Oktoberfest

weltweit größtes Volksfest in München, Bayern, Deutschland
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Das Oktoberfest in München (mundartlich auch: die Wiesn, oft falsch mit Apostroph „Wies'n“ geschrieben) ist das größte Volksfest der Welt. Es findet seit 1810 auf der Theresienwiese im Westen Münchens statt. Jahr für Jahr wird das Fest von über sechs Millionen Menschen besucht. Für die Wiesn brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier (Wiesnbier) mit mehr Stammwürze (und damit auch mit mehr Alkohol), das leicht süßlich schmeckt. Dieses Bier ist nicht mit dem Märzen zu verwechseln.

Oktoberfest 2003 vom Riesenrad aus gesehen
Datei:Oktoberfest 2005.jpg
Oktoberfest 2005 bei Nacht

Geschichte

 
Karte von München und Sendling mit der Theresienwiese, 1812

Das erste „Oktoberfest“ fand am 12. Oktober 1810 statt: zur öffentlichen Feier ihrer Hochzeit veranstalteten Kronprinz Ludwig (späterer König Ludwig I.) und die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (daher: „Theresienwiese“) ein großes Pferderennen (die Hochzeit fand am 12. Oktober statt, das Pferderennen am 17. Oktober, deshalb werden unterschiedliche Termine für das erste Oktoberfest genannt).

Die Süddeutsche Zeitung berichtete anlässlich der Olympischen Spiele in Athen 2004, dass die Idee zum Fest direkt von den Olympischen Spielen der Antike inspiriert wurde. Kronprinz Ludwig war für seine philhellenischen Tendenzen bekannt, einer seiner Untertanen hatte den Einfall, das Fest im Stil der antiken Spiele auszutragen. So hatte das Oktoberfest in den Anfangsjahren einen sehr sportlichen Charakter. Neben Pferderennen fanden auch Laufwettbewerbe und andere Wettkämpfe statt. Das Münchner Oktoberfest gilt somit als Vorläufer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Pierre de Coubertin entwickelte diese Idee weiter und begründete das IOC, aus einem Volksfest wurde eine sportliche Großveranstaltung, die bis in unsere Zeit als der Höhepunkt einer Sportler-Karriere angesehen wird.

Im Jahr 1813 wurde die Wiesn abgesagt, da Bayern in die napoleonischen Kriege verwickelt war. 1816 kamen dann die ersten Losstände zum Fest hinzu. Hauptpreise waren Silber, Porzellan und Schmuck. 1819 übernahmen dann die Münchener Stadtväter die Festleitung. Diese beschlossen, dass das Oktoberfest jedes Jahr und ohne Ausnahme gefeiert werden sollte. Später wurde es dann verlängert und zeitlich vorverlegt. Grund dafür ist die Ende September in Oberbayern häufig eintretende Schönwetterphase. Die Höchsttemperaturen steigen in der ersten Oktoberfestwoche zuweilen noch einmal bis nahe 30° Celsius, was den Durst der Besucher anregt. Das letzte Oktoberfest-Wochenende liegt aber auch heute noch im Oktober.

 
Bavaria-Statue oberhalb der Theresienwiese

Seit 1850 bewacht die Statue der Bavaria die Wiesn. Diese weltliche Patronin Bayerns wurde von Leo von Klenze zunächst im klassizistischen Stil entworfen, der eher der Romantik zugeneigte Ludwig Michael Schwanthaler überarbeitete Klenzes Entwurf und „germanisierte“ das Standbild. Gegossen haben die Monumentalstatue Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand von Miller. 1853 war dann auch die die Bavaria umrahmende Ruhmeshalle fertiggestellt.

1854 erlagen 3.000 Münchner einer Cholera-Epidemie, weshalb das Fest ausfiel. Auch im Jahr 1866 gab es kein Oktoberfest, da Bayern im Preußisch-Österreichischen Krieg kämpfte. 1870 war der Deutsch-Französische Krieg der Grund für den Ausfall des Festes. 1873 wurde das Oktoberfest erneut abgesagt, da wieder eine Cholera-Epidemie ausgebrochen war. Im Jahr 1880 genehmigte die Stadtverwaltung dann den Bierverkauf. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. 1892 wurde das Bier erstmals in Glaskrügen ausgeschenkt. Ende des 19. Jahrhunderts fand dann ein Umbruch statt. Bis dahin gab es in den Bierbuden Kegelbahnen, Kletterbäume und große Tanzflächen, doch diese Attraktionen verschwanden nun aus den Hallen. Man wollte so mehr Platz für Gäste und Musikkapellen gewinnen. Aus den Buden wurden Bierhallen.

