Ginkgo

Art der Gattung Ginkgo
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Der Ginkgo bzw. Ginko (Ginkgo biloba; eigentlich Ginkyo, aus chin. 銀杏 Yín Xìng, „Silberne Aprikose“; jap. ギ ンキョウ Ginkyō – heute イチョウ ichô), deutsch auch Silberpflaume, Ginkgobaum, Fächerblattbaum oder Fächerbaum genannt, ist der einzige noch existierende (rezente) Vertreter der Ginkgophyta, einer Abteilung der Samenpflanzen (Spermatophyta).

Ginkgo
Älterer Ginkgobaum (Ginkgo biloba) – im Vordergrund – mit waagerechten Ästen.
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subregnum: Gefäßpflanzen (Tracheobionta)
Vorlage:Superdivisio: Samenpflanzen (Spermatophyta)
Vorlage:Divisio: Ginkgopflanzen (Ginkgophyta)
Vorlage:Familia: Ginkgogewächse (Ginkgoaceae)
Vorlage:Genus: Ginkgo (Ginkgo)
Wissenschaftlicher Name
Ginkgo biloba
L. 1771

Der Baum stammt aus Ostasien, wo er auch um seiner Samen willen kultiviert wird; er wird in Europa seit Mitte des 18. Jahrhunderts als Zierbaum gepflanzt.

Der Ginkgo geht eine Symbiose mit verschiedenen Mykorrhiza-Pilzen ein, unter anderem mit Glomus epigaeum.

Ginkgo-Fossil aus dem Jura, Blätter aus der Cloughton Formation,
Fundort: Scarborough, Yorkshire, England

Die taxonomische Einordnung war für die Botaniker eine Herausforderung, denn der Ginkgo gehört weder zu den Nadel-, noch zu den Laubbäumen. Er zählt aber wie die Nadelbäume zu den Nacktsamern (Gymnospermae). So wurde für ihn eine eigene Abteilung geschaffen, die Ginkgopflanzen (Ginkgophyta), die heute nur noch eine einzige Art umfasst, den Ginkgo biloba.

Paläobotanik

Die Abteilung Ginkgophyta (Ginkgopflanzen) existieren schon seit dem Unterperm, vor 290 Millionen Jahren. Die größte Artenzahl hatten die Ginkgophyta von der Trias bis zur Kreide. Ab dem Jura gab es die Gattung Ginkgo. Vom Jura bis zur Kreide hatten die Ginkgophyta eine weltweite Verbreitung, deshalb kann man Fossilien von Ginkgo-Arten auch in Mitteleuropa finden. Da heute alle anderen Gattungen ausgestorben sind, gilt der Ginkgo biloba als das älteste lebende Fossil der Pflanzenwelt.

In der Paläobotanik werden die Ginkgo-ähnlichen Gewächse in 6 Familien mit mindestens 14 Gattungen eingeordnet (Ausgestorbene Gattungen sind gekennzeichnet mit †):

Mögliche Vorfahren der Ordnung Ginkgoales:

  • Trichopityaceae: Trichopitys
  • Dicranophyllaceae: Polyspermophyllum †, Dicranophyllum

Ordnung Ginkgoales:

  • Karkeniaceae: Karkenia †, Sphenobaiera † (teilweise), Ginkgoites † (teilweise)
  • Schmeissneriaceae: Schmeissneria
  • Umaltolepidiaceae: Toretzia †, Pseudotorellia †, Umaltolepis
  • Yimaiaceae: Baiera † (zumindest teilweise), Yimaia
  • Ginkgoaceae: Ginkgo, Ginkgoites † (teilweise), Grenana

Unsicher ist die Zuordnung von

Eretmophyllum †, Ginkgoidium, Sphenobaiera † (teilweise)

Die folgenden Gattungen gehören eher zu den Czekanowskiales, die man früher wegen ihrer dichotom geteilten Blätter zu den Ginkgophyten gestellt hat:

Arctobaiera †, Phoenicopsis †, Windwardia † und Culgoweria
 
Ginkgo, Illustration.
Datei:Gingko-Ast-web.jpg
Ast des Ginkgo; deutlich ist die gleichmäßige Verteilung der Blattquirle zu erkennen.
 
