Sefton Delmer

englischer Journalist
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Denis Sefton Delmer (* 24. Mai 1904 in Berlin; † 4. September 1979 in Lamarsh, Suffolk) war ein englischer Journalist. Geboren wurde er als Sohn eines australischen Professors. Der Vater war in Berlin Lehrbeauftragter für Anglistik an der Universität.

Delmer studierte am Lincoln College in Oxford und wurde 1927, nach Abschluss seines Studiums, Mitarbeiter des „Daily Express“. Im Auftrag dieser Zeitung kehrte er 1928 nach Berlin zurück. Hier erlangte er das Zutrauen von SA-Chef Ernst Röhm und Adolf Hitler selbst, den er auf einer seiner Wahlkampfreisen begleitete. Er war danach Reporter im Spanienkrieg und ab 1939 Kriegsberichterstatter in Polen und Frankreich.

Nach dem deutschen Einmarsch in Paris kehrte Delmer nach England zurück. Hier leitete er von 1941 bis 1945 im Auftrag des britischen Foreign Office mit Präzision und ungewöhnlichem Spürsinn als Hauptverantwortlicher deren „Feindpropaganda“ („black propaganda“) im Rahmen der psychologischen Kriegführung gegen Deutschland.

Er war Chef des Soldatensenders „Calais“, der in einem alten Schloss im Bletchley Park etwa 40 km nördlich von London betrieben wurde. Der Mittelwellensender „Calais“ arbeitete mit einer für die damalige Zeit erstaunlich hohen Leistung von 600 kW auf der Frequenz 831 kHz, und in den letzten Monaten vor Kriegsende auf der Frequenz des Senders München (740 kHz). Das Einschalten dieses deutschsprachigen „Feindsenders“ war in Deutschland streng verboten, dennoch hörten Millionen seine Meldungen. Heute ist in Bletchley Park ein Museum der elektronischen Kriegführung im Zweiten Weltkrieg untergebracht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Delmer fünfzehn Jahre das Auslandsressort des „Daily Express“. Seinem ehemaligen Mitarbeiter beim Soldatensender „Calais“, dem 1954 in die DDR übergelaufenen Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln, Otto John, widmete Delmer im 1962 erschienenen zweiten Teil seiner Memoiren Die Deutschen und ich in distanzloser Weise zwei Kapitel (60 und 62). Er präsentiert John als Märtyrer, verläßt sich dabei aber allein auf dessen Selbstdarstellung als Überlebender des Widerstands gegen Hitler, der bei tonangebenden Politikern und Beamten jener Zeit (Adenauer, BND-Chef Gehlen u.a.) zum „Prügelknaben“ und „ersten Opfer des Vierten Reiches“ geworden sei.

Werke

  • Die Deutschen und ich, Nannen, Hamburg, 1963
  • Weimar Germany, MacDonald, London 1972, ISBN 0-356-03907-2