Festung Hohentwiel

Burgruine auf dem Hohentwiel im Hegau, südliches Baden-Württemberg
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Der Hohentwiel vom Flugzeug aus

Die Ruinen der Festung Hohentwiel befinden sich auf dem Hohentwiel, einem der ausgeprägten vulkanischen Kegel im Hegau am Bodensee. Diese sehr steilen Kegel überragen als Reste der Schlote von Vulkanen die Ebene nordwestlich des Bodensees. Der Hohentwiel ist der südlichste dieser ehemaligen Vulkane und erhebt sich mit 686 m über NN 260 m über die zu seinen Füßen liegende Stadt Singen am Hohentwiel.

Panorama-Blick auf die Festung und hinunter nach Singen

Herzogsresidenz im Frühen Mittelalter

Die Ursprünge der Befestigungen auf dem Berg sind im frühen Mittelalter zu finden und zwar im Rahmen der Wiederbegründung des Herzogtum Schwaben. Im Jahre 914 wurde der Berg erstmal von Burchard II. (Schwaben) befestigt und musste sich bereits ein Jahr später in einer Belagerung gegen König Konrad I. bewähren. Burchard konnte sich als Herzog von Schwaben behaupten und nachdem er Zürich gegen die Burgunder behaupten konnte wurde er nach 920 auch von Konrad I. offiziell mit dem Herzogtum belehnt. Unter seinem Sohn, Herzog Burkhard III. wurde der Hohentwiel in der Mitte des 10.Jahrhunderts zur schwäbischen Herzogsresidenz mit Kloster ausgebaut. Ob diese Residenz und Kloster auf dem Berg, oder aber auf der sogenannten Hohentwiel-Terrasse im Bereich der heutigen Gaststätte zu finden war, sich auf dem Berg also lediglich eine mit Pallisaden befestigte Fliehburg befand, ist archäologisch nicht belegt. Diese letzte These wird von Günter Restle vertreten.

Hadwig, die Witwe von Herzog Burkhard III. von Schwaben, berief um 973 Ekkehard II. aus Sankt Gallen auf den Hohentwiel, um sie in Latein zu unterrichten. Ekkehards Leben wird im historischen Roman Ekkehard aus dem Jahr 1855 von Joseph Victor von Scheffel beschrieben.

Wie der Übergang von einer Herzogspfalz zu einer Adelsburg vonstatten ging lässt sich nicht nachvollziehen. Die Eigentumsrechte sind nicht belegt. Im Jahr 1005 verlegte König Heinrich II (Kaiser ab 1014) das Kloster Sankt Georg nach Stein am Rhein.

Mittelalterliche Adelsburg

Die nächsten urkundlichen Erwähnungen erfolgten im Zusammenhang mit dem Investiturstreit . Im Jahre 1079 gehörte der Hohentwiel offensichtlich den Zähringern. Adelheid, die Frau des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden und Schwiegermutter von Berthold von Zähringen starb in diesem Jahr auf dem Hohentwiel. Im Jahre 1086 konnte Abt Ulrich von Sankt Gallen die Burg von Berthold erobern. Diese kommt jetzt in die Hände von Ortsadeligen, wie sie zu diesem Zeitpunkt im ganzen Reich, aber ganz besonders im Südwesten auftauchen. In unserem Fall sind dies die Herren von Singen. Diese tauchen um 1087 im Umfeld der Zähringer auf. Nach 1122 nennen sich diese dann Herren von Twiel.

Es taucht aber auch ein Heinrich von Twiel auf, den sich der oben genannte Abt Ulrich von Sankt Gallen als Nachfolger aufgebaut hatte. Dieser wurde auch 1122 gewählt und vom Kaiser bestätigt, aber schon kurz nach der Wahl wurde er von Konrad von Zähringen (1111-1152) verjagt und floh auf die Burg Zeil in Oberschwaben. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass bei den gegebenen poltischen Konstellationen eine Familienübereinstimmung zwischen dieser Familie von Twiel und den von Singen bestand. Wir kennen nur diesen einen Vertreter, dieser wohl vom Abt von Sankt Gallen auf dem Twiel eingesetzten Familie.