Männliche Blütenstände des Ginkgo.
 
Ginkgo, reife Samen und Herbstlaub am Baum.

Merkmale des Ginkgo

Der Ginkgo ist ein sommergrüner Baum, das heißt, er wirft im Herbst seine Blätter ab. Die Bäume erreichen in etwa 100 Jahren eine Höhe von bis zu 40 Metern. Seine Rinde ist braun mit einer dicken Schicht, die Kork ähnelt, und wird bei älteren Bäumen rissig. Der junge Baum wächst meistens schlank und auffallend gerade in die Höhe. Dies ändert sich zunehmend beim älteren Baum, dessen Äste sich immer mehr in die Waagerechte bewegen und so eine ausladende, mächtige Krone bilden können. Meistens besitzt der Ginkgo zwei Haupttriebe, von denen der eine aber schwächer ausgebildet ist. Die Äste bilden Langtriebe, die je nach Bedingungen zwischen 20 und 100 cm im Jahr wachsen können, und Kurztriebe, deren Wachstum häufig nur ein paar Millimeter im Jahr beträgt. Die Kurztriebe können sich ganz unerwartet zu Langtrieben entwickeln.

Auffällig sind die fächerförmigen, breiten Blätter, die in der Mitte mehr oder weniger stark eingekerbt sind. Kaum ein Ginkgo-Blatt gleicht dem anderen; Blätter von jungen Bäumen sind deutlich anders geformt als die von alten Bäumen (Heterophyllie). Die Blätter sind gabelnervig (dichotom), evolutionär betrachtet ein sehr ursprüngliches Merkmal. Sie sind zu Beginn ihres Wachstums im Frühjahr hellgrün und dunkeln über den Sommer nach, im Herbst färben sie sich auffallend hellgelb und fallen schließlich etwa Anfang November ab. Eine Besonderheit des Ginkgo ist hierbei, dass alle Blätter an einem Tag abfallen können.

Der Ginkgo ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch), es existieren also männliche und weibliche Pflanzen. Die Bäume sind bis zur Geschlechtsreife, die erst im Alter zwischen 20 und 35 Jahren erfolgt, äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden. Der Ginkgo blüht im März, wobei die männlichen Blüten auffälliger als die weiblichen sind. Letztere stehen an mehrjährigen Kurztrieben und reifen nach der Befruchtung zu einem Samen mit essbarem Kern. Die Befruchtung erfolgt über große, sich selbständig bewegende Spermatozoiden, also Zellen mit Geißeln. Monate liegen zwischen Bestäubung und Befruchtung, für Pflanzen eine recht ungewöhnliche Entwicklung (siehe hierzu auch: Generationswechsel und Spermienbefruchtung bei Ginkgo).

Die mirabellenähnlichen Samen entwickeln bei der Reifung einen unangenehmen Geruch nach Buttersäure.

Nutzung als Zierbaum

Der unangenehme Geruch nach Buttersäure der Samen führt dazu, dass in Europa vornehmlich männliche Ginkgobäume aus Stecklingen angepflanzt werden. Ganz entgegengesetzt dazu werden in China und Japan vorwiegend weibliche Bäume (siehe Verwendung als Nahrungsmittel) als Straßen- und Alleebäume gesetzt. Damit eine Befruchtung stattfinden kann, werden in Asien männliche und weibliche Bäume nebeneinander gepflanzt.

Aufgrund seiner Resistenz gegen Schädlingsbefall und seiner Anspruchslosigkeit ist der Ginkgo als Stadtbaum weltweit beliebt. Langjährige Erfahrung in Berlin als Straßenbaum hat gezeigt, dass er resistent gegen Autoabgase und Streusalz ist. Allerdings ist der junge Baum frostempfindlich. Die Wurzeln des Ginkgos scheinen zudem eine Delikatesse für Wühlmäuse darzustellen.

