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Hermine Emilie Schoch-Leimbach, bekannt als Emmy Schoch (* 21. Dezember 1881 in Lichtenau; † 28. November 1968 in Karlsruhe) war eine deutsche Modeschöpferin und Unternehmerin. Sie entwarf künstlerische Reformkleidung und machte diese bei Vorträgen und Ausstellungen bekannt. Sie arbeitete aktiv im Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung mit.




Leben und Werk
Vor 1914: Herkunft, Ausbildung und Engagement für künstlerische Reformkleider
Emmy Schoch war das Kind von Hermine Schoch, geborene Richter († 1924) und ihrem Ehemann Carl Friedrich (1838 - 1914). Der Unternehmer und liberale Abgeordnete in der II. Kammer des Landtags (NLP) war vorher bereits mit der Schwester seiner zweiten Frau verheiratet gewesen. In dieser ersten Ehe gab es acht Kinder, von denen vier früh starben. Die Famile lebte ab 1886/87 in Karlsruhe.
Schoch war musisch begabt und begann 1897 ein Studium am Conservatorium für Musik in Karlsruhe mit dem Hauptfach Klavier als Schülerin von Heinrich Ordenstein. Das Studium brach sie nach einer Krankheit ab und sattelte 1903 auf eine Schneiderlehre in Berlin um. Eine Ausbildung an einer Kunst- oder Kunstgewerbeschule ist nicht nachweisbar, dennoch entwarf sie während der Lehre erste Kleider und stellte schon 1905 in Berlin aus. Ab 1906 mietete sie Räume in der Herrenstraße 12 in Karlsruhe und eröffnete die Werkstätte für neue Frauentracht und künstlerische Stickerei, die 1911 in der Zeitschrift Frauenkleid und Frauenkultur des Vereins zur Verbesserung der Frauenkleidung vorgestellt wurde. Für die Zeitschrift lieferte Schoch über 25 Jahre hinweg immer wieder Beiträge. Fotos und Schnitte ihrer Kleidermodelle wurden abgedruckt. Für den Verein initiierte Sie Vorträge über Baden hinaus bis ins Rheinland, ins Ruhrgebiet und nach Sachsen. In diesen Veranstaltungen wies sie auf die gesundheitlichen und hygienischen Vorteile der Reformkleidung hin und führte die Kleidung auch vor. Für Emmy Schoch war der ästhetische Anspruch an die Kleidung ebenso wichtig wir der Anspruch an die Bequemlichkeit. Der Reformansatz in der Bekleidung um 1900 umfasste auch die Unterwäsche. Folgerichtig engagierte sich Schoch auch in der Zentralstelle für erprobte Unterkleidung, die sich der Sammlung und Ausstellung von Wäsche und deren Schnittmustern widmete.
Schoch heiratete 1910 den Kaufmann Max Friedrich Hermann Leimbach aus Freiburg. Die Ehe blieb kinderlos. Ihr Mann gab nach der Hochzeit seine bisherige Arbeit bei einer Bank auf, um als Prokurist und technischer Leiter in das wirtschaftlich expandierende Unternehmen seiner Frau einzusteigen. Die auf 50 Beschäftigte angewachsene Firma für "moderne Frauenkleidung" zog 1912 in die Herrenstraße 11 und 13. Dort wurden die Näh- und Zuschneiderei, die Handstickerei, die Handweberei, die Maschinenstickerei, die Zeichenwerkstätte und die Abteilung für männliche Gehilfen eingerichtet und der Betrieb wuchs bis zum Krieg um weitere 10 Personen. Seit 1910 war Emmy Schoch-Leimbach Mitglied des Gewerbeschulrats Karlsruhe.
Ab 1913 wurde der Katalog Das deutsche Typenkleid reichsweit versendet. Er präsentiertete 56 ganzseitige schlichte Kleidermodelle vom Nachmittags-, Straßen-, Haus-, Sport- bis zum Abendkleid, von der Bluse bis zur Tracht für Krankenschwestern. Maßtabellen ermöglichten passende Bestellungen. Es konnte per Nachnahme oder gegen Vorkasse bezahlt werden. Die Modelle waren ansprechend gestaltet, zweckmäßig aber auch elegant. Schoch-Leimbach sah sich bei ihrer Arbeit als Kunstgewerblerin, die funktions- und materialgerechte Entwürfe umsetzte. Sie belieferte ihre Kundinnen mit fertigen und halbfertigen Kleidern aus besten Materialien in hoher handwerklicher Qualität.
