David Copperfield (* 16. September 1956 als Sohn russischer Einwanderer in Metuchen, New Jersey, ursprünglich David Seth Kotkin) ist ein amerikanischer Illusionist.
Seit den 1970er Jahren ist er durch zahlreiche TV-Auftritte bekannt geworden. Er macht jedes Jahr ca. 550 Live-Shows vor ausverkauften Häusern in aller Welt. In der Liste der bestbezahlten Unterhaltungskünstler steht David Copperfield auf Rang 13.
Künstlerischer Werdegang
Jugend
David Kotkin lernte in einem Ferienlager für Bauchredner seine ersten Zauberticks und nannte sich anfangs „Davino“. Nachdem der visionäre kanadische Zauberer Doug Henning die Bühnenzauberkunst stilistisch revolutioniert und das Genre „Zaubermusical“ erfunden hatte, wurde Kotkin mit nur 17 Jahren in dem Musical The Magic Man besetzt. Inzwischen nannte er sich wegen des eleganten Klanges David Copperfield nach einer Figur aus dem gleichnamigen Roman von Charles Dickens. Er gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen amerikanischer Magierzirkel.
Fernsehstar
Zauberer-Superstar Doug Henning, der auch Pionier der fernsehgerechten Zauberei gewesen war und das seit Kalanag ausgestorbene Metier "Großillusionsshow" wiederbelebt hatte, zog sich aus der Zauberkunst überraschend zurück und verkaufte seine Requisiten an Copperfield. Dieser übernahm auch den Sendeplatz des jährlichen Weihnachtsspecials sowie Hennings Berater. In seinen ersten TV-Shows inszenierte Copperfield Zaubernummern in Form von Spielszenen und eiferte dem Entfesslungskünstler Harry Houdini nach. Ihm gelang eine Gratwanderung zwischen der Kunstfigur eines tatsächlich magischen Fernsehzauberers und Selbstironie.
Medienstar
Um das jährliche TV-Special mit einer jeweils spektakuläreren Sensation zu bewerben ließ Copperfield immer größere Gegenstände wie zunächst einen Ferrari und dann sogar ein ganzes Flugzeug verschwinden. Hennings Berater Jim Steinmeyer überzeugte Copperfield als weitere Steigerung, nunmehr die Freiheitsstatue während einer live-Show verschwinden zu lassen. Nach der 1983 mit sensationell hohen Quoten gelaufenen Sendung war Copperfield kein Zauberkünstler mehr, sondern „der Mann, der die Freiheitsstatue verschwinden ließ“. Hatte er zuvor seine Show durch Gaststars aufgewertet, so war er inzwischen selbst zum Superstar geworden. In dem Film Terror Train wurde er für die Rolle eines Zauberkünstlers besetzt. Sein Stil entsprach damaligen Show-Konvention, spielte oft auf aktuelle Filme an und war vom Musical geprägt. Jedoch verwendete Copperfield vereinzelt auch zeitgenössische Musik wie die von Earth, Wind and Fire, zu deren Bühnen-Show wiederum Copperfield Spezialeffekte beigesteuert hatte. 1987 war er prominent genug für einen Cameo-Auftritt in Michael Jacksons Video zu Liberian Girl, für dessen spätere Dangerous-Tournee Copperfield Illusionstechnik beisteuerte.
Sex-Symbol
Waren Assistentinnen in Illusionsshows meist optische Staffage, entdeckte Copperfield sie als Frauen und gestaltete seine Bühnenillusionen fortan als eine Art Flirt. Zu der Musik von Genesis kreierte seine Choreographin und damalige Bühnenpartnerin Joan Spina Mitte der 80er Jahre einen neuen, romantischen Stil, der insbesondere beim weiblichen Publikum auf große Resonanz stieß. Entsprechend den freizügigeren 90ern spielte Copperfield zunehmend eindeutiger auf Sexualität an und setzte sein Schmusemacho-Image offensiv ein. Auch die Verwendung von nicht bombastischer Filmmusik und die Thematisierung von Melancholie waren in der Zauberkunst neue Elemente.