Im Jahr 1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag. 12.000 Hektoliter Bier wurden ausgeschenkt. 1913 fanden im Bräurosl, dem größten Wiesn-Bierzelt aller Zeiten, rund 12.000 Gäste Platz. Heute ist das größte Zelt jedoch die Hofbräu-Festhalle mit 10.000 Plätzen.

Von 1914 bis 1918 verhinderte der Erste Weltkrieg das Stattfinden des Oktoberfests. In den Jahren 1919 und 1920 feierten die Münchner nach dem Krieg nur das „Herbstfest“. 1923 und 1924 zwang die Inflation zur Absage des Oktoberfestes. Ab 1933 wurden die bayerischen weiß-blauen Fahnen auf dem Oktoberfest durch eine einheitliche Hakenkreuzbeflaggung ersetzt.

Von 1939 bis 1945 fand wegen des Zweiten Weltkriegs wiederum kein Oktoberfest statt. Von 1946 bis 1948 feierten die Münchner nach Kriegsende wieder nur „Herbstfest“. Der Ausschank von richtigem Wiesn-Bier war nicht gestattet. Die Gäste des Festes mussten mit Dünnbier vorlieb nehmen. Seit Bestehen der Wiesn ist das Fest aufgrund von Seuchen, Krieg und sonstigen Notzeiten damit schon 24 Mal ausgefallen.

Seit 1950 gibt es die traditionelle Festeröffnung: Zwölf Böllerschüsse und der Anstich des ersten Fasses Wiesnbier um 12 Uhr durch den jeweils amtierenden Münchener Oberbürgermeister mit dem Ruf „O'zapft is!“ eröffnen das Oktoberfest. Der erste Oberbürgermeister, der selbst das erste Fass anzapfte, war Thomas Wimmer.

 
Im Löwenbräu-Festzelt (2003)

Ab 1960 entwickelte sich die Wiesn langsam zu einem weltberühmten Massenfest. Die ersten Japaner, Amerikaner und Neuseeländer entdeckten das Oktoberfest und stießen mit Urbayern zusammen mit Maßkrügen an. Sie trugen den Ruf der Stadt München in die Welt hinaus. Seit dieser Zeit entwickelte sich im Ausland stetig das Bild des typisch aussehenden Deutschen mit „Sennerhut“, Lederhose oder den Mädchen im Dirndl.

Ein besonderes Problem sind jedes Jahr die zahlreichen Jugendlichen, die ihre Fähigkeit überschätzen, große Mengen Alkohol zu sich zu nehmen. Viele brechen schließlich in ihrem Rausch zusammen. Umgangssprachlich werden diese Betrunkenen dann oft als Bierleichen bezeichnet. Sie werden von Sanitätern in ein Ausnüchterungszelt des Roten Kreuz gebracht, in dem sowohl schwer Betrunkene als auch Verletzte behandelt werden.

Um das Oktoberfest und insbesondere die Bierzelte auch für ältere Besucher und Familien wieder zugänglicher zu machen, wurde 2005 das Konzept der ruhigen Wiesn entwickelt. Die Zeltbetreiber verpflichteten sich dabei, bis 18 Uhr nur „ruhige“ Musik, wie zum Beispiel traditionelle Blasmusik, zu spielen. Erst danach werden Schlager- und Poptitel angespielt, die in früheren Jahren auch zu größerem Agressionsverhalten führten. Des Weiteren wird die Musiklautstärke am Nachmittag auf 85 dB begrenzt. Mit diesen Maßnahmen erhoffen sich die verantwortlichen Organisatoren des Oktoberfests, der aufkommenden Ballermann-Mentalität Einhalt zu gebieten und die traditionelle Bierzelt-Atmosphäre zu bewahren.

Siehe auch: Olympien

Einzug der Wirte

 
Haupteingang

1887 fand erstmals der Einzug der Wiesnwirte und Kellnerinnen statt. Hierbei sind besonders die farbenfrohen und prachtvoll geschmückten Pferdegespanne der Brauereien hervorzuheben. Sie werden von den Musikkapellen der Festzelte durch die Stadt begleitet und treffen um 12 Uhr auf der Theresienwiese ein. Der Einzug findet immer am ersten Samstag der Wiesn statt und leitet den offiziellen Auftakt des Oktoberfests ein.

Anstich

Punkt 12 Uhr sticht der Oberbürgermeister der Stadt (aktuell Christian Ude) im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass an. Mit diesem traditionellen Anstich und dem Ruf „O'zapft is“ (Es ist angezapft) ist das Oktoberfest offiziell eröffnet. Die anwesenden Gäste warten alljährlich mit Spannung darauf, wie viele Schläge der Oberbürgermeister tätigt, bis das erste Bier fließt. Die beste Leistung liegt bei zwei Schlägen, es waren aber auch schon 19 Schläge erforderlich (1950).