 
Herbstlaub und Samen am Boden

Die Vermehrung des Ginkgo erfordert auch von einem Gärtner viel Geduld. Nur etwa 30 Prozent aller Stecklinge gehen nach sehr langer Zeit an. Bis zur Keimung eines jungen Ginkgo können zwei Jahre und mehr vergehen, unabhängig von seiner Vermehrung durch Stecklinge oder Samen. Stecklinge sind im Allgemeinen schwachwüchsiger als Sämlingspflanzen. Bei der Vermehrung durch Samen muss deren äußere, fleischige Hülle (Sarkotesta) sorgfältig entfernt werden. Sie können vor der Saat stratifiziert werden. Sie keimen ohne Probleme auf der Fensterbank. Frische Samen sammelt man im Spätherbst unter weiblichen Bäumen, die in weniger als 100 m Entfernung von männlichen Bäumen stehen; die Befruchtung ist bei diesen Pflanzen gesichert. Der Saft der Sarkotesta kann zu Hautreizungen und Allergien führen. Der Ginkgo ist bei Verpflanzung empfindlich.

Sortenvielfalt

 
Blattwerk des Ginkgo

Neben den als typisch zu bezeichnenden, häufig anzutreffenden säulenförmigen Sorten des Ginkgo biloba, die alle als 'Fastigiata' bezeichnet werden, kommen auch breitwüchsige Sorten wie der 'Horizontalis' oder 'Fairmount' vor. Seltener sind kugelförmige Sorten wie der 'Globus' oder 'Globulus' zu finden, ganz selten der schirmförmig überhängende, in jungen Jahren recht langsam wachsende 'Pendula'.

Von der typischen Blattform abweichende Sorten sind der tiefgeschlitzte 'Saratoga' und der kleinblättrige 'Tubifolia', der sich deswegen hervorragend für die Bonsaigestaltung eignen soll.

Ginkgos, deren Blattfarbe panaschiert ist, sind ebenfalls eine Seltenheit. Der 'Aureovariegata' trägt gelb gestreifte Blätter, der 'Albovariegata' weißgrün gestreifte Blätter, die zusätzlich zur Einzigartigkeit des Ginkgo eine ganz besondere Attraktivität darstellen.

Geschichte des Ginkgo als Zierbaum

Der Ginkgo fand ab etwa 1000 n. Chr. in ganz Ostasien als Tempelbaum Verbreitung und gelangte dabei auch auf die Koreanische Halbinsel sowie nach Japan.

 
Ginkgo-Allee in Tokyo, im November mit Herbstfärbung.

Die erste ausführliche westliche Beschreibung stammt von dem deutschen Arzt und Botaniker Engelbert Kaempfer, der während seines zweijährigen Aufenthaltes in Japan (1690 bis 1691) die japanische Pflanzenwelt intensiv erforschte und sein Material in dem 1712 in Lemgo gedruckten Werk „Amoenitates Exoticae“ publik machte. Allerdings hatte er den alten sinojapanischen Namen des Baums (ginkyo) nicht korrekt notiert. Der Biologe und Botaniker Carl von Linné übernahm Kaempfers Schreibung Ginkgo in seine botanische Nomenklatur. Seitdem gilt diese Form in der Pflanzenkunde als verbindlich und hat sich daher auch im Alltagsvokabular vieler westlicher Sprachen festgesetzt.

1730 soll der erste Ginkgo Europas im botanischen Garten der Universität Utrecht in den Niederlanden gepflanzt worden sein. Er steht heute noch dort und gilt als der älteste seiner Art außerhalb Asiens. Allerdings gibt es einen Baum im belgischen Geetbets bei Hasselt, der mit ca. 5 Metern Stammdurchmesser deutlich dicker und damit vermutlich älter ist als der in Utrecht.

