Rezeptionen, Positionen und Reaktionen zur uigurischen Frage

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Die Alten Uiguren – im Sinne eines alten uigurischen Volkes – haben etwa vom 8. bis 15. Jahrhundert n. Chr. eine herausragende Rolle in der Geschichte Chinas und Innerasiens gespielt.[1] Diese mittelalterlichen Uiguren wurden Mitte des 8. Jahrhunderts zu einer politischen Einheit, als sie ihr Steppenreich als Erben der alten Steppen-Stammeskonföderation der Türk (Köktürken) gründeten, das von der Hauptstadt in der Mitte der mongolischen Steppe regiert wurde, bis es ein Jahrhundert später durch rivalisierende kirgisische Stämme angriffen und beendet wurde. Die uigurische Aristokratie floh daraufhin südwärts in die Grenzgebiete zwischen China und der Steppe und Diaspora-Uiguren errichteten einen wenig machtvollen Staat in der Gansu-Region, wo sie als Gansu-Uiguren[A 1] verblieben, sowie einen weiteren, erfolgreicheren Staat im Tarimbecken, wo sie ein unabhängiges Königreich gründeten, das eine stabile Herrschaft über die Bevölkerung etablierte, die sich aus Stadtbewohnern und Nomaden in den weit verstreuten Oasen der Region zusammensetzte. Die Uiguren im Tarimbecken gingen zur Sesshaftigkeit über und schufen eine der vielfältigsten Gesellschaften ihrer Zeit, in der Buddhisten, nestorianische Christen, Manichäer, Zoroastrianer und Nomaden gemeinsam miteinander lebten. Die Uiguren gerieten in Abhängigkeit der Kara Kitai und später der Mongolen, konnten aber als politische Herrscher im Tarimbecken ein gewisses Maß an Autonomie wahren, bis Kublai Khan die Kontrolle über das Tarimbecken verlor und der größte Teil der uigurischen Aristokratie nach China zog. Die uigurische Diaspora konnte sich noch einmal eine neue Identität in China als Mitglieder der Regierung durch die mongolischen Eroberer und der kulturellen Literati aufbauen, endete aber schließlich als eigenständige politische Einheit mit der Vertreibung der Mongolen aus China.[2]

Nach diesem mittelalterlichen Gemeinwesen haben sich im 20. Jahrhundert die Uiguren[A 2] der Modernen Geschichte benannt, eine turksprachige und nahezu geschlossen muslimische ethnische Gruppe mit im turko-persischen Zentralasien verwurzelten Traditionen, die die Mehrheitsbevölkerung des Tarimbeckens bildet, wo bereits seit mehreren Jahrhunderten eine turksprachige Bevölkerung vorherrschte. Nach der Eroberung durch die Qing von 1759 geriet diese uigurische Region schließlich unter chinesische Herrschaft und wurde von einer Reihe chinesischer Staaten allmählich von einer locker gehaltenen Abhängigkeit unter den Qing in eine streng überwachte, assimilatorische Siedlerkolonie im 21. Jahrhundert umgewandelt, deren Regierung durch eine von Han-Chinesen dominierten Bürokratie übernommen wurde.[1] Das Vorgehen der chinesischen Führung zielt heute nach Einschätzung westlicher Wissenschaftler auf die „Sinisierung“ (中国化) der religiösen und kulturellen Identität der Uiguren und auf die vollständige „Transformation“ (转化) ihrer Gedanken und ihres Verhaltens ab,[3] während das uigurische kulturelle Gedächtnis ausgelöscht werden soll.[4][5]

Alte und Mittlere Geschichte

Die uigurische Geschichte wird als äußerst komplex bewertet und häufig in drei, vier, fünf oder gar sechs verschiedene Perioden unterteilt. Allerdings herrscht offenbar keine Einigkeit darüber, wie die verschiedenen Perioden am sinnvollsten voneinander abgegrenzt werden sollten.[6]

Anfänge

Die Ursprünge der Uiguren sind für die Wissenschaft schwer aufzuklären. Grund dafür ist die Beschaffenheit der frühesten Quellen und die Weise, in der sie die verschiedenen Stämme und Völker der Steppe verstanden, beschrieben und benannt haben.[2]

Die erste Erwähnung der Uiguren als eigenständige Stammesgruppe findet sich in der im 6. Jahrhundert niedergeschriebenen chinesischen Geschichtsdarstellung (Wei Shu) der nördlichen und östlichen Wei-Staaten. Darin findet sich die Angabe, dass die Uiguren (chin. Hui-ho[A 3]), von den Xiongnu-Stämmen (auch: Hsiung-nu) abstammten und zur Zeit der Wei-Staaten als Gaoche (auch: Kao-chü/Kao-ch'e; dt. etwa: „Hohe Wagen“[A 4]) bekannt waren, einer etwa 10.000 Leute umfassenden Untergruppe der großen – als Tiele bekannten – Konföderation der Steppenstämme.[2][7] Die Gaoche spalteten sich schließlich in zwei Gruppen auf, von denen eine On Uyğur (turksprachig für: „Zehn Uiguren“) genannt wurde, in der Steppe verblieb und in den Flusstälern Orkhon und Selenge lebte, während die andere als Tokuz Oghuz (turksprachig für: „Neun Stammesgruppen“)[A 5][2] oder Toquz Uyğur[8] bekannt wurde und nach Südwesten in die Altai-Region in die Gegend um das Tianshan-Gebirge migrierte.[2][7] Diese Orte entwickelten sich schließlich zu Zentren zweier uigurischer Staaten. All diese Stämme waren zu jener Zeit Mitglieder des regierenden Türk-Kaganats, das die Steppe beherrschte.[2] Bei den in den Tälern des Selenge und des Orkhon lebenden Uiguren (chin.: Huihe 迴紇, Huihu 回鶻) handelte es sich um ein turksprachiges, pastoral wirtschaftendes Nomadenvolk.[9]

Zu den chinesischen Quellen, die die Uiguren im Zusammenhang mit der Stammesföderation der Tiele (ch: T'ie-lê) erwähnen, zählen beispielsweise das Sui-Shu, das eine ausführliche Liste der Tiele-Stämme – darunter auch den Kern der späteren Uiguren-Völkerschaft – enthält, und das T'ang-shu, das eine etwas kleinere Gruppe von Tiele-Stämmen vorstellt, unter denen viele der Elemente ausgemacht werden können, die die später von den Uiguren geführte Stammesunion umfassten, die später von den Türk (auch: Gök-Türken oder Kök-Türken) und Basmıl die Nachfolgeschaft des Khaghanats in der Mongolei übernahm.[7]

Mitte des 7. Jahrhunderts kam es zum Niedergang des Türk-Kaganats, auch vorangetrieben durch die Aufteilung in westliche und östliche Gruppen mit unterschiedlichen Anführern. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Uiguren bereits begonnen, eigene Beziehungen zum Tang-China aufzubauen und es wurden ihnen im Rahmen der klassischen chinesischen Strategie, nomadische Stammesgruppen gegeneinander auszuspielen, militärische Titel verliehen.[2]

 
Tamga der Yağlaqar

Ebenfalls Mitte des 7. Jahrhunderts trat der uigurische Clan der Yağlaqar als herrschender oder charismatisch wirksamer der zehn Clans des führenden Uiguren-Stammes der Wei-ho or Yüan-ho (Uyğur) hervor und die Bezeichnung „Uigurisch“ etablierte sich fest für alle Mitglieder als politische Identität.[2][7] Die Uiguren, die als Tiele ursprünglich von den Türk als Vasallen zur Kontrolle der nördlichen Regionen des Khaganats eingesetzt worden waren, sich aber gegenüber der Türk-Obrigkeit als widerspenstig erwiesen und zu Beginn des 7. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit wiedererlangt hatten,[7] besiegten eine etwa 100.000 Mann starke Türk-Armee, wobei sie von dem Krieger Pusa geführt wurden, der sich daraufhin als Teil seiner Strategie der vollständigen Ablösung von der Türk-Obrigkeit direkt den Chinesen unterwarf. Pusas Nachfolger Tumidu nahm im Jahr 640 den Khagan-Titel – den alten Kaisertitel der Türk – an.[2] 647 gerieten sie unter direkte Oberherrschaft oder zumindest „Protektion“ der Chinesen.[7] Nach Tumidu ist über den uigurischen Staat – mit Ausnahme der Namen ihrer Führer – für die nächsten Jahrzehnte nur wenig bekannt. Eine Schwierigkeit für die Klärung ihrer damaligen Geschichte besteht darin, dass einige Quellen sie weiterhin in die weitergefasste Tiele-Konföderation einordneten.[2]

660–662 und 685 erhoben sie sich erfolglos gegen China.[7] Nachdem das östliche Türk-Khaganat Ende des 7. Jahrhunderts seine Macht zurück erlangte und das Zweites Türk-Kaganat auflebte, wurden die Uiguren wieder Gegenstand des politischen Systems der Türk und gerieten unter deren Obrigkeit.[7][2] Erneut erwiesen sie sich jedoch für die Türk als problematisch und zunehmend aufsässig, rebellierten 717 erneut, wurden jedoch besiegt.[7][2] Etwa zur selben Zeit entsandte der chinesische Tang-Kaiser einen kaiserlichen Gesandten zu den Uiguren, um diese dazu zu bewegen, sich mit zwei weiteren Turk-Stämmen – den Qarluk (Karluken) und den Basmıl zu vereinigen, die ebenfalls unter den östlichen Türk unzufrieden waren.[2]

Einige flohen wohl nach China (Region Kansu) und traten dort in den Dienst der Tang ein, womit sie ihre Tradition der häufig eingegangen Allianz mit China festigten, auch wenn sie auch dort schwierige Vasallen darstellen konnten.[7]

Das Uigurische Kaganat (744–840)

Steinstelen als bedeutende Primärquellen des Uigurischen Kaganats
Tamga auf der Tes-Stele[10]
Tamga auf der Terkh-Stele[10]
Tamga auf der Šine-Usu-Stele[10]
Der Lingust und Entdecker Gustaf John Ramstedt 1909 mit Führer in der Mongolei
In der Nachfolgeschaft des Türk-Reiches verwendeten auch die Uiguren turkische Runenschrift. Erhalten sind die Inschriften von Tes (errichtet 750), Tariat (= Terkh; errichtet 752–753), Šine-Usu (= Moyun Čor; errichtet 759), Kara-Balgasun (I und II) und Süüǰi. Die zu Ehren von Bayan Chor nach seinem Tod errichtete und 1909 von G. J. Ramstedt entdeckte Šine-Usu-Inschrift ist mit 50 Zeilen die umfangreichste.[11] Sie hat die Geschichte der militärischen Siege und Aktivitäten von Bayan Chor aufgezeichnet und zählt zu den bedeutendsten Primärquellen der frühen Geschichte der mittelalterlichen Uiguren.[2] Auf den Stelen von Tes, Terkh und Šine-Usu befinden sich neben den Runeninschriften einander ähnliche, aber nicht identische Tamgas, von denen angenommen wurde, dass sie Zeichen der Autoren der Denkmäler sind.[10]

Im Jahr 744 besiegten die drei Stammesgruppen der Uiguren, Karlucken und Basmıl, die als Vasallen den Türk gedient hatten, sich aber zum Aufstand zusammengeschlossen hatten, ihre Türk-Obrigkeit.[2][11] Der uigurische Khagan signalisierte China sein Interesse an der Aufrechterhaltung guter Beziehungen zum Tang-Kaiser, indem er den Kopf des besiegten östlichen Türk-Khagan dorthin schickte. Kurz darauf brach das zweite Türk-Kaganat als letztes Steppenreich der Türk zusammen und die Uiguren übernahmen bald darauf die Herrschaft über die Steppe.[2] Das von ihnen gründete Steppenreich sollte fast über ein Jahrhundert lang bestehen (744–840) und in Ostasien sowohl politisch als auch kulturell eine bedeutende Rolle spielen.[9] Mehr noch als ihre politische Vorrangstellung unter den innerasiatischen Stämmen erwies sich die kulturelle Rolle der Uiguren dabei als nachhaltig.[7]

Das Bündnis zwischen den drei Turk-Stämmen hatte dagegen nur kurzen Bestand: Sobald der gemeinsame Aufstand gegen den Türk-Khagan beendet war, überzeugten die Uiguren die Qarluq-Stämme, sich ihnen im Kampf gegen die Basmıl-Stämme anzuschließen. Nachdem aber die Basmıl besiegt wurden, wandten sich die Uiguren gegen die Qarluq.[2] Die Uiguren gingen als Gewinner aus der kurzen Fehde der drei Turkstämme hervor.[11] Daraufhin verkündete ihr yabğu,[12] der damalige uigurische Khagan Gulipeiluo (*Qulliğ Boyla), die Gründung seines weitgehend nach dem Vorbild des alten Türk-Kaganat aufgebauten Staates.[2] Als erster Herrscher des neuen Uigurischen Kaganats nahm er den königlichen Titel Qutluğ Bilge Kül Qağan[A 6] an.[2][12] Der Yağlaqar-Clan, zu dem auch der neue Herrscher gehörte, wurde zur uigurischen Königsfamilie.[2][12]

Der Rest seiner Regierungszeit war Qutluğ damit beschäftigt, den Grundstein für eine erweiterte uigurische Kontrolle über das gesamte Gebiet zu legen, das zuvor von den östlichen Türk regiert worden war.[2]

Unter der Herrschaft von Qutluğs Sohn und Nachfolger (chin. Name: 磨延啜 Mòyánchuò; auch: Moyun Čor; mit dem turksprachigen Titel Bayan Chor Qaghan, El-etmish Bilge Qaghan; auch: Bilge Kül oder Tengride bolmış il itmiş Bilge Qağan; reg. 747–759)[2][12] und dem Enkelsohn (chin. Name: Mouyu; mit dem turksprachigen Titel Bögü qağan; auch: Tengri Qağan, Tengri il-tutmış, Uluğ ilig tengride qut bulmış, erdenin il tutmış alp qutluğ külüg bilge uyğur qağan; reg. 759–779)[2][13] erreichte das uigurische Kaganat seine größte Macht.[2]

Bayan Chor Qaghan übernahm als eine seiner ersten Aufgaben den Ausbau der Macht der Uiguren über andere Steppenstämme. In schneller Folge besiegte oder gewannn er zwischen 747 und 755 weit über die Steppe verteilt lebende Stämme von der heutigen Mandschurei bis westwärts zu den Ufern des Syrdarja und einte sie unter seiner Führung. Allerdings hielt die uigurische Oberherrschaft den aufsässigen Gruppenverband nicht lange zusammen und das uigurische Reich wurde innerhalb eines Jahrhunderts durch dieselbe Art von Zentrifugalkräften aufgelöst, die den Uiguren in den 740er Jahren das Erreichen ihrer Unabhängigkeit ermöglicht hatte.[2]

Siedlungen im Uigurischen Kaganat und Hauptstadt Kara-Balgasun
Aufsicht der Ausgrabungsstätte
Aspekt von der Ausgrabungsstätte
Die Schautafel beschreibt, dass die Uiguren mehr Siedlungen errichteten als andere nomadische Nomaden in der Mongolei. Ausgrabungen in Kooperation mongolischer und deutscher Forscher ergaben, dass die Hauptstadt Kara-Balgasun sich über eine Fläche von über 30 km² erstreckte.
Wand-/Höhlenmalerei in Bezeklik bei Turpan, 8./9. Jh.
Uigurische Prinzessinnen
Uigurenfürst

Bayan Chor Qaghan setzte zudem die von seinem Vater begründete enge Beziehung zu Tang-China fort und investierte in den Städtebau, der zu einem kulturellen Charakteristikum des uigurischen Steppenreiches wurde.[2] Mit der Erbauung seiner Hauptstadt, Kara-Balgasun (auch: Ordu Baliq), am Fluss Orkhon in der zentralmongolischen Steppe, dem kulturellen und spirituellen Zentrum des alten Türk-Reiches,[2][12] wurde ein bedeutendes nach außen wirksames Zeichen dafür gesetzt, dass die Uiguren die Fortführer des Türk-Erbes waren und sich auch selbst als solche ansahen. Die Stadt lag rund 25 Kilometer entfernt vom Standort der späteren mongolischen Hauptstadt Karakorum. Seine andere Stadt, Bay Baliq, wurde von Chinesen und Sogdiern – einem iranischen Volk, das in den alten Handelszentren Buchara und Samarkand lebte und sich als Makler auf den internationalen Überlandhandel spezialisiert hatte – am Fluss Selenge erbaut. Unter Bayan Chor entwickelten die Uiguren eine florierende Stadtkultur auf einer hoch entwickelten wirtschaftlichen Grundlage.[2]

Die Uiguren stützten sich dabei auf nicht nur auf ihr Engagement im internationalen Handel, sondern auch auf ihren wachsenden Einfluss in der Politik Tang-Chinas. Nach einer folgenreichen Niederlage gegen arabische Armeen 751 in der Schlacht am Talas in Zentralasien mussten sich die Armeen der Tang aus dem Gebiet westlich von Gansu zurückziehen.[2] Dadurch kam es zu einer Schwächung des Tang-Hofes und dieser wurde anfälliger für Opportunisten wie An Lushan,[2] einem chinesischen General sogdischer und turkischer Herkunft,[2][12] dem vom Hof der Tang die Kontrolle über das gesamte Shandong-Gebiet übergeben worden war.[2] Nachdem eine im Jahr 755 begonnnene Rebellion unter Führung von An Lushan schnell die Hauptstadt der Tang eingenommen hatte, kam Bayan Chor dem Hilferuf seiner chinesischen Verbündeten im Jahr 757 nach, drang mit einer berittenen Streitmacht von etwa 4000 Uiguren nach China vor, tötete An Lushan und stellte die Ordnung schnell wieder her. Der Tang-Kaiser, der neben der militärischen Hilfe auch Bayan Chors jüngere Tochter als Frau erhalten hatte, bestätigte daraufhin im Jahr 758 die Rolle der Uiguren als wichtige Verbündete offiziell, indem er Bayan Chor eine seiner Töchter als eine Ehefrau schickte.[2]

Unter Bögü qağan, dem Nachfolger von Bayan Chor, setzten die Uiguren ihre tiefe Involvierung in die Politik Tang-Chinas fort.[13] Nachdem die An-Lushan-Rebellion nach dem Tod An Lushans von dessen Sohn und Untergebenen fortgesetzt worden war, führte Bögü qağan eine weitere uigurische Truppe nach China und schlug die Rebellion 762 nieder.[2] Tang-China wiederum festigte die Beziehung zu den uigurischen Verbündeten weiterhin durch eine Reihe von ehelichen Allianzen.[13] Die Uiguren nutzten dieses nicht immer reibungslose oder friedliche Verhältis konsequent dazu aus, ihren Zugang zu chinesischen Waren und Märkten aufrechtzuerhalten und verfolgten möglicherweise deshalb ein eigenes Interesse mit der Aufrechterhaltung der geschwächten Tang-Dynastie.[13] Den über weitreichende eheliche Beziehungen zu den Tang und führenden Familien am chinesischen Hof verfügenden Uiguren gelang es in dieser Zeit, einen für den Hof der Tang sehr unvorteilhaften Handxel zu erwirken, unter dessen Deckmantel die Uiguren als Gegenleistung für ihre militärische Hilfe mit einer systematischeren Erpressung von Waren aus China begannen, indem sie beispielsweise – oftmals in schlechter Verfassung befindliche – uigurische Pferde gegen chinesische Seide eintauschten.[14][2] Die Uiguren zogen erheblichen Profit aus diesem Handel, der von sogdischen Kaufleuten als ausgewiesenen Handelsvertretern vermittelt wurde. Auch erhielten viele Uiguren offizielle chinesische Verwaltungsstellungen und -titel mit Zuweisung außergewöhnlicher Freiheiten, die es ihnen ermöglichten, der chinesische Bevölkerung nach Belieben Leistungen abzunötigen.[2]

Bögü qağan konvertierte auch – um das Jahr 762 – infolge dieser tiefen Verwicklung in chinesische Angelegenheiten zum Manichäismus,[12][2] als er im Rahmen der Niederschlagung der An-Lushan-Rebellion 757 in der Hauotstadt der Tang manichäischen Mönchen begegnete und mit ihnen nach Kara-Balgasun zurückzukehrte, worauf der uigurische königliche Clan zum Manichäismus konvertierte.[2] Die Ausbreitung des Manichäismus unter der uigurischen Elite förderte in bedeutendem Maße deren Übergang zur Sesshaftigkeit und ermöglichte den Sogdiern, die als direkte Quelle für den neuen Glauben fungierten, Einfluss auf die Uiguren zu gewinnen[2][15] und die Sogdier entwickelten sich zu einer einflussreichen Macht in Regierung und Wirtschaft und nahmen an der politischen Gestaltung teil.[15]

Die Bekehrung Bögü qağans zum Manichäismus, dessen Verkündung als offizielle uigurische Staatsreligion und die zunehmende Macht der manichäischen Mönche und des sogdischen Personals am uigurischen Hof, wurde von manchen Uiguren abgelehnt, insbesondere von solchen, die die von den sogdischen Beratern empfohlene Umstellung auf eine sesshafte Lebensweise ablehnten. Zur gleichen Zeit, als sie sich dagegen wandten, verlor Bögü qağan eine Schlacht gegen einen regionalen Tang-Gouverneur, worauf sich im Jahr 779 ein Aufstand gegen Bögü qağans in Kara-Balgasun unter seinem Onkel oder Vetter und Hauptminister, Tun Bağa Tarqan, ereignete.[2] Tun Bağa Tarqan ließ Bögü qağan, seine gesamte Großfamilie sowie enge Mitarbeiter - zusammen etwa 2000 Menschen - töten[2] und übernahm infolge der politischen Auseinandersetzungen die Macht als Alp Qutluğ Bilge Qağan (reg. 779–789).[15][2] Als Gegner der sogdischen Fraktion, die die Unordnung am Tang-Hof für einen Angriff auf China nutzen wollte, verfolgte sein Staatsstreich, bei dem es zu einer Säuberung der sogdischen Elemente kam, möglicherweise auch ein anti-manichäisches Motiv.[15]

Nachdem der Qağan 788 eine Tang-Braut erhalten hatte, verbesserten sich die angespannten Beziehungen mit China und die Uiguren boten an, gegen die Tibeter vorzugehen, doch konnten die Söhne und Nachfolger von Alp Qutluğ Bilge Qağan, Tolosi (reg. 789–790 als Külüg Bilge Qağan) und Qutluğ Bilge Qağan (reg. 790–795) dieses Versprechen nicht einlösen und die anhaltende Kriegsgänge gegen Tibeter, Karluken, „Weißgekleidete Türk“ und Sha-t'o-Türk, die sich alle gegen die harte Uiguren-Herrschaft auflehnten, schwächten die Kräfte.[15] Das tibetische Königreich nutzte die politische Krise der Uiguren, um seine Macht auf einige Oasen im Tarimbecken auszudehnen. Infolge des uigurisch-tibetischen Krieges von 790 drang Tibet nach Norden in das Tarimbecken vor und besiegte die Beiting (turksprachig: Bešbalıq, dt.: „Fünf Städte“) kontrollierenden uigurischen Truppen. Diese Niederlage trug maßgeblich zu der Kürze der Regierungszeit von Tolosi bei, der kurz nach der Ernennung zum Külüg Bilge Qağan nach dem Tod seines Vaters Tun Bağa Tarqans von seinem jüngeren Bruder ermordet wurde. Diese schnelle Wechsel in der uigurischen Führung kann auf die Spaltung zwischen der pro- und der anti-sogdischen Fraktion innerhalb der uigurischen Aristokratie zurückgeführt werden und markiert den Beginn des Niedergangs des uigurischen Steppenreichs.[2]

 
Die Welt um 820: Das Uigurenreich (braun) zwischen China (gelb) und Kirgisen

Als Qutluğ Bilge Qağan starb, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, übernahm sein Minister Qutluğ unter dem Namen Ay-Tengride ülüg bulmış Alp Qutluğ Bilge Qağan (reg. 795–805) die Herrschaft. Alp Qutluğ versuchte, den Yağlaqar-Clan zu zerstören, indem er die Neffen seines Vorgängers nach China schickte, doch ist nicht geklärt, ob sich das neue herrschende Element der Ediz als Dynastie etabliert hat. Dem neuen Herrscher gelang es aber offenbar, dass der uigurisches Staat für Alp Qutluğ und seine Nachfolger, Ay Tengride qut bulmış Külüg Bilge Qağan (reg. 805–808) und Ay Tengride qut bulmış Alp Bilge (reg. 808–821) wieder erstarkte. Er setzte eine aktivere Haltung durch, zumindest im Wettstreit mit den Tibetern um die Kontrolle über Turkistan, und die uigurische Herrschaft konnte auf Fargʻona ausgedehnt werden.[16] Die Wiedererlangung der Kontrolle über die Oasen des Tarimbeckens zu Ende des 8. Jahrhunderts die Kontrolle wird dadurch gefestigt hatte nachhaltige Folgen für das Schicksal der Uiguren. Nachfolgende uigurische Qağans erneuerten ihren Glauben und ihr Vertrauen in Sogdier und Manichäismus.[2] China wehrte in der Folge Anfragen nach neuen Ehebündnissen ab und zögerte damit, solche potenziell teuren Vereinbarungen zu treffen.[16]

Im Jahr 820 gaben die Tang der Bitte um eine neu geschlossene Allianz aus Sorge vor tibetischen Angriffen nach, wovon Kün Tengride ülüg bulmış Alp Küčlüg Bilge Qağan (reg. 821–824) profitierte. Die Uiguren boten den Tang zwar erneut an, die Rebellen zu unterdrücken, doch lehnte der chinesische Hof vor dem Hintergrund der Erfahrung der Zerstörung in der Vergangengeit von den Uyguren „befreiter“ chinesischer Städte ab und zog es vor, die Uiguren mit Seidenlieferungen auszuzahlen.[17]

Der Nachfolger von Alp Küčlüg, Qasar Tegin, der oft als Alp Küčlügs „jüngerer Bruder“ bezeichnet wird, erhielt als Ay Tengride qut bulmıš alp bilge Qağan (reg. 824–832) nach seinem Beitritt von den Tang ebenfalls Seidenlieferungen und die Erlaubnis für die Uiguren, ihre Pferde gegen eine festgelegte Menge von Seide zu einzutauschen.[17]

Insgesamt regierten neun Herrscher in den 52 Jahren zwischen Tolosis Ernennung zum Qağan im Jahr 789 und Ögä Qağan (reg. 841–847), der als letzter uigurischer Qağan ein vereinigtes uigurisches Kaganat von Kara-Balgasun aus regierte. Öga übernahm die Herrschaft zu einer Zeit, als sich die nomadischen Kirgisen mitten in einer bereits in den 750er Jahren begonnenen Angriffsserie gegen den uigurischen Staat befanden. Im Jahr 844 gelang es den Kirgisen schließlich, die Uiguren 844 aus Qara Balghasun zu vertreiben.[2]

Die Uiguren zerbrachen in drei getrennte Gruppen, die sämtlich südwärts flohen. Zwei dieser Gruppen konnten erneut eigene Staaten errichten. Die größere Gruppe migrierte nach Südwesten in das Tarimbecken, während die andere südwärts in das heutige Gansu floh.[2]

Uigurische Diaspora nach Ende des Kaganats

Im frühen 9. Jahrhundert kam es neben dem Niedergang des uigurischen Steppenimperiums in rascher Folge zu weiteren geopolitischen Veränderungen in Zentral- und Ostasien, die den Niedergang der drei Hauptmächte der Region – die Reiche der Uiguren, Tibeter und Chinesen – umfassten. Dem Zerfall des Uigurischen Kaganats folgte kurz darauf das Ende des tibetschen Staates und der Niedergang Tang-Chinas, das 907 endgültig zerfiel, während die siegreichen Kirgisen niemals ein Steppenreich wie das der Uiguren gründeten.[2][18] Aus dieser Zeit des politischen Vakuums, in der der uigurische Stammesverband auseinanderfiel und einige oder alle Stämme aus der Region abwanderten und teilweise neue Staaten gründeten, sind der Geschichtswissenschaft nur wenige historische Aufzeichnungen bekannt, und die chinesischen Aufzeichnungen als einzige Quellen der Ereignisse blieben unvollständig.[2][19]

Nach der Zerstörung ihres Reiches zogen viele Uiguren nach Südwesten in die Stadtstaaten Turpan, Qočo, Bešbalıq und Kuqa sowie in die Städte des Gansu-Korridors, letztere wurden „Gelben Yuguren“ genannt. Die Uiguren wurden nun endgültig sesshaft, vermischten sich mit ihren Nachbarn in einer Stadtkultur und lehnten eine Rückkehr in die mongolische Steppe ab. Weitere Gruppen zogen weiter nach Westen ins Tschu-Tal und nach Kaxgar und siedelten dort zusammen mit Karluken[20].

