Gribshunden

1495 versenktes dänisches Kriegsschiff, heute eines der am besten erhaltenen Wracks des Spätmittelalters
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Gribshunden (übersetzt: Greifhund[4]) war ein dänisches Kriegsschiff und das Flaggschiff von Johann I. (König von Dänemark, Norwegen und Schweden).[4] Gribshunden sank im Jahr 1495, nachdem es in der Ostsee vor der Küste von Ronneby im Südosten Schwedens Feuer gefangen hatte; das Segelschiff ist eines der am besten erhaltenen Wracks aus dem Spätmittelalter.[4][5]

Gribshunden p1
Schiffsdaten
Flagge Kalmarer Union (Königreich Dänemark)
andere Schiffsnamen

Gribshund, Gripshunden, Gripshund, Griff, Griffen, Griffone

Stapellauf 1486
Verbleib Nach Feuer gesunken im Jahr 1495
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 35 m (Lüa)
Breite 7.5 m
 
Besatzung 150[1]
Takelung und Rigg
Bewaffnung

11 Kanonen[2][1][3]

Geschichte

Die erste bekannte Erwähnung des Schiffes findet sich in einem Brief vom 16. Mai 1486, in dem Johann I. "in navi nostra Griffone",(lateinisch für "in unserem Schiff Griffon") schrieb.[4] Gribshunden und seine abweichenden Namen wurden dann von 1487 bis 1495 in die Schiffslisten der dänischen Flotte aufgenommen.[2][1][6]

Im Sommer 1495 segelte Johan nach Kalmar, Schweden, um Verhandlungen mit Sten Sture dem Älteren, dem schwedischen Führer, aufzunehmen. Dieserdrohte, die Schweden aus der Kalmarer Union zu lösen.[4][1][3]

Als führendes Schiff der dänischen Flotte war die Gribshunden ein Symbol der militärischen Macht, die dazu beitragen sollte, die Schweden von der Unabhängigkeit abzuschrecken.[4][1][7]

Auf dem Weg nach Kalmar fing Gribshunden jedoch Feuer, während es in der Ostsee an einem Naturhafen in der Nähe von Ronneby vor Anker lag.[8] Dieses Ereignis wurde im schwedischen Sture-Chronik und in zwei deutschsprachigen Quellen aufgezeichnet: Reimar Kocks Lübeck-Chroniken und Caspar Weinreichs Danzig-Chroniken.[2][4][1][9]Johamn selbst war zu jener Zeit nicht an Bord, aber wie Expeditionsmitglied Tyge Krabbe berichtet, starben viele der 150 Besatzungsmitglieder, die sich auf dem Schiff befanden, als es sank. Johann reiste nach dem Verlust seines Flaggschiffs weiter nach Kalmar, aber Sten Sture erschien nicht zu dem Treffen und ließ den Status der Kalmarer Union für die nächsten zwei Jahre bis zur Schlacht von Rotebro (im Jahr 1497), in der er eine Niederlage gegen Johann erlitt, in der Schwebe.[4][1]

Wrack

In den 1970er Jahren fand ein örtlicher Tauchverein das Wrack in einer Tiefe von 10 Metern, in der südwestlichen Ostsee nördlich von Stora Ekön ("Große Eicheninsel"), einer Insel im Schärengarten von Blekinge, vor der Küste von Ronneby.[6][2][4][1] Die Taucher waren sich der Identität und Bedeutung des Wracks lange nicht bewusst und erzählten den Archäologen erst im Jahr 2000 von der Entdeckung; 2001 und 2002 folgten die ersten archäologischen Untersuchungen.[2][4][1][3] Im Jahr 2013 identifizierten Archäologen das Schiff als die Gribshunden[4][1][6] durch Techniken wie dendrochronologischen Probennahmen des Schiffsholzes, die zeigten, dass sie von Eichen stammten, die im Winter 1482-1483 gefällt wurden.[2][10][11]

Das Holzschiff ist in einem bemerkenswert guten Zustand und gehört zu den am besten erhaltenen Schiffen des Spätmittelalters.[4][5] Dass das Wrack relativ frei von üblichen Schäden durch Schiffsbohrmuscheln ist, wird auf das Brackwasser zurückgeführt.[9]

Das Schiff ist auch von besonderer Bedeutung, weil es Kraweelbauweise beplankt wurde. Es ist damit das älteste gefundene Schiff seiner Art in den nordischen Gewässern, die zu jener Zeit vor allem Klinkerschiffen dominiert wurde.[4][3][9] Vermessungen des Wracks zeigen, dass das Schiff eine Länge von 35 Metern[4] und eine Breite von 7,5 Metern hatte.[1] Der Kiel ist von Nordosten nach Südwesten ausgerichtet.[1]

