Das Markgräflerland ist eine Region von Baden-Württemberg im Südwesten Deutschlands.

Bezeichnung
Der Name Markgräflerland oder Markgrafschaft stammt aus den Zeiten der Herrschaft der Markgrafen von Baden, die ihren Sitz in der Burg Baden in Badenweiler hatten. Später residierten die Vögte in Müllheim.
Wappen
Das Wappen (siehe rechts) enthält die Wappen der zusammengeschlossenen Herrschaften. Links oben: Markgrafschaft Baden, rechts oben: Herrschaft Sausenberg, links unten: Herrschaft Rötteln, rechts unten: Herrschaft Badenweiler. Dieses Wappen wurde so und in diversen ähnlichen Formen verwendet bis das Markgräflerland 1806 ein Teil des Grossherzogtums Baden wurde.
Geographie
Das historische Markgräflerland umfasst Teile des südlichen Schwarzwalds und des unteren Wiesentals, grenzt im Süden an die Schweiz, im Westen an das Elsass (Frankreich) und im Norden an den Breisgau. Im heutigen Sprachgebrauch wird unter dem Markgräflerland vor allem das Oberrheingebiet mit seinen Weinbergen südlich von Freiburg im Breisgau verstanden.
Geologie
Das Markgräflerland liegt im Osten mit seinem Teil im Schwarzwald, der auf einem alten Gebirge mit einem Gneissockel und Granitanteilen besteht und nach Westen in ein Hügel-Gelände mit fruchtbarem lösshaltigem Boden, welches weiter in die Fläche der Rheinebene, mit ebenfalls lösshaltigem Boden und weiter zum Rhein hin in sand- und kieshaltigen Boden übergeht. Geologisch ist dies der Überbleibsel eines Grabenbruchs und eines Schwemmlössgebiets eines Flusstals. Durch die geologische Aktivität bei der Entstehung des Grabenbruchs im oberen Rheintal und die damit verbundene im Boden noch vorhandene geothermische Aktivität sind im Markgräflerland Thermalquellen entstanden, was die Römer schon zu schätzen wussten und z. B. in Badenweiler eine römische Therme bauten.
Geschichte
Historisch betrachtet bezeichnet das Markgräflerland das Gebiet zwischen Klein-Basel im Süden und Heitersheim im Norden, das im Süden und Westen vom Rhein sowie im Osten vom Schwarzwald mit dem Hochblauen begrenzt wird. Das Wiesental bis Hausen und das Kandertal zählen ebenfalls zum Markgräflerland. Bis 1803 glich das Markgräflerland einem Flickenteppich. Orte wie beispielsweise Schliengen gehörten bis dahin zum Bistum Basel, das Johanniter/Malteserfürstentum Heitersheim mit seinen Orten war selbständig, hauptsächlich aber war das Markgräflerland von Vorderösterreich und Frankreich umgeben. Selbst im Markgräflerland vor 1444 waren unterschiedliche Herrschaften ansässig: Die Zähringer, die Staufer, die Röttler, die Sausenberger, die Hachberger und einige Klöster mit ihren geistlichen Herrschaften usw.
Kelten und Römer
Besiedelung dieses Gebietes durch verschiedene Stämme der Kelten bevor im Jahre..
- 70 die Römer dieses Gebiet erobern und es unter Kaiser Titus Flavius Vespasianus kultivieren. Die zuvor hier lebenden Kelten wurden assimiliert. Die Römer errichteten auf den Hügeln Siedlungen und Gehöfte, genannt Villa Urbana. Siedler waren Soldaten, Offiziere, Beamten, Händler, Gutsherren und Veteranen, welche vom Senat oder Kaiser für ihre Dienste mit Grundstücken in den eroberten Gebieten beschenkt wurden, um diese so schneller zu romanisieren. Man wählte die Hügel einerseits aus der strategisch günstigen erhabenen Lage mit dem Überblick über das Oberrheintal und andererseits aus klimatischen und gesundheitlichen Aspekten, da das Oberrheintal damals ein ausgedehnter Auenwald war, mit unzähligen Seen und Tümpeln mit abgestandenem Wasser, welche nur beim Hochwasser des Fluvius Rhenus (Rhein) mit neuem Wasser gespeist wurden. Diese waren voll von Stechmücken und das Klima war im Sommer in der Rheinebene schwülwarm. Da die Römer in ihren besetzten Gebieten gerne mit ihrer von zu Hause aus gewohnten Kultur umgeben sein wollten, gestalteten sie unter anderem Aqua Villae (Badenweiler), so wie eine kleine römische Provinzstadt.
