Pulkovo Airlines ist eine in Sankt Petersburg beheimatete russische Fluggesellschaft. Sie gehört zum Unternehmen Pulkovo Aviation Enterprise, das auch den Petersburger Flughafen Pulkowo betreibt. Beide sind nach einem Vorort der Stadt Sankt Petersburg benannt, neben dem der Flughafen liegt.
Pulkovo Airlines | |
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IATA-Code: | FV |
ICAO-Code: | PLK |
Rufzeichen: | Pulkovo |
Gründung: | 1932 |
Sitz: | Sankt Petersburg, Russland |
Drehkreuz: | Flughafen Sank Petersburg Pulkovo |
Allianz: | keine |
Flottenstärke: | 49 |
Ziele: | Nationale und internationale Ziele |
Geschichte
Pulkovo Airlines bezeichnet sich als älteste Fluggesellschaft Russlands. Sie nahm am 24. Juni 1932 als Teil der Aeroflot den Flugbetrieb auf. Vorgänger der heutigen Gesellschaft war die Leningrad-Division der sowjetischen Aeroflot.
Auch nach Ende der Sowjetunion trugen die Flugzeuge zunächst weiter den Aeroflot-Schriftzug, auch wenn 1992 der Pulkovo Aviation-Konzern gegründet wurde, der sämtliche Flugzeuge der Division übernahm. 1996 wurde die Firmierung in Pulkovo Aviation Enterprise geändert. Erst 1997 erhielten die Flugzeuge dann eine eigene Farbgebung. Viele unrentable Strecken wurden eingestellt. Mit neuen Routen wurde vor allem das westliche Ausland und Israel angeflogen.
2001 trat Pulkovo der IATA bei. Bis heute bestehen enge Verbindungen mit der Aeroflot. Im Juni 2006 schloss Pulkovo eine Codesharing-Vereinbarung mit Aeroflot, über das gemeinsame betreiben verschiedener Europaflüge von Sankt Petersburg aus, ab.
Aktuelle Situation
Im Jahr 2003 flog die Gesellschaft zu 34 Zielen in 23 Ländern (vor allem Westeuropas), und zu 12 Städten innerhalb der Gemeinschaft unabhängiger Staaten. Sie beförderte etwa 2,4 Millionen Passagiere (2003), ungefähr zwei Drittel davon auf Auslandsflügen. Die Gesellschaft beschäftigt etwa 1600 Angestellte.
Es kommt inzwischen auch zu einer engen Zusammenarbeit mit nicht-russischen Fluggesellschaften. Im Juni 2006 wurden Codesharing-Vereinbarungen mit der polnischen Staatslinie Lot für die Strecke Kalingrad-Warschau und mit der Billigfluglinie Norwegian auf der Strecke Sankt Petersburg-Oslo unterzeichnet.
Seit 2003 soll die Gesellschaft eine Fusion mit der Fluggesellschaft Rossija anstreben. Die Flotte der Rossija wird bereits von Pulkovo operativ gemanagt. Die Fusion soll bis Oktober 2006 vollzogen werden – unter dem Namen Rossija. Während zunächst davon ausgegangen wurde, dass Pulkowo nur noch als Bezeichnung des Flughafens weitergeführt wird, lässt eine Erklärung vom April 2006 den Schluss zu, dass die Marke Pulkovo auch nach der Fusion erhalten bleiben soll ("brand surviving").
Die Fusion soll vor allem aus dem Kreml, der sich die direkte Kontrolle über die zweitgrößte russische Fluggesellschaft erhoffen soll (siehe hierzu auch: Rossija ) betrieben werden. Eine weitere Motivation für die Fusion soll der internationale Druck auf Sankt Petersburg und Russland sein, den Betreiber des Flughafens und den Betreiber der diesen Flughafen beherrschenden Fluglinie juristisch zu trennen.
Insbesondere westliche Billigfluggesellschaften sollen sich eine erhebliche Ausweitung der Slots für diese touristisch hochattraktive Stadt erhoffen, während sich die Stadt St. Petersburg als Eigentümerin des Flughafens Mehreinnahmen durch mehr anfliegende Gesellschaften verspricht. Im Sommer 2006 wurde eine der beiden Landebahnen des Flughafen Sankt Petersburg ausgebaut. Sie ist die erste Piste in Russland, die für den neuen Großraumjet Airbus A 380 geeignet ist.
Für Aufmerksamkeit sorgte in der Branche die Nachricht, dass die (staatliche) Sankt Petersburger Aussenhandelsbank Wneschtorgbank die Finanzierung (Leasing) von bis zu 16 Airbus 320-200 für die neue Pulkovo/Rossija-Gruppe übernommen hat. Die Flugzeuge sollen nach vollzogener Fusion übergeben werden, wobei noch unklar ist welche der beiden Marken sie tragen werden. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Wneschtorgbank 4,8% der Anteile an der Airbus-Muttergesellschaft EADS übernommen hat.