Trachtenumzug

Zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. von Bayern und Therese von Bayern fand 1835 erstmals ein Trachtenumzug statt. Seit 1950 wird dieser jährlich durchgeführt und ist mittlerweile einer der Höhepunkte des Oktoberfests. Dabei ziehen am ersten Wiesnsonntag knapp 8000 Teilnehmer verschiedener Trachtenvereine und Schützenvereine in ihrer traditionellen Festtagstracht von der Maximilianstraße durch die Münchner Innenstadt zur Wiesn. Der Umzug wird vom Münchner Kindl angeführt und von Blaskapellen und Fahnenschwingern begleitet. Die Vereine und Gruppen kommen größtenteils aus Bayern, aber auch aus Österreich, der Schweiz und Norditalien.

Attentat

Am 26. September 1980 um 22:19 Uhr explodierte am Haupteingang an der Brausebadinsel eine Bombe, die aus einer leeren, mit 1,39 Kilogramm TNT wieder befüllten und in einen präparierten Feuerlöscher gesteckten Mörsergranate bestand. Dreizehn Menschen fanden dabei den Tod, über 200 wurden verletzt, 68 davon schwer – das schwerste Attentat in der bundesdeutschen Geschichte. Die offiziellen Ermittlungen ergaben, dass der Rechtsextremist Gundolf Köhler aus Donaueschingen, der selber bei der Explosion starb, als sozial isolierter und verbitterter Einzeltäter handelte. Dieses Ergebnis wird von verschiedenen Seiten vehement angezweifelt, siehe auch Oktoberfestattentat.

Unfälle

Am 30. September 1996 gab es 26 Verletzte bei einem Auffahrunfall der Euro-Star-Achterbahn.

Daten und Fakten

Größe

Das Oktoberfest wird gerne als größtes Volksfest der Welt bezeichnet. Jahr für Jahr kommen rund sechs Millionen Besucher auf die 42 Hektar große Theresienwiese. 70 Prozent der Besucher stammen aus Bayern. Zahlreiche Besucher kommen aus dem Ausland, insbesondere aus Italien. Aber auch aus anderen europäischen Ländern, aus Japan und sogar aus Australien kommen regelmäßig viele Gäste.

Neben dem Oktoberfest findet am gleichen Ort im April/Mai ein zweites Volksfest statt: das Münchner Frühlingsfest, welches auch als „kloane Wiesn“ (kleine Wiesn) bezeichnet wird. Daneben gibt es diverse Stadtteilfeste, von denen die Auer Dult und das Magdalenenfest die bekanntesten sind.

Dauer

Aufgrund der Dauer des Festes und des kühlen Wetters im Oktober beginnt das Oktoberfest seit 1872 schon im September. Eröffnet wird stets an einem Samstag. Das Fest endet traditionell immer am ersten Sonntag im Oktober. Seit 2000 gilt folgende Regel: Fällt jener auf den 1. oder 2. Oktober, wird das Fest bis zum 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) verlängert. So dauert es in der Regel 16, 2005 17, 2000 und 2006 18 Tage.

Termine

Das Oktoberfest findet zu folgenden Terminen statt:

Jahr Termin Besonderheit
2000 16. Sep. - 03. Okt. 18 Tage
2001 22. Sep. - 07. Okt.
2002 21. Sep. - 06. Okt.
2003 20. Sep. - 05. Okt.
2004 18. Sep. - 03. Okt. Mit ZLF*
2005 17. Sep. - 03. Okt. 17 Tage
2006 16. Sep. - 03. Okt. 18 Tage
2007 22. Sep. - 07. Okt.
Jahr Termin Besonderheit
2008 20. Sep. - 05. Okt. Mit ZLF*
2009 19. Sep. - 04. Okt.
2010 18. Sep. - 03. Okt. 200 Jahre Oktoberfest
2011 17. Sep. - 03. Okt. 17 Tage
2012 22. Sep. - 07. Okt. Mit ZLF*
2013 21. Sep. - 06. Okt.
2014 20. Sep. - 05. Okt.
2015 19. Sep. - 04.Okt.

*) Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest

Die Wiesn in Zahlen

Wiesn-Festzelte

 
Festzelte vom Riesenrad gesehen

Nähere Informationen zu den Festzelten sind im Artikel Wiesn-Festzelte zu finden.