Der älteste Ginkgo-Baum Deutschlands wurde etwa im Jahr 1750 gepflanzt und steht im Frankfurter Stadtteil Rödelheim. Im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel befinden sich weitere alte Ginkgos, die um 1780 gepflanzt wurden. Auch in Mannheim und Dresden gibt es sehr alte Bäume. Im Jenenser Botanischen Garten (ehemaliger Garten Goethes) steht ein männlicher Ginkgo, den Goethe pflanzen ließ, heute auch ein weibliches Exemplar. In Leipzig steht ein von Willmar Schwabe gepflanzter weiblicher Baum.

Mythos Ginkgo

 
Ginkgo-Zweig mit fächerförmigen Blättern.

Der Grund für die bis heute unverminderte Bedeutung des Ginkgo für die Menschen liegt vor allem in der Asiatischen Philosophie. Das in der Pflanzenwelt einzigartige zweigeteilte Blatt und seine Zweihäusigkeit wurden schon früh mit dem Symbol des Yin-Yang, dem Inbegriff der Harmonie, in enge Verbindung gebracht. Die schlanke aufstrebende Wuchsform des Ginkgo repräsentiert nach asiatischer Philosophie das Yang, und wird mit Aktivität und Lebenskraft gleichgesetzt, während zugleich die Blätter aufgrund ihrer fächerartigen Form, das Yin, also Sanftheit und Weichheit, darstellen. Diese Interpretation führte frühzeitig dazu, dass der gesamte Baum als pflanzliches Symbol der Harmonie betrachtet wurde. Zusätzlich vereint der Ginkgo Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit in sich, er gilt als besonders hitze-, strahlungs- und krankheitsresistent, und so ist es nur allzu natürlich, dass er als heiliger Baum betrachtet und als Tempelbaum verehrt wurde.

Da der Ginkgo nachweislich so gut wie keine Schädlinge hat, und er in nahezu jedem Klima und in jedem Boden gedeiht, kann er unter günstigen Bedingungen ein enormes Alter erreichen. In Asien sind Bäume bekannt, die ein Alter von 1.000 Jahren erreicht haben sollen (in einigen Berichten ist gar von 4.000 Jahre alten Pflanzen die Rede). Es verwundert insofern nicht weiter, dass diese Bäume von jeher als kraftspendend und lebensverlängernd verehrt werden.

Alte Bäume können auf der Unterseite kräftiger Äste sowie am Stamm wurzelartige Wucherungen ausbilden (Geotropismus), die einige Meter lang werden, und in ihrer Form an weibliche Brüste erinnern. Es wird vermutet, dass es sich um Stützwurzeln handelt, die zu Unterstützung des gesamten Baumes auf weichem Grund dienen, doch genauere Erkenntnisse liegen derzeit noch nicht vor. Diese Auswüchse werden „Chi-Chi“ genannt und wurden in Japan lange als Fruchtbarkeitssymbol verehrt. Vor allem kinderlose Frauen pilgerten in der Vergangenheit zu solchen Ginkgos, berührten die „Chi-Chi“, und baten um Kindersegen, andere um reichen Milchfluss für ihre Säuglinge.

Zur modernen Mythenbildung hat auch wesentlich die Geschichte des Tempelbaumes in Hiroshima beigetragen, der bei der Atombombenexplosion 1945 in Flammen aufging, aber im nächsten Frühjahr wieder austrieb und weiter lebte.

Verwendung als Nahrungsmittel

 
reife Ginkgo-Samen

In Asien wurden mehrere Zuchtreihen des Ginkgobaumes mit verschiedenen Qualitäten als Nahrungspflanze herausgezüchtet. Genutzt werden vor allem die Sarkotesta und der harte Kern des Samens. Ginkgopflaumen schmecken süß und pflaumenartig. In Japan dienen Ginkgopflaumen als Beilage zu gebratenem Fisch. Sie werden aber auch als Knabberei und Einlage von Suppen verwendet. Dazu werden die Pflaumen blanchiert und die Haut entfernt. Bei uns sind Ginkgopflaumen nur als Konserven erhältlich. Geröstete und gehackte Kerne dienen als Gewürz in der asiatischen Küche. Die Samen enthalten 37,8 % Kohlenhydrate, 4,3 % Proteine und 1,7 % Fett. Ein Übermaß an Ginkgopflaumen kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Im 11. Jahrhundert n. Chr. sollen diese „Nüsse“ so geschätzt worden sein, dass der Kaiser von China die Samen als Tributzahlung von den südöstlichen Provinzen forderte.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde, Wirksamkeit

