Philip Stein (* 1991 in Fritzlar) ist ein deutscher Verleger und Aktivist im Kontext der Neuen Rechten und des Rechtsextremismus.
Leben
Philip Stein wurde 1991 in Fritzlar geboren. Er studierte Geschichtswissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Philipps-Universität Marburg, brach das Studium aber ohne Abschluss ab.[1] Während seines Studiums wurde er Mitglied der Marburger Burschenschaft Germania.[2] Er war Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft (DB).[3] 2015 wurde er Leiter des rechtsextremen Kampagnenprojekts Ein Prozent für unser Land.[4]
Stein tritt immer wieder im Kontext der Neuen Rechten und des Rechtsextremismus auf; so im April 2016 als Redner bei einem Leser- und Autorentreffen des rechtsextremen Magazins Umwelt & Aktiv in der rechtsextremen Gedächtnisstätte Guthmannshausen[5] und 2017 als Referent bei einem Kongress der Jugendorganisation der neofaschistischen Organisation CasaPound in Rom.[6][7] Weiterhin sprach Stein im August 2018 auf einer internationalen Veranstaltung der rechtsextremen Identitären Bewegung in Dresden.[8] Auf Einladung des damaligen AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Pasemann referierte Stein im Juli 2018 in den Räumlichkeiten des Deutschen Bundestages zum Thema „Linke Förderstrukturen und der neue ‚Kampf gegen Rechts‘“.[9][10] Anwesend waren unter anderem die ehemaligen NPD-Funktionäre und rechtsextremistischen Aktivisten Michael Schäfer und Julian Monaco.[11][12]
Im Januar 2019 nahm Stein an einem Gedenkmarsch von CasaPound gemeinsam mit den Publizisten Jörg Dittus und Volker Zierke in Rom teil. Videoaufnahmen und Bilder der Veranstaltung zeigen, dass CasaPound-Mitglieder reihenweise den in Italien verbotenen römischen Gruß zeigten, der dem deutschen Hitlergruß entspricht.[13][14]
Stein wird zudem vorgeworfen, am 29. April 2017 am Rande des Landeskongresses der rechtsextremen Jungen Alternative Hessen, der auf dem Verbindungshaus der Burschenschaft Germania in Marburg stattfand, an einem vermummten Angriff auf einen Fotografen, der die Veranstaltung fotografierte, beteiligt gewesen zu sein. Die Angreifer sollen mit Teleskopschlagstock, Knüppel und Pfefferspray ausgestattet gewesen sein und ihre Waffen teilweise auch eingesetzt haben.[15][16][17]
Verlag „Jungeuropa“
Mit Felix Menzel veröffentlichte Stein in Menzels Verlag Blaue Narzisse 2013 das Buch Junges Europa: Szenarien des Umbruchs.
Seit 2016 betreibt Stein den rechtsextremen Verlag Jungeuropa, welcher vor allem Übersetzungen neurechter, rechtsextremer und faschistischer Autoren wie Alain de Benoist, Pierre Drieu la Rochelle, Dominique Venner, Diego Fusaro, Henri Massis und Robert Brasillach veröffentlicht. Es werden aber auch Autoren anderer Provenienz verlegt wie der französische Philosoph Michel Onfray, der Staatsrechtslehrer Hermann Heller, der Politikwissenschaftler Lothar Fritze und der Historiker Eberhard Straub. Zur Jungeuropa-Ausgabe des Romans Sea Changes des britischen Autors Derek Turner verfasste der amerikanische White-Supremacy-Aktivist Richard B. Spencer ein Vorwort.[18] Der Jungeuropa Verlag betreibt den Podcast Von rechts gelesen.
Aufgrund der Teilnahme des Jungeuropa-Verlags an der Frankfurter Buchmesse 2021 sagten mehrere Gäste und Autoren den Besuch der Buchmesse ab. So sah sich Jasmina Kuhnke in „persönlich unübersehbar gegenwärtiger“ Gefahr.[19] Nach ihr folgten Absagen von Messeauftritten durch Ciani-Sophia Hoeder, Aminata Touré, Annabell Mandeng, Nikeata Thompson, Raul Krauthausen und Riccardo Simonetti sowie Aufrufe, aus Solidarität die Messe zu boykottieren.[20] Messedirektor Juergen Boos verwies hingegen auf die Meinungsfreiheit als einen „der Grundpfeiler der Buchmesse“ und merkte an, dass die Sicherheitsmaßnahmen auf der Buchmesse „extrem hoch“ seien.[21] Patrick Bahners verteidigte die Präsenz des Verlags in der FAZ. Eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz sei kein Grund für die Buchmesse, einen Verlag auszuladen.[22]
Rezeption
In seinen Texten schreibt Stein beispielsweise unter Verweis auf das Abstammungsprinzip, dass man Deutscher „nicht seines Passes, sondern seines Blutes wegen“ sei. Auch bekundet er seinen Stolz, „Unsagbares wieder sagbar“ gemacht zu haben.[1] Er gilt als „ultrarechter Burschenschafter“, „völkischer Stratege“ und „rechter Netzwerker“.[23][24][25] Der Jungeuropa-Verlag ist Gegenstand mehrerer kritischer Monographien zur Neuen Rechten in Deutschland.[26][27]
Werke (Auswahl)
- mit Felix Menzel: Junges Europa. Szenarien des Umbruchs Hrsg. v. Verein Journalismus und Jugendkultur Chemnitz e.V., Chemnitz 2013, ISBN 978-3-944901-01-5.