Große Festzelte

Die wichtigsten Daten der Wiesn-Festzelte:

Zelt Erstmalig vertreten Sitzplätze innen Außen Festwirt Brauerei
Armbrustschützenzelt 1895 5.830 1.620 Familie Peter Inselkammer Paulaner
Augustiner-Bräu 1898 6.300 3.000 Manfred Vollmer Augustiner
Bräurosl 1902 6.000 2.500 Familie Heide Hacker-Pschorr
Hacker-Festzelt 1907 6.900 2.400 Toni Roiderer Hacker-Pschorr
Fischer-Vroni 1902 3.395 (ges.) Johann Stadtmüller Augustiner
Hippodrom 1902 3.200 1.000 Sepp Krätz Spaten-Franziskaner Bräu
Hofbräu-Festzelt 1955 4.500 4.540 Familie Steinberg Hofbräu München
Käfers Wiesn-Schänke 1971 2900 (ges) Michael Käfer Paulaner
Löwenbräu-Festzelt 1910 5.700 2.800 Ludwig Hagn und Stephanie Spendler Löwenbräu
Ochsenbraterei 1881 5.900 1.500 Familie Haberl und Antje Schneider Spaten-Franziskaner Bräu
Schottenhamel 1876 6.000 4.000 Peter und Christian Schottenhamel Spaten-Franziskaner Bräu
Schützenfestzelt 1876 4.300 1.090 Familie Reinbold Löwenbräu
Weinzelt 1984 2500 - - - Roland, Doris und Stephan Kuffler Paulaner, Nymphenburg Sektkellerei
Paulaner-Festhalle 1898 8.450 2.450 Familie Pongratz Paulaner
Insgesamt: 71.605 26.900

Kleinere Festzelte

Neben den Großen Wiesn Zelten gibt es auch 17 mittlere und kleine Zelte.


Zelt Erstmalig vertreten Sitzplätze innen Außen Festwirt Brauerei
Hühner- und Entenbraterei Ammer 450 450 Sepp Schmidbauer und Claudia Trott Augustiner
Hendl- und Entenbraterei Heimerräu ca.320 Helmut und Ignaz Schmid Paulaner
Heinz Wurst- und Hühnerbraterei 360 Petra Brenner und Herbert Heilmaier Paulaner
Poschner's Hühner- und Entenbraterei 350 Familie Luff Hacker-Pschorr
Hühner- und Entenbraterei Wildmoser 1981 320 Familie Wildmoser Hacker-Pschorr
Das Wienerwald Festzelt 365 100 Maria und Lorenz Stiftl Hofbräu München
Bodos Cafézelt 450 Bodo E. Müller
Café Deistler "zur schönen Münchnerin" Familie Deistler-Schelosky
Schiebl's Kaffeehaferl 100 Emil Schiebl
Feisinger's Kas- und Weinstub'n 92 90 Rosie und Max Feisinger Franziskaner Bräu
Glöckle Wirt 98 ? Spaten-Franziskaner Bräu
Hochreiter's Haxnbraterei 300 Familie Hochreiter Franziskaner und Löwenbräu
Sieber Wurstbraterei Kurt Sieber
Münchner Knödelei 180 90 Florian und Bettina Oberndorfer
Vinzenz Murr Wiesn Stüberl 150 Familie Brandl Spaten-Franziskaner Bräu
Insgesamt: 3.455 730

Wiesn-Hit

Seit mehreren Jahren wird eines der in den Bierzelten häufig gespielten Lieder zum sogenannten Wiesn-Hit auserkoren. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um ein aktuelles oder älteres Musikstück handelt - vielmehr zählt die Stimmung des Publikums als Indikator. Die Festlegung des Wiesn-Hit ist jedoch kein offizieller Wettbewerb, sondern eine besonders von der Boulevardpresse heraufgespielte Bezeichnung. Der Wiesn-Hit 2005 konnte nicht eindeutig ermittelt werden. Aufgrund der großen Zahl der Wiesn-Hits sind vielen Bierzeltbesuchern die Liedtexte oder deren Aussprache nicht bekannt. Eine Wiesn-Singfibel soll hier für Abhilfe sorgen.

Maßkrugdiebstähle

Die in den Festzelten verwendeten Maßkrüge sind Eigentum der jeweiligen Brauereien, deren Mitnahme wird deshalb als Diebstahl verfolgt wird. Allerdings ist ihre Zerstörung im Zelt nicht strafbar, sofern dadurch kein anderer Mensch oder dessen Eigentum zu Schaden kommt. Besonders in den 80er und 90er Jahren nahmen die Maßkrugdiebstähle so stark zu, dass heutzutage das Festzeltsicherheitspersonal angewiesen ist, bereits an den Zeltausgängen nach Dieben Ausschau zu halten. Maßkrüge können jedoch überall als Souvenir gekauft werden, die zur einfacheren Unterscheidung oftmals mit einer farbige Plakette markiert werden. Da Diebstähle in der Regel zur Anzeige gebracht werden, sollte die Rechnung ebenfalls stets in Reichweite sein.