Zu den Artefakten, die in den Trümmern gefunden wurden, gehören Kettenhemden, Armbrüste, Knochen, Fässer, Glas und Winden.[3] Das Schiffswrack war mit einer 11 Eisenkanonen umfassenden Artillerie ausgestattet.[2][1][3][12] Die Kanonen waren Leichtgeschütze und damit nicht zum Versenken von Schiffen bestimmt. Stattdessen boten sie hauptsächlich Unterstützung für die Infanterie, die die Hauptstreitkräfte darstellten.[4][12][13] Die Infanterie war auch in der Lage, auf mittlere Distanz zu kämpfen, wie die Funde an der Gribshunden aus dem Jahr 2019 (unter der Leitung der Hochschule Södertörn, der Universität Lund und des Museums Blekinge) belegen, bei denen unter anderem eine Armbrust, ein Armbrustbolzen, eine Handbüchse und Kettenpanzerung gefunden worden waren.[12][14] Im Jahr 2021 fanden Ärchaologen einen 4,11 Meter langen Geschützwagen und einen geschnitzten Luntenspieß an der Gribshunden.[15]

Im August 2015 erregte das Schiff internationales Medieninteresse, als eine nahezu perfekt erhaltene, etwa 250 kg schwere hölzerne Galionsfigur eines mythischen Tieres aus dem Vorbau geborgen und an die Oberfläche gebracht wurde.[4][5][6][9][10][16] In Anlehnung an den Namen des Schiffes wird die chimäre Galionsfigur als hunde- oder drachenähnliches Seeungeheuer mit Löwenohren beschrieben, das eine Person in seinem Krokodilmaul verschlingt.[4][5][6][9][10][16]

Eine von 2019 bis 2021 an der Gripshunden geführte Ausgrabung hat außerdem Silbermünzen, verzierte Wandvertäfelungen aus Birke, einen mit einer Krone verzierten Holzhumpen, Hausschuhe und exotische Gewürze gefunden.[15]

Rezeption

Die US-amerikanischen Wissenschaftsshow NOVA begleitete einen Teil der archäologischen Unterwasseruntersuchung von Gribshunden filmisch und berichtete davon in einer im Jahr 2021 ausgestrahlten Episode.[17]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Av Lars Einarsson: Ett skeppsvrak i Ronneby skärgård. (deutsch: A shipwreck in Ronneby archipelago). Kalmar Läns Museum [Kalmar County Museum], abgerufen am 13. August 2015 (schwedisch).
  2. a b c d e f g Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen RAA.
  3. a b c d e f Ett Skeppsvrak i Ronneby Skärgård. (deutsch: A Shipwreck in Ronneby Archipelago). Blekinge Museum, archiviert vom Original am 31. Dezember 2013; abgerufen am 13. August 2015 (schwedisch).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q Rolf Warming: Gribshunden: Significance and Preliminary Investigations. Combat Archaeology, 1. Juli 2015, abgerufen am 13. August 2015.
  5. a b c d Medieval ship's 'sea monster' figurehead raised from Baltic, BBC News, 12. August 2015. Abgerufen am 13. August 2015 
  6. a b c d e Jesper Haue Hansen: Dansk "monster" fra 1495 hevet op af dybet i Sverige (deutsch: Danish "monster" from 1495 pulled out of the depths in Sweden) In: Jyllands-Posten [Jutland-Post], 11. August 2015. Abgerufen am 13. August 2015 (danish). 
  7. Alexander Rauscher, Peter Gren Sund, Martin Theander: Världsunikt dykfynd — ett hungrigt monster (deutsch: World-unique diving find — a hungry monster) In: Svenska Dagbladet [Swedish Daily Paper], 12. August 2015. Abgerufen am 13. August 2015 (swedish). 
  8. SvD: Världsunikt dykfynd – ett hungrigt monster. In: Svenska Dagbladet. 12. August 2015, ISSN 1101-2412 (svd.se [abgerufen am 9. Januar 2022]).
  9. a b c d e Brooks Hays: Medieval wooden 'sea monster' pulled from Baltic Sea, UPI, 13. August 2015 
  10. a b c Nick Grimm: 500-year-old figurehead recovered from sunken Danish warship, ABC News, 12. August 2015. Abgerufen am 13. August 2015 
  11. Fartygs-/båtlämning. (deutsch: Ships-/boatwreck). In: Kringla database. Swedish National Heritage Board Riksantikvarieämbetet, 13. Mai 2008, abgerufen am 13. August 2015 (schwedisch).
  12. a b c Rolf Warming: An Introduction to Hand-to-Hand Combat at Sea: General Characteristics and Shipborne Technologies from c. 1210 BCE to 1600 CE. (englisch, academia.edu).
  13. Rolf Warming: Society for Combat Archaeology – Notes on the Guns and Gun Carriages Aboard GRIBSHUNDEN (1495). Abgerufen am 24. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  14. Rolf Warming: Ringbrynja och armborst från Gribshunden (1495). In: Grifun/Gribshund (1495): Marinarkeologiska undersökningar. (englisch, academia.edu).
  15. a b Smithsonian Magazine, Jo Marchant: An Extraordinary 500-Year-Old Shipwreck Is Rewriting the History of the Age of Discovery. In: Smithsonian Magazine. Abgerufen am 21. Oktober 2021 (englisch).
  16. a b Stort bildspel från bärgningen (deutsch: Great slideshow from salvage) In: Blekinge Läns Tidning [Blekinge County News], 13. August 2015 (swedish). 
  17. NOVA episode.