- Geleitwort zu Henri Massis, Robert Brasillach: Die Kadetten des Alcázar, Jungeuropa Verlag, Dresden 2017, ISBN 978-3-9817828-0-6.
- Geleitwort zu Alain de Benoist, Diego Fusaro, Benedikt Kaiser: Marx von rechts (= Theorie; 2), Jungeuropa Verlag, Dresden 2018, ISBN 978-3-9817828-6-8.
- Einleitung zu Mykola Sziborskyj: Natiokratie, Jungeuropa Verlag, Dresden 2020, ISBN 978-3-948145-05-7.
Film
- Die Story im Ersten: Am rechten Rand, Ein Film von Jana Merkel und Michael Richter, ARD 15. Oktober 2018
- Identitäre, AfD und Neue Rechte - Parallelen zu Nazis in der Weimarer Republik?, Ein Film von Jan Schmitt, WDR vom 26. Mai 2019
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b HERD. HEIMAT. HASS. Über die Verlockungen rechten Denkens (3/4) – In Rechter Gesellschaft. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 21. April 2018.
- ↑ Martín Steinhagen: Marburger Burschenschaft – Radikalisierung befürchtet. In: Frankfurter Rundschau. 30. Januar 2015, abgerufen am 2. April 2018.
- ↑ Daniel Erk: Die Bundesbrüder. In: Zeit Campus, 9. März 2017
- ↑ "Ein Prozent für unser Land" – NGO der Neuen Rechten. In: Belltower News. Abgerufen am 21. April 2018.
- ↑ Andreas Speit: AfD und „Identitäre Bewegung“: „Die können alle zu uns kommen“. In: taz.de. 17. Oktober 2016, abgerufen am 21. Oktober 2017.
- ↑ https://www.t-online.de/region/frankfurt-am-main/news/id_91006468/boykott-auf-frankfurter-buchmesse-wer-ist-der-rechte-jungeuropa-verlag-.html
- ↑ https://www.welt.de/politik/deutschland/article178697524/AfD-laedt-voelkischen-Strategen-in-den-Bundestag-ein.html
- ↑ O.A.: Im Liveticker: Identitärentreffen und Gegenproteste in Dresden. In: Leipziger Volkszeitung. 27. August 2019, abgerufen am 13. Januar 2020 (deutsch).
- ↑ Malene Gürgen: Rechter Besuch im Bundestag. In: taz. 4. Juli 2018.
- ↑ Matthias Kamann, Annelie Naumann: AfD lädt völkischen Strategen in den Bundestag ein. In: Die Welt. 4. Juli 2018.
- ↑ Die Story im Ersten: Am rechten Rand, Ein Film von Jana Merkel und Michael Richter, ARD 15. Oktober 2018
- ↑ Annelie Naumann: AfD lädt völkischen Strategen in den Bundestag ein. In: DIE WELT. 4. Juli 2018 (welt.de [abgerufen am 10. Juli 2018]).
- ↑ Henrik Merker: Identitäre Bewegung greift Zeitungen und Parteibüros an. 14. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2019 (deutsch).
- ↑ Redaktion: Römische Grüße nach Deutschland. In: SACHSEN-ANHALT RECHTSAUSSEN. 9. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2019 (deutsch).
- ↑ Frankfurter Rundschau: Junge Alternative: Schlagende Verbindungen. In: fr.de. 21. Oktober 2017, abgerufen am 21. Oktober 2017.
- ↑ https://linksunten.indymedia.org/de/node/212793/index.html
- ↑ https://www.t-online.de/region/frankfurt-am-main/news/id_91006468/boykott-auf-frankfurter-buchmesse-wer-ist-der-rechte-jungeuropa-verlag-.html
- ↑ Jungeuropa Verlag: Gesamtverzeichnis.
- ↑ https://www.tagesspiegel.de/kultur/autorin-sah-sich-in-gefahr-warum-jasmina-kuhnke-die-frankfurter-buchmesse-boykottiert/27722768.html
- ↑ https://taz.de/Boykott-der-Frankfurter-Buchmesse/!5806078/
- ↑ https://www.deutschlandfunkkultur.de/rechte-verlage-auf-der-frankfurter-buchmesse-wir-koennen.1013.de.html?dram:article_id=504475
- ↑ Patrick Bahners: „Rechte“ Verlage: In der Verdachtsfalle. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
- ↑ Hagen Eichler: Völkische Freunde: Die AfD hat ein Abgrenzungsproblem. In: Mitteldeutsche Zeitung. (mz-web.de [abgerufen am 10. Juli 2018]).
- ↑ Annelie Naumann: AfD lädt völkischen Strategen in den Bundestag ein. In: DIE WELT. 4. Juli 2018 (welt.de [abgerufen am 10. Juli 2018]).
- ↑ Malene Gürgen: AfD lädt völkischen Aktivisten ein: Rechter Besuch im Bundestag. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Juli 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 10. Juli 2018]).
- ↑ Armin Pfahl-Traughber: Der Extremismus der Neuen Rechten: Eine Analyse zu Diskursthemen und Positionen. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-658-27779-6, S. 28 ff. (google.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
- ↑ Christian Fuchs, Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten: Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt E-Book, 2019, ISBN 978-3-644-40637-7 (google.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
Personendaten | |
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NAME | Stein, Philip |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger, Burschenschafter und neurechter Aktivist |
GEBURTSDATUM | 1991 |
GEBURTSORT | Fritzlar |