Jesus von Nazaret (griechisch Ιησους, aramäisch Jeschua oder Jeschu) wurde wahrscheinlich zwischen 7 und 4 v. Chr. in Betlehem oder Nazaret geboren und starb 30, 31 oder 33 in Jerusalem.

Das Neue Testament (NT) verkündet Jesus als den Christus (Messias, Sohn Gottes): Diese Glaubensaussagen stellen die Artikel Jesus Christus und Jesus Christus im Neuen Testament dar. Das NT ist zugleich die Hauptquelle für historische Informationen über Jesus. Daneben gibt es einige außerkanonische Schriften und außerchristliche Notizen zu ihm. Aus diesen Quellen versucht die Leben-Jesu-Forschung, plausible Grundzüge seines Wirkens zu rekonstruieren.
Danach war Jesus ein Jude aus Galiläa und trat ungefähr ab dem Jahr 28 öffentlich als Wanderprediger im Gebiet des heutigen Israel und im Westjordanland auf. Angesichts des erwarteten Gottesreichs rief er sein Volk zur Umkehr. Wenige Jahre später wurde er von den Römern als mutmaßlicher Aufrührer gekreuzigt.
Jesus begrenzte sein Wirken auf das Judentum (Mt 10,5 EU; Mt 15,24 EU), bewirkte aber die Entstehung einer neuen Weltreligion, des Christentums. Auch außerhalb des Christentums hat Jesus religiöse, kulturelle, politische und persönliche Bedeutung.
Grundlagen der Kenntnisse über den historischen Jesus
Jesus hat keine schriftlichen Werke hinterlassen. Fast alles Wissen über ihn stammt aus antiken Quellen, die mindestens 40 Jahre nach seinem Tod verfasst wurden. Ihre Prüfung und Auswertung unternimmt die historisch-kritische Erforschung des NT. Die angegebene Literatur führt die hier nur zusammengefassten Forschungsergebnisse näher aus. Bibelstellen werden den Loccumer Richtlinien entsprechend abgekürzt.
Nichtchristliche Zeugnisse
Einige jüdische, römische und griechische Geschichtsschreiber der Antike erwähnen Jesus, jedoch fast nur seine Hinrichtung, nicht sein Wirken und seine Lehre. Diese seltenen Notizen sind zudem quellenkritisch umstritten.
Das „Testimonium Flavianum“ des jüdischen Historikers Flavius Josephus, enthalten in seinen Antiquitates Judaicae (um 90–94), berichtet über die Hinrichtung des Jakobus und bezeichnet ihn beiläufig als Bruder Jesu, der Christus genannt wird (Kap. 20,200). Diese Notiz gilt als erste echte außerchristliche Erwähnung Jesu. Eine längere Notiz mit dem Satz Er war der Christus (Kap. 18,63 f.) dagegen wird oft teilweise als Einschub christlicher Apologeten beurteilt. Allenfalls die dort erwähnte Hinrichtung durch Pilatus wird als echter Kern vermutet.
Tacitus berichtet um 117 in den Annales (Buch XV,44) von „Chrestianern“, denen Kaiser Nero die Schuld am Brand Roms im Jahr 64 zugeschoben habe. Er fährt fort:
- Der Mann, von dem sich dieser Name herleitet, Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators Pontius Pilatus hingerichtet worden.
Unklar bleibt, ob diese Nachricht sich auf unabhängige römische Quellen oder bereits auf christliche Überlieferung stützt.
Sueton schreibt etwa um 120 in seiner Biografie des Kaisers Claudius (Kap. 25,4), dieser habe die Juden, welche, von einem gewissen Chrestos aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten, aus Rom vertrieben (49). Ob „Chrestos“ sich auf Jesus Christus bezieht, ist ungewiss.
Weitere Notizen stammen von Plinius dem Jüngeren, dem ansonsten unbekannten syrischen Stoiker Mara bar Sarapion sowie aus rabbinischen Quellen. Diese Autoren beziehen sich jedoch nur am Rande oder polemisch auf ihnen bekannt gewordene christliche Überlieferungen.
Christliche Zeugnisse
Informationen über Jesus lassen sich primär aus der Analyse der vier Evangelien sowie einigen Apokryphen gewinnen. Diese Schriften stammen von Christen meist jüdischer Herkunft, die von der Auferstehung Jesu Christi überzeugt waren (Mk 16,6 EU) und ihn als den Messias für ihre Gegenwart erzählerisch verkündigen wollten. Die historische Zuverlässigkeit der Evangelien ist seit Beginn der modernen neutestamentlichen Forschung umstritten.
Die drei synoptischen Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas wurden wahrscheinlich erst nach dem Jüdischen Aufstand (66–70) schriftlich fixiert. Denn sie spielen auf die Zerstörung des Jerusalemer Tempels an (Mk 13,2 EU; Mt 22,7 EU; Lk 19,43 f. EU). Demnach kannte wohl keiner ihrer Autoren Jesus persönlich.
Jedoch lag Matthäus und Lukas nach der weithin akzeptierten Zweiquellentheorie bereits das Markusevangelium vor. Von diesem übernahmen sie die Komposition und die meisten Texte, wobei sie diese ihren theologischen Aussageabsichten gemäß veränderten. Sie verarbeiteten außerdem wohl eine sogenannte Logienquelle, die Reden und Sprüche Jesu sammelte (Peter Stuhlmacher) und deren Endredaktion vor dem Tempelzerstörung (70 n. Chr.) datiert wird.[1] Ähnliche Jesusworte wurden eventuell zeitlich parallel auch von syrischen Gemeinden gesammelt und später im Thomasevangelium fixiert. Alle diese Stoffe wurden seit Jesu Tod jahrzehntelang mündlich von Angehörigen der ersten Christengeneration (Lk 1,2 EU) überliefert. Ihre frühesten Bestandteile können von Jüngern stammen, denen Jesus selbst begegnete, und daher originale Redestoffe von ihm enthalten.
Der „Markus“ genannte Evangelienredaktor fügte seinerseits einen frühen Passionsbericht aus der Jerusalemer Urgemeinde in sein Evangelium ein. Dieser legt den Schwerpunkt auf die Ereignisse am Lebensende Jesu, auf die hin alle Evangelien verfasst wurden. Er begann wahrscheinlich mit dem Verrat des Judas Iskariot (Mk 14,10 EU) und endete mit der Entdeckung des leeren Grabes Jesu. Ihm wurden dann allmählich weitere Ereignisse vorangestellt. Sie führen die in den Paulusbriefen überlieferten Credoformeln erzählend aus (Ulrich Wilckens). Diese bilden die wohl ältesten Kristallisationskerne der NT-Überlieferung.
Dass alle Evangelien vom Einzug Jesu in Jerusalem an demselben festgefügten Ablauf folgen, gilt als starkes Indiz für Alter und Zuverlässigkeit der Passionsüberlieferung. Diese bildet ihren Hauptanteil. Daher nannte Martin Kähler diese besondere Literaturgattung „Passions- und Ostergeschichte mit ausführlicher Einleitung“.
Das Johannesevangelium enthält nach heutiger Forschermeinung trotz seiner späteren Entstehung (ca. 100–130) unabhängig überlieferte historische Stoffe. Da die Evangelisten ihre Quellen auf je eigene Weise theologisch gestalteten und in ihre Missions- und Lehrabsichten einordneten, lassen ihre Gemeinsamkeiten umso mehr auf einen realen, historischen Kern schließen.
Die Leben-Jesu-Forschung
Seit etwa 1750 entstand eine universitäre Leben-Jesu-Forschung, die sich von kirchlicher Bevormundung zu lösen begann. Sie versuchte, historische Informationen von rein theologischen Aussagen des NT nach wissenschaftlichen Kriterien methodisch zuverlässig zu unterscheiden. Seitdem erwägen NT-Forscher jede denkbare Hypothese. Manche bezweifelten Jesu Existenz oder ergänzten spekulativ fehlendes Wissen. Viele der so entstandenen „Jesusbiografien“ gelten seit Albert Schweitzers Geschichte der Leben-Jesu-Forschung von 1899 als überholt. Auch heute gibt es einige spekulative Hypothesen über Jesus von Nazaret, die die seriöse NT-Forschung verwirft.
Seit dem frühen 20. Jahrhundert werden zunehmend außerbiblische Quellen herangezogen, um die historische Glaubwürdigkeit der NT-Überlieferung zu überprüfen. Wegen gewachsener Kenntnisse der Archäologie, Sozialgeschichte und Orientalistik und dank immer differenzierterer historisch-kritischer Methoden gehen heute auch nichtchristliche Historiker in der Regel davon aus, dass Jesus tatsächlich gelebt hat und sich relativ sicher ermitteln lässt, was er verkündete, wer er sein und was er tun wollte.
So bieten u. a. die Schriftfunde von Qumran der Judaistik heute ein differenzierteres Bild des palästinischen Judentums zur Zeit Jesu. Danach haben sich manche, von theologischen Vorurteilen bestimmte Sichtweisen – etwa Jesu angebliche „Aufhebung“ der Tora und sein Gegensatz zu den Pharisäern – als unhaltbar erwiesen. Auch apokalyptische und weisheitliche Elemente seiner Predigten werden nicht mehr vom Judentum abgerückt. Andererseits hält man auch einen Messiasanspruch und die bewusste Leidensannahme (Mk 10,45 EU; 14,25 EU) heute eher für mögliche Eigenverkündigung Jesu.[2]
Jesu Herkunft
Der Name
- Jesus ist die latinisierte Form des griechischen Ιησους. Er übersetzt den männlichen hebräisch-aramäischen Vornamen Jeschua oder Jeschu. Seine deutsche Deklination schließt an die griechische und lateinische an (Genitiv „Jesu“).
- Jeschua ist eine Kurzform von Jehoschua, das sich aus Jeho und Schua zusammensetzt. Jeho ist eine Kurzform von JHWH, dem Gottesnamen der Hebräischen Bibel; Schua ist etymologisch von verschiedenen Verben und Verbformen ableitbar. Es kann edel, großmütig oder um Hilfe rufen heißen. Meist wird es jedoch als Substantiv aufgefasst und mit „Rettung, Stunde, Hilfe, Heil“ übersetzt: Dies entspricht sowohl verwandten hebräischen Vornamen – Josua, Hoschea, Jesaja – als auch der Eigendeutung des NT (Mt 1,21 EU; Apg 4,12 EU u. v. a.).[3]
- Ben oder Bar Joseph hieß Jesus mit Nachnamen, falls man ihn wie üblich bei seiner Beschneidung nach seinem Vater nannte (Lk 2,21 EU). Das NT belegt dies nicht: Lk 3,23 EU und 4,22 EU nennt „Josefs Sohn“ ohne Vornamen; für diesen hätten ihn Nazarets Bewohner gehalten. Joh 1,45 EU betont mit „Jesus, Josefs Sohn aus Nazaret“ seine königliche Abstammung von David. Frühere Versionen nennen ihn dagegen „Sohn der Maria“ (Mk 6,3 EU; Mt 13,55 EU).
- Christus ist die lateinische Form des griechischen Χριστος. Dieses übersetzt das hebräische „Maschiach“, deutsch „der Gesalbte“. Das ist ein jüdischer Ehrentitel für Könige und Hohepriester, später für den erwarteten König der zukünftigen Heilszeit, den Messias.