Alamannen und Franken
- 230 Ab dieser Zeit durchbrachen Stämme der Germanen den Limes, die Alamannen eroberten das südliche rechtsrheinische Gebiet, die Römer zogen sich hinter den Rhein zurück. Es wurden viele römische Bauten zerstört und gerieten in Vergessenheit, weil die neuen Herren, die Alamannen von der römischen Kultur nichts hielten, die Gebäude wurden abgerissen und meist als Steinbruch verwendet. Später bauten die Alamannen sogenannte Höhenburgen auf, um das Gebiet zu überwachen und als Schutz, sie errichteten Gutshöfe und eine Verwaltung nach römischem Vorbild.
- 455 Die Alamannen expandierten von hier aus über den Rhein in die benachbarte, noch Römische Provinz Gallien.
- 496 - 507 Im Krieg mit den Franken und der entscheidenden Niederlage der Alamannen bei Zülpich gegen den fränkischen König Chlodwig I., fiel das alamannische Gebiet an das Frankenreich der Merowinger. Fränkische Adlige nahmen auch das Markgräflerland ein. Ab...
- 775 erwähnen die Akten von Kloster Lorsch, auch als Lorscher Codex bekannt, von Schenkungen fränkischer Adliger aus dem Markgräflerland an dieses Kloster.
- 900 - 955 Einfälle der Ungarn mit Verwüstungen und Plünderungen in diesem Gebiet. Danach wurde das Gebiet von Gaugrafen verwaltet, die der Kaiser einsetzte. Danach waren im Gebiet des Markgräflerlandes einige mächtige Adelsfamilien zu Besitz gelangt, die ihr Gebiet im Laufe der Zeit vergrösserten, vererbten oder auch verloren.
- 962 Kaiser Otto I. vermachte die zuvor von Guntram, einem abtrünnigen Gaugrafen des Breisgaus, konfiszierten Gebiete im Markgräflerland an Bischof Konrad aus Konstanz, der ein Welfe war. Dieser setzte für seine Güter einen Lehens-Meier ein, der auch als Vogt für die Verwaltung des Gebietes fungierte.
- 975 Nach dem Tode Konrads übernahmen die Priester seiner Kirche, die Dompröbste, seine Gebiete, die damals Domprobsteigüter genannt wurden.
Zähringer, Staufer, Rötteln und Sausenberg
- 11. Jahrhundert eroberten die Herzöge von Zähringen viele Gebiete unter anderem auch im Markgräflerland, der bekannteste unter ihnen war der von...
- 1078 - 1111 regierende Berthold II. von Zähringen.
- 1075 - 1122 fand unter anderem der Investiturstreit statt, der viele klösterliche Besitze an die weltlichen Herrscher dieser Gebiete brachte.
- 1102 Erste urkundliche Erwähnung der Herren von Burg Rötteln mit Dietrich von Rötteln, des Vogtes von St. Alban bei Basel.
- 12. Jahrhundert Im Anfang dieses Jahrhunderts schenkten die Herren von Kaltenbach, bei Malsburg-Marzell, Ländereien an das Kloster St. Blasien, welches so in den Besitz der Sausenburg kam und weitere Probsteien errichtete, in Bürgeln, einem noch heute erhaltenen Schloss, sowie in Sitzenkirch und in Weitenau.
- 1122 wurden die hiesigen Gebiete der Zähringer durch deren Vögte verwaltet, welche auf der Burg in Badenweiler residierten.
- 1147 wurde die Zähringer Herrschaft von Badenweiler, einem Teil des späteren Markgräflerlandes als Mitgift für die Prinzessin Clementine von Zähringen an Heinrich den Löwen, einem Welfen-Fürsten vermacht.
- 1157 Auf Drängen des Kaisers Friedrich I. Barbarossa musste Heinrich der Löwe, diese Gebiete gegen Besitzungen im Harz tauschen. Damit kam die ehemals Zähringer Herrschaft von Badenweiler in die Hände der Hohenstaufer, welche Verbindungen schufen von hier aus zu ihren Besitzungen im benachbarten Elsass, was den Zähringern nicht gefiel und diese daraufhin...
- 1175 die Stadt Neuenburg am Rhein gründeten, um den Rheinübergang ins Elsass für sich zu sichern, um von den fremden Benutzern Tribut zu verlangen.
- 1204 starb Dietrich III. von Rötteln, das inzwischen zu grossem Besitz im Wiesental gekommen ist, seine Söhne hatten hohe Ämter, Walter I. war Kapitular zu Konstanz und Basel, Liuthold I. wurde Bischof von Basel, Konrad I. war Stadtgründer von Schopfheim, welches für das sich bildende Markgräflerland von erheblicher Bedeutung war, Dietrich IV. erhielt die Burg Rothenburg im Kleinen Wiesental.