Die Herren von Singen wurden nach deren Vertreibung wohl von den Zähringern eingesetzt. Restle, der ja die Annahme vertritt auf dem Twiel befand sich bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Fliehburg setzt in diese Zeit den Ausbau des Hohentwiel zur Höhenburg. Wie dies um diese Zeit im gesamten Reich und insbesonders in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfand: Nellenburg (1056), Wartenberg (1090) der Herren von Geisingen, Tudoburg bei Honstetten, Hohenstoffeln und der Turm bei Aach (alle ca. 1100), Homburg (1162), Hohenhewen (1174), Fürstenberg (1175), Langenstein (1174), Hohenkrähen (1190), Staufen bei Hilzingen und Hohenklingen bei Stein am Rhein als weitere Zähringergründungen noch am Ende des 12. Jhd. und Mägdeberg bei Mühlhausen und das Friedinger Schlössle zu Beginn des 13. Jhd.

Laut Restle stammt die älteste nachweisbare Bausubstanz auf dem Hohentwiel aus dem 12. Jahrhundert , eine 30*23 Meter große Anlage mit bis zu 2,30 Meter dicken Mauern, die später im Herzogsschloss aufging.

Die Herren von Twiel tauchen nur noch vereinzelt in Urkunden auf, im Jahr 1267 zeichnete ein Junker Ulrich von Klingen als „von Twiel“. In welcher Beziehung er zu den Singener Herren von Twiel steht ist nicht bekannt. Am 16. Februar 1300 verkaufte Ulrich von Klingen die Burg Hohentwiel für 940 Mark Silber an Albrecht von Klingenberg.

Die Klingenberger waren damals auf einem Gipfel ihrer Macht. Albrecht von Klingenberg war Reichsvogt in Konstanz, sein Bruder Heinrich war Bischof von Konstanz, Abt der Reichenau und Kanzler des Reiches, Ulrich von Klingenberg war ebenfalls Vogt in Konstanz und der vierte Bruder Konrad, Bischof von Freising. Ihr Aufstieg fällt in die Zeit des Aufstiegs Habsburgs im Reich. Unter Caspar von Klingenberg (+ 1439) Hauptmann der Rittergesellschaft vom Sankt Georgenschild, und kaiserlicher Rat bei Kaiser Sigismund, war der Höhepunkt erreicht: Hohentwiel mit den Orten Arlen und Worblingen, die Städte Blumenfeld, Möhringen und Dettigkofen. Güter und Zehntrechte verteilt über das Hegau, den Thurgau und am Untersee. Sie hatten dem König Geld leihen können und besaßen deshalb Pfandrechte auf die Reichssteuern von Ravensburg, Memmingen, Biberach, Kaufbeuren, Buchhorn und Leutkirch. Zusätzlich erwarb Caspar von Klingenberg von den Herren von Klingen die Herrschaft Hohenklingen mit der Stadt Stein am Rhein und das dortige Kloster Sankt Georg.

Infolge der Pestjahre 1348/50 kam es zu einem beachtlichen Bevölkerungsrückgang und in Verbindung mit einer entsprechenden Landflucht, zu einem Sinken der Agrarproduktion. Dadurch und durch die verringerten Einnahmen aus dem Zehnten sank das Einkommen des Adels. Hinzu kam die Aufteilung dieses geringen Einkommens auf immer mehr Köpfe infolge der Realteilung. Und zuletzt die Kosten des Fehdewesens, indem sich die Klingenberger in Streithändel verwickeln ließen, die zu ihrem Niedergang beitrugen.