- Jesus Christus verbindet den jüdischen Vornamen und griechischen Titel zu einem Nominalsatz, der das christliche Glaubensbekenntnis in Kurzform ausdrückt: Dieser Jesus ist der Messias.
Nazarener, Nazoräer oder Nasiräer?
Der Namenszusatz von Nazaret (lateinisch: Nazarenus) bezeichnet im NT Jesu Herkunftsort in Galiläa (Mk 1,9 EU). Mt 2,23 EU erklärt dazu:
- (Josef) kam und wohnte in der Stadt, die Nazaret heißt, damit erfüllt würde, was die Propheten gesagt haben: Er soll Nazarener heißen.
Doch diese Verheißung kennt der Tanach nicht. Auch wird der Zusatz mit Nazoraios variiert (Lk 18,37 EU; Apg 3,6 EU; 4,10 EU; 6,14 EU; 22,8 EU): So nannten die Mandäer die Lehrer ihrer Taufriten. Auch Jesus (Joh 19,19 EU) und die Christen (Apg 24,5 EU) nannte man anfangs Nazoräer: eventuell weil er und einige seiner Jünger früher zu Johannes dem Täufer gehörten und auch tauften.
Nach Mark Lidzbarski bezogen erst die Evangelisten diesen Ausdruck irrtümlich oder bewusst auf den Ort Nazaret (z. B. in Mt 26,71 EU). Dabei könnten sie dessen aramäische Namensform Nasraja – hebr. Nasrat – ins Griechische übertragen haben. Joachim Gnilka leitet Nazarenus zudem vom hebräischen Wort neser ab, das in Jes 11,1 EU den messianischen „Spross“ bezeichnet. Demnach kannte Matthäus semitische Sprachen und rabbinische Auslegungsmethoden.
Die Herleitung von Nasiraios ist dagegen unwahrscheinlich: Ein Nasiräer war ein Asket, der – wie der Täufer – auf strenge kultische Reinheit bedacht war. Er legte einen Eid ab, keinen Alkohol – dazu zählten alle gegorenen Traubensäfte – zu trinken, sich die Haare nicht mehr zu scheren, sich keiner Leiche und keinem Grab zu nähern (Num 6,1–4 EU). Doch Jesus tat all das und lehnte zudem jeden Eid ab (Mt 5,33 ff. EU).
Geburtsort, Geburts- und Todesjahr
Historiker beurteilen die Geburtsgeschichten des NT weitgehend als Legenden, da sie in der Logienquelle und im ältesten Evangelium fehlen, sich untereinander stark unterscheiden und viele legendarische Züge enthalten.[4] Dies gilt auch für das apokryphe Kindheitsevangelium nach Thomas, das von Wundertaten des Knaben Jesus erzählt.
Mt 1–2 und Lk 1–2 wollen Jesus als Messias verkünden und stellen seine Geburt dazu in den Rahmen biblischer Verheißungen. Der unbelegte Kindermord des Herodes (Mt 2,13 EU) etwa erinnert an den Kindermord des Pharao vor Israels Auszug aus Ägypten (Ex 1,22 EU): So wird Jesus wie Moses als Befreier des Gottesvolks dargestellt. Auch der Stern von Betlehem, der orientalische Astrologen zu seinem Geburtsort geführt haben soll (Mt 2,2 EU), verkündet Jesus als kosmischen Erlöser. Ob bei seiner Geburt ein besonderes stellares Phänomen zu beobachten war, ist umstritten.
In Betlehem, einer Kleinstadt nahe Jerusalem, sollte nach biblischer Weissagung der Messias geboren werden (Mi 5,1 EU). Damit bezeugen Mt 2,1.6 EU und Lk 2,4 EU Jesu Abstammung vom König David. Die meisten Historiker nehmen eher an, dass er in Nazaret, dem Wohnort seiner Familie, oder in Kafarnaum, dem Ort seines ersten (Mk 1,21 ff. EU) und wiederholten (Mk 2,1 EU; 9,33 EU; Mt 4,12 EU; Lk 7,1 EU) Auftretens geboren wurde.
Geburtstag und -jahr Jesu waren schon den Urchristen unbekannt. Nach Mt 2,1 EU wurde er vor dem Tod Herodes des Großen (4 v. Chr.) geboren, nach Lk 2,2 EU bei einer „ersten“ römischen Volkszählung unter Quirinius. Dieser wurde jedoch erst 6 n. Chr. Statthalter Syriens und Judäas. Eine frühere Steuererhebung dort ist unbekannt, aber auch nicht auszuschließen. Die christliche Zeitrechnung, die das Jahr Null auf Jesu Geburtsjahr legen wollte, beruht auf einem Rechenfehler.
Auf Jesu Kindheit und Jugend betzieht sich nur Lk 2,41–52 EU; sonst stellen die Evangelien nur sein Auftreten in seinen letzten Lebensjahren dar. Zu dessen Beginn soll er 30 Jahre alt gewesen sein (Lk 3,23 EU). Sein Todesjahr ist nicht überliefert und die Angaben des Todestags sind widersprüchlich. Nach allen Evangelien wurde Jesus am Vortag eines Schabbat an einem Passafest gekreuzigt. Dieser Tag war nach den synoptischen Evangelien der erste Tag des Passafestes (15. Nisan) und nach dem Johannesevangelium der Rüsttag des Passafestes (14. Nisan). Nach kalendarischen Berechnungen wurden sich die Jahren 27, 31 und 34 für die synoptische Chronologie ergeben, und die Jahren 30 und 33 für die johanneische.[5] Demnach wurde Jesus etwa 34 bis 40 Jahre alt.
Sprache
Als galiläischer Jude sprach Jesus im Alltag die westliche Variante des Aramäischen, der Reichssprache der Assyrer, die die Perser in Israel eingeführt hatten. Das bestätigen einige aramäische Jesuszitate im NT.
Hebräisch wurde in Palästina zur Zeit Jesu kaum noch gesprochen. Griechische, nicht jedoch hebräische oder aramäische Namen wurden damals in andere Sprachen übersetzt. Jesus kann aber Hebräisch beherrscht haben, da der Tanach – Israels Heilige Schrift – darin abgefasst war und er diesen häufig – wenn auch teilweise frei – zitierte.
Ob er zudem Griechisch beherrschte, die damalige Verkehrssprache im Osten des Römischen Reichs, ist unbelegt. Die ins Griechische übersetzte Bibel, die Septuaginta, lasen wohl nur hellenistisch gebildete Angehörige der jüdischen Oberschicht.
Ob man griechische Ausdrücke und Redewendungen ins Aramäische zurück übersetzen kann, ist ein wichtiges Kriterium für die Suche nach „echten“, anfangs mündlich tradierten Jesusworten (Joachim Jeremias). So versucht man, seine eigene Verkündigung von urchristlicher Deutung zu unterscheiden.
Familie
Jesus war nach Mk 6,3 EU und Lk 1,27 EU das erste Kind von Maria und galt nach Lk 4,22 EU als Sohn von Josef, beide aus Nazaret. Seine Stammbäume (Mt 1; Lk 3) betonen seine väterliche Abstammungslinie und stellen ihn als Nachkommen des Königs David dar (Röm 1,3 EU). Erst spätere Texte betonen, Jesus sei vom Heiligen Geist gezeugt worden (Mt 1,18 EU; Lk 1,35 EU). Dies sahen Urchristen jüdischer Herkunft nicht unbedingt als Gegensatz zur natürlichen Zeugung. Sie nannten Maria im NT parthenos, was in der Septuaginta sowohl „junge Frau“ als auch „Jungfrau“ bedeutet.
Matthäus weist auf die Jungfrauengeburt der Maria hin: Nach Mt 1,19 EU glaubte Josef, Jesus sei unehelich gezeugt, bis ein Engel ihm den wahren Sachverhalt erklärt habe (Mt 1,20 EU). Einige Stellen des jüdischen Talmud stellen einen Jesus als uneheliches Kind dar; ob sie sich auf den Nazarener beziehen, ist jedoch fraglich. Der Historiker Gerd Lüdemann greift diese These auf und vermutet im Anschluss an Celsus, ein Römer habe Maria vergewaltigt. Daraus erklärt er Jesu Benennung als „Sohn der Maria“ anstelle des üblichen „Jeschua ben Josef“ und seine Außenseiterrolle in seiner Heimatstadt. Urchristen hätten dies zur göttlichen Herkunft umgedeutet.
Nach Mk 6,3 EU hatte Jesus vier Brüder – Jakobus, Joses (= Josef, Mt 13,55 EU), Judas, Simon – und eine unbekannte Zahl Schwestern, deren Namen nicht überliefert sind. „Brüder“, seltener auch „Schwestern“, kann im biblischen Umfeld aber auch Vettern und andere Verwandte einer Sippe bezeichnen (siehe dazu Geschwister Jesu).
Laut Lk 2,43 EU ging Jesus schon als Junge zur Familie auf Distanz, um im Jerusalemer Tempel mit Schriftgelehrten zu diskutieren. Nach seiner Taufe erwähnen die Evangelien seinen Vater nicht mehr: dafür nun öfter Kafarnaum, wo Jesus zuerst auftrat. Nach Mt 4,12 f. EU zog er zu Beginn seines Auftretens dorthin um; Mt 9,1 EU nennt den Ort „seine Stadt“.
Das vierte der Zehn Gebote – Ehre Vater und Mutter (Ex 20,12 EU) – verlangte damals die Fürsorge des ältesten Erben für seine Sippe. Doch zu Jesu Nachfolge gehörte das Aufgeben der familiären Bindungen. Sein Umherziehen, Predigen und Heilen ließ zwar die Schar seiner Anhänger wachsen, provozierte jedoch Konflikte mit seinen Verwandten. Sie versuchten, ihn zurückzuhalten und erklärten ihn für verrückt (Mk 3,21 EU). In diesen Kontext gehören Aussagen wie Mk 3,33–35 EU:
- Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er schaute auf die, die rings um ihn saßen und sagte: Siehe, ihr seid meine Mutter und meine Brüder! Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Bei anderer Gelegenheit mahnte er (Mt 10,37 EU):
- Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner (Nachfolge) nicht wert …
oder noch schärfer (Lk 14,26 EU):
- Wer zu mir kommt und seine Eltern, Kinder, Geschwister und dazu sein eigenes Leben nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein.
Er hob damit das 4. Gebot nicht auf (Mk 7,10 f. EU), legte es aber konträr zur jüdischen Tradition aus: Achte nur die als deine Angehörigen, die Gottes Willen tun. In Nazaret stieß seine Lehre auf Ablehnung (Mk 6,1–6 EU):
- Ist das nicht der Bauhandwerker, Marias Sohn …? Und sie waren verärgert über ihn. Jesus aber sagte zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Heimat, bei seiner Sippe und in seinem Ort.
Daraufhin verließ er seine Heimatstadt (Mk 6,6 EU) und kehrte wohl auch nicht mehr dorthin um. Aber Frauen aus Jesu näherer Umgebung sorgten für ihn und die übrigen Männer auf ihrem Weg (Mk 1,31 EU). Sie blieben bis zum Ende bei ihm (Mk 15,41 EU), so nach Joh 19,26 f. EU auch seine Mutter. Er soll noch am Kreuz für ihr Wohlergehen gesorgt haben, indem er sie einem anderen Jünger anvertraute.
