Als Jagdhund wird ein Hund bezeichnet, der dem Menschen – in der heutigen Zeit dem Jäger – im weitesten Sinne als Gehilfe bei der Jagd dient. Jagdlich geführte Hunde bezeichnet man auch als Jagdgebrauchshunde.

Unter dem Begriff „Jagdhund“ werden dabei zahlreiche Haushunderassen zusammengefasst, die verschiedenste Nutzungsrichtungen repräsentieren können. Die Hilfe speziell abgerichteter Hunde „nach dem Schuss“ ist vor allem bei der Nachsuche und Wasserjagd oft unverzichtbar.
Die Bedeutung des Jagdhundes in der Geschichte
Ur- und Frühgeschichte
Der genaue Zeitpunkt der Domestikation des Hundes ist nicht bestimmbar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Hund erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Domestikation als Jagdhelfer einsetzbar war. Als Abgrenzung vom Wolf und Kennzeichen der frühen Hunde gilt dabei der Aggressionsverlust beim Beutemachen gegenüber dem Menschen, ein reduziertes Fluchtverhalten und die Fähigkeit, zwischen jagdbarem Wild und Haustieren zu unterscheiden. Spätestens im Mesolithikum/Epipaläolithikum (10.000-6.000 v.Chr.) entstand großräumig eine Anzahl verschiedener Hundetypen, die die Basis für die Entwicklung der Landrassen bildeten. Darunter sind Varianten des Haushundes zu verstehen, die sich unter bestimmten Umweltbedingungen und den durch den Menschen definierten Ansprüchen/Verwendungszwecken durchsetzten. In den Steppengebieten bildeten sich kurz- oder langhaarige, auf Sicht jagende Hetzhunde heraus, während in stark bewaldeten Gebieten Hunde dominierten, die Wildfährten lautstark und mit der Nase verfolgen konnten. Frühe Abbildungen von Jagdszenen mit Hunden finden sich auf neolithischen Höhlenmalereien in Spanien und Schweden (Treibjagd auf Rothirsch), dabei dominieren jeweils schlanke Hundetypen mit aufgeringeltem Schwanz.
Hochkulturen
Zu Beginn diente die Jagd in Ägypten noch dem Nahrungserwerb, die jägernomadische Schicht der Frühgeschichte besaß wolfshundartige Tiere mit stehenden Ohren und buschigem Schwanz (Löwenjagdpalette). Mit Einführung der Sklaverei in den Hochkulturen wandelte sich die Jagd zum Freizeitvergnügen und der Übung kriegerlicher Tugenden für die Kriegerklasse und die herrschenden Privilegierten. Jagdwaffen waren Pfeil/Bogen, Speer, Wurfholz, Lasso und Netz (Vogelnetz, Fischernetz).
Eine der ältesten Abbildungen, datiert auf 4000 v.Chr., zeigt einen Jäger mit Pfeil und Bogen, der vier windhundartige Hunde an der Leine führt. Als Jagdhelfer bei Treibjagden dienten windhundartige hetzende Sichtjäger, die kleineres Wild selbstständig erlegten. Sie wurden als „Tesems“ bezeichnet. Kalksteinreliefs aus einem Grab bei Sakkara in Memphis bilden ab, wie Wildrinder, Steinböcke und Antilopen von großen, schlanken Hunden an Kehle und Läufen gepackt werden. Außer den Hetzhunden existierten auch Spezialisten für die Suchjagd (brackenähnliche Hunde) und für das „Packen“. Hinweise gibt es auch auf dackelähnliche Hunde, die jedoch vermutlich als Schoßhund dienten.
In Mesopotamien wurde um 3500 v.Chr. die Schrift erfunden. Zu den ältesten Schriftzeichen gehörte u.a. das für den „Jagdhund“. Nur geringfügig später als die Wind- und Jagdhunde (3000 v.Chr.) tauchen in Mesopotamien sehr große, kräftige Hunde mit hängenden Ohren auf (Abbildungen auf Siegeln). Diese sogenannten Mastifftypen (Molosser) wurden außer als Wach- und Kampfhunde auch für die Jagd auf Löwen und Wildschwein eingesetzt, eine Jagdform, die zum Vergnügen und zur Selbstdarstellung der Herrschenden diente. Jagdabbildungen aus der Zeit Assurbanipals (668-631 v. Chr.) am Palast in Ninive zeigen ebenfalls schwere Hunde vom Molosserdoggentyp bei der Jagd auf Löwen und Wildrinder. Später fand der Einsatz dieser Hunde seinen Höhepunkt in Arenakämpfen gegen Bären, Löwen und Esel.