Großillusionen
Copperfield verfolgte schon früh die Strategie, jedem bestehenden Zauberkunststück seinen persönlichen Stempel aufzudrücken und die denkbar stärkste Präsentation zu entwickeln. Da Copperfield schon in den 80er Jahren jährlich mehrere Hundert Shows gab, verfügte er nicht nur über einen großen Etat, sondern auch über reichlich Gelegenheit, zu experimentieren und neue Präsentationen auf ihre Publikumswirksamkeit zu testen. Während Copperfields Leistung durchgehend in der Interpretation von fremden Kunststücken bestand, so schrieb er vor allem mit zwei von seinem Team entwickelten Großillusionen Zaubergeschichte: Der als gescheiterte Entfesslung inszenierten Variation der "zersägten Jungfrau" (Todessäge) sowie seinem über einen Zeitraum von 10 Jahren mit John Gaughn entwickelten Fliegen (Flying-Illusion), das auf der Bühne so realistisch wie ein Filmtrick wirkte.
Fernseh-Specials
In seinen jährlichen Fernsehshows musste Copperfield nach der verschwundenen Freiheitsstatue jeweils ähnlich spektakuläre Sensationen bieten, die er meistens open air an originellen Orten inszenierte: eine von Houdini inspirierte Flucht aus Alcatraz, der Gang durch die Chinesische Mauer, ein esoterisches Erscheinenlassen eines Schiffes im Bermuda-Dreieck, die Flucht aus einem zum Abriß gesprengten Gebäude, ein schwebender und in der Luft verschwindender Wagon des Orientexpresses, eine Entfesslung in den Niagarafällen usw. Während viele seiner Shows mit Emmys ausgezeichnet wurden, waren seine ohne live-Publikum abgefilmten Illusionen wie ein Schweben durch den Grand Canyon oder die Spielfilm-artige Show im Bermuda-Dreieck künstlerische Sackgassen, die er umgehend wieder verließ. Während Zauberkunst im Fernsehen meistens an Wirkung extrem verliert und sich daher vorwiegend nur zur Promotion von Bühnenshows eignet, gelang es Copperfield, den Zauber in diesem Medium optimal zu transportieren.
close up-Zauberei
Obwohl Copperfield mit Großillusionen assoziiert wird, sind es gerade die Kunststücke mit kleinen Requisiten, die er fernsehgerechter als jeder andere präsentierte. Wie bei den Großillusionen hat er auch hier aus jedem Kunststück den optimalen Effekt erzielt. Seit 15 Jahren zeichnet für die Entwicklung entsprechender Kunststücke der in Fachkreisen enthusiastisch gefeierte close up-Zauberkünstler Chris Kenner verantwortlich, der schließlich auch die Rolle von Copperfields sidekick übernahm und zum Geschäftsführer der Show wurde.
Deutschland
Bis Mitte der 90er war Copperfield in Deutschland nur dem Publikum des Kinderfernsehens bekannt. Erst im Rahmen einer mit einem Privatsender aufwändig orchestrierten PR-Kampagne ohne Beispiel wurde Copperfield über Nacht zum überragenden Medienstar. Wie seinerzeit Houdini, der seinen Durchbruch ebenfalls erst in Deutschland erzielt hatte, brach Copperfield mit seiner hierzulande völlig neuartigen Show Magic for the Nineties sämtliche deutsche Kassenrekorde und wurde in den Medien wie ein Halbgott wahrgenommen. Diesen lieferte er mit einer angeblichen Romanze mit dem Modell Claudia Schiffer ausgiebig Material. Sowohl Copperfields Wirkung als auch der Image-Transfer Copperfield/Schiffer übertrafen alle Erwartungen von Branchenkennern.
