Gewebeschock

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Der Gewebeschock ist ein, insbesondere bei Wehrdienstleistenden in der Grundausbildung verbreiteter, Mythos, der besagt, dass superschnelle Geschosse allein durch eine Schockwirkung, also ohne direkte tödliche Verletzung (z. B. Streifschuss) einen Menschen töten können.

Entstehung des Mythos

Die Legende des Gewebeschocks beruht vermutlich auf dem Verbot (Haager Landkriegsordnung) von Waffen, welche getroffenen Soldaten überflüssige und schwer zu behandelnde Verletzungen zufügen, insbesondere so genannte Dumdum-Geschosse. Irrtümlich wurde diese Wirkung oft auf die hohe Mündungsgeschwindigkeit zurückgeführt. Tatsächlich ist jedoch eine starke Deformation und oft auch Zerlegung des Projektils dafür verantwortlich.

An größeren, vorwiegend aus Wasser bestehenden Organen (Leber, Milz, Gehirn, ...) können allerdings schwere Beschädigungen durch einen hydrodynamischen Schock ausgelöst werden. Das Gewebe dehnt sich binnen weniger Sekundenbruchteile schlagartig aus, bildet eine sehr große Kavitationshöhle und zieht sich wieder zusammen, durch diese schlagartige Verformung entstehen meist tödliche Verletzungen. Dieser Effekt hat allerdings nur äußerst wenig mit der Projektilgeschwindigkeit sondern vielmehr mit der Form und dem Eintrittswinkel des Geschosses zu tun (flaches Projektil, steiler Eintrittswinkel).

Ein anderer sehr theoretischer Effekt hat mit dem Sinus caroticus (Karotissinus) zu tun. Dabei führt unter Umständen eine Druckwelle in einer oder beiden Halsschlagadern zu einer Reizung des Nervus vagus im Parasympathikus und damit zu einem Blutdruckabfall. Gleichzeitig könnte es sein, daß der Gegenspieler, der Sympathikus weniger gereizt wird, der den Blutdruckabfall verhindern würde. Das wäre ein möglicher, sehr theoretischer Erklärungsversuch wie es zu einem Schocktod kommt, der aber in der Praxis noch nie dokumentiert wurde.[1]

Quellen

  1. Wundballistik und ihre ballistischen Grundlagen; Karl Sellier; Beat P. Kneubuehl; 2. Auflage; Springer Verlag 2001 Berlin Heidelberg New York; ISBN 3-540-66604-4
    Punkt 7.2.2.3 Biologisch-pathologische Folgen der Stoßwelle S345ff. und
    Punkt 7.2.3 Druckwechsel in Blutgefäßen S353ff.

Siehe auch

Tödlicher Schock? Antwort in der Kolumne "Stimmt's?" der Wochenzeitung DIE ZEIT auf die Frage, ob es einen Gewebeschock gibt.