus Stahl für die Ausstellung: „Berlin – Denkmal oder Denkmodell“ der Galerie Aedes Berlin[27]
  • 1992–1993: Umbau und Sanierung eines Gründerzeithauses nach Brandschaden, Bonn-Innenstadt, Friedrichstraße 42, 1. Preis, Fassadenwettbewerb der Stadt Bonn
  • 1993–1996: Wohn- und Geschäftshäuser „Storchenparkanlage“ incl. VEP in Speyer, Obere Langgasse
  • 1994–1996: Neubau und Erweiterung der Adelheidis-Schule in Bonn-Vilich, Käsbergstraße 1
  • 1995–1996: Behindertengerechte Wohnanlage in Bonn-Tannenbusch, Drosselweg 2
  • 1997–1999: Wohnanlage mit 32 Eigentumswohnungen „Am Zinnbruch“, Bonn-Dottendorf, Impulsauszeichnung der Region Bonn/Rhein-Sieg
  • 2000–2001: Wohnhaus und Künstleratelier im Innenhof, für Ursula und Akif Pirinçci Südstadt (Bonn), Argelanderstraße 83
  • 2004–2005: Wohnanlage mit sechs Doppelhäusern, incl. VEP in Bonn-Friesdorf, Joseph-Roth-Straße
  • 2005–2006: Heinrich-Hertz-Europakolleg, Gebäude H, Umbau einer ehemaligen Grundschule zum Forum und IT-Fachgymnasium, Bonn-Auerberg, Herseler Straße
  • 2019–2020: Haus am Hang

Ausstellungsbeteiligungen mit eigenen Arbeiten

Veröffentlichungen/Schriften (Auswahl)

  • Die Stadt in der Stadt – Berlin win grünes Archipel – Ein Manifest (1977) von Oswald Mathias Ungers und Rem Koolhaas mit Peter Riemann, Hans Kollhoff und Arthur Ovaska, Kritische Ausgabe von Florian Hertweck und Sébastian Marot. "UAA Ungers Archiv für Architekturwissenschaft, Köln/Lars Müller Publishers, Zürich", 2013, ISBN 978-3-03778-325-2; Englische Version: The City in the City – Berlin: A Green Archipelago, ISBN 978-3-03778-326-9; Französische Version: La ville dans la ville – Berlin: un archipel vert, ISBN 978-3-03778-329-0
  • Eine Symbiotische Operation, Peter Riemann im Gespräch mit Florian Hertweck und Sébastian Marot, Juni 2012, u. a. mit div. Zeichnungen von Peter Riemann, S. 162–171
  • Lernen von O.M.Ungers, farbige und s/w Zeichnungen sowie Kommentierung zur „Stadt in der Stadt“ und zum Vorlauf an der Cornell University, Ithaca, N.Y. von Peter Riemann, Katalog zur Ausstellung zum 80. Geburtstag von O.M. Ungers, 27. Oktober bis 9. Dezember 2006, Fakultät VI, TU Berlin/Institut für Architektur Hrsg.: Erika Mühlthaler, SS. 192–198, ISBN 3-7983-2026-8 und ISBN 978-3-7983-2626-0; ebenso: identischer Titel in archplus-Zeitschrift für Architektur und Städtebau Heft 181/182, in leicht gekürzter Form der 2. Auflage der vorgenannten Publikation, ARCH+ Verlag Aachen, 2006, SS. 176–181, ISBN 3-931435-11-3 und ISBN 978-3-931435-11-0
  • OMU and the Magritte Man, S. 176–177.
  • Vom autonomen Rest, der architekt, BDA Bonn, Heft 3, März 1990, SS. 131–132
  • Der Bautyp als analoges Entwurfsmodell, Baumeister, Heft 10, 1988, SS. 54–58
  • Der Bautyp als Grundgestalt – Eine Basilika, die keine ist, kontextuelle Entwurfsmethodik am Beispiel des Blumenhauses am Nordfriedhof in Bonn-Auerberg, Jahrbuch für Architektur 1987/88, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main, Vieweg Verlag, Wiesbaden, SS. 142–147, ISBN 3-528-08727-7,(ähnlich in: Bauwelt Heft 33/1986, Deutsche Bauzeitung Heft 5/1986, Baumeister, Heft 5/1988, SS. 58–59, "Steinmetz und Bildhauer" Heft 3/1989 SS. 9–13)
  • Casa Tragica, Città Comica – zur Deutung von Ungers städtebaulichen Leitbildern und Entwurfsmethoden. In: Der Architekt Heft 12, 1987, SS. 586–590
  • Der Boden und seine Gestaltung in der Postmodernen Architektur. In: Jahrbuch für Interior Design 1987, Hrsg. I. Flagge/Messe Frankfurt a. M. SS. 41–48
  • Typus im Niemandsland. "Die Geschichte des West Baden Springs-Hotel" in Indiana, in: Bauwelt Heft 15, April 1983, SS. 582–586
  • Architektur und Kunst. In: Baukultur, DAIV Bonn, Heft 1, 1982, SS. 18–19
  • La Città nella città, proposte della Sommer Akademie per Berlino – Cities within the City. Proposals by the Sommer Akademy for Berlin, O.M. Ungers, Rem Koolhaas, Peter Riemann, Hans Kollhoff, Arthur Ovaska in: Lotus International, Nr. 19, 1978, ISBN 0-8478-0172-1
  • Die Stadt in der Stadt – Berlin das Grüne Stadtarchipel, Ein stadträumliches Planungskonzept für die zukünftige Entwicklung Berlins, Broschüre, textliche und graphische Bearbeitung O.M. Ungers und Peter Riemann, Berlin, Köln, Ithaca 1977

Literatur

  • Katalog zur Ausstellung Villa Massimo Rom 1982–1984 u. a. in der Orangerie (Kassel), 1985, Biographie und div. Projekte SS. 98–101 und 130–113, ISBN 3-88122-259-6
  • Katalog zur Ausstellung Bauen Heute – Architektur in der BRD, im Deutschen Architekturmuseum, 1985, Biographie und div. Projekte SS. 339–345
  • Books of Interest, UAA Köln Die Stadt in der Stadt[29]

Einzelnachweise

  1. flugsicherungsgeschichte.de
  2. https://www.dfs.de/dfs_homepage/de/Flugsicherung/Center%20und%20Tower/Arbeit%20im%20Center/
  3. merkur.de
  4. upload.wikimedia.org
  5. spiegel.de
  6. /media/wikipedia/commons/5/5d/Ithaca_Montage.jpg
  7. courses.cornell.edu
  8. /media/wikipedia/commons/6/61/Cornell_Sibley_Hall.jpg
  9. villamassimo.de
  10. unserebrd.de
  11. in-mediation.eu
  12. martina-neubauer.de
  13. bak.de
  14. http://www.in-mediation.eu/
  15. archive.today
  16. Bonner Presseblog
  17. Deine – Meine – Unsere BRD
  18. web.archive.org
  19. sueddeutsche.de
  20. youtube.com
  21. express.de
  22. rundschau-online.de
  23. firmenpresse.de
  24. https://www.anstageslicht.de/themen/misswirtschaft-machtmissbrauch/millionenfalle-bonn-wccb/die-ersten-89-berichte/die-89-millionenfalle-artikel-des-bonner-general-anzeiger/eine-bonner-personalie-friedhelm-naujoks/
  25. rundschau-online.de
  26. DAM Jahrbuch für Architektur, 1987/88, ISBN 3-528-08727-7
  27. Berlin – Denkmal oder Denkmodell, ISBN 3-433-02282-8
  28. marlowes.de
  29. [1]