Maßkrüge außerhalb der Bierzeltbereiche stellen zerbrochen eine Gefahr für Besucher und Einsatzkräfte dar. So ziehen sich stürzende Besucher, die auf scharfkantige Scherben der Krüge fallen, teilweise schwere Schnittverletzungen zu. Einsatzkäfte beklagen zudem platte Reifen an ihren Fahrzeugen.

Überfüllung der Zelte

Im Unterschied zu anderen Volksfesten ist es auf dem Oktoberfest häufig nicht möglich, ein Festzelt kurzzeitig zu verlassen. Da diese - oft auch während der Woche - schon am Vormittag überfüllt sind, ist in der Regel kein Wiedereinlass mehr möglich.

Attraktionen

 
Oktoberfest-Riesenrad

Neben den Bierzelten gibt es auf dem Oktoberfest auch viele Fahrgeschäfte. Die große Mehrzahl der rund 200 Schaustellerbetriebe ist bereits seit dem 19. Jahrhundert auf der Wiesn vertreten.

Riesenrad

Das Riesenrad wurde bereits im Jahr 1880 aufgestellt und hatte zu diesem Zeitpunkt eine Höhe von 12 Metern. Heute zählt es mit einer Höhe von 50 Metern zu einer der bekanntesten Attraktionen und bietet Fahrgästen einen sehenswerten Blick über die Festwiese.

Krinoline

Die Krinoline ist ein traditionelles Rundkarussell, das bereits seit 1924 auf dem Oktoberfest aufgestellt wird und 2004 sein 80jähriges Jubiläum feierte. Die runde Form und die schwankende Bewegung erinnern an eine Krinoline, wodurch sich der Name erklärt. Die Krinoline wurde bis 1938 mit Muskelkraft bewegt, seither per Elektroantrieb. Bis heute wird die Musik live von einer Blaskapelle gespielt.

Toboggan

 
Toboggan - vom Riesenrad gesehen

Der Toboggan ist eine Turmrutschbahn: der Fahrgast wird mittels eines schnell laufenden Förderbandes auf etwa acht Meter Höhe transportiert. Von dort steigt man auf Treppen zur Turmspitze und rutscht dann in einer sich um den Turm windenden Holzrinne mit durchaus beachtlicher Geschwindigkeit wieder zu Boden. Die eigentliche Attraktion für die Zuschauer sind allerdings die mehr oder weniger eleganten Versuche der (männlichen) Fahrgäste, das Förderband zu betreten. Boshafterweise bewegt sich, anders als bei einer Rolltreppe, der Handlauf nicht mit, und wer sich dort festhält, fällt unweigerlich hintenüber. Frauen und Kindern wird ungefragt Hilfe bei der Fahrt auf dem Förderband angeboten, Männer können sich auf Anfrage ebenfalls helfen lassen (dieser Service wird jedoch nur selten von männlichen Fahrgästen angenommen). Die Idee kommt ursprünglich aus Nordamerika. Das Wort „Toboggan“ entstammt der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer, und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten. Der Münchner Toboggan steht seit 1933 auf dem Oktoberfest.

Kettenkarussell

Das Kettenkarussell „Münchner Wellenflug“ der Familie Kalb war das älteste Fahrgeschäft auf dem Oktoberfest. Es besaß ein eigenes Orgelspiel und konnte die Fahrgäste sowohl vorwärts als auch rückwärts drehen. Es wurde 1919 gebaut und befand sich seither in Familienbesitz. 2003 wurde es zum letzten Mal auf der Wiesn eingesetzt und danach nach Nürnberg verkauft, wo es unter dem Namen „Nürnberger Wellenflug“ weiter existiert. Das Karussell wurde 2004 unter der Familie Kaiser durch ein neues Modell „Wellenflug Circuswelt“ abgelöst, das ebenfalls den Betrieb in beide Richtungen zulässt und Platz für 80 Personen bietet.