Die Verwendung der Blätter als Heilmittel ist bereits in der Sammlung Shen nung pen Ts'ao king belegt, die zwischen 300 v. Chr. und 200 n. Chr. entstanden sein soll. Li Shi-chen verfasste 1595 das umfangreiche, 52 Bände große Ben Cao Gan Mu, in dem die Heilkräfte des Ginkgo bereits detailliert festgehalten wurden. Ginkgoblätter dienten schon im Mittelalter zur Behandlung von Asthma, Bronchitis, Erfrierungen, Gonorrhoe, Hautkrankheiten, Husten, Magenleiden, Tuberkulose und Unruhezuständen, und wurden als Heiltee und Wundpflaster verwendet.

In der heutigen Heilkunde wird dem Ginkgo (Samen und Extrakte aus Blättern) vornehmlich eine durchblutungsfördernde Wirkung zugesprochen; er wird oft zur Stärkung des Gehirns genommen. Auch zur Wirksamkeit als Schutz vor Arteriosklerose werden seit neuerem medizinische Studien mit Ginkgo-Extrakt durchgeführt. Allein in den USA beläuft sich der Umsatz dieses beliebten Naturpräparats auf über 300 Millionen Euro jährlich (Quelle: New Scientist).

 
Unreife Ginkgo-Samen an Zweig.

Grund für die positive Wirkung auf den Menschen ist vermutlich die hohe Konzentration an Flavonoiden und Terpenoiden. Letztere sind in spezieller Form (Ginkgolide und Bilobalid) nur im Ginkgo zu finden. Diese Stoffe sind zum Teil so komplex, dass es noch nicht gelungen ist, sie in vollem Umfang synthetisch herzustellen. Aus diesem Grund wurden riesige Plantagen, hauptsächlich in den USA angelegt.

Es gibt eine ganze Anzahl von wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten belegen[1]. So erkennt beispielsweise die WHO Ginkgo biloba als Antidementivum (siehe Demenz) an. Die WHO International Working Group for Drug Statistics Methodology erstellte für den internationalen ATC-Code (anatomical-, therapeutic-, chemical-classification) für Arzneimittel erstmalig eine Gruppe Antidementiva. In dieser neuen Gruppe Anti-dementia drugs ist mit dem Code N06D Ginkgo biloba gelistet.

Andererseits gibt es auch kritische Stimmen, die einen tatsächlichen Nutzen für unbelegt halten. Dies gilt insbesondere für den Einsatz von Ginkgo-Präparaten bei den Indikationen Tinnitus und Hörsturz[2], jedoch auch für die Verwendung zur Verbesserung des alternden Gedächtnisses.

Zur Verwendung kommen nur Extrakte aus den Ginkgoblättern, die nach speziellen Verfahren hergestellt werden, wobei eine Anreicherung der Inhaltsstoffe, die für das wirksame Prinzip angesehen werden, erfolgt und Substanzen, die Nebenwirkungen auslösen können, entfernt werden.

Der Ginkgo in der Literatur

Zum Bekanntheitsgrad und zur Verbreitung des Ginkgos in Deutschland hat das Gedicht mit dem Titel Ginkgo Biloba wesentlich beigetragen, das der 66 Jahre alte Goethe im September 1815 schrieb und 1819 in seiner Sammlung West-östlicher Diwan veröffentlichte. Das Gedicht ist Goethes später Liebe, Marianne von Willemer, gewidmet und stellt das Ginkgoblatt aufgrund seiner Form als Sinnbild der Freundschaft dar.

