Technische Mechanik

Teil der Mechanik. Anwendung der physikalischen Grundlagen auf technische Systeme
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Die Technische Mechanik ist ein Teilgebiet der Ingenieurwissenschaften. Ihre naturwissenschaftliche Grundlage ist die klassische Mechanik, die ihrerseits ein Teilgebiet der Physik ist.

Cremonaplan als ein klassisches Beispiel für eine Lösung eines Problemes innerhalb der Technische Mechanik

Das Aufgabengebiet der Technischen Mechanik ist die Bereitstellung der theoretischen Berechnungsverfahren beispielsweise für die Materialwissenschaft, den Maschinenbau und die Baustatik. Die eigentliche Bemessung, Auswahl der Werkstoffe und dergleichen mehr wird dann von diesen anwendungsnahen Disziplinen übernommen, in denen die Technische Mechanik Hilfswissenschaft ist.

Gegenstand der Technischen Mechanik sind:

Teilgebiete der Technischen Mechanik

Die Einteilung der Technischen Mechanik ist nicht überall einheitlich. Im allgemeinen können als Teilgebiete der Technischen Mechanik gelten:

Im Wesentlichen kann man den Bereich der Technischen Mechanik auf die Ermittlung der Spannungen und Verformungen elastischer Körper sowie der Bewegungen von Festkörpern eingrenzen. Die Ruhe eines Körpers als wichtiger Grenzfall der Bewegung wird in der Technischen Mechanik mit Hilfe der Statik bestimmt. Neben der klassischen Technischen Mechanik, die eine geschlossene mathematische Beschreibung in Differentialgleichungen anstrebt, gewinnt die Erarbeitung numerischer Methoden zunehmende Bedeutung. Thermodynamik und Strömungslehre (Hydraulik, Fluidmechanik) gelten gewöhnlich nicht als Bestandteile der Technischen Mechanik, sondern als eigenständige Teilgebiete der Ingenieurwissenschaften. Grundlage der Technischen Mechanik ist die Mathematik und im wesenlichen die Infinitesimalrechnung, mit deren Hilfe man zu eindeutigen Berechnungsergebnissen über den Bewegungszustand eines Körpers kommt.

Weitere spezielle Teilgebiete der Technischen Mechanik sind die Lageberechnungen und -regelung der Satelliten und die Ballistik.

Geschichte der Technischen Mechanik

Die Technische Mechanik ist eine sehr alte Wissenschaft. Den meisten Menschen ist es aus der eigenen Intuition heraus gegeben, elementare Probleme der Statik und der Dynamik zu lösen, ohne sich des eigentlichen Hintergrundes bewusst zu sein. Als ein ganz typisches Beispiel für diese Annahme gilt in der Statik der Träger, über dessen Belastbarkeit man schon aus der bloßen Anschauung heraus recht genaue Angaben machen kann. Diese für eine ansonsten exakte Wissenschaft ungewöhnliche Anschaulichkeit hängt nach der Ansicht mancher Forscher damit zusammen, dass die Vorfahren der heutigen Säugetiere auf Bäumen lebten und folglich die Beurteilung der Tragfähigkeit eines Astes für sie überlebensnotwendig war.

Formal wurde die Technische Mechanik bereits von Archimedes betrieben, jedoch sind analytisch verwertbare Erkenntnisse erst aus der Zeit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts überliefert. Die damaligen Mathematiker wurden von den anschaulichen Gesetzen der Mechanik zu ihren neuen Erkenntnissen inspiriert, gleichzeitig entdeckten sie eine Reihe neuer Erkenntnisse und mathematischer Gesetzmäßigkeiten der Technischen Mechanik. In den folgenden Jahrhunderten wurden ihre Theorien in die Technik eingeführt und praktisch umsetzbar gemacht, während weitere theoretische Erkenntnisse folgten. Zeitgleich berechneten die Praktiker den ballistischen Flug einer Kanonenkugel und suchten andererseits die Wirkung dieser Kanonenkugel auf die Mauern einer Festung durch eine geschickte Wahl der äusseren Abmessungen der Festung zu minimieren.