- 1218 Nach dem Tod von Bertold V. erlosch die männliche Linie der Zähringer, deren Gebiete kamen an die Grafen von Freiburg.
- 1232 Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg erwerben die Burg Sausenburg auf dem Gebiet von Malsburg-Marzell vom Kloster St. Blasien.
- 1268 Nach dem Ende der Hohenstaufer in Deutschland kam deren Besitz Badenweiler an die Grafen von Freiburg.
- 1272 Nachdem Egenos V. ein Sohn Konrads I. Graf von Freiburg starb, wurde dessen Gebiet aufgeteilt. Ein Sohn Egenos, namens Heinrich von Freiburg erhielt die südlichen Gebiete mit der Herrschaft Badenweiler.
- 1303 Nachdem die Grafen von Freiburg ohne männliche Nachkommen ausstarben, ging dessen Gebiet an die, in diese Linie eingeheirateten Grafen von Straßberg aus der Nähe des heutigen Neuenburg in der Schweiz. Durch diese kam der Sparren in das Wappen von Badenweiler und vieler Orte, welche unter dessen Herrschaft waren, auch in das der Markgrafschaft.
- 1306 Aufgrund der um 1300 stattfindenden Erbteilung unter den Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, wurde Rudolf I. in diesem Jahr zum Begründer der Sausenberger Linie.
- 1311 Liuthold II. von Rötteln, der letzte männliche Überlebende seines Geschlechtes, schenkte in diesem Jahr die Rötteler Herrschaft dem Markgrafen Rudolf I. von Hachberg-Sausenberg und der Erbtochter Agnes von Rötteln. Somit wurden die auf der Burg Hochberg bei Emmendingen ansässigen Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, Herren über die ehemalige Herrschaft Rötteln. Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg zogen von der Burg Sausenburg auf die Burg Rötteln um und errichteten dort ihre Verwaltung, auf der Burg Sausenburg setzten sie Vögte ein.
- 1316 starb am 19. Mai dieses Jahres Liuthold II. von Rötteln als letzter männlicher Vertreter der Herren von Rötteln. Mit der Schenkung der Herren von Rötteln an die Hachberg-Sausenberg ist die erste Etappe in der Entwicklung des Markgräflerlandes abgeschlossen.
- 1332 zogen die Basler vor die Burg Rötteln und belagerten sie, weil Markgraf Rudolf II. von Hachberg-Sausenberg im Streit den Basler Bürgermeister erstach, aber im letzten Augenblick gelang es, durch Vermittlung den Streit beizulegen. Pfeilspitzen, Armbrustbolzen usw., die bei der Burg Rötteln gefunden wurden, datieren von dieser Belagerung.
- 1356 Ein schweres Erdbeben in diesem Gebiet richtet schwere Schäden an. Basel wurde zerstört, die Burg Rötteln erlitt schwere Schäden.
- 1363 Übernahmen die Grafen von Fürstenberg bei Donaueschingen die Herrschaft von den inzwischen ausgestorbenen Grafen von Straßberg über die Herrschaft Badenweiler, aber nach kurzer Zeit kam es wieder an Freiburg zurück. Durch Schulden dieser Grafen wechselte der Besitz immer öfters, unter anderem auch für kurze Zeit an die Habsburger, die es 1418 nach dem Konstanzer Konzil, wieder an den Grafen Konrad III. von Freiburg zurückgaben.
- 1409 wurde die Burg Badenweiler im Krieg des Markgrafen mit dem Fürstbischof von Basel beschädigt und danach wieder erneuert. Wegen der Enklaven Schliengen und Istein, welche zum Bistum Basel gehörten , gerieten dei beiden Herrschaften öfters miteinander darüber in einen Streit.
Markgrafschaft Baden
- 1444 Die zweite und letzte Etappe in der Entwicklung des Markgräflerlandes wurde am 8. September dieses Jahres abgeschlossen. Die Herrschaft Badenweiler des letzten Grafen Johann von Freiburg wurde an die Söhne des Markgrafen Wilhelm, Rudolf IV. von Hachberg-Sausenberg und Hugo vermacht, welches durch den Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland entstehen liess. Der 8. September 1444 ist somit der Geburtstag des Markgräflerlands.
- 1503 kommt das Markgräflerland an die Markgrafschaft Baden unter Christoph I. (Baden).