Aus ägyptischer und etruskischer Zeit existieren Jagdszenen, bei denen der Streitwagen zur Antilopen- und Löwenjagd von Windhunden begleitet wird. Aus dem 4. Jahrhundert vor Chr. datiert die skythische Szene eines Jägers zu Pferde, begleitet von Barsoi-artigen Hunden. Ein etruskisches Grab in Tarquinia („Tomba del Cacciatore“) liefert darüberhinaus umfangreiche Jagdfriese mit Hunden.
Antike und frühes Mittelalter
In der Antike war die Jagd kein Privileg der Adligen, sondern stand jedem Freien offen. Sie diente neben dem Nahrungserwerb vorrangig der körperlichen Ertüchtigung und Ausbildung als Vorbereitung zum Kampf und zur Pflege männlicher Tugenden. Jagdwaffen waren Speer oder Wurfspieß, ggf. noch Netze. Die Jagd mit Fernwaffen galt als unsportlich und war verpönt. Die untrennbare Verbindung von Hund und Jagd im klassischen Griechenland spiegelt sich in der Bezeichnung für die Jagd (zu Fuß) wider: „kyngesion“ = was mit dem Hund geschieht. Erst in der hellenistischen Epoche gewann die Hetzjagd auf Sau und Hirsch zu Pferd an Bedeutung.
In seinem Werk „Kynegetikos“ beschreibt Xenophon (428-354 v.Chr.) Auswahlkriterien für Jagdhunde und deren Erziehung, er nennt verschiedene Hundetypen und Jagdarten. Namentlich erwähnt er die Castorischen Hunde, hinter denen sich die assyrischen Molosserdoggen oder thebanischen Laufhunde verbergen könnten. Der Jagdhund in Griechenland ging überwiegend auf Importe aus altägyptischen Laufhunden und Bracken zurück. Eine gezielte Zucht eigener Hundetypen fand nicht statt. Trotzdem ist die Existenz einiger griechischer Laufhundtypen bekannt. Xenophon nennt unter anderem den Kreter, eine sich durch besondere Tapferkeit und Wildschärfe ausgezeichnende Rasse. Vor 4000 Jahren als Jagdbegleiter der Minoer in Kreta entstanden, kann er ev. als Vorläufer des heutigen Kritikos Ichnilatis (Kretischer Spürhund) gelten. Darüberhinaus werden auch „Fuchshunde“ erwähnt, eine kleinere, vermutlich spitzartige Hundeart. Drei Jahrhunderte später finden zusätzlich die „Spartaner“, Hetzhunde mit Eignung zur Schweißarbeit, bei Seneca Erwähnung.
In Rom galt die Jagd nur als Nebensache, die Jagd mit der Hundemeute wurde jedoch besonders geschätzt. Weitverbreitet waren brackenartigen Jagdhunde, die aus dem ägyptischen Raum und aus den gallischen Provinzen nach Rom kamen. Seneca nennt außer den Molossern, Kretern und Spartanern noch lautlos jagende Hetzhunde. Apportierhunde waren erst im 1. Jahrhundert n. Chr. bekannt (Martial), es handelte sich hier jedoch um den germanischen „Vertragus“.
Die berühmteste Bracke der Antike war wohl der gallische „Segusier“. Diese Rasse (ab dem 7. Jahrhundert mit „bracco“ bezeichnet) gilt als Stammvater heutiger Bracken und wurde vermutlich auch zum Aufspüren von Menschenfährten erfolgreich eingesetzt. Flavius Arrian beschreibt in seinem Werk „Cynegeticus“ (2. Jahrhundert n. Chr.) die Jagd mit den keltischen Hunderassen, deren Jagdgeschick sogar die Verwendung von Netzen bei der Jagd überflüssig machte. Eine besonders feine Nase, bedächtige Suche und langsames, aber leidenschaftliches Jagen mit hellem Hals waren typische Eigenschaften des segusischen Laufhundes, den er darüberhinaus als klein und hässlich beschrieb. Beim Vertragus dagegen handelte es sich um einen großen, wohlproportionierten Hund mit schönem Fell - windhundartig - für die Hetzjagd und Apportierarbeit gleichermaßen geeignet. Während bei den Kelten überwiegend die sportliche Hasenjagd dominierte, stand bei den Germanen die Jagd auf Auerochsen und Bären hoch im Kurs. Sie diente dem Nachweis von Manneskraft und Kriegsgeschick, aber auch dem Sammeln von Trophäen. Bekannte Nutzungstypen waren daher Hetzhunde, Spürhunde und Packer. Knochenfunde lassen noch auf eine weitere, kleinere Rasse schließen, die der Erd- und Baujagd diente und ausschließlich in Germanien vorkam. Bei den Vorläufern der heutigen Teckel handelt es sich folglich um die älteste nachweisbare deutsche Hunderasse.