Der Grieche Archimedes war der erste Mathematiker, der sich eingehend mit mechanischen Problemen befasste. Er entdeckte die Gesetze der Hydrostatik, so wie sie heute noch Gültigkeit besitzen. Simon Stevin entwarf das Kräfteparallelogramm durch das nach ihm benannte Stevinsches Gedankenexperiment. Johannes Kepler beschrieb die Bewegungen der Planeten und Monde mit mathematischen Hilfsmitteln. Die dabei entdeckten Keplerschen Gesetze werden auch heute noch zur Bahnberechnung künstlicher Satelliten und Raumsonden verwendet.

Galileo Galilei kommt in der beginnenden Neuzeit der Verdienst zu, die gerade entstehende Wissenschaft der Technischen Mechanik auf eine mathematische Grundlage gestellt zu haben. Im gleichen Sinne wirkte Isaac Newton, der mit der Erfindung der Infinitesimalrechnung basierend auf mechanischen Beobachtungen Wissenschaftsgeschichte schrieb. Christian Huygens lieferte schon praktische Ergebnisse seiner Forschungen in Form der Pendeluhr und genaueren Erkenntnissen der Astronomie. Die Mitglieder der Familie Bernoulli bereiteten im 18. Jahrhundert neben weiteren theoretischen Erkenntnissen schon den Boden für eine auch eine auch noch gültige Technische Mechanik, die die Grundlage für viele Disziplinen der Technik bildet. Leonhard Euler benannte die Theorien zur Knickung, zur Balkenbiegung und zum Verständnis der modernen Turbinen. Eine mehr auf die Belange der Praxis abgestimmte Technische Mechanik entwickelten im 19. Jahrhundert Karl Culmann, August Ritter, Giuseppe Cremona und Carlo Alberto Castigliano. Ihre Lösungen mechanischer Probleme basierten mangels leistungsfähiger Rechenmaschinen im wesentlichen auf exakten geometrischen Zeichnungen.

Im 20. Jahrhundert entstanden für die Bedürfnisse der Luft- und Raumfahrt die Aerodynamik durch Ludwig Prandtl und Theodore von Kármán.

Gleichzeitig entwickelten John Argyris und andere Mathematiker die Finite-Elemente-Methode. Der in den dreissiger Jahren sich zur Blüte entwickelnde Hochbau verwendete iterative Verfahren für die statische Berechnung, wie sie von Gaspar Kani oder Hardy Cross veröffentlicht wurden. Alle diese Verfahren nutzen die Numerik als wesentlichen Ansatz.

Viele der genannten Personen haben auch auf anderen Gebieten große Verdienste erworben (z. B. in der Hydromechanik, Optik, Elektrotechnik, Relativitätstheorie und Quantenmechanik).

Literatur

  • István Szabó: Einführung in die Technische Mechanik, 8. neu bearbeitete Auflage 1975, Nachdruck 2003 ISBN 3-540-44248-0
  • R. C. Hibbeler: Technische Mechanik 1 - Statik. 10., überarbeitete Aufl. Pearson Studium, München 2005, 8., neu bearbeitet Auflage 1975, Nachdruck. 2003 ISBN 3-8273-7101-5
  • R. C. Hibbeler: Technische Mechanik 2 - Festigkeitslehre. 5., überarbeitete und erweiterte Aufl. Pearson Studium, München 2005, ISBN 3-8273-7134-1
  • R. C. Hibbeler: Technische Mechanik 3 - Dynamik. 10., überarbeitete und erweiterte Aufl. Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8273-7135-5
  • Gross/Hauger/Schnell/Schröder: Technische Mechanik 1 - Statik. 8., erweiterte Aufl. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-22166-2
  • Gross/Hauger/Schnell/Schröder: Technische Mechanik 2 - Elastostatik. 8., erweiterte Aufl. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-24312-7
  • Gross/Hauger/Schnell/Schröder: Technische Mechanik 3 - Kinetik. 8., erweiterte Aufl. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-22167-0
  • Gross/Hauger/Schnell/Wriggers: Technische Mechanik 4 - Hydromechanik, Elemente der Höheren Mechanik, Numerische Methoden. 5. Aufl. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-22099-2
  • István Szabó: Geschichte der mechanischen Prinzipien und ihrer wichtigsten Anwendungen, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-764-31735-3
  • Helga Dankert / Jürgen Dankert: Technische Mechanik Statik, Festigkeitslehre, Kinematik/Kinetik, 4. korr. u. erg. Auflage Teubner-Verlag, Jan. 2006, ISBN 3-835-10006-8