Martin Wagenschein

deutscher Physiker und Pädagoge
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Martin Wagenschein (* 3. Dezember 1896 in Gießen; † 3. April 1988 in Trautheim zu Mühltal (Hessen)) war Pädagoge und engagierte sich für die Fachdidaktik der Mathematik und Naturwissenschaften (siehe auch Mathematikdidaktik und Physikdidaktik).

Lebenslauf

Von 1914-20 studierte Martin Wagenschein in seiner Heimatstadt Gießen und in Freiburg im Breisgau. Das Studium schloss er mit dem 1. Staatsexamen in Mathematik, Physik, Geographie, sowie der Promotion in Experimentalphysik ab. Von 1920-21 war Martin Wagenschein Hochschulassistent. In den zwei folgenden Jahren schlossen sich sein Lehramtsreferendariat und Probejahr an, das er 1923 mit dem 2. Staatsexamen beendete.

Von 1923-1957 war Martin Wagenschein im staatlichen Schuldienst tätig. Von 1924-30 sowie 1930-33 war er allerdings mit einer nur halbjährigen Unterbrechung vom Staatsdienst beurlaubt, um an der Odenwaldschule von Paul Geheeb in Ober-Hambach (heute Stadtteil von Heppenheim) zu unterrichten.

Im Jahr 1949 erhielt Martin Wagenschein einen Lehrauftrag am Pädagogischen Institut in Jugenheim/Bergstraße für "Naturwissenschaftliche Erkenntnispsychologie". Nachdem das Institut im Jahr 1963 nach Frankfurt an die Hochschule für Erziehungswissenschaft verlegt wurde, war Martin Wagenschein dort bis 1972 Lehrbeauftragter für "Didaktik der exakten Naturwissenschaften".

Zugleich hatte er von 1952-87 (sic) einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Darmstadt für "Praktische Pädagogik" und war von 1956-78 als Honorarprofessor in Tübingen tätig.

Wagenschein stand unter anderem in Kontakt mit Otto Friedrich Bollnow, Wilhelm und Andreas Flitner, Eduard Spranger, Theodor Litt und Wolfgang Metzger.

Wagenschein entdeckte das Phänomen, wonach bei den meisten Menschen auch in hoch gebildeten Kreisen und selbst unter der ganz überwiegende Zahl der Physik-Studenten für das Lehramt keine auch nur annähernd zutreffende Vorstellung über Ursache bzw. Zustandekommen der Mondphasen besteht (in der Regel werden die Mondphasen unzutreffender Weise mit dem Erdschatten in Verbindung gebracht); sog. „Wagenschein-Effekt“. Im erweiterten Sinne liegt ein Wagenschein-Effekt immer dann vor, wenn Kenntnisse und Wissen in Kreisen, in denen dieses selbstverständlich erscheint, nicht vorhanden ist; insbesondere, wenn selbstverständlich erscheinendes Fachwissen unter den betreffenden Fachleuten weitgehend unbekannt ist.

Werk

Wagenschein charakterisierte seinen Ansatz als sokratisch-genetisch-exemplarisch.

Schriften

  • Bildung durch Naturwissenschaft (1930)
  • Naturwissenschaft und Bildung (1932/33)
  • Zur erzieherischen Aufgabe des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts (1933/34)
  • Physikalischer Unterricht und Intellektualismus (1935)
  • Zusammenhänge der Naturkräfte (1937)
  • Natur physikalisch gesehen (1953)
  • Die Erde unter den Sternen (1955)
  • Zum Begriff des Exemplarischen Lehrens (1956)
  • Die Pädagogische Dimension der Physik (1962)
  • Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken (2 Bände, 1965/67)
  • Verstehen lehren. Genetisch - Sokratisch - Exemplarisch (1968)
  • Rettet die Phänomene, mit Hugo Kükelhaus (1975)
  • Kinder auf dem Wege zur Physik (1990)
  • Naturphänomene sehen und verstehen (1995)

Sekundärliteratur

  • Brülls, Susanne: Unterrichtsvorbereitung nach Wagenschein. In: Kaiser, Astrid/ Pech, Detlef (Hg.): Unterrichtsplanung und Methoden. Baltmannsweiler: Schneider 2004, S. 62-69
  • von Hentig, Hartmut: Laudatio auf dem Empfänger des Preises der Henning-Kaufmann-Stiftung 1985 - Martin Wagenschein
    In: Neue Sammlung, Jg. 26, 1986, S. 447-464
  • Soostmeyer, Michael: Exemplarisch, sokratisch und genetisch lehren! Zum Tode Wagenscheins. In: Pädagogische Rundschau 42, 1988, H. 6, S.723-730