Teufelsrad

Das Teufelsrad kam um 1910 auf und ist eine liegende, drehbar gelagerte Holzscheibe mit etwa fünf Metern Durchmesser. Jeder Besucher ist eingeladen, sich darauf zu setzen oder zu legen und sich, bei steigender Drehzahl, so lange wie möglich zu halten. Dies wird, sehr zum Gaudium der Zuschauer, erschwert durch einen an einem Seil über dem Rad aufgehängten Strohsack, mit dem Mitarbeiter des Teufelsrads die Personen regelrecht vom Rad „herunterkegeln“. Aber erst der Rekommandeur, der die Vorgänge mit derbem bairischen Humor kommentiert, macht das Teufelsrad zu einem besonderen Vergnügen für die Zuschauer.

Zudem gibt es spezielle Wettkämpfe als Intermezzo - besonders beliebt ist der „Boxkampf“. Entweder treten zwei Männer gegeneinander an - dann sucht der Rekommadeur gerne Betrunkene als Gegner. Oder es kämpfen Frauen: in der Regel sind dies attraktive, junge Damen, die der Rekommandeur aus den Reihen der Zuschauer anzulocken sucht.

Schichtl

„Der Schichtl“ ist ein Wiesn-Varieté, das in Kurzvorstellungen Zauberei und Kuriositäten präsentiert. Berühmt wurde es durch die „Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine“, die bis heute präsentiert wird. Natürlich wird dabei nicht wirklich jemand getötet. Von Zeit zu Zeit lassen sich Prominente - wie zum Beispiel Oberbürgermeister Christian Ude - „enthaupten“. Der Werbespruch „Auf geht's beim Schichtl“ dürfte einer der ersten Slogans gewesen sein, der - zumindest im Münchner Raum - den Sprung in die Alltagssprache geschafft hat. Der Schichtl ist seit 1869 Bestandteil des Oktoberfestes. Im Gegensatz zu den Bierzelten ist der Schichtl niemals wegen Überfüllung geschlossen und im Gegensatz zu manchen Bierzelten lohnt sich ein Besuch immer. Besonders sehenswert und stimmungsvoll ist auch die vor jeder Vorstellung (kostenlos) stattfindende Parade auf der Frontbühne des Geschäftes. Geführt wird der „Schichtl“ seit 1986 von Manfred Schauer.

Pitt's Todeswand

Pitt's Todeswand (der Apostroph gehört zum Firmennamen) ist im Wesentlichen ein großer hölzerner Zylinder von etwa acht Metern Durchmesser und acht Metern Höhe, an dessen Innenwand Motorradfahrer - nur durch die Fliehkraft gehalten - bis dicht an die Oberkante (an der die Zuschauer stehen) herauf fahren, und dabei sogar noch akrobatische Übungen im Sattel vollführen. Moderne Motorräder sind dafür ungeeignet, deshalb werden Maschinen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts benutzt. Das Unternehmen ist seit 1932 auf dem Oktoberfest dabei.

Moderne Fahrgeschäfte

 
„Skater“ am Abend

Zu den modernsten zählen unter anderem der Fünferlooping - die größte mobile Achterbahn der Welt mit fünf Loopings auf einer 1.250 Meter langen Strecke. Im Euro-Star hängen die Wägen unter den Schienen, und die Füße der sitzenden Fahrgäste hängen frei in der Luft. Das auf dem Oktoberfest aufgestellte Riesenrad hat eine Gesamthöhe von 50 Metern.

Verwaltung und Infrastruktur

Energieversorgung

43 Kilometer Kabel versorgen die Wiesn an 18 Trafostationen mit Energie. Der Stromverbrauch des Oktoberfests beträgt ca. 2,9 Millionen Kilowattstunden, was in etwa 13% des täglichen Münchner Strombedarfs entspricht. Ein großes Festzelt benötigt durchschnittlich eine Leistung von 400 Kilowatt, größere Fahrgeschäfte 300 Kilowatt.

Zur Versorgung der Zelte mit Erdgas wurde ein vier Kilometer langes Netz aus Gasleitungen verlegt. Der Gasverbrauch beläuft sich auf 180.000 Kubikmeter für den Küchenbetrieb und 20.000 Kubikmeter zum Beheizen der Biergärten.

Sanitäts- und Rettungsdienst

2004 wurde ein neues Gebäude im sogenannten Behördenhof in den Dienst gestellt, in dem die Polizei, Berufsfeuerwehr München und das Rote Kreuz stationiert sind.

Das Bayerische Rote Kreuz ist seit Jahrzehnten für den Sanitätsdienst auf der Wiesn zuständig. Um in dem Gedränge einigermaßen zügig voranzukommen, hat sich der Einsatz von Schiebetragen mit Sichtschutzplanen bewährt (Spitzname: Banane). Im Gegensatz zur verbreiteten Ansicht kommen die Sanitäter relativ selten wegen betrunkener Personen zum Einsatz, sondern viel häufiger wegen „normaler“ medizinischer Notfälle. Durch die hohe Besucherzahl entsteht auf ihr das Einsatzaufkommen einer mittleren Stadt.