Obwohl es zu Lebzeiten Jesu hieß: Seine Brüder glaubten nicht an ihn (Joh 7,5 EU), gehörten einige seiner Brüder und Jesu Mutter nach Ostern zu den ersten Christen (Apg 1,14 EU; [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kor]] 9,5 EU). Sein ältester Bruder Jakobus wurde wegen einer eigenen Auferstehungsvision ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kor]] 15,7 EU) sogar Leiter der Urgemeinde (Gal 2,9 EU). Paulus lernte ihn und andere Verwandte Jesu dort persönlich kennen (Gal 1,19 EU).
Jugend, Ausbildung, Beruf
Die Evangelien machen nur wenige Angaben zu Jesu Jugendzeit und Ausbildung. Als erster Sohn einer frommen jüdischen Familie lernte er den Beruf seines Vaters (Mk 6,3 EU; Mt 13,55 EU). Josef war Bauhandwerker (griech. τεκτων; früher oft irreführend als „Zimmermann“ übersetzt), also wohl im Haus- und Schiffsbau tätig. Als Junge musste Jesus vermutlich beim Broterwerb für die Familie helfen (Lk 2,51 EU). Dass er selbst dieses Handwerk ausübte, ist jedoch unbelegt.
Der Historiker Willibald Bösen nahm an, dass Jesus mit Josef im nahegelegenen Sepphoris arbeitete, da das Dorf Nazaret einer mindestens siebenköpfigen Familie (Mk 6,3 EU) nicht genug Lebensunterhalt geboten hätte.[6] Dem hielt Sean Freyne entgegen, dass Jesus die von Herodes Antipas erbauten und beherrschten Städte bewusst mied, da sie frommen Juden als unrein galten und die Herodianer ihn später als Anhänger des Täufers Johannes verfolgten (Mt 14,13 EU).[7]
Nach Lukas hatte Jesus schon mit zwölf Jahren gute mündliche Bibelkenntnis (Lk 2,46 f. EU). Diese erwarben sich Kinder ärmerer jüdischer Familien, die keine Schriftrollen besaßen, durch regelmäßigen Besuch einer Synagoge. Nur dort konnten Toraschüler auf dem Land damals auch lesen und schreiben lernen. Dass Jesus lesen konnte, legt Lk 4,16 EU nahe: Danach las er in der Synagoge von Nazaret aus der Tora vor, bevor er sie auslegte. Auch nach Mk 6,2 f. EU predigte Jesus dort; jedoch betont das älteste Evangelium gerade, dass die Hörer Jesus als Bauhandwerker das Predigen nicht zutrauten und dieses sich von der traditionellen Schriftauslegung unterschied. Ähnlich wunderten sich die Hörer in Joh 7,15 EU: Wie kann dieser die Schrift verstehen, obwohl er es nicht gelernt hat?
Doch Jesu häufige Frage an seine Hörer Habt ihr nicht gelesen …? (Mk 2,25 EU; 12,10.26 EU; Mt 12,5 EU; 19,4 EU u. a.) setzt voraus, dass er zumindest lesen konnte. Nach Joh 8,6.8 EU schrieb oder zeichnete Jesus im Verfahren gegen eine Ehebrecherin mit dem Finger auf den Boden; was, wird nicht gesagt.
Jesu Predigt- und Argumentationsstil ist rabbinisch (Halacha und Midraschim). Seine Sabbatheilungen (Mk 2–3) und der Vorrang der Nächstenliebe vor allen übrigen Geboten (Mk 12,28 ff. EU) ähneln den vorherigen Lehren des Hillel, seine Armenfürsorge, seine Heilwunder und die Tateinheit von Beten und Almosengeben dem Auftreten von Chanina Ben Dosa (ca. 40–70), dem berühmtesten Vertreter des galiläischen Chassidismus. Daher ordnen NT-Forscher Jesu Tora-Auslegung heute ganz in das damalige Judentum ein. Jüdische Exegeten wie Pinchas Lapide folgern daraus, er müsse eine Toraschule besucht haben.[8] Möglich ist auch, dass Johannes der Täufer ihn eingehender unterrichtete.
Seine ersten Jünger nannten Jesus „Rabbi“ (Mk 9,5 EU; 11,21 EU; 14,45 EU; Joh 1,38.49 EU; 3,2 EU; 4,31 EU u. a.) oder „Rabbuni“ (Mk 10,51 EU; Joh 20,16 EU). Die aramäische Anrede bedeutet „mein Meister“ und entsprach dem griechischen διδασκαλος für „Lehrer“. Sie drückte Ehrerbietung aus und gab Jesus denselben Rang wie den Pharisäern, die sich ebenso bezeichneten (Mt 13,52 EU; Mt 23,2.7 f. EU) und für die Deutung mosaischer Gebote zuständig waren. Ein Rabbi lebte von einem gewöhnlichen Handwerk, nicht vom Lehren.
Jesu Wirken
Johannes und die Taufe im Jordan
Nach allen Evangelien begann Jesus nach seiner Begegnung mit dem Täufer Johannes öffentlich aufzutreten. Er ließ sich von ihm taufen; dieses Ereignis deuten die Synoptiker als Gottes Berufung Jesu zu seinem geistbegabten „Sohn“ (Mk 1,11 EU), der damit das Gottesvolk Israel vertritt (Hos 11,1 EU).
Johannes wird in den Evangelien als Bußprediger und Prophet mit eschatologischen und messianischen Erwartungen dargestellt (Mt 3,7–12 EU; Lk 3,7–9 EU). Nach dem Lukasevangelium stammte er aus einer Priesterfamilie (Lk 1,5 EU) und lebte abseits bewohnter Gegenden als Wüstenasket (Lk 1,80 EU). Die von ihm vollzogene Taufe bot die Vergebung und setzte ein Bekenntnis der Sünden voraus (Mk 1,4–5 EU). Durch Josephus Flavius (Ant. 18,116–119) wird dagegen Johannes mit den Zügen eines hellenistischen Philosophen und die Taufe als ein Ritual für die Reinigung des Körpers dargestellt.[9]
Nach Mk 1,7 EU und Lk 3,16 EU kündigte Johannes einen „Stärkeren“ und eine Geist- bzw. Feuertaufe an. Umstritten ist, ob sich dies auf Gottes Endgericht oder eine weitere Mittlergestalt bezog, so dass die Urchristen es später auf Jesus beziehen konnten. Nach Mt 11,2 ff. EU (Bist du der Kommende?) erwartete der bereits inhaftierte Täufer offenbar einen irdischen Messias.
Nach Joh 3,22 ff. EU hat Jesus eine Weile parallel zu Johannes getauft. Eventuell lernte er die Brüder Simon Petrus und Andreas bei ihm kennen und warb sie ihm ab (Joh 1,35–42 EU). Daraus kann man Nähe und Austausch, aber auch Konkurrenz zwischen beiden Gruppen folgern (Joh 4,1 EU).
Jesus predigte Gottes Reich dann auf andere, offenbar attraktivere Art: als gnädige Zuwendung zu den Armen und Sündern. Er übernahm den endgültigen Umkehrruf von Johannes, lehnte aber das Fasten, die Askese für seine Jünger ab (Mk 2,16–19 EU), pflegte die Tischgemeinschaft mit Gruppen, die nach der geltenden Tora-Auslegung als „Unreine“ galten, und heilte gerade die, die Gottes Gericht verfallen gewesen wären. Daraus wollte er ganz Israel, nicht bloß ein „reines“ Restisrael retten.
Die Evangelien betonen durchweg die Vorläuferrolle des Täufers gegenüber Jesus. Sie sehen in ihm den letzten Propheten des Alten Bundes vor der Ankunft des geistbegabten Messias (Mk 8,28 f. EU). Sie betonen den Zeugnischarakter seiner Botschaft (Joh 1,7 f. EU) gegenüber dem ihm überlegenen endgültigen Heilsbringer (Mt 3,11 EU).
Gebiet des Auftretens
In der zeitgenössischen historischen Jesusforschung der sogenannten „third quest“ gilt Jesus als Wanderprediger oder „Wandercharismatiker“, der einem „charismatischen Milieu“ in der damaligen Galiläa einzuordnen sei und dessen Lebensstil im Urchristentum weitergeführt worden sei.[10] Er sah sich nur zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“ gesandt (Mt 10,5 EU; 15,24 EU). Doch seine Reisewege lassen sich nicht mehr genau rekonstruieren. Viele Ortsangaben der Evangelien sind redaktionell und spiegeln bereits die Ausbreitung des Christentums zu ihrer Abfassungszeit (Karl Ludwig Schmidt).
Dennoch begrenzte sich Jesu Wirken erkennbar zunächst auf das Nordufer des Sees Genezareth zwischen Kafarnaum, Magdala, Bethsaida und Chorazim. Weiter südlich wirkte er in Nazaret, Kana und Nain. Er wirkte auch im heutigen Westjordanland westlich des Sees Genezareth (Gerasa, Mk 5,1 EU) sowie im heutigen Südlibanon (Tyros und Sidon, Mk 7,24 EU). Eventuell streifte er auch durch Samaria (Joh 4,5 EU gegen Mt 10,5 EU). Diese Provinz Palästinas gehörte früher zum Nordreich Israel, das den Jerusalemer Tempelkult im Südreich Juda ablehnte.
Von Römern und Herodianern erbaute Städte wie Sepphoris, Tiberias und Cäsarea Philippi (Mk 8,27 EU) betrat Jesus laut NT nicht, wohl weil fromme Juden die Besatzer ablehnten und die Herodianer ihn verfolgten (Mk 3,6 EU). Daher wundert es nicht, dass damalige römische Quellen ihn nicht erwähnen.
Im Haus des Petrus in Kafarnaum wurde er aufgenommen (Mk 1,29 EU) und kehrte dorthin öfter von seinen Reisen zurück (Mk 2,1 EU; 9,33 EU), so dass der Ort als „seine Stadt“ (Mt 9,1 EU) galt. Dieses Fischerdorf lag damals genau an der Grenze zwischen dem Gebiet des Herodes Antipas und des Philippus. Vielleicht wählte Jesus hier sein Hauptquartier, weil er vor herodianischer Verfolgung über die Grenze fliehen konnte (Lk 13,31 ff. EU).
Archäologen (V. Corbo, H. Charlesworth) haben in Resten ärmlicher Häuser aus dem 1. Jahrhundert Angelhaken und Kalkinschriften gefunden, die Jesus mit verschiedenen Hoheitstiteln und Petrus nennen und die auf eine kultische Verwendung eines dieser Häuser hinweisen. Man nimmt an, dass hier bereits in frühchristlichen Zeit das Haus des Petrus vermutet oder lokalisiert wurde.[11]
Verkündigung des Gottesreichs
Nach allen Evangelien begann Jesus nach der Festnahme des Täufers durch Galiläas Dörfer zu ziehen und verkündete wie dieser das unmittelbar bevorstehende „Reich Gottes“ (Mk 1,14 ff. EU). Damit folgte auch er Israels Prophetie, die seit Amos (Am 5,18 ff. EU, etwa 800 v. Chr.) einen „Gerichtstag“ Gottes als endzeitliche Befreiung von allen ungerechten irdischen Verhältnissen angekündet hatte.
