Friedbert Pflüger (* 6. März 1955 in Hannover) ist ein deutscher Politiker (CDU).
Er ist seit 2005 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung.
Leben und Beruf
Nach dem Abitur 1973 an der Schillerschule Hannover absolvierte Pflüger ein Studium der Politikwissenschaft, des Staatsrechts und der Volkswirtschaftslehre in Göttingen, Bonn und an der Harvard-Universität, welches er 1980 als Magister Artium beendete. 1982 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn bei Karl Dietrich Bracher mit der Arbeit "US-Außenpolitik und Menschenrechte. Die Wiederbelebung des amerikanischen Idealismus in den siebziger Jahren". Von 1981 bis 1984 war er Mitarbeiter des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Richard von Weizsäcker, und leitet zuletzt dessen persönliches Büro. Nach der Wahl Weizsäckers zum Bundespräsidenten wechselte Pflüger ebenfalls ins Bundespräsidialamt und war von 1984 bis 1989 Pressesprecher des Bundespräsidenten. Anschließend war er bis 1991 als Geschäftsführer in der Vermögensverwaltung bei der Matuschka Gruppe tätig.
Pflüger heiratete 1984 Margarita Mathiopoulos. Mathiopoulos und Pflüger haben sich im Herbst 2003 getrennt. Seit Sommer 2003 lebt er mit seiner Lebensgefährtin und ehemaligen Persönlichen Referentin Sibylle Hällmayr (* 1977) zusammen. Sie haben zwei gemeinsame Kinder.
Partei
Pflüger ist seit 1971 Mitglied der CDU. Von 1977 bis 1978 war er Bundesvorsitzender des Ringes Christlich-Demokratischer Studenten und von 1976 bis 1978 stellvertretender Vorsitzender von European Democrat Students. Von 1977 bis 1985 gehörte er dem Bundesvorstand der Jungen Union an.
Seit 1998 ist Pflüger stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Niedersachsen, seit 1999 Vorsitzender des Bundesfachausschusses für Außen- und Sicherheitspolitik der CDU und seit 2000 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU.
Pflüger wurde am 31. März 2006 auf einem Parteitag mit 97 % der Stimmen offiziell zum Spitzenkandidaten der Berliner CDU für die Abgeordnetenhaus-Wahl am 17. September 2006 und somit zum Herausforderer des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) gewählt. Im Rahmen einer Inszenierung des Parteitages im amerikanischen Stil wurde Pflüger nach den Vorbildern der Filmplakate zu „Men in Black“ und „Goldfinger“ auf Postern als „Man in Berlin“ und „Goldpflüger“ dargestellt. Er trat als Kandidat im Bezirk Neukölln an; seine Partei erreichte rund 21,3 Prozent der Stimmen und damit ihr zweitschlechtestes Ergebnis in Berlin seit 1946.[1] Trotz des schlechten Ergebnisses gab sich Pflüger wie ein Sieger.[2]
Abgeordneter
Seit 1990 ist Pflüger Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1994 bis 1998 abrüstungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und von 1998 bis 2002 Vorsitzender des Bundestagsausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Von 2002 bis 2005 war Pflüger außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion.
Friedbert Pflüger ist stets über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag eingezogen.
Öffentliche Ämter
Am 23. November 2005 wurde Pflüger als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung in die von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführte Bundesregierung berufen.
Politik
Öffentliches Ansehen
Auf einer Notenskala von plus fünf (sehr gut) bis minus fünf (sehr schlecht) kommt Pflüger nach einer von der Berliner Zeitung beauftragten Meinungsumfrage im Juni 2006 auf die Note minus 1,0, wobei er im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte absackte.[3] Vier Wochen vor der Abgeordnetenhaus-Wahl hat Pflüger seinen Bekanntheitsgrad berlinweit auf 67% gesteigert.[4]
Positionen zu USA und Irak-Krieg
Pflüger gilt als Befürworter eines guten deutsch-amerikanischen Verhältnisses. So war er 2003 vor und während des Irak-Krieges ein ständiger Unterstützer der US-amerikanischen Position und begleitete Angela Merkel auf ihrem Solidaritätsbesuch in die USA. Die Teilnahme von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bei einer Friedensdemonstration vor dem Irak-Krieg bezeichnete er als „Schande“. Pflüger sagte der Bild am Sonntag, Thierse verletze seine Pflicht zur parteipolitischen Zurückhaltung. Der CDU-Politiker wertete die Kundgebung als «antiamerikanische Demonstration, die von den USA als Schlag ins Gesicht verstanden wird».
Pflüger und Berlin
Pflüger sprach sich nach der Wiedervereinigung gegen einen Umzug der Bundesregierung nach Berlin aus, betont aber mittlerweile seine eindeutige Präferenz zugunsten Berlins.