Bei den Kelten und Germanen nahm der Jagdhund stets eine bevorzugte Stellung ein und genoss hohes Ansehen. Die Kelten feierten beispielsweise nach erfolgreichen Jagden Feste, bei denen die Jagdhunde gelobt und geschmückt wurden. Tötung oder Diebstahl eines Jagdhundes zog erhebliche Strafen nach sich. So entsprach ein Jagdhund Anfang des 6. Jahrhunderts (Burgundische Gesetze von 502) dem Gegenwert von 7 Schweinen oder 168 Hühnern.
Die germanischen Rechtssammlungen aus der Zeit des 5.-9. Jahrhunderts nennen bis zu sieben Jagdhundtypen, wobei sich die Einteilung ausschließlich auf den Verwendungszweck bezog. Die Lex Bajuvariorum (7. Jahrhundert) nennt den „Leithunt“, „Triphunt“, „Spurihunt“, „Winthunt“ und „Hapuhunt“.
Mittelalter
Die Entwicklung der Jagd in England und Kontinentaleuropa divergierte im Laufe der Zeit. Während das Jagdrecht in Kontinentaleuropa dem König und Adel vorbehalten blieb, entwickelte sich daraus in England ein Jagdrecht, das mit Eigentum an Grund und Boden gekoppelt war.
König Alfred von Dänemark benutzte für die Jagd zu Fuß Hunde, die spurlaut statt sichtlaut jagten, hier wurde deren Bedeutung erstmals richtig erkannt. Unter dem dänischen König Knut dem Großen (1016) hatten alle Adligen und Grundbesitzer Jagdrechte – ausgenommen waren nur die Bannforste. Die Hunde dienten dazu, den Jägern das Wild zuzutreiben.
Mit der Eroberung durch die Normannen 1066 erfolgte die Angleichung Englands an Kontinentaleuropa. Beliebte normannische Jagdmethode war die „Parforce“-Jagd: hier wurde der Hirsch durch den Leithund („Lymer“) an der Leine gefunden und aufgestöbert, danach löste man die Meutehunde und setzte sie auf die Fährte. Nach der folgenden Hetzjagd zu Pferde wurde der Hirsch letztlich von den Hunden gestellt und von den Jägern getötet. Für diese Jagdform wurden z.T. neue Hunderassen eingeführt: die „Alaunts“, eine grimmige weiße Abart von Doggen (abstammend von den Kriegshunden der Alanen aus dem 4. Jahrhundert) sowie die „Talbots“, eine langsame Brackenart mit tiefer Stimme. Doggenartige Hunde wurden auch zur Jagd auf wehrhaftes Wild wie Bär, Wildschwein und Wolf eingesetzt. Um einen leichteren Schlag zu erhalten, wurden sie oft mit Wind- und Laufhunden gekreuzt, insbesondere für die Wolfsjagd (Kleine und große Bärenbeißer). Bereits ab dem Frühen Mittelalter dürften Dachshunde zur Erd- und Baujagd verwendet worden sein (Schlieffenhündle). Zum Aufstöbern von Federwild, z.B. für die Beizjagd, diente der Vogel- oder auch Habichtshund. Diese Hunde zeigten auf der Jagd bereits Vorsteh-Verhalten.
Bezüglich der Jagdmethode gab es wildspezifische Unterschiede: Beasts of venery umfassten Rotwild, Hase, Bär und Wolf; sie wurden außerhalb der Königsforste und mit der Parforce-Jagd gejagt. Zu den Beasts of chase zählten Damwild, Rehwild, Marder und Fuchs, sie wurden gleich mit der Meute gesucht und gejagt. Die Jagd darauf konnte auch innerhalb der Königsforste stattfinden. Gaston Phoebus, der Graf von Foix und Bearn und ein passionierter Jäger (1331-1391) verfasste La livre du chasse, auch „Gaston Phoebus“ genannt. Er gab damit Einblick in die zeitgenössischen Jagdmethoden Kontinentaleuropas.
Mit Rückgang der Hochwildbestände wurde die normannische Parforcejagd von der Gehegejagd abgelöst. Hasenhetze und Fuchsjagd erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit. Maßgebliches Kriterium war nun das Geläut der Jagdhunde (hound music). Die Tudors setzten ihre Meuten aus klanglich aufeinander abgestimmten Hunden zusammen. Hauptsport wurde es, die Meute auf die Fährte eines zuvor angeschossenen Hirsches zu setzen und ihr dann zu lauschen – die Hunde am Klang der Stimme zu erkennen und der Jagd ausschließlich nach Gehör zu folgen.