 
Der Hohentwiel im Schwabenkrieg

Dem sinkenden Einkommen suchten diese kleinen Adeligen entgegenzukommen indem sie sich bei den sich zur selben Zeit sich etablierenden Territorialfürsten als „Beamte“, damals Räte genannt, andienten. In dieser Region boten sich hier das Erzherzogtum Österreich, bzw. Württemberg an, aber auch der Königs-/Kaiserhof. Hier konnte man sich, den alten ritterlichen Idealen verpflichtet, auch in Kriegszügen bewähren. Vertreter der Klingenberger finden wir so als Gefallene in jenen Schlachten, die wir aus heutiger Sicht als Beispiele für die Unterlegenheit der hergebrachten Ritterheere gegenüber den neuen Kampftechniken und Organisationsformen betrachten: Johann von Klingenberg, gefallen am 26. August 1346 in der Schlacht von Crécy, Sigmund von Klingenberg am 9. Juli 1386 in der Schlacht bei Sempach, zusammen mit Martin Malter, dem Schwager von Hans, genannt Schoch von Klingenberg, der wiederum am 9. April 1388 in der Schlacht bei Näfels fiel. An dieser Schlacht nahm auch dessen Neffe Hans von Klingenberg, Ritter zu Stein teil, dem wir in der sogenannten Klingenberger Chronik eine Beschreibung dieser Schlacht verdanken. Am 17. Juni 1405 fiel Hans von Twiel, der Sohn des Schoch, in der Schlacht am Stoss.

Als Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel gründete der schwäbische Adel den Ritterbund mit Sankt Georgenschild. Sein erster Hauptmann war der oben bereits erwähnte Caspar von Klingenberg (+ 1439). Dessen Enkel, ebenfalls Caspar genannt, fiel im Schwabenkrieg 1499 bei Rielasingen.

Nach dem Tod Caspars von Klingenberg, dem Hauptmann des Ritterbundes mit Sankt Georgenschild begann der Abstieg der Familie. Bedingt durch die Realteilung befanden sich teilweise bis zu fünf Familien auf dem Hohentwiel. Es wurde vereinbart, dass die Tore mit fünf Schlüsseln zu sichern seien, so dass niemand ohne Einverständnis der anderen Familien Zutritt erlangen solle. Wie fruchtlos sich solche Regelungen erweisen sollten, selbst in Fällen da sich nur zwei Parteien die Burg teilten beweist folgende Episode: Der Knecht Heinrich Beck des Heinrich von Klingenberg beschwerte sich am 16. November 1464, dass er an der Tränke vor der Burg von Belagerern der Burg beschossen worden sei, obwohl die Fehde, die Ursache der Belagerung war, Eberhard von Klingenberg und nicht seinen Herren betraf.

Casimir Bumiller beschreibt zwei beispielhafte Ereignisse die die damalige Situation der Klingenberger, aber auch der Ritterschaft im Hegau allgemein darstellen.

Am 14. Mai 1449 überfielen Graf Heinrich von Lupfen und Hans von Rechberg am Kattenhorn, östlich von Stein am Rhein, zwei Kaufmannsschiffe, die Waren von der Messe in Genf ansportierten. Ein Teil der Ware im Wert von 20.000 Gulden wurde direkt auf den Hohehewen, der Burg Heinrichs von Lupfen gebracht. Hierzu waren 50 Bauern und 200 Pferde notwendig. Die restliche Ware im Wert von 100.000 Gulden wurde in das klingenbergische Stein am Rhein gebracht. Hans und Albrecht von Klingenberg, die Erben Caspars, brachten die Ware umgehend nach Konstanz um nicht in den Verdacht der Mittäterschaft zu geraten. 200 Bauern waren für den Transport notwendig. Am 9. Oktober des selben Jahres machten sich 22 Reichsstädte unter der Führung Ulms zu einer Strafexpedition auf. 6000 Mann Fußvolk und 1000 Reiter zogen von Überlingen heran. Die Schrotzburg, des Werner von Schienen wurde am 29. Oktober, nachdem die 100-köpfige Besatzung geflohen war, geschleift. Das Dorf Horn, dEs Hans von Rechberg wurde verbrannt und am 10. November der Turm des Herren von Randegg bei Hilzingen verbrannt. Das Schloss Staufen des Hans von Rechberg wurde geplündert. Der Stadtherr von Engen, Sigismund von Lupfen bot einen rechtlichen Vergleich an, so dass die Stadt verschont blieb. Die Wasserburg von Honstetten, die von Clarana von Reischach, der Frau von Veit von Asch mit 6 Mann verteidigt wurde, konnte nicht gerettet werden. Die Städter zogen weiter nach Stein am Rhein, wo es den beiden Klingenbergbrüdern aber gelang ihre Unschuld zu beschwören. Bei einem zweiten Strafzug im Frühjahr 1442 wurden aber einige ihrer Dörfer bei Engen verbrannt. Unter Vermittlung von König Friedrich III. wurde die Fehde am 19. April 1445 beigelegt.