Die abgewanderten Uiguren gründeten schließlich zwei neue uigurische Staaten, davon einen im heutigen Gansu und einen weiteren westlich in den Oasen des Tarimbeckens. Sowohl der von den Gansu-Uiguren als auch der im Tarim-Becken errichtete Staat unterschieden sich von dem vorherigen Steppenreich des Uigurischen Kaganats, da ihre Grundlage nicht in ausgedehnten Weideflächen bestand, sondern in besiedelten Oasengebieten. Die in das Tarimbecken eingewanderten Uiguren als größte Gruppe der uigurischen Diaspora setzten mit ihrer Reichsgründung das von ihren uigurischen Vorfahren im Kaganat von Kara-Balgasun begründete Erbe fort. Im Gegensatz zu den Gansu-Uiguren konnte der Staat der Uiguren im Tarimbecken seine relative Unabhängigkeit noch lange Zeit bewahren, selbst noch in Untertanenschaft der Kara Kitai und schließlich der Mongolen.[2]

Gansu-Uiguren (902–1130)

 
Ortschaften im und um den Gansu- oder Hexi-Korridor

Das eine uigurische Hauptzentrum lag in Kan-chou (Chang-yi in Gansu, der „Gansu-Korridors“), das im Jahr 902 unter Herrschaft der Yaglaqar gekommen war.[21] Diese südwärts nach Gansu abgewanderten Uiguren[A 1] bewahrten wie die ebenfalls gutgestellten Verwandten im Tarimbecken ihre während des Orkhon-Kaganats begonnenen Traditionen.[22] Diese von den Yaglaqar geführten Gansu-Uiguren erlangten schließlich die Kontrolle über die wichtigsten chinesischen Karawanen- oder Handelsrouten in den Westen, wobei sie von den unsteten Verhältnissen in China profitierten.[21]

Sie erhielten auch ihre guten Beziehungen zum Hof der Tang-Dynastie bis zu dessen Ende im Jahr 907 aufrecht und setzten sie auch mit einer Reihe von Nachfolgststaaten wie den Kitan fort, die Nordchina bis zur Gründung der Song-Dynastie im Jahr 960 besetzten.[2][22] Mehrere Führer der Gansu-Uiguren erhielten von einigen dieser Herrscher kaiserlich-chinesische Titel. 911 eroberte der unter dem chinesischen Namen Renmei bekannte Anführer der Gansu-Uiguren Dunhuang. 924 erhielt er vom Kaiser der Späteren Tang-Dynastie einen kaiserlich-chinesischen Titel und wurde als Yingyi Qağan bezeichnet. Auch sechs nachfolgenden Qağans in Gansu wurden kaiserlich-chinesische Titel verliehen. Die Gansu-Uiguren wurden auch gegenüber den Kitan (chin.: Liao) im 10. und 11. Jahrhundert tributpflichtig, die als erster halbnomadischer Staat unmittelbar nach dem Ende der Tang Teile Nordchinas regierten.[2] Einen wichtigen Aspekt dieser Beziehungen stellte der kommerzielle Austausch dar, bei dem die Uiguren als Gegenleistung für ihren „Tribut“, den sie in Form von Pferden, Kamelen, Jade, Bernstein, Wollwaren und exotischen Tieren wie Pfauen entrichteten, als „Geschenk“ Seide erhielten.[22]

Diese Tributbeziehung wurde auch 1028 mit der Annexion der Hauptstadt der Gansu-Uiguren durch die Tanguten übernommen,[2][23] die 1036 weitere uigurische Gebiete des Gansu-Korridors übernahmen[23] und 1038 ihren eigenen Staat Groß-Xia gründeten.[2]

Trotz ihrer Übernahme in den Xia-Herrschaftsbereich der Tanguten pflegten die Gansu-Uiguren im 12. Jahrhundert auch mit dem nachfolgenden Nomadenstaat, der einen Teil Nordchinas besetzte, der Jin-Dynastie der Jurchen, gute Beziehungen.[2]

Auch die Aufzeichnungen der Song belegen gute Beziehungen zu den Gansu-Uiguren, doch richtete die Song-Dynastie ihr Hauptaugenmerk vor allem auf das uigurische Königreich im Tarimbecken.[2]

In den frühen 1130er Jahren fielen die Gansu-Uyguren und angrenzenden Gebiete des Karachaniden-Ostturkistan in den Machtbereich der Kara Kitai. Die Abfolge der Ereignisse und der tatsächliche Umfang der Macht der Kara Kitai ist wissenschaftlich nicht geklärt.[24]

Uiguren des Tarimbeckens (840–1130)

 
Königreich der Uiguren von Kocho um 1000 n. Chr.
Buddhistische Malereien in den Höhlen von Bäzäklik bei Kocho
Blick auf die Eingänge der Tausend-Buddha-Höhlen von Bäzäklik, einem Komplex von buddhistischen Höhlentempeln, rund 10 Kilometer nördlich von Kocho und rund 20 Kilometer östlich von Turpan gelegen.
Ein zentralasiatischer Mönch mit europider Erscheinung als Lehrer eines ostasiatischen Mönches (Fresko aus dem 9. Jahrhundert n. Chr.).

Im Jahr 840 erreichte ein großes Kontingent von etwa 15 uigurischen Stämmen das Gebiet von Kuqa, einer der zu dieser Zeit größten Oasensiedlungen im Tarim-Becken. Mangli (auch: Menglig Tegin), ein Mitglied der alten uigurischen Aristokratie Kara-Balgasuns, hatte die Stämme nach Kuqa geführt und behauptete sich als erster uigurischer Qağan dieser Region.[2][19] Mangli vertrieb die Tibeter von Kuqa aus operierend aus den strategisch wichtigen Oasen Dunhuang, Hami und Turpan und beendete damit siegreich die langen Auseinandersetzungen zwischen Uiguren und Tibetern um das Tarimbecken. Die Ausdehnung der uigurischen Kontrolle über weitere Oasen im Tarimbecken war dadurch begünstigt worden, dass der Zusammenbruch des uigurischen Steppenreiches und ihre Abwanderung nach Süden das nördliche Grenzgebiet Tibets destabilisiert hatte. Die Auswanderung der Diaspora im Jahr 840 in das Tarimbecken im Jahr 840 war naheliegend, da dort bereits zur Zeit des Uigurischen Kaganats Uiguren gelebt hatten und ihre Legitimität als neue Herrscher wurde zusätzlich gestärkt, weil sie den Einfluss der Sogdier und Manichäer mitbrachten.[2]

857 erkannte der Tang-Kaiser infolge des uigurischen Sieges Mangli mit einem kaiserlichen Titel als Huai-chien Qagan an.[2][25] Zu diesem Zeitpunkt hatte Mangli bereits wieder die Kontrolle über Beiting (Bešbalıq) erlangt und festigte 866 seine Macht über das Tarim-Becken weiter, als er die Kontrolle über Kocho (auch: Qočo, Gaochang) erlangte.[2] Beiting könnte aufgrund der dort konzentrierten Toquz-Oguz-Stämme das nomadische und daher das politisch-militärische Zentrum gewesen sein, als Sommerresidenz gedient haben[19] und blieb bis 1270 die wichtigste uigurische Hauptstadt.[2] Gaochang war dagegen ein religiöses und wirtschaftliches Zentrum, verfügte über eine eher landwirtschaftlich und merkantil ausgerichtete, sesshafte Bevölkerung und scheint aufgrund seines milderen Klimats die Rolle einer uigurischen Winterhauptstadt eingenommen zu haben.[2][19] Kuqa war schon unter Kaiser Wu von Han Sitz eines unabhängigen Königreichs gewesen, hatte bereits lange vor dem Königreich der uigurischen Diaspora im Tarimbecken ein herausragendes Beispiel für das multikulturelle Milieu im Tarim-Becken darstellt und war das Zentrum der tocharischen Sprache und Kultur sowie des Buddhismus.[2]

Das 856 gegründete Königreich der Uiguren umfasste das östliche Tarimbecken mit seinen Oasenstädten, insbesondere Bešbalıq im Norden und die Turpan-Region (mit Kocho/Qočo) im Süden.[19] Es wird heute das Uigurische Reich von Qočo oder das zweite Uigurenreich genannt. Staatsreligion war der von den Uiguren mitgebrachte Manichäismus, die Turkisierung des Gebietes schritt voran. Im 11. Jahrhundert musste das Reich die vordringenden Karachaniden abwehren, Hotan ging verloren.[26]

Das Tarimbecken bot den Uiguren gute Voraussetzungen für den bereits in der Steppe begonnenen Übergang zur Sesshaftigkeit. Die Region war jahrhundertelang von vielen nomadischen und sesshaften Gruppen besiedelt worden, darunter die Xiongnu, Kuschanen, Hephthaliten, Chinesen und Sogdier.[2] Bis zum 9. Jahrhundert setzte sich die lokale Bevölkerung einerseits aus urbanen und halb-sesshaften Völkern zusammen, darunter uigurischen und iranisch/tocharischen (Sogdier und Khotanesen) sowie andererseits aus nomadischen nicht-uigurischen turkischen Stämmen, darunter die Stämmen Basmil und Toquz Oguz.[2][27] Die vorherrschende Sprache im Gebiet war die tocharische Sprache. Die vorherrschende Religion des nördlichen Tarimbeckens war der Buddhismus, doch waren im Tarimbecken aufgrund seiner geographischen Lage auch anderer Religionen verbreitet, insbesondere des Zoroastrismus, des nestorianischen Christentums, der Islam und der Schamanismus. Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts, als viele Mitglieder der herrschenden uigurischen Elite zum Buddhismus übergingen, bekannten sich die Uiguren weiterhin zum Manichäismus. Die Konversion der Uiguren zum Buddhismus ging vor allem auf den Einfluss von Tocharern im Gebiet Kuqa-Karashahr-Turpan und von Chinesen im Gebiet Bešbalıq-Turpan-Dunhuang zurück, die bis Mitte des 11. Jahrhunderts Positionen als führende religiöse Hohepriester innehatten, bis Uiguren als religiöse Führer zunahmen. Die uigurische Bekehrung zum Buddhismus brachte die Bildung eine umfangreiche uigurische buddhistische Literatur mit sich, die vorwiegend in einer neuen, das alte türkische Runensystem ersetzenden uigurischen Schrift verfasst wurde, aber auch in Brahmi- und Tibetischer Schrift.[2]

Neben dem neuen Schriftsystem führten die Uiguren auch anderer Technologien wie Metallbearbeitung, Weberei sowie visuelle und plastische Kunst fort oder verbesserten sie. Uigurische Handwerker und Künstler erlangten den Ruf von hochqualifizierten Produzenten von Luxusartikeln für die religiöse oder weltliche Verwendung. Die Uiguren erhielten die Herrschaft über ihr Königreich im Tarim-Becken weiterhin mit großer Autonomie aufrecht, auch nachdem sie 1130 formelle Untertanen des Kara Kitai geworden waren.[2]

Königreich der Karachniden
 
mazar-Grabmal des Satoq Bugra Khan in Artux

Einer anderen Einteilung (Barabara West, 2009: „Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania“) zufolge wird auch das Kanat der Karachniden zu den uigurischen Nachfolgestaaten gezählt. Demnach sei der größte Teil der uigurischen Flüchtlings nach ihrer Abwanderung in die westlicher gelegenen Gebiete der Region Xinjiange ein Bündnis mit anderen turkischen Stämmen in der Region wie den Karluken und Türgesh mit Kaxgar als ihrem politischen und wirtschaftlichen Zentrum eingegangen. Sowohl der Zeitpunkt der Gründung dieses Königreich der Karachaniden sei umstritten – frühestens das Jahr 840 –, als auch die Frage, welche der turkischen Gruppen im Bündnis vorgeheerscht habe. Während auf Uiguren ausgerichtete Quellen von einem größtenteils uigurisch dominierten Staat sprechen, der andere Gruppen einbezogen habe, erkennen auf Karluken ausgerichteten Quellen darin einen größtenteils karlukischen Staat, der auch uigurische Flüchtlinge einbezogen habe.[28]

Als wichtigste kulturelle Umwandlung im Reich der Karachaniden kam es zur Konversion zum Islam, die dem Karachaniden Satoq Bugra Khan für das Jahr 934 zugeschrieben wird.[28][29] Mit der Einführung des Islam nach West-Xinjiang im 10. Jahrhundert, die bis in unsere Zeit in erhaltenen Baudenkmälern Kaxgars ihre Spuren hinterlassen hat,[29] gilt Satuk Bughra als erster turkischer Führer Zentralasiens, der sich der neuen Religion angeschlossen hatte.[28][29] Der Islam sollte noch zu einem der wichtigsten Merkmale werden, das für die Uiguren und darüber hinaus für fast alle Turkvölker identitätsstiftend wurde. Auch in unsere Zeit ist die muslimische Religion für die Identität der zeitgenössischen Uiguren in China von zentraler Bedeutung.[28]

Uiguren unter Herrschaft der Kara Kitai (1130er–1209)

 
Lage des Kara-Kitai-Reiches in Asien um 1200 vor der mongolischen Herrschaft

Die seit dem 4. Jahrhundert in chinesischen Quellen bekannten, pastoral-wirtschaftenden Nomaden der Kitan hatten während der Tang-Dynastie (618–907) wechselnde Allianzen sowohl mit den Tang als auch mit den Türk (Kaganate Mitte des 6. bis Mitte des 8. Jahrhunderts) und den Uiguren (Kaganat Mitte des 8. bis Mitte des 9. Jahrhunderts) geschlossen und kulturelle Einflüsse sowohl von China als auch aus der Steppe aufgenommen. Nach dem Ende der Tang-Dynastie und dem Fehlen eines Nomadenreiches in der Mongolei seit dem Zusammenbruch des Uigurischen Kaganats hatten sie ihre Liao-Dynastie begründet.[30]

Nachdem die Liao-Dynastie nach 200 Jahren der Herrschaft über die Mandschurei, die mongolische Steppe und (seit 938) über Teile Nordchinas 1125 von Stammesangehörigen der Jurchen nach über zehnjährigem Krieg besiegt und beendet wurde und die Jurchen ihre Jin-Dynastie gegründet hatten, floh der Kitan-Fürst Yelü Dashi mit einer kleinen Gruppe von Anhängern vor der militärischen Überlegenheit der Jurchen westwärts in die Liao-Garnison Kedun in der Mongolei.[2][30]

Anfang der 1130er Jahre verließ Dashi Kedun mit mäßigen Streitkräften in Richtung Westen und wurde zum Begründer der Kara Kitai oder „Westlichen Liao-Dynastie“.[2][30] Ein unmittelbarerer Anlass für den Fortzug könnte die Sorge vor einer Bestrafungsaktion der Jurchen für Dashis provokante Überfälle in den Jahren 1129–1130 gewesen sein. Die Grenzstämme der Liao, die sich Dashi angeschlossen hatten, waren wegen ihrer gelegentlichen Überfälle auf Zentralasien mit dem westlich gelegenen Land und seinen politischen Verhältnissen auch bereits vertraut. Vor allem bot Zentralasien den Liao aber im Vergleich zur Mongolei den Vorteil reichhaltige Ressourcen, Zugang zu Handelswegen und politischer Zersplitterung. Die Liao unterhielten zudem enge kommerzielle und diplomatische Beziehungen zu einigen der wichtigsten zentralasiatischen Königreiche, wie den buddhistischen Uiguren von Gaochang (Kocho) bei Turpan und den muslimischen Karachaniden, vor allem den östlichen Karachaniden (1041–1205), die über das Tarimbecken und Semirechye (heutiges Süd-Xinjiang, Kirgisistan und Teile Südkasachstans) herrschten.[30]

Nach einer Reihe von Niederlagen wie gegen die Östlichen Karachaniden in Kaxgar und Rückschlägen wie dem Ende seiner Beziehungen zu den Uiguren von Gaochang gelang es Dashi, sich nach seinem Abzug aus Kedun als Sieger gegen die Jurchen der Jin-Dynastie darzustellen, neue Streikräfte zu sammeln – darunter sogar einige Jin-Truppen – und er nahm deshalb Ende des Jahres 1131 seinen ersten Herrschertitel yanqing an wurde sowohl als chinesischer Kaiser als auch mit dem turko-kitanischen Titel Gürkhan (weltweiter Khan) inthronisiert. Dieser doppelte Titel spielte eine wichtige Rolle für seine Legitimation und sollte in der Folge von allen Herrschern der westlichen Liao getragen werden.[30] Von seiner Basis am Fluss Emil (in Nord-Xinjiang) konnte sich Dashi bei seiner Expansion nach Westen den Ruf eines regionalen Führers aufbauen, wurde vom Khan der Karachaniden zu Hilfe gerufen, verbannte diesen nach Kaxgar und übernahm kampflos dessen Hauptstadt Balasagun im heutigen Kirgisistan, die die Hauptstadt der Kara Kitai bis zum Ende ihrer Herrschaft blieb.[30][2] Dashi nahm daraufhin den Titel Kangguo als neuen Herrschertitel zur Symbolisierung dieses großen Erfolgs der Kara Kitai an, erweiterte sein Reich nach Osten und Süden und übernahm das gesamte Reich der Östlichen Karachaniden. Zudem entsandte er Gouverneure zu den Yenisei-Kirgisen und Uiguren in Bešbalıq und unterwarf rebellische Stämme.[30] Anfang der 1130er Jahre waren somit die Gansu-Uiguren und angrenzende Gebiete des Karachaniden-Ostturkistan in den Machtbereich der Kara Kitai gefallen.[24] Ihr Territorium hatte sich im frühen 11. Jahrhundert weiter nach Ostturkistan ausgedehnt und umfasste die Oasenstädte Kaxgar und Hotan im Tarimbecken.[24][2] Auch Bešbalıq im Tarim-Becken sowie südwestlich das Ferghana-Tal und der östlicher Karachaniden-Staat waren unter ihre Kontrolle geraten.[2]

Als Dashi 1143 starb, kontrollierten die Kara Kitai ein riesiges zentralasiatisches Reich weitgehend autonomer Staaten und Stämme, darunter den größten Teil des modernen Xinjiang, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Südkasachstan.[2][30] Das Reich ersteckte sich sich vom Oxus bis zum Altai-Gebirge. Bis 1175 dehnte es sich noch weiter nach Osten in das Territorium der Naimanen und der Yenisei-Kirgisen aus und umfasste auch den größten Teil der Westmongolei.[30]

Die Bevölkerung dieses Reiches war multiethnisch und heterogen und bestand neben den eine kleine Minderheit in ihrem Reich bildenden Kitan hauptsächlich aus Turken – einschließlich Uiguren –, Iranern, Mongolen und einigen Han-Chinesen. Zwar war der Großteil dieser Bevölkerung sesshaft und muslimisch, doch gab es auch eine beträchtliche nomadische Komponente – einschließlich der Kitan – sowie florierende buddhistische, nestorianische und jüdische Gemeinden. Talentierte Uiguren und Muslime wurden am Hof des Gürkhans beschäftigt.[30]

Das Reich war, zurückgehend auf die Organisation unter Dashi, in zwei Hauptbereiche aufgeteilt: Einerseits in das zentrale und direkt vom Gürkhan regierte Gebiet um die Hauptstadt von Balasagun herum. Andererseits in die unterworfenen und indrekt regierten Königreiche (die Gaochang-Uiguren, die Östlichen und Westlichen Karachaniden und als entfernterer Vasall Khwārazm) sowie die unterworfenen Stämme (die Qayalïq und Almalïq kontollierenden und als Söldner über das Reich zerstreuten Karlucken und bis 1175 die Naimanen und die Kankalis).[30] Diese indirekte Herrschaft der Kara Kita griff geringfügigst in die lokalen Dynastien ein, die größtenteils intakt blieben und meisten ihre Herrscher, Titel und Armeen beibehalten konnten. In den unterworfenen Gebieten wurde keine ständige Armee der Kara Kitai stationiert. Zu ihren Pflichten gehörten die jährlichen Tributzahlungen, die Bereitstellung von Truppen im im Bedarfsfall und die Anerkennung der Autorität des Gürkhan, etwa durch das Tragen seiner Siegel und paizi.[30]

In der Anfangszeit verlangte der Gürkhan der Kara Kitai den Uiguren neben den jährlichen Tributzahlungen nur wenige Leistungen ab und die Uiguren konnten ihr Königreich selbständig verwalten. Statt eigene Aufseher in den uigurischen Hauptstädten zu stationieren, wandten die Kara Kitai die traditionelle Nomadenstrategie an und ließen den uigurischen Iduqut[A 7]) seine Söhne als Geiseln nach Balasagun schicken.[2]

 
Vorstöße des Mongolischen Reiches zu Beginn des 13. Jahrhunderts

Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts kam es jedoch zu einer Verschlechterung der Beziehung zwischen den Kara Kitai und den Uiguren,[2][31] nachdem die Kara Kitai immer höhere jährliche Tributforderungen stellten und dauerhaft einen eigenen Aufseher in der uigurischen Hauptstadt stationierten.[2] Die steigenden Forderungen und das machtvolle Auftreten der Kommissare des Gürkhans erregten bei den östlichen Vasallen Widerstand. Zwar gelang es dem Gürkhan Zhilugu (reg. 1178–1211, mit dem Herrschertitel tianxi) 1204 noch, einen Aufstand in Hotan und Kaxgar zu unterdrücken und den feindlichen Khan von Qayalïq zu ersetzen, doch ließen sich seine östlichen Vasallen deutlich schwerer befrieden, seit Dschingis Khan 1206 in der Mongolei die Macht übernommen hatte. Die Umwälzungen in der Mongolei führten zur Einwanderung vieler nomadischer Flüchtlinge in das Reich der Kara Kitai und somit zu einer Störung des empfindlichen Gleichgewicht zwischen Nomaden und Sesshaften.[30] So suchte nach der Niederlage der Stämme der Naimanen und Merkiten gegen Dschingis Khan im Jahr 1208 auch der mit Dschingis Khan befeindete Naimanen-Fürst Küčlüg (auch: Güchülüg oder Quchlug) Zuflucht am Hof der Kara Kitai und wurde vom Gürkhan freundlich empfangen und mit einer seiner Töchter verheiratet.[30][32] Währenddessen begannen sich jedoch die östlichen Vasallen von Gürkhan den Mongolen zuzuwenden.[30] 1209 ließ Barčuq Art Tegin, der Iduqut der Uiguren, deren Zentrum Bešbalıq war, den damaligen Aufseher Kara Kitai ermorden und unterwarf sich umgehend der schnell wachsenden Konföderation der Mongolen unter Dschingis Khan.[2][33][30]

Barčuqs Vorgehen kam zu einer für die Uiguren günstigen Zeit, da die Kara Kitai selbst bald von den Mongolen ausgelöscht wurden und die Uiguren in die Gunst von Dschingis Khan fielen. Nach knapp einem Jahrhundert Bestand war der Staat der Kara Kitai 1218 von den Mongolen erobert worden.[2]

Uiguren unter Herrschaft der Mongolen (1209–14. Jh.)

