Telegramm

telegrafisch übermittelte Nachricht
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Ein Telegramm (aus dem grch. tele: fern, weit und …gramma: Buchstabe, Schriftzeichen; wörtlich Fernbuchstabe) ist eine telegraphisch übermittelte Nachricht mit Hilfe akustischer, optischer oder elektrischer Geräte. Telegramme wurden meist per Fernschreiber übermittelt. Telegramme werden heute kaum noch verwendet. Da sich das Entgelt (früher Gebühr) für ein Telegramm nach der Anzahl der Wörter richtet, hat sich ein so genannter Telegrammstil eingebürgert, z. B. sagt man statt „Ich komme am Freitag um 17:00 Uhr an.“: „Ankomme Freitag 17 Uhr“. Telegramme können von der Post bis heute auch auf Schmuckkärtchen überbracht werden.

Telegramm mit der Mitteilung der Kollision eines Eisberges der Titanic

Der Ausdruck Telegramm (eigentlich sprachlich richtig: Telegraphem) ist 1852 vom US-Amerikaner E. P. Smith aus Rochester gebildet worden, löste aber erst sehr viel später den gängigen Ausdruck „telegraphische Depesche“ ab.

Das Briefgeheimnis gilt auch für Telegramme, d. h. der aufnehmende Mitarbeiter darf den Inhalt weder an andere weitergeben noch verfälschen.

Ein ähnlicher Stil wie im Telegramm hat sich heute bei der Instant Message eingebürgert.

Hintergrund/Übermittlung

Telegramme waren Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts eine sinnvolle Einrichtung, da es kaum (private) Telefone gab. Die Standard-Brieflaufzeit betrug ca. 4 Tage. Somit waren Telegramme die einzige Möglichkeit, Nachrichten vergleichsweise schnell zu überbringen.

Die Übermittlung eines Telegramms erfolgte in drei Stufen:

  • Telegramm aufgeben: Der Absender diktierte seinen Text einem Beamten im Post- bzw. Telegraphenamt entweder persönlich oder telefonisch. Dabei wurden die Empfängeradresse, der eigentliche Text sowie ein eventuelles Schmuckmotiv (die Vorlagen hingen aus oder waren im Telefonbuch abgedruckt) notiert. Die Bezahlung erfolgte entweder im Amt, per Telefonrechnung oder per Münzeinwurf am öffentlichen Fernsprecher. (Während der Blütezeit der Telegramm-Nutzung in Deutschland waren Postdienst, Telefondienst und Telegraphendienst unter einem gemeinsamen Dach (Reichspost, Bundespost bzw. Deutsche Post der DDR) zusammengefasst. Daher die vielfältigen, gleichwertigen Zugänge.)
  • Telegramm übermitteln: Die notierten Angaben wurden dann z. B. mittels Fernschreiber (mit Telex vergleichbare Geräte) zu einem Post- bzw. Telegraphenamt in der Nähe des Empfängers gesendet.
  • Telegramm zustellen: Im Empfängeramt wurde der Fernschreiber-Papierstreifen in ein Kärtchen (z. B. das ausgewählte Schmuck-Kärtchen) geklebt und per (Motorrad-)Boten ausgetragen. Das Austragen erfolgte meist innerhalb von zwei Stunden (nachts 4 Stunden) nach der Aufgabe des Telegramms.

Deutschland

 
Telegramm aus der DDR.

Das erste Bildtelegramm wurde im Jahre 1927 im Probetrieb der Bildtelegraohie zwischen der Groß-Funkanlage Nauen und dem Empfänger in der Zentrale der AEG-Telefunken in der Brunnenstraße in Berlin-Wedding gesendet und emfangen. Die erste internationale Übertragung fand im Jahre 1930 von Berlin ins chinesische Nanking über Kurzwelle statt.

Seit ca. 2003 befördert die Deutsche Post AG keine Telegramme mehr ins Ausland. Als Begründung gilt, dass dieser Übertragungsweg technisch überholt sei. Der Versand von Telegrammen im Inland ist hingegen weiterhin möglich; er wird als Möglichkeit beworben, private Grüße mit individueller Note zu übermitteln. Die Deutsche Post garantiert trotz sehr hoher Gebühren nur noch für eine Zustellung am folgenden Werktag.

Österreich

In Österreich wurde 1847 zum ersten Mal ein Telegramm verschickt. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wuchs die Anzahl der jährlich versendeten Telegramme auf bis zu 23 Millionen im Jahr 1913.

Die wenig später beginnende Konkurrenz durch Telefon, Sprechfunk und Telex führte ab den 20er Jahren zu einem Rückgang der Nutzung von Telegrammdiensten. Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts erfreuten sich aber insbesondere bebilderte oder mit Musik versehene Glückwunschtelegramme noch größerer Beliebtheit. Noch 1984 wurden in Österreich insgesamt rund eine Million Telegramme verschickt.

Mit der Verbreitung von E-Mail und Mobiltelefonie verloren Telegramme als schneller Informationsdienst seit den 90ern endgültig ihre Bedeutung. So gab die Telekom Austria am 24. Oktober 2005 bekannt, aus wirtschaftlichen Gründen (nur noch deutlich weniger als 10.000 Telegramme pro Monat versendet) diesen Dienst mit 31. Dezember vollständig einzustellen.

Ab Januar 2006 hat jedoch die Firma Telegramm.at den Telegrammdienst von Telekom Austria übernommen.

USA

Am 27. Januar 2006 hat auch Western Union, einst führend in der Telegrammübermittlung, aus Mangel an entsprechender Kundschaft diesen Dienst eingestellt. 2005 waren noch 30 Angestellte für dieses Geschäft zuständig, jedoch wurden insgesamt nur 20.000 Telegramme versendet (zum Vergleich: 1929 waren es noch 200 Millionen).

Informatik

In der Informatik wird oft der Begriff Datentelegramm verwendet. Obschon sie zur Nachrichtenübertragung dienen, handelt es sich dabei nicht um Telegramme im klassischen Sinn. Datentelegramme sind standardisierten Datensätze, welche digital übermittelt und meist in Zusammenhang mit Systemautomationen zu Steuerungszwecken eingesetzt werden.

Siehe auch