Das zweite Ereignis ist, was auch in der klingenbergischen Geschichte als Werdenbergfehde bezeichnet wurde. Die Klingenberger waren ein süddeutsches Adelsgeschlecht, das in mehreren Familienlinien im oberen Rheintal und im Alb/Bodenseeraum sehr aktiv war und berüchtigt war für seine Streitlust, so dass sich die Linien im oberen Rheintal in Streitereien mit ihren Nachbarn, aber oft auch in Streitereien mit eigenen Nebenlinien, zum Zeitpunkt unserer Betrachtung, nahezu aufgerieben hatten. Allein die Linie Heiligenberg-Sigmaringen-Trochtelfingen, blieb erfolgreich und betrieb eine aggresive Expansionspolitik auf Kosten seiner Nachbarn. Wobei es ihnen zusätzlich gelang wichtige Schlüsselpositionen auf lokaler Ebene und auf Reichsebene einzunehmen. So besaßen sie jetzt die Hauptmannschaft im Ritterbund zum St. Jörgenschild.

1446 setzte Graf Johann von Werdenberg drei Knechte des Eberhard von Klingenberg gefangen und folterte diese. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Daraufhin sagte Eberhard von Klingenberg dem Werdenberger die Fehde an. Eberhard und sene Helfer, Hans von Rechberg und Wolf von Asch, hatten praktisch den gesamten Ritterbund gegen sich. Zusätzlich verhielten sich die Grafen von Württemberg (das Land war damals geteilt in eine Stuttgarter und eine Uracher Linie) nicht neutral, sondern unterstützten die Werdenberger. Eberhard von Klingenberg war zwischenzeitlich auch in das Bürgerrecht von Luzern eingetreten, so dass er auch einige schweizer Reisläufer zur Verfügung hatte. Im Laufe des Jahres waren Versöhnungsversuche unabhängiger Vermittler gescheitert und eine Lösung auf gerichtlichem Weg ausgeschlagen worden, als am 25. September 1464 ein Vertrag zwischen den Werdenbergern und dem Ritterbund vom St. Jörgenschild und denn Grafen von Württemberg festlegte, dass letztere die Burgen Schalksburg und Schramberg des Hans von Rechberg belagern sollte, Johann von Werdenberg und der Ritterbund aber den Hohentwiel. Die Streitmacht versammelte sich in Hilzingen und die Burg Staufen wurde zum Hauptquartier bestimmt. In Kürze wurden 120 Ochsen als Proviant dorthin geliefert und auch aus dem Umland bediente man sich. So beschwerte sich die Stadt Stein, immerhin klingenbergisch, dass Ware die für ihren Markt bestimmt war von den Belagerern geplündert wurden. Die Belagerung des Twiels mag wahrscheinlich erfolglos geblieben sein, aber am 11. November 1464 wurde Hans von Rechberg bei einem Ausfall von seiner Burg in Schramberg von einem Pfeil verwundet, an welcher Verletzung er zwei Tage später in Villingen erlag. Daraufhin verhandelte Eberhard von Klingenberg mit Unterstützung von Herzog Sigmund von Österreich am 28. Januar 1465 in Biberach einen Frieden mit dem Klingenbergern und dem Ritterbund. Am 12. Januar hatte er sich mit seiner Burg Twiel in den Dienst von Sigmund begeben.

Der Hohentwiel in württembergischen Händen

Dies war nicht die letzte Fehde in die die Klingenberger verwickelt waren. 1479 unterstützten sie die Herren von Friedingen in einer Fehde gegen Württemberg und gerieten darüber in die Reichsacht. Österreich mischte sich ein, da es gegenüber Württemberg Rechte auf dem Mägdeberg geltent machten wollte. Der Konflikt zwischen Österreich und Württemberg sollte sich über die nächsten Jahre hinziehen. Hier im Hegau kreuzten sich ihre Interessen jeweils zwischen ihren Herrschaftsgebieten eine Landbrücke zu errichten. Württemberg nach Mömpelgard in der Burgundischen Pforte, Österreich nach dem Breisgau.