Während die bereits eingesetzten Boeing 737-500, die von der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus bezogen wurden und auch eine ganze Reihe der eingesetzten Tupolew-Flugzeuge gebraucht gekauft wurden, wäre der tatsächlicher Bezug so einer so großen Zahl hochmoderner, neuer Airbus-Flugzeuge einen Quantensprung in der Geschichte der Fluggesellschaft.
Flotte
(Stand: Juli 2006)
- 5 Boeing 737-500
- 7 Iljuschin Il-86
- 11 Tupolew Tu-134A-3
- 7 Tupolew Tu-154B-2
- 19 Tupolew Tu-154M
Un-/Zwischenfälle
Am 22. August 2006 sind beim Absturz einer Tupolew Tu-154M (mit der Registrierung RA-85185) der Pulkovo Airlines auf dem Flug von Anapa nach St. Petersburg in der Nähe von Donezk in der Ostukraine 160 Passagiere und 10 Besatzungmitglieder getötet worden.
In den russischen Medien werden die Ursachen des Flugzeugunglücks wie folgt diskutiert: Dass das Vertrauen der Redakteure in die offiziellen Verlautbarungen der untersuchenden Behörden offenbar nicht groß ist, legt die Einleitung des Leitartikels der Freitagsausgabe (25.8.) nah: „Iswestija (russ. Известия, dt. Nachrichten) (landesweit vertriebene Tageszeitung) setzt die eigene Aufklärung der Ursachen des Absturzes der Tu-154 in der Nähe von Donezk fort“, heißt es dort heroisch.
Nach „Iswestija“ vorliegenden Informationen sollen die ukrainischen Fluglotsen dem Piloten des später verunglückten Flugzeugs die Möglichkeit verwehrt haben, vom vorgegebenen Kurs um mehr als 20 Kilometer abzuweichen. Die Schlechtwetterfront, die der Pilot umfliegen wollte, war aber bedeutend breiter.
Wie „Iswestija“ ergänzt, hätten die Fluglotsen aber gar nicht anders handeln können. Denn für eine weitere als die eingeräumte Kursabweichung hätten die Fluglotsen zunächst die zuständigen Kollegen in den umliegenden Gebieten um Erlaubnis bitten müssen. In der Kürze der Zeit war das offenbar aber nicht möglich.
Der Pilot der Tu-154 musste sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: Erstens hätte er nach Anapa zurückkehren können – eine Möglichkeit, die der Pilot eines auf demselben Kurs folgenden, türkischen Flugzeugs wählte. Zweitens konnte der Pilot versuchen, in entsprechender Höhe über das Unwettergebiet hinweg zu fliegen. Der Pilot der Unglücksmaschine entschied sich für eben diese zweite Variante.
Nach ersten Experteneinschätzungen soll der Pilot die Tupolew auf eine Flughöhe zwischen 11,5 und 12,5 Kilometern hochgezogen haben. Eine Höhe, für die ein Flugzeug dieser Klasse nicht konstruiert ist. In Folge des Manövers verlor die Tupolew an Geschwindigkeit, kam ins Trudeln und stürzte ab.
Endgültige Gewissheit über den Ablauf des Unglücks soll die Auswertung der Flugschreiber bringen, mit der zwei Tage nach dem Absturz begonnen wurde. Zur Identifizierung der Leichen waren ebenfalls 24. August 249 Verwandte der verunglückten Passagiere in die Ukraine angereist.
Warum sich der Pilot der Tu-154 für das unvernünftige Manöver entschied, wird in den russischen Medien ausführlich diskutiert. Ein Grund könne sein, dass die russischen Fluggesellschaften Kerosin einsparen wollten. Es sei allgemein bekannt, dass Besatzungen belohnt würden, wenn sie mit gut gefüllten Tanks von einem Flug zurückkehrten. Dagegen würden die Besatzungen mit Strafen belegt, wenn sie für eine Route mehr Treibstoff benötigten als ursprünglich geplant. Stand: 25. August 2006
An der Unglücksstelle im Osten der Ukraine wurden die Arbeiten der Ermittlungskommission beendet. Alle erhaltenen Fragmente der Tupolew-154 wurden auf den Flughafen von Donezk gebracht, wo weitere Gutachten stattfinden sollen, berichtete das Petersburger Regionalfernsehen. Ergänzung: 30. August 2006
Quelle: http://www.russland.aktuell.ru
Literatur
- Jochen K. Beeck, Internationale Fluggesellschaften, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02484-5