Jesus erneuerte diese jüdische Heilserwartung, indem er sie auf sich bezog: In seinem Handeln und Dasein sei Gottes Reich schon angebrochen (Lk 7,22 EU; 17,21 EU; vgl. Mt 11,4–5 EU). Er knüpfte vor allem an Heilsansagen der Exilspropheten Deuterojesaja (Jes 40–55) und Tritojesaja (Jes 56–66, ab etwa 530 v. Chr.) an. Nach Lk 4,17–21 EU wollte er diese erfüllen und den „Armen“ das Reich Gottes verkünden: Das sah er als seine ihm von Gott aufgetragene Sendung an.
Nach sozialgeschichtlichen Untersuchungen lebten die meisten Juden damals in großer Armut: Sie litten unter Ausbeutung, Abgaben für Rom und den Tempel, täglicher römischer Militärgewalt, Arbeitsmangel, Schuldversklavung, Hunger, Epidemien und sozialer Entwurzelung.[12] Sie werden demgemäß im NT durchweg als ptochoi – recht- und besitzlose „Bettelarme“ – bezeichnet. Aus ihren Lebensumständen erklärt z. B. Gerd Theißen viele Texte der Logienquelle, die die prophetische Zukunftserwartung einer Revolution Gottes zu Gunsten der Besitz- und Rechtlosen erneuerten.[13]
Dazu gehören Aussagen, wonach Jesus das „Gnadenjahr“ des allgemeinen Schuldenerlasses zusagte (Lk 4,18–19 EU), das die regelmäßige gerechte Umverteilung des Grundbesitzes einschloss (Lev 25; Dtn 15). [14] An dieses Erbrecht jedes Israeliten erinnerte schon Elija den König Israels ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kön]] 21,20 EU); im Babylonischen Exil wurde das Erlassjahr Bestandteil der prophetischen Zukunftsverheißung (Jes 61,1–7 EU; 65,21 f. EU).
Die Bergpredigt (Mt 5–7) stellt Matthäus als „Lehre“ Jesu dar (Mt 5,2 EU). Einigen Studien zufolge gehe sie wahrscheinlich auf judenchristlichen Zusammenfassungen der Lehre Jesu zurück, die Mattäus unverändert übernommen habe.[15] Die „Seligpreisungen“ (Makarismen) gelten als Eigenverkündigung Jesu. Sie sagten dem ganzen angeredeten Volk ohne Vorbedingung zu (Lk 6,20 EU):
- Glücklich ihr Armen, denn euch gehört Gottes Reich!
Sie versprachen den Leidenden, Machtlosen und Verfolgten die Überwindung ihrer Not, so dass sie auch das Erdreich besitzen würden (Mt 5,3–10 EU). Dies war als prophetische Auslegung des 1. Gebots (Ex 20,2 EU) zu verstehen: Weil Gott der Sklavenbefreier ist, bringt sein Reich den Armen umfassende Gerechtigkeit.
Die in der lukanischen „Feldrede“ (Lk 6,20–49 EU) sinngemäß ergänzten Weherufe an die Reichen werden meist nicht als originär angesehen, da Jesus etwa nach Lk 19,1–10 EU auch reichen Zöllnern Vergebung schenkte. Nach Mk 10,21 EU lud er einen Großgrundbesitzer zum Besitzverkauf zu Gunsten der Armen ein, um ihn zur Nachfolge zu befreien: Dies ist als „Einlassbedingung“ für Gottes Reich formuliert.
Die Heilszusagen für die Armen enthielten einen indirekten Messiasanspruch, da der Messias in Israels Prophetie Gottes Recht auf Erden durchsetzen soll. Demgemäß wies Jesus den Täufer nach dessen Messiasfrage („Bist du der Kommende?“) auf sein Wirken sein, in dem sich die prophetischen Verheißungen erfüllten (Mt 11,2–5 EU). Diese Verbindung von Gottes weltveränderndem Kommen mit Jesu gegenwärtigem Handeln, das die Situation der Angeredeten bereits veränderte, unterschied seine Predigt von jüdischen Traditionen seiner Umgebung.
Der Begriff „Reich Gottes“ wurde in der Christentumsgeschichte sehr verschieden gedeutet. Schon bald wurde die Spannung der „sich realisierenden Eschatologie“ Jesu (C. H. Dodd, W. G. Kümmel) zu Gunsten einer bloß jenseitigen Erlösung oder innerlichen Heilspräsenz aufgelöst. Dahin tendieren schon manche Aussagen im NT (Joh 18,36 EU). Oft wurden Jesu Heilszusagen daher als rein kirchliches Gnadenangebot oder mystische Erfahrung oder sozialpolitische Forderungen ohne Bezug auf Gott gedeutet. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte Albert Schweitzer die apokalyptische Dimension der Botschaft Jesu wieder.
Heiltätigkeit und Wunder
Hauptartikel: Wunder Jesu
Die Evangelien überliefern eine Vielzahl verschiedenartiger Wundertaten Jesu, vor allem Heil-, Geschenk-, Rettungs-, Normenwunder und Totenerweckungen. Die bei Markus häufigen Exorzismustexte lassen auf damals unheilbare Krankheiten wie Lepra, Grauen Star, Taubstummheit, Epilepsie, Schizophrenie schließen. Solche Kranke galten als „von unreinen Geistern besessen“ (Mk 1,23 EU). Man vermied Umgang und Berührung mit ihnen, verstieß sie oft aus bewohnten Orten und brachte sie damit in Todesgefahr (Adolf Holl).
Jesu Zuwendung zu ihnen gilt dem NT daher bereits als Wunder. Einige Texte betonen das dramatische Kampfgeschehen mit der Feindmacht, das den Sohn Gottes als Sieger erweist (Mk 1,25 f. EU), sogar über den Tod (z. B. Mk 5,41 EU; Joh 11,43 f. EU). Andere betonen das Heilen durch Nähe (Mk 1,31 EU), Berührung (Mk 1,41 EU), Handauflegen oder Speichel (Mk 7,32 f. EU), auch verbunden mit Schuldvergebung (Mk 2,5 EU). Hinzu kommen soziale Aspekte: Jesus führt den Kranken aus dem Dorf und heilt ihn getrennt von seiner Umgebung (Mk 8,23 EU). Manche sendet er verwandelt dorthin zurück (Mk 5,19 EU), andere nicht (Mk 8,26 EU). Dem Bedürftigen wird das Heil ohne Vorleistung geschenkt (Mk 3,3 EU); Jünger wie Zuschauer aber werden zum Glauben ermahnt (Mk 9,19.25 EU). Demnach heilte Jesus den Einzelnen, indem er ihn Gottes bedingungslose Gnade spüren ließ, seine gesamte Lebensorientierung radikal umwandelte, wo möglich, auch seine krankmachende Umgebung veränderte und so den Geheilten neue Lebenschancen eröffnete. Diese Tätigkeit galt auch Nichtjuden (Mk 7,24 ff. EU; Mt 8,5–13 EU; Lk 7,1–10 EU).
Jesus verstand sein Heilwirken nach meist für echt gehaltenen Jesusworten als Angriff auf die Herrschaft des Bösen über das Gottesvolk und zeichenhaften Beginn des Reiches Gottes (Mk 3,27 EU; Lk 11,20 EU). In Israel galten besondere Heilkräfte jedoch meist als Magie und Zauberei, die auf den Teufel zurückgeführt wurden (Mk 3,22 EU). Seine „Vollmacht“ brachte Jesus daher auch Misstrauen, Neid, Abwehr ein. Seine Heilerfolge sollen Tötungspläne seiner Gegner ausgelöst haben (Mk 3,6 EU; Joh 11,53 EU).
Die NT-Forschung geht heute davon aus, dass zumindest Exorzismus- und Therapietexte einen historischen Kern haben, viele Wundertexte aber erst im Urchristentum nach volkstümlichen und nachösterlichen Motiven gestaltet und ergänzt wurden. Wunderberichte waren in der Antike keine Seltenheit. Laut G. Theißen wurden nirgends in der Antike von einer Person so viele Wunder berichtet wie von Jesus. Nur er habe dem Glauben der Geheilten die Heilwirkung zugesprochen („Dein Glaube hat dich gerettet“: Mk 5,34 EU; 10,52 EU; Lk 17,19 EU u. ä.) und diese als Zeichen einer umfassenden Glaubenshoffnung verstanden. Dies sei nicht ohne sein Eigenwirken zu erklären.[16]
Tora-Auslegung
Nach den unbedingten Heilszusagen erinnert die Bergpredigt Jesu Nachfolger an Israels Auftrag, als Volk Gottes „Licht der Völker“ zu sein (Mt 5,14–16 EU; Jes 42,6 EU), indem es die Tora vorbildlich erfüllt. Mt 5,17–20 EU betont demgemäß, dass Jesus alle überlieferten Toragebote bis ins Kleinste erfüllen, nicht aufheben wollte und Christen die Juden darin übertreffen sollen. Ob Jesus selbst das so sah, ist umstritten. Einige Gebote verschärfte er, andere entschärfte er, wieder andere relativierte er so, dass sie im Urchristentum teilweise aufgehoben wurden. Dies wird heute aber nicht mehr als Kontrast zum Judentum, sondern als innerjüdisch mögliche Toradeutung aufgefasst.
Wie andere Rabbiner gab Jesus Nächstenliebe den gleichen Rang wie Gottesfurcht und ordnete sie damit den übrigen Torageboten über (Mk 12,28–34 EU). Darum lud er gerade die in Gottes Reich ein, die nicht alle Gebote erfüllen konnten und daher verachtet wurden (Mk 2,17 EU):
- Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Gemeint waren beispielsweise jüdische „Zöllner“, die für die Römer Steuern eintrieben, oft dabei ihre Landsleute übervorteilten und daher gehasst und gemieden wurden. Jesus lud sie zum Teilen mit den Armen ein (Lk 19,8 EU) und verschärfte das 1. Gebot in diesen Sinne: Schon das Anhäufen von Besitz breche es (Mt 6,19.20.24 EU). Erst mit der Besitzaufgabe für die Armen erfülle der toratreue Reiche alle Gebote des Dekalogs so, dass er zur Nachfolge frei werden könne (Mk 10,17–27 EU).
Die „Antithesen“ legen die Zehn Gebote (Ex 20,2–17 EU) und das Vergeltungsrecht (Ex 21,23 f. EU) aus. Jesus bezog sie über den Wortlaut hinaus auf die innere Einstellung als Ursache des Vergehens: Das Tötungsverbot (Ex 20,13 EU) breche schon der, der seinem Nächsten bloß zürnt, ihn beschimpft oder verflucht. Er ziehe damit Gottes Zorngericht auf sich. Darum solle die zwischenmenschliche Aussöhnung dem Opfern im Tempel vorausgehen (Mt 5,21–26 EU). Ehebruch (Ex 20,14 EU) begehe schon, wer als verheirateter Mann eine andere Frau begehrt (Mt 5,27–30 EU). Missbrauch des Gottesnamens (Ex 20,7 EU) und Lüge (Ex 20,16 EU) sei bereits jeder Eid, nicht erst ein Meineid (Mt 5,33–37 EU).