In England entwickelte sich die sportliche Art des Vogeljagens mit Vorstehhunden, den setting dogs. Diese legten sich beim Anzeigen nieder, das Wild mit den Augen bannend, sodass die Jäger die Fangnetze über Hund und Beute werfen konnten („Tyrassieren“). Falken oder Falkendrachen verhinderten dabei das Aufsteigen des Flugwildes. Auf dem Kontinent dagegen zeigten die Vorstehhunde das erstöberte Flugwild an und trieben es dann auf Kommando vorsichtig vorwärts in die Zugnetze der Jäger.
Neuzeit bis 18. Jahrhundert
Auf dem europäischen Kontinent begann im 15. Jahrhundert ein drastischer Verfall der Jagdsitten, der bis ins 17. Jahrhundert anhielt. Die Haltung von Hirschen erfolgte nun fast ausschließlich in Wildgehegen. Die Jagd fand als Parforce-Jagd oder Pirsch auf einzelne, bestimmte Hirsche statt. Die Jagden an den Höfen der europäischen Herrscher arteten zu Kostümbällen aus, bei denen das Wild zum Abschuß durch Gassen aus Tuchwänden mit pittoresken Jagdszenen getrieben wurde. Alternativ wurden die Tiere über Hindernisse oder in Gewässer gedrängt, wo die Jäger schussbereit warteten. In diesem Zusammenhang wurden die Jagdhunde überwiegend zum Treiben eingesetzt.
Mit der Entwicklung der Feuerwaffen und bedingt durch den Rückgang der Haarwildbestände erlebte das Flugwildschießen eine Blütezeit. Die Vorsteh- und Stöberhunde gewannen weiter an Bedeutung, ihr Aufgabenspektrum erweiterte sich jedoch um das Apportieren von geschossenem Flugwild, vor allem aus dem Wasser oder aus Dickungen. Insgesamt sollte der Jagdhund zu Beginn der Neuzeit allgemein brauchbar sein und jeder aufgespürten Wildart nachjagen. Einen Überblick über die bekannten „Rassen“ / Nutzungsgruppen der Jagdhunde im 16. Jahrhundert gibt Konrad Gessner in seinem Thierbuch (1563). Er beschreibt den windhund, leithund, laufhund, spürhund, bluthund. Bekannt war ihm auch die Arbeit der Vorstehhunde und Lochhündle. sowie der Spaniel, das Windspiel, der Wasserhund und Vogel-, Wachtel- und Forstenhunde.
Mit dem Untergang der Adligen während der französischen Revolution verschwanden auch deren Jagdhunde. Damit ging die Zuchtarbeit von Jahrhunderten unter. Besonders betroffen von diesem Niedergang waren die französischen Laufhunde.
Im 18. Jahrhundert begann man in England die Idee umzusetzen, für jede Jagdart einen anderen Hund zu verwenden. Die universell einsetzbare zusammengewürfelte Meute aus der Tudorzeit verschwand, ebenso verdrängte das Flugwildschießen die Falkenbeize und die Jagd mit Netzen. Der Squire - ein Landedelmann mit eigenem Jagdrecht – erlebte in England eine goldene Epoche. Diese Zeit stand im Zeichen jagdsportlicher Vergnügungen im Freien. Als Hauptdisziplinen galten das Flugwildschießen unter Verwendung von Pointern, die Hetzjagd mit neu gezüchteten Fuchshundrassen, die Hasenjagd zu Pferde mit Windhunden sowie die Otternjagd mit Otter- und anderen Wasserhunden. Als passionierte Jäger züchteten viele der Squires ihre eigenen Jagdhundvarianten, sodass zusätzlich zu den jagdwildlich- und geländespezialisierten Hunden noch Lokalschläge entstanden (Terrier). Als Beispiel kann Peter Beckford (1781) gelten, der in seinem Werk „Gedanken über die Jagd“ neben einer Anleitung für die Hetzjagd auch die körperlichen Anforderungen an spezialisierte Hunde für die Hasenjagd (Harrier = Hasenhunde) und Fuchshetze beschreibt.
19. Jahrhundert
England
Die Einrichtung eines Fuchshunde-Zuchtbuches im Jahr 1800 führte zu einer wesentlichen Verbesserung der Fuchshundezucht bezüglich Nasenleistung und Geschwindigkeit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts dauerte die Fuchsjagd nur noch ca. 40 Minuten. Flugwild wurde noch immer „hinter Pointern“, d.h. auf der Suche, geschossen. 1815-1870 kann als die Hochzeit der Fuchsjagd angesehen werden (101 Meuten), mit 138 Harriermeuten war die Hasenhetze noch immer sehr beliebt. Vom Jagdhund dieser Zeit erwartete man, dass er vorstand, apportierte (auch aus Wasser und Dickicht), Gelände absuchte und Wild fand. Unterschiede zwischen Pointern und Settern existierten kaum noch und die Vorstehhunde hatten 1832 einen vorbildlichen Ausbildungsstand erreicht (Sporting magazine).