Nach 1914: Kriegsauswirkungen, NS-Zeit
Mit Kriegsbeginn 1914 brach der Umsatz ein. Der Materialmangel des Krieges wirkte sich auf die Geschäftstätigkeit aus. Zudem war Schochs Mann von 1916 bis 1918 Kriegsteilnehmer. Es wurden nur noch wenige neue Kleidermodelle präsentiert, obwohl die Modebranche in Deutschland mit national ausgerichteten Konzepten versuchte, sich von der französischen Vorrangstellung in der Mode zu lösen und eigene Impulse zu setzen. Personal musste in der Kriegszeit abgebaut werden. Nur die besten Kräfte konnten im Unternehmen gehalten werden. Dazu gehörte die Direktrice Anna Egeter, eine langjährige Mitarbeiterin seit 1908. Mit ihr machte Emmy Schochs Betrieb 1919 als "Modewerkstätte" weiter.
Der Krieg hatte die Mode praktischer und bequemer gemacht, so dass von nun an keine Reformmode mehr im Vordergrund des Geschäftsmodells stand. Schoch-Leimbach wollte mit ihrem den aktuellen Trends angepassten Kleiderdesign der individuellen Persönlichkeit ihrer Kundinnen gerecht werden. Sie benutzte erneut Stickereien als Stilmittel. Nach einem gutem Neustart raubte die Inflation das Vermögen, führte aber nicht zur Geschäftsaufgabe. 1926 wurde ihr Ehemann als Geschäftsinhaber eingetragen, der eingeführte Name Emmy Schoch blieb. Mit ihrer Mischung aus Handwerk, Kunsthandwerk und Handel belieferte sie private Kundschaft und Modehäuser. Nachwuchskräften wurde eine gute Ausbildung geboten. Als Volontärin war u.a. die Braut des damalingen Hauptschriftleiters des NS-Organs Der Führer und späterem badischen NS-Kultusminister Otto Wacker in der Firma tätig. Sie vermittelte den Schoch-Leimbachs schon in den 1920er Jahren Kontakte zu NS-Kreisen. 1930 trat Schochs Mann in die NSDAP ein. 1933 bewarb sich Schoch erfolglos um die Mitarbeit beim Deutschen Modeamt, dem späteren Deutschen Mode-Institut Berlin. Sie schrieb an den Innenminister Frick und bat um eine "Arbeitsmöglichkeit auf dem Gebiet des deutschen Kleiderwesens für Volk und Gesamtheit". Als Begründung formulierte sie: "Kleid und Mode sind mit dem Rasseproblem tief verbunden. … Wie man bei allem Geschwür am Volkskörper auf Juden stößt (nach unserm Führer), so stößt man in allem Frauenerleben auf Kleid und Mode; im Guten und im Bösen." (Brief vom 16. August 1933).[1][2] Sie bat um ein persönliches Treffen, in dem Sie erläutern wollte, wie Mode die Gebärfreudigkeit fördert, erhielt jedoch keine Antwort. 1939 wurde bekannt, dass ein Großvater mütterlicherseits von Schoch-Leimbachs Ehemann ein getaufter Jude, Leimbach also entsprechend der NS-Ideologie ein sogenannter Vierteljude war. Daraufhin kündigte er seine NSDAP-Mitgliedschaft und sie ihre Mitgliedschaft in der NS-Frauenschaft (Eintritt 1938).
Im Jahr 1938 verlagerte das Paar die Firmenräume in die Waldstraße 3 und überstand dort die Kriegszeit mit zuletzt noch 12 Betriebsangehörigen. Der Betrieb ruhte 1945 nur kurz. Mit der Begründung, man könne 30 Personen beschäftigen und verfüge über Produktionsmaterial erzielte Schoch-Leimbach eine vorläufigen Betriebsgenehmigung mit der langjährigen Direktrice als kommissarischen Leiterin. Der Neueintrag der Firma wurde erst nach der Entnazifizierung des Ehemanns möglich. Maßgeschneiderte Kleidung wurde in der Zeit bis zur Aufgabe des Betriebes 1953 nicht mehr hergestellt.
Das Badische Landesmuseum Karlsruhe erhielt 1962 Werkstücke, Stoffmuster und Stickerein von der Künstlerin. Die Sammlung wurde durch Ankäufe ergänzt.
Ausstellungen und Vorträge
- 1905 Ausstellung im Stuttgarter Landesgewerbemuseum[1]
- 1906 Ausstellung mit Modenschau beim Verein Frauenbildung und Frauenstudium in Freiburg
- 1907 bis 1914 Vorträge in Essen, Köln, (Wuppertal-)Elberfeld-Barmen, Bonn, Breslau, Dresden, Hannover, Hamburg, Leipzig und Düsseldorf
- 1911 Hygiene-Ausstellung Dresden
- 1914 Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln[3]
- 2018/19 Auf Freiheit zugeschnitten. Das Künstlerkleid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellschaft, Kunstmuseen Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum
- 2021/22 Badische Landesmuseum, Sonderausstellung Göttinnen des Jugendstils im Schloss Karlsruhe[4]
Arbeiten (Auswahl)
Ehrungen
- 1926 Auszeichnung für vorbildliche Lehrlingsausbildung
Mitgliedschaften in Fachverbänden
- Deutscher Verband für die Verbesserung der Frauenkleidung
- Zentralstelle für erprobte Unterkleidung
Schriften
- Emmy Schoch. Werkstätte für moderne Frauenkleidung und künstlerische Stickerei Karlsruhe in Baden (Hrsg.): Deutsche Typenkleider, Emmy Schoch, Karlsruhe 1913.
- Emmy Schoch-Leimbach: Das Mutterkleid, in: Neue Frauenkleidung und Frauenkultur, 1927, Heft 10, 302f.
- Emmy Schoch-Leimbach: Die "neue Sachlichkeit" im Kleide, in: Neue Frauenkleidung und Frauenkultur, 23.8, 1927, S. 214 - 217.
- Emmy Schoch-Leimbach: Von deutscher schöpferischer Modearbeit, in: Frau und Gegenwart vereinigt mit Neue Frauenkleidung und Frauenkultur, 1933, 262, 277.
Literatur
- Institut für Interdisziplinäre Genderforschung und Diversity (Hrsg.): Emmy Schoch - Emanzipation & Mode um 1900: Geschichte einer Unternehmerin in Kooperation mit der Muthesius Kunsthochschule Kiel. ISBN 978-3-00-067233-0
- Ina Ewers-Schulz, Magdalena Holzhey (Hrsg.): Auf Freiheit zugeschnitten. Das Künstlerkleid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellschaft, Kunstmuseum Krefeld, Hirmer-Verlag 2018, S. 106, 131, 143. ISBN 978-3-7774-3113-0
- Adrienne Braun: Künstlerin, Rebellin, Pionierin. 20 außergewöhnliche Frauen aus Baden-Württemberg, Südverlag Konstanz 2016, S. 107 - 112. ISBN 978-3-878-00035-8 Digitalisat
- Renate Liessem-Breinlinger: Biographie Emmy Schoch in: Fred, L. Sepaintner: Baden-Württembergische Biographien Band 5, Herausgegeben im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, W. Kohlhammer GmbH 2013, S. 384-386. ISBN 978-3-17024-863-2 Digitalisat
- Edeltraud Link: Die Jugendstilkünstlerin Emmy Schoch, in: Heimatgruß aus Lichtenau 2011, S. 108-113.
- Patricia Ober: Der Frauen neue Kleider. Das Reformkleid und die Konstruktion des modernen Frauenkörpers, Schiler, 2005, S. 63, 139. ISBN 978-3-89930-025-3
- Irene Guenther: Nazi chic?: fashioning women in the Third Reich, Berg, Oxford und New York, 2004, S. 168-170. ISBN 1-85973-400-6
- Sabine Welsch: Ein Ausstieg aus dem Korsett. Reformkleidung um 1900, Häusser. media, Darmstadt 1996. ISBN 978-3-89552-082-2
- Sabine Sabor: Die Werkstatt der Emmy Schoch (1906-1916) - ein Beitrag zur Reformkleidung. Ungedruckte Magisterarbeit, hist.-phil. Fakultät Heidelberg, 1987.
- Peter A. Berger: Umfang und geschlechtsspezifische Struktur der Erwerbstätigkeit, in: Entstrukturierte Klassengesellschaft? Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung. Vol 83, Springer, Wiesbaden 1986, S. 19 - 26. ISBN 978-3-663-01689-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c leobw online Landesarchiv Baden-Württemberg
- ↑ Reichsministerium des Innern, BA R1501/26231 nach Irene Guenther: Nazi chic?: fashioning women in the Third Reich, Berg, Oxford und New York, 2004, S. 377
- ↑ Stadtlexikon Karlsruhe online zuletzt abgerufen am 23. Oktober 2021.
- ↑ Ausstellungsankündigung
- ↑ Digitalisat in: Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906, S. 110
- ↑ Digitalisat in: Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906, S. 111
- ↑ Digitalisat Digitaler Katalog, Badisches Landesmuseum Karlsruhe
- ↑ Digitalisat Digitaler Katalog, Badisches Landesmuseum Karlsruhe
- ↑ Carmen Anton: Neue Kleider für den Leib: Reformkleidung zwischen Reformsack und Haute Couture, in: Alltagskultur im Südwesten, Landesarchiv Baden-Württemberg online, abgerufen am 22. Oktober 2021
- ↑ YouTube, abgerufen am 22. Oktober 2021