Lanzendorf (Himmelkron)

Ortsteil von Himmelkron
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Wappen Karte

Deutschlandkarte, Position von Lanzendorf hervorgehoben
Basisdaten
Land: Bundesrepublik Deutschland
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Kulmbach
Gemeinde: Himmelkron
Geografische Lage: 50° 3' n. B.
11° 36' ö. L.
Höhe: 355 m ü. NN
Einwohner: 1.030 (09. Januar 2004)
Postleitzahl: 95502
Vorwahl: 09273
Kfz-Kennzeichen: KU

Lanzendorf ist ein Ortsteil der oberfränkischen Gemeinde Himmelkron im Landkreis Kulmbach. Der Ort liegt im Tal des Weißen Main am Rande des Fichtelgebirges zwischen Himmelkron und Bad Berneck. Lanzendorf hat mit der Bundesstraße 303 in Richtung Tschechien, der Autobahn A 9 (Anschlussstelle 39 - Bad Berneck/ Himmelkron) in Richtung Berlin und Nürnberg, der Nähe zum Autobahndreieck Bayreuth/ Kulmbach und der A 70 in Richtung Bamberg und Würzburg eine ideale Verkehrsanbindung.

Geschichte

Funde aus der Jungsteinzeit, etwa 2.500 v. Chr., belegen eine frühzeitige Besiedlung. Südlich des Ortes befinden sich 62 vorgeschichtliche Hügelgräber aus der Zeit von um 750 v. Chr. Über das Alter des Dorfes gibt es viele Vermutungen, vermutlich entstand es im 8.-9. Jahrhundert. Der Name leitet sich von "Lanzo", Kurzform von "Landefrit", ab. Die Endung "-dorf" steht für eine frühe Gründung noch vor der ersten Jahrtausendwende. Die Lanzendorfer Kirche ist dem Heiligen St. Gallus gewidmet. Die evangelische Kirchengemeinde St. Gallus gehörte vor der Reformation zum Bistum Würzburg, ein sicherer Beweis dafür, dass es sich um eine Urpfarrei handelt, die schon vor der Entstehung des nahe gelegenen Bistums Bamberg im Jahre 1007 existierte. Eine erste urkundliche Erwähnung in den Würzburger Archiven findet sich allerdings erst in einem Lehenbuch von 1303.

Rittergut der Herren von Wirsberg (bis 1687)

Mit dieser urkundlichen Erwähnung tauchen 1303 die Herren von Wirsberg zum ersten Mal in Lanzendorf auf, die bis zu ihrem Aussterben 1687 ein Rittergut im Ort unterhielten. Über die Herkunft dieses Adelsgeschlechtes gibt es keine gesicherten Beweise. Ihr Familienwappen zeigt silberne Zinnen auf rotem Grund. Ihr Name ging auf die nahegelegene Burg und damit auch auf den Nachbarort Wirsberg über.

Bis 1248 stand das Gebiet im fränkischen „Zweimainland“ unter der Herrschaft der Grafen von Andechs-Meranien und fiel dann an die thüringischen Grafen von Orlamünde. 1338 übernahmen die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth aus der fränkischen Linie der Hohenzollern, die Macht, die sie bis ins 18. Jahrhundert behielten. Bis zu ihrem Aussterben 1687 war Lanzendorf die Stammburg der Wirsberger. Berühmte Persönlichkeiten des Geschlechts waren Magdalena von Wirsberg, Äbtissin im Kloster Himmelkron, der Deutschordensritter Vincenz von Wirsberg und Friedrich von Wirsberg, Fürstbischof zu Würzburg (1558-1573).

1303 erhielt Heinrich v. Wirsberg das Patronat über die Pfarrkirche zu Lanzendorf vom Würzburger Fürstbischof. Ob als erstmaliges Lehen oder als Lehenserneuerung ist nicht bekannt. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde das Lehen vom Burggrafen Johann III. von Nürnberg verlängert. 1528 wurde auf dem Landtag von Ansbach die Reformation beschlossen. Umgesetzt wurde sie aber erst viel später. Dokumentiert sind Streitigkeiten des Markgrafen Georg Friedrich mit Wolf von Wirsberg. 1562 starb Christoph von Wirsberg. Sein Grabstein ist noch heute in der Lanzendorfer St. Gallus-Kirche erhalten. Daneben die Epitaphie seiner Gemahlin Anna von Wirsberg, geborene von Egloffstein. 1632 wurde Lanzendorf von den Truppen Wallensteins in Schutt und Asche gelegt.

1687 starb Philipp Christoph von Wirsberg im Alter von 27 Jahren kinderlos. Einer Sage nach steht ein altes Steinkreuz auf halbem Wege zwischen Himmelkron und Lanzendorf für die Stelle an der er vom Pferd gestürzt und zu Tode gekommen sein soll.

Herrschaft der Hohenzollern (1687-1806)

Nach Aussterben der Wirsberger fiel das Lehen an den Landesherren Markgraf Christian Ernst von Bayreuth zurück. 1710 wurde der „hochfürstliche Brandenburgische Kammerrat“ Johann Wolfgang Gromann vom Markgrafen Georg Wilhelm mit dem Rittergut belehnt. Sein Grabstein ist noch heute in der Kirche erhalten. 1727 ging die Verwaltung auf das Stiftskastenamt Himmelkron über. 1791 verkaufte Markgraf Friedrich Karl Alexander von Bayreuth seine Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an das Königreich Preußen. Der preußische Minister Freiherr Karl August von Hardenberg übernahm die Verwaltung. 1797 kam Lanzendorf zum Kammeramt Gefrees und zum Justizamt Berneck. Nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon fiel Lanzendorf 1806 an Frankreich.

Lanzendorf in Bayern (ab 1810)

1810 folgte der Anschluss an das Königreich Bayern. Lanzendorf wurde nun eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Kulmbach. 1937 erfolgte die Feierliche Eröffnung des Autobahnteilstückes Lanzendorf-Bayreuth. Den 2. Weltkrieg überstand Lanzendorf mit geringen Kriegsschäden. Ein Tieffliegerangriff mit einer Toten ist dokumentiert. An die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnert das Kriegerdenkmal vor der Kirche. Am 14. April 1945 zogen amerikanische Soldaten nach Lanzendorf ein. Durch den Zustrom an Kriegsflüchtigen nahm die Bevölkerung 1946 stark zu, neue Ortsteile und Industrien entstanden. Der größte Teil der Heimatvertriebenen kam aus dem Sudetenland.

Infolge der Gebietsreform wurden 1976 die Gemeinden Himmelkron und Lanzendorf zusammengelegt. Erster Bürgermeister wurde der Himmelkroner Andreas Krainhöfner. Das Amt bekleidete er bis 2002. Mit der Eröffnung der neuen Talbrücke und der Verlegung der Autobahntrasse verschwand 1997 die A9 aus dem Dorfbild. 2004 feierten die Lanzendorfer mit einem Jahr Verspätung das 700-jährige Dorfjubiläum.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • Inge Müller: "Chronik von Lanzendorf", 2005