Neue Methode des Flugwildschießens zogen ein gesteigertes Bedürfnis nach guten Apportierhunden nach sich. Die gezielte Zucht von speziellen Apportierhunden (Retriever) begann Mitte des 19 Jahrhunderts, auf der Basis von importierten St. John-Hunden. Die erste Hundeprüfung 1865 in Southill bei Bedford bezog sich jedoch nur auf Vorstehhunde. Ein Jahrzehnt später hatten die Apportierhunde das Feld übernommen. 1873 wurde der Kennel Club gegründet. Bedingt durch landschaftliche Veränderungen wandelte sich die Hasenhetze langsam zum Coursing. Obwohl bereits 1766 der erste Coursing-Club gegründet worden war, entstand der National Coursing Club erst 1858. Mit der Festlegung genauer Regeln trat der Wettbewerb zwischen den Hunden an Stelle des Hasenfangens. Die Wettlust der Briten förderte den Einsatz der Windhunde im Rennsport. Aufkommende Reinzucht nach Stammbuch, Rassestandards und Hundeausstellungen führten dazu, dass Rassehunde nicht mehr ausschließlich von Adligen gezüchtet wurden, was die Entwicklung verschiedener niederläufiger Terrierrassen begünstigte.
Frankreich und Deutschland
Nachdem das königliche Jagdprivileg gefallen war, wurde in Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Jagd von Grundbesitzern durchgeführt, die eine „Equipage“ hatten. Diese konnte ein Dutzend verschiedenrassiger Hunde oder eine prunkvolle Brackenmeute umfassen und wurde von berittenen („valets de chiens a cheval“) oder unberittenen („valets de chiens a pied“) Hundeführern angeleitet. Mit Hunden gejagt wurde Rot-, Reh- und Schwarzwild, aber auch Wölfe. Der Ehrentitel „Wolfslieutnannt“ (lieutenant de louveterie) war mit dem Führen einer kleinen Hundemeute verbunden, die außer zur Wolfsjagd auch für die Saujagd verpflichtet werden konnte. Bedingt durch landschaftliche Gegebenheiten (Dickicht und dichter Waldbewuchs) unterschied sich die Jagdweise der französichen Laufhunde, die im Gegensatz zu den englischen nicht nur als Meute, sondern auch oft einzeln jagten. Im Deutsch-Französischen Krieg (1870) gingen in Frankreich viele Hundezuchtstämme sowie ein Großteil des Wissens um die Arbeit, Haltung und Pflege von Jagdhunden verloren. Dennoch gab es um die Jahrhundertwende bereits wieder 320 Jagdhundmeuten.
In Deutschland hatte es Ende des 18. Jahrhunderts vier Arten von Vorstehhunden gegeben: die Weimarschen, Solmsschen, die Württembergschen und die Auerbachschen. Ende der 30er Jahre wurden verstärkt englische Rassen eingeführt und alte Stämme verdorben; so dass nach der 48er Revolution die alten Vorstehhunde verschwunden waren. Der deutsche Bürger hatte nun das Recht erhalten, zu jagen und Jagdhunde (v.a. Vorstehhunde) zu besitzen. Man wünschte sich einen allround-Jagdhund, der sowohl Wild finden, vorstehen, nach dem Schuß apportieren, in Dickungen eindringen, Wasserarbeit leisten, der Rotfährte folgen, das Stück niederziehen, es verbellen oder den Jäger hinführen konnte. Dafür wurde zunächst der engliche Gordon-Setter eingesetzt. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte die Abkehr von der „Anglomanie“ im Jagdhundebereich und die alten kontinentalen Rassen konnten sich, wenn auch oft vermischt, wieder durchzusetzen. 1879 begann man, aus den Restbeständen des altdeutschen Vorstehhundens den Deutsch-Kurzhaar zu züchten. Damit hatte sich der Kreis zum Vielzweckhund auch in Deutschland wieder geschlossen.