Weil Gottes Schöpfungstreue (Gen 8,22 EU) das Vergeltungsgebot (Gen 9,6 EU) entkräftet, soll Feindesliebe die Nächstenliebe überbieten: Gerade auch die Verfolger Israels und der Nachfolger seien als Nächste zu segnen, nicht zu hassen. Sie sollen übermächtiger Gewalt durch unerwarteten Gewaltverzicht begegnen, Feinde mit Fürsorge und freiwilligem Entgegenkommen überraschen und so „entfeinden“ (Pinchas Lapide). Damit erinnerte Jesus seine Zuhörer an Israels Aufgabe, alle Völker zu segnen (Gen 12,3 EU), um auch sie von Gewaltherrschaft zu befreien (Mt 5,38–48 EU).
Für seine Jünger relativierte Jesus auch die Reinheitsgesetze (Mk 7,15 EU). Er brach das Gebot der Sabbatruhe, indem er demonstrativ am Sabbat heilte (Mk 3,1–5 EU), und erlaubte seinen Jüngern, auch dann Nahrung zu sammeln, also das zum Überleben Nötige zu tun (Mk 2,23–28 EU). Dies soll er so begründet haben (v. 27):
- Der Sabbat ist für den Menschen, nicht der Mensch für den Sabbat da!
So lehrte später auch der Talmud: Lebensrettung verdrängt Toragebot.
In den Beispielen spiegelt sich die damalige, von Hunger, Ausbeutung und Gewalt bedrohte Lage der Juden. Die Besatzer benutzten sie als Lastesel und schlugen die, die sich weigerten. Jesus nannte diese Unterdrückung seiner Mitjuden „das Böse“, rief aber dazu auf, auf Gegengewalt zu verzichten (Mt 5,39 EU). Er erhöhte keine Strafen, sondern deckte das gnadenlose Verurteilen anderer auf, um es zu überwinden und Gottes Volk vor Krieg und Untergang zu retten (Mt 7,1–6 EU):
- Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Gerichte waren in römischer und sadduzäischer Hand, Rechtsbeistand konnten Arme dort kaum erwarten. Nach Joh 8,1–11 EU rettete Jesus eine Ehebrecherin vor der Steinigung, indem er ihren Anklägern deren eigene Schuld bewusst machte (v. 7):
- Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!
Obwohl manche der ältesten Handschriften diesen Text nicht enthalten, wird er oft für original gehalten: Details wie das Schreiben oder Zeichnen auf dem Boden seien unerfindbar, die Aussage stimme mit echten Jesusworten wie Mt 7,1 EU überein. [17] Dies konnte als Entkräftung der Todesstrafe (Lev 20,10 EU) wirken.
Anhänger
Von Beginn seines Auftretens an gewann Jesus Nachfolger (Mk 1,14 ff. EU), die wie er Beruf, Familie, Besitz verließen (Mk 10,28–31 EU) und mittel- und waffenlos umherzogen (Mt 10,5–15 EU). Denn sie gehörten zum einfachen Volk, das verarmt und vielfach vom Hunger bedroht war. Ihre Aufgabe war identisch mit Jesu Wirken: Sie sollten Gottes Reich verkünden, Kranke heilen, Dämonen austreiben und Gottes Segen weitergeben. Beim Betreten eines Hauses grüßten sie mit dem Friedensgruß „Schalom“: Dies stellte die ganze Sippe unter Gottes Schutz. Waren sie nicht willkommen, dann verließen sie den Ort, reinigten sich von dessen Staub und überließen ihn Gottes Gericht, ohne zurückzukehren.
Die Gefahr für diese Wanderbettler war nicht das Festhalten von Besitz, sondern das Aufgeben ihrer Mission für ein gesichertes Existenzminimum (Mt 6,25–33 EU). Mk 2,23 ff. EU zufolge lasen sie am Sabbat Ähren von abgeernteten Feldern auf. Jesus heilte bewusst auch am Sabbat und erlaubte den Bruch der Sabbatruhe bei Lebensgefahr (Mk 3,4 EU), da Gesetze für den Menschen gemacht seien, nicht umgekehrt (Mk 2,27 EU).
Das soll den Plan seiner Gegner, ihn zu töten, ausgelöst haben (Mk 3,6 EU). Aber gerade Pharisäer wie Hillel erlaubten schon vorher Lebensrettung und Wohltätigkeit für die Armen auch am Sabbat. Sie wollten die Tora im Alltag flexibler anwenden. Dazu ergänzten sie die Bibel durch die mündliche Auslegung verschiedener Pharisäerschulen, die später in der Mischna zusammengefasst wurde.
Die Evangelien stellen die Pharisäer überwiegend negativ und zum Teil falsch dar. Historiker erklären das aus ihrer Entstehungszeit: Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. gewannen die Pharisäer die Führung des Judentums und grenzten die Christen aus, da diese sich bereits gegen die volle Weitergeltung der Tora und für die Völkermission entschieden hatten. Daraufhin grenzten die Evangelien sich ebenfalls polemisch gegen die Pharisäer ab, obwohl Jesus ihnen nahe stand.
Frauen
Jesu Verhalten zu Frauen war im patriarchalischen Judentum damals neu und ungewöhnlich (Hanna Wolff). Auch sie folgten ihm von Beginn an nach (Mk 1,31 EU). Seine Heilwunder galten oft gerade Frauen, die gesellschaftlich ausgegrenzt wurden, z. B. Huren, Witwen, Ausländerinnen oder Kranken. Viele, die er geheilt hatte, versorgten ihn und die Männer (Lk 8,2–3 EU). Maria Magdalena stand ihm nach Joh 11–12 EU; 20,16 EU besonders nahe.
Die biblische und rabbinische Tradition betont die Einehe als den legitimen Ort für Sexualität. Der Scheidebrief (Dtn 24,1 EU) sollte geschiedene Frauen vor Ehrverlust schützen, erlaubte aber auch, sie zu verlassen. Obwohl Männer selbst fremdgingen, erwarteten sie unberührte Ehefrauen. Verstoßene Frauen waren daher praktisch recht- und mittellos und oft zur Prostitution gezwungen, die wiederum als todeswürdig galt.
Jesus entzog dieser männlichen Doppelmoral die Rechtfertigung, indem er verheirateten Männern „Seitensprung“ (Mt 5,27–32 EU) und Ehescheidung (Mk 10,1–12 EU) verbot. Doch er gebot seinen Jüngern nicht die Eheschließung, sondern ließ um ihrer Aufgabe willen Ehelosigkeit zu (Mt 19,12 EU). Als ausgebildeter Rabbi wäre er laut Mischna zum Heiraten verpflichtet gewesen. Doch eine Partnerin Jesu erwähnt nur das späte apokryphe Philippusevangelium. Da er dem Verkünden des Reiches Gottes Vorrang vor allen weltlichen Bindungen gab (Mt 6,33 EU), kann er unverheiratet und sexuell enthaltsam umhergezogen sein. Eventuell wurde die Erinnerung an eine Freundin Jesu aber auch später getilgt, da sie nicht zum Bild des Gottessohns passte (Luise Schottroff).
Die Frau wird auch in der urchristlichen Verkündigung hochgeschätzt. Jesu Stammbaum (Mt 1,1–17 EU) erinnert bewusst an weibliche Außenseiter in Israels Erwählungslinie: Judas Schwiegertochter Tamar (Gen 38), die als Hure geltende Rahab (Jos 6,25 EU; vgl. Heb 11,31 EU und Jak 2,25 EU), die Moabiterin Ruth und Batseba, die Witwe des ermordeten Urija. Eine Frau salbte Jesus vor seinem Tod (Mk 14,3–9 EU). Nachfolgerinnen waren nach allen Evangelien die letzten Zeugen seines Todes, entdeckten sein leeres Grab und bezeugten als erste seine Auferweckung.
Gegner
Zum damaligen Judentum gehörten neben den schon erwähnten Mandäern, Essenern, Pharisäern und Samaritanern weitere, oft miteinander verfeindete Gruppen: Herodianer, Sadduzäer und jüdische Widerstandskämpfer, die sich später Zeloten nannten.
Herodes Antipas, ein von Rom eingesetzter König aus dem zwangsjudaisierten Idumäa (Südjudäa, früher Edom), regierte damals Galiläa und Judäa. Er nahm eine bereits verheiratete Nichte als Zweitfrau, ließ den Täufer Johannes wegen dessen Kritik daran verhaften (Mk 6,17–29 EU). Nach Josephus Flavius wurde dagegen Johannes hingerichtet um einen Aufstand abzuwenden.[18] Sein Vater, Herodes der Große, hatte die Juden mit hohen Steuerabgaben für seine Palastbauten und den Tempelausbau belastet und Widerstand dagegen brutal unterdrückt.[19] Die meisten Juden lehnten die Herodianer daher als von Rom gestützte, nicht toratreue Fremdherrscher ab. Deren Anhänger waren nach Lk 13,31 EU auch Gegner und Verfolger Jesu.
Hauptgegner Jesu aber waren die hellenistisch geprägten, vornehmen Sadduzäer. Als Erben der Leviten durften sie im Rahmen der anfangs toleranten Religionspolitik Roms den Tempelkult in Jerusalem weiterhin verwalten.[20] Sie stellten den Hohenpriester, der sein erbliches Amt auf Zadok zurückführte: jenen Priester, der auf Geheiß König Davids den Tempelerbauer Salomo gesalbt hatte ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kön]] 1,32 EU) und dessen Nachfahren seit der Makkabäerzeit Priesterkönige waren. Im Hinterland war ihr Einfluss zwar geringer; doch setzten sie auch dort mit Hilfe der römischen Besatzungsmacht die Tempelsteuer und Einhaltung der biblischen Reinheits- und Opfergesetze durch. Da Jesus diese für seine Jünger außer Kraft setzte (Mk 7,1–23 EU), wurde ein Konflikt mit ihnen unvermeidbar.
Die jüdische Widerstandsbewegung
Im welchem Ausmaß das Wirken Jesu politisch war, so dass es eine direkte Konfrontation mit den jüdischen oder gar mit den römischen Machthabern implizierte, ist eine Frage, die anhand der verfügbaren Quellen nicht abschließend beantwortet werden kann. In der historisch-kritischen Exegese wird diese Frage mit der der messianischen Erwartungen des antiken Judentums und der eventuellen messianischen Ansprüche Jesu geknüpft.[21] Vielfach ist argumentiert worden, dass angesichts der damaligen Lage Palästinas, in der Aufstände gegen Fremdherrscher wiederholt stattfanden, das Auftreten Jesu politische Erwartungen hervorrufen musste – auch in dem Fall, dass Jesus sie nicht ausdrücklich gefördert habe.[22] G. Theißen hat für möglich gehalten, dass die Evangelien mögliche politische Aspekte von dem Bild Jesu entfernt haben, und die These einer „Symbolpolitik Jesu“ aufgestellt, die in Handlungen wie Exorzismen, Aussendung der Jünger, Einzug in Jerusalem und Tempelreinigung ihren Ausdruck gehabt habe.[23]
Keinen Anhaltspunkt gibt es aber dafür, dass radikale politische Bewegungen wie etwa die Zeloten einen Einfluss auf das Wirken Jesu geübt haben oder dass sie in seiner Gefolgschaft vertreten waren. Dass einer der Anhänger Jesus Simon der Eiferer (der Zelot) in Lk 6,15 EU und Apg 1,13 EU genannt wird, wird eher als Anzeichen dafür betrachtet, dass kein weiterer Zelot in der Gefolgschaft Jesu war.[24] Im übrigen ist nicht als sicher anzunehmen, dass diese Bezeichnung auf die Bewegung der Zeloten anspielt, da die Existenz dieser Bewegung historisch nicht für die Zeit vor dem Jüdischen Krieg (66 n. Chr.) nachweisbar ist.
