Kachelofen
Bei einem Kachelofen handelt es sich um einen im allgemeinen vor Ort aus Schamottesteinen gesetzten Zimmerofen, der mit Briketts oder Holz geheizt wird und der mit Kacheln verkleidet ist. Durch die Verkleidung mit Kacheln, die eine schlechte Wärme nur langsam leiten wird vermieden, dass man sich bei Berühren die Finger verbrennt. Ausserdem stehen damit sehr viele Möglichkeiten der optischen Gestaltung offen.
Geschichte
Die Vorläufer der Kachelöfen sind die in kalten Gegenden, vor allem im Alpenraum, in die Häuser eingebauten Backöfen oder überwölbte Herdfeuerungen. Der Backofen wanderte mit seinem Ofenkörper in die sich im Mittelalter herausbildende "Stube", die Beheizungs- und Beschickungsseite verblieb aber in der Küche. Dadurch bildete sich ein Raum der beheizbar war und sauber gehalten werden konnte. Die beheizbare saubere Stube, in der sich das Leben abspielte. Diese Öfen hatten meist eine Oberfläche aus Lehm und Kalk, es wurden aber, erst aus Gründen der leichteren Konstruktion, in diese Gewölbe Bauteile eingebaut, die der Töpfer (Hafner) zu diesem Zweck herstellte -konvexe oder konkave Schüsseln und Becher- ; man merkte schnell, dass die Wärmeübertragung an den Stellen mit keramischen Bauteilen besser war. Es wurden immer mehr dieser Bauteile verwendet, bis die eigentlichen Kachelöfen entstanden. Durch die Entwicklung von Kachelbauteilen, die direkt aneinander "gesetzt" werden konnten, enstand eine Vielzehl von Typ-Varianten und die frühere Berufsbezeichnung "Ofensetzer". Ab dem 14. Jahrhundert existieren gesicherte Quellen über Kachelöfen. Seit dieser Zeit hat sich das Handwerk weiterentwickelt. Vornehmlich in den nördlichen Ostalpen, dem Bodenseeraum und entlang der Donau war der Kachelofen als Wärmequelle geschätzt und verbreitete sich über Budapest auch weiter östlich. Funde weisen darauf hin, dass der Kachelofen anfänglich wohl dem Adel und den Patriziern vorbehalten war. Er ist aber auch mit der Entwicklung der beheizbaren "Guten Stube" untrennbar verbunden. Je ärmer die Menschen desto weniger und einfacher die Kacheln.
== Technische Weiterentwiklung ==
In der Äußeren Geatltung machten die Kachelöfen eine große kunstgeschichtliche Entwicklung durch, blieben aber in der Heiztechnik lange Zeit unverändertbis man im 18.Jahrhundert begann die Kachelöfen direkt an Schornsteine anzuschliesen. Bis dahin wurden Kachelöfen mit ganz geöffneter Heiztüre meist von der Küche oder einem Nebenraum aus befeuert. Die Öfen waren mit einem niedrigeren Teil an die Zimmerwand an- und durchgebaut und wurden durch die Wand mit Holz beschickt (Hinterlader-Prinzip)
Auswirkungen auf die Umwelt
Kohlendioxid
Der nachwachsende Rohstoff Holz setzt bei seiner Verbrennung soviel CO2 frei, wie der Baum zuvor beim Wachstum durch die Photosynthese gebunden hat.
Feinstaub
Problematisch ist der produzierte Feinstaub. Dieser wird von Holzfeuerungen überproportional produziert, also auch von Kachelöfen. In der Schweiz stammen rund 8 Prozent der Feinstaub Emissionen von Holzfeuerungen, davon werden wiederum 12 Prozent von Kachelöfen produziert.[1]
Grundformen
Kachelgrundofen
Ein Kachelgrundofen ist ein Kachelofen, dessen Feuer wie in einem Grundofen ohne Rost direkt auf dem Grund der Feuerfläche brennt und der aussen mit Kacheln verkleidet ist. Die Wärme wird hauptsächlich über Wärmestrahlung abgegeben. Die Strahlungswärme hat den Vorteil, dass Sie nicht die Luft, sondern feste Körper erwärmt und als angenehm empfunden wird.
Warmluftkachelofen
Dieser Kachelofentyp funktioniert nach dem Prinzip der Konvektionsheizung. Kalte Raumluft strömt über die untere Öffnung (meist ein Rundbogen im Sockel) ins Innere des Kachelofens, wird dort an den heissen Eisenteilen erwärmt und strömt als warme Luft in den Raum zurück. Diese Warmluft kann auch mittels Warmluftkanälen in angrenzende Räume oder daruberliegende Etagen geleitet werden. Die Warmluft hat einen Anteil von 60-80% an der abgegebenen Wärme, der Rest ist Strahlungswärme, die über die Kacheloberfläche abgegeben wird. Der Warmluftkachelofen gibt schnell und wirtschaftlich Wärme ab.