 
Originalschrift des Goethe-Gedichts
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwiedern ,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?

Der Brief mit dem Gedicht, dem Goethe zwei Ginkgo-Blätter beilegte, ist heute im Goethe-Museum Düsseldorf zu sehen.

Baum des Jahrtausends

Zum Jahrtausendwechsel erklärte das „Kuratorium Baum des JahresGinkgo biloba zum Mahnmal für Umweltschutz und Frieden, und zum Baum des Jahrtausends.[3]

Namensvielfalt des Ginkgo

Der Ginkgo hat im Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl von Namen erhalten. Der Name leitet sich ursprünglich vom chinesischen Yín Xìng (銀杏), wörtlich „Silberaprikose“, her, ein Hinweis auf die silbrig schimmernden Samenanlagen, erstmals bezeugt im Jahr 1578. Im Laufe der Zeit gelangte der Name von China nach Japan und verwandelte sich dort zu Ginkyō. Gin bedeutet dabei „Silber“ und Kyō „Frucht“. Heute lautet der chinesische Name Bái Guǒ (白果), im Japanischen wird der Baum Ichō genannt, wörtlich Entenfußbaum, weil die Blätter den Füßen einer Ente ähneln; der Same wird als Ginnan bezeichnet.

Alle Namen zeugen davon, wie der Baum stets die Phantasie seiner Betrachter anzuregen vermochte. Internationale Bezeichnungen für Ginkgo biloba:

  • Deutschland: Beseeltes Ei, Elefantenohrbaum, Entenfußbaum, Fächerblattbaum, Frauenhaarbaum, Goethebaum, Goldfruchtbaum, Großvater-Enkel-Baum (der Großvater pflanzt den Baum, der Enkel kann dann die „Früchte“ ernten), Japanbaum, Japanischer Nussbaum, Mädchenhaarbaum, Silberaprikose, Tausend Taler, Tempelbaum, Weiße Frucht
  • Finnland: Neidonhiuspuu, Temppelipuu
  • Frankreich: Arbre à noix, Arbre aux quarante ecus, Arbre des pagodes, Noyer du Japon
  • Großbritannien: Fossil tree, Kew tree, Maidenhair tree, Temple tree
  • Island: Musteristré
  • Japan: Icho, Ginnan (Same)
  • Korea: Eunhaeng (銀杏)
  • Niederlande: Japanse notenboom, Tempelboom, Waaierboom
  • Portugal: Nogueira-do-Japao
  • Schweden: Tempelträd
  • Singapur: Pakgor Su
  • Spanien: Arbol de los 40 escudos, Arbol sagrado
  • Tschechien: Jinan dvoulaločný

Literatur

  • Walter E. Müller, Ernst Pöppel: Ginkgo, der Baum des Lebens: Ein Lesebuch. Insel-Verlag, Frankfurt 2003, ISBN 3-458-34695-3
  • Maria Schmid (Hrsg.): Ginkgo: Ur-Baum und Arzneipflanze. 2. Auflage. Hirzel-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-7776-1065-8
  • Francis V. DeFeudis: Ginkgo biloba extract (EGb 761): from chemistry to the clinic. Ullstein Medical, Wiesbaden 1998, ISBN 3-86126-173-1
  • Hans D. Reuter: Spektrum Ginkgo biloba. Aesopus-Verlag, Basel 1993, ISBN 3-905031-57-4
  • Heinrich G. Becker: Ginkgo, Weltenbaum - Wanderer zwischen den Zeiten. Buchverlag für die Frau, Leipzig 2003, ISBN 3-89798-080-0
  • Werner Bockholt und Bernadette Kircher: Dieses Baumes Blatt. Ginkgo - Goethe - Gartentraum. Schnell, Warendorf 2003, ISBN 3-87716-816-7

Studien über Ginkgoextrakte zur Verbesserung der Gedächtnisfunktion:

  • Hoerr, R., Pharmacopsychiatry, 36, Suppl. 1, S. 56-S61, 2003
  • Le Bars, P. et al., J Am Med Assoc (JAMA) 278, S. 1327-1332, 1997
  • Kanowski, S. et al., Pharmacopsychiatry 29, S. 47-56, 1996
  • Solomon PR, Adams F, Silver A, Zimmer J, DeVeaux R. Ginkgo for memory enhancement: a randomized controlled trial. JAMA. 2002 Aug 21;288(7):835-40.