Jesu Passion
Einzug in Jerusalem
Mit Jesu Einzug zum Passahfest beginnt für die Evangelien seine Leidensgeschichte. Die Festpilger sollen ihn nach einer historischen Passahliturgie als den erwarteten Davidssohn begrüßt haben (Mk 11,9f EU): Gelobt sei das Reich unseres Vaters David! Demnach sahen sie ihn als den ersehnten Retter und neuen König Israels. Daraufhin soll Jesus auf einem zuvor unberittenen Esel in die Stadt geritten sein. Diese Zeichenhandlung erinnerte die Menge an eine Verheißung des Propheten Sacharja: Dieser hatte nach dem Tempelneubau (um 530) einen gewaltlosen Messias der Armen angekündet, der Gottes weltweites Abrüstungsgebot aufrichten und in Israel zuerst durchsetzen würde (Sach 9,9–11 EU).
Jesu Eselsritt widersprach der Erwartung eines machtvollen Herrschers, der die Römer verjagen und ein Großreich Israel wiederherstellen sollte. Demnach wollte er kein kriegerischer Anführer sein, sondern die biblische Prophetie des Völkerfriedens durch Abrüstung (Jes 2,2–4 EU; Mi 4,1–3 EU) gewaltlos zu erfüllen anfangen und so allen Völkern Gottes Reich nahebringen.
Tempelkritik
Der Jerusalemer Tempel spielt in den Evangelien eine wichtige Rolle. Jesus soll sich schon als Junge bei einer Pilgerfahrt seiner Familie tagelang dort aufgehalten haben (Lk 2,42 ff. EU). In Galiläa schickte er Geheilte zu den Priestern, damit diese ihre Gesundung feststellten und sie wieder in die Gesellschaft aufnahmen (Mk 1,44 EU). Seine Tora-Auslegung lehnte die Opfer nicht direkt ab, ordnete sie aber der Nächstenliebe unter (Mt 5,23 f. EU). Indem er im Tempel lehrte, erkannte er diesen als Gotteshaus an. Auch die Tempelsteuer hat er anders als die Kaisersteuer wohl gebilligt (Mk 12,41 ff. EU).
Doch in Jerusalem soll Jesus gegenüber seinen Jüngern (Mk 13,2 par. EU) wie auch öffentlich (Mt 23,38 par. EU) die Zerstörung der Tempelstadt angekündigt haben. Diese Ankündigung beruft sich auf Jeremia (Jer 22,5 EU und 26,6 EU), der die Zerstörung des ersten Tempels (586 v. Chr.) vorhergesagt hatte und dafür von den Priestern fast getötet worden wäre (Jer 26,8 EU).
Nach allen Evangelien vertrieb Jesus kurz darauf die Händler und Geldwechsler aus dem Tempelvorhof für die „Heiden“ (Mk 11,15-19 par. EU; vgl. Joh 2,13-17 EU). Dort wurden Münzen jeglicher Herkunft in Münzen der Tyros-Prägung gewechselt, die die in Judäa landläufige Währung war. Nur dafür konnte man erschwingliche Opfertiere wie Sperlinge oder Tauben kaufen, die dann nur im Tempel dargebracht werden durften.
Die Tempelreinigung zusammen mit Jesu Ankündigung der Zerstörung des Tempels ist vielfach als symbolische, „kultkritische“ Handlung verstanden worden, die die Distanz Jesu gegenüber dem Tempel zeige und der damaligen jüdischen Eliten als Drohung vorkommen musste. So wird auch für historisch gehalten, dass die Tempelreinigung eine Rolle bei dem Zustandekommen der Anklage gegen Jesus gespielt habe.[25]
Der jüdische Historiker Paul Winter hat dagegen für möglich gehalten, dass der historische Hintergrund der Tempelreinigung nicht viel mehr als ein Krawall in einem Marktplatz gewesen sein könnte, die höchstens die materiellen Interessen einzelner Händler getroffen und die Aufmerksamkeit der jüdischen Autoritäten auf Jesus gezogen habe: Angesichts der spannungsreichen Gelegenheit einer Feierlichkeit, der eine große Menschenmenge beiwohnte und wahrscheinlich auch wegen Pressionen von römischer Seite, für die öffentliche Ordnung zu sorgen, sei Jesu Verfolgung – vielleicht nur durch Anzeige an die Römer veranlasst – und seine öffentliche Hinrichtung als geeignetes Mittel angesehen worden, um Unruhen abzuwehren.[26]
Gefangennahme
Von wem Jesu Festnahme ausging, ist umstritten. Der damalige Hohepriester Kaiphas könnte sie aufgrund der Tempelaktion vom Vortag veranlasst haben: Als Vorsitzender des Sanhedrins, der wichtigsten jüdischen Institution, war er für kultische Vergehen und für Verbrechen im Sinne des mosaischen Gesetzes zuständig. Für diese konnte der Sanhedrin ein Strafverfahren einleiten und in den Fällen, in denen sie vorgeschrieben war, die Todesstrafe verhängen.[27] Unter der Befehlsgewalt des Sanhedrins fiel eine jüdische Wache für den Tempelbezirk, während das übrige Stadtgebiet von römischen Soldaten kontrolliert war.
Jesus und seine Jünger lagerten im Garten Getsemani am Fuß des Ölbergs, eine Lagerstätte für Pessachpilger. Dorthin soll Judas Iskariot eine mit „Schwertern und Stangen“ bewaffnete „große Schar“ (oχλoς, Mk 14,43 NT) bzw. „Söldnertruppe“ (σπειρα, Joh 18,3 NT) geführt haben.
Paul Winter stellte die These auf, dass der religiöse Prozess gegen Jesus vor dem Sanhedrin und seine Verurteilung aufgrund des Messiasbekenntnisses keine historische Überlieferung sei, sondern eine nachösterliche Verkündigung. Die Initiative seiner Gefangennahme und seine Verurteilung zur Kreuzigung seien von den Römern ausgegangen und haben den Zweck gehabt, mögliche politisch-revolutionäre Tendenzen zu unterdrücken, die in Jesu Gefolgschaft vorhanden gewesen seien oder durch Jesu Verkündigung und Handeln hätten hervorgerufen werden können.[28] So sei schon die Gefangennahme durch römische Soldaten in Begleitung von bewaffneten Juden der Tempelgarde durchgeführt worden.[29] Die meisten christlichen Historiker halten demgegenüber an der Initiative der Tempelpriester im Passionsverlauf fest, wie sie die Evangelien darstellen.[30]
Aber selbst wenn auf eine klare Zuweisung der Hauptrolle in dem Vorgehen gegen Jesus verzichtet wird, so können Gemeinsamkeiten in den Interessen der Römer und der jüdischen Eliten herausgestellt werden. Die Notwendigkeit, gegen Jesus vorzugehen, habe sich hauptsächlich aus dem „Tempelkonflikt“ ergeben: Im Fall Jesu habe dieser Konflikt die Machtposition der jüdischen Eliten unmittelbar bedroht, unvorhersehbare Konsequenzen für die Autonomie der jüdischen Gemeinschaft gehabt und somit andauernde politische Instabilität verursachen können.[31] In diesem Sinne könnte die von Kaiphas überlieferte Abwägung (Joh 18,14 EU) gedeutet werden: Es ist besser, dass ein Mensch statt des Volkes stirbt. Da Jesus die Sympathien des Volkes besaß, wurde er „mit List“ (Mk 14,1 EU), nämlich nachts (Mk 14,17.49 EU) festgenommen.
Nach allen Evangelien versuchten einige Jünger, Jesus mit Gewalt zu verteidigen. Dies habe er jedoch zurückgewiesen und seinen Tod als Gottes vorherbestimmten Willen angenommen. Laut Mk 14,48f EU sagte er zu den Soldaten:
- Ihr seid vorgegangen wie gegen einen Mörder … dabei war ich jeden Tag im Tempel, wo ihr mich festnehmen konntet. Aber so soll die Schrift erfüllt werden!
Daraufhin seien seine Anhänger geflohen (Mk 14,50 EU).
Vor dem Hohen Rat
Ob es einen regulären Prozess gegen Jesus gab, ist umstritten. Nach allen Evangelien wurde Jesus nach seiner Festnahme ins Haus des Hohen Priesters gebracht (Mt 26,57 EU, Mk 14,53 EU, Lk 22,54 EU und Joh 18,13 EU) und dort geschlagen und verhöhnt (Mt 26,67-68 EU, Mk 14,65 EU, Lk 22,63-65 EU und Joh 18,22 EU). Nach dem Markus- und Matthäusevangelium hielt dort der Hohe Rat eine nächtliche Sitzung, um über Jesus zu richten: Diese habe auf Grund des Messiasbekenntnisses Jesu die Todesstrafe beschlossen. Nach den synoptischen Evangelien wurde eine (zweite) Sitzung des Hohen Rats am folgenden Morgen gehalten, bevor Jesus den römischen Behörden übergeben wurde. Das Johannesevangelium erwähnt dagegen nur ein Verhör durch Hannas (Joh 18,19 ff. EU), Vorgänger des Kaiphas und nach Joh 18,13 EU Schwiegervater desselben.
Die Anklage vor dem Hohen Rat und das Messiasbekenntnis
Nach dem Markus- und Matthäusevangelium vernahm der Sanhedrin zuerst Zeugen, die behaupteten, Jesus habe Unmögliches, nämlich den Abriss und Neubau des Tempels innerhalb von drei Tagen, geweissagt (Mk 14,58 EU, vgl. 13,2 par. EU). Ziel des Hohen Rats sei es gewesen, Jesus zum Tod zu verurteilen (Mk 14,55 EU), aber es ist ungewiss, ob eine gegen den Tempel gerichtete Weissagung ein Todesurteil hätte rechtfertigen können: Dass eine solche Kritik zwar Feindschaft und Verfolgung veranlasst habe, ist durch jüdische Überlieferungen bekannt (Jer 26,1-19 EU, der „Lehrer der Gerechtigkeit“ der Qumran-Rollen u. a.). Todesurteile aus diesem Anlass sind aber nicht bekannt.[32] Im Übrigen wird in Dtn 18,22 EU falsche Prophetie an sich nur als „Vermessenheit des Prophets“ getadelt. Einzig wenn diese Weissagung gleichzeitig auch als Verführung des Volkes zum Götzendienst interpretiert würde, hätte diese ein Todesurteil als Konsequenz haben können (Dtn 13,2–6 EU; 18,20 EU u. a.). In der Tat findet sich in der Baraita Sanhedrin 43a die Angabe, Jesus sei als Verführer verurteilt worden. Dieser Überlieferung aber wird meist als Niederschlag der Polemik zwischen frühchristlichen Gemeinden und Juden erachtet.