Arten von Jagdhunden
Jagdhunde werden heutzutage in folgende Gruppen eingeteilt:
Neben der hier aufgezählten Jagdhundgruppierung, gibt es eine Reihe von Namen für Jagdhunde, die eine jagdwildliche Spezialisierung erkennen lassen, die nicht zwangsläufig rassebedingt ist. Beispiele dafür sind Wasserhunde z.B. Pudel, Saupacker, Sauhunde, Hühnerhunde (Spaniel), veraltet Otterhunde. Weitere tierartlich spezialisierten Rassen sind
- Löwenjagd, Bärenjagd (Rhodesian Ridgeback, Karelischer Bärenhund)
- Elchjagd, Hirschjagd, Karibujagd (Elchhund)
- Marder, Dachs- und Fuchsjagd (Terrier, Dackel, Laufhunde)
- Otterjagd (Blut- und Otterhunde)
- Kaninchenjagd (Dackel)
- Schwarzwildjagd (Dt. Vorstehhunde)
- Vogeljagd (Koikerhondje, Nova Scotia duck tolling Retriever)
Der Jagdhund im Zusammenhang mit verschiedenen Jagdarten
Der Jagdgebrauchshund
Der Jagdgebrauchshundeverband (JGHV)
Die Halter von Jagdgebrauchshunden sind traditionell in Jagdhundevereinen organisiert. Die Gründung der ersten Jagdhundevereine geht bereits auf die Zeit vor der 48er Revolution zurück. Als Vorläufer des heutigen Verbands wurde 1897 die „Delegierten-Commission“ (DC) gegründet, die auf Angehörige aus fünf Vereinen zurückging. Die DC erstellte nicht nur die Rasse-Standards für Jagdhunde und andere Hunderassen, sondern gründete mit dem „Deutschen Hundestammbuch“ das erste Hundestammbuch für alle Rassen.
1899 spaltete sich der „Verband der Vereine für Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd“ von der DC ab. 1933 mit anderen Gruppierungen zum „Reichsverband für das Deutsche Hundewesen“ zusammengefasst, wurde der Verband 1937 jedoch wieder selbständig und führt seitdem die noch heute gültige Bezeichnung „Jagdgebrauchshundeverband“ (JGHV). Nach 1945 nahm der Verband in den drei Westzonen seine Arbeit wieder auf. Am 24.März 1991 fusionierte der 1989 gegründete „Jagdhundverband der DDR“ (JHV) mit dem JHGV, so daß die Einheitlichkeit des deutschen Jagdhundewesens bundesweit wiederhergestellt war.
Als Dachverband für das gesamte Jagdgebrauchshundwesen hat der JHGV die Aufgabe übernommen, alle Vereine fest zusammenzuschließen, die durch Prüfung, Zucht und Ausbildungstätigkeit zur Bereitstellung brauchbarer Jagdhunde beitragen und damit satzungsgemäß das waidgerechten Jagen unterstützen. Gegenwärtig gehören dem JGHV 312 Vereine/Verbände an, in denen ca. 180.000 jagdhundeführende Jäger organisiert sind. Er setzt sich zusammen aus Vereinen, die Prüfungen nach den Ordnungen des Verbandes veranstalten. Mitglieder sind die Jagdgebrauchshundvereine, Zuchtvereine für Jagdgebrauchshunde (inkl. Spezialzuchtvereine), die Landesjagdverbände inkl. Kreisgruppen und Jagdvereine sowie assoziierte Vereine des Auslandes.
Als Organe des Verbandes gelten die Hauptversammlung, das Präsidium inkl. Erweiterung, das Verbandsgericht und die Stammbuchkommission. Zu den Aufgaben des JGHV gehören primär die Festsetzung gemeinsamer Prüfungsordnungen und Richtlinien für die Ausbildung/Ernennung der Verbandsrichter sowie die Führung des Deutschen Gebrauchshundstammbuches (DGStB) als Leistungsstammbuch. Neben der Überprüfung eines definierten Leistungsniveaus dienen die Prüfungen dabei auch Zuchtinteressen. Seit 1906 im Besitz des Verbandes, gilt das DGStB bezüglich seiner Vollständigkeit als weltweit einmaliger Nachweis für die auf Prüfungen erbrachten Leistungen.
Zusätzlich zu sämtlichen Ergebnissen satzungsgemäß abgehaltener Prüfungen enthält jeder Jahresband eine Dokumentation der Verbandsarbeit, z.B. die statistische Auswertung der Zuchtprüfungen sowie die Niederschrift der Hauptversammlungen. Auszeichnungen an verdiente Vereine, Züchter und Führer werden ebenfalls durch den Verband verliehen. Auf den meisten Ehrengaben wird dabei - als inoffizielles Wahrzeichen - der „Sperlingshund“ dargestellt (Deutsch Kurzhaar-Rüde, der einen Fuchs apportiert), benannt nach einer Zeichnung des gleichnamigen Malers. Letztlich gehört zu den Verbandsaufgaben auch die Wahrung kultureller Traditionen sowie die Erarbeitung neuer jagdkynologischer Erkenntnisse.