weitere Entwicklung
Nachdem Copperfield in der Zauberkunst nahezu jeden Superlativ erreicht hatte, wurde es für ihn schwierig, sich selbst zu übertreffen. 1994 zeigte er statt eines neuen TV-Specials lediglich einen Rückblick. Nach einer soliden, aber vergleichsweise unspektakulären Show im Folgejahr produzierte er erst wieder 2001 seine vorerst letzte Fernsehshow, die auf einer umringten Bühne inszeniert wurde. Als Schlussillusion stellte er sich in einen aus Feuer gebildeten Tornado, was als Antwort auf einen Stunt des damals in den USA erfolgreichsten Fernsehzauberers David Blaine gedeutet wurde, der sich medienwirksam am Times Square in einen Eisblock hatte einfrieren lassen. Entsprechend dem Zeitgeist ersetzte Copperfield das romantische Element zunehmend durch Anzüglichkeiten, die vorwiegend im puritanischen Amerika ankommen.
Gegenwart
Tournee
Copperfield gilt als rastloser Workoholic. Er bereist mit seiner aufwändigen Illusionsshow seit Jahrzehnten die gesamte Welt, gastiert jedoch überwiegend in Las Vegas. Der Jahresumsatz seines Unternehmens wird auf 100 Mio Dollar geschätzt.
Projekt Magic
Copperfield ist seit Jahrzehnten Schirmherr der amerikanischen Behindertensportler bei den Paralympics. Er rief mit dem Projekt Magic ein Programm ins Leben, bei dem Kinder in Krankenhäusern durch das Erlernen von Zauberkunststücken Motivation und Selbstvertrauen rückerwerben.
Zauber-Museum
Copperfield begann in den 90ern, historische Requisiten und magische Memorabilia zu sammeln. So erwarb er u.a. die umfangreiche John Mulholland-Bücherei, Houdinis Zauberkiste und das Gewehr, mit dem seinerzeit Chung Ling Soo auf der Bühne erschossen wurde. Sein Zaubermuseum befindet sich im secret warehouse, einem geheimgehaltenen Lagerhaus in Las Vegas, das nur Zauberkollegen zugänglich ist.
Höhepunkte
- 1968 - Aufnahme als jüngster Magier und Illusionist in der Geschichte der Society of American Magicians
- 1972 - Aktiver Unterricht an der New York University über die Kunst der Magie
- 1974 - Star und kreativer Kopf von The Magic Man, einer Musical-Komödie, welche die längste Laufzeit in der Geschichte Chicagos erzielte
- 1977 - The Magic of ABC, starring David Copperfield präsentiert Copperfields Magie und 14 Stars des Senders, um die kommende Fernsehsaison anzukündigen
- 1979 - The Magic of David Copperfield II erhält mehrere Emmy-Nominierungen, tricktechnische Beratung für Earth, Wind and Fire, Nebenrolle in Terror Train
- 1980 - Verschwinden eines 100.000 Dollar-Ferrari, The Magic of David Copperfield III wird zu einer der meistgesehenen Shows des Jahres, Wahl zum Magician of the Year
- 1981 - Verschwinden eines Lear-Jets
- 1983 - Verschwinden der Freiheitsstatue
- 1986 - Gang durch die Chinesische Mauer
- 1987 - Todessäge (Variation der zersägten Jungfrau)
- 1989 - Flucht aus einem einstürzenden Hochhaus
- 1991 - Verschwinden eines 70 Tonnen schweren Waggons des Orient Express
- 1992 - Flying (Überwinden der Schwerkraft)
Weblinks
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Copperfield, David |
ALTERNATIVNAMEN | David Seth Kotkin; Kotkin David Seth |
KURZBESCHREIBUNG | US-Amerikanischer Illusionist |
GEBURTSDATUM | 16. September 1956 |
GEBURTSORT | Metuchen, New Jersey |