Boeing AH-64

schwerer Kampfhubschrauber, vom US-amerikanischen Unternehmen Hughes Aircraft entwickelt und von Boeing produziert
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Der AH-64 Apache ist ein schwerer Kampfhubschrauber der US-Army.

Im Vietnamkrieg waren erstmals in größerem Ausmaß Hubschrauber zum Einsatz gekommen. Die eingesetzten Modelle waren jedoch überwiegend für Transport-/Aufklärungsaufgaben und nicht für Kampfeinsätze entwickelt worden und waren nur unzureichend bewaffnet. Zusätzlich bereitete das Tropenklima Schwierigkeiten, da besonders die hoch beanspruchten Bauteile bei der vorherrschenden hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur korrodierten.

Die US-Army schrieb deshalb 1972 einen Entwicklungsauftrag für einen tropenfesten, Allwetter-tauglichen schweren Kampfhubschrauber aus. Das Ergebnis war die AH-56 "Cheyenne" von Lockheed, ein Kampfhubschrauber für Sturzflugangriffe mit hohen Geschwindigkeiten. Dieses Konzept war leider in dem Moment reif für den Papierkorb, als sich im Praxiseinsatz herausstellte, dass der Hubschrauber durch diese Taktik extrem verwundbar für in seinen Sturzflugwinkel abgefeuerte Boden-Luft-Raketen war. Da das ganze Design der Cheyenne aber auf den Sturzangriff fußte, war das Cheyenne-Konzept nicht nur gefährlich, sondern noch nichteinmal reparierbar. Das Projekt AH-56 wurde eingestellt, und die Ingenieure kehrten an ihre Reißbretter zurück.

Die Army wünschte sich für den zweiten Anlauf zusätzlich höhere Manövrierfähigkeit, Nachteinsatzfähigkeit und herausragende Tiefflugfähigkeiten. All dieses konnte der Prototyp des YAH-64 bei seinen Testflügen ab 30. September 1975 eindrucksvoll unter Beweis stellen, so dass der Hubschrauber nach einer gründlichen Testphase 1982 in die Serienproduktion gehen konnte.

Der Apache ist ein zweisitziger Helikopter (Bordschütze/Copilot vorne, Pilot etwas erhöht hinten). Zwei Turbinen mit je 1.238 KW (1.660 PS) bringen den Hubschrauber auf eine Höchstgeschwindigkeit von 365 km/h horizontal.

Kernstück der Offensivkapazitäten der Apache-A-Version ist das "TADS" (Target Aquisition and Designation System). Es kann Ziele sowohl optisch als auch per Infrarot orten und mit einem Laser anvisieren. Der Laser dient der Hellfire Antipanzer-Lenkrakete als Zielbezeichner. Außerdem kann der Hubschrauber für andere Einheiten (z.B. der Airforce) Ziele markieren, auf die diese dann lasergelenkte Bomben werfen können. Bei der Apache-D-Version (mit Radar) dient das TADS als Rüchfallebene, wenn das bei dieser Version auf dem Rotormast montierte Westinghouse-Millimeterwellen-Radar einmal ausfallen sollte. Bewaffnet ist der Apache außerdem mit einer 30 mm-Bordkanone M230 mit bis zu 1.200 Schuss sowie optional ungelenkten Raketen vom Typ Hydra mit verschiedenen Sprengköpfen und Luft-Luft-Raketen AIM-92 "Stinger".

Apache-Versionen

  • AH-64 A - Dies war die Grundversion der Army und für den Export.
  • AH-64 B - Nachdem der Apache im Golfkrieg 1991 seinen ersten größeren Einsatz hatte, sollten zunächst 250 Apache zur Version B mit verbessertem GPS, Funk, Zieltransferkapazität (verschiedene Apache können ihre gefundenen Ziele untereinander austauschen) und neuen Rotorblättern umgebaut werden. Das Program wurde jedoch nach wenigen Prototypen abgebrochen.
  • AH-64 C - Die Apache C sollte eine Modernisierung der Maschinen bis nahe an den Standard der Version D werden, allerdings sollten die alten Triebwerke in den Maschinen verbleiben und kein Radar eingebaut werden.
  • AH-64 D - Die Longbow-Apache. Ursprünglich hießen nur die mit Westinghouse-Radar ausgerüsteten Maschinen "Longbow", aber dann wurde entschieden, das Programm "Apache C" fallen zu lassen und alle Maschinen mit neuen Triebwerken auszurüsten und generalzumodernisieren. Deshalb ist heute jeder in Kriegsgebieten eingesetzte Apache ein Longbow-Apache, bloß gibt es welche mit Radar und welche ohne. Die Standard-Einsatztaktiken sehen vor, dass von zwei gemeinsam operierenden Helikoptern jeweils einer mit Radar ausgerüstet ist.

Die Longbow-Apache kann die neue Hellfire II-Rakete verschießen, die mit einem eigenen Radarsuchkopf ausgerüstet ist. Dies verleiht dem Apache echte "Fire-and-Forget"-Fähigkeiten, weil man nur noch kurz aus der Geländedeckung auftauchen muss, eine Rakete abfeuert und wieder verschwindet. Bei der Lasergelenkten Hellfire muss dagegen die ganze Zeit über eine Laser-Aufschaltung gegeben sein (Alternativ kann man im sog. "LOAL"-Modus (Lock-On After Launch) zunächst eine Rakete aus der Deckung verschießen, muss dann aber so rechtzeitig auftauchen, dass der Laser das Ziel noch markieren kann und die Rakete den Kurs noch ändern kann).

Bei den letzten Einsätzen zeigten sich an den Apaches verschiedene Schwächen, so stelle sich heraus, dass der Apache recht verwundbar gegenüber Bodenfeuer ist. 80 % aller in Afghanistan eingesetzten Apaches kehrten mit Einschusslöchern an bisweilen kritischen und eigentlich als geschützt geltenden Stellen vom Einsatz zurück. Die Triebwerke erwiesen sich (was eigentlich zu erwarten war) trotz verschiedener Verbesserungen als nicht sehr wüstenfest, und so mussten die Apaches im Golfkrieg 2003 häufig am Boden bleiben. Auf eine Flugstunde kamen am Golf zwei Stunden in der Reparatur. Als dann eine Apache abstürzte und eine notlanden musste, weil Teile der eigenen Hellfire-Raketen in den Hauptrotor geraten konnten, erging vorübergehend die Order, Raketen nach Möglichkeit nur vom rechten Pylon aus abzufeuern, weil dort die Sogwirkung geringer war.

Trotzdem gehört die Apache noch immer zu den besten Kampfhubschraubern weltweit, und ein Ersatz (dann wahrscheinlich der RAH-66 "Comanche"-Tarnkappenhelikopter) wird auch noch länger auf sich warten lassen.