Heinrichs Sohn Hans Heinrich gewährte am 6. Januar 1511 Herzog Ulrich von Württemberg ein Öffnungsrecht für „seinen“ Teil des Hohentwiels. Es gelang Hans Heinrich immer mehr die andere Familienhälfte aus der Burg zu verdrängen. Eberhard, den wir aus der Beschreibung der obigen Fehden kennen, war 1511 gestorben. Dessen Bruder Albrecht weilte als österreichischer Rat zumeist in Innsbruck, seine Frau Dorothea wurde von Hans Heinrich regelrecht aus der Burg gemobbt. Herzog Ulrich war im Mai 1519 vom Schwäbischen Bund aus seinem Land vertrieben worden. Er bemühte sich nun in der Schweiz Unterstützung zu finden. Er erlangte in Luzern und Solothurn Bürgerrecht. Er machte von seinem Öffnugsrecht auf dem Hohentwiel gebrauch und setzte sich dort fest. Albrecht hatte nun gar keinen Zugang mehr zu „seinem“ Teil der Burg. Am 7. Mai 1521 verkaufte Albrecht seine Hälfte der Burg an Hans Heinrich. Dieser verkaufte am 23. Mai 1521 die Burg wiederum an Herzog Ulrich von Württemberg, einen Schritt den er schon bald bereuen sollte. Die Bezahlung war eher schleppend, zu einem großen Teil finanziert von König Franz I. von Frankreich. Der Verkauf von 1521 war ein bedingter Verkauf: Zwei Jahre nach einer erfolgreichen Wiedereroberung seines Landes sollte die Burg wieder an Klingenberg zurückfallen.

Herzog Ulrich übernahm noch eine typische mittelalterliche Burg. Anhand von Inventarlisten, rekonstruiert Casimir Bumiller die Gestalt der Burg unter den Klingenbergern.:

Durch ein „torhuß“ gelangte man in einen Vorhof. Über eine „brugken und steg“ gelangte man zu einem „ussern torren“ (äußeren Turm), der den Eingang zum eigentlichen „sloß“ sicherte. Dieses umfasste das bereits erwähnte Areal von 30*23 Metern, dessen hinteres Ende mit einem mehrgeschossigen Gebäude von 11*22 Metern belegt war. Hier macht er anhand der Inventarlisten folgende Räume aus: Eine niedere Kammer mit Vorkammer, ein Frauenzimmer und eine Jungfrauenkammer; über einen Gang erreichte man eine Stube, einen Raum vor der Bubenkammer und die Bubenkammer, sowie eine Brunnenkammer; ein rundum gedeckter Wehrgang von dem man in eine Pfaffenkammer gelangt; eine kleine und große Kammer, eine Briefkammer (Archiv), Herrn Albrechts Kammer mit Frauenzimmer, eine gute Stube, ein kleines Kämmerlein und die Kunkelkammer (Spinnstube). Nicht erwähnt werden die Burgkapelle, die es, wie die Pfaffenkammer beweist, sicherlich gab und die Burgküche. Das Inventar zählte hauptsächlich die Betten, die überall standen außer in den Stuben. Insgesamt 44 Stück. Selbst in der Brunnenkammer standen zwei und auf dem Wehrgang elf breite Bettstellen, die offensichtlich für Mehrfachbelegung ausgelegt waren. Wir dürfen uns die Schlafplätze der (Kriegs-)knechte wohl eher wie das Matrazenlager einer Berghütte vorstellen. Rechnet man mit bis zu 20 Betten für die Burgherren und ihre Gäste (die Zimmerische Chronik berichtet, dass im Pestjahr 1518/19 Johannes Werner von Zimmern mit einigen vom Adel auf dem Twiel Zuflucht fanden), verbleiben 24 Betten für Knechte und Mägde. Doppelbelegungen von Betten war damals die Regel, bei den 11 extra breiten Betten können wir von einer bis zu 3-fach Belegung ausgehen. Auch bei den Adelsbetten können wir teilweise von einer Doppelbelegung ausgehen, bei den Kindern sowieso, bei den Gästen oft ebenfalls. Ca. 50-80 Personen auf der Burg dürften normal gewesen sein. Im Inventar finden wir 50 Paar Hausschuhe aufgeführt. Die Waffenkammer sah 1475 folgendermaßen aus:

  • 4 Armbrüste mit 4 Winden
  • Garn zu Sehnen
  • 2000 Pfeile
  • 5 Handbüchsen
  • 5 Hakenbüchsen
  • 150 kg Pulver
  • 100 kg Zentner Blei

Bereits 1521 setzte eine rege Bautätigkeit auf dem Hohentwiel ein. 20 Werkleute aus Mömpelgard errichteten ein großes Gewölbe. Am 23. Oktober 1523 beobachtete ein österreichischer Kundschafter wie 200 Mann und 16 Reiter die Mannschaft auf der Burg verstärkten. 1524 lagen auf dem Twiel ca. 500 Mann. Das Arsenal, welches jetzt zusammengetragen wurde zeigt die Aufrüstung gegenüber 1475, aber auch den rapiden Wandel in der damaligen Wehrtechnik:

  • 34 messingene Hakenbüchsen
  • 16 eiserne Hakenbüchsen
  • 6 Handbüchsen
  • 6 Nepper
  • 1250 kg Eisenkugeln
  • 25 Armbrüste
  • 2 Stahlbogen
  • 13 Köcher
  • 12 Schweinespieße
  • 1 Hellebarde
  • 2 Javelinen (Katapult zum Verschießen von Speeren?)
  • 2 große Schlangen (Kanonen)
  • 11 Falkonen
  • 2000 kg Pulver
  • 200 kg Salpeter
  • 150 kg Schwefel
  • 2000 kg Blei

Österreich baute ab 1521 den Hohenkrähen, den sie 9 Jahre zuvor zerstört hatten als moderne Festung und Beobachtungsposten aus. Man versuchte durch Bestechung den Twiel einzunehmen und in der Umgebung kam es schnell zu Reibereien zwischen Einheimischen, Schweizern und den Burgbesatzungen, zumal sich aus Geldmangel die hohentwielische Besatzung an vorbeiziehenden Handelszügen gütlich hielten.

Herzog Ulrich hielt sich eher selten auf dm Hohentwiel auf. Belegt sind Zeiten im Oktober/November 1519, nach seiner Vertreibung und Oktober/November 1524. Meistens war er unterwegs in der Eidgenossenschaft oder in Frankreich um Geld und Unterstützung zu beschaffen. Im Zusammenhang mit den Unruhen des Bauernkrieges konnte im Dezember 1524 sich der Unterstützung der Schwarzwälder, Hegauer und Klettgauer Bauern versichern. In der Schweiz warb er, trotz des obrigkeitlichen Verbots, 20 Fähnlein mit zusammen 5000 Mann Reisläufer an. Die Truppen des Schwäbischen Bundes waren in Oberitalien im Krieg mit Franz I. gebunden. Dieser hatte Ulrich in einem Schreiben zum Losschlagen ermuntert. Am 23. Februar zogen die Schweizer und die verbündeten Bauern von Hilzingen aus los. Am 1. März erreichte man Balingen, am 9. März Stuttgart. Aber dann erreicht die Nachricht der Niederlage Franz I. bei Pavia die Truppen. Am 12. März traf aus der Schweiz die Aufforderung an die Reisläufer ein, unverzüglich in die Schweiz zurückzukehren, worauf diese den Rückzug antraten. Die Belagerung Stuttgarts musste aufgegeben werden und am 22. März traf Ulrich wieder auf dem Hohentwiel ein. Nach der Niederlage der Bauern bei Böblingen am 12. Mai war an eine Rückeroberung nicht mehr zu denken. Einige der bäurischen Anführer, die der Schlacht bei Hilzingen am 2. Juni 1525 entkommen, gewährt er Unterschlupf auf dem Twiel.