Neben dem JGHV als der Spitzenvereinigung für das gesamte deutsche Jagdgebrauchshundewesen existiert auch noch der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Als Dachorganisation aller anderen Zuchtverbände außer den Jagdhunden vertritt er die Bundesrepublik Deutschland in der Weltorganisation Federation Cynologique Internationale (FCI) und hat damit einen besonderen Stellenwert für das Ausstellungswesen.
Zucht und Ausbildung von Jagdhunden
Gesetzeslage in Deutschland
Jagdgesetze schreiben für die Ausübung einer Jagdpacht die Haltung eines brauchbaren Jagdhundes in den meisten Bundesländern vor, die Regelungen unterscheiden sich jedoch zum Teil. Dazu muss der Jagdbehörde der Nachweis einer Brauchbarkeitsprüfung erbracht werden.
Liegt kein entsprechender Prüfungsnachweis eines Zuchtvereines im Jagdgebrauchshundverband (JGHV) vor, so kann für Jagdhunde jeder Rasse und jeden Alters der Nachweis der Brauchbarkeit vor der Unteren Jagdbehörde erbracht werden. Das ist in den meisten deutschen Bundesländern der Fall.
Bei den Prüfungen der Zuchtvereine werden nur reinrassige Hunde mit Stammbaum-Nachweis zugelassen. Neben bestimmten Sonderprüfungen, die auch rassebedingt sein können, gibt es die Jugendsuche (VJP), danach die Herbstzuchtprüfung (HZP) und als eine Art Meisterprüfung die Verband-Gebrauchsprüfung (VGP).
Im Waidmann-Jargon (Jägersprache) heißen Nachkommen außerhalb der Zuchtlinien „kalte Schläge“. Mischlinge werden grundsätzlich nicht zur Prüfung zugelassen.
Haltung
Historische Organisation der Jagdhundhaltung
Mit zunehmender Bedeutung der Jagd für den Adel stieg auch die Anzahl der gehaltenen Jagdhunde. Durch die frühe staatliche Organisation der Jagdhundhaltung ist viel Schrifttum bezüglich Haltung, Fütterung und Ausbildung überliefert. In Jagdlehrbüchern werden die Hunde"rassen" und Jagdmethoden beschrieben (Gaston Phoebus, Fleming Der teutsche Jäger, 1719?).
Im England des frühen Mittelalters wurden die Jagdhunde separat gehalten und von ausgewählten Leibeigenen betreut und gefüttert. Auch in Deutschland wurden bereits bei Karl dem Großen die Jagdhunde nicht mehr am Hof gehalten, sondern auf Untertanen verteilt, die dafür eine Entschädigung erhielten. Aus diesem Brauch entwickelte sich ab dem 12. Jahrhundert die sog. „Hundelege“ - die Verpflichtung zur Haltung und Verpflegung herrschaftlicher Jagdhunde. Zuerst wurden damit die Klöster belastet, die dem Adel Hunde und Jäger für die Jagd zu stellen hatten. Mit der Einführung der Landeshoheit wurden bestimmte niedere Berufgruppen der Untertanen damit betraut: Bauern, Abdecker, Scharfrichter, Metzger und Meier. Alternativ musste eine Ablösesumme („Legegeld“) geleistet werden, deren Höhe regional differierte.
Mit dem Beginn der Jagdsaison erfolgte die Aufteilung der Hunde auf die Jäger und Forstbeamten, die dann jederzeit zur Teilnahme an den herrschaftlichen Jagden zur Verfügung stehen mussten. Eine Ausnahme bildeten die Leithunde, die stets beim Jäger blieben, der alleine für ihre Haltung und schwierige Ausbildung verantwortlich war. Den Überblick über die herrschaftlichen Hunde gewährleisteten Listen, in denen sowohl die zur Hundelege verpflichteten Personen als auch die Jagdhunde mit Beschreibung verzeichnet waren. Die Haltung der Jagdhunde in England erfolgte in Zwingern, die Betreuung durch Jäger.
Die Jagd war das Privileg der Oberschicht. Aus diesem Grunde war Bauern oder anderen "gewöhnlichen Leuten" die Haltung von Jagdhunden nicht oder nur unter strengen gesetzlichen Auflagen gestattet. Zu diesen Reglementierungen gehörte z.B. seit Anfang des 17. Jahrhunderts das „knütteln“ (Befestigen eines Holzknüppels am Halsband - mindestens eine Elle lang). Regional wurden für Hunde sogar Verstümmelungen des Vorder- (Teilamputation oder Herausschneiden des Mittelfußballens = Expediation) oder Hinterlaufs (Durchtrennen der Sehnen) gefordert, um die Tiere jagduntauglich zu machen. Ausnahmen gab es nur für gekennzeichnete Gebrauchshunde bestimmter Berufsgruppen (Hirten, Metzger). In einigen Regionen war Bauern nur die Haltung bestimmter Hundetypen erlaubt, die kaum natürlichen Jagdtrieb aufwiesen z.B. Spitze). Vorstehhunde befanden sich ausschließlich im Besitz des Adels, bis 1711 war in Deutschland selbst hohen Jagdbeamten der Besitz eines solchen Hundes verboten.
Der Jagdhund in der Kunst
Heraldik
Im Zusammenhang mit dem historisch verankerten Jagdprivileg des Adels ist auch die Bedeutung des Jagdhundes in der Heraldik zu sehen. Während der Hund traditionell als Symbol für Treue, Wachsamkeit und Zielstrebigkeit gilt, repräsentiert der Jagdhund in der Heraldik üblicherweise das Recht der hohen Jagd oder kennzeichnet das Amt des Erblandesjägermeisters. So stellt beispielsweise das Gerichtssiegel der Stadt Eisighofen aus dem Jahr 1782 einen Reiter auf der Beizjagd in Begleitung eines Jagdhundes dar.
Bracken
Die am häufigsten dargestellte Hunderasse in der Wappenkunde ist die Bracke (heraldisch: der Bracke). Sie gilt auch als Symbol für den besiegten Unglauben. Daher weisen viele Adfelsfamilien im Wappen einen Bracken als Helmzier auf. Die Bracke als Wappenfigur geht auf den alten Typ, die Keltenbracke, zurück. Die brackentypischen Attribute - lange, tief angesetzte Ohren sowie schmaler Schädel mit deutlich abgezeichnetem Hinterhauptsbein – werden dabei stets betont.
Der Bracke wird meist wachsend, schwarz, mit herausgestreckter Zunge und breitem Halsband mit Ringschlaufe dargestellt. Abweichungen von diesem Standard sind jedoch häufig und spiegeln wechselnde Stilrichtungen wider. So variiert das Wappen der Stadt Brackenheim je nach Epoche: der Bracken zeigt sich mit unterschiedlichen „Halsungen“ (Halsband, Leitring, Leitseil oder Kette), die Körperhaltung variiert von stehend, suchend, springend bis schreitend mit erhobenem oder gesenktem Kopf. Das derzeitige Wappen existiert in dieser Form seit 1953. Die selbstbewusste Körperhaltung des großen, ausdrucksstarken Tieres soll dabei die steigende Bedeutung der Stadt versinnbildlichen.
Als Stadtwappentier ist der Bracken auch in Urbach vertreten.
Berühmte hochadelige Familien, die einen „wachsenden“ Bracken als Helmzier im Wappen führten, sind die Hohenzollern, die Fürsten von Öttingen, die Grafen von Nesselrode, die Grafen von Fürstenberg, die Reuss von Plauen, die von Heussenstein, von Sax und von Schönberg.
Einen Bracken als Kleinod im Wappen führten um 1600 viele österreichische, Tiroler und Kärntner Geschlechter. Besonders für eine Vielzahl bayrischer, fränkischer, schwäbischer und rheinländischer Adelsfamilien ist der Bracken als Bestandteil des Wappens überliefert.
Windhunde
Auch Windhunde wurden bevorzugt auf Wappen abgebildet. Ihre Körperhaltung ist meist steigend, aufgerichtet oder springend, um den Hals tragen sie ein Halsband mit Ringschlaufe. In Deutschland kommt der Windhund als Wappentier in den Städten Meckenbeuren, Ichenhausen und Burgwindheim vor.
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Wappen von Meckenbeuren
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Wappen von Ichenhausen
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Wappen von Burgwindheim
Zu den Abzeichen des frisch gekrönten Königs Heinrich VII. gehörte u.a. ein weißer Windhund, der als Erkennungstier der Grafen von Richmond weithin bekannt wurde. Davon abgeleitet entstand als Wappen des 13. Grafen von Oxford (John de Vere), eines Vasallen des Könighauses Lancaster, der sogenannte „Caleygreyhound“, eine politisch motivierte Chimäre aus weißer Antilope, Windhund und Adler.
Sonstige
Auf dem Wappen der Kanarischen Inseln (Islas Canarias = „Hundeinseln“) sind ebenfalls Hunde abgebildet. Obwohl der windhundähnliche mediterrane Podenco Canario (Kaninchenjagdhund) heute typisch für die kanarischen Inseln ist, kann nicht sicher davon ausgegangen werden, dass der Jagdhund der Urbevölkerung (Guanchen) dasselbe Aussehen hatte. Aus diesem Grund wurde der Wappenhund stilisiert dargestellt.