Nach dem Markusevangelium wird das Todesurteil des Sanhedrins über Jesus wegen seinem Messiasbekenntnis gesprochen. Auf die Frage des Hohen Priesters:
habe Jesus mit den Worten geantwortet:
- Ich bin es; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzend zur Rechten der Kraft und mit den Himmelswolken kommen. (Mk 14,62 EU)
Diese Antwort sei von dem Hohen Priester als Blasphemie und damit als Beweis der Schuld Jesu erklärt worden. Exegeten sind davon ausgegangen, dass die Gotteslästerung der Antwort Jesu nur in der „Inanspruchsnahme eines Status, der Gott allein zukommt“ bestanden haben könnte. Für sich genommen habe der Anspruch auf die Messiaswürde in dem damaligen Judentum keine Gotteslästerung dargestellt (Simon Bar Kochba sei durch Rabbi Akiba sogar als Messias anerkannt worden), allenfalls eine politische Brisanz gehabt, die die darauffolgende Anklage vor dem römischen Statthalter gerechtfertigt habe.[33]
Hauptsächlich aus zwei Gründen ist der Passus des Markusevangeliums 14,55–64 EU als nachösterliche Überlieferung in der historischen Forschung über den Prozess an Jesus gewertet worden: Das ausdrückliche Bekenntnis Jesu als Messias im apokalyptischen Sinn sei in den synoptischen Evangelien einmalig und setze die Vergöttlichung Jesu voraus;[34] der ganze rechtliche Rahmen des Prozesses vor dem Sanhedrin sei unglaubwürdig und der Prozess selbst eine nachträgliche Übertragung der Schuld auf die Juden durch den 2. Evangelisten.[35]
Der Menschensohn der apokalyptischen Tradition
Der Ausdruck Sohn des Hochgelobten in der Frage des Hohen Priesters ist als Verweis auf Nathans Prophetie des davidischen Messias als Sohn Gottes in [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Sam]] 7,12-16 EU und damit im Sinne eines weltlichen Machtanspruchs Jesu gedeutet worden.[36] Die Antwort Jesu enthalte aber zwei Elemente, die eine Deutung des Messiasanspruchs im Sinne der jüdischen apokalyptischen Tradition nahe legen: die Verweise auf den Vorlage:Bibel2 (vgl. Mk 12,35–37 EU) und auf Vorlage:Bibel2 (vgl. Mk 8,38 EU und 13,24–26 EU). Trotz der Bedeutung „Mensch“ des aramäischen bar 'enoš, sei der Menschensohn in dieser Tradition keine weltliche Instanz und die universelle Herrschaft der Gerechtigkeit sei nicht mit einem konkreten Messias verbunden (siehe dazu: Messianismus). Dass in der Zeit Jesu eine solche apokalyptische Erwartung lebendig sein musste ist erstmal durch Albert Schweitzer in seiner Geschichte der Leben-Jesu-Forschung vertreten worden und in dem 20. Jahrhundert in vielen Studien über das Enochbuch (insbesondere die Parabeln Kapp. 37–71), das IV Buch Esra und einige Texte aus Qumran bekräftigt worden. So ist das Messiasbekenntnis des Markusevangeliums – zusammen mit allen apokalyptischen und messianischen Texten der kanonischen Evangelien – als frühchristliche Fortsetung dieser Tradition angesehen worden: als Anspielung an die Parusie Jesu oder an seine Verherrlichung sofort nach dem Tod.[37]
Die Einmütigkeit der Verfolgung
Der Abschnitt des Markusevangeliums über den Prozess vor dem Hohen Rat und die Auslieferung an Pilatus betont vier Mal (Mk 14,53 EU; 14,55 EU; 14,64 EU und 15,1 EU), dass die Jüdischen Würdenträger Jesus einmütig verfolgen. Auch das Todesurteil wird einstimmig entschieden, was der damals geltenden jüdischen Rechtsprechung widersprechen dürfte (Mischna Sanhedrin IV 1; vgl. Babilonisches Talmud Sanhedrin 17a).[38] Sogar an den Misshandlungen und der Verspottung Jesu hätten „etliche“ der Versammelten teilgenommen (Mk 14,65 EU).
Die Historizität der in allen Evangelien vorkommenden Sequenz Verhaftung, Verspottung und Misshandlung im Haus des Hohen Priesters, Auslieferung an Pilatus, die in Markus- und Matthäusevangelium die Perikope des Prozesses vor dem Hohen Rat zusätzlich enthält, wird in der modernen Forschung im Allgemeinen nicht angezweifelt. Ein weiterer Bestandteil dieser Sequenz, der in allen Evangelien als gleichzeitig an der Misshandlung Jesu dargestellt wird, ist die Verleugnung des Petrus. Der französische Philosoph René Girard hat die Erzählung der Verleugnung zusammen mit vielen anderen Details der Passionsberichten als Bekräftigung der sich gegen Jesu zustande gekommenen Einmütigkeit der Verfolger verstanden, aus der die Jünger selbst nicht ausgeschlossen bleiben und die in der darauffolgenden Prozess vor Pilatus noch deutlicher zum Ausdruck kommt.[39]
Auslieferung und Prozess vor Pilatus
Um Jesu rechtzeitige öffentliche Hinrichtung zu erreichen, formten die Ratsmitglieder das Todesurteil am folgenden Morgen in die Anklage eines politischen Messiasanspruchs um (Mk 15,1 EU). Entgegen der Tradition (Dtn 18,22 EU) sahen sie sich offenbar zu schnellem Handeln veranlasst. Der Talmud verlangte später eine Frist von einem Tag zwischen Urteil und Vollstreckung; diese Regel wäre im Falle Jesu missachtet worden. Bei akuter Gefährdung von Tempel und Stadt durfte eine Hinrichtung aber sofort geschehen. Dies verweist darauf, dass die Aufstandsgefahr beim Passahfest Jesu Auslieferung erzwang.
Hinzu kam, dass der Verurteilte vor Beginn des Sabbats tot sein musste, um Israel nicht zu verunreinigen (Dtn 21,23 EU). Darum nehmen christliche Historiker meist an, dass Jesus am 15. Nisan des Jahres 30, dem Hauptfesttag des damaligen Passah, gekreuzigt wurde. Manche folgen dem Johannesevangelium, das den Todestag auf den Rüsttag, also den 14. Nisan legt.
Die Hinrichtung Jesu durch den damaligen römischen Statthalter gilt als gesichertes Faktum, da auch außerchristliche Historiker es erwähnen. Umstritten ist jedoch seine Rolle: Nach Markus, dem die übrigen Evangelien darin folgten, war Pilatus nicht von Jesu Schuld überzeugt und bot dessen Anklägern seine Freilassung anstelle eines anderen, bereits verurteilten Zeloten – Barabbas – an. Doch eine Volksmenge habe ihn zur Hinrichtung Jesu gedrängt – Kreuzige ihn! –, so dass er ihnen zuletzt nachgab (Mk 15,2–15 EU).
Diese Darstellung gilt als unwahrscheinlich. Denn Pilatus war nach zuverlässigen römischen Quellen ein skrupelloser Machtpolitiker. Er ignorierte jüdische Traditionen und innerjüdische Konflikte und ließ Juden häufig ohne Rechtsverfahren hinrichten, bis man ihn deshalb absetzte. Zudem war gerade die Zustimmung, die Jesus nur Tage zuvor bei der Menge der Festpilger (Mk 11,9 EU) und für seine Kritik am Tempelkult (Mk 11,18 EU) fand, der Grund seiner Festnahme und Auslieferung. Die Sadduzäer dagegen waren im Landvolk unbeliebt. Der enge Innenhof des Pilatuspalastes bot auch nur wenigen ihrer Anhänger Raum.
Markus hat also den ihm vorliegenden Passionsbericht mit deutlich antijüdischer Tendenz überarbeitet, den römischen Statthalter entlastet und die jüdischen Führer als Hauptschuldige dargestellt. Sein Motiv dürfte in der bedrohten Lage der christlichen Gemeinden im römischen Reich und in der verschärften Konkurrenz mit Synagogen nach dem verlorenen jüdischen Befreiungskrieg zu suchen sein. Die endgültige Trennung des Christentums vom Judentum stand bevor.
Nach Mk 15,6–15 EU gab es eine Absprache zwischen Kaiphas und Pilatus: Die Passahamnestie eines Zeloten im Tausch für Jesus sollte wohl das Volk beruhigen. Auch Pilatus und Herodes sollen darüber Freunde geworden sein, dass sie den Todeskandidaten verhöhnten (Lk 23,11 f. EU). Dies spiegelt die Kollaboration jüdischer Führer mit den römischen Besatzern, die eine Hinrichtung ohnehin planten. Obwohl beide keine Anhaltspunkte für einen geplanten Aufstand fanden, beseitigten sie den machtlosen Hoffnungsträger der Armen. Offenbar gefährdete Jesus ihre Zusammenarbeit mehr als Zeloten wie Barabbas.
Nach allen Evangelien verurteilte Pilatus Jesus als „König der Juden“ (Joh 19,19 EU), wie es die bei Römern übliche Kreuzestafel angab. Laut Joh 19,21 EU protestierten die Sadduzäer erfolglos gegen die Inschrift: Jesus habe bloß behauptet, der Messias zu sein. Dies soll auf ihre Schuld hinweisen, deutet aber zugleich darauf hin, dass Jesus tatsächlich einen Messiasanspruch erhob. Dies fasste Pilatus als politischen Führungsanspruch auf, den er nach römischem Recht als Hochverrat (crimen maiestatis), Anstiftung zum Aufstand (seditio) und staatsfeindlichen Aufruhr (perduellio) ahnden musste. Denn nur der römische Kaiser hatte das Recht, Könige ein- oder abzusetzen. Mit der Hinrichtung des vermeintlichen Zelotenanführers, der Israels Hoffnung auf Befreiung von der Fremdherrschaft bestärkte, wollte Pilatus gegen alle rebellischen Juden ein Exempel statuieren.
Den entscheidenden Grund für seinen Hinrichtungsbefehl sehen einige NT-Historiker jedoch in Jesu eigenem Verhalten: Seine Antwort auf die Frage nach einer angemaßten Königswürde (Du sagst es, Mk 15,2 EU) und sein folgendes Schweigen (Mk 15,5 EU) musste Pilatus nach geltendem römischem Gesetz als Geständnis werten, das ihn zum Todesurteil zwang (Klaus Haacker). Für die Urchristen war dies jedoch ein Unrechtsurteil, da Jesus keinen bewaffneten Aufstand plante (Lk 22,38 EU). Für sie stellte der Kreuzestitel kein angebliches Verbrechen fest, sondern bestätigte Jesu Königswürde als des Kyrios Christus, des Herrschers aller Herren (Offb 19,16 EU).
Kreuzigung und Grablegung
Mit der öffentlichen Geißelung und Verhöhnung begann die römische Hinrichtungsprozedur (Mk 15,15–19 EU). Diese Folter war bei Römern, jedoch nicht bei Juden das übliche „Vorspiel“ einer Kreuzigung. Erst Markus übertrug diese Szene aus dem römischen in den jüdischen Prozess Jesu (Mk 14,65 EU).
Danach zwang man Jesus, sein Kreuz zum Richtplatz vor die Stadtmauer zu tragen. Als er unterwegs zusammenbrach, wurde ein jüdischer Landarbeiter genötigt, ihm die Last abzunehmen. Diese Willkür führte allen Juden am Passahfest, an dem sie der Befreiung aus Ägypten gedachten, ihre Ohnmacht gegenüber den Römern vor Augen. Die Notiz nennt den Kreuzträger „Simon von Kyrene“ aus der nordafrikanischen Exilsgemeinde Kyrenaika und seine Söhne beim Namen (Mk 15,21 EU) und sagt damit aus: So wie Jesus für sein Volk litt und starb, so litten Juden mit ihm und für ihn, als seine Anhänger ihn schon verraten, verleugnet und verlassen hatten. Es gab demnach anfangs keine Feindschaft zwischen Christen und Juden, sondern ein gemeinsames Leiden, Erinnern, Hoffen: auch und gerade in der jüdischen Diaspora, wo sich das Christentum zuerst ausbreitete.