Im Behördenhof stehen ein Notarzteinsatzfahrzeug und eine vollausgestattete Krankenstation mit einem kleinen OP-Raum zur Verfügung, in dem ambulante Notfall-Operationen vorgenommen werden können. Ausführliche Informationen dazu stellt das Bayerische Rote Kreuz auf einer eigenen Webseite bereit.

Toilettensituation

Rund 1.700 Toiletten stehen auf der Wiesn, jedoch ist die Situation oft prekär. So wird - trotz Verhängung von Bußgeldern - vielerorts die Notdurft im Freien verrichtet („Wildbieseln“). Selbst in den Zelten kommt es bisweilen vor, dass Besucher nicht die permanent überfüllten Toiletten aufsuchen, sondern unter die Bierzeltgarnituren urinieren.

Nachdem im Jahr 2004 die Warteschlangen vor den Toilettenanlagen in den Bierzelten so lang wurden, dass die Polizei den Zugang regeln musste, entschied der Stadtrat für 2005 die Zahl der Toiletten um 20 % zu erhöhen.

Es war zu beobachten, dass viele Wiesengäste das „stille Örtchen“ aufsuchen, um die hier herrschende relative Ruhe (im Gegensatz zum Lärm im Außenbereich und in den Zelten) zum ungestörten Telefonieren zu nutzen. Aus diesem Grund planten die Sanitärbetreiber, im Jahr 2005 erstmals einen Kupferdraht-Käfig um (v.a. Damen-) Toiletten herum zu installieren. Es handelt sich bei dieser Konstruktion um einen Faradayschen Käfig, in den keine elektromagnetischen Wellen eintreten können. Das Telefonieren mit einem Mobiltelefon im Inneren wird dadurch unmöglich. Noch vor Beginn der Wiesn musste man allerdings feststellen, dass eine derartige Konstruktion in Deutschland nicht zugelassen ist, weshalb man die Idee fallen ließ und nur Verbotsschilder aufstellte.

Post und Telekommunikation

Briefe, die in die auf dem Oktoberfest aufgestellten Briefkästen gesteckt wurden, werden mit einem Sonderstempel der Post versehen. Sie sind begehrte Sammlerobjekte. Um für genügend Kapazität der Mobilfunknetze zu sorgen, werden jedes Jahr etliche mobile Sendemasten von den jeweiligen Netzbetreibern auf dem Gelände (2005 zum ersten Mal auch in einem Festzelt) aufgestellt.

Auswirkungen auf die Infrastruktur Münchens

Während des Oktoberfest sind dessen Auswirkungen in weiten Teilen der Stadt nicht zu übersehen. Vor allem in U- und S-Bahnen sind in den Abendstunden zahlreiche Betrunkene mit Wiesn-Souvenirs auf dem Heimweg. Ein dementsprechend hohes Aufgebot an Sicherheitspersonal der MVG und Deutschen Bahn soll zu diesen Zeiten für Ordnung sorgen. Die Linien U4 und U5 fahren direkt zur Wiesn, U3 und U6 führen nur in geringer Distanz daran vorbei. Die MVG befördert deshalb nach eigenen Angaben bis zu 3,8 Millionen Passagiere von und zur Festwiese. Die stark frequentierten U-Bahnhöfe werden zu den Stoßzeiten zusätzlich im fünf-Minuten-Takt von Zügen angefahren. Um den reibungslosen Betrieb und die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten wird auch dort mit teils erheblichen Einsatz von Sicherheitspersonal gearbeitet.

Im Straßenverkehr ist ebenfalls mit größeren Beeinträchtigungen zu rechnen. Besonders zum mittleren Wiesn-Wochenende reisen seit einigen Jahren viele Italiener mit Wohnwägen an. Dies veranlasste die Stadtverwaltung dazu, in weiten Teilen der Stadt ein Campingverbot zu verhängen und gesonderte Pärkplätze außerhalb der Stadt, jedoch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs, einzurichten. Große Flächen stehen beispielsweise nahe der Allianz Arena zur Verfügung. Nichtsdestotrotz gleichen einige Straßen zur Zeit des Oktoberfests Campingplätzen, insbesondere ist auch die Parkplatzsituation nahe der Festwiese für gewöhnliche PKW angespannt.

