Sturzkampfflugzeug

Schneller einmotoriger leichter Bomber, der im Sturzflug Punktziele angreifen kann
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. September 2006 um 13:52 Uhr durch 195.112.95.126 (Diskussion) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Sturzkampfflugzeuge (manchmal auch falsch als Sturzkampfbomber oder Sturzbomber bezeichnet) sind relativ leichte, meist einmotorige Bomber. Im Gegensatz zu schweren, meist mehrmotorigen Horizontalbombern wurden die Sturzkampfflugzeuge üblicherweise mit leichteren Bombenladungen bestückt, mit denen Punktziele angegriffen wurden, wie zum Beispiel feindliche Bunkeranlagen, Panzer oder Schiffe.

Datei:Junkers Ju87.jpg
Junkers Ju 87 Sturzkampfflugzeuge
Datei:Aichi D3A wiki.jpg
Aichi D3A
Douglas A-24 (SBD Dauntless) im Sturzflug
mit ausgefahrenen Sturzflugbremsen

Mit der Bezeichnung Stuka wird in der Regel das deutsche Sturzkampfflugzeug Junkers Ju-87 aus dem zweiten Weltkrieg assoziiert, das zu Kriegsbeginn äußerst erfolgreich eingesetzt wurde.

Geschichte

Der Name rührt aus der Art und Weise her, wie Angriffe auf feindliche Ziele stattfanden. Im Sturzflug von etwa 70 Grad Neigung aus üblicherweise mehreren tausend Metern Höhe stürzten sich diese Flugzeuge auf ihre Ziele herab, dabei wurde quasi mit dem Sturzkampfflugzeug selbst das Ziel anvisiert. Die Geschwindigkeit des Sturzfluges wurde durch spezielle Bremsklappen reduziert, damit die Wendigkeit der Maschine erhalten blieb und die Piloten auch sich bewegende Ziele im Visier halten konnten. Wenige hundert Meter über dem Ziel wurde dann die Bombenladung abgeworfen und die Maschine kurz über dem Boden abgefangen. (Später wurden durch verbesserte Zieleinrichtungen flachere Sturzflüge mit Bombenabwurf erst kurz nach Einleiten der Abfangkurve ermöglicht. Dadurch konnten die Bomben vergleichsweise zielgenau abgeworfen werden.) Der Pilot stürzte sich im Sturzflug auf das Ziel und zog 400 m vor der Erde das Flugzeug wieder nach oben. Dieser Teil war der gefährlichste, weil er körperlich am belastendsten war. Es wird berichtet, dass manche Piloten für Sekunden in Ohnmacht fielen. Um daraus resultierende Unfälle zu vermeiden, waren die Flugzeuge mit einer Abfangautomatik ausgestattet. Zusammen mit dem Bombenwurf wurden die Bremsklappen eingefahren und das Höhenruder nahm eine voreingestellte Position ein. Die Maschine beendete so auch ohne Zutun des Piloten den Sturzflug.

Die von Sturzkampfflugzeugen mit einfachen Zielgeräten erreichte Treffgenauigkeit übertraf die mit den jeweils modernsten Bombenzielgeräten aus dem Horizontalflug erreichbaren Treffgenauigkeiten bei weitem.

Sturzkampfflugzeuge, kurz Stuka, des Typs Junkers Ju 87 – vor allem bekannt durch Hans-Ulrich Rudel – bildeten neben den Panzerverbänden das Rückgrat des deutschen Blitzkriegs im Zweiten Weltkrieg. Berühmt-berüchtigt wurden die deutschen Stuka durch die Zielgenauigkeit und durch eine - ab dem verbesserten B modell eingesetzte - kleine technische Einrichtung, eine Fahrtwindsirene auch genannt „Jericho-Trompete“: Beim Sturzflug wurde durch den Fahrtwind eine Sirene angetrieben, was einen schrillen, kreischenden Ton erzeugte. Die psychische Wirkung auf den Gegner war zuweilen größer als die Waffenwirkung der abgeworfenen Bomben. Die Ju 87 konnte allerdings nur bei Luftüberlegenheit eingesetzt werden. Ihre relativ niedrige Geschwindigkeit machte sie zum leichten Ziel für gegnerische Jagdflugzeuge. Deshalb wurden Sturzkampfflugzeuge ab 1942 nach und nach durch Jagdbomber ersetzt.

Im Deutschen Reich wurde die Idee der Sturzkampftaktik von Ernst Udet populär gemacht. Nach großen Erfolgen zu Kriegsbeginn wurde im Reichsluftfahrtministerium (RLM) angeordnet, alle neuen Bomber und Schlachtflugzeuge müssten sturzkampftauglich sein. Daraus resultierten viele Probleme bei nachfolgend neu eingeführten Flugzeugtypen.

Auf dem pazifischen Kriegsschauplatz spielten Sturzkampfflugzeuge eine entscheidende Rolle in vielen See-Luft-Schlachten. Bombentreffer durch japanische Sturzkampfflugzeuge des Typs Aichi D3A führten beispielsweise zur Explosion des US-Schlachtschiffes Arizona im Hafen Pearl Harbor(Dabei setzten sie die sogennante "sonnenwind"technik ein, bei welcher es darum geht dem gegner mit der sonne entgegenzufliegen und so feindlichen luftabwehrstellungen ihre aufgabe erheblich zu erschweren), während amerikanische Sturzkampfflugzeuge des Typs Douglas SBD Dauntless vier japanische Flugzeugträger in der Schlacht von Midway versenkten.

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges, dem Aufkommen düsengetriebener Kampfflugzeuge, verbesserter Flugabwehr und selbststeuernden Bomben wurden spezialisierte Sturzkampfflugzeuge überflüssig. Strahlgetriebene Jagdbomber verwenden aber weiterhin prinzipiell ähnliche Angriffsverfahren aus dem Sturzflug oder aus dem Abfangen (Toss Bombing).

Liste von Sturzkampfflugzeugen

Deutschland

Großbritannien

Italien

Japan

USA

Sowjetunion

In einigen Fällen wurden auch Flugzeuge die eigentlich nicht als Sturzkampfflugzeuge konzipiert waren, manchmal als solche eingesetzt. Besonders erwähnenswert sind hierbei das italienische Angriffsflugzeug Breda Ba.65 Nibbio sowie das japanische Jagdflugzeug Nakajima Ki-84 Hayate.

Siehe auch