Carl Conrad Theodor Litzmann

deutscher Mediziner
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Carl Conrad Theodor Litzmann (* 7. Oktober 1815 bei Schwerin, † 1890) war Arzt und Professor für Gynäkologie u. Geburtshilfe in Kiel.

Werdegang

Carl Litzmann entwickelte bereits im Jugendalter seine persönlichkeitsprägende große Liebe zur deutschen Literatur. Das Medizinstudium in Berlin trat er mehr auf Wunsch des Vaters denn aus eigenem Interesse an. Krukenberg, einer der bedeutendsten Kliniker seiner Zeit, vermochte es, den Studenten Litzmann endgültig für den Beruf des Arztes zu gewinnen und die eigenen ernsthaften dichterischen Zukunftspläne zurückzustellen. Ein geburtshilfliches Privatissimum bei D´Outrepont wurde für seine Karriere richtungsweisend.

Bereits 1840 habilitierte er sich mit einer in mustergültigem Latein verfassten Schrift „De arteriitide“. Vielseitig begabt und weit hinaus über sein Fachgebiet interessiert hielt er in den folgenden Jahren in Halle Vorlesungen über Physiologie und Pathologie des Nervensystems, gerichtliche Medizin, Physiologie des Weibes, Theorie der Geburtshilfe und der geburtshilflichen Auskultation und Zeichenlehre. Außerdem lehrte er medizinische Anthropologie für Nichtmediziner mit Falldemonstrationen. 1844 folgte er – eben 29 Jahre alt und frisch verheiratet – einer Berufung nach Greifswald als Extraordinarius für theoretische Medizin, zwei Jahre später wurde er Dekan. Aus dieser Zeit verdient die Arbeit „Physiologie der Schwangerschaft und des weiblichen Organismus überhaupt“ hervorgehoben zu werden, die seine ungewöhnliche Belesenheit und originelle Vorstellungskraft belegt und u.a. die Periodizität der Menstruation und die reflektorische Natur und Abhängigkeit der Gebärmutterblutung vom Wachstum der Follikel im Eierstock abhandelt. Trotz umfangreicher wissenschaftlicher Studien befriedigte ihn die Arbeit im Rahmen seines Ordinariates nur wenig. So nahm er den durch seinen Freund v. Planck, Vater Max Plancks, vermittelten Ruf nach Kiel 1849 mit Begeisterung an.

Wirken an der Kieler Gebäranstalt

Der Anfang wurde Litzmann in Kiel keineswegs leicht gemacht. Nach der Teilnahme an der Unabhängigkeitsbewegung stand die Kieler Universität bei den dänischen Behörden in schlechtem Ansehen. Für die Gebäranstalt mit ihren damals unhaltbaren hygienischen Verhältnissen fehlte nahezu jede Form der finanziellen Unterstützung. Nach den Puerperalfieberkatastrophen war die Existenz der Anstalt ernsthaft bedroht. Trotz dieser schwierigen Ausgangssituation erreichte Litzmann nach fünfjährigem Ringen um Pläne, Kostenvoranschläge und Geldmittel den Neubau der Kieler Gebäranstalt. Sein Nachfolger Werth schrieb später: „Wer diesen Schriftwechsel nicht gelesen hat… hat keine Vorstellung von dem Feuer und der Unerschrockenheit, mit welcher dieser, dem äußeren Anschein nach so ruhige, friedliebende, jeder heftigen Erregung abholde Mann für eine ihm am Herzen liegende Sache eintreten kann.“.

Litzmann war von der Michaelisschen Beckenforschung fasziniert und sah darin ein verpflichtendes Vermächtnis. Trotz seines zeit- und kräfteschleißenden Kampfes um den Neubau publizierte Litzmann weiterhin Arbeiten wie „Die Formen des Beckens… nach eigenen Beobachtungen und Untersuchungen nebst einem Anhang zur Osteomalacie“. Der hintere Asynklitismus ist bis heute in der Geburtshilfe unter dem Terminus „Litzmannsche Obliquität“ geläufig. Dem Andenken an Michaelis widmet Litzmann 1884 seine zusammenfassende Monographie „Die Geburt bei engem Becken nach eigenen Beobachtungen und Untersuchungen“. In einem ganz entscheidenden Punkt folgte er Michaelis bedauerlicherweise vorerst nicht: in der Annahme und Anwendung der Semmelweisschen Lehre über das Kindbettfieber. Erst 1874 erkannte Litzmann schließlich nach wiederholten Epidemien mit Todesfällen die Kausalität mit eigenen Augen. Einer seiner Praktikanten, der gerade eine Sektion vorgenommen hatte, untersuchte anschließend eine Wöchnerin. Prompt erkrankte diese und verstarb. Psychisch anders strukturiert als Michaelis zerbrach Litzmann nicht an Schuldgefühlen, sondern lenkte seine schöpferische Kraft auf die operative Gynäkologie. Seit der Einführung der Äther- und Chloroformnarkose 1847 taten sich hier völlig neue Möglichkeiten auf.

Kulturelle und literarische Interessen

Noch als Lehrstuhlinhaber erlebte Litzmann die ersten „Kieler Wochen“, die am 23. Juli 1882 als Segelregatta ihren Anfang nahmen. Im Litzmannschen Hause hatte ein reger intellektueller Austausch seinen festen Platz. Eine beglückende Bereicherung für den dort sich treffenden Kreis war die Patientin des Chirurgen Esmarch, Clara Schumann. Clara Schumann kam wegen eines Armleidens zuweilen nach Kiel und erfreute ihre hier beheimateten Freunde mit Hauskonzerten bei Litzmanns.

Hervorzuheben bleibt die bemerkenswerte Kontinuität seines Wirkens – mit 36 Jahren wohl eine der längsten in Deutschland für den Lehrstuhl der Gynäkologie und Geburtshilfe. 1885 zog sich Litzmann nach Berlin zurück um sich fortan verstärkt seinen literarischen Neigungen zu widmen. Er war ein Freund Emanuel Geibels und Verehrer Hölderlins. Arbeiten über Hölderlein brachten ihm sogar noch einen Ehrendoktortitel ein.

Werke

  • Die Formen des Beckens inbesondere des engen weiblichen Beckens. Reimer, Berlin 1861.

Literatur

  • Jürgen Knobloch: Bio- und ergographische Beiträge zu Carl Conrad Theodor Litzmann (1815-1890). Perspektiven d. Kieler Frauenheilkunde im 19. Jh. Wachholtz, Neumünster 1975, ISBN 3-52906213-8.

Carl Conrad Theodor Litzmann in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Abt. Handschriften, Autographen, Nachlässe und Sonderbestände (HANS).