Erdmann Neumeister

deutscher Dichter und Theologe
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. September 2006 um 15:55 Uhr durch Hirschl (Diskussion | Beiträge) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Erdmann Neumeister (* 12. Mai 1671 in Uichteritz; † 18. August 1756 in Hamburg) war ein deutscher Kirchenliederdichter, Poetiker und Theologe der Barockzeit.

Erdmann Neumeister

Leben

Neumeister war der Sohn des Schulmeisters Johann Neumeister, besuchte die Landesschule Pforta, studierte und lehrte in Leipzig Theologie und Poetik. Anschließend arbeitete er als Pfarrer in Bibra und als Hofdiakon in Weißenfels. Von 1715 bis 1755 war er Hauptpastor an der Jakobikirche in Hamburg.

Neumeister schrieb zahlreiche Kantatentexte und führte erstmalig in dieser Gattung nach dem Vorbild der Oper Rezitative und Arien ein. Insgesamt fünf seiner wegweisenden Texte wurden durch Johann Sebastian Bach zwischen 1711 und 1714 vertont (BWV 18, BWV 61, BWV 24, BWV 28 und BWV 59). Weitere Komponisten, die seine Libretti vertonten, waren Philipp Heinrich Erlebach, Johann Philipp Krieger und Georg Philipp Telemann. Neumeisters literarisches Werk umfasst ferner zahlreiche Erbauungsschriften sowie Jugendgedichte moralisch-satirischer Natur. Meusels Lexikon, Bd.2 (1810), S. 81-98 verzeichnet nahezu 200 Druckschriften von Neumeister.

Bereits im Alter von 24 Jahren hatte er 1695 unter dem Titel De Poetis Germanicis einen geistvollen, scharf kritischen Überblick über die gesamte damalige deutsche Barockliteratur verfasst. Erst durch Günter Merwalds Verdeutschung von 1978 sind diese spöttisch-kritischen Äußerungen einem breiten Publikum zugänglich geworden, die dem heute generell akzeptierten Barock-Kanon in überraschender Weise widersprechen. 1707 veröffentlichte er eine schon in Leipzig entstandene poetologische Schrift unter dem Titel Allerneueste Art zur reinen und galanten Poesie zu gelangen, die er von seinem Freund Christian Friedrich Hunold herausgeben ließ, da sich die darin enthaltenen weltlichen Liebesgedichte seiner Jugendjahre nicht mit seinem geistlichen Stand vereinbaren ließen.

Werke (Auswahl)

  • De Poetis Germanicis hujus seculi. Ndr. d. Ausg. 1695 mit deutscher Übersetzung von Günter Merwald, hrsg. Franz Heiduk. Bern: Francke 1978
  • Der Zugang zum Gnadenstuhl Jesu Christi. Weißenfels 1703
  • Geistliche Kantaten. 1705
  • Allerneueste Art zur reinen und galanten Poesie zu gelangen, hrsg. Christian Friedrich Hunold. Hamburg 1707 u.ö.
  • Fünffache Kirchen-Andachten, bestehend in...Arien, Cantaten und Oden. Leipzig 1717
  • Psalmen, Lobgesänge und Geistliche Lieder. 1755

Literatur (Auswahl)

  • P. Brausch: Die Kantate. Diss. Heidelberg 1921, S. 51-84
  • Max von Waldberg: "Erdmann Neumeister. Versuch einer Charakteristik", in: Germanisch-romanische Monatsschrift 2 (1910), 115-123
  • Henrike Rucker (Hrsg.): Erdmann Neumeister (1671-1756). Wegbereiter der evangelischen Kirchenkantate. Weimar: Hain-Verlag, o.J. (Weißenfelser Kulturtraditionen 2). ISBN 3-930215-51-9
  • Ute-Maria Viswanathan: Die Poetik Erdmann Neumeisters und ihre Beziehung zur barocken und galanten Dichtungslehre. Diss. Ann Arbor 1989