Kombi-Kachelofen
Der Kombi-Kachelofen ist eine Mischung aus Konvektionsofen (dem Heizeinsatz) und Strahlungsofen (gemauerte Züge). Dies ist zur Zeit die beste Ofenanlage, weil ein bei Bedarf austauschbarer Heizeinsatz mit moderner Verbrennungstechnik (raumluftunabhängige Verbrennungsluftzufuhr, Sonderarten für andere Brennstoffarten wie Pellets, Briketts, Öl oder Gas) eingebaut werden kann. Die gemauerten Züge werden an der Ofenwand entlang geleitet, damit ein möglichst gleichmäßiger und großer Wärmeanteil an den Raum abgegeben werden kann. Ein weiterer Vorteil ist eine schnelle Wärmeabgabe vom Heizeinsatz (ca. 15 bis 20 min) und eine Speicherzeit zwischen 6 und 12 h des keramischen Zugs.
Ein historischer Text
Mark Twain über den Kachelofen (aus: "Europa und Anderswo")
Nehmen Sie zum Beispiel den deutschen Kachelofen - wo ist er außer in deutschen Landen anzutreffen? Ich bin sicher, dass ich ihn in Gegenden, wo Deutsch nicht die Landessprache ist, noch nicht gesehen habe. Dennoch ist er bei weitem der beste, der praktischste und sparsamste Ofen, der bis heute erfunden worden ist. Dem unwissenden Fremden erscheint er nicht gerade vielversprechend; doch man kommt bald dahinter, dass er Meisterhaftes leistet, Der Ofen hat ein Türchen, durch das man nicht einmal den Kopf stecken könnte - ein Türchen, das zum restlichen Bauwerk in einem krassen Missverhältnis steht; dennoch ist die Tür genau richtig, denn man benötigt kein sperriges Brennmaterial. Man benutzt Brennstoff von geringer Größe und davon traumhaft wenig. Hinter der Tür liegt eine winzige Brennkammer, die nicht mehr Brennstoff aufnimmt, als ein Kleinkind im Arm herbeitragen kann. An einem kalten Morgen um halb acht bringt der Knecht ein Körbchen mit schlanken Kieferstreichholz an und macht die Tür zu. Nach zehn, zwölf Minuten sind sie heruntergebrannt. Dann steckt er den Rest hinein, schließt die Tür ab und geht mit dem Schlüssel davon. Die Arbeit ist getan. Erst am nächsten Morgen kommt er wieder. Den ganzen Tag lang und bis tief in die Nacht ist es in jedem Winkel des Zimmers herrlich warm und gemütlich, man bekommt kein Kopfweh und leidet weder unter stickiger Luft noch unter Beklemmungen. In einem Zimmer in Amerika, sei es mit Dampf, heißem Wasser oder offenem Feuer beheizt, ist es in der Nähe des Heizkörpers oder der Feuerstelle am wärmsten - die Hitze verteilt sich nicht gleichmäßig im Raum; in einem deutschen Zimmer ist es hingegen in der einen Ecke so angenehm wie in der anderen. >Nichts ist gewonnen oder verloren, wenn man neben dem Ofen sitzt. Seine Oberfläche ist nicht heiß; man kann ihn überall anfassen, ohne sich zu verbrennen. Überlegen Sie sich das einmal. Einmal einschüren hält den ganzen Tag; das Heizen kostet fast nichts; den ganzen Tag über herrscht gleichmäßige Wärme, statt dass es abwechselnd zu heiß oder zu kalt ist; man kann sich in aller Ruhe seinen Geschäften widmen; jede Angst und Sorge um das Feuer erübrigt sich; der Traum, den ganzen Tag lang körperliches Behagen zu empfinden, ist wahr geworden. Amerika könnte diesen Ofen adoptieren, aber kommen die Amerikaner auf die Idee? Der amerikanische Holzofen, gleich welcher Sorte, ist ein Alptraum. Wie soll man seine Seelenruhe finden, wenn der Ofen mehr Aufmerksamkeit braucht als ein Baby? Alle Augenblicke muss man nachschüren, die ganze Zeit muss man ihn im Auge behalten; und als Lohn für all die Mühe wird man die halbe Zeit gegrillt und die halbe Zeit erfriert man. Er erwärmt keinen Winkel des Zimmers außer dem, in dem er steht; er erzeugt Kopfweh und Erstickungsangst; die Haut fühlt sich trocken und fiebrig an; und wenn die Holzrechnung kommt, meint man, einen Vulkan gespeist zu haben. In Amerika haben wir auch vielerlei Kohleöfen - Teufelswerk allesamt. Die üblichen Brenner sind gewitzt und fordern wenig Aufmerksamkeit; aber keiner von ihnen gleich welcher Sorte, verteilt die Wärme gleichmäßig im Raum oder kann die Temperatur halten, und alle sorgen dafür, dass das Leben aus der Atmosphäre weicht und einem die stickige, verqualmte Luft den Kopf umnebelt...
Literatur
- Bundesamt für Umwelt: Positionspapier Feinstaub aus Holzfeuerungen. 17. März. 2006. [2]
Weblinks
- www.furnologia.de: Die Website zur historischen Ofenkachelforschung
- Universität Göttingen Dissertation über die Geschichte des Kachelofens
- www.leutschacher.de: Der Kachelofen im Wandel der Zeit