Gerade in Ulrichs Abwesenheit versuchte Österreich durch Anzettelung von Meutereien dem Hohentwiel habhaft zu werden. Hans Link von Ebringen bezahlte seinen Versuch die Mannschaft mit Geld zu bestechen, sein Schwiegersohn diente auf dem Twiel, mit dem Leben. Er wurde vom Schmittenfelsen gestürzt. Darüber hinaus versuchten beide Seiten, in bester Geheimdienstmanier, mit gegenseitigen Mordbrenneraktionen gezielt einzelne Führungspersönlichkeiten auszuschalten.

Ulrich gelang nach seinem Eintreten für die Reformation und der Unterstützung Phillips von Hessen 1534 die Rückerobeung seines Landes. Nach seiner Niederlage im Schmalkaldischen Krieg floh er nochmals Weihnachten/Neujahr 1546/47 auf den Hohentwiel. Mit dem Eintritt in den Schmalkaldischen Krieg hatte Ulrich den Kaadener Vertrag gebrochen, der nach der Wiedereroberung seines Landes die Friedensbedingungen regelte. Die Unabhängigkeit Württembergs und auch der Besitz des Hohentwiels standen auf dem Spiel. Mit dem Passauer Vertrag von 1552 gelang es seinem Sohn Christoph die Württemberger Position abzusichern.


Der Hohentwiel als Festung

Der Kauf von 1521 war ein bedingter Verkauf gewesen. Zwei Jahre nach Rückeroberung seines Landes sollte Ulrich die Burg wieder an die Klingenberger zurückgeben. Deshalb erfolgte der endgültige Verkauf auch erst 1538, als Hans Caspar, der Sohn Hans Heinrichs den Hohentwiel um 12.000 Gulden an Württemberg verkaufte.

Zunächst wurde versucht die wirtschaftliche Grundlage zur Selbstversorgung der Festung zu schaffen. Der Hohentwiel lag ja als Exklave weit in feindlichem (vorderösterreichischem) Gebiet. Ein Zustand der erst am 1. Januar 1969 endgültig beseitigt wurde, als der Hohentwiel, der bis dahin verwaltungsmäßig zu Tuttlingen gehörte, mit der Stadt Singen vereinigt wurde. Der Kern dieser Versorgungseinheit bildete der sogenannte Bruderhof bei Remlishof, der bereits von den Klingenbergern übernommen wurde mit ausgedehntem Waldbesitz. Durch Kauf wurde versucht dieses Gebiet mit dem Hohentwiel zu verbinden. Dazu diente der Erwerb der Güter des ehemaligen Klosters Paradies in Remlishof und Singen von der Stadt Schaffhausen 1553. Aus dem selben Besitzkomplex wurde 1557 der Oberhof des ehemaligen Klosters Worblingen erworben. Der Kauf von Singen selbst wurde damals ausgeschlagen, da es zu unbedeutend war und die Besitzverhältnisse, wie damals oft üblich, zudem zu aufgesplittet waren. Zudem wurden die Weinberge am Hang des Twiels durch Zukauf weiter ausgebaut. Wein und Holz dienten der Einkommenssicherung. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln hingegen war unbefriedigend. Der Bruderhof wurde mit dem 1553 erworbenen Gereuthof zusammengelegt und umfasste 45 ha Ackerland und Wiesen. Am Fuß des Hohentwiels wurde der Meierhof gebaut. Dennoch war der Hohentwiel immer von der weiteren Versorgung aus den Ämtern Tuttlingen, Balingen, Ebingen und Tübingen angewiesen.

Nachdem Herzog Ulrich bei seiner Vertreibung erleben musste, dass sich keine seiner Burgen halten konnte, baute er nach seiner Rückkehr 1534 ein System von 7 Landesfestungen auf, die systematisch ausgebaut wurden. : Hohenasperg, Hohentübingen, Schorndorf, Kirchheim, Hohenneuffen, Hohenurach und Hohentwiel. Der Festungsbau verbrauchte fast 1/3 der Staatseinnahmen.

