Golo Mann (* 27. März 1909 in München; † 7. April 1994 in Leverkusen; eigentlich Angelus Gottfried Thomas Mann) war ein deutscher Historiker, Schriftsteller und Philosoph.
Leben
Golo Mann war das dritte Kind des Schriftstellers Thomas Mann und dessen Frau Katia (Familie Mann). Er hat zwei ältere Geschwister, Erika Mann und Klaus Mann, und drei jüngere, Monika, Elisabeth und Michael.
In seiner 1986 erschienenen Autobiographie Erinnerungen und Gedanken schilderte er auch sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, als dessen ungeliebtes Kind er sich sah.
Von 1927 bis 1932 studierte Mann Philosophie und Geschichte in München, Berlin und Heidelberg, wo er bei Karl Jaspers mit der Arbeit Zum Begriff des Einzelnen, des Ich und des Individuellen bei Hegel promovierte.
1933 emigrierte Mann in die Schweiz und anschließend nach Frankreich. Dort trat er eine Stelle als Lektor für deutsche Geschichte an der École Normale Supérieure in St. Cloud an und wurde später Dozent in Rennes. Von 1937 bis 1940 war er Redakteur in Zürich.
1940 flüchtete Mann mit seinem Onkel Heinrich Mann, dessen Frau Nelly Kröger sowie Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel nach Spanien und von dort aus in die USA. Dort wurde er von 1942 an Professor für Geschichte an einigen Universitäten, an denen er bis 1958 lehrte. Im selben Jahr stellte er seine Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts fertig, bis heute ein Standardwerk zu diesem Thema.
1958 kehrte Mann nach Europa zurück. An der Technischen Hochschule Stuttgart, heute Universität Stuttgart, referierte er über politische Geschichte. 1960 wurde er dort ordentlicher Professor für Politische Wissenschaften; das Amt gab er 1964 auf. Die beabsichtigte Berufung als ordentlicher Professor in Frankfurt am Main wurde jedoch von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno Ende der 50er Jahre verhindert. In einem Fernseh-Interview, welches anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 1989 geführt wurde, bezeichnete Mann beide als Lumpen. Daraufhin protestierten viele deutsche Soziologen, Philosophen und Historiker öffentlich. Mann begründete seine Ahnung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er behauptete, dass Adorno und Horkheimer ihn als "heimlichen Antisemiten" beim damaligen hessischen Kultusminister angeschwärzt hätten, nachdem er sich auf einen Lehrstuhl an der Universität Frankfurt am Main beworben hatte.[1]
Welcher Art die Einflussnahme von Adorno und Horkheimer gewesen war, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Eine neuere Schilderung der Vorgänge gibt der Historiker Joachim Fest in seiner Publikation "Begegnungen".
Golo Mann war der erste deutsche Rezensent des Buches 1984 von George Orwell.
Seit 1961 arbeitete Golo Mann als Mitherausgeber und Autor an der zehnbändigen Propyläen-Weltgeschichte, die 1964 fertig gestellt wurde. 1965 wurde er mit dem Mannheimer Schillerpreis ausgezeichnet, 1968 mit dem Büchner-Preis. 1971 vollendete Mann sein bekanntestes Werk, die Wallenstein-Biographie. Sie gilt wegen ihrer bildhaften Sprache und ihrer literarischen Qualität als Meisterwerk der erzählenden Geschichtsschreibung.
In den 1970er und 1980er Jahre gehörte Mann zu den meistbeachteten Intellektuellen der Bunderepublik. Obwohl generell konservativ eingestellt, ergriff er in den 1970er Jahren Partei für die Ostpolitik von Willy Brandt. Später jedoch unterstützte er Franz Josef Strauß. 1974 moderierte er die Fernsehsendung „Golo Mann im Gespräch mit...“.
Wenige Tage vor seinem Tod bekannte er sich gegenüber dem Reporter Wolfgang Korruhn zu seiner Homosexualität, die er jedoch nie nennenswert auslebte. Mann starb am 7. April 1994 in den Armen Ingrid Beck-Manns, der Frau seines Adoptivsohnes Hans Beck, und wurde seinem Wunsch entsprechend abseits des Familiengrabes auf dem Kilchberger Friedhof in einem Urnengrab bestattet.
Quellen
Preise und Auszeichnungen
- 1964 Schillerpreis der Stadt Mannheim
- 1968 Georg-Büchner-Preis
- 1972 Lessing-Ring mit dem Literaturpreis der deutschen Freimaurer und Großes Bundesverdienstkreuz
- 1973 Ehrendoktorwürde der Universität Nantes/Frankreich und Orden Pour le Mérite
- 1977 Schiller-Gedächtnispreis
- 1984 Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik
- 1985 Goethepreis der Stadt Frankfurt; Friedrich-Schiedel-Literaturpreis
- 1987 Bodensee-Literaturpreis und Ehrendoktorwürde der Universität Bath/England
Werke
- 1947 Friedrich von Gentz.
- 1954 Vom Geist Amerikas.
- 1958 Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
- 1964 Wilhelm II
- 1970 Von Weimar nach Bonn. Fünfzig Jahre deutsche Republik.
- 1971 Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann
- 1986 Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland.
- 1989 Wir alle sind, was wir gelesen.
- 1992 Wissen und Trauer
Biographie
- Urs Bitterli: Golo Mann - Instanz und Außenseiter. Eine Biographie. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2005, ISBN 3-499-24078-5
- Joachim Fest: Begegnungen, darin ein sehr persönliches Kapitel Golo Mann. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek, 2006, ISBN 3-499-62082-0
- Jeroen Koch: Golo Mann und die deutsche Geschichte. Eine intellektuelle Biographie, Paderborn u.a. [Schöningh], 1998, ISBN 3506746626
- Naumann, Uwe: Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum. Rowohlt, Reinbek, 2005. ISBN 3-498-04688-8
Weblinks
- Vorlage:PND
- Golo Mann Dossier des Bayerischen Rundfunks über die Kinder von Thomas Mann
- Zeittafel Golo Mann auf der Website des Lübecker Buddenbrookhauses
- http://www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?GoloMann Übersichtsseite des Bücher-Wiki
Personendaten | |
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NAME | Mann, Angelus Gottfried Thomas |
ALTERNATIVNAMEN | Mann, Golo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker, Schriftsteller und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 27. März 1909 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 7. April 1994 |
STERBEORT | Leverkusen |