Da zahlreiche Besucher trotz Alkoholkonsum mit dem eigenen Auto den Heimweg antreten, werden von der Polizei in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk in den Abendstunden groß angelegte Alkoholkontrollen auf den Autobahnen ins Münchner Umland durchgeführt. Die Fahrbahn wird dazu bis auf eine Spur gesperrt und hell erleuchtet. Dabei kann es zu Rückstaus kommen. Autofahrer mit einem zu hohen Alkoholpegel müssen ihr Fahrzeug vor Ort verlassen und ihren Führerschein abgeben.

Ähnliche Volksfeste

Kitchener (Kanada)

Nach dem Vorbild der Wiesn entstanden auch in anderen Ländern Oktoberfeste: Das nächstgrößere Oktoberfest findet jährlich in Kitchener, Ontario (Kanada) statt. Auch in den USA gibt es zahlreiche Orte, die ein Oktoberfest ausrichten, zum Beispiel das Little Oktoberfest in Milwaukee, auf dem deutsche Blasmusik gespielt wird und es Sauerkraut-Burger zu kaufen gibt. In der Schweiz findet das Oktoberfest in Zürich statt und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. In Brasilien ist das Oktoberfest in Blumenau (im südlichen Bundesstaat Santa Catarina) mit ca. 800.000 Besuchern eines der größten und bekanntesten anderen Oktoberfeste, da es sich sehr am Münchner Original orientiert.

Cannstatter Volksfest

Die traditionelle Konkurrenzveranstaltung zum Oktoberfest in Deutschland ist das Cannstatter Volksfest (auch als Wasen bekannt, da das Fest auf dem Cannstatter Wasen stattfindet) in Stuttgart, das von der Größe, der Zahl der Besucher und der ausgeschenkten Biermenge auf Rang 2 liegt. Das Cannstatter Volksfest endet in der Regel eine Woche später als die Wiesn.

Oktoberfest Hannover

Das dem Münchner Oktoberfest nachempfundene Volksfest ist nur regional eine bedeutsame Veranstaltung, die Ende September/Anfang Oktober stattfindet. Es dauert wie das Münchner Original 16 Tage und ist zu diesem Zeitpunkt das größte Volksfest Niedersachsens.

Cranger Kirmes

Wichtig zu erwähnen ist hier noch die Cranger Kirmes in Herne (ehem. Wanne-Eickel), auf der gelegentlich einer der Wiesnwirte ein Bierzelt betreibt, quasi als „Bayerische Botschaft“. Die Cranger Kirmes ist jedoch nicht so stark zum Bierkonsum, sondern mehr auf die Anzahl von reizvollen Fahrgeschäften ausgerichtet. Sie geht auf einen Pferdemarkt aus dem 15. Jahrhundert zurück und findet im Jahr 2006 zum 571. Mal statt. Mit rund 3.500.000 Besuchern jedes Jahr (gemessen an Besuchern pro Tag übertrifft sie sogar das Münchner Oktoberfest), über 500 Schaustellern und einer Fläche von 110.000 m² mit insgesamt 5 km Budenfront ist die Cranger Kirmes das größte Volksfest Nordrhein-Westfalens.

Hanse Sail

Vergleichbar, wenn auch erheblich kleiner, ist auch die Hanse Sail, die jedes Jahr im August in Rostock stattfindet.

Bergkirchweih

in Erlangen (Mittelfranken). Siehe Bergkirchweih

Annafest

in Forchheim (Oberfranken). Siehe Annafest

Neumarkter Jura-Volksfest

in Neumarkt in der Oberpfalz. Siehe Neumarkter Jura-Volksfest

Gäubodenvolksfest

in Straubing (Niederbayern). Siehe Gäubodenvolksfest

Herbstfest

in Rosenheim (Oberbayern). Siehe Rosenheimer Herbstfest

Stoppelmarkt

in Vechta (Süd-Oldenburg, Niedersachsen). Vergleichbar, wenn auch nur 160.000m² groß und 700.000 Besucher. Man bedenke aber, dass die Stadt Vechta nur 60.000 Einwohner hat. Siehe Stoppelmarkt

Literatur

  • Maria von Welser (Hrsg.): Münchner Oktoberfest; Bummel-Verlag, München; 1982; ISBN 388781004X
  • 175 [Hundertfünfundsiebzig] Jahre Oktoberfest: 1810-1985/hrsgg. von d. Landeshauptstadt München. Zsgest. von Richard Bauer u. Fritz Fenzl.- München: Bruckmann, 1985. ISBN 3-7654-2027-1
  • Reiner Stolte: Die Geschichte vom Münchner Oktoberfest – The History of the Munich Oktoberfest. Ein Comic. Herbert Utz Verlag, München 2004, ISBN 3-8316-1168-8

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