Auf dem Hohentwiel wurden bereits 1521 umfangreiche Umbauten vorgenommen. Baumeister aus Mömpelgard bauten zwei 60 Meter lange, überwölbte Keller mit Getreideschütten. 1523 wurden drei neue Zisternen angelegt. Die Versorgung hatte erste Priorität. Vorarbeiten zu den Kassematten entlang der Außenmauern gehen ebenfalls bereits auf diese Zeit zurück. Der Schwerpunkt des Ausbaus fiel aber in die Regierungszeit Herzog Christophs. Unter dem Baumeister Auberlin Tretsch wurde die mittelalterliche Burg (die oben bereits erwähnte 30*23 Meter große Anlage) in ein dreiflügeliges Renaissanceschloß mit Innenhof umgwandelt. Der Schlussstein der nördlichen Toreinfahrt trägt das Datum 1554. Herzog Ulrich hatte bereits umfangreiche Bastionsarbeiten geplant. Das mächtige Rondel Augusta dürfte aber kaum vor dem endgültigen Erwerb der Burg gefallen sein. Unter Herzog Christoph war der Ausbau zur Festung weitgehend abgeschlossen. Sein Nachfolger Herzog Ludwig ließ von seinem Baumeister Heinrich Schickhardt von sämtlichen Festungen Bauaufnahmen machen. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurden nur noch die Bastionen am Schmittenfelsen, also am Zugang zur Festung, verstärkt und eine sternenförmige Bastion vorelagert. Im Mai 1616 lagerten auf dem Hohentwiel

  • 47 schwere Geschütze und
  • 612 Handfeuerwaffen.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg konnte die Festung fünf Belagerungen widerstehen, ihr Kommandant Konrad Widerholt übergab die Anlage 1650 unbezwungen seinem Landesherren.

Niedergang

In den folgenden Jahrhunderten verkam die Festung mehr und mehr zu einem Gefängnis, in dem vor allem politische Häftlinge einsaßen. Sie wurde in den Jahren 1800 und 1801 durch französische Truppen geschleift. In ihren Grundzügen erinnert die Festung stets an eine mittelalterliche Burg

Folgende Werke haben die Schleifung als sichtbare Anlage überstanden:

  • Alexander-Tor
  • Ludwigs-Tor
  • Karls-Bastion
  • Eugens-Bastion
  • Eugens-Tor
  • Ludwigs-Bastion
  • Alexander-Bastion

auf dieser Ebene befinden sich weitere Gebäudereste wie Kasernen, Bäckereien, eine Apotheke und dergleichen mehr.

  • Weg zur oberen Festung mit einer Zugbrücke
  • Schilderhaus, genannt „Wer-Da“
  • Eine weitere Zugbrücke
  • Friedrichs-Bastion
  • Neues Portal mit Brücke
  • Herzogs-Bastion
  • Im Inneren Waffenplatz, Kirche, Zeughaus und das Governementsgebäude
  • Rondell Augusta
  • Als höchster Punkt des Berges die Altane, genannt „Scharfes Eck“

Die Reihenfolge der Werke stellt sich in der Art und Weise dar, wie ein Besucher die Festung erstmalig betritt.

Literatur

Casimir Bumiller: Hohentwiel, die Geschichte einer Burg zwischen Festungsalltag und grosser Politik, Konstanz 1990

Besichtigung

Die Burgruine kann zu den folgenden Zeiten besichtigt werden:

16. März - 31. März: 8 - 19 Uhr, 1. April - 15. September: 8 - 20:00 Uhr, 16. September - 31. Oktober: 10 - 18 Uhr, 1. November - 15. März: 10 - 17 Uhr. Letzter Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Ende der jeweiligen Öffnungszeiten. Führungen bzw. Sonderführungen sind nach vorheriger Vereinbarung möglich.

Eintritt: Erwachsene 2,80 €, Ermäßigte 1,00 €, Familienkarte 5,00 €, Gruppen ab 20 Personen 1,00 €, Jahreskarte 10,00 €.

Siehe auch: Liste der Burgen und Schlösser, Liste von Festungen