Jesus wurde zusammen mit anderen Zeloten auf dem Hügel Golgota (Schädelstätte) vor der damaligen Jerusalemer Stadtmauer gekreuzigt. Ein Trupp römischer Soldaten überwachte den Vorgang. Diese grausamste der damals bekannten Hinrichtungsmethoden war im römischen Kaiserreich für Aufständische, entlaufene Sklaven und Einwohner ohne römisches Bürgerrecht (Peregrine) üblich. Sie sollte alle Augenzeugen demütigen und von der Teilnahme an Aufruhr abschrecken. Sie galt Juden als Fluch für Gotteslästerer (Dtn 21,23 EU; Gal 3,13 EU), die Gott damit endgültig aus dem erwählten Volk ausschloss.
Der Todeskampf konnte je nach Ausführung tagelang dauern, bis der Gehängte verdurstete oder an seinem eigenen Körpergewicht erstickte. Der vormarkinische Passionsbericht nennt dazu jedoch keine Details, sondern stellt nur geradezu monoton den Ablauf dar: in der dritten, … der sechsten, … der neunten Stunde … Dieses apokalyptische Motiv (Dan 7,12 EU) betont Gottes vorherbestimmten Plan.
Die Aussagen des Gekreuzigten variieren im NT. Im ältesten Evangelium rief er kurz vor seinem Tod auf Aramäisch:
- Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
Dieses Psalmzitat (Ps 22,2 EU) stellt ihn in die Reihe der zu Unrecht verurteilten Juden, die an Gottes Gerechtigkeit appellieren.
Die Soldaten verabreichten Jesus den üblichen, mit Myrrhe versetzten Betäubungstrank zur Schmerzlinderung. Diesen soll er jedoch abgelehnt haben, während er unmittelbar vor seinem Tod den Weinessig (Posca) von Juden annahm (Mk 15,23.36 EU). Gemäß seines Schwures beim Passahmahl – Amen ich sage Euch: Ich werde hinfort nicht mehr vom Gewächs des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich neu trinke im Reich Gottes (Mk 14,25 EU) – begann mit seinem Tod für die Christen die unsichtbare Entmachtung der Weltherrscher.
Da Jesus relativ schnell, vor Ablauf eines Tages, verstarb, ließ Pilatus seinen Tod nochmals amtlich feststellen, bevor er seinen Leichnam Juden zur Bestattung freigab (Mk 15,44 f. EU). Diese Freigabe und die jüdische Grablegung eines Gekreuzigten waren damals höchst unüblich. So betonen alle Evangelien die Aussage des urchristlichen Credos: „gestorben und begraben.“ Damit reagierten sie wohl schon auf eine gnostische Legendenbildung, die Jesu Tod bestritt und damit sein österliches Erscheinen erklärte.
Nach Mk 15,46 EU ließ der vornehme Pharisäer Joseph von Arimathia Jesu Leichnam noch am selben Abend nach jüdischer Sitte einbalsamieren und in ein neues Felsengrab legen. Nach Joh 19,39 EU brachte ein anderer Pharisäer, Nikodemus, 100 Pfund Myrrhe und Aloe ans Grab. Dieses wurde mit einem schweren Stein verschlossen, wie es damals in Jerusalem für fromme Juden üblich war (Eduard Schweizer). Nur einige Frauen aus Galiläa, die Jesus bis zu seinem Tod begleitet hatten, wurden Zeugen dieses Vorgangs (Mk 15,47 EU).
Der Auferstehungsglaube
Das urchristliche Glaubensbekenntnis lautet (Apg 2,32 EU):
- Diesen Jesus hat Gott auferweckt!
Dieser Glaube ist der Kern und Ausgangspunkt der urchristlichen Botschaft von Gottes Versöhnung mit der Welt. Er bezieht sich auf den historischen Jesus, ist aber selbst nicht Teil seiner Darstellung. Die dahinter stehende Vorstellung ist nicht historisch verifizierbar und entspricht nicht den menschlichen Erfahrungen.
Der Artikel Jesus Christus im Neuen Testament gibt einen Überblick über Inhalte und Bedeutung neutestamentlicher Glaubensaussagen zu Jesus. Wie die kirchlichen Lehren zu seiner Person sich in der Christentumsgeschichte entwickelten, zeigen die Artikel Urchristentum und Christologie. Biblische und außerbiblische Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod, ihr Verhältnis zu naturwissenschaftlichen Theorien und Religionskritik daran behandelt Auferstehung.
Referenzen
- ↑ G. Theißen, Der Historische Jesus S. 44f.
- ↑ Heinz Schürmann: Jesu ureigener Tod (1983).
- ↑ Laurenz Volken: Jesus der Jude und das Jüdische im Christentum, Patmos 1985, S. 52
- ↑ G. Theißen, Der Historische Jesus, S. 150
- ↑ G. Theißen, Der Historische Jesus, S. 152ff.
- ↑ Willibald Bösen, Galiläa als Lebensraum und Wirkungszeit Jesu, S. 74 f.
- ↑ Sean Freyne, Galilee and Gospel S. 139 f.
- ↑ Pinchas Lapide: Er predigte in ihren Synagogen. Jüdische Evangelienauslegung. Gütersloher Verlagshaus 1980, ISBN 3579014005
- ↑ G. Theißen, Der Historische Jesus, S. 184–191.
- ↑ So G. Vermes, G. Theißen, E. P. Sanders u. a.
- ↑ G. Theißen, Der Historische Jesus, S. 160f.
- ↑ Luise Schottroff, Wolfgang Stegemann: Jesus von Nazareth – Hoffnung der Armen S. 26 ff.
- ↑ G. Theißen, Soziologie der Jesusbewegung, Gütersloher Verlagshaus 2004, ISBN 3457065039
- ↑ vgl. Ökumenischer Rat der Kirchen: Bericht zum Erlassjahr und zur Entschuldung armer Länder, Dezember 1998)
- ↑ H. D. Betz, Studien zur Bergpredigt, Tübingen, 1985 (zit. in G. Theißen, Der Historische Jesus, S. 46).
- ↑ G. Theißen, Der historische Jesus, S. 275.
- ↑ Renee Girard: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz, S. 73–81
- ↑ G. Theißen, Der historische Jesus, S. 177.
- ↑ Universität Münster: Umwelt des Neuen Testaments
- ↑ [1]
- ↑ Für eine ausführliche Behandlung des Thema siehe Der Messias, JBTh Bd. 8, 1993. Vgl. auch: G. Theißen, Der historische Jesus, 2. Teil, 3. Teil §8, S. 125–220 und die dort aufgeführte Literatur.
- ↑ So auch R. B. Hays, zit. in G. Theißen, Die politische Dimension des Wirkens Jesu in: ders. u. a. (Hrsg.), Jesus in neuen Kontexten, S. 118.
- ↑ G. Theißen, Die politische Dimension des Wirkens Jesu in: ders. u. a. (Hrsg.), Jesus in neuen Kontexten, S. 118 ff.
- ↑ Vgl.: G. Theißen, Der historische Jesus, S. 167.
- ↑ Vgl. G. Theißen, Der historische Jesus, S. 380 f.
- ↑ P. Winter, On the Trial of Jesus (1961), S. 143 ff.
- ↑ Für die Frage der politischen Zuständigkeiten des Hohen Priesters und des Sanhedrins siehe P. Winter, On the Trial of Jesus (1961), S. 16–19.
- ↑ P. Winter, On the Trial of Jesus (1961), S. 136 ff.
- ↑ So P. Winter, On the Trial of Jesus" (1961), S. 44–48.
- ↑ So J. Blinzer, Der Prozeß Jesu u. a.
- ↑ Vgl. G. Theißen, Der historische Jesus, S. 408 ff.
- ↑ G. Theißen, Der historische Jesus, S. 405.
- ↑ G. Theißen, Der historische Jesus, S. 406 und die dort angegebene Literatur.
- ↑ H. Lietzmann, Der Prozeß Jesu" (1931), zit. in G. Theißen, Der historische Jesus, S. 406.
- ↑ P. Winter, On the Trial of Jesus, passim.
- ↑ G. Theißen, Der historische Jesus, S. 409; G. Jossa, Gesù messia?, S. 103.118.
- ↑ Vgl. H. K. McArthur. Mark XIV.62, in: "New Testament Studies", 4, 1957-58, S. 156-158 und T. E. Glasson, The Origin of the New Testament Doctrine, London 1945, S. 13-62 und 214-231. (Zit. in G. Jossa, Gesù messia?, S. 119.)
- ↑ Zitiert in P. Winter, On the Trial of Jesus, S. 67, Anm. 2. Winter zweifelt an, dass diese Regel tatsächlich angewandt wurde.
- ↑ Vgl.: R. Girard, Der Sündenbock, Kap. 9, 10, 12; Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz, Kap. 10, 12; Das Ende der Gewalt, Buch II.
Siehe auch
Literatur
Quellen
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- Deutsche Bibelübersetzungen (siehe dort), online:
- Apokryphen:
- Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2 Bde., Mohr, Tübingen 1999. ISBN 3161472527
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- Rudolf Pesch: Der Prozess Jesu geht weiter. Herder, Freiburg 1988, ISBN 3451085070
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- Paul Winter: On the Trial of Jesus (Studia Judaica, Bd. 1), de Gruyter: Berlin, 1961; revidierte Auflage Berlin 1974, ISBN B0000BPP66
Populäre Jesus-Literatur
- Rudolf Augstein: Jesus Menschensohn. dtv Taschenbücher Bd. 30822. 2001, ISBN 3423308222
- Gerd Lüdemann: Der Große Betrug und was Jesus wirklich sagte und tat. Zu Klampen Verlag, Lüneburg 1998, ISBN 3924245703
- Der SPIEGEL, Dossier: Jesusforschung – Ein Mensch namens Jesus (spiegel online)
- Carsten Peter Thiede: Jesus, der Glaube, die Fakten. Sankt Ulrich Verlag, 2003, ISBN 3929246953
Fiktion
- Andreas Eschbach: Das Jesus Video. Schneekluth, München 1998, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2003 (mehrfach ausgezeichneter Roman). ISBN 3404142942
- Martin Ritzenhoff, Sebastian Niemann: Das Jesus Video (Video). Pro7, Unterföhring 2002 (mit dem Deutschen Fernsehpreis 2003 ausgezeichnete Verfilmung des gleichn. Romans).
Weblinks
- Der Prozess Jesu nach jüdischem Recht
- Aktuelle Literatur zu Jesus von Nazaret
- (Fast) alles über Jesus – Locker geschriebener Einführungsartikel zu Jesus und seinem Selbstanspruch
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jesus von Nazareth |
ALTERNATIVNAMEN | Jesus Christus, Isa |
KURZBESCHREIBUNG | Prediger, Messias der Christen |
GEBURTSDATUM | zwischen 7 und 4 v.u.Z. |
GEBURTSORT | Nazareth oder Kafarnaum |
STERBEDATUM | 30 oder 33 n.u.Z. |
STERBEORT | Jerusalem |