Spanische Eroberung Mexikos

Eroberung unter Hernán Cortés, die den Fall des Aztekenreiches und die Erschließung Neuspaniens bedeutete
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. September 2006 um 19:20 Uhr durch Stefan h (Diskussion | Beiträge) (Literatur: ISBN fix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die spanische Eroberung Mexikos 1520-21 begründete die Herrschaft der Spanier über Mittelamerika und führte zur Auslöschung der Kultur der Azteken.

Vorgeschichte

Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus hatten die Spanier in der Karibik ab 1493 mehrere Inseln besetzt. Erste Siedlungen wie La Isabela oder Santo Domingo auf Hispaniola bzw. Havanna auf Kuba wurden gegründet mit dem Ziel, Stützpunkte für einen Handel mit China, das immer noch in der Nähe vermutet wurde, aufzubauen. Trotz einer ersten Ausbeute an Gold, Sklaven und Perlen wurde jedoch mit der Zeit klar, dass dieser neue Kontinent ganz sicher nicht China war.

 
Hernán Cortés

1517 entdeckte Francisco Hernández de Córdoba bei einer Expedition die Halbinsel Yucatán und somit das mittelamerikanische Festland, wo er auf einen Stamm der Maya traf und seine Männer nur knapp vor deren Angriffen retten konnte. Aufgrund von Berichten über ein sehr reiches Volk auf dem Festland wurde im Jahr darauf Juan de Grijalva mit der Durchführung einer weiteren Erkundungsfahrt beauftragt. Auch er lieferte sich Kämpfe mit den Maya in Yucatán; danach ließ er die Halbinsel hinter sich und segelte etwa bis zum heutigen Standort von Veracruz, wo er und seine Männer als erste Spanier den Azteken begegneten. Noch bevor Grijalva zurückkehrte, erteilte der Vizekönig von Kuba, Diego Velázquez de Cuéllar, Hernán Cortés, dem Bürgermeister von Havanna, den Befehl zu einer dritten Expedition. Später versuchte Velázquez, Cortés durch einen anderen zu ersetzen, doch dieser bestieg einfach mit 400-600 Mann die für die Reise vorgesehenen Schiffe und stach in See.

Auf dem Festland herrschte indessen König Moctezuma II. seit 1502 über das Volk der Azteken. Anders als seine Vorgänger war er bei seiner Wahl kein General, sondern ein Priester gewesen. Aufgrund des indirekten Herrschaftssystems der Azteken – Könige anderer Stämme durften im Amt bleiben, solange sie die