Pflüger kündigte zunächst an, nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 17. September 2006 für den Landesvorsitz der CDU zu kandidieren, andererseits Staatssekretär zu bleiben und auch sein Bundestagsmandat zu behalten.[5] Den Sitz im Abgeordnetenhaus von Berlin, für den er kandidiert, werde er nach eigener Ankündigung nicht einnehmen.[5] Mitte August 2006 berichtete die Berliner Morgenpost unter Berufung auf „Parteikreise“, dass Pflüger auf alle Ämter in der Bundespolitik verzichten, sein Bundestagsmandat niederlegen und auch als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium zurücktreten wolle. [6] In einem Interview mit der Neuen Presse Hannover erklärte Pflüger anschließend: „Ich möchte noch etwas sagen. Ich habe meine Mutter in Hannover, meine künftigen Schwiegereltern und enge Freunde. Meine Heimat ist Hannover - das halte ich hoch und heilig.“[7] Auf diese Äußerung hin warfen Berliner Politiker von SPD, PDS, den Grünen und der FDP Pflüger mangelnde Identifikation mit Berlin vor.[8]
Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, mit Pflüger als Spitzenkandidaten und Bürgermeister-Anwärter, erzielte die CDU das schlechteste Wahlergebnis seit Bestehen der Bundesrepublik. Pflüger aber sprach frohgemut von einem "neuen Anfang" und verbreitete sich über die Wahlniederlagen der anderen Parteien, die indes jetzt die Regierungsverantwortung übernehmen.
Sonstige Aspekte
Während der Amtszeit von Bundeskanzler Kohl zählte Pflüger zu den kritischen Begleitern seiner Politik. Vor allem während der CDU-Spendenaffäre setze er sich dafür ein, dass Kohl nicht mehr Ehrenvorsitzender der CDU bleiben sollte.
Aufsehen erregte Pflüger im Jahr 2001, als er sich im Rahmen eines von ihm selbst dokumentierten Rezensionswerks begeistert von Oriana Fallacis Buch Die Wut und der Stolz zeigte, das sich gegen den Islam richtet - es stelle einen „Weckruf für Europa” dar, schrieb Pflüger.
Pflüger ist Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz.
Während der Regierender Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit 2006 erneut ein Grußwort für das Folsom Europe-Festival der BDSM- und Fetisch-Szene geschrieben hat, sagte Pflüger, dass das Festival von ihm kein Grußwort bekommen würde: Man müsse schon darüber nachdenken, welche Veranstaltung man mit einem Grußwort auszeichne. Pflüger verglich das Festival mit einer Erotikmesse und weigerte sich ein entsprechendes Grußwort zu schreiben.[9] Kurz zuvor hatte Pflüger den Christopher Street Day zusammen mit einigen Mitgliedern von Lesben und Schwule in der Union besucht und dort unter anderem an die Wähler appelliert Wowereit nicht nur zu wählen weil dieser homosexuell sei. [10]
Quellen
- ↑ focus.msn.de: Pflüger verliert auch eigenen Wahlkreis , 18. September 2006
- ↑ focus.msn.de: Pflüger verliert auch eigenen Wahlkreis , 18. September 2006
- ↑ N24.de: CDU-Spitzenkandidat Pflüger immer unbeliebter, 23. Juni 2006
- ↑ Christine Richter: Berlin-Wahl, Berliner Zeitung vom 26. Juli 2006 online unter Berlin-Wahl, 26. Juli 2006
- ↑ a b Armin Fuhrer: Wenig zu lachen für Pflüger, focus.msn.de, 08. August 2006
- ↑ vgl. z.B. CDU-Kandidat Pflüger will Bundesämter abgeben, Spiegelonline vom 17. August 2006
- ↑ Berliner Zeitung: Zwei Herzen schlagen in Pflügers Brust - für Berlin und Hannover, 22. August 2006
- ↑ Christine Richter: Wer tickt hier richtig?, Berliner Zeitung, 23. August 2006
- ↑ Der Tagesspiegel: Wowereit schreibt wieder Grußwort, 10. August 2006, sowie N24 Wowereit "jetzt erst recht" für Leder-Szene '
- ↑ N24 Pflüger wegen Schwulen-Erlass unter Druck
Siehe auch
Veröffentlichungen
- Ein Planet wird gerettet. Eine Chance für Mensch, Natur, Technik. Econ Taschenbuch Verlag 1994 (1. Aufl. 1992).
- Richard von Weizsäcker – Ein Portrait aus der Nähe. 1. Auflage, München 1993.
- Deutschland driftet – und zwar nach rechts! 1994.
- Was ich denke. Goldmann, 1995, ISBN 3-442-12608-8
- Ehrenwort. Das System Kohl und der Neubeginn. DVA 2000, ISBN 3-421-05396-0
Weblinks
- Vorlage:PND
- Website von Dr. Friedbert Pflüger
- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Lebenslauf beim Bundesministerium der Verteidigung
- Friedensdemo als Schande
- Wer ist Friedbert Pflüger? (Tagesspiegel, 24. Januar 2006)
Personendaten | |
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NAME | Pflüger, Friedbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU) |
GEBURTSDATUM | 6. März 1955 |
GEBURTSORT | Hannover |