- 1525 Die Bauernkriege wüteten in diesem Gebiet, dabei wurden auch das Markgräflerland nicht verschont. Nach dem die aufständischen Bauern den Krieg verloren hatten, musste jedes Haus in der Markgrafschaft 5 Gulden an den Markgrafen zur Entschädigung entrichten.
- 1556 Am 1. Juni dieses Jahres schloss sich der Markgraf - und damit auch seine Untertanen - der Reformation an, so dass das Markgräflerland, schließlich alle rechtsrheinischen, protestantischen Ortschaften am Westhang des Schwarzwaldes zwischen Freiburg und Basel bezeichnete. Beim Zukauf der Gemarkung Gersbach (Südschwarzwald) vom katholischen Vorderösterreich musste die Bevölkerung daher zur evangelischen Konfession wechseln.
- 1618 - 1648 tobte der Dreissigjährige Krieg in diesem Gebiet, das abwechselnd von den schwedischen, den kaiserlichen, den französischen Truppen, verschiedenen Hilfsheeren und marodierenden Soldaten, plündernd und mordend durchzogen wurde. Der Bevölkerungsverlust war enorm und wurde durch Zuzug von Einwanderern aus dem Gebiet der Eidgenossenschaft aufgefüllt.
- 1672 - 1679 im Holländischen Krieg rückten französische Truppen ins Markgräflerland ein, die hohe Tribute an Futtermitteln und Geld forderten. Dabei wurde...
- 1677 am 8. Juni dieses Jahres, z. B. Seefelden, Ortsteil von Buggingen, ein Markgräfler Ort ausgeplündert.
- 1678 Während des Holländischen Krieges wurden die Burgen Rötteln, Sausenburg und Badenweiler durch die Armee des französischen Marschalls Crecque zerstört. Diese wurden danach nicht mehr aufgebaut.
- 1689 - 1697 im pfälzischen Krieg geschah dasselbe, nun auch von den heranrückenden kaiserlichen Truppen, welche die Franzosen zurückwarfen. Danach kamen die zuvor französisch besetzten Gebiete wieder zurück an das Reich.
- 1701 - 1714 fand der Spanische Erbfolgekrieg statt, der...
- 1702 auch das Markgräflerland mit Plünderungen und Requirierungen nicht verschonte.
- 1727 wurde der Sitz der Markgrafen von Badenweiler nach Müllheim verlegt.
- 1733 - 1738 fand der Polnische und
- 1740 - 1746 der Österreichische Erbfolgekrieg statt, der während der erneuten französischen Besatzung, wenn auch in geringerem Ausmass, von Orten im Markgräflerland, Tribut forderten.
- 1746 Von diesem Jahr an war das Markgräflerland wieder ohne Besatzung, es wurde nun von Baden-Durlach und dessen Markgraf Karl-Friedrich regiert.
- 1783 schaffte Markgraf Karl-Friedrich in seinem Gebiet die Leibeigenschaft ab und förderte den Weinbau im Markgräflerland.
- 1791 - 1815 fanden die Franzosenkriege statt, Napoléon I. eroberte die rechtsrheinischen Gebiete mit dem Markgräflerland.
- 1806 wurde das Markgräflerland ein Teil des Großherzogtums Baden und hatte von da an keine politische Bedeutung mehr, was der folgenden kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung aber keinen Abbruch tat.
Persönlichkeiten
Berühmtester Markgräfler ist der Dichter Johann Peter Hebel, der viele Gedichte in der alemannischen Mundart verfasst hat.
Klima
Das Markgräflerland zeichnet sich durch ein günstiges Klima aus und wird daher auch als Toskana Deutschlands bezeichnet.
Weinanbau
Das heutige Weinbaugebiet (bzw. der Weinbaubereich) Markgräflerland reicht vom Grenzacher Horn sowie Weil am Rhein im Süden bis nach Ebringen kurz vor die Tore Freiburgs im Norden und umfasst die Vorbergzone zwischen Rheinebene und Schwarzwald. Typischer Wein der Region ist der Gutedel. Dieser wurde um 1780 vom badischen Großherzog Markgraf Karl Friedrich von Baden aus dem schweizerischen Vevey ins Markgräflerland gebracht. Aufgrund des günstigen Klimas gedeihen aber auch Burgundersorten. Siehe auch: Markgräfler Wein
Kultur und Traditionen
Weithin bekannt sind die Trachten des Markgräflerlandes, die zu kulturellen Anlässen getragen werden.
Weblinks
- Geschichtsverein Markgräflerland
- Markgräflerland in Text und Bild
- http://www.freiburg-schwarzwald.de/markgraeflerland.htm Markgräflerland zwischen Freiburg und Basel