Ein Gewindebohrer (auch Mutterbohrer, Schraubenbohrer) ist ein Metallbearbeitungswerkzeug der Kategorie Zerspanung zum Schneiden von Innengewinden.


Aussehen und Funktion
Je nach Größe hat ein Gewindebohrer drei oder mehr Schneiden. Die Schneiden haben Zähne, die von dem zu bearbeitendem Material je einen Span abtragen. Die Zähne an der Spitze des Gewindebohrers sind verschieden stark abgeflacht (Anschnitt). Dadurch nimmt beim Schneiden jeder Zahn einen Span in etwa der gleichen Breite mit. Die Zähne weiter hinten dienen lediglich der Führung des Gewindebohrers im bereits geschnittenen Teil des Gewindes. Am hinteren Ende haben Handgewindebohrer einen Außenvierkant, mit dem sie in einem Halter, dem sogenannten Windeisen, befestigt werden können.
Varianten
Am weitesten verbreitet sind Einschnittgewindebohrer (auch Maschinengewindebohrer) sowie dreiteilige Sätze bestehend aus Vorschneider, Mittelschneider und Fertigschneider. Der Vorschneider ist mit einem Ring am Schaft markiert, der Mittelschneider mit zwei Ringen. Der Fertigschneider trägt keinen Ring oder (seltener) drei Ringe.
Einschnittgewindebohrer bieten den Vorteil, dass das Schneiden schneller geht. Sie sind jedoch meist nur für Durchgangslöcher geeignet, da bei Grundlöchern der Span nicht sauber nach außen gefördert wird. Zudem brechen sie bei der Bearbeitung von härteren Stählen sehr leicht ab, da ein breiterer Span als bei dreiteiligen Sätzen abgetragen wird und somit ein größeres Drehmoment notwendig ist.
Gewindebohrer sind meist aus Schnellarbeitsstahl (HSS) gefertigt.
Anwendung
Zum Schneiden eines Innengewindes wird zuerst ein Kernloch gebohrt, dessen Durchmesser um die Steigung kleiner ist, als der Nenndurchmesser des Gewindes (z.B. M10x1,5 ergibt Kernloch von 10mm - 1,5mm = 8,5mm). Anschließend werden, um eine bessere Einführung in das Gewinde zu erhalten, Senkungen angefertigt, die der Größe des Gewindedurchmessers zuzüglich 10% von diesem entsprechen, sprich bei einem M10er Gewinde 10+1mm, also eine Senkung mit 11mm Durchmesser. Dann werden der, bzw. die drei Gewindebohrer, der Reihe nach hinein und wieder herausgedreht. Zur Steigerung der Standzeit der Werkzeuge und für optimale Oberflächenqualitäten werden Schneidöle oder auch andere Kühlschmiermittel zur Schmierung verwendet, da dies die Reibung zwischen Span und den Schneiden des Gewindebohrers und somit auch das notwendige Drehmoment verringert.
Bei Handgewindebohren gilt, dass nach zwei Umdrehungen der Bohrer eine viertel Umdrehung zurück gedreht werden soll, um den Span zu brechen. So sinkt die Belastung auf den Bohrer und er bricht nicht so schnell.
Insbesondere bei Gewinden, die nicht wesentlich länger sind als ihr Durchmesser, werden die Gewinde beim Schneiden von Hand sehr leicht schräg. Dagegen hilft meist nur maschinelles Schneiden oder manuelles Drehen der Spindel einer Ständerbohrmaschine mit eingespanntem Gewindebohrer. Innengewinde jeglicher Grösse lassen bei Rotatationsymetrischen Werkstücken leicht an der Drehmaschine bohren. Siehe auch: Schneideisen