Metaanalysen und vergleichende Untersuchungen zu Ginkgoextrakten:

  • Schulz, V.: Therapievorteile von EGb 761® im Vergleich zu Cholinesterase-Hemmern. Allgemeinarzt, 10, S. 816-820, 2003
  • Wettstein, A.: Gleichwertiger Wirksamkeitsnachweis von EGb 761® und Cholinesterase-Hemmern bei Alzheimer-Demenz. Fortschr Med 117, Orig. I, S. 11-18, 1999
  • Ernst, E., Pittler: Positive Bewertung von EGb 761® bei Demenz. Clin Drug Invest,17, S. 301-308, 1999
  • Oken, B. S. et al.: Signifikante Therapieeffekte von EGb 761® bei Alzheimer-Demenz nach aktuellen FDA- und CPMP-Empfehlungen. Arch Neurol 55, S. 1409-1415, 1998
  • Kleijnen, J., Knipschild: Signifikante Verbesserungen der Symptome von Hirnleistungsstörungen. Lancet 340, S. 1136-39, 1992
  • Weiß, H., Kallischnigg, G.: Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit bei Hirnleistungsstörungen. MMW, 10, S. 138-142, 1991
  • Birks J, Grimley EV, Van Dongen M:Ginkgo Biloba for cognitive impairment and dementia. Cochrane Database Syst Rev. 2002;(4):CD003120.
  • Keltner NL, Zielinski AL, Hardin MS: Drugs used for cognitive symptoms of Alzheimer's disease. Perspect Psychiatr Care. 2001 Jan-Mar;37(1):31-4.
  • Kurz A, Van Baelen B: Ginkgo biloba compared with cholinesterase inhibitors in the treatment of dementia: a review based on meta-analyses by the cochrane collaboration. Dement Geriatr Cogn Disord. 2004;18(2):217-26.

Studien und Metaanalysen zu Ginkgoextrakten bei Tinnitus:

  • Rejali D, Sivakumar A, Balaji N.: Ginkgo biloba does not benefit patients with tinnitus: a randomized placebo-controlled double-blind trial and meta-analysis of randomized trials. Clin Otolaryngol. 2004 Jun;29(3):226-31.
  • Hilton M, Stuart E.: Ginkgo biloba for tinnitus. Cochrane Database Syst Rev. 2004;(2):CD003852.
  • Drew S, Davies E.: Effectiveness of Ginkgo biloba in treating tinnitus: double blind, placebo controlled trial. BMJ. 2001 Jan 13;322(7278):73.
  • Hesse G, Schaaf H.: Ginkgo biloba: Unwirksam gegen Tinnitus? HNO. 2001 Jun;49(6):434-6

Allgemein:

  • Maria Schmid (Hrsg.): Ginkgo: Ur-Baum und Arzneipflanze. 2. Auflage, Hirzel-Verlag Stuttgart, 2001. ISBN 3-7776-1065-8
  • Francis V. DeFeudis: Ginkgo biloba extract (EGb 761): from chemistry to the clinic. Ullstein Medical Wiesbaden, 1998. ISBN 3-86126-173-1
  • Gertrud Teusen: Ginkgo, natürliche Energie für Ihr Gehirn. TRIAS, 1998. ISBN 3-8937-3467-8

Quellen

  1. Ginkgo und Gesundheit auf medinfo.de
  2. www.akdae.de: Blutungen unter der Gabe von Ginkgo-Extrakten
  3. www.baum-des-jahres.de: Baum des Jahrtausends
Commons: Ginkgo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien