Viktor Kortschnoi (ehemals russisch Виктор Львович Корчной, wiss. Transliteration Viktor L'vovič Korčnoj; FIDE-Schreibweise Viktor Kortschnoj;* 23. März 1931 in Leningrad) ist ein schweizerischer Schach-Großmeister, der 1976 aus der UdSSR emigrierte.
Weg zur Meisterschaft
Kortschnoi besuchte in Leningrad die Grundschule, studierte sechs Jahre lang Geschichte und schloss 1954 mit dem Diplom ab.
Er erlernte das Schachspiel mit sieben Jahren von seinem Vater. 1943 wurde er Mitglied im Schachklub des Leningrader Pionierpalastes. Hier wurde er trainiert von Abram Modelj, Andrej Batujew und Wladimir Zak. 1947 und 1948 wurde er Jugendmeister der UdSSR. 1951 erhielt er den Titel „Schachmeister“, ein Jahr später qualifizierte er sich erstmals für die UdSSR-Meisterschaft. 1954 wurde er Internationaler Meister.
Er errang den Großmeistertitel 1956 und zählt seitdem zu den besten Spielern der Welt. Viermal gewann er den Titel des UdSSR-Meisters (1960, 1962, 1964, 1970).
Emigration
1976, anlässlich eines internationalen Turniers in Amsterdam, emigrierte er. Er ließ in der UdSSR seine Ehefrau und seinen Sohn zurück. Mit Hilfe der FIDE versuchte er danach, für seine Familie eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Zunächst hielt er sich in den Niederlanden, dann in der Schweiz auf, für die er seitdem bei Turnieren antritt. Nach seiner Emigration entsandte die sowjetische Schachföderation ihre Großmeister nur noch zu Turnieren, bei denen Kortschnoi nicht eingeladen war. Diese Praxis wurde erst 1984 wieder aufgehoben, nachdem Kortschnoi auf einen kampflosen Sieg im Kandidatenhalbfinale 1983/1984 gegen Garri Kasparow verzichtet hatte. Kortschnoi unterlag Kasparow mit 4-7.
Matches gegen Karpow
1974 unterlag er im Kandidatenfinale gegen Karpow, der im Jahr darauf Weltmeister wurde. Im Kandidatenturnier 1977/78 besiegte er Tigran Petrosjan, Lew Polugajewski und im Finale Boris Spasski und qualifizierte sich so für das Weltmeisterschafts-Match gegen Anatoli Karpow.
Sein Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft 1978 in Baguio (Philippinen) gegen Anatoli Karpow fand in einem politisch aufgeheizten Klima statt: Kortschnoi machte Karpow, der ein gutes Verhältnis zur sowjetischen Führung hatte, für die politischen Verhältnisse in der UdSSR mitverantwortlich. Im Ergebnis verlor er knapp mit 5-6 bei 21 Unentschieden, nachdem er zuvor einen 2-5 Rückstand innerhalb von vier Partien aufholte, dann aber die nächste Partie und damit das Match verlor.
Im nächsten Kandidatenturnier 1980/81 bezwang Kortschnoi erneut Petrosjan und Polugajewski sowie im Finale Robert Hübner und qualifizierte sich erneut für das WM-Finale gegen Karpow. 1981 in Meran verlor er gegen Karpow mit 6-2 bei 10 Remis.
Späte Karriere
Trotz seines fortgeschrittenen Alters nimmt er bis heute erfolgreich an hochklassigen Schachturnieren teil. Sein kompromissloser Stil brachte ihm den Spitznamen Viktor der Schreckliche ein.
Seine beste historische Elo-Zahl war 2814. Diese erreichte er 1978 und war damals zweitbester Spieler hinter Karpow. Im Jahr 1965 lag er schon auf Platz 1 der Rangliste, allerdings mit einer etwas schlechteren Elo-Zahl.
Seit dem 21. Mai 1991 ist Kortschnoi verheiratet mit Petra Leeuwerik, die ihn bereits bei seinem WM-Kampf 1978 als Delegationsleiterin unterstützt hatte.
Literatur
- Viktor Kortschnoi: Ein Leben für das Schach. Rau-Verlag, Düsseldorf 1978. ISBN 3-7919-0170-2
- Viktor Kortschnoi: Meine besten Kämpfe. 1952 bis 1988. Rau-Verlag, Düsseldorf 1978. ISBN 3-7919-0177-X
- Viktor Kortschnoi: Praxis des Turmendspiels. Olms-Verlag, Zürich 1999. ISBN 3-283-00287-8
- Viktor Kortschnoi: Meine besten Kämpfe, Bd. 1, Partien mit Weiß. Olms-Verlag, Zürich 2001. ISBN 3-283-00407-2
- Viktor Kortschnoi: Meine besten Kämpfe, Bd. 2, Partien mit Schwarz Olms-Verlag, Zürich 2001.
- Viktor Kortschnoi: Mein Leben für das Schach. Olms-Verlag, Zürich 2004. ISBN 3-283-00409-9
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Kortschnoi, Viktor |
ALTERNATIVNAMEN | Korčnoj, Viktor L'vovič |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetisch-Schweizer Schachspieler |
GEBURTSDATUM | 23. März 1931 |
GEBURTSORT | Leningrad |