Fine Art (Neuschwanstein-Album)
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Fine Art (engl. für: „Schöne Kunst“) ist das dritte Album, das unter dem Bandnamen Neuschwanstein 2016 veröffentlicht wurde. Bereits 1979 hat Neuschwanstein das bemerkenswerte Progressive Rock-Album Battlement herausgebracht, nach 37 Jahren steht nun ein Nachfolger bereit. Fine Art ist aber keine Fortsetzung im Stile von Battlement. Auch die Besetzung ist eine andere. Von den ursprünglichen Neuschwanstein-Mitgliedern ist nur noch das Gründungsmitglied Thomas Neuroth an Bord. Alle anderen Mitwirkende sind Familienangehörige oder befreundete Musikerinnen und Musiker.
Fine Art | ||||
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Studioalbum von Neuschwanstein | ||||
Veröffent- |
01.07.2016 | |||
Aufnahme |
ca. 2007 - 2016 | |||
Label(s) | LongBow Records (DE) | |||
Format(e) |
CD, LP | |||
Titel (Anzahl) |
10 | |||
41:56 | ||||
Besetzung |
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Thomas Neuroth | ||||
Studio(s) |
Principal Studios, Senden (Deutschland) | |||
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Titelliste
- Fêtes – 10:25
- Per Omnem Vitam – 4:51
- God's Little Plan – 1:36
- Florence Coleman Part One – 3:56
- Florence Coleman Part Two – 3:11
- The Angels of Sodom - 3:06
- Die Geschichte vom kleinen Hähnchen – 2:32
- The Distributor – 5:23 *
- Der Mond ist aufgegangen – 2:59
- Wehmut, stark wie Banyuls - 3:57
* Das Album erschien sowohl als LP wie auch als CD. Aus Platzgründen ist The Distributor auf der LP nicht enthalten.
Entstehung
2005 erhielt Thomas Neuroth einen Anruf seines ehemaligen Neuschwanstein-Flötisten Klaus Mayer, dass ihr früherer Neuschwanstein-Manager, Ulli Reichert, auf sehr tragische Weise ums Leben gekommen ist. Auf dieses Telefonat folgten etliche weitere, die darin gipfelten, nach so langer Zeit gemeinsamer musikalischer Bandabstinenz wieder zusammen Musik zu machen. Das Kapitel „Neuschwanstein“ war irgendwie doch noch nicht zu Ende.
„Es hat mächtig rumort. [...], es musste raus. Nachdem ich lange Zeit nicht komponiert hatte, schwirrten dermaßen viele Ideen in meinem Kopf, auf Zetteln notiert, in dutzenden kleiner Entwürfe und Studien am Klavier herum. Das musste gemacht werden.“
Zunächst wurde über einen sehr langen Zeitraum teils in Neuroth Heimstudio, teils auch über das Internet musiziert, was zum damaligen Zeitpunkt vor allem technisch nicht ganz problemlos verlief. Nach langen Mühen der Zusammenarbeit über große Entfernungen hinweg waren die Aufnahmen so gut wie fertig, wurde jedoch nicht gänzlich abgeschlossen, da sich die Wege aus diversen Gründen wieder trennten[1].
Neuroth ließ die Idee zu diesem neuen Neuschwanstein Album jedoch keine Ruhe, so dass er wieder von vorne anfing, jedoch diesmal nicht übers Internet, sondern mit Gastmusikern und größten Teils vor Ort. Zwei Jahre lang wird in Neuroths kleinen Heimstudio aufgenommen; nochmal zwei Jahre sitzt er an der Mischung des opulenten, synthesizerfreien Klangbilds mit Flöten, Streichern und einem donnernden Rock-Instrumentarium. Nochmal ein Jahr lang beschäftigte er sich mit der Gestaltung des Covers[2]. Insgesamt sollte der gesamte Entstehungsprozess mehr als acht Jahre dauern, von der Geburt der Idee bis zur endgültigen Veröffentlichung[3].
Die Auswahl der Musikerinnen und Musiker beruht nicht auf Zufall. Als Neuroths Band Neuschwanstein sich 1980 aufgelöst hatte, spielte er weiterhin zusammen mit Michael Kiessling († 2019) in der Michael Kiessling Band. Schlagzeuger der Band war Rainer Kind, der unter anderem für Matthias Reim spielte und dessen Musical Director war. Diese Formation nahm 1989 eine CD auf, Kiessling Band, auf der Robby Musenbichler die Gitarrenparts einspielte. Sowohl Kind als auch Musenbichler erklärten sich bereit, bei der Produktion von Fine Art mitzuwirken. Neuroths Sohn Valentin ergänzte Musenbichlers Gitarrenparts als zweiter Gitarrist.
Aus Kostengründen konnten die neuen Kompositionen von Neuschwanstein nicht mit einem echten Orchester eingespielt werden, so dass Thomas Neuroth auf weiten Strecken auf eine Orchester Library zurückgegriffen hat. Damit der Sound allerdings nicht zu künstlich wirkte, hat er die Münsteraner Geigerin Sabine Fröhlich engagiert, die im Overdubbing Verfahren sowohl mehrfach Violin- wie auch Bratschenspuren eingespielt hat. Sie sei „fast gestorben“, sagt Neuroth, als er ihr seine Pläne für seinen möglichst satten Sound erklärt: 14 Mal soll sie für einen Titel die Stimme der ersten Geige einspielen, zwölf Mal die der zweiten, die Bratschen zehn Mal, und die Solovioline sowieso[2].
Ursprünglich plante Neuroth eine Veröffentlichung durch das Musea Label, welches bereits die beiden früheren Neuschwanstein Alben herausgebracht hatte und grundsätzlich an Fine Art interessiert war. Ein Deal kam jedoch wegen unüberbrückbarer Differenzen über die Konditionen nicht zustande. Aus diesem Grund gründete Neuroth sein eigenes Label, LongBow Records[1].
Musik
„Symphonisch-neoromantischer Orchesterklang und rockige Kapelle - Miteinander, gegeneinander, fugisch verzahnt und völlig frei. Emotional und wahrhaftig. Instrumental, wie in den ersten Jahren. Musik, die Geschichten erzählt. Programmmusik.“
So beschreibt der Komponist seine Musik selbst und damit wird klar, dass es sich in der Tat nicht um einen reinen Nachfolger im Stile von Battlement handeln kann. Ansatzweise ist Progressive Rock zu hören, manchmal sogar etwas Heavy oder gar Hard Rock in bester Deep Purple-Manier. Es dominiert die Kombination von Rockband und Orchester, wobei die beiden nicht als Antagonisten gegeneinander musizieren, sondern die Band als fest integriertes Instrumentarium des Orchesters fungiert.
„Ich wollte etwas machen, was so noch niemand macht oder gemacht hat. Orchester und rockige Kapelle. Das einmal als Ganzes sehen. Ein Orchester mit zusätzlichen Instrumenten, eine stark erweiterte Band. Nicht nur den einen die Begleitung des anderen sein lassen. »E-Gitarre ins Orchester! Nehmt die Hammond mit dazu!« Das sollte man laut und immerzu skandieren.“
In ähnlicher Weise hat schon Jon Lord diesen schwierigen Spagat mit seinem Concerto for Group and Orchestra gewagt. Im Unterschied zu Jon Lords Concerto, wo die Rockinstrumente über weite Strecken als Soloinstrumente behandelt werden, sind diese in Fine Art integrale Bestandteile des ganzen Klangefüges. Selbst dann, wenn z. B. Musenbichlers E-Gitarre solistisch agiert, drängt sie sich dem Hörer nicht auf, sondern wird überraschenderweise lautstärkemäßig zurückgehalten, so dass alle Instrumente gleichberechtigt neben- und miteinander zu hören sind.
So gesehen steht Fine Art zweifelsfrei als Beispiel für Symphonic Rock und reiht sich ein in Werke von The Nice, Emerson, Lake and Palmer oder auch Ekseption.
Es wundert also nicht, dass das Album zu 99 % ein Instrumentalalbum geworden ist. Von den 10 Titeln (9 auf der LP) sind drei Adaptionen klassischer Kompositionen, und zwar von Claude Debussy, Camille Saint-Saëns und J. A. P. Schulz.
Fêtes (frz. für „Feste“) basiert auf dem dem zweiten Teil Claude Debussys Trois Nocturnes (1899)[5]. Eingeleitet wird Fêtes von einem Cembalo, einer Blockflöte und Schellenkranz im spätmittelalterlichen bzw. frühen Renaissance-Stil (wäre das Cembalo eine Laute oder Schoßharfe, dann könnte man diese Einleitung mittelalterlichen Spielleuten zuordnen).
Es folgt die rund zehnminütige Adaption der Komposition von Debussy, die mit einem donnernden Rockensemble von den Spielleuten übernimmt, dominiert von E-Gitarre und Leslie-Hammondorgel, immer im Austausch mit den übrigen Orchesterinstrumenten. Häufige Rhythmuswechsel machen deutlich, dass es in dieser Adaption in Richtung Progressive Rock geht. Etwa in der Mitte endet das turbulente Jagen des Hauptthemas durch die verschiedenen Instrumente in einem furiosen Halbfinale. Nach einer kurzen Unterbrechung setzt das Stück mit einem Ostinatomotiv fort (unterlegt mit surrealistischen Klanggebilden), welches sich bolerohaft nach und nach in Dynamik und Tonhöhe steigert. Auch in diesem zweiten Abschnitt der Adaption dominieren Hammondorgel und E-Gitarre. Gegen Ende übernimmt wieder das Hauptthema im Wechsel zwischen Rock- und Orchesterinstrumenten.
Per omnem vitam
God's little plan
Florence Coleman Pt. 1 & 2
The Angels Of Sodom
Die Geschichte vom kleinen Hähnchen ist das wohl kurioseste Stück auf diesem Album, ein „komödiantisches Intermezzo“.[6] Es beginnt zunächst mit einem sehr eigenwilligen, äußerst guttural gesprochenem Text über die nicht erhörte Liebe eines kleinen Hähnchens, wobei die ganze Geschichte aus nur einem einzigen Satz geformt ist. Nach dem Vortrag schließt das Stück mit einem Dialog von Querflöte und Klavier.
Ursprünglich sollte diese Geschichte vom kleinen Hähnchen von Harry Rowohlt gelesen werden, den Neuroth - nicht nur wegen seines Sprachtimbres - sehr verehrte und deswegen bereits mit ihm in Kontakt stand. Leider verstarb Rowohlt in der Zeit der Korrespondenz, sodass Neuroth die Lesung selbst in die Hand nehmen musste.
The Distributor
Der Mond ist aufgegangen
Wehmut, stark wie Banyuls
Kritik
Thoralf Koß, Chefredakteur der Webseite Musikreviews.de, fasst zusammen:
„Fazit: Kann man dieses Album von Neuschwanstein wirklich 38 Jahre nach „Battlement“ als eine Art Comeback bezeichnen? Nein, kann man nicht, denn „Fine Art“ ist ein erneutes Meisterwerk von Neuschwanstein, das sich grundlegend vom Vorgänger unterscheidet und statt nach frühen GENESIS oder CAMEL zu klingen, klassische Musik und progressiven Rock in sich vereint und miteinander verschmelzen lässt. Art Rock allererster Güteklasse – ein Lehrstück aus „symphonisch-neoromantischem Orchesterklang und rockiger Kapelle“!“
Auf den Babyblauen Seiten kommt Günter Schote zu folgendem Ergebnis:
„Wer also dem klassischen Progressive Rock zugeneigt ist und die Perlen der späten 70er/frühen 80er kennt und zu schätzen weiß, wird in „Fine Art“ die gelungene Wiedergeburt einer alten Szene-Größe erleben. Ich spinne jetzt mal und hoffe, dass dieses Album nur der Startschuss zu einer Renaissance der Band ist und der nächste Schritt mit dem einen oder anderen alten Weggefährten stattfindet, allen voran Frederic Joos.“
In seiner Rezension auf „exposé - Exploring the Bounderies of Rock“ schreibt Peter Thelen:
„It’s been a long time, and there are a lot of new faces in the band, but I think most would agree that Neuschwanstein has evolved well, with Fine Art representing a forward-looking and ambitious new approach that makes no attempts to recreate the past.
Es ist lange her und es gibt viele neue Gesichter in der Band, aber ich denke, die meisten würden zustimmen, dass Neuschwanstein sich gut entwickelt hat, wobei Fine Art einen zukunftsorientierten und ehrgeizigen neuen Ansatz vertritt, der nicht versucht, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.“
Aus Argentinien kommt eine Rezension des Bloggers Moebius8, die es auf diese Weise auf den Punkt bringt:
„Este es un álbum de opuestos, que combina el rock progresivo sinfónico instrumental siguiendo el derrotero de las mejores bandas que probaron magistralmente algo similar. Nada se deja al azar en "Fine Art". Pulcro, preciso, virtuoso, potente... ufff... y romántico también, una combinación realmente lograda.
Dies ist ein Album der Gegensätze, das instrumentalen symphonischen Progressive Rock nach dem Vorbild der besten Bands kombiniert, die etwas Ähnliches meisterhaft versucht haben. Bei "Fine Art" wird nichts dem Zufall überlassen. Ordentlich, präzise, virtuos, kraftvoll... ufff... und auch romantisch, eine wirklich gelungene Kombination.“
Das Cover
Das Cover, eine Karikatur, stammt von Honoré Daumier, einem Künstler des 19. Jahrhunderts, der ein wahres Multitalent war. Er betätigte sich als Maler, Bildhauer, Grafiker und Karikaturist.
Trivia
Auf dem Album sind Koordinaten zu finden, die für die Musik des Albums eine bestimmte Rolle spielen: 48°50'20.2"N 2°19'39.9"E[11].
Auch sind sowohl eine Harley-Davidson als auch ein Pferd an bestimmten Stellen des Albums zu hören. Thomas Neuroth hat für die/den Erste/n, die/der diese Koordinaten zuordnen oder die Stellen der beiden Geräusche auf dem Album heraushören kann, jeweils eine kostenlose LP ausgelobt[3].
Weblinks
Rezensionen
Einzelnachweise
- ↑ a b Thomas Neuroth: Neuschwanstein. In: LongBow Records. Abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ a b Die Rückkehr der saarländischen Band Neuschwanstein. In: Saarbrücker Zeitung. 11. Mai 2018, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ a b Juergen Meurer: Neuschwanstein – Interview zum neuen Album “Fine Art”. In: betreutesproggen.de. 11. Februar 2017, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Neuschwanstein. In: LongBow Records. Abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Debussy: Nocturnes - No. 2. Fetes, Conductor: Sir Georg Solti auf YouTube, abgerufen am 16. Dezember 2021.
- ↑ René Yedema: Inhoud iO Pages 141. In: iO Pages. Abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Neuschwanstein: Fine Art (Review). In: Musikreviews.de. 24. Dezember 2016, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Neuschwanstein - Fine Art. In: Babyblaue Seiten. 14. November 2016, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Reviews Neuschwanstein — Fine Art. In: Exposé Online. 3. Oktober 2017, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Neuschwanstein - Fine Art (2016). In: cabezademoog.blogspot.com. 30. März 2020, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Neuschwanstein – Fine Art. In: discogs.com. Abgerufen am 10. Dezember 2021.