 
Nachtwächter-Passiertafel (paizi) des Mongolischen Reiches. In der Mitte befindet sich eine dreisprachige Inschrift auf Persisch (links), Mongolisch (Phagpa-Schrift, Mitte) und Uigurisch (rechts)

Nach dem sich der uigurische Iduqut Barčuq Art Tegin 1209 Dschingis Khan unterworfen hatte, demonstrierte er ihm im gleichen Jahr seine Loyalität, indem er eine Streitmacht der mit Dschingis Khan verfeindeten, mongolischen Merkiten besiegte.[33] Barčuq und seine uigurischen Aristokraten erhielten in der Folge herausragende Stellungen in der mongolischen Regierung, insbesondere in China.[2] Nachdem Barčuq 1211 sein erstes persönliches Gespräch mit Dschingis Khan führen konnte, erklärte Dschingis Khan, Barčuq sei für ihn wie ein „fünfter Sohn“ und versprach ihm als Lohn für seine Loyalität eine Dschingiside zur Frau, seine Tochter Alche Altun.[34][2] Barčuq durfte seinen uigurischen Titel als Iduqut über die Uiguren behalten und es wurde viele Uiguren gestattet in das Tarimbecken zurückzukehren.[2]

Im Gegenzug dafür musste wurde Barčuq seine Stammesangehörigen in Treue zu Dschingis Khan in mehrere militärische Feldzüge führen, inbesondere 1216 in der langanhaltenden Kampagne in Xwârazm gegen den von Küčlüg geführten Stamm der Naimanen,[2][34], der das Reich der Kara Kitai, Xwârazm und die Tanguten eingenommen hatte,[34] und im Jahr 1225, als Dschingis Khan den Kampf gegen die Tanguten zu Ende bringen wollte.[2][34] Auch schlug Barčuq einen Aufstand von etwa 10.000 eigenen Truppen nieder, die sich seiner Unterwerfung unter die Mongolen widersetzt hatten.[2]

Nach dem Tod Barčuqs während der mongolischen Herrschaft von Dschingis Khans Sohn und Nachfolger, dem zweiten Großkhan Ögedei Khan (reg. 1229–1241), folgten ihm drei seiner Söhne nach, die alle in Bešbalıq den uigurischen Herrschertitel erhielten.[2]

Nachdem aber in dem im Jahr 1248 nach dem frühen Tod des dritten Großkhans, Güyük Khan, ausgebrochenen mongolischen Nachfolgestreit Möngke Khan als vierter Großkhan der Mongolen gewählt wurde, während Barčuqs dritter Sohn, Salindi (gest. 1253 oder 1254), zuvor die in dem unterlegene Partei unterstützt hatte, wurden Salindi und einige andere uigurische Aristokraten im Rahmen einer von Mongke eingeleiteten umfassenderen Säuberung abgeurteilt und Salindis eigener Bruder Ögrünch wurde gezwungen, die Rolle des Henkers bei Salindis Hinrichtung im Jahr 1252 in Bešbalıq auszuüben.[2][35]

Daraufhin wurde der Titel als uigurischer Iduqut Ögrünch verliehen.[2][36] Ögrünchs Sohn Mamuraq wurde nach seinem Tod 1257 sein Nachfolger und die Region wurde bald zum Streitgegenstand zwischen dem fünften Großkhans, Kublai Khan, und dessen Rivalen.[36] Der Titel Iduqut ging auch weiterhin an die Nachkommen von Ögrünchs Familie in Bešbalıq über bis in die frühen 1270er Jahre, als sie weiter östlich nach Qarakhocho zogen, womit sie Drohungen von zwei tschagataiden Fürsten ausweichen wollten, die die Macht des über das Tarimbecken anfochten.[2] In dieser Zeit verließ eine großen Anzahl aristokratischer uigurischer Familien Uiguristan und zog nach China. Der Fortzug der uigurischen Iduquts aus ihren traditionellen Machtzentren wurde noch stärker hervorgehoben, als der Hof der Yuan-Dynastie ihren Standort im Jahr 1283 in die umwallte Stadt Yongchang in Gansu verlegte. Fortan besaßen die uigurischen Iduquts, obwohl sie diesen Titel bis zum Ende der Yuan-Dynastie erhielten, wenig tatsächliche Macht über ihr Heimatland. Um 1295 endeten die Anstrengungen der Yuan-Dynastie, die alten uigurischen Gebiete im Tarimbecken zu halten, weitestgehend. Bis zum Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts war Uiguristan, das bis dahin als untergeordnetes Reich existiert hatte, schließlich in das Haus der Tschagatai übergegangen.[36]

In anderen Gemeinwesen der Mongolei haben uigurische Literati offenbar in den Verwaltungen gearbeitet. Auf diese Weise verbreitete sich das uigurische Alphabet unter den mongolischen Bevölkerungen und es hatte sich möglicherweise schon lange vor der Vereinigung der Mongolei durch Dschingis Khan eine literarische Sprache entwickelt.[36] Die uigurische Schrift wurde von den Naimanen zum Schreiben ihrer mongolischen Sprache verwendet.[37] Als Dschingis Khan dann 1204 die Naimanen unterwarf, nahm er auch ihre uigurischen Schriftgelehrten auf, unter denen sich auch Tatar Tonga (T'a-t'a T'unga) befand, der spätere Hauslehrer der Söhne von Dschingis Khan,[36] und übernahm die Naimanen-Schrift zum Schreiben der mongolischen Sprache.[37] Johannes de Piano Carpini berichtete im 13. Jahrhundert über die Uiguren unter Dschingis Khan: „Diese Menschen sind Christen von der Sekte der Nestorianer … Die Mongal übernahmen ihre Schrift, denn vorher hatten sie nicht geschrieben; nun aber nennen sie diese als die mongolische Schrift“.[38] In den Kanzleien des gesamten mongolischen Reiches gelangten die Uiguren in der Folge zu beachtlicher Bedeutung.[36]

Die Mongolen zogen die eroberten Bevölkerungsgruppen systematisch in ihren Militär- und Wirtschaftsapparat ein. Die Anzahl der Mongolen, die in die eroberten Länder zogen, scheint dabei recht gering gewesen zu sein. Wo sie ankamen, wurden sie weitgehend von den lokalen nomadischen Bevölkerungen absorbiert und turkisisert. Bei vielen sogenannten „mongolischen“ Truppen, die in diese Gebiete gebracht wurden, handelte es sich in Wirklichkeit um innerasiatische Turken (Uiguren und andere), die von den bereits existierenden turkischen Bevölkerungsgruppen ohne Schwierigkeiten assimiliert wurden.[39]

Mit dem Zusammenbruch des mongolischen Reiches wurden die Uiguren, die über lange Zeit lang ein sesshaftes, kommerziell-landwirtschaftliches Volk waren, Bestandteil des unruhigen Territoriums von Mogulistan.[36]

Bis zum Ende der mongolischen Ära hatten die Uiguren ihre mit der Trennung von der alten Türk-Konföderation im 8. Jahrhundert begründete politische Identität weitgehend verloren. In diesen sechs Jahrhunderten hatten sich die Uiguren jedoch von einem der mächtigsten, wichtigsten und das Überleben der Tang-Dynastie unterstützenden Nomadenstämme zu einem Musterbeispiel des Übergangs von Nomaden zu einer sesshaften, städtebaulichen und kommerziell orientierten Staatlichkeit und Gesellschaft entwickelt. Sie konnten dieses Erbe gewinnbringend im Zusammenspiel mit anderen Staaten, insbesondere dem der Mongolen, einsetzen und hinterließen ein reiches Vermächtnis an Texten und materieller Kultur, das die mittelalterlichen Uiguren aus wissenschaftlicher Sicht zu einem der bedeutenden Völker und Staaten der Weltgeschichte macht.[2]

Moderne Geschichte

 
Direkt kontrollierte Gebiete des Qing-Kaiserreichs zur Zeit seiner größten Ausbreitung 1820

Die Geschichte Xinjiangs wird ab dem 17. Jahrhundert komplizierter, als unterschiedliche Völker wie Uiguren, Mongolen, Tibeter und Sino-Mandschu um die Vorherrschaft in der Region rangen. Im frühen 17. Jahrhundert untergrub die an Einfluss gewinnende und aus einem Naqschbandīya-Orden in Samarkand stammende Familie K̲h̲wād̲j̲a die Autorität des noch bestehenden Tschagatai-Khanats und wirkte in der Praxis islamisch missionierend. In dem politischen Streit innerhalb der K̲h̲wād̲j̲a-Familie, die sich in einen Aktaghlik-Zweig (dt. etwa „Leute vom Weißen Berg“; in chinesischen Quellen „Weißkappen-Hui“) mit Sitz in Kaxgar und in einen Karataghlik-Zweig (dt. etwa „Leute vom Schwarzen Berg“; in chinesischen Quellen „Schwarzkappen-Hui“) mit Sitz in Yarkant aufgespalten hatte, verhalfen 1678 die Kalmücken-Mongolen in der Dsungarei dem Aktaghlik-Zweig zum Sieg über die rivalisierende Familienfraktion. Es kam zu einem wiedervereinigten Kaschgarien und somit zur Bildung eines islamischen theokratischen Staates, der allerdings ein Protektorat des mongolischen Reiches der Dsungaren darstellte. Dieser Umstand provozierte wiederum die Autorität der Sino-Mandschus in der Region und führte im 18. und 19. Jahrhundert zu schweren Konflikten zwischen diesen beiden Mächten.[40]

Annexion durch das chinesische Reich der Qing um 1759

Eroberung des heutigen Xinjiangs durch das chinesische Qing-Reich
Schlacht am Yesil-Kol-Nor-See im Altishahr-Feldzug der Mandschu-Invasoren gegen die indigenen Turkvolk-Muslime, September 1759 (Befriedung Xinjiangs)
Chinesisches Qing-Reich in seiner größten Ausdehnung (1820)
Inneres China
Äußere Besitzungen

Die Dsungarei verblieb bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts noch unter der Kontrolle eines mongolischen Khanats. Das Tarim-Becken wurde von der Regierung der Sino-Mandschus nun als Hui-p'u („islamische oder muslimische Region“) bezeichnet. 1757 wurde die Dsungarei vom Chinesischen Reich annektiert. Um die feste Kontrolle zu behalten, bevölkerte die Mandschu-Regierung diese Region nun gezielt neu mit verschiedenen altaischen Völkern, darunter Muslimen aus dem Tarim-Becken, aus der Provinz Gansu und aus anderen chinesischen Gebieten. Zwei Jahre darauf erfolgte auch die Annexion von Kaschgarien durch China.[40] Die Oasenstädte Kaxgar und Yarkant gerieten somit 1759 unter Kontrolle der Qing-Truppen.[41] Das bis dahin Hui-p'u genannte Tarim-Becken und die Dsungarei wurden nun von den Chinesen in Hui-chiang („muslimisches oder islamisches Herrschaftsgebiet“) umbenannt.[40] Nach den letzten Schlachten zwischen den indigenen Turkvolk-Muslimen und den Mandschu-Invasoren im Jahr 1759 wurde das uigurische Siedlungsgebiet Altishahr Teil des in China verorteten Qing-Reiches, wo es in unpassender Weise in einer gemeinsamen Verwaltungseinheit mit der Steppenheimat der inzwischen ausgestorbenen Dsungaren als Xinjiang (dt. „neues Herrschaftsgebiet“) verbunden wurde.[42] Trotz der Eroberung des uigurischen Gebietes und seiner erstmaligen Eingliederung in den chinesischen Staat 1759 durch die Mandschus gelang es diesen als regierende Qing-Dynastie nie, die Uiguren in China zu assimilieren.[43] Das neue chinesische Territorium stellte eine erhebliche Belastung für die Ressourcen der Qing dar, deren Kaisern von ihren Beamten oftmals vergeblich der Rat gegeben wurde, Xinjiang wieder aufzugeben.[42]

Während es in den 1750er Jahren zur Verbündung der Qing mit den Uiguren zur Eroberung der Dsungaren in Ostturkestan gekommen war, sollte das Qing-China ein Jahrhundert später, um 1876, beginnen, mit Angriffen tiefer nach Xinjiang hineinzustoßen. Die Qing betrachteten Xinjiang zu dieser Zeit als ausschlaggebende Region für die Herrschaft Chinas über ein Gebiet, an dessen Kontrolle auch Russland gleichermaßen interessiert war.[44]

Rebellionen und kurzlebige Staatsgründungen im 19. und 20. Jahrhundert

Es folgten im 19. Jahrhundert verschiedene muslimische Aufstände gegen die Mandschu-Herrschaft in Hui-chiang.[40] Einige der zahlreichen Rebellionen der Altishahri verliefen vorübergehend recht erfolgreich.[42] Im Laufe der 100 Jahre nach der Eroberung durch die Qing im Jahr 1759 sollen die Uiguren über 40 mal erfolglos gegen die chinesische Herrschaft der Qing rebelliert haben, bis sie schließlich in den 1860er Jahren nach einem erfolgreichen Aufstand ein unabhängiges Königreich gründen konnten.[43] Häufig war das Zentrum des Widerstands und der Rebellion unter der chinesischen Herrschaft Kaxgar, wo auch die Hauptgarnision der Qing-Dynastie im Tarim-Becken verortet war, das nun in die von Ili aus regierte und „Xinjiang“ (dt. etwa: „neues Territorium“) genannte, größere Verwaltungseinheit eingegliedert war. Unter den Qing blieb der Sufi-Fraktionismus bestehen, und der verbannten, aber in Kaxgar Unterstützung genießenden Afaqi-Fraktion gelangen Überfälle und Aufstände aus dem benachbarten Ferghanatal heraus.[45]

Aufstand und „Emirat Kaxgar“ unter Jakub Beg (1865 bis 1877)

„Emirat Kaxgar“ als unabhängiger Staat unter Jakub Beg
Abendlicher Empfang des britischen Diplomaten Robert Shaw beim Atalik-Gazi oder „König von Ostturkestan“, Jakub Beg, am 5. April 1869 in Kaxgar[46]

Unter der Führung des Kokander Militäroffiziers Jakub Beg entwickelte sich aus solch einer Rebellion ein unabhängiger Staat (auch „Emirat Kaxgar“ genannt), der von 1865 bis 1877 Bestand hatte.[45] Während politische Ereignisse, Rebellionen und Kriege sonst nur vorübergehende Störungen darstellten, die sozialen Praktiken aber letztlich ungehindert fortbestanden, bildete die islamische Theokratie unter Jakub Beg davon eine Ausnahme. Allerdings stellten seine drastischen Maßnahmen zur Durchsetzung und Einhaltung des islamischen Rechts keinen Widerspruch zur lokalen Tradition dar und schufen zumindest in ideologischer Hinsicht im Gegenteil eher günstige Bedingungen für deren Fortbestehen.[47] In der Zeit von 1862 bis 1875 bildete Kaxgar zunächst ein Zentrum der muslimischen Rebellion und wurde dann zur Hauptstadt unter Jakub Beg.[48] Jakub war 1864 in den Nordwesten Chinas einmarschiert und hatte die antichinesischen Aufstände der muslimischen Einwohner militärisch und politisch nutzen können, um sich als Oberhaupt des Königreichs Kaschgarien zu etablieren. Er dehnte seinen Einflussbereich im Gebiet des heutigen Xinjiang nordwärts aus und erregte die Aufmerksamkeit des osmanischen Sultans, der ihm zum Emir von Kaschgarien ernannte. Die Russen wiederum nutzen die unruhige Situation, um Teile von Chinesisch-Turkistan und Xinjiang zu besetzen und schlossen mit Jakub 1872 einen Handelsvertrag. Ein Jahr später schlossen dann auch die Briten einen ähnlichen Vertrag mit Kaschgarien, um eine Pufferzone zu schaffen zwischen Indien und dem sich südwärts ausdehnenden russischen Reich. Diese beiden mit Russland und den Briten geschlossenen Verträge verliehen Kaschgarien de facto internationale Anerkennung.[49] Laut Barbara A. West sollen die Briten 1876 eine Qing-Invasion des uigurischen Territoriums finanziert haben, weil sie die Ausdehnung des russischen Reiches in das damalige Ostturkestan fürchteten und stattdessen eine Rückeroberung des Territoriums durch die Chinesen bevorzugten. Die chinesische Invasion unter Zuo Zongtang verlief erfolgreich.[43] Nach der Rückeroberung Xinjiangs durch die mandschurischen Regierungstruppen führten die Qing eine assimilatorische Politik zur Sinifizierung der Angehörigen von Turkvölkern in der Region ein.[45] Die chinesische Herrschaft war jedoch von den Muslimen in der Region immer als Fremdherrschaft angesehen worden. Seit dem Sturz des Emirats von Jakub Beg wuchs der Nationalismus unter den türkischen Muslimen stark und sollte schließlich in Sezessions-Bewegungen münden.[40]

Umwandlung zu einer chinesischen Provinz (ab 1884)

Zwar scheiterten die chinesischen Assimilations-Maßnahmen größtenteils, zeigten jedoch bereits das wachsende chinesische Interesse daran an, Kasgar und Xinjiang nicht nur als strategische Protektorate zu kontrollieren, sondern sie auch dem eigentlichen China einzuverleiben.[45] Sechs Jahre nach der Unterdrückung des Aufstands von Jakub Beg organisierte die Mandschu-Regierung die Region im Jahr 1884 um, indem sie sie unter eine Art chinesische Provinzverwaltung stellte und nun als „Hsin-chiang“ bezeichnete. Von dieser Zeit an wurde Ostturkestan zu einer chinesischen Provinz mit offiziellem Status als solche.[40] Die Chinesen hatten damit bis 1884 Xinjiang annektiert und ihren militärischen Sieg durch einen politischen Erfolg gefestigt.[43] Die Gesamtbevölkerung Ostturkestans wurde von T. D. Forsyth (1873) auf rund 1 Million und von A. N. Kuropatkin (1879) für „Kaschgarien“ auf 1,2 Millionen Menschen geschätzt,[50][51] von denen laut Hermann Vámbéry die große Mehrheit den Turkvölkern angehörten, während „die fremden Nationalitäten durch Chinesen und Dunganen, richtiger Döngen, d. h. Bekehrte, Chinesen, die schon in den vergangenen Jahrhunderten den Islam annahmen, ferner durch Hindus, Tadschiks und Afghanen“ vertreten waren.[50] F. Grenard (1898) schätzte die Bevölkerung der gesamten Provinz auf rund 2,5 Millionen, davon 800.000 in Kaxgar, 250.000 in Yarkant, 160.000 in Hotan, 80.000 in Keriya und 40.000 in Maralbashi.[51]

Die Muslime Xinjiangs wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts trotz ihrer peripheren geographischen Lage in zwei Katastrophenszenarien verwickelt. Zum Einen in die Xinhai-Revolution von 1911 bis 1912, die zum Sturz der Mandschu-Dynastie in China führte, und zum Anderen in den Ersten Weltkrieg. Der Sturz der Qing-Dynastie warf die Frage nach dem Status von Xinjiang als einer weit entfernt gelegenen Grenzregion, in der äußerst wenige Chinesen lebten, neu auf. Eine Verwicklung in den Ersten Weltkrieg entstand, indem der Blick Russlands auf Xinjiang angesichts der Verbindungen der Provinz sowohl zu Russland als auch zum Osmanischen Reich zunehmend misstrauisch wurde, als sich die Balkankriege von 1912 bis 1913 zum globalen Konflikt von 1914 auswuchsen. Der Ausbruch des Krieges erfolgte in der gleichen Zeit wie die Niederlage der chinesischen Republikaner in Xinjiang und der Aufstieg von Yang Zengxin und seinem antirevolutionären Regime in Ürümqi.[52]

Uiguren in der Ära der nationalistischen Republikaner (1911–1949)

Gouverneure Xinjiangs der republikanischen Ära
Yang Zengxin, erster Gouverneur (1912–1928) und am längsten amtierender der gesamten Geschichte der Provinz[53]
Jin Shuren, zweiter Gouverneur dieser Ära (1928–1933)[54]
Sheng Shicai, dritter Provinzherrscher dieser Ära (1933–1944). Seine Regierung etablierte das Ethnonym „Uiguren“ offiziell[55]
Chinesische Soldaten in Habachtstellung (Hotan, 1915)
Kuomintang-Partei (Ürümqi, 1942)

Während der Zeit der nationalistischen Republikaner (1911–1949) – also mit und nach dem Untergang des chinesischen Kaiserreiches der Qing – stellte Xinjiang zwar noch immer nominell eine Provinz Chinas dar, befand sich jedoch in der Realität in einer chaotischen Verfassung. Tatsächlich spielten die Provinzgouverneure nun die Rolle unabhängiger Kriegsherren und hielten eigene Außenbeziehungen zu den benachbarten Staaten.[40] Der erste Provinzgouverneur der republikanischen Ära, Yang Zengxin, war zugleich Vertreter der seit über 1000 Jahren (zurückreichend bis in die Tang-Dynastie) ersten Generation Han-chinesischer Beamten, die die Nicht-Han-Grenzgebiete regierten, wo vorher stattdessen Mongolen und Mandschus eingesetzt worden waren. Während der folgenden vier Jahrzehnte der Republik in Xinjiang machten chinesische Gouverneure nun zum Regieren vollen Gebrauch von Vermittlern, die von ihnen abhängig waren, darunter tatarische Expatriaten, Mandschu-Bannermänner (Solon und Sibe), weiße russische Soldaten, der muslimische Prinz von Hami, mongolische und kasachische Fürsten und Häuptlinge, turkvölkische Begs und Hui-Soldaten, also chinesischsprachige Muslime. Bevor die Zentralregierung die Kontrolle in Xinjiang in den 1940er Jahren wieder übernehmen konnte, bestand das Ziel der Han-Gouverneure der republikanischen Ära darin, die traditionell auf Peking gerichtete Loyalität dieser Vermittler weg- und hin auf die Verwaltung in Ürümqi zu leiten. Yang und seine Nachfolger wollten in religiösen, kulturellen, wirtschaftlichen oder politischen Fragen die Rolle von Schiedsrichtern über die Angelegenheiten ihrer abhängigen Vermittler einnehmen, deren wichtige Funktion bei der Vermittlung der Han-Herrschaft unter ihren Untertanen sie anerkannten. Yang betrachtete die Ausweisung Xinjiangs als Provinz im Jahr 1884 als Fehler und versuchte eine Grundlage für einen institutionalisierten Unterschied von Xinjiang wiederherzustellen, das er als ein von den inneren chinesischen Provinzen sich unterscheidendes Land ansah. Dazu wollte er die halbautonomen Ämter entfernen, die traditionell von Vertretern aus Peking besetzt wurden und die zentralisierungs- und integrationsorientierten Bemühungen des späten Qing-Staates auf Xinjiang ausdehnt hätten. An ihrer Stelle besetzte Yang seine Provinzbürokratie mit aus der Qing-Zeit berufserfahrenen Han-Beamten des Nordwestens. Mit ihnen schuf er eine neue Berufskaste nach dem Vorbild der innerasiatischen Eroberungselite. Während Yang konsequent eine konservative ethno-elitäre Plattform förderte, unterdrückte er gleichzeitig unverzüglich sämtliche nationalistischen Plattformen, einschließlich derer, die „die gelbe Rasse“ achteten.[53]

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beförderten die in Kontakt mit der Türkei und den Tataren Russlands stehenden lokalen Eliten den panturkistischen Reformismus, der sich erstmals ideologisch in den antikolonialen Bewegungen Xinjiangs niederschlug. Während dieser Phase, als die chinesische Macht in ihrem Zentrum geschwächt war und Großmächte wie Großbritannien und Russland die verschiedenen politischen Fraktionen zugunsten ihres eigenen Einflusses gegeneinander auszuspielen versuchten, kam es in Xinjiang zwei Mal zur Gründung einer unabhängigen Republik.[56]

Erste Republik Ost-Turkestan (1933–1934)
Türkisch-Islamische Republik Ostturkestan („Republik Uiguristan“)
Hodscha Niyaz, Präsident der kurzlebigen Republik (1933)
Von der „Ersten Republik Ostturkestan“ kontrollierte Gebiete (rot)

1931 führte Hodscha Niyaz (K̲h̲wād̲j̲a Niyāz Ḥād̲j̲d̲j̲ī) eine Rebellion im Osten der Provinz an. Die so genannte Hami-Rebellion blieb zunächst auf Hami beschränkt. Ab 1933 stürzte sie jedoch die ganze Provinz ins Chaos. Im Zuge dieser Unruhe entstand im Westen der Provinz die „Türkisch-Islamischen Republik Ostturkestan“.[40] Diese Republik (im Englischen manchmal Turk Islamic Republic of East Turkistan, abgekürzt: TIRET) wurde von den Emiren von Hotan und von antikommunistischen Pan-Turkisten geführt und hatte ihren Schwerpunkt in den Gebieten von Hotan und Kaxgar.[56] Hauptstadt dieser kurzlebigen Islamischen Republik Ostturkestan (1933–1934) war Kaxgar, das im Chaos der 1930er Jahre erneut als ein Zentrum des Widerstands gegen die chinesische Herrschaft fungierte. Intellektuelle aus der Region Kaxgar spielten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine besonders tragende Rolle bei der Verbreitung neuer Denkweisen wie dschadidistische Reformbewegung, Ethnonationalismus, Pan-Turkismus und dem Islamischen Fundamentalismus. Auf Kaxgar und Ili konnten sich Exilanten aus Xinjiang in der Sowjetunion beziehen, die diese politische und intellektuelle Arbeit teilweise noch energischer betrieben. Zu den revolutionären Initiativen in Kaxgar gehörten die frühen reformistischen Grundschulen und die erste Druckpresse im Tarim-Beckens. Dieser von Kaxgar aus regierte Staat war auch als „Republik Uiguristan“ bekannt.[45] Auf einigen ihrer Münzen hatte sich die Ostturkestanische Republik 1933 als „Islamische Republik Uiguristan“ bezeichnet.[55] Die Bezeichnung der Islamischen Republik Ostturkestan als „Republik Uiguristan“ spiegelte die zunehmende Verwendung des Ethnonyms „Uiguren“ wider, mit dem aus dem Tarim-Becken stammende, sesshafte Türken identifiziert wurden.[45]

Die Bewegung wurde durch sowjetische Intervention zur Unterstützung des chinesischen Provinzstatthalters im Juli 1934 niedergeschlagen, und es wurde eine grausame Kampagne von Massakern an Muslimen gestartet.[40] Die Regierung von Sheng Shicai, dem nach Yang Zengxin (1912–1928) und Jin Shuren (1928–1933) dritten Provinzherrscher Xinjiangs (1933–1944) der republikanisch-chinesischen Phase,[54] um 1934 bereits seine Kontrolle in Kaxgar gefestigt hatte[57] und die Bezeichnung als „uigurisch“ unterstützte, etablierte das von der Ostturkestanischen Republik verwendete Ethnonym „Uiguren“ bald auch offiziell von chinesischer Seite.[55] Hodscha Niyaz stieg zum nominellen Provinzführer auf.[58]

Die Dunganentruppen zogen sich in den Süden des Tarimbeckens zurück und bildeten dort ein Gebiet loyal zur Zentralregierung in Nanjing. Dieses politische Konstrukt taufte Walther Heissig Dunganistan.[59][60][61] 1937 versuchten die Dunganen aus Dunganistan in Kaxgar einzumarschieren.[62]

Die Massentötungen nach der Unterdrückung der Bewegung im Jahr 1934 hielten die Muslime in der Region nicht davon ab, die Waffen erneut gegen die chinesische Herrschaft zu ergreifen. 1937 kam es zu einer weiteren Rebellion unter Führung von ʿAbd Allāh al-Niyāz. Der Aufstand konnte aber letztendlich vom Provinz-Kriegsherrn Sheng Shicai mit sowjetischer Hilfe unterdrückt werden.[48]

Einer weiteren Rebellion im Jahr 1940 gelang unter Führung von ʿUt̲h̲mān Batūr zwar der Sieg gegen die Sowjets, doch wurde auch sie 1943 niedergeworfen, diesmal von Truppen der chinesischen nationalistischen Regierung, welche die Kontrolle durch die chinesische Zentralregierung in diesem Jahr wiederhergestellt hatte.[40]

Zweite Republik Ost-Turkestan (1944 bis 1949)
Elihan Tore, erster Präsident der Republik
Von der „Zweiten Republik Ostturkestan“ kontrollierte Gebiete (rot)

Trotz des Scheiterns der früheren Rebellionen kam es in der Folge zu einer weiteren Zunahme von türkischem Nationalismus und Sezessionsbewegung. Ein Aufstand im Gebiet des Ili-Tals im November 1944 führte zur Gründung der „Republik Ostturkestan“ (S̲h̲arḳī Türkistān Ḏj̲umhūriyyati). Zwar handelte es sich hierbei vor allem um eine von der kasachischen und uigurischen Bevölkerung betriebenen Bewegung, doch wurde sie später in beträchtlichem Umfang von Nicht-Muslimen unterstützt.[40] Von 1944 bis 1949 wurde diese Republik (im Englischen East Turkistan Republic, abgekürzt: ETR) von den Sowjets unterstützt und stützte sich auf die drei nördlichen, an der Grenze zur Sowjetunion liegenden Bezirke von Xinjiang.[56] Erster Präsident war Elihan Tore (ʿAlī K̲h̲ān Türe), ein usbekischer ʿālim. Das Hauptziel der Republik Ostturkestan lag laut Erklärung vom 5. Januar 1945 in der Schaffung eines multinationalen demokratischen Staates mit Religionsfreiheit. Offenbar wurde der Islam nicht als offizielle Religion der Republik angenommen. Dennoch hatte die Bewegung eine turko-islamische Ausrichtung, da der Islam als Grundlage für die Einheit innerhalb der Muslime in der Republik fungierte, die Dreiviertel der Bevölkerung ausmachten. Aufgrund verschiedener Einflüsse konnte sich die Ostturkestanische Republik lediglich drei Jahre halten.[40]

Die beiden kurzen Perioden der Unabhängigkeit der Uiguren oder ihres Siedlungsgebietes Altishahr in den Jahren 1933–1934 und 1944–1949 endeten somit jeweils mit der Rückeroberung des Territoriums durch die Chinesen,[43][42] trotz der Schwächung Chinas in der chaotischen republikanischen Phase[42] und in beiden Fällen mit Hilfe der Sowjetunion.[43] Die türkisch-nationalistische Geisteshaltung jedoch, für die sich die Befürworter der Republik Ostturkestan einsetzten, hält bis in die Gegenwart an.[40]

Flaggen

Von den mindestens sechs verschiedenen Flaggen der Warlords[63] (zwei mit Schahāda, zwei rot-gelb mit Stern, blau oder rot mit Halbmond) gilt die hellblaue Flagge nach dem Vorbild der Türkei noch heute nationalistischen Uiguren als Identifikationssymbol. Auch Logo und Flagge der im Jahr 2003 aufgelösten China Xinjiang Airlines ist daran angelehnt und zeigt eine Form eines (seitenverkehrten) Halbmonds auf blauem Grund mit einem blauen Kranich.[64]

Aufnahme in die VR China und Auswirkungen auf die uigurische Gesellschaft seit 1949

 
Mao Zedong und Zhang Zhizhong (11. Oktober 1945)

Bevor die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) im Jahr 1949 die volle Kontrolle über China übernommen hatte, bestand die Erwartungshaltung vieler Uiguren im baldigen Erreichen ihrer vollständigen politischen Unabhängigkeit in Xinjiang. Diese Erwartung war sowohl von Mao Zedongs Äußerungen ein Jahrzehnt zuvor entsprechend genährt worden als auch von Xinjiangs letztem Gouverneur unter den Nationalisten (Kuomintang, kurz: KMT), Zhang Zhizhong, der in der Öffentlichkeit über die mögliche „Entkolonialisierung“ der Region nach dem Vorbild Indiens und der Philippinen gesprochen hatte. Nach Gründung der Volksrepublik China jedoch wurden die Uiguren von den KPCh-Funktionären aufgefordert, sich mit der Autonomie zufrieden zu geben, die im Sinne einer „Kontrolle über ihre eigenen Angelegenheiten“ beschrieben wurde.[65]

So wurde auch die gesamte Region Xinjiang in den zur Zeit des Untergangs des Qing-Reiches geltenden Grenzen – also einschließlich der uigurischen Mehrheitsregionen im Tarim-Becken, im Ili-Tal und in den nördlichen Oasen – nach der kampflosen Kapitulation der chinesischen nationalistischen Regierung in Xinjiang gegenüber der weit überlegenen Armee der Kommunisten im Chinesischen Bürgerkrieg mit Billigung der Sowjets von der am 1. Oktober 1949 gegründeten Volksrepublik China einverleibt, während die Führung der Republik Ost-Turkestan – vermutlich unter sowjetischem Druck – einer Aufnahme in die KPCh zugestimmt hatte. Um ihre Ziele für das gesamte Territorium in den Grenzen des alten Qing-Reiches umsetzen zu können, nahm die KPCh die veränderungswilligen Eliten auf und formte die sozialen Bewegungen der vergangenen Jahrzehnte für ihre eigenen Bedürfnisse um.[1] Mit der Einrichtung des Autonomen Gebiets sicherte die Volksrepublik den Uiguren weitgehende Autonomie in politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht zu. Peking bediente sich dabei zunächst der assimilierungswilligen Eliten Xinjiangs, die es zu jeder Zeit der chinesischen Herrschaft gegeben hat. Es waren Muslime aus Xinjiang, die die revolutionäre Literatur Maos und seiner Genossen ins Arabische, Türkische und Persische übersetzten und im Ausland verbreiten halfen.

„Onkel Kurban“ und „Vorsitzender Mao“
Kurban Tulum trifft Mao Zedong, der bei dem Foto auf einem hohen Podest steht (1958)[66]
Monumentale Statue des Treffens in der Mitte des Tuanjie-Platzes (团结广场, dt. etwa: „Platz der Einheit“) in Hotan (2017)[67]
Beim Treffen entstand eines der namhaftesten Minderheitenbilder der Staatsmedien in der Mao-Ära. Es betonte Bewunderung und Loyalität von Minderheiten gegenüber der KPCh und dem multiethnischen Staat. Kurban wurde Berichten zufolge 1883 in Keriya (Yutian) geboren, hatte sich als Saisonarbeiter bei uigurischen Grundherrn verdingt, erhielt durch die 1952 von der KPCh in Xinjiang durchgeführte Landreform Ackerland, einen Esel und landwirtschaftliches Gerät und hatte seit 1956 versucht, den weiten Weg von Keriya nach Beijing zu überwinden um Mao zu sehen, bis er 1958 als Delegierter eingeladen wurde.[66] „Onkel Kurban“ wurde zum Symbol ethnischer Eintracht.[68]
An Uiguren gerichtete Mao-Denkmäler in Niya (Kreis Niya)
Denkmalsäule mit Zitat Mao Zedongs in vereinfachten chinesischen Schriftzeichen
… und in der (heute aufgegebenen) lateinisch-uigurischen Schrift
Statue: Mao (rechts) begegnet dem uigurischen Bauern Kurban Tulum (links)

Andererseits trat die KPCh in Konflikt mit alten historisch verwurzelten Institutionen, die sich bis dahin weitgehend unbeschadet hatten halten können wie Moscheen mit Landbesitz oder unabhängige Richter. Als einen der ersten Eingriffe nahm die chinesische Herrschaft der Mao-Ära die Abschaffung des islamischen Rechtssystems vor, das in der Qing- und in der republikanischen Ära parallel zum staatlichen Rechtssystem bestanden und sich mit Zivil- und geringfügigen Strafangelegenheiten befasst hatte. Zügig wurde auch eine sich nachhaltig auswirkende Landreform durchgeführt, durch die Bauern, die gepachtetes Land bestellt hatten, nun Landbesitz erlangten, während die früheren Landbesitzer enteignet und ihre Familien durch Zuweisung einer sozialen Klasse stigmatisiert wurden. Während die kommunistische Führung in den ersten Jahren ihrer Herrschaft in Xinjiang Reformen noch zunächst mit einiger Zurückhaltung betrieben, wurden die Uiguren in den späten 1950er Jahren denselben radikalen und leidensvollen Veränderungen ausgesetzt wie die Bevölkerung im übrigen China.[1]

Der Staat nahm unter kommunistischer Führung eine zentrale Rolle in der uigurischen Gesellschaft ein, trieb Veränderungen maßgeblich voran setzte eine die Anstrengungen von Sheng Shicai weit übertreffende bürokratische Durchdringung durch.[1][A 8] Die Volkrepublik China begann bald damit, das zuvor von der Sowjetunion begründete und in geringerem Maßstab sowohl von Sheng Shicai als auch von der Zweiten Republik Ost-Turkestan betriebene Management der uigurische Kultur fortzuführen. Forscher bereisten die Region zur Ansammlung von uigurischer „Folklore“. Ende der 1950er Jahre wurde die uigurische Sprache formalisiert und mit einer neuen lateinischen Schrift versehen. Ziel der KPCh war es dabei, kulturelle Unterschiede sowohl zu berücksichtigen als auch unter Kontrolle zu halten.[1]

Bis einschließlich 1957 brachte die Herrschaft der VR China viele Verbesserungen gegenüber der vorangegangenen chaotischen republikanischen Ära. Die vermutlich die Mehrheit der uigurischen Bevölkerung stellenden Bauern erhielten durch die Landreform mehr ökonomische Eigenständigkeit. Die Kriegsführung und die ständige Ausgabe neuer Inflationswährungen der republikanischen Ära gehörten der Vergangenheit an. Die KPCh rief Kampagnen gegen „Han-Chauvinisim“ ins Leben, die die Einbeziehung indigener Völker wie die Uiguren in Entscheidungspositionen propagierten, für die bis dahin Han-Beamte privilegiert waren. Die Bevölkerung konnte ihr aus der Qing-Zeit gewohntes Alltags- und Familienleben fortführen.[1]

 
Parade während der Anti-Rechts-Kampagne (1957)

Die Anti-Rechts-Kampagne, bei der über 1.000 uigurische Beamte Säuberungen wegen „lokalem Nationalismus“ oder vermeintlicher Verbindung mit der Sowjetunion zum Opfer fielen, ebnete in Xinjiang den Weg für die willkürlichen Politik der Mao-Ära. Diese Kampagne erfolgte im Verein mit der Kampagne der Religionsreform, die zum völligen Abbau uigurischer religiöser Einrichtungen und Praktiken führte.[1]

Gefolgt wurde die Anti-religiöse Kampagne vom Großen Sprungs nach vorn (1958–1962), der zu ökonomischen Katastrophen und oftmals zu Hunger oder Hungersnot führte.[1] Vor dieser Hungersnot flohen 1962 etwa 50.000 nomadische Kasachen, Kirgisen und Uiguren mit ihren Pferden in die Sowjetunion. Darüber hinaus brachte der Große Sprung auch die Zerstörung der uigurischen Sozialstrukturen mit sich. Die Kollektivierung belastete die Organisation der Haushalte und verhinderte mit der gemeinsamen Zubereitung von Mahlzeiten bedeutende Alltagsroutinen und Bräuche der Gastfreundschaft. Die Umwälzungen des Großen Sprungs und der Kulturrevolution (1966–1976) veränderten die uigurischen Gesellschaft auf fast allen Ebenen. Diese Umbrüche wurden zentral und hauptsächlich von Han-Chinesen vorangetrieben, doch waren die Uiguren davon besonders stark belastet, weil von ihr zum Einen wie von der übrigen chinesischen Bevölkerung gefordert wurde, Maos sozioökonomischen Visionen umzusetzen, sie aber zum Anderen einer offen assimilatorischen Agenda der Behörden in Xinjiang ausgesetzt waren, die auf eine Lösung der „Nationalitätenfrage“ durch Anpassung der Uiguren an chinesische kulturelle Normen abzielte. Zur Zeit ihrer intensivsten Ausprägung mit Umbau der Moscheen zu Parteibüros und Verbot religiöser Texte hatte die Kulturrevolution die offentliche Ausübung islamischer Bräuche fast unmöglich gemacht.[1] Trotz der formalen Autonomie und Religionsfreiheit wurde und wird vor allem der der kommunistischen Ideologie feindliche Islam, dem die meisten der Uiguren angehören, stark überwacht und ist Restriktionen ausgesetzt: so dürfen Schüler, Beamte und generell unter Achtzehnjährige keine Moschee besuchen. Die Regierung begründet dies mit der Befürchtung, dass sich in den Moscheen Zentren des separatistischen/fundamentalistischen Widerstandes bilden könnten.[69]

Eine weitere Folge der Politik der Mao-Ära ist ein massiver demographischer Wandel insbesondere im Norden Xinjiangs, indem sich die Han-Bevölkerung Xinjiangs durch Zustrom von Han-Siedlern und Flüchtlingen aus dem inneren China zum Beispiel in der Zeit von 1953 bis 1964 verzehnfachte. Viele der Migranten wurden in das Aufbaucorps Bingtuan integriert, das während des größten Teils der Mao-Ära über 25 % der Wirtschaftsleistung Xinjiangs ausmachte und große Mengen neuen Landes bewirtschaftete und zur Verdopplung der Anbaufläche Xinjiangs zwischen 1955 und 1960 beitrug. Während aber rund zwei Millionen Han-chinesische Siedler nach Xinjiang strömten, flohen Zehntausende Uiguren und Kasachen in die Sowjetunion und nochmals Tausende nach Afghanistan.[1]

Geburtenkontrolle

Die Uiguren waren zwar, wie alle Minderheiten in der VR China, im Gegensatz zu den Han-Chinesen von der „Ein-Kind-Politik[A 9] ausgenommen, wurden aber dennoch per Geburtenkontrolle (Geburtenziffer) behördlich reglementiert.[70][71] Städtischen Uigurinnen waren maximal zwei und ländlichen drei Kinder gestattet zu gebären,[70][71] aber auch diese nur mit einer behördlichen Spezialgenehmigung.[70] Dabei übten die chinesischen Behörden Druck auf Uigurinnen aus weniger Kinder zu gebären. Da die Geburtenkontrolle nicht in allen Kreisen der Bevölkerung Anwendung fand, waren Abtreibungen noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts alltäglich und fanden laut Schweizerischer Flüchtlingshilfe (SFH) aufgrund der schwachen medizinischen Versorgung „unter schlimmsten Bedingungen“ statt.[70]

Autonomiebestrebungen und staatliche Repression seit 1949

Eine große Anzahl von Forschungsarbeiten dokumentiert die Geschichte der Beziehungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen und zeugt sowohl von Zusammenarbeit als auch von Konflikten, die seit vielen Jahrhunderten andauern und bis zum Bau der Chinesischen Mauer zurückreichen.[72] Auch in jüngerer Zeit gibt es in Xinjiang eine lange Geschichte von Beschwerden der Uiguren gegen die chinesische Herrschaft.[73][74][75][76] Da der westliche Teil der Region in der Mitte des 20. Jahrhunderts als mit der Sowjetunion verbundene Republik Ostturkestan Unabhängigkeit genossen hatte und eine wirksame Kontrolle durch China erst kurz nach Gründung des kommunistischen Staates im Jahr 1949 erreicht werden konnte, blieben Erinnerungen an eine eigene politische und administrative Identität der Uiguren in bestimmten Gebieten und in bestimmten Teilen der uigurischen Gesellschaft stark ausgeprägt.[73][74] Nach der Festigung der chinesischen Herrschaft durch die Brigaden des Produktions- und Aufbaukorps und der Gründung der autonomen Region Xinjiang im Jahr 1955 kam es regelmäßig zu Protesten.[77]

Die Zeit der späten 1950er bis Mitte der 1980er Jahre war von Feindseligkeiten zwischen China und der Sowjetunion geprägt, die sich weitaus mehr an vitalen nationalen Faktoren ausrichteten als an Rechten oder Ansichten ethnischer Minderheiten, und bei denen Xinjiang eine sensible Grenzregion Chinas zur mächtigen Sowjetunion darstellte.[78] Mit der Machtübernahme der Reformer lockerte sich die staatliche Kontrolle in den 1980er Jahren kurzzeitig.[79] Im April 1980 war es in Aksu zu schweren Unruhen mit vielen Toten bei Auseinandersetzungen zwischen Militärangehörigen und staatlichen Landwirtschaftsangestellten des Produktions- und Aufbaukorps einerseits und unzufriedenen xiafang-Jugendlichen[A 10] andererseits (vornehmlich Han-Chinesen, lokale Uiguren und andere nicht-Han-Angehörige) gekommen, die schließlich von der Volksarmee niedergeschlagen wurden. Nach diesen Unruhen und als versöhnliche Reaktion, die auch die Exzesse der Kulturrevolution in Xinjiang anerkannte, durften geschlossene Moscheen wieder geöffnet und islamische Literatur verbreitet werden. Mit dem Abklingen der repressiven, aber chaotischen Politik der Kulturrevolution konzentrierte sich die uigurische Opposition gegen die chinesische Herrschaft in den 1980er Jahren allmählich mehr auf die Unabhängigkeit.[76]

„Shanghai Five“ (von links nach rechts) am 5. Juli 2000: Emomalij Rahmon (Tadschikistan), Jiang Zemin (VR China), Nursultan Nasarbajew (Kasachstan), Askar Akajew (Kirgisistan) und Wladimir Putin (Russland), sowie (rechts) Islom Karimov (Usbekistan)
Die sechs Mitgliedsstaaten der SOZ (dunkelgrün) (Stand: 2008): VR China, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Usbekistan, Tadschikistan, sowie Beobachter (hellgrün)

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 änderte sich die Lage, und der uigurische Separatismus galt ab Anfang der 1990er Jahre als zunehmende Bedrohung für China.[78] China, Russland und die drei zentralasiatischen, westlich an China grenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan begannen sich multilateral zu verbinden und zu organisieren. Sie beschlossen vor allem mit Berufung auf die Bedrohung durch ethnische Unruhen und islamischen Fundamentalismus in Zentralasien, einschließlich des uigurischen Separatismus, ihre gegenseitige Unterstützung zu verstärken.[78][80] Ihre fünf Staatsführer (Shanghai Five) trafen sich seit ihrem Treffen im April 1996 jährlich, seit Juni 2001 einschließlich des Vertreters von Usbekistan, gründeten 2001 die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und unterzeichneten ein Dokument, in dem sie sich zur Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der „drei Übel“ (san gu shili 三股势力) – Terrorismus, ethnischer Separatismus und religiöser Extremismus – verpflichten, wobei das letzte sich klar auf den islamischen Fundamentalismus bezog.[78][80] Tatsächlich kam es vor allem seit den 1990er Jahren zu gewaltsamen separatistischen Strömungen innerhalb der uigurischen Autonomiebestrebungen und Unabhängigkeitsbewegung.[81][82][75] Es existierte dabei keine einheitliche uigurische Agenda. Während einige Uiguren, insbesondere Gewalt anwendende Gruppen, einen separaten Staat („Uyghuristan“ oder „Ostturkestan“ genannt) forderten und andere Uiguren die Wahrung ihrer kulturellen Eigenheit innerhalb einer autonomen Beziehung zu China anstrebten, unterstützten wiederum andere die Integrierung in das chinesische System. Die gewalttätigen Ausbrüche in Xinjiang ereigneten sich sporadisch. Und die Gruppen, die sich jeweils für verantwortlich erklärten, erwiesen sich oft als labil, indem sie in Splittergruppen zerfielen, sich zusammenschlossen und auflösten.[75] Xinjiang galt politisch als sensibelste aller Minderheitengebiete Chinas, wo die Situation seit den Aufständen von 1990 ernster geworden war als in Tibet, obgleich Tibet eine umfangreichere und stärker wohlgesonnenene Berichterstattung westlicher Medien erhielt als Xinjiang.[82] Sowohl die staatlichen chinesischen Behörden als auch die han-chinesische Bevölkerung fürchteten Gewaltaktionen separatistischer Uiguren, doch wurde der allgemeine Eindruck der seit 1990 eskalierenden Bedrohung übertrieben.[83] Der bestehende Umfang der uigurischen muslimischen Separatistenbewegung in China blieb schwach und unter angemessener Kontrolle.[75]

Seit Ende 2016 kam es zu einer Pazifizierungskampagne Chinas in Xinjiang, die nach Einschätzung des Ethnologen Adrian Zenz von 2018 aller Wahrscheinlichkeit nach die wohl intensivste Kampagne Chinas zur erzwungenen sozialen Umgestaltung seit Ende der Kulturrevolution darstellte, wobei die staatliche Charakterisierung als „Krieg gegen den Terror“ zunehmend als Euphemismus für die erzwungene ethnische Assimilation angesehen werden könne.[84]

Unruhen und staatliche Gegenmaßnahmen der 1990er Jahre

Die 1990er Jahre stellen einen Wendepunkt in der Geschichte der Beziehungen zwischen dem chinesischen Zentralstaat und seinen Minderheiten dar,[79] aus dem sich eine Welle zunehmender politischer Gewalt entwickelte.[79][85] Es wurde eine erzwungene Modernisierung eingeleitet, die auf massiven Investitionen zur Entwicklung insbesondere der westlichen Regionen Chinas beruhte. So finanzierte der Zentralstaat in Xinjiang fast die Hälfte des Provinzbudgets, um die Entwicklung voranzutreiben. Eng an dieses Modell gekoppelt fand eine erzwungene Sinisierung von Minderheiten statt, um sie in die chinesische Nation zu integrieren. Die Uiguren erlebten eine Flut von überwachenden und unterdrückenden Maßnahmen, wie die Sinisierung des Schulsystems und Verbote zur Ausübung religiöser Praktiken.[79]

In verschiedenen Phasen der 1990er Jahre wurden Tausende politische Gefangene festgenommen und Berichten zufolge inhaftiert. Einige wurden nach unfairen Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen verurteilt, während andere ohne Anklage oder Gerichtsverfahren inhaftiert blieben.[86] Am Ende des Jahrzehnts befanden sich Uiguren und chinesische Regierung nach den Unruhen in Ghulja und der drakonisch durchgeführten Kampagne des „harten Schlags“ in einem Teufelskreis von Widerstand und Repression.[85]

Unruhen in Baren 1990 und weitere Entwicklung

Im April 1990 kam es zu Unruhen im vorwiegend uigurisch besiedelten Baren, Kreis Akto, im Kirgisischen Autonomen Bezirk Kizilsu, nordwestlich von Kaxgar.[74][85] Dabei hatten einige Männer, die an einem Gebet in einer Moschee in Baren teilnahmen, zunächst die Haltung der Regierung gegenüber ethnischen Minderheiten, einschließlich der Geburtenkontrolle, Kernwaffentest und Export von Ressourcen aus Xinjiang in das chinesische Binnenland, kritisiert, worauf sich Massendemonstrationen entwickelten, bei denen einige Aktivisten einen Dschihad forderten, um die „ungläubigen“ Han-Chinesen aus Xinjiang zu vertreiben und einen unabhängigen Staat Ostturkestan zu gründen. Über die Anzahl der Opfer existieren widersprüchliche Angaben.[85] Während ausländische Medien von 60 Toten sprachen,[85][87] kamen nach offiziellen chinesischen Angaben sechs Polizisten, ein uigurischer Kader und 15 Demonstranten zu Tode.[85] Chinesische Behörden beschuldigten ausländische Kräfte der Einmischung, insbesondere die seit langem bestehende und mit İsa Yusuf Alptekin in Verbindung stehende Gruppe von Exil-Uiguren in der Türkei.[85] Der bewaffnete Aufstand markierte den Beginn des Übergleitens in Gewalt und Konflikt in Xinjiang.[75][85]

 
Im Rahmen des 1990 begonnenen Zerfalls der Sowjetunion erklärten drei an Xinjiang grenzende zentralasiatische Republiken ihre Unabhängigkeit:
#6: Kasachstan (16. Dezember 1991)
#7: Kirgisistan (31. August 1991)
#12: Tadschikistan (9. September 1991)
Desweiteren die zentralasiatischen Republiken von:
#15: Usbekistan (1. September 1991)
#13: Turkmenistan (27. Oktober 1991)

Der große, islamisch inspirierte Aufstand veranlasste die chinesische Führung zu einer langfristigen Strategie zur Erlangung einer strikteren Kontrolle über die uigurische Gesellschaft. Während Xinjiang zuvor noch eine entfernt gelegene, indigene Peripherie Chinas geblieben war, kam es nun mit dem Herausfordern der staatlichen Ordnung zu einem Wendepunkt in der chinesischen Politik gegenüber den Uiguren und der Region Xinjiang. Angesichts des Kontrollverlusts der sowjetrussischen Führung über die osteuropäischen Satellitenstaaten und des bevorstehenden Zusammenbruchs der Sowjetunion sowie der Entstehung der neuen zentralasiatischen Republiken befürchtete China, dass die ethno-nationalistischen Bestrebungen der Uiguren in Xinjiang durch das Beispiel der neuen Unabhängigkeit zentralasiatischer Völker und mit deren möglichen Unterstützung angestachelt werden könnten.[74]

Die chinesische Führung begann daraufhin mit der Umsetzung des ehrgeizigen Plans, die Integration von Xinjiang in China durch verstärkte ethnisch-chinesische Besiedlung Xinjiangs zu beschleunigen und die natürlichen Ressourcen von Xinjiang, vor allem Öl und Gas, verstärkt auszubeuten, um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung kam es aber nicht zu einer Verringerung des lokalen Nationalismus', wie von der chinesischen Führung der 1990er Jahre angestrebt.[74] Stattdessen kann diese Politik für die Verschärfung der politischen Spannungen als verantwortlich angesehen werden.[74][88] Es kam zu einer Eskalation der Gewalt zwischen den Han-Chinesen und der uigurischen Gesellschaft.[88] Gründe dafür lagen zum Einen in der Masseneinwanderung ethnischer Han-Chinesen aus Ostchina nach Xinjiang und zum Anderen in der oftmals ungleichen Verteilung der wirtschaftlichen Gewinne und Begünstigung der Han-Chinesen in der Bevölkerung[74][88][89][90][80] gegenüber der zunehmend mit Einschränkungen bei der Ausübung ihrer Sprache, Kultur und Religion konfrontierten lokalen Bevölkerung anderer Ethnie.[88][89] Die sozial und kulturell marginalisierte Volksgruppe der Uiguren fühlte sich in zunehmendem Maße ausgegrenzt und abgehängt.[74][88][89] Sie betrachteten die Politik in Xinjiang als einen bewussten Versuch der chinesischen Regierung, die islamische Identität in der Region zu untergraben, um die Uiguren „chinesischer“ zu machen.[88] Nach Meinung des Experten für den Islam in China Daniel Krahl (Stiftung Wissenschaft und Politik) wurden zwar auch in anderen Regionen Chinas Städte umgestaltet, doch sei die Lage in Xinjiang besonders brisant gewesen, da es als „Angriff auf die uigurische Kultur“ interpretiert wurde und den „Uiguren das Gefühl einer ausweglosen Situation gegeben“ hatte, was zu Verzweiflungstaten geführt habe.[89]

Nach den Massendemonstrationen und gewalttätigen Unruhen in Baren im April 1990 kam es Mitte der 1990er Jahre zu weiteren uigurischen Demonstrationen und Unruhen in verschiedenen Städten, darunter Gulja, Hotan (Juli 1995) und Aksu (zwischen Februar und April 1996).[75][85] Die chinesische Regierung reagierte darauf Ende April 1996 mit der Einführung der chinaweiten Kampagne „des harten Schlags“ (bekannt als yanda für yanli daji yanzhong xingshi fanzui huodong) gegen „Verbrechen“.[75][85] Diese Kampagne hatte nicht Verbrechen im landläufig verstandenen Sinn, sondern inoffizielle politische Organisationen und speziell separatistische Aktivisten zum Hauptziel,[85] also insbesondere Uiguren und Separatisten in Xinjiang.[75][85] Ab 1996 führte der chinesische Staat in der Folge regelmäßige Kampagnen „des harten Schlags“ durch, um Kriminalität und Bedrohungen der öffentlichen Ordnung mittels Mobilisierung der Polizei zu bekämpfen.[75] Die mit Härte und aus sicherheitspolitischer Sicht zunächst erfolgreich durchgeführten Kampagnen „des harten Schlags“ in Xinjiang wurden von Seiten der Uiguren als repressiv wahrgenommen und verschärften auf langfristige Sicht die Spannungen in der Region.[75] Weder beendete die Kampagne „des harten Schlags“ den Widerstand radikaler Uiguren und deren Angriffe auf Polizei und andere Symbole chinesischer Autorität, noch wurden diese dadurch eingedämmt.[85] Auf die erste großangelegte Verhaftungswelle von Uiguren (im Jahr 1996) folgte im Februar 1997 der Aufstand von Gulja.[77]

Auseinandersetzungen in Gulja 1997 und weitere Entwicklung

Im Februar 1997 traten die Spannungen um die Uigurenfrage bei Unruhen in der 50 km von der kasachischen Grenze entfernten Stadt Gulja (Yining) hervor,[74][91][92] als die chinesischen Sicherheitskräfte eine friedliche Demonstration mit äußerster Härte niederschlugen und einige unbewaffnete Demonstranten erschossen.[74] Mindestens neun Menschen starben.[77] Mit dieser Demonstration gegen die chinesische Politik in Xinjiang hatten einige Einwohner der Stadt insbesondere gegen Einschränkungen religiöser und kultureller Aktivitäten sowie gegen die Einwanderung chinesischer Siedler in der Region protestiert. Die Demonstranten forderten die Einhaltung gesetzlichen Autonomiebestimmungen, die in allen chinesischen Regionen ethnischer Minderheiten gelten und das Recht der ethnischen Minderheiten garantieren, „Selbstverwaltungsorgane“ einzurichten und eine gewisse Kontrolle über ihre lokalen Angelegenheiten und wirtschaftlichen Ressourcen zu behalten.[74] Die uigurische Demonstration wurde gewaltsam unterdrückt.[75]

Der blutigen Niederschlagung der Demonstration folgte ein mehrtägiger schwerer Aufruhr,[75][74] auf den die Behörden erneut mit Härte reagierten.[74] Die Opferzahlen der Unruhen variieren je nach Quelle, doch gehen konservative Schätzungen von neun Toten und Hunderten Verletzten aus.[74]

Einen Monat später kam es zu dem seit Jahrzehnten einzigen bekanntgewordenen Vorfall, bei dem uigurische Aktivisten Zivilisten wahllos angriffen, als Separatisten gleichzeitig Bomben in drei öffentlichen Bussen zündeten, die neun Menschen töteten und Dutzende schwer verletzten. Im Anschluss kam es auch zu Angriffen auf Polizeistationen, Militäreinrichtungen und auf einzelne politische Führer.[74]

In den auf die Auseinandersetzungen in Gulja folgenden Wochen verhafteten die Behörden Tausende Uiguren. In der gesamten Region wurden öffentliche Verurteilungen verdächtigter Aktivisten abgehalten.[74] In der Folge gelang es den chinesischen Sicherheitskräften durch sehr hartes Durchgreifen, gewaltsame Ausschreitungen größtenteils zu verhindern. Um einen möglichst hohen Abschreckungseffekt zu erzielen, wurden dabei drakonische Strafen verhängt und zahlreiche öffentliche Hinrichtungen vollstreckt. Laut Amnesty International wurden zwischen 1997 bis 1999 210 Todesstrafen verhängt, von denen 190 kurz nach dem Urteil vollstreckt wurden.[80] Die Regierung führte zudem weitreichende Maßnahmen ein, die auf die Religion als angebliche Quelle der Opposition abzielten, und schloss Moscheen und religiöse Schulen.[74] Schon zu diesem Zeitpunkt stellte die Regierung die Verbindung zu internationalen Kräften in den Vordergrund ihrer Erklärungen.[80]

Einordnung in den „Globalen Krieg gegen Terror“ seit 2001

Nach den verschiedenen Bombenattacken mit Todesopfern und Repressionskampagnen der 1990er Jahre blieb die Lage in Xinjiang von 2000 bis 2007 zunächst überwiegend ruhig.[77]

 
Jiang Zemin, Generalsekretär des ZKs der KPCH, und US-Präsident George W. Bush bei einem gemeinsamen Statement, einen Monat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 (19. Oktober 2001)

Zwar hatten die Behörden in Xinjiang seit Mitte der 1990er Jahre die gegen den Staat gerichtete Gewalt erkannt, zogen es aber noch bis Anfang September 2001 vor, diese auf eine geringe Zahl von separatistischen Gewalttätern zurückzuführen und von einer stabilen und wohlhabenden Region zu sprechen.[74] China hatte den uigurische Konflikt in dieser Zeit als lokale Angelegenheit behandelt, nicht als Auswirkung eines im Ausland geschürten internationalen Dschihadismus.[93]

Unmittelbar nach den gegen die USA gerichteten Anschlägen am 11. September 2001 kehrten die Behörden jedoch ihre Haltung um.[74][81][93] Vor dem Hintergrund der islamistischen Anschläge in den USA am 11. September 2001 Jahres verstärkte die chinesische Regierung nun ihre Rhetorik in Bezug auf Verbindungen internationaler Kräfte.[80] Sie behauptete erstmals, die Opposition in Xinjiang sei mit dem internationalen Terrorismus verbunden, und die Bewegung habe in einigen Fällen Verbindungen zu Osama bin Laden selbst.[74][81] China stellte nun Gewalt von Uiguren, aber auch allgemein Dissens von Uiguren, als al-Qaida-artigen Terrorismus dar[93] und behauptete, Osama bin Laden und die Taliban in Afghanistan hätten „den Terrororganisationen in 'Ostturkestan' Ausrüstung und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt und ihr Personal ausgebildet“, und die Ostturkestanische Muslimische Bewegung (ETIM) sei ein „Hauptbestandteil des von Osama bin Laden angeführten Terrornetzwerks“,[94][95] verbunden mit al-Qaidas.[93] Im Oktober 2001 erklärte sich China über das Außenministerium zum „Opfer des internationalen Terrorismus“, das hoffe, dass „die Bemühungen zur Bekämpfung der ostturkestanischen Terroristen Teil der internationalen Bemühungen werden und auch Unterstützung und Verständnis gewinnen sollten“.[96] Am 12. November 2001 gab China dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gegenüber an, dass gegen den Staat gerichtete uigurische Gruppen Verbindungen zu den Taliban in Afghanistan hätten und von radikalislamistischen Organisationen aus dem Ausland unterstützt würden.[74]

Die chinesische Regierung schloss sich im neuen „Globalen Krieg gegen den Terrorismus“ den USA an und initiierte eine rege diplomatische und Propaganda-Kampagne gegen „ostturkestanische Terroristen“. Dieses Label wandte China in der Folge wahllos auf alle Uiguren an, die im Verdacht standen, separatistisch tätig zu sein. Laut Human Rights Watch versuchten die chinesischen Behörden dabei nicht, zwischen friedlichen und Gewalt befürwortenden oder anwendenden politischen Aktivisten oder Separatisten zu unterscheiden.[74] Besonders nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verschärfte China sein Vorgehen in Xinjiang, setzte Islamismus und Separatismus oder schlicht jegliche Gewalt und antistaatliches Verhalten grundsätzlich mit „Terrorismus“ gleich[89][97][93] und präsentierte den Kampf gegen den Separatismus muslimischer Uyguren als Teil des internationalen „Kampf gegen den Terror“.[89][98] Vonseiten westlicher Wissenschaftler und Menschenrechtlern existiert die Einschätzung, die chinesische Zentralregierung habe so den Terrorismus-Vorwurf seitdem dazu benutzt, den Wunsch nach uigurischer Selbstbestimmung pauschal zu diskreditieren[77] und ihre Repression zu rechtfertigen.[93]

2002 gelang es China, die USA dazu zu bewegen, die uigurische Gruppierung ETIM auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen.[80][93] Noch im selben Jahr wurde die ETIM auf Drängen Chinas und mit Unterstützung der USA auch auf die UN-Terrorliste gesetzt.[89] Während China die ETIM als hauptverantwortlich für die Gewalt darstellte, stellten westliche Experten in der Folge die Rolle der ETIM bei der Gewaltentfaltung und sogar ihre anhaltende Existenz selbst infrage.[89]

US-Gefangenenlager Guantanamo (Januar 2002)
Wachturm im Lager
Gefangene bei ihrer Ankunft
Einige Monate nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden 22 Uiguren im US-Gefangenenlager Guantanamo jahrelang inhaftiert, bevor ihre Unschuld gerichtlich bestätigt wurde.[93][99]
 
Demonstranten setzen sich vor dem Weißen Haus in Washington, D.C. für die Freilassung der Uiguren aus Guantánamo ein (16. April 2009)

Zu langwierigen internationalen Diskussionen kam es über uigurische Häftlinge im US-Gefangenenlager Guantanamo.[100] Die 22 Männer waren ursprünglich aus China geflohen.[101] Im Jahr 2001 waren fünf von ihnen von US-amerikanischen Sicherheitskräften in Afghanistan festgenommen worden.[93] Die anderen 17 waren von der Polizei in Pakistan festgenommen[93] und später vom pakistanischen Militär an die USA ausgeliefert worden.[101] Wenige Monate nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 waren sie aus Afghanistan in das US-Gefangenenlager Guantanamo überführt worden.[93] Seit 2002 wegen Terrorismusverdachts verhaftet, blieben sie jahrelang inhaftiert.[101] 2006 wurden sie von Terrorismusvorwürfen gerichtlich freigesprochen.[102] Ein US-amerikanisches Militärgericht hatte die fehlende Berechtigung ihrer Verhaftung und Internierung bestätigt.[101] Fünf der 22 Uiguren fanden im selben Jahr in Albanien Asyl,[100][102][93][99] worauf China mit Protesten reagierte.[102] Medienangaben zufolge gewährte Albanien seitdem offenbar aus Sorge vor chinesischem Druck keinen weiteren Uiguren aus dem Guantanamo-Lager mehr Asyl.[100] 2008 urteilte ein Gericht, dass die verbliebenen 17 Uiguren in die USA entlassen werden müssen.[93][103] Die Bush-Regierung widersetzte sich jedoch jahrelang den juristischen Bemühungen zur Freilassung, so dass die Uiguren in Guantanamo verblieben, mit Ausnahme von fünf der in Pakistan festgenommenen Uiguren, die bereits nach Albanien entlassen worden waren.[93] Die Regierung Obama erkannte dann zwar an, dass die noch in Guantanamo befindlichen Uiguren keine Gefahr für die USA darstellten, stieß jedoch auf innenpolitischen Widerstand mit dem Vorschlag sie in Nord-Virginia anzusiedeln[93] und zeigte sich dann an einer Überführung dieser Uiguren in Drittländer interessiert, da dies zur Umsetzung des damaligen Vorhabens von US-Präsident Barack Obama beitragen sollte, das Gefangenenlager Guantanamo bis Anfang 2010 zu schließen und so „Amerika sicherer“ zu machen.[102][93] China betrachtete die Uiguren aus Guantanamo hingegen weiterhin als Mitglieder einer islamistischen Gruppe und forderte ihre Auslieferung.[102] Als die letzten 17 der 22 Uiguren freigelassen wurden, denen nach Befürchtung von Menschenrechtsorganisationen bei einer Auslieferung an China Folter und Haft drohten, fand sich jedoch weltweit zunächst kein Staat dazu bereit sie aufzunehmen.[101] Nachdem auch Deutschland mehrfach vergeblich von den USA um Aufnahme uigurischer Häftlinge gebeten worden war, erklärte sich im Juni 2009 schließlich der Inselstaat Palau als einer der wenigen Staaten, die die Volksrepublik China nicht anerkennen und stattdessen diplomatische Beziehungen mit der sogenannten Republik China (Taiwan) unterhalten, zur Aufnahme der verbliebenen 17 Uiguren bereit.[100] Gegenüber Medien bezeichnete Palaus Präsident Johnson die um nationale Selbstbestimmung ringenden Uiguren allerdings als „ethnische Chinesen“.[104] Nach intensiver Lobbyarbeit der USA wurden 2009 vier der 17 Uiguren 2009 an die britische Kronkolonie Bermuda überstellt,[102][99] sechs nach Palau und zwei weitere 2010 in die Schweiz, während die übrigen fünf eine Entlassung in bestimmte Länder (Palau und die Malediven) ablehnten und sich ihre Gefangenschaft so um Jahre verlängerte.[99] Zwei wurden schließlich 2012 nach El Salvador freigelassen und die letzten drei Ende 2013 in die Slowakei überführt[99] womit sie über 12 Jahre im US-Gefangenenlager Guantanamo verblieben waren.[93]

Bereits ab 1996 waren regelmäßige Kampagnen „des harten Schlags“ durch den chinesischen Staat durchgeführt worden, um Kriminalität und Bedrohungen der öffentlichen Ordnung mittels Mobilisierung der Polizei zu bekämpfen. Ab den 2000er Jahren aber wurden die seit 1996 bestehenden, regelmäßigen Kampagnen „des harten Schlags“ zunehmend zur Bekämpfung von „Separatismus, Extremismus und Terrorismus“ eingesetzt. In Xinjiang blieb konstant eine starke Polizeipräsenz aufrechterhalten. So patrouillierten etwa im Jahr 2007 Han-chinesische Polizisten in auffälliger Weise täglich in Sechsergruppen und mit Schlagstöcken bewaffnet durch die uigurischen Stadtteile von Ürümqi.[75] Die chinesische Führung führte die in Vorbereitung auf die Olympische Sommerspiele 2008 eine neue einjährige Sicherheitskampagne gegen die „drei bösen Mächte“ („Terrorismus, religiöser Extremismus und Separatismus“) durch, die noch drastischere Einschränkungen der religiösen, kulturellen und politischen Rechte der Uiguren mit sich brachte.[105] Die Härte der verschiedenen Kampagnen „des harten Schlags“ der zentralchinesischen Regierung in Xinjiang unterdrückte zwar kurzfristig die Gewalt, schürte aber langfristig ein Gefühl der Ungerechtigkeit und des Misstrauens unter den Uiguren.[75] Unmittelbar vor Beginn der Olympischen Sommerspiele 2008 kam es zu einem Bombenanschlag auf eine Polizeistation in der Kaxgar, bei dem 16 Sicherheitsbeamte getötet wurden. Dieses Ereignis leitete nach der verhältnismäßig ruhigen Zeit zwischen 2000 und 2007 eine erneute und erst im Jahr 2017 endende Eskalation des Konflikts ein.[77][106]

Unruhen in Ürümqi 2009 und weitere Entwicklung
Bewaffnete Uiguren greifen Han-Chinesen am 5. Juli an
Bewaffnete Han-Chinesen formen am 7. Juli Banden

Im Juli 2009 kam es vom 5. bis 7. Juli zu Protesten in Ürümqi. Sie gipfelten in den schwersten Ausbruch ethnischer Gewalt seit Jahrzehnten in China und führten zu einem Ausufern behördlicher Maßnahmen, die sich gegen die Religion richteten.[107][105] Auslöser für die Proteste war zwar eine Auseinandersetzung zwischen Han-Chinesen und Uiguren in einer Fabrik in der Stadt Shaoguan in der südchinesischen Provinz Guangdong, bei der mindestens zwei uigurische Wanderarbeiter getötet wurden.[105][108][81][80][77] Die tieferen Ursachen lagen jedoch nach einhelliger Einschätzung von Beobachtern in der langjährigen massiv diskriminierenden Politik der chinesische Regierung in der Region und in den völlig überzogenen Einschränkungen der religiösen, politischen, erzieherischen, sprachlichen und wirtschaftlichen Rechte der Uiguren.[105][81] Am 5. Juli forderten hunderte Uiguren auf einer offenbar zunächst friedlichen Demonstration in Ürümqi die Untersuchung des Vorfalls.[105] Die Lage eskalierte, als die Bereitschaftspolizei die Proteste auflösen wollte[109][110] und die uigurische Menge schließlich wahllos Han-chinesische Einwohner – einschließlich Frauen, Kindern und älteren Menschen – in der Stadt angriff, verletzte oder tötete.[105][110] Später marschierten Han-chinesische Demonstranten in uigurische Stadtviertel, wo einige von ihnen Häuser mit Steinen und Hackbeilen angriffen.[110] ZDF-Reporter berichteten von aufgebrachten Han-Chinesen, die ihrerseits Uiguren in Ürümqi attackierten, während die Sicherheitskräfte versuchten, die sich bekämpfenden Ethnien zu trennen.[111] Die Polizei machte nie Aussagen darüber, wie viele Menschen bei diesen Vergeltungsunruhen gestorben oder verletzt wurden.[110] Laut den offiziellen chinesischen Angaben von August 2009 wurden 197 Menschen getötet.[105][90] Bei 156 Getöteten habe es sich um „Zivilisten“ gehandelt, darunter 134 Han-Chinesen, 11 Hui-Chinesen, 10 Uiguren und ein Mandschu.[105] 12 weitere seien angeblich von Sicherheitskräften beim Begehen von Gewaltakten oder krimineller Aktivitäten erschossen worden.[105] Vertreter der uigurischen Exilorganisation WUC zweifelten die offiziellen Zahlen an und gingen von weit höheren Opferzahlen unter Uiguren aus.[80] Rebiya Kadeer sprach von etwa 400 Toten.[112] Über 1600 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt.[105][113][90][80] 1434 Personen wurden laut chinesischen Regierungsmedien verhaftet.[114] Im Anschluss an die Verhaftungswelle demonstrierten am 7. Juli 2009 etwa 200 Uiguren für die Freilassung ihrer Angehörigen.[115] Uigurische Exilorganisationen sowie Rebiya Kadeer verurteilten die blutige Niederschlagung der Proteste und forderten die internationale Gemeinschaft auf zu handeln.[116] Das Internet in der Region Xinjiang wurde nach den Konflikten und Protesten in der Region im Jahr 2009 für die Dauer von fast einem Jahr offiziell gesperrt.[117]

Mitte Oktober 2009, drei Monate nach den Unruhen, verurteilte die chinesische Justiz die ersten an den Unruhen beteiligten Uiguren zum Tode, ein weiterer wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht in Ürümqi sah es als erwiesen an, dass sich die Angeklagten des Mordes bzw. der Brandstiftung und des Raubes schuldig gemacht hätten.[118][119] Im November wurden die Todesurteile gegen acht verurteilte Uiguren und einen Han-Chinesen vollstreckt, im Dezember 2009 wurden vier an den Unruhen beteiligte Uiguren und ein Han-Chinese zum Tod verurteilt.[120][121]

Xi Jinping, seit 2012 KPCh-Chef, seit 2013 Chinas Staatspräsident
One Belt, One Road-Initiative mit China (rot), den AIIB-Mitgliedern (orange), den sechs Landkorridoren (schwarz) und der Maritime Silk Road (blau)

Nach den Unruhen in Ürümqi im Juli 2009 nahmen gewalttätige Vorfälle zu.[90] Seit 2009 kam es zu einer langanhaltenden Serie von Angriffen mit Messern, Kraftfahrzeugen und teilweise auch wieder selbstgebastelte Bomben, die sich nicht mehr speziell gegen Sicherheitskräfte oder Regierungsvertreter, sondern gegen Menschenmengen richteten.[80] Insbesondere der Aufstand im tibetanischen Lhasa 2008 und die Unruhen in Ürümqi im Jahr 2009 führten in China zu Sorge vor einem ethnisch-begründetem Staatszerfall wie in der Sowjetunion. Dies ermutigte zu integrationistischen oder assimilationistischen Tendenzen in der Minderheitspolitik, die aber nicht zu einem Nachlassen der ethnischen Spannungen führten, sondern das Gefühl von kultureller Unsicherheit bei den Uiguren noch erhöhte. Seit Anlaufen der ehrgeizigen One Belt, One Road-Initiative („Neue-Seidenstraßen“-Initiative) Xi Jinpings Ende 2013 erlangte die Aufrechterhaltung der Stabilität (维稳) in der unbeständigen Xinjiang-Region eine noch größere Priorität. Xinjiang wurde zu einer „Kernregion“ (核心区) der Neuen Seidenstraße, gerade zu einer Zeit, als tödliche Widerstandsaktivitäten in Xinjiang einen Höhepunkt erreichten.[98] Die Uigurenfrage in Xinjiang als sehr rohstoffreicher Region und als ein wichtiger Teil der sogenannten Seidenstraßeninitiative war damit aus Sicht der chinesischen Führung auch primär ein geostrategischer Konflikt. Dementsprechend sollte die Region unter Kontrolle gebracht werden.[122]

2010 begann ein sich selbst verstärkender Prozess anhaltender Gewalt zwischen Sicherheitsorganen und örtlichen Uiguren im Süden Xinjiangs, der im Jahr 2013 eskalierte[123] und als über drei Jahre andauernder Zyklus von Gewalt und Repression beschrieben werden kann.[124] Er fand allerdings isoliert in der uigurischen Region statt und wurde vom Staat größtenteils nicht vermeldet.[123]

Gewalteskalation 2013

Über einige Gewaltausbrüche des Jahres 2013 wurde von den chinesischen Staatsmedien ausführlich berichtet, anders als bei den meisten anderen Gewaltausbrüchen in der uigurischen Heimatregion aus diesem Jahr.[124][123] Dazu zählte zunächst der Vorfall vom 26. Juni in dem weiter nördlich als bei den meisten anderen Vorfällen gelegenen Lukqun, über den aufgrund seines Ausmaßes berichtet wurde. Weiter zählte dazu der Vorfall in Peking vom 28. Oktober, der große Aufmerksamkeit auf sich zog, weil er sich im Zentrum der Staatsmacht ereignet hatte.[123] Und schließlich berichteten chinesische Staatsmedien auch über den Vorfall in Maralbexi im April, wahrscheinlich wegen der großen Anzahl von Opfern unter den Sicherheitskräften durch die Gewalt:[124]

Am 23. April 2013 kam es in Maralbexi (im Regierungsbezirk Kaxgar) Berichten der chinesischen Staatsmedien zufolge zu einem Zusammenstoß, bei dem im Gefolge von Routine-Hausdurchsuchungen ein Haus abbrannte und mindestens 15 Polizisten und „Gemeindearbeiter“ getötet wurden.[124][125][126][127] Viele Umstände des Vorfalls blieben allerdings ungeklärt.[124] Der Vorfall wurde in der Berichterstattung der offiziellen Medien als „Terroranschlag“ gemeldet[124][128] und bot dem Staat die Möglichkeit, die von angeblichen „Terroristen“ aus der uigurischen Bevölkerung ausgehende Bedrohung „aufzubauschen“, als die TIP erneut ein Video veröffentlichte, in dem sie die beteiligten lokalen Uiguren pries und den Vorfall als dschihadistische Tat bezeichnete.[124]

 

Sicherheitskräfte in Ürümqi zur Abschreckung der „Drei Übel“ (三 股 势力) nach den Vorfällen in Piqan/Shanshan und Hotan von Juni 2013

Ende Juni 2013 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der uigurischen Minderheit und chinesischen Sicherheitskräften mit insgesamt etwa 35 Toten am 26. Juni in der Großgemeinde Lukqun (Kreis Piqan/Shanshan) in der Präfektur Turpan,[129][130][110][124] sowie am 28. Juni in der Stadt Hanerik oder Hanairike (Kreis Moyu) in der zu 97 Prozent uigurisch besiedelten Präfektur Hotan.[131][130][110] Es handelte sich um den blutigsten Ausbruch ethnischer Gewalt seit 2009.[131][130] Von beiden Ereignissen wurden nur lückenhaft Einzelheiten bekannt.[130] Die chinesischen Staatsmedien beschuldigten in einer ungewöhnlich gezielten Zuordnung die syrischen Oppositionskräfte, muslimische Extremisten ausgebildet zu haben, die für die Unruhen verantwortlich seien. Das KPCh-Sprachrohr Global Times behauptete mit Berufung auf chinesische Anti-Terror-Behörden, einige Mitglieder der ETIM seien aus der Türkei nach Syrien eingereist, hätten sich an Kämpfen gegen die syrische Armee beteiligt und gleichzeitig Personen ausgemacht, die auf chinesisches Territorium vordringen sollen, um dort Terroranschläge zu verüben.[131] Global Times zitierte einen anonymen Anti-Terror-Beamten mit der Aussage, seit 2012 seien fast 100 ethnische Uiguren nach Syrien gereist um auf der Seite der Rebellen zu kämpfen und ihre „terroristischen Fähigkeiten“ zu verbessern.[130] Die Staatsmedien verwendeten damit den üblichen Narrativ der chinesischen Regierung, dass die Gewalt in Xinjiang aus dem Ausland wie Pakistan und nicht aus im eigenen Land entstandenen Verdruss stamme.[131] Trotz der staatlichen Bemühungen, die Gewalt in Xinjiang mit islamistischen Kräften im Ausland in Verbindung zu bringen, gab es jedoch tatsächlich kaum Hinweise auf organisierte Verbindungen.[130] Der Bericht der Global Times folgte auf Versuche Chinas, eine aktivere Rolle im Syrien-Konflikt zu übernehmen.[131] Die TIP veröffentlichte zwar ein Video, in dem die Gewalt in Lukqun als Akt des Dschihad gelobt und dargestellt wurde und das Uiguren im Heimatland dazu aufforderte, Dschihad-Operationen durchzuführen. Die Geschehnisse in Lukqun blieben jedoch ungeklärt wie auch die Frage, ob sie tatsächlich politisch motiviert waren.[124] Westliche Medien hielten der staatlich-chinesischen Lesart entgegen, dass spontane Wut oder Spannung, die durch unnachgiebige Restriktionen gegen Moscheen und muslimische Ausdrucksformen ausgelöst wird,[130][110] wahrscheinlich eine größere Ursache darstellt, als die staatliche Verwaltung zugestehe.[130] In der Präfektur Turpan, wo sich der Vorfall vom 26. Juni ereignet hatte, hatten die Behörden zuvor eine Kampagne durchgeführt, die erreichen wollte, dass uigurische Männer keine langen Bärte und Frauen keinen Schleier oder andere islamische Kleidung mehr tragen.[130] Der zweite Vorfall war weniger als zwei Wochen vor Beginn des heiligen muslimischen Fastenmonats Ramadan erfolgt, nachdem einige Lokalregierungen in Xinjiang versucht hatten, Uiguren von ihrem üblichen Fasten abzuhalten.[110]

Die regionalen Behörden begannen in der Zeit der Vorfälle von Lukqun und Maralbexi verstärkt damit, die zunehmende Gewalt in der Region mit religiösen Ideologien in Verbindung zu setzen, die sie als „Extremismus“ deklarierten, unabhängig davon, ob diese in Verbindung zur Gewalt in Lukqun und Maralbexi standen oder nicht.[132] Die VR China hatte bereits seit dem Vorfall in Baren im Jahr 1990 generell Religion mit gewaltsamen Widerstand verbunden, aber die neuen Anstrengungen gingen darüber hinaus und wurden laut einem chinesischen „Terrorismusbekämpfungsexperten“ eingeleitet, indem die Regionalpartei im Mai 2013 ein internes Verschlusssachendokument herausgab, das umgangssprachlich als „Dokument Nr. 11“ (自治区党委11号文件) bekannt wurde.[132][133] Nach diesem Dokument sollte zwischen „legitimen“ und „extremistischen“ religiösen Ausdrucksformen unterschieden werden. Es wird häufig im Zusammenhang mit der frühen Phase des Vorgehens gegen den sogenannten uigurischen Separatismus und den damit verbundenen Kampagnen des harten Schlags und der Umerziehung zitiert.[133]

Bereits im Februar 2013 hatte die KPCh eine Initiative angekündigt, für die 200.000 Han-chinesischen Kadern aufgefordert wurden, sich für voraussichtlich ein Jahr in 9.000 Dörfern zu postieren und dort unter die lokale Bevölkerung zu mischen. Eine ihrer Aufgaben lag in der Überwachung des Verhaltens, indem sie sowohl die lokale uigurische Verwaltung beobachteten als auch die lokale Bevölkerung auf Anzeichen religiöser und kultureller Gewohnheiten überwachten, die der Staat als „extremistisch“ eingestuft hatte. Dabei sollen die Behörden regelmäßige Haus-Durchsuchungen durchgeführt zu haben, um das Verhalten der Uiguren privat zu bewerten und festzustellen, ob sie den Kriterien des Staates für „Extremismus“ entsprachen, wobei nach wissenschaftlicher Einschätzung vermutlich auch eine Bewertung von religiösen Büchern, Kleidung, Ausstattung oder Ess- und Trinkgewohnheiten im Haushalt vorgenommen wurde. Diese polizeilichen Durchsuchungen wurden von dem Großaufgebot von Han-chinesischen Kadern verstärkt, die in ländlichen Gebieten der uigurischen Region, insbesondere im Süden, eingesetzt wurden. Laut dem Xinjiangforscher Sean R. Roberts wurde die Gewalt in Maralbexi im April 2013 vermutlich durch die invasive Art dieser „routinemäßigen“ Hausdurchsuchungen ausgelöst und es handelte sich bei den in Maralbexi getöteten „Gemeindearbeitern“ wohl um solche Han-chinesische Kader.[134]

Lageplan des Vorfalls mit Tian’anmen-Platz und Verbotener Stadt[135]
Rekonstruktion des Vorfalls[135]
Beim Vorfall starben fünf Menschen an dem symbolisch bedeutsamen Platz[135]

Am 29. Oktober 2013 fuhr eine uigurische Familie – bestehend aus einem Ehepaar und der Mutter des Mannes – mit einem Geländewagen auf dem symbolträchtigen Platz des Himmlischen Friedens (Tian’anmen-Platz) in Peking in eine Menschenansammlung (Anschlag am Tian’anmen-Platz), wobei sich das Fahrzeug vor der Verbotenen Stadt entzündete.[80][136][137][138][139] Bei diesem Vorfall kamen die drei uigurischen Insassen des Fahrzeugs sowie zwei Touristen ums Leben und 38 weitere Besucher und Sicherheitsangestellte wurden verletzt.[80][136][137][138][139] Der Mangel an zuverlässigen Informationen über den Vorfall, der durch staatliche Zensur noch verstärkt wurde, führte zu verschiedenen Spekulationen in chinesischen sozialen Medien. In den nachfolgenden Tagen stellte China den Vorfall als den ersten großen Selbstmordanschlag der Nation dar, der von separatistischen „Militanten“ aus Xinjiang verübt worden sei.[138] Es war das erste Mal, dass der schrittweise eskalierende Konflikt aus der uigurischen Heimatregion auf das Innere China übergriff.[139] Während der Guardian meldete, die islamistische Gruppe Islamische Turkestan-Partei (TIP) habe sich einen Monat nach dem Vorfall als erste Gruppierung zu dem Vorfall bekannt,[80][137] verweist der langjährige Xinjiangforscher Sean R. Roberts darauf, dass die TIP zwar ein Video veröffentlichte, das den Tätern zu der Tat als einem dhischadistischen Akt gratulierte, jedoch nicht beanspruchte, dafür verantwortlich zu sein oder damit in irgendeiner besonderen Verbindung zu stehen. Es sei weit wahrscheinlicher, dass der Vorfall ein Ergebnis der Spannungen durch die anhaltende Gewalt zwischen Sicherheitsorganen und Uiguren im Süden des uigurischen Heimatlandes sei, als in irgendeiner Weise mit dem „internationalen Terrorismus“ in Verbindung zu stehen. Im Gegensatz dazu zeigte sich der chinesische Staat fest davon überzeugt, dass der Vorfall ein offensichtlicher „Terroranschlag“ sei, der von den TIP-Anhängern in China geplant wurde.[139] Die chinesischen Behörden hatten für den Angriff die ETIM verantwortlich gemacht, und erklärten, die ETIM sei gleichzusetzen mit der TIP.[137] Die tatsächlichen Umstände des Vorfalls blieben unklar.[139]

Der Vorfall trug dazu bei, dass die Angst vor der angeblichen von Uiguren in der VR China ausgehenden „terroristischen Bedrohung“ auf eine neue Ebene gehoben wurde.[139] Nach der Explosion im Oktober 2013 kündigten Staatsmedien ein „härteres Vorgehen“ in Xinjiang an. Mitte November 2013 wurde die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrates beschlossen, der der chinesischen Regierung ein konzertiertes Vorgehen gegen bis dahin lediglich unklar definierte innere und äußere Bedrohungen gestattete.[77]

Gewalteskalation 2014

Neben dem Vorfall vom 28. Oktober 2013 im Zentrum Beijings erregte noch ein zweiter Angriff außerhalb Xinjiangs besonderes Aufsehen, der sich im südchinesischen Kunming ereignete:[80] Dort kam es zu Messer-Angriffen einer achtköpfigen uigurischen Gruppe aus Xinjiang am 1. März 2014 auf Passanten in der mit Menschen angefüllten Bahnhofshalle mit rund 30 Todesopfern und 130 oder 140 Verletzten.[80][77][138]

Die beiden Ereignisse am Tian’anmen-Platz und in Kunming wurden als erste Gewaltakte, die Uiguren im inneren China zugeschrieben wurden, in hohem Maße publik gemacht.[138] Der Umstand, dass sich diese Angriffe in Peking und Kunming weit von Xinjiang entfernt zutrugen, schockierte die chinesische Öffentlichkeit und Politik.[80]

Sicherheitsmaßnahmen nach dem Anschlag in Ürümqi im Mai 2014
Sicherheitskräfte blockieren den Zugang zum Markt, auf dem am 22. Mai Explosionen stattfanden (Ürümqi, 25. Mai 2014)[140][141]
Betonbarrikade in Ürümqi in der Henan East Road in Ürümqi/New Downtown (23. Juni 2014)

Während diese beiden außerhalb von China stattgefundenen Gewaltereignisse große Bekanntheit erlangten, eskalierte 2014 innerhalb von Xinjiang die Gewalt.[138] Dort kam es zu den Angriffen mit den meisten Opfern dieser Zeit:[80] Am 22. Mai 2014 wurden bei einem Angriff mit selbstgebastelte Granaten auf eine Menschenmenge eines belebten Marktes in Ürümqi 43[80] oder 31[138] Marktbesucher getötet und über 90 Menschen verletzt.[80][138] In Aksu wurden am 18. September 2015 bei einem Angriff auf eine Kohlemine nach offiziellen Angaben 16 Menschen getötet, darunter 5 Polizisten,[142] während das von der US-Regierung finanzierte Radio Free Asia berichtete, es seien beim Angriff rund 50 im Schlaf überraschte Han-chinesische Arbeiter getötet worden.[142][80][143][77] In der Folge nahmen in öffentlichen Debatten islamophobe Äußerungen erheblich zu.[77]

China beschuldigte im Mai 2014 uigurische Separatisten, hinter Attacken mit Messern und Bomben im Jahre 2014 zu stehen, die in der Region Xinjiang am 30. April (am Bahnhof Ürümqi) und am 22. Mai (Marktplatz in Ürümqi) zu Todesopfern und Verletzten geführt hatten. In den Wochen zuvor waren in einer „Anti-Terror-Kampagne“ etwa 200 Menschen in Xinjiang festgenommen und 39 verurteilt worden.[144] Zwei Monate nach dem Anschlag vom 18. September 2015 berichteten chinesische Medien, die Verantwortlichen seien nach einer großangelegten und monatelangen Verfolgungsjagd gestellt und 28 von ihnen beim Widerstand gegen ihre Festnahme getötet worden.[80][142]

Nach dem Anschlag am Tian’anmen-Platz (28. Oktober 2013), dem Massaker im Bahnhof Kunming (1. März 2014) und dem Anschlag in Ürümqi im April 2014 rief Staatspräsident Xi Jinping 2014 dazu auf, die Terroristen mit äußerster Anstrengung dingfest zu machen.[98] Die Führer der KPCh trieben ihre Kampagne des „harten Schlages“ (yanda) gegen die „drei Übel“ (Separatismus, Extremismus und Terrorismus) voran und starteten den Krieg des Volkes gegen den Terror, der sich 2014 zunehmend auf die Ausmerzung des konservativen Islam ausrichten sollte.[138] Laut der indirekt von der US-Regierung mitfinanzierten Nichtregierungsorganisation Uyghur Human Rights Projects soll die Zahl der verhängten Todesurteile von rund 51 im Jahr 2013 auf rund 560 im Jahr 2014 gestiegen sein. Nach Lesart der chinesischen Regierung handelte es sich bei den Verantwortlichen stets um radikalisierte Islamisten, Terroristen bzw. Separatisten, doch unterließ die Regierung dabei in der Regel eine klare Unterscheidung dieser drei Gruppen oder Motivlagen, während sie aus externer Perspektive praktisch unmöglich blieb, so dass nicht feststellbar war, ob Islamismus eine treibende Kraft für uigurischen Widerstand darstellte.[80]

Verfolgung und Umerziehung der uigurischen Minderheit seit 2014

Chen Quanguo, seit August 2016 KPCh-Sekretär von Xinjiang, vorher von Tibet
Pro-tibetanische und pro-uigurische Demonstranten beim Klimagipfel in New York City (25. September 2014)

Berichte der chinesischen Regierung und Staatsmedien zeigen, dass China Ende 2013 mit Umerziehungsbemühungen begann, insbesondere an der uigurischen Bevölkerung. Diese Umerziehung wurde fortschreitend stärker institutionalisiert.[98] Aus rückschauender Perspektive kann der Beginn des Projektes zur Masseninternierung im Jahr 2014 gesehen werden, als die Regionalregierung von Xinjiang verlangte, dass uigurische Migranten von Ürümqi in ihre Heimatorte zurückkehren, um einen neuen Personalausweis zu erhalten.[138] Seit 2014 führte China in Xinjiang die von HRW als außerordentlich repressiv beschriebene „Kampagne des harten Schlags gegen den gewalttätigen Terrorismus“ (严厉打击暴力恐怖活动专项行动) gegen die muslimische Turkvolk-Bevölkerung durch,[145][146][147] die 2015 operativ wirksam wurde.[147] Diese Kampagne wurde in den folgenden Jahren unvermindert fortgesetzt.[145]

Im Dezember 2015 wurde in China ein Anti-Terrorgesetz verabschiedet, das der chinesischen Politik eine deutlich verschärfte Rechtsgrundlage verlieh.[77][148][149] Das Gesetz enthielt eine sehr breit ausgelegte Definition von Terrorismus, die den Behörden viel Spielraum für willkürliche und pauschale Repressionen gegenüber Uiguren verschaffte.[77] Die Behörden der Region Xinjiang verkündeten daraufhin regionale Durchführungsverordnungen, die wesentlich strikter als die nationalen Rechtsvorschriften waren, und nahmen zudem eine erhebliche Überarbeitung der Vorschriften für religiöse Angelegenheiten in Xinjiang vor.[148]

Versicherheitlichung nach Amtsantritt von Chen Quanguo
Anzahl von Stellenanzeigen in Xinjiang im Bereich öffentliche Sicherheit (2006 bis 2017)[150][151] Von August 2016 bis Juli 2017 wurden in Xinjiang über 90.000 sicherheitsrelevante Stellen ausgeschrieben.[151]
Anzahl öffentlicher Beschaffungs- und Bau-Ausschreibungen (采购项目 und 建设项目) im Zusammenhang mit Umerziehung in Xinjiang. Fast alle Angebote wurden ab März 2017 (kurz vor der Umerziehungskampagne) ausgeschrieben.[84]

Ende August 2016 wurde Chen Quanguo von Xi als neuer KPCh-Sekretär von Xinjiang in die Region berufen.[98][84][84][152] Chen hatte zuvor in seiner Position als Parteisekretär Tibets ein neues Modell von Intensivüberwachung und „Netzüberwachung“ (网格化管理) mit „Convenience-Polizeistationen“ (便民警务站) entwickelt[152] und die unruhige Autonome Region Tibet durch Kombination intensiver Versicherheitlichung und allgegenwärtiger sozialer Kontrollmechanismen pazifiziert.[84][152] Unter der Führung Chens nahm die Regierung der Region Xinjiang eine massive Menschen- und Technik-bezogene Versicherheitlichungs-Kampagne in Angriff, die die Region später zu einer der weltweit am stärksten befestigten und kontrollierten Regionen machte. Die Versicherheitlichungs-Kampagne der Region konnte die Anzahl der offiziell gemeldeten gewalttätigen Vorfälle im Jahr 2017 fast auf Null senken.[98]

Nach dem Amtsantritt Chen Quanguos als neuer Parteisekretär Xinjiangs setzte eine Welle der Repression ein,[153][77] und der chinesische Staat baute die Überwachung in der Region systematisch aus.[77] Die Behörden führten ein soziales Rastermanagement ein. Die technologisch aufwändige Vorgehensweise für Stadtverwaltung und „nachrichtendienstliche Polizeiarbeit“ war seit Mitte bis Ende der 2000er Jahre in östlichen Städten Chinas eingesetzt worden.[148] Chen wandte zudem die in Tibet entwickelten Überwachungsmethoden auf Xinjiang und seine muslimische Bevölkerung an.[152][77] Er baute das Netz lokaler Polizeistationen - ähnlich wie zuvor in Tibet - aus[77] und schuf - wie zuvor in Tibet - schätzungsweise 7.500 sogenannte Convenience-Polizeistationen (便民警务站), bei denen es sich um gesicherte Posten an Straßenecken für gemeindenahe Polizeiarbeit handelte[151] und die ausschließlich aus Tibet und Xinjiang bekannt sind.[154] Durch die Einrichtung Tausender von „Convenience-Polizeistationen“ sollten Polizisten tiefer in die lokalen Gemeinschaften eingebettet werden.[148] Im Zusammenhang mit diesen neuen Polizeistationen wurden in Xinjiang allein im ersten Jahr nach Chens Amtsantritt, zwischen August 2016 und Juli 2017, über 90.000 Stellen im Polizei- und Sicherheitsapparat ausgeschrieben.[151][77][148] Dabei handelte es sich zu 95 % um Stellen als Hilfspolizisten (协警 oder 辅警).[151] Der Einsatz dieser Hilfspolizisten, die verhältnismäßig gering ausgebildet und entlohnt wurden und deren Verträge außerhalb des formellen Systems des öffentlichen Dienstes standen, ermöglichte die effizientere Nutzung der besser ausgestatteten, aber nur begrenzt zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte der regulären Polizei (人民警察) und der Spezialeinheiten der Polizei (特警).[151][155] Die Einführung dieser Instrumente bildete die Grundlage für den Überwachungsstaat, der in westlichen Medien erhebliches Aufsehen erregte.[156] Bis Ende 2016 konzentrierte sich die Politik der KPCh auf den Aufbau von Zwangsmaßnahmen durch technik- und menschengestützte Überwachung. Inhaftierung und Umerziehung wurden zu diesem Zeitpunkt dagegen noch zielgerichtet und selektiv angewendet.[148]

In den Jahren 2017 bis 2018 ging die KPCh jedoch schrittweise zu einer neuen Strategie der Inneren Sicherheit in Xinjiang über, die sich zum Einen von früheren Ansätzen unterschied und zum Anderen auch von anderen Gebieten Chinas, sowohl von Han-Mehrheitsgebieten als auch von anderen Minderheitsregionen wie der Autonomen Region Tibet.[148]

Ein Charakteristikum dieser neuen Strategie bestand in der Verlagerung von individualisierter zu kollektiver Repression.[148] Anders als in anderen Provinzen der VR China konzentrierte sich die Ausrichtung des Überwachungssystems in Xinjiang nicht ausschließlich auf eine bestimmte Gruppe von ortsfremden, potenziellen Dissidenten oder möglichen Kriminellen, sondern zielte alle Mitglieder bestimmter ethnischer und religiöser Gruppen an. Namentlich fokussierten sich die Behörden in Xinjiang auf die Überwachung von Muslimen ethnischer Minderheiten, darunter viele Uiguren, als hauptsächliche Zielobjekte der Überwachung.[154]

Teil der 2017 bekanntgewordenen Liste behördlich verbotener Namen in Xinjiang. China verbietet damit Eltern der ethnisch-uigurischen Minderheit, ihren neugeborenen Kindern Namen wie zum Beispiel Mohammed zu geben oder Namen, die nach Ansicht der chinesischen Behörden „extrem religiöse“ Bedeutung haben.[157]
Das 2010 erschienene Onomastikon des uigurischen Wissenschaftlers Mutällip Sidiq Qahiri[158] wurde in China verboten und steht seit 2017 auf der Liste gefährlicher Bücher.[159] Sein einem „Namenslexikon“ ähnelnder, nach Begriffsfeldern geordneter Teil[160] listet uigurische Personennamen auf und erklärt ihre Herkunft, Bedeutung und Aussprache.[159][A 11]

Ein zweites Charakteristikum des Vorgehens der KPCh bezüglich der Inneren Sicherheit in Xinjiang in den Jahren 2017–2018 lag in der Betonung der ideologischen und politischen Umerziehung.[148] Die chinesische Regierung ging nun seit Ende 2016 gegen die 13 Millionen ethnischen Uiguren und andere zu den Turkvölkern gehörenden Muslime in Xinjiang mit willkürlicher Masseninhaftierung vor, zwang ihnen politische Indoktrination auf, schränkte ihre Mobilität ein und unterdrückte sie in ihrer Religionsausübung.[161] Seit Anfang 2017 griff die lokale Regierung massiv in die Lebensgestaltung der Uiguren ein.[77] Die Behörden verboten zunächst das Tragen „abnormaler“ Bärte und religiöse Heiratszeremonien. In einem zweiten Schritt wurden muslimische religiöse Namen bei Neugeborenen untersagt, später wurden auch Jugendliche dazu verpflichtet „übermäßig“ religiöse Namen abzulegen und stattdessen neue anzunehmen.[77] So wurden beispielsweise für die Stadt Hotan, wo die uigurische Bevölkerung seit 2017 einer Masseninternierungskampagne unterworfen wurde, von einigen Polizeibehörden Internierungsquoten von bis zu 40 % der Bevölkerung gemeldet. Die Uiguren wurden den möglicherweise striktesten Einschränkungen religiöser Bräuche in der VR China unterzogen, darunter das Verbot des Namens Muḥammad, die Schließung von Schreinen und der erzwungene Handel mit Alkohol.[162] Im Sommer 2017 folgten behördliche Bestimmungen, die Uigurisch als Unterrichtssprache verboten.[77]

Ein drittes Charakteristikum der neuen Strategie der KPCh für die Innere Sicherheit in Xinjiang bestand in einer Kampagne mit dem Ziel, einerseits die Mobilität der uigurischen Einwohner Chinas sowohl im In- als auch im Ausland einzuschränken und andererseits Druck auf die uigurische Diaspora und ihre transnationalen sozialen und mobilisierenden Netzwerke auszuüben.[77] 2016 wurden die Einwohner von den Behörden aufgefordert, ihre Pässe bei der Polizei abzugeben und einen Antrag auf Rückgabe zu stellen.[148] Pilger mussten ihre Pilgerfahrt aufgrund der religiösen Verordnungen über die staatlich organisierte Chinesische Islamische Vereinigung (中国伊斯兰教协会[163]) durchführen.[148] Ab 2018 begannen Mekka-Reisende Chipkarten mit ihren persönlichen Daten und einer GPS-Ortung mit sich zu tragen. Verbindungen zum Ausland zogen zunehmend eine eingehende Überprüfung nach sich. Personen, die zu einem von 26 von China als „sensibel“ eingestuften Ländern (überwiegend muslimische Länder, darunter auch Kasachstan, Türkei und Russland[107][164][165]) „Verbindungen unterhalten“ (wie etwa Besuche abstatten, Familienangehörige besitzen oder häufig mit Personen im Ausland kommunizieren), wurden für eine behördliche Inspektion vorgemerkt.[148]

 
Mutmaßliche Umerziehungs- und Hafteinrichtungen in Xinjiang, die seit 2017 erbaut oder erheblich erweitert wurden
(Quelle: ASPI-Studie vom 24. September 2020)[166][167]
Legende:
-  : Umerziehungseinrichtung geringer Sicherheitsstufe
-  : Umerziehungseinrichtung höherer Sicherheitsstufe
-  : Hafteinrichtung
-  : Gefängnis mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen
-  : Umerziehungs- oder Hafteinrichtung ohne Einordnung der Sicherheitsstufe
-  : Gebirge
-  : Stadt

Auch die Deutsche Welle hat mit Stand vom 17. Februar 2020 eine Karte mit den geographischen Positionen von über 40 verifizierten Internierungslagern in Xinjiang publiziert (DW Investigativ Projekt Uiguren: Umerziehungslager in China).[164][168]

Im Frühjahr 2017, nachdem die erste „De-Extremifizierungs“-Verordnung erlassen worden war, begann die Autonome Region Xinjiang unter ihrem neuen Parteichef Chen eine beispiellose Internierungskampagne.[169][98][170] Erst zu diesem Zeitpunkt und unter der Schirmherrschaft Chens erreichten die Internierungen ein nie zuvor dagewesenes Ausmaß.[98] Die rapide Entwicklung der Xinjiang-Region als „Sicherheitsstaat“ konnte von Wissenschaftlern wie Adrian Zenz und anderen anhand von Satellitenaufnahmen und offiziellen chinesischen Websites nachverfolgt werden.[152] Auf diese Weise konnte auch die Existenz der offiziell von China geheim gehaltenen Umerziehungslager nachgewiesen werden.[171]

In der Folge wurden nach Schätzungen der Experten Adrian Zenz und Rian Thum bis zu 1,5 Millionen vorwiegend Turkvolk-Minderheiten (vor allem Uiguren und Kasachen) in verschiedene Arten von politischen Umerziehungs-, Haft- und Ausbildungslagern verbracht,[170][148] womit 5 bis 10 Prozent der uigurischen Gesamtbevölkerung Chinas inhaftiert worden wären.[148] Die Festsetzung von schätzungsweise mehr als einer Million turkstämmigen Muslime (überwiegend Uiguren) in Internierungslagern erfolgte ohne Gerichtsverfahren.[153] Offizielle Statistiken zufolge verzehnfachte sich die Zahl der Verurteilungen zu fünf Jahren Haft oder länger 2017 sprunghaft auf fast 87.000, wobei ein Fünftel der Haftbefehle Chinas im Jahr 2017 in Xinjiang ausgestellt wurden, obwohl weniger als zwei Prozent der Bevölkerung der VR China auf Xinjiang entfielen.[172]

Trotz zunehmender Medienberichterstattung seit Ende 2017 bestritt die chinesische Regierung zunächst die Existenz der Lager in Xinjiang.[153][98][173] So leugnete China die Existenz jeglicher Umerziehungslager noch im August 2018, als die Internierung großer Teile von Chinas muslimischer Bevölkerung erstmals auf internationaler Ebene auf dem UN-Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung in Genf diskutiert wurde[173][174][90] und die UN China aufforderten, die Inhaftierung zu beenden.[90] Stattdessen beschuldigte das chinesische Außenministerium „antichinesische Kräfte“ der „grundlosen Verleumdung“.[173] Später bezeichnete die chinesische Regierung die Lager dann als „Umerziehungslager für Extremisten“ und schließlich als „berufliche Ausbildungszentren“.[153][174][175] Im Oktober 2018 erlaubte die Provinzregierung Xinjiangs den Volksregierungen auf Kreis- oder höherer Ebene durch gesetzliche Legalisierung, „Berufsbildungszentren und andere Bildungs- und Transformationsinstitutionen einzurichten, um von Extremismus beeinflusste Personen auszubilden oder umzubilden“ und bestätigte somit die Existenz der Lager.[174] Als Kennzeichen religiösen Extremismus wurde beispielsweise das Tragen eines langen Barts, Halāl-Ernährung oder Besitz eines Gebetsteppichs oder eines Korans gewertet.[174][171] Zur Kontrolle der Uiguren wurde in Xinjiang ein System von Zwangspaten eingeführt, bei dem meist Staatsbeamte in die Familien hineingehen.[176] Zur Unterstützung des Militärs und der Polizei bei ihrer Kampagne kam es zur Mobilisierung von über einer Million (Stand: 2017) chinesischer Zivilisten (meist Angehörige der Han-Ethnie), die sich in die Häuser der Uiguren und anderer muslimischer Minderheiten in der Region begaben und Programme zur Indoktrination und Überwachung durchführten. Sie präsentierten sich als eine Art „Paten“ (in der Landessprache eigentlich: „größere Brüder und Schwestern“) der Hausbewohner und konnten als solche die Entscheidung treffen, sie in die Lager zu schicken.[175][177]

Ebenfalls ab dem Jahr 2017 begannen internationale Medienberichte die außergerichtlichen Masseninternierungen von Uiguren und ethnischen Kasachen in den Lagern Xinjiangs offenzulegen, wo diese dem Programm „Transformation durch Bildung“ (教育转化) – ein Euphemismus für politische Umerziehung – unterworfen wurden, das vorgeblich auf „De-Extremifizierung“ (去极端化) abzielte, tatsächlich aber versuchte, sie vom islamischen Glauben umzuerziehen hin zur Liebe für die Partei und Staatspräsident Xi Jinping.[178][179][180][138]

Seit der zweiten Hälfte des Jahres 2018 wurde eine Anzahl Inhaftierter in verschiedene Formen der Zwangsarbeit entlassen.[181]

Im September 2018 ging Human Rights Watch (HRW) mit dem bis dahin umfangreichsten Bericht zur Situation in Xinjiang an die Öffentlichkeit, der auf Interviews mit Geflüchteten beruhte.[107][182] In Xinjiang war die Religionsausübung massiv eingeschränkt worden, viele Moscheen wurden abgerissen, islamisch-religiöse Texte, islamischer Religionsunterricht und als religiös wahrgenommene Symbole wie das Tragen langer Bärte wurde verboten.[153][182][183] Dabei schienen die Beschränkungen religiöser Aktivitäten von Lokalregierungen in Xinjiang stärker auf die Allgemeinbevölkerung abzuzielen als in Tibet, wo vor allem Mönche und Nonnen betroffen waren.[80] Mit Maßnahmen wie dem Abriss von Moscheen oder der Entfernung der Halāl-Kennzeichnungen an Restaurants zerstörte der Staat das physische islamische Erbe Xinjiangs.[152] 2018 berichteten Medien, dass sich in dem Netz von Umerziehungslagern westlichen Schätzungen zufolge zwischen 120.000 und 3 Millionen Uiguren zwangsweise aufhalten sollen.[184][185] Nach Schätzungen aus dem Jahr 2019 wurden bis zu eine Million Menschen in diesen Lagern für „politische Bildung“ festgehalten.[161] Verschiedene Websites von Regierung oder Bildungseinrichtungen in Xinjiang gaben unmissverständlich an, dass es sich bei den „Vocational Education and Training Centers“ um spezielle Einrichtungen zur Gehirnwäsche handele, die dazu dienen sollten, die „Gehirne von Menschen zu reinigen, die von extremen religiösen Ideologien der ‘drei Mächte’ verhext sind.“[186]

Am 1. Mai 2019 veröffentlichte HRW Untersuchungen, nach denen in Xinjiang ein Überwachungsstaat existiere.[146] Die chinesische Zentralregierung unterwerfe die 13 Millionen in der Region lebenden Muslime im Zuge der „Kampagne des harten Schlags gegen den gewalttätigen Terrorismus“ verschärften Repressionen und mache Xinjiang zu einem der wichtigsten Zentren Chinas für den Einsatz innovativer Technologien zur sozialen Kontrolle.[146][187] Die chinesischen Behörden benutzen demnach eine Mobiltelefon-App für illegale Massenüberwachung und willkürliche Verhaftung von Muslimen, mit der sich Beamte in die Integrierte Plattform für gemeinsame Operationen (Integrated Joint Operations Platform, IJOP) einloggen. Diese Anwendungssoftware der Polizei in Xinjiang sammele illegal Personendaten „über das eindeutig gesetzeskonforme Verhalten von Menschen“, um sie gegen sie zu verwenden und Menschen zu markieren, die als potenziell gefährlich eingestuft würden. Die chinesische Regierung überwacht laut HRW somit „jedes Detail der Leben von Menschen in Xinjiang, wählt diejenigen aus, denen sie misstraut, und beobachtet sie noch schärfer.“[146][188][161]

Xinjiang Papers

Mitte November 2019 veröffentlichte die New York Times über 400 geleakte Seiten interner Dokumente (sogenannte „Xinjiang Papers“) der chinesischen Regierung, die vorwiegend higher-level-Information wie Reden beinhalteten und den Vorwurf der systematischen Unterdrückung der Uiguren erhärteten.[189][190][133]

China Cables
Gemeinsame Demonstration der Gruppe „Hongkongers in Germany Concern Group“ (HKGCG) und des WUC[191] für die Rechte der Uiguren vor dem Brandenburger Tor in Berlin (19. Januar 2020)

Zudem spielte ein Whistleblower dem Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) Dokumente aus den Jahren 2017 und 2018 zu (sogenannte „China Cables“),[192] deren wichtigstes Dokument eine Verordnung für den Betrieb der Umerziehungslager in Xinjiang (offiziell: „Vocational Education and Training Centers“) war.[133] Die „China Cables“ enthüllten die systematische Verfolgung der Uiguren und Anleitungen zur massenhaften Internierung der muslimischen Minderheit in der Region. Sie widerlegten zugleich die Darstellung der chinesischen Regierung, die die bewachten Umerziehungslager als „Weiterbildungseinrichtungen“ beschrieben hatte, in denen der Aufenthalt freiwillig sei.[192][133] Die teilweise streng geheimen Dokumente lieferten den Nachweis, dass die chinesische Regierung die Öffentlichkeit über das Wesen der Umerziehungslager zu täuschen versucht hatte. Sie enthüllten unter anderem eine Rede des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping, in der dieser die mehrheitlich muslimischen Minderheiten als von einem gefährlichen „gedanklichen Virus“ befallen darstellte, welches lediglich durch eine „Phase der schmerzhaften, interventiven Behandlung“ ausgemerzt werden könne.[193][189] Westliche Medien sprachen mit Berufung auf den Ethnologen Adrian Zenz inzwischen von „kulturellem Genozid“ an der ethno-religiösen Minderheit der Uiguren in China.[194][195][182][192][171] Im November 2019 charakterisierte Zenz das Geschehen in Xinjiang als „die vermutlich größte Internierung einer ethno-religiösen Minderheit seit dem Holocaust“.[196][197][198] Im Januar 2020 warf HRW der chinesischen Regierung in ihrem Jahresbericht vor, „einen weitreichenden Überwachungsstaat“ mit „dem Ziel der totalen sozialen Kontrolle“ geschaffen zu haben und sich mit Chinas wachsendem ökonomischen und diplomatischen Einfluss gegen das globale System zur Verteidigung der Menschenrechte zu wehren, das die chinesische Regierung für ihre Repressionen zur Verantwortung ziehen könnte.[199][200][201] Die Kommunistische Partei Chinas habe einen „orwellschen High-Tech-Überwachungsstaat“ und ein „ausgeklügeltes Internet-Zensursystem“ aufgebaut, um öffentliche Kritik zu überwachen und zu unterdrücken.[200][201]

Karakax-Liste
Karakax-Liste
Alle Häftlinge der Liste und die meisten ihrer ausgespähten Verwandten, Nachbarn und Freunde stammen aus dem Bezirk Karakax (rosa), einer kleinen Gemeinde der Präfektur Hotan (gelb) in Xinjiang (hellgrau).[164]
Das 137-seitige PDF-Dokument (hier die erste Seite, teilweise geschwärzt)[133][202] enthält persönliche Daten (wie Name, Ausweis-Nummer und soziales Verhalten) von rund 2000 Personen, darunter über 300 Häftlingen.[164]

Wenige Tage nach der Publikation der „China Cables“ wurde die sogenannte „Karakax-List“ geleakt.[133] Eine Gruppe von Forschern unter Leitung von Adrian Zenz, der auch schon bei den „China Cables“ eine wichtige Rolle gespielt hatte und zu diesem Zeitpunkt Senior Fellow für China-Studien bei dem in Washington ansässigen konservativen Thinktank Victims of Communism Memorial Foundation war,[164][203] schätzte dieses dritte große Leak sensibler chinesischer Regierungsdokumente als authentisch ein.[203] Laut Zenz ergänzte die „Karakax-List“ die beiden vorigen Leaks („Xinjiang Papers“ und „China Cables“) sehr gut und lieferte die bei weitem detaillierteste Darstellung der inneren Dynamik der Entscheidungsfindung zur „beispiellosen Kampagne der Masseninternierung“ in Xinjiang. Nach Angabe von Zenz enthüllte sie die „Hexenjagd-ähnliche Denkweise“, die im gesellschaftlichen Leben in der Region vorherrsche.[133] Die Dokumente legten die willkürlichen Gründe für die Inhaftierung von Uiguren in Umerziehungslagern offen. Den Listen zufolge konnte schon das Tragen eines Kopftuchs oder Bartes, die Beantragung eines Passes, eine Pilgerfahrt oder Verwandte im Ausland für eine Inhaftierung ausreichen.[204] Laut Zenz zeigten die Aufzeichnungen, dass die chinesische Regierung uigurische Bürger wegen Handlungen festnahm, die in vielen Fällen nicht „im Entferntesten einem Verbrechen ähnelten“.[203] Die Deutsche Welle hat gemeinsam mit ihren deutschen Partnersendern NDR und WDR sowie der Süddeutschen Zeitung die Karakax-Liste geprüft, übersetzt und analysiert. Laut DW beweist die Karakax-Liste, dass der chinesische Staat die Uiguren allein wegen ihrer Religion und Kultur systematisch verfolgt und die Bekämpfung von Extremismus als Begründung lediglich vorschiebt.[164] Nachdem westliche Medienberichte mithilfe der „Karakax-List“ enthüllten, mit welcher Willkür die chinesische Regierung die muslimischen Uiguren in Xinjiang verfolgte, forderten Menschenrechtler und Politiker eine härtere Gangart Deutschlands und Europas gegenüber China.[205] Die staatliche chinesische Zeitung Global Times stellte dagegen die Authentizität der „Karakax-List“ und die Glaubwürdigkeit des von westlichen Medien herangezogenen Ethnologen Zenz infrage, nannte diesen „anti-chinesisch“ und führte an, europäische und US-Geheimdienste könnten in die Leaks zur Uiguren-Verfolgung in China und in das „Aufbauschen“ des Themas verwickelt sein.[205][206]

Laut Zenz zeigte die „Karakax-List“, dass die chinesischen Behörden als häufigsten Grund für die Inhaftierung der mehreren Hundert in der Liste aufgeführten Lagerhäftlinge angaben, dass diese zu viele Kinder gehabt hätten, häufig lediglich ein Kind mehr als vom Staat erlaubt. Oft stellten solche Verstöße gegen die Geburtenkontrolle den einzigen Grund für die Internierung in den Lagern dar. Gleichzeitig hatte der chinesische Staat im Januar 2016 seine „Ein-Kind-Politik“ abgeschafft, strebte eine Erhöhung des Bevölkerungswachstums an und ermutigte dazu die chinesische Bevölkerung, in einigen Provinzen auch mit finanzieller Förderung, zwei Kinder zu haben.[207]

Am 24. September 2020 veröffentlichte der australische Think Tank ASPI eine Studie zur Dokumentierung der Inhaftierungen von Uiguren in Xinjiang,[167][208][166][209] die auf zweijähriger Auswertung von Satellitenaufnahmen und offiziellen Bauausschreibungsdokumenten in Xinjiang beruhte.[208][210][211][212] Auf der neu eingerichteten Website „Xinjiang Data Project“ veröffentlichte ASPI in Form einer Datenbank die vollständigen Ergebnisse der Studie, einschließlich der entprechenden geographischen Koordinaten für die einzelnen Hafteinrichtungen.[208][209] Die ASPI-Studie kam zum Schluss, dass in Xinjiang seit 2017 über 380 vermutliche Internierungslager unterschiedlicher Kategorien für Angehörige muslimischer Minderheiten neu oder aus Erweiterung kleinerer bereits bestehender Haftanstalten errichtet worden waren.[208][210][211][212] Zusätzlich befanden sich laut der Recherchen über ein Dutzend weitere Einrichtungen im Bau und es seien allein zwischen Juli 2019 und Juli 2020 an über 60 Lagern Neubau- oder Erweiterungsarbeiten vorgenommen worden.[210][211][212] Laut der Studie war die Zahl der Hafteinrichtungen somit 40 Prozent größer als bis dahin angenommen.[210][211] Laut Nathan Ruser, dem Autor des ASPI-Reports, handelte es sich bei der Behauptung der chinesischen Regierung, dass die meisten Uiguren und anderen Muslime zu diesem Zeitpunkt bereits aus den Lagern freigelassen worden seien, um eine recht erfolgreich verbreitete Desinformation. Mit dem Umstand, dass vor allem aus Lagern mit niedrigen Sicherheitsstandards Menschen entlassen wurden, so etwa auf Druck von Kasachstan hin auch eine größere Anzahl ethnischer Kasachen, werde in Wirklichkeit die Tatsache verschleiert, dass die Politik der Internierungen in Xinjiang weiter anhalte und offenbar auf Langfristigkeit ausgelegt sei.[213] Laut Ruser schienen die Hochsicherheits-Einrichtungen und Gefängnisse keinem anderen Zweck zu dienen, als die Menschen aus der Gesellschaft zu entfernen.[172] Das chinesische Außenministerium bezeichnete den ASPI-Bericht als „Desinformation und Verleumdung“. China betreibe in Xinjiang keine „sogenannten Internierungslager“.[211]

Systematische Verhütungseingriffe sowie Schwangerschaftsabbrüche seit 2015

Abfall der Geburtenrate in uigurischen Gebieten
Quelle: Xinjiang Statistical Yearbooks[214]
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Zunahme der Sterilisationen Chinas in Xinjiang
Quelle: Chinese Health and Hygiene Statistical Yearbooks & Berechnungen von Adrian Zenz[214]
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Ende Juni 2020 erschien ein von der US-amerikanischen Jamestown Foundation herausgegebener Bericht des deutschen Ethnologen Adrian Zenz – Stipendiat der Victims of Communism Memorial Foundation und Berater der antikommunistischen Inter-Parliamentary Alliance on China – über die Geburtenentwicklung und Geburtenkontrolle in Xinjiang zwischen 2015 und 2018.[215] Nach Auswertung von chinesischen Statistiken und Regierungsdokumenten war die veröffentlichte natürliche Bevölkerungswachstumsrate, die sich aus den Geburten abzüglich der Todesfälle errechnet und Migrationen nicht einbezieht, in den beiden größten mehrheitlich uigurisch besiedelten Präfekturen Xinjiangs – Kaxgar und Hotan – zwischen 2015 und 2018 um 84 Prozent (von 1,6 auf 0,26 Prozent) gesunken.[215][207] Für das Jahr 2019 wurde ein Abfall der Geburtenrate um weitere 24 Prozent ermittelt,[207][214] der in Gebieten ethnischer Minderheiten mit 30 bis 56 Prozent noch stärker ausfiel,[207] während die Geburtenrate chinaweit zwischen 2018 und 2019 lediglich um 4,2 Prozent gefallen war.[207][214]

Ebenfalls Ende Juni 2020 erschien ein Investigativbericht von Associated Press (AP), der Regierungsstatistiken, staatliche Dokumente und Interviews mit ehemaligen Häftlingen und anderen Personen im Zusammenhang mit Internierungslagern auswertete. Diesem zufolge war die Geburtenrate in den mehrheitlich uigurischen Gebieten Hotan und Kaxgar im Zeitraum von 2015 bis 2018 um mehr als 60 Prozent gesunken.[214] Den von AP ausgewerteten Erfahrungsberichten ehemaliger Insassinnen zufolge wurden Frauen in den Internierungslagern in Xinjiang zu Schwangerschaftstests verpflichtet und ihnen Spiralen zur Empfängnisverhütung eingesetzt. Andere Frauen seien dort zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen worden. Außerdem seien anderweitige Körperverletzungen an Frauen begangen worden, bis ihre Menstruationen aussetzten. Ein Vater von sieben Kindern sei zu einer siebenjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.[216][214]

Wurden den ausgewerteten Dokumente zufolge von allen im Jahr 2014 eingesetzten Spiralen (Verhütungseingriffe) in der Volksrepublik China etwa 2,5 Prozent in Xinjiang vorgenommen, stieg dieser Anteil im Jahr 2018 auf ca. 80 Prozent; etwa 1,8 Prozent der chinesischen Bevölkerung lebt in Xinjiang (Stand 2020).[215]

Außerdem wurden laut den Dokumenten und Statistiken 1,1 Prozent aller verheirateten Frauen im gebärfähigen Alter im Jahr 2018 in Xinjiang sterilisiert. Im Jahr 2019 war für 34,3 Prozent jener gebärfähigen, verheirateten Frauen, die in der Stadt Hotan lebten, und für 14,1 Prozent jener Frauengruppe, die in der Region Guma lebten, eine Sterilisation vorgesehen. Daraus ergab sich laut Auswertung, dass 7000–7500 Frauen pro hunderttausend Einwohner in Hotan und 3000 Frauen pro hunderttausend Einwohner in Guma für Sterilisationen im Jahr 2019 vorgesehen waren.[215]

Das chinesische Außenministerium wies dagegen Medienberichten zufolge auf Anfrage die Berichte am 29. Juni 2020 sämtlich als „erfunden“ und haltlos zurück.[217][214][216] Die chinesische Regierung behandle alle Ethnien gleich und schütze die gesetzlich verbürgten Rechte der Minderheiten.[214] Es verwies auf die prosperierende Ökonomie Xinjiangs.[217] Die Gesellschaft oder Lage in Xinjiang sei „harmonisch und stabil, […] und die Religionen leben harmonisch nebeneinander“.[217] Die Verurteilung der chinesischen Politik sei grundlos durch einige Medien erfolgt, die „Fake News“ über Xinjiang verbreitet hätten.[217][214] Es beschuldigte westliche Medien, „falsche Informationen aufzukochen“.[216] Zenz erhob dagegen die Forderung, eine Neubewertung der Situation in Xinjiang vorzunehmen.[217]

Der britische Außenminister Dominic Raab kritisierte wenige Wochen später China wegen seines Umgangs mit den Uiguren scharf, beschuldigte China „schwerwiegender, schockierender Menschenrechtsverletzungen“ und forderte, die Welt müsse „die Berichte über Zwangssterilisationen und Massenfestnahmen in der überwiegend muslimisch geprägten Region Xinjiang zur Kenntnis nehmen“.[218][219] Chinas Botschafter in Großbritannien wies daraufhin die Vorwürfe von massiver Zwangssterilisation als von einer „kleinen Gruppe antichinesischer Elemente“ verbreitete Berichte zurück und erklärte, die Uiguren in China führten ein „friedliches und harmonisches Zusammenleben mit anderen ethnischen Gruppen“.[219]

Diskurs über Genozidcharakter der chinesischen Politik seit 2018

Am 15. Mai 2018, als Adrian Zenz eine Studie über die Umerziehungslager in Xinjiang veröffentlichte,[84][220] beschrieb der Historiker Rian Thum, der bereits seit fast 20 Jahren über Xinjiang forschte, in einem Kommentarartikel der New York Times Xinjiang als einen „Polizeistaat“ vom Format Nordkoreas mit einem „formalisierten Rassismus“, der mit der südafrikanischen Apartheid vergleichbar sei.[220] Etwa zwei Wochen später argumentierte David Brophy, Dozent für moderne chinesische Geschichte an der Universität von Sydney, im sozialistischen US-amerikanischen Magazin Jacobin, dass die KPCh möglicherweise noch nicht die Absicht habe, die Uiguren physisch zu entfernen, dass aber ihre Bemühungen, die uigurische Sprache zu marginalisieren und die Geschichte der Region neu zu schreiben, ähnlichen Zielen diene wie eine Politik der ethnischen Säuberung.[221]

In den Jahren 2018 und 2019 verwendeten westliche Medien mit Berufung auf den Ethnologen Adrian Zenz bereits die Bezeichnung „kultureller Genozid“ für das Vorgehen Chinas in Xinjiang.[194][195][182][192][171]

Rachel Harris, die Langzeitforschung über uigurische Kultur betrieben hat, argumentierte im Januar 2019, die Dimensionen des chinesischen Vorgehens gegen die Uiguren und die Inhaftierung vieler uigurischer Kulturführer - Schriftsteller und Dichter, Akademiker und Verleger, Sänger und Komiker - legten nahe, dass die Lager die lokalen Sprachen und Kulturen ausrotten sollten, um die Völker der Region zu säkularen und patriotischen chinesischen Bürgern umzuformen. Aus der letzten Welle von Inhaftierungen war laut Harris erstens die Schlussfolgerung zu ziehen, dass kein Uigur vor den Lagern sicher sei, ungeachtet seiner Berühmtheit oder Popularität und dass das Ausmaß der Repression in der Region so hoch sei, dass dort möglicherweise kein Protest und keine Gegenstimmen geäußert werden können. Zweitens sei es offensichtlich, dass die Politik bewusst auf Kulturführer – Schriftsteller, Akademiker, Künstler – abziele, was den Vorwurf des kulturellen Genozids erhärte.[222] Ende September 2020 schrieb Harris, es gebe zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass das Vorgehen Chinas eine „strategische kulturelle Säuberung“ – im von der UNESCO verwendeten Sinn – darstelle, namentlich den gezielten Angriff auf Einzelpersonen und Gruppen auf Grundlage ihrer kulturellen, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, in Verbindung mit der absichtlichen und systematischen Zerstörung des kulturellen Erbes. Dieses chinesische Vorgehen in Xinjiang werde von einer wachsenden Anzahl von Stimmen aus den USA und anderen Teilen der Welt als eine High-Tech-Form des systematischen Genozids beschrieben.[4]

Sean R. Roberts, Direktor des International Development Studies programme der Elliott School of International Affairs an der George Washington University,[223] der 25 Jahre Feldforschung in uigurischen Gemeinden in Xinjiang, Kasachstan und der Türkei durchgeführt hat,[224] sprach in einem Kommentarartikel des britischen The Guardian im Juni 2020 von einer Mitschuld der USA am „kulturellen Genozid“ an den Uiguren in China[223] und widmete dem Thema „kultureller Genozid“ an den Uiguren in China für die Jahre 2017 bis 2020 ein ganzes Kapitel in seiner 2020 erschienenen Monographie The War on the Uyghurs über Chinas interne Kampagne gegen die muslimische Minorität.[225] Darin führt Roberts die chinesische Politik des kulturellen Völkermords der Jahre 2017 bis 2020 in der Rückschau auf den „Volkskrieg gegen den Terror“ ab 2014 als ihre Grundlage zurück. Dieser „Volkskrieg“ habe die angebliche uigurische „terroristische Bedrohung“ als hauptsächlich von der uigurischen Kultur selbst ausgehend erklärt oder zumindest als von gefährlichen Einflüssen ausgehend, die nach Ansicht des chinesischen Staates diese Kultur „infiziert“ haben sollen.[226]

S. Frederick Starr, Autor der wissenschaftlichen Standardeinführung in zeitgenössische Themen der Region Xinjiang,[1] schrieb im Juli 2019 im Wall Street Journal, die Hoffnung der chinesischen Regierung, durch ihre rücksichtslose „Kampagne des harten Schlags“ die Uiguren als eigenständige Gruppe „ausrotten“ zu können, sei aufgrund der schieren Menge von wahrscheinlich über 10 Millionen turkischen Einwohnern Xinjiangs nicht zu verwirklichen, da zu deren Ausrottung ein „doppelter Holocaust“ erforderlich sei. Daher bestehe die Alternative der chinesischen Führung zum „Genozid“ darin, die Sprache und Kultur der Uiguren zu zerstören, wenngleich auch die Vernichtung der Identität einer Kultur auf größere Schwierigkeiten stoßen werde.[227]

Darren Byler, Dozent am Department of Anthropology der University of Washington, der intensiv am Thema uigurische Muslime gearbeitet und 2014 bis 2015 ein Jahr in der Region Xinjiang verbracht hatte, erklärte im August 2019 auf die Frage, ob „kultureller Genozid“ eine zutreffende Bezeichnung für das Vorgehen Chinas sei, dass er die Bezeichnung social engineering oder social re-engineering vorziehen würde, da dieser Begriff über die kulturelle Auslöschung, die seines Erachtens nach stattfinde und zweifellos hohe Bedeutung besitze, noch hinausgehe. Diese Bezeichnung sei angemessener, da alle grundlegenden Institutionen der uigurischen Gesellschaft – wie der Islam als Religion, die Familie als Basiseinheit ihrer Gesellschaft und auch die Sprache – durch das Vorgehen Chinas transformiert würden.[228]

Gardner Bovingdon, außerordentlicher Professor am Central Eurasian Studies Department der Indiana University, dessen Forschungsschwerpunkt auf der Politik und Geschichte im zeitgenössischen Xinjiang lag, bezeichnete die Masseninternierungen in Xinjiang als eine der großen, staatlich betriebenen Menschenrechtskatastrophen unserer Zeit und beschrieb die Lager in Xinjiang als „Orwellsch und kafkaesk“.[229]

Auf Basis der neuen, Ende Juni 2020 publizierten Studien bezeichnete Adrian Zenz dann – wie auch einige andere Experten und Menschenrechtler[214][230][216] – das Vorgehen der chinesischen Regierung mit Berufung auf Artikel II[A 12] der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes als „demographischen Genozid“,[217][231][232] oder „demographische Genozid-Kampagne“.[233][234][215][235]

Nach Erscheinen des Berichts wiesen westliche Medienberichte Ende Juni 2020 darauf hin, dass sich die Maßnahmen in Xinjiang im Gegensatz zur früheren Ein-Kind-Politik gezielt gegen Minderheiten richteten. Dem Argument der chinesischen Führung, dass die neuen Maßnahmen gleiches Recht für Minderheiten und Han-Chinesen schaffen würden, wurde entgegnet, dass laut offiziellen Statistiken und Erkenntnissen aus Befragungen von Betroffenen in der Praxis keine Gleichheit herrsche, da Han-Chinesen mit mehr als drei Kindern von Zwangsabtreibungen, Sterilisationen und Haftstrafen, wie sie gegen Minderheiten verhängt werden, ausgenommen würden.[236] Joanne Smith Finley wurde mit Erscheinen von Zenz' neuer Studie damit zitiert, dass das Vorgehen des chinesischen Staates eindeutig als Genozid zu bezeichnen sei, bei dem es sich nicht um „einen Genozid mit sofortiger, schockierender Massentötung an Ort und Stelle“ handle, sondern um einen „langsamen, schmerzhaften, schleichenden Genozid“, der als „Maßnahme zur genetischen Reduzierung der uigurischen Bevölkerung“ diene.[214] Laut Darren Byler, zu diesem Zeitpunkt Experte für Uiguren an der University of Colorado Boulder, zielten die Maßnahmen möglicherweise nicht darauf ab, „die uigurische Bevölkerung vollständig auszulöschen“, aber sie werde „deutlich an Vitalität verlieren“ und sei damit „leichter zu assimilieren“.[236]

Laut dem Historiker Rian Thum (University of Nottingham) eröffnete ein im Juli 2020 auf einer Titelseite der in London ansässigen Wochenzeitung Jewish News erschienener Artikel[237] über Menschenhaar-Funde von uigurischen Muslimen aus China durch seine explizite Erwähnung des Holocaust der Genoziddebatte viel Raum.[238] Der Artikel berichtete anlässlich einer Rede von Alistair Carmichael als stellvertretender Menschenrechtsvorsitzender des einflussreichen britischen Parlamentsausschusses All Party Parliamentary China Group (APPCG) über die Auswirkung des Fundes von 13 Tonnen Menschenhaar, das in Form von Echthaarprodukten durch den US-Zoll beschlagnahmt worden war und vermutlich muslimischen Uiguren in China entnommen worden sei. Die „brutale Unterdrückung“ der muslimischen Minderheit zusammen mit der Implikation, dass die riesige Menge an Menschenhaar Tausenden Gefangenen durch China gewaltsam entfernt worden und verkauft worden sei, habe in jüdischen Kreisen in Großbritannien Schrecken, Erinnerungen an den Holocaust und „Nazi“-Vergleiche ausgelöst. Der Artikel zitierte unter anderem Mia Hasenson-Gross, die Leiterin der Menschenrechtsorganisation CCJO René Cassin, die den Menschenhaarfund als „schreckliches Beispiel für die systematische Entmenschlichung der uigurischen Muslime durch den chinesischen Staat“ bezeichnete. Die Unterdrückung der Uiguren, so Hasenson-Gross, umfasse bereits Masseninternierung, „Umerziehung“, Sklavenarbeit, Zwangssterilisation, Organhandel und andere Missbräuche und die KPCh in Xinjiang sei in einen „Genozid“ verwickelt und versuche, eine ganze Kultur, Sprache und Lebensweise auszulöschen.[237]

Einige Tage später kommentierte der Historiker James Millward im Guardian, aufgrund der jüngsten Enthüllungen über Zwangsarbeit, Familientrennung und Unterdrückung uigurischer Geburten solle kein Zweifel daran bestehen, dass die Politik der KPCh gegenüber den von ihr regierten indigenen Zentralasiaten die UN-Definition von Völkermord erfülle.[239] Katja Drinhausen vom Mercator Institute for China Studies (MERICS) beschrieb das Vorgehen der chinesischen Führung als „auf eine ganz andere Weise konzipiert und orchestriert“ als Völkermordgeschehen im nationalsozialistischen Deutschland während des Zweiten Weltkrieges oder in Ruanda und in Srebrenica in den 1990er Jahren, so dass sie sich scheue, den Begriff „Genozid“ zu verwenden und appellierte an die UNO, die Genozid-Definition zu überdenken, damit auch eine solch moderne, technische und unsichtbare Auslöschung einer Bevölkerungsgruppe durch die Völkermord-Definition abgedeckt sei.[240]

Das Editorial Board der Washington Post, das als eine Art Redaktionsrat die Sichtweise der Zeitung bestimmt, die zu den internationalen Leitmedien gezählt wird, positionierte sich Anfang Juli 2020 eindeutig zur Frage der Genozideinordnung, indem es die chinesische Politik nach den Ende Juni 2020 veröffentlichten neuen Studien nicht mehr nur als „kulturellen Genozid“ einordnete, der auf die Auslöschung von Sprache, Traditionen und Lebensweise der Uiguren abziele, sondern darüber hinaus auch als eine Form des „demografischen Genozids“, der aus der Auferlegung von Zwangssterilisationen und anderen Maßnahmen zur Reduzierung der uigurischen Bevölkerung resultiere.[241]

Am 15. September 2020 forderten fast zwei Dutzend Aktivistenorganisationen und 16 Völkermordexperten den UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) in einem Offenen Brief[242] auf, Chinas Kampagne gegen türkisch-muslimische Minderheiten in Xinjiang zu untersuchen und „Strategien“ zu entwickeln, um die mutmaßlichen Verstöße zu beenden, die sich ihrer Ansicht nach den Tatbestand des Völkermords erfüllen.[243] Zu den unterzeichnenden Organisationen des Offenen Briefs gehörten unter anderem der Aegis Trust, das Asia-Pacific Centre for the Responsibility to Protect (APR2P), das Cohen Center for Holocaust and Genocide Studies (Keene State College), das European Center for the Responsibility to Protect (ECR2P), Genocide Watch, das Global Centre for the Responsibility to Protect, der Holocaust Memorial Day Trust, das Jacob Blaustein Institute for the Advancement of Human Rights, das Raoul Wallenberg Centre for Human Rights (RWCHR), Remembering Srebrenica, René Cassin, the Jewish voice for human rights, die Society for Threatened Peoples (STPI/GfbV-International) und das Uyghur Human Rights Project (UHRP).[243][242] Laut Kyle Matthews, Geschäftsführer des an der Concordia University ansässigen Montreal Institute for Genocide and Human Rights Studies (MIGS), das ebenfalls zu den Unterzeichnern gehörte, lag die Bedeutung des Offenen Briefs darin, dass es sich bei den meisten Unterzeichnern um Akademiker und universitäre Einrichtungen gehandelt habe, die sich ausschließlich auf die Verhütung und Bestrafung von Gräueltaten, einschließlich Völkermord, konzentriert hätten.[243]

Im Oktober 2020 kam ein parlamentarischer Unterausschuss des kanadischen Unterhauses auf Grundlage von Beweisführungen aus den Jahren 2018 und 2020 zu dem Schluss, die Behandlung der Uiguren durch die chinesische Regierung stelle einen „Völkermord“ im Sinne von Artikel II der UN-Genozidkonvention von 1948 dar. Der aus allen drei kanadischen politischen Parteien gebildete Unterausschuss verurteilte die Verfolgung der Uiguren und anderen turkischen Muslime Xinjiangs durch die KPCh. Er beschrieb die Einrichtungen zur Masseninhaftierung der Uiguren und anderen turkischen Muslime, die trotz internationaler Kritik andauere, als „Konzentrationslager“ und forderte die kanadische Regierung auf, diese Verwendung von Konzentrationslagern zur Inhaftierung von Uiguren und anderen turkischen Muslimen zu verurteilen.[244] Einige staatliche Medienorgane wie der US-amerikanische Sender Radio Free Asia (RFA) und die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı (AA) berichteten zeitnah über die Genozid-Einstufung des kanadischen Unterhausauschusses.[245][246] Während es die US-Regierung begrüßte, dass die kanadischen Abgeordneten die Verfolgung der größtenteils muslimischen Minderheiten durch China als „Genozid“ verurteilten, beschuldigte die chinesische Regierung die kanadischen Parlamentarier, Lügen und böswillige Gerüchte zu verbreiten und führte als Gegenbeleg eine Bevölkerungsstatistik an, nach der die uigurische Bevölkerung von 2010 bis 2018 um 25 Prozent und somit stärker als die allgemeine Bevölkerung angewachsen sei.[247]

Literatur

Allgemein- und fachenzyklopädische Beiträge

  • David Brophy: The Uyghurs: Making a Nation. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. September 2018, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.318 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. September 2018.
  • Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. Juni 2017.
  • Michael R. Drompp: The Uyghur Empire (744–840). In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. März 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.53 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. März 2017.
  • The Editors of Encyclopaedia Britannica: Uighur. Encyclopædia Britannica, inc.: Encyclopædia Britannica, 5. Februar 2020, archiviert vom Original am 24. Februar 2020; abgerufen am 24. Mai 2020 (englisch).
  • Kwangmin Kim: Xinjiang Under the Qing. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. März 2018, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.13 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. März 2018.
  • Karénina Kollmar-Paulenz: Uighurs. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel (Hrsg.): Religion Past and Present. Brill, doi:10.1163/1877-5888_rpp_SIM_125210 (englisch). Deutschsprachige Fassung: Karénina Kollmar-Paulenz: Uighuren. In: Hans Dieter Betz et al. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Brill, doi:10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_125210.
  • Chang-Kuan Lin: Sinkiang. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2012, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-16121-4, 1960–2007. doi:10.1163/1573-3912_islam_SIM_7052
  • Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba - Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830–833.
  • Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.160. Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (online [PDF; 902 kB]).
  • Rian Thum: Kashgar. In: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam, THREE. Brill, 2019, doi:10.1163/1573-3912_ei3_com_35379 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 2019, Erste Printausgabe: ISBN 978-90-04-41343-6, 2020, 2020-1. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  • Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, Uighur (Eastern Turk, Ouigour, Uighuir, Uiguir, Uigur, Uygur, Weiwuer), S. 848–854.

Wissenschaftliche Monographien ab 1998

  • Ildikó Bellér-Hann, M. Cristina Cesàrom, Rachel Harris, Joanne Smith Finley (Hrsg.): Situating the Uyghurs Between China and Central Asia (= Anthropology and cultural history in Asia and the Indo-Pacific). Ashgate, Aldershot u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-7041-4 (S. i-xxiv, 1-249).
  • Ildikó Bellér-Hann: Community Matters in Xinjiang, 1880–1949: Towards a Historical Anthropology of the Uyghur (= China Studies. Band 17). Brill, 2008, ISBN 978-90-04-16675-2, ISSN 1570-1344 (S. i–xvi, 1-477).
Diese Dokumentation der uigurischen Kultur gilt als ein wegweisendes Werk mit nahezu enzyklopädischem Charakter für den Zeitraum der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[1]
Diese Geschichte der Entstehung des modernen uigurischen Nationalismus gehört zu den Büchern der „dritten Welle der Xinjiang-Studien“ (Peter Perdue), die eher auf transnationale Verbindungen fokussieren als auf das Wesen des uigurischen Widerstands gegen den Staat.[1]
  • James Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. Columbia University Press, New York 2007, ISBN 978-0-231-13924-3 (S. 1–352).
Diese Abhandlung der Geschichte der Region dient auch als Standardübersicht über die Geschichte der Uiguren.[1]
  • Justin Jon Rudelson: Oasis Identities: Uyghur Nationalism Along China's Silk Road. Columbia University Press, New York 1998, ISBN 978-0-231-10786-0 (224 S.). (Copyright: 1997; Publikation: Januar 1998)
Bei diesem auf einem längeren Feldaufenthalt in Turpan basierenden ethnographischen Pionierwerk handelt es sich um die erste akademische englischsprachige Monographie mit dem Wort „Uyghur“ im Titel. Die zentrale These des Buches, dass die lokalen Oasenidentitäten ein bedeutendes Hindernis für das uigurische Nationalbewusstsein darstellen, wird heute von den meisten Fachleuten bezweifelt, doch blieb die Frage der Identität seither ein dominierendes Thema der Uigurischen Studien.[1]
  • Joanne N. Smith Finley: The Art of Symbolic Resistance: Uyghur Identities and Uyghur-Han Relations in Contemporary Xinjiang (= Michael R. Drompp, Devin DeWeese [Hrsg.]: Brill's Inner Asian Library. Band 30). Brill, Leiden & Boston 2013, ISBN 978-90-04-25491-6, doi:10.1163/9789004256781 (S. i–xxx, 1-454).
  • S. Frederick Starr (Hrsg.): Xinjiang: China’s Muslim Borderland, an overview of the history, demographics, politics, and culture of the province. Routledge (Taylor & Francis Group), London & New York 2004, ISBN 0-7656-1317-4.
Diese Übersicht von Geschichte, Demographie, Politik und Kultur der Provinz gilt als die Standardeinführung in zeitgenössische Themen der Region. Der chinesische Staat reagierte auf die Veröffentlichung mit Ausübung von Druck auf ausländische Wissenschaftler. Chinesische Behörden deuteten das Buch als separatistischen Angriff auf die chinesische Souveränität über Xinjiang und verweigerten allen beteiligten Autoren Reisevisa.[1]

Rundfunkberichte und Reportagen

Commons: Uiguren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Uiguren – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (online [PDF]).
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 28. Juni 2017.
  3. Nathan Ruser, James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. In: Australian Strategic Policy Institute. 24. September 2020, abgerufen am 28. September 2020. Auch verfügbar als PDF: Nathan Ruser, unter Mitarbeit von: James Leibold, Kelsey Munro, Tilla Hoja: Cultural erasure. (PDF; 7,61 MB) Tracing the destruction of Uyghur and Islamic spaces in Xinjiang. In: Australian Strategic Policy Institute: ASPI International Cyber Policy Centre. September 2020, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Juni 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/s3-ap-southeast-2.amazonaws.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven): Policy Brief, Report No. 38/2020, ISSN 2209-9689, S. 1–45.
  4. a b Rachel Harris: Op-Ed: Uyghur Heritage and the Charge of Cultural Genocide in Xinjiang. In: cgpolicy.org. 24. September 2020, abgerufen am 18. November 2020.
  5. Rian Thum: The Spatial Cleansing of Xinjiang: Mazar Desecration in Context. Hrsg.: Ivan Franceschini, Nicholas Loubere (= Made in China Journal. Band 5, 2 (May–August 2020: Spectral Revolutions: Occult Economies in Asia)). ANU Press, 2020, ISSN 2652-6352, China Columns, S. 48–61, doi:10.22459/MIC.05.02.2020.04. (Sammelwerk auch als PDF; 21,4 MB. Kapitel China Columns auch als PDF; 1,57 MB), Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY-NC-ND 4.0. Auch online erschienen: Rian Thum: The Spatial Cleansing of Xinjiang: Mazar Desecration in Context. In: madeinchinajournal.com. 24. August 2020, abgerufen am 8. November 2020 (englisch).
  6. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 849.
  7. a b c d e f g h i j k Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 155-157 (S. i-xvii, S. 1-483).
  8. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 157 (S. i-xvii, S. 1-483).
  9. a b Michael R. Drompp: The Uyghur Empire (744–840). In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. März 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.53 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 29. März 2017.
  10. a b c d S. G. Klyashtorny: The Tes Inscription Of The Uighur Bögü Qaghan. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae. Band 39, Nr. 1. Akadémiai Kiadó, 1985, S. 137–156, JSTOR:23657930.
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  12. a b c d e f g Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 158 (S. i-xvii, S. 1-483).
  13. a b c d Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 158f. (S. i-xvii, S. 1-483).
  14. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 159 (S. i-xvii, S. 1-483).
  15. a b c d e Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 160 (S. i-xvii, S. 1-483).
  16. a b Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 160 f. (S. i-xvii, S. 1-483).
  17. a b Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 161 (S. i-xvii, S. 1-483).
  18. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 162 (S. i-xvii, S. 1-483).
  19. a b c d e Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 163 (S. i-xvii, S. 1-483).
  20. Darstellung auf studyBuddhism, abgerufen am 29. Juni 2020
  21. a b Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 165 (S. i-xvii, S. 1-483).
  22. a b c Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 166 (S. i-xvii, S. 1-483).
  23. a b Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 167 (S. i-xvii, S. 1-483).
  24. a b c Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 168 (S. i-xvii, S. 1-483).
  25. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 164 (S. i-xvii, S. 1-483).
  26. J. Paul: Zentralasien, S. 137ff
  27. Vergleiche aber auch andere Beschreibungen in älteren wissenschaftlichen Werken, z. B.: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 164 (englisch, S. i-xvii, S. 1-483): “The local population of this region was largely of Eastern Iranian or Tokharian stock. In time, they were Turkicized, becoming one of the components in the ethnogenesis of the modern-day Uygurs of Sinkiang and the Soviet Union.”
  28. a b c d Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, Uighur (Eastern Turk, Ouigour, Uighuir, Uiguir, Uigur, Uygur, Weiwuer), S. 848–854, 850f.
  29. a b c Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen ShatzmanSteinhardt2018_CEM_259-274.
  30. a b c d e f g h i j k l m n o p Michal Biran: The Qara Khitai. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 30. Juni 2020, abgerufen am 9. Dezember 2020 (englisch).
  31. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 168f. (S. i-xvii, S. 1-483).
  32. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 287 (S. i-xvii, S. 1-483).
  33. a b Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 168f., 287, 293 (S. i-xvii, S. 1-483).
  34. a b c d Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 168f., 293 (S. i-xvii, S. 1-483).
  35. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 293f. (S. i-xvii, S. 1-483).
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  59. Michael Dillon: Xinjiang and the Expansion of Chinese Communist Power: Kashgar in the Early Twentieth Century, Abingdon-on-Thames 2014, S. 103.
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  63. Vgl. Flags of the World: Uighuristan (Islamic Republic of East Turkestan) mit World Statesmen (Xinjiang)
  64. Flags of the World: China Xinjiang Airlines (China)
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  67. cf. Malcolm Moore: China tightens grip on western province Xinjiang. Chinese police tightened their grip on the far-west Xinjiang province, where new terrorism threats emerged just hours before the Olympic opening ceremony. In: telegraph.co.uk. 8. August 2008, abgerufen am 12. November 2020.
  68. Lauren Teixeira: China’s Entertainment Future Is Guns, Trains, and Loving the Party. As censorship tightens, tales of technology and the military are mandatory. In: foreignpolicy.com. 3. Oktober 2019, abgerufen am 12. November 2020.
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  168. Naomi Conrad, Julia Bayer, Cherie Chan: DW-Exklusiv: Wie China gefangene Uiguren zwingt, sich selbst zu bezichtigen. Mehr als eine Million Uiguren sind in Chinas Internierungslagern in Xinjiang verschwunden. Nach einer exklusiven DW-Recherche wurden viele dort in Scheinprozessen gezwungen, sich ihrer "Vergehen" selbst zu bezichtigen. In: dw.com. 8. Juni 2020, abgerufen am 10. Juni 2020.
  169. Adrian Zenz: Brainwashing, Police Guards and Coercive Internment: Evidence from Chinese Government Documents about the Nature and Extent of Xinjiang’s “Vocational Training Internment Camps”. In: jpolrisk.com. Band 7, Nr. 7, Juli 2019 (online). (Online veröffentlicht als: Brainwashing, Police Guards and Coercive Internment: Evidence from Chinese Government Documents about the Nature and Extent of Xinjiang’s “Vocational Training Internment Camps”. In: jpolrisk.com. 1. Juli 2019, abgerufen am 22. Mai 2020.)
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  210. a b c d Uiguren in China: Australischer Thinktank findet 380 Hafteinrichtungen in Xinjiang. Peking betreibt in der uigurischen Provinz Xinjiang mehr Umerziehungs- und Haftlager als bisher angenommen. Die Zahl der Zentren sei in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet worden, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. In: faz.net. 25. September 2020, abgerufen am 16. Oktober 2020. (AP/dpa/AFP)
  211. a b c d e Australische Denkfabrik warnt - Satellitenbilder: Hunderte Uiguren-Lager. China hat einer Studie zufolge seit 2017 mehr als 380 Internierungslager für Angehörige muslimischer Minderheiten in der westlichen Provinz Xinjiang errichten lassen. In: zdf.de. 25. September 2020, abgerufen am 28. September 2020. (AP, dpa)
  212. a b c Uiguren in China: Moscheen werden zerstört, Camps gebaut. Recherchen eines australischen Thinktanks kommen zu einem erschütternden Ergebnis: Tausende Gotteshäuser der Uiguren in China wurden zerstört. Zudem soll es deutlich mehr Lager geben als bisher bekannt. spiegel.de, 25. September 2020, abgerufen am 28. September 2020.
  213. Interview von Georg Fahrion mit Nathan Ruser: Satellitenbilder aus Xinjiang: Wie ein 23-Jähriger die brutale Politik Chinas bewies. Neue Lager, Tausende zerstörte Moscheen: Mit Satellitenbildern hat ein australischer Thinktank belegt, wie China die Uiguren unterdrückt. Hinter der Enthüllung steckt ein junger Wissenschaftler. In: spiegel.de. 10. Oktober 2020, abgerufen am 17. Oktober 2020.
  214. a b c d e f g h i j k China cuts Uighur births with IUDs, abortion, sterilization. In: apnews.com. 29. Juni 2020, abgerufen am 1. Juli 2020.
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  216. a b c d Bernhard Zand: Zwangssterilisierungen in China: "Das ist unvorstellbar". Die chinesische Staatspartei KP unterhält in der Region Xinjiang Internierungslager für die muslimische Minderheit der Uiguren. Dort werden Frauen offenbar zur Sterilisierung und sogar zur Abtreibung gezwungen. In: spiegel.de. 1. Juli 2020, abgerufen am 4. Juli 2020.
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Anmerkungen

  1. a b Die Säriq oder Sariğ Yuğur (dt.: „Gelben Uiguren“) leben heute vorwiegend in der Provinz Gansu und werden von den Han-Chinesen Yugur genannt. Sie praktizieren den Lamaistischen Buddhismus und hängen sozusagen noch der Lebensweise des ersten uighurischen Reichs (744–840) an. Sie sind die Nachkommen der mittelalterlichen Uiguren des Gansu-Staates und sprechen eine Turksprache. Einige von ihnen – die Šira Yuğur – haben die mongolische Sprache angenommen, während eine andere Gruppe, die das gleiche Ethnonym trägt, Tibetisch spricht. (Quellen: Rainer Feldbacher: China: Die Situation der Uighuren in Xinjiang. gfbv.it, Februar 2016, abgerufen am 19. Juni 2020.) Sie wurden als möglicherweise direkte Nachkommen der Uiguren aus dem 8. Jahrhundert angesehen. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba - Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830–833., Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 167.)
  2. Für die englischsprachige Literatur ist zu beachten, dass die Schreibweise des Ethnonyms für die Uiguren in offiziellen chinesischen Texten „Uygur“ lautet, während die uigurische Diaspora die Schreibweise „Uyghur“ verwendet. Als neutralere Schreibweise wurde auch „Uighur“ vorgeschlagen. (Quelle: Colin Mackerras: Xinjiang in China’s Foreign Relations: Part of a New Silk Road or Central Asian Zone of Conflict? In: East Asia. Band 32, Nr. 1, 2015, S. 25–42, doi:10.1007/s12140-015-9224-8.)
  3. Bei der Bezeichnung Hui-ho handelt es sich um die chinesische Darstellung des turksprachigen Namens Uyğur, der von der Chiu Wu Tai-shih als Hinweis interpretierte auf die „Schnelligkeit, mit der sie herumwirbelten und wie ein Falke in die Morgendämmerung stießen“ (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 155.).
  4. Die Bezeichnung Gaoche („Hohe Wagen“) bezieht sich vermutlich auf ihre Kibitka-artigen Behausungen (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 157.)
  5. Die turksprachige Bezeichnung Tokuz Oghuz entspricht – wenn auch nicht ganz reibungslos – der Bezeichnung der Konföderation in chinesischen Quellen (chin.: Chiu hsing für „Neun Nachnamen“), wurde in muslimischen Quellen (als „tġzġzz“) wohl aus turkischen Quellen entlehnt und sowohl für das Uigurisches Kaganat in der Mongolei, als auch für die nachfolgenden diasporischen Uiguren-Staaten angewendet (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 156f..).
  6. Qutluğ Bilge Kül Qağan bedeutet auf Deutsch etwa „Von himmlischen Glück gesegneter, weiser Kül-Khagan“, wobei es sich bei der Bezeichnung Kül um einen Personennamen oder -Titel unbekannter Herleitung handelt (Quelle: Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. Band 9). Otto Harrassowitz, 1992, ISBN 3-447-03274-X, ISSN 0177-4743, hier S. 158.).
  7. Die Uiguren des Tarimbeckens ersetzten als Titel für die uigurischen politischen Führer den alten turkischen Terminus qağan durch den vom Stamm der Basmil stammenden Terminus iduqut. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sie aus iranischen, turkischen und chinesischen Bräuchen und Begrifflichkeiten entlehnten, um ihre sehr diverse Bevölkerung im Tarimbecken erfolgreich regieren zu können.(Quelle: Michael C. Brose: The Medieval Uyghurs of the 8th through 14th Centuries. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. Juni 2017, doi:10.1093/acrefore/9780190277727.013.232 (englisch).).
  8. Die Uiguren waren insbesondere in den ersten drei Jahrzehnten des Bestehens der Volksrepublik China erheblichen Veränderungen in einem möglicherweise nie gekannten Ausmaß unterworfen, doch sind der Forschung nur sehr wenig historische Aufzeichnungen zugänglich, so dass die Mao-Ära noch heute (Stand: 2018) eine weitgehend unerforschte historische Phase darstellt, anders als dies beispielsweise für die Reform- und Eröffnungsperiode der 1980er Jahre gilt. Auch die Verwendung mündlicher Überlieferungen ist schwierig, da sie im politischen Umfeld des frühen 21. Jahrhunderts schwer zu sammeln sind und ihre Veröffentlichung Gefahren für die Beteiligten birgt.(Quelle: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018.)
  9. Han-chinesischen Familien in der Stadt ist nur ein Kind gestattet, während sie im ländlichen Raum zwei Kinder haben dürfen. In bestimmten Gebieten, wie dem ländlichen Raum von Ürümqi, ist die Zahl der Kinder für die Han-Chinesen auf eines beschränkt (Stand: Beginn des 21. Jahrhunderts). (Quelle: Stanley Toops: The Population Landscape of Xinjiang/East Turkestan. In: Inner Asia. Band 2, 2 (Special Issue: Xinjiang). Brill, 2000, S. 155–170, JSTOR:23615555.).
  10. In den 1960er und 1970er Jahren wurden junge Stadtbewohner auf dem Land eingesetzt („nach unten versetzt“, xiafang), um die Kulturrevolution unter Kontrolle zu bringen und überschüssige städtische Arbeitskräfte unterzubringen. (Quelle: Michael Dillon: Xinjiang in the Twenty-First Century: Islam, Ethnicity and Resistance. Routledge, Abingdon & New York 2019, ISBN 978-1-138-81105-8, Part 1 (Deep roots of the Xinjiang conflict), Chapter 1 (Turkic Muslims and the Chinese state: centuries of conflict), S. 1–208.)
  11. Dieses neu-uigurische Onomastikon von 2010 ist das wichtigste Werk des Autors Mutällip Sidiq Qahiri, der Schaffer grundlegender Werke über Namen und Begriffsfamilien der uigurischen Sprache ist. Gegen ihn wurde nach Angaben von Radio Free Asia in einem internen Verfahren der KPCh eine hohe Strafe verhängt (Quellen: Peter Rutkowski: Uiguren: "Wo ist mein Vater?" fr.de, 12. Januar 2019, abgerufen am 14. Juli 2020.; Friederike Mayer: Uiguren im Exil: Ein Baum ohne Wald. Regelmäßig verschwinden in China Uiguren. Tahir Qahiri kämpft für die Freiheit seines Vaters – und gegen die eigene Verzweiflung. taz.de, 2. Mai 2019, abgerufen am 14. Juli 2020.).
  12. Laut Adrian Zenz erfüllt die Politik Chinas in Xinjiang eines der in der UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes zitierten Kriterien. (Quelle: China forcing birth control on Uighurs to suppress population, report says. In: bbc.com. 29. Juni 2020, abgerufen am 3. Juli 2020.; vgl. Researcher defends Chinese Uighur birth control report, YouTube-Kanal FRANCE 24 English, hochgeladen am 30. Juni 2020). Artikel II der Konvention zählt fünf Kriterien des Genozids auf, darunter unter Punkt d) auch „die Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind“. (Quelle: Genocide: Background. In: un.org (United Nations Office on Genocide Prevention and the Responsibility to Protect). Abgerufen am 3. Juli 2020.).