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Die Schläfer (tschechischer Originaltitel: Bez vědomí, englischer Titel: The Sleepers) ist eine 6-teilige tschechische Agenten- und Politthriller-Fernsehserie von 2019. Sie spielt hauptsächlich kurz vor und während der Samtenen Revolution 1989 in der Tschechoslowakei und handelt von einem tschechischen Dissidentenpärchen, das nach einem Autounfall in Prag getrennt und in geheimdienstliche Aktivitäten mehrerer Länder verwickelt wird. Der Serientitel bezieht sich auf Schläfer, also eine Zeitlang inaktive oder noch nicht in Erscheinung getretene Agenten.
Serie | |
Titel | Die Schläfer |
---|---|
Originaltitel | Bez vědomí |
Transkription | Ohne es zu wissen[1] |
Produktionsland | Tschechien |
Originalsprache | Tschechisch, Englisch |
Genre | Agentenfilm, Politthriller, Drama |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Länge | 56–66 Minuten |
Episoden | 6 in 1 Staffel |
Produktionsunternehmen | HBO Europe |
Regie | Ivan Zachariáš |
Drehbuch | Ondřej Gabriel |
Produktion | Jan Bílek, Steve Matthews, Tereza Polachova |
Musik | Petr Malásek |
Kamera | Jan Velicky |
Premiere | auf HBO Europe |
Deutschsprachige Premiere | auf Arte-Mediathek |
→ Besetzung | |
→ Synchronisation |
Handlung
Die junge Geigerin Marie Skálová und ihr Mann Viktor Skála leben 1977 in Prag, fliehen in jenem Jahr aber aufgrund von politischen Repressalien aus dem Land und lassen sich in London nieder. Im Sommer 1989 hat sich das politische Klima in der Tschechoslowakei geändert, sodass die beiden Dissidenten, mittlerweile britische Staatsbürger, eine Reise in ihre ehemalige Heimat wagen und zunächst Maries Verwandte besuchen. Es wird deutlich, dass Viktor vor seiner Frau verbirgt, dass er wahrscheinlich ein Agent ist.
Auf dem Rückweg vom Besuch von Maries Verwandten wird das Pärchen nachts, als es als Fußgänger an einem Straßenrand unterwegs ist, von einem Auto erfasst. Marie wird dabei schwer verletzt und als sie im Krankenhaus wieder zu sich kommt, ist Viktor verschwunden, sodass sie sich auf die Suche nach ihm begibt. Sie erfährt von der britischen Botschafterin Susanne Clayton, dass die Polizei den Vermisstenfall Viktor Skála wohl an die tschechoslowakische Staatssicherheit abgegeben hat. Dort landet der Fall auf dem Tisch des langgedienten Oberst Václav Vlach. Dieser ist gegen Ermittlungen zum Verbleib des Republikflüchtlings Skála. Der Vlach untergebene Kollege Jan Berg ermittelt jedoch eigenmächtig bezüglich Skála und nutzt dazu die Hilfe seiner Freundin Miluška, die Vlachs Sekretärin ist. Dabei gelangt er an ein altes Foto, das Vlach als jungen Mann neben einer Gruppe Kinder zeigt, unter denen sich angeblich der junge Viktor befindet. Als Berg Vlach wegen des Fotos zur Rede stellt, ist dieser erzürnt. Etwas später wird Berg unter Duldung von Vlach, der mit dem sowjetischen Botschafter Vladimir Volkogonov in Kontakt steht, vom KGB gefangengenommen. Volkonov lässt Berg in einer sowjetischen Militärsperrzone zum Verbleib des Fotos verhören, foltern und nach ausgebliebener Antwort töten.
Indes hat Marie herausgefunden, dass das Einsatzprotokoll der Rettungssanitäter, die an dem Unfallabend zuständig waren, manipuliert wurde. Sie gelangt an ein Dokument aus Viktors Sachen, das eine Zutrittserlaubnis für besagte Militärsperrzone enthält. Sie begibt sich allein und unbemerkt in das Gelände und entdeckt in einer Pfütze vor dem Bunker, in dem Berg verhört wurde, eine Leiche, von der sie vermutet, dass das Viktor ist. Später findet sie heraus, dass der Autounfall versehentlich von zwei betrunkenen, leitenden Tuzex-Mitarbeitern verursacht wurde. Als sie die beiden in deren Firmengebäude zur Rede stellen will, wird sie überwältigt und in eine psychiatrische Klinik gebracht.
Der Zuschauer erfährt, dass Viktor in Diensten der Briten steht und den Autounfall für einen Anschlag des KGB auf sein Leben hielt. Deshalb ließ er sich von Clayton in einem abgelegenen Haus unterbringen, unwissend, dass beide dabei von Gerald Lloyd beobachtet wurden, einem britischen Botschaftsmitarbeiter und Gegenspieler von Clayton. Clayton hält Viktor für einen passenden Kandidaten für ein politisches Amt nach der bevorstehenden Revolution und damit als einen mit den Briten Verbündeten in der neuen tschechischen Regierung. Lloyd hingegen ist überzeugt davon, dass Viktor mit der Staatssicherheit kooperiert, und entführt ihn deshalb. In einem Versteck in Westdeutschland verhört er ihn. Clayton findet das heraus und lässt Lloyd deshalb verhaften. Viktor wird befreit und kommt nach der Revolution am 17. November 1989 wieder mit Marie zusammen. Diese wurde indes mit Hilfe ihrer Schwester und des befreundeten Petr Novák, der in der neuen, demokratischen tschechischen Regierung stellvertretender Innenminister wird, aus der Psychiatrie entlassen. Erst nun erfährt sie von ihm, dass er bislang in Diensten der Briten stand. Die Geschichte um Viktors Entführung wird von den Medien aufgegriffen. Er soll einen Platz in der neuen Regierung erhalten.
Erst nun stellt sich heraus, dass Viktor tatsächlich ein russischer Agent ist. Volkogonov zwingt ihn dazu, in seinem Beruf der russischen Seite treu zu bleiben, indem er ihm damit droht, Maries Leben zu gefährden. Indes freundet sich Novák mit Miluška an. Bei einem gemeinsamen Abendessen erzählt sie ihm Dinge, die ihn an Viktors Loyalität zweifeln lassen. Deshalb stellt er Viktor in Maries Beisein zur Rede und fragt ihn dabei auch, ob er Vlach kenne. Wenig später ist Novák in Volkogonovs Auftrag tödlich vergiftet worden. Marie zweifelt nun auch an Viktor und befragt Vlach in dessen Haus über ihn. Dabei enthüllt Vlach, dass der Junge auf dem alten Foto nicht Viktor ist, sondern ein wenig später krankheitsbedingt gestorbener tschechischer Junge, dessen Identität Vlach auf sowjetischen Auftrag hin für den Jungen übernahm, der nun Viktor ist. So kam es, dass Viktor sowjetischer Agent wurde. Kurze Zeit nach Maries Besuch bei Vlach möchte Volkogonov auch Vlach ermorden lassen. Der Auftragskiller findet Vlach jedoch tot vor, gestorben durch Suizid.
Marie konfrontiert Viktor mit ihrer Erkenntnis über seine wahre Rolle und kündigt ihm an, die Presse zu informieren. Er rät ihr davon ab und erklärt ihr, dass dann auch ihr Leben durch die Russen gefährdet wäre. Im Frühjahr 1990 ist Viktor tschechoslowakischer Innenminister und lebt nachwievor mit Marie.
Entstehung
Als Showrunner fungierte der tschechische Schauspieler und Drehbuchautor Ondrej Gabriel.[2] Regisseur Ivan Zachariás und Drehbuchautor Ondrej Gabriel stützten sich bei der Konzeption der Serie auf zahlreiche Akten der tschechischen Staatssicherheit, die bis dahin veröffentlicht worden waren.[3] Gedreht wurde in Prag und London.[4]
Besetzung und Synchronisation
Die deutsche Synchronfassung wurde bei der Hamburger Synchron hergestellt, Dialogbuchautor und Dialogregisseur war Frank Wesel.[5]
Schauspieler | Rollenname | Dt. Synchronsprecher[5] |
---|---|---|
Táňa Pauhofová | Marie Skálová | Christin Marquitan |
Martin Myšička | Viktor Skála | Christian Rudolf |
Jan Vlasák | Václav Vlach | Holger Mahlich |
Jakub Zácek | Dr. Jaroslav Kalbach | Oliver Hörner |
David Nykl | Gerald Lloyd | Achim Buch |
Lenka Vlasáková | Hanka | Marion Martienzen |
Martin Hofmann | Jan „Honza“ Berg | Matthias Klimsa |
Kristýna Podzimková | Miluška | Simona Pahl |
Petr Lnenicka | Petr Novák | Martin Lohmann |
Jevgenij Libezňuk | Vladimir Volkogonov | Fjodor Olev |
Hattie Morahan | Susanne Clayton |
Veröffentlichung
Die Miniserie hatte ihre Weltpremiere beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary, welches vom 28. Juni bis 6. Juli 2019 stattfand.[6][4] Vom 12. August 2021 an war sie auf Deutsch in der Arte-Mediathek abrufbar. Am 19. und 26. August sendete Arte im Abendprogramm je drei Episoden erstmals.[7]
Rezeption
Analyse und Interpretation
Die Serie handelt von den Bemühungen verschiedener Mächte, sich im Zuge des Endes des Sozialismus in der neuen tschechoslowakischen Regierung in eine einflussreiche Position zu bringen, und endet mit einem ausgesprochen pessimistischen Ausblick. Wie Oliver Jungen in der FAZ meinte, lege sie nahe, dass in den beiden letzten Monaten des Jahres 1989 von einem Neuanfang keine Rede gewesen sein könne, „sondern nur von einer neuen Einkleidung des alten, obszönen Machtspiels, in dem die einflussreichen und finanzstarken Eliten aus Ost, West und Tschechien selbst nun die junge Demokratie unter sich aufteilen.“[7] Die Serie öffne, so Karsten Umlauf im SWR2 all jenen die Augen, „die nicht an den Einfluss alter Seilschaften und harte Kämpfe über und vor allem unter der politischen Oberfläche glauben wollen“, und auch mit Blick darauf sei der Titel der Serie zu verstehen.[3]
Verbreitet verglichen Kritiker die Serie mit dem Stil der Geschichten des Romanautors John Le Carré, dabei grenzten sie sie teilweise auch von Action-betonten Agentenfilmreihen wie James Bond und Mission: Impossible ab.[3]
Kritik
Kritiker deutscher Medien äußerten sich überwiegend positiv über die Serie und beurteilten sie als sehenswert. Vor allem lobten sie das Szenenbild als authentisch, echt und detailgetreu. Zum Beispiel Jens Müller in der TAZ hob es als erstaunlich hervor, wie die Serie es schaffe, „die spezifische bürokratisch-schäbige Ostblock-Atmosphäre der Jahre 1977 und 1989 zu rekonstruieren, nicht nur, aber auch in Sachen Ausstattung. Nichts sieht nach Kulisse aus, niemand verkleidet.“[8]
Die Serie wurde als glaubhaft gewürdigt, so auch von Helena Zacher in der Süddeutschen: „Ein düsterer, klaustrophobischer Erzählton, nihilistische Atmosphäre sowie ein ständiger Widerspruch zwischen dem Innenleben der Protagonisten und den politischen Umständen lassen Die Schläfer glaubhaft bedrückend wirken.“ Die Serie brilliere durch Ambivalenz, eine simple Kameraführung und nüchterne Szenen.[9] Jan Freitag urteilte im Tagesspiegel, dass die Stärke der Serie in ihrer „unaufdringlichen, gelegentlich fast sedierten Zurückhaltung ganz gewöhnlicher Figuren einer exaltierten Geschichte“ liege.[10] Und Oliver Jungen befand sie in der FAZ als überall da am stärksten, „wo sie den geschichtlichen Schwebezustand in all seiner Widersprüchlichkeit und Klaustrophobie ausmalt“.[7]
Hingegen sahen es manche Kritiker als Schwäche der Serie
- Eric Leimann: https://www.prisma.de/news/tv/Die-Schlaefer-Kritik-zur-Serie-bei-ARTE,30805343
- Atmosphärisch dicht und voll subtiler Spannung ...
- ...exzellent gespielten Paranoia-Thriller ...
- versehen mit einem der besten Vorspänne des bisherigen Serienjahrs,
- Jan Freitag: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/arte-serie-die-schlaefer-das-boese-lauert-ueberall/27528498.html
- Und ganz selten nur gehen der Regie dabei die Actionpferde durch. Wenn die zartbesaitete Gelegenheitsheldin Marie zum Beispiel ein hermetisch abgeriegeltes Militärgelände der Roten Armee nahe Prag durchstöbert wie 007, wird der Spannungsbogen überdehnt. Von solchen Momenten der Effekthascherei abgesehen liegt die Stärke der „Schläfer“ definitiv in ihrer unaufdringlichen, gelegentlich fast sedierten Zurückhaltung ganz gewöhnlicher Figuren einer exaltierten Geschichte.
- Besonders die Stasi-Offiziere Vlach und Berg verkörpern die beigegraue Niedertracht mit einer Glaubhaftigkeit, die viel mehr beklemmende Furcht verbreitet als aufgeplusterte Verschwörungsspektakel der Marke Dan Brown.
- Oliver Jungen: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/serien/worueber-die-serie-die-schlaefer-handelt-17480919.html
- Die raffinierte, pessimistische Thriller-Serie
- Auf den zweiten Blick aber ist die Einrichtung in ihrem stilechten Ostalgie-Charme exquisit.
- Bei den Nachforschungen nach ihrem Mann blitzt die nur halbwegs genesene Protagonistin an allen offiziellen Stellen ab und macht sich schließlich selbst auf die Suche. Das erinnert vom Plot her an die britische Amazon-Miniserie „The Widow“, aber im Gegensatz zu diesem nach Afrika verlegten Action-Thriller behält „Die Schläfer“ trotz einer nicht ganz glaubwürdigen Szene auf einem sowjetischen Militärgelände – zufällig findet die Heldin ein Loch im Zaun – seinen düsteren Erzählton überzeugend durch.
- Am stärksten ist die Serie immer da, wo sie den geschichtlichen Schwebezustand in all seiner Widersprüchlichkeit und Klaustrophobie ausmalt; schwächer wirkt es, wo man auf eine international anschlussfähige Spionage-Thriller-Handlung schielt und sich dabei die ein oder andere konventionelle Zuspitzung leistet, darunter zynische Folter-Szenen oder die Zwangseinweisung Maries in eine kollaborierende Psychiatrie.
Auszeichnungen
In der Kategorie Beste Fernsehserie war die Serie 2020 für den tschechischen Filmpreis Český lev nominiert. In der gleichen Kategorie wurde sie 2019 bei dem Fernsehserienfestival Serial Killer prämiert.[11]
Weblinks
- Die Schläfer bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Hanisch: Geheimes oder Geheimnistuerei?, in: Prager Zeitung vom 31. Aug. 2021, abgerufen am 4. Sep. 2021
- ↑ Serie: "Die Schläfer", in: Filmdienst vom 5. Aug. 2021, abgerufen am 28. Aug. 2021
- ↑ a b c Karsten Umlauf: ARTE-Agenten-Serie „Die Schläfer“ – Der Fall des Kommunismus in der CSSR, in: SWR2 vom 12. Aug. 2021, abgerufen am 28. Aug. 2021
- ↑ a b Peter White: ‘The Sleepers’: HBO Sets Premiere & Unveils Trailer For Eastern European Spy Drama, in: Deadline.com vom 14. Mai 2020, abgerufen am 1. Sep. 2021
- ↑ a b Die Schläfer. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 1. September 2021.
- ↑ Release Info, in: IMDb, abgerufen am 1. Sep. 2021
- ↑ a b c Oliver Jungen: Gefangen in einem System, das Individualität verachtet, in: FAZ vom 12. August 2021, abgerufen am 2. Sep. 2021
- ↑ Jens Müller: Echte Ostblock-Atmosphäre, in: TAZ vom 19. Aug. 2021, abgerufen am 12. Sep. 2021
- ↑ Helena Zacher: Das Desinteresse der Kamera, in: Süddeutsche Zeitung vom 20. Aug. 2021, abgerufen am 12. Sep. 2021
- ↑ Jan Freitag: Das Böse lauert überall, in: Der Tagesspiegel vom 18. Aug. 2021, abgerufen am 12. Sep. 2021
- ↑ Awards, in: IMDb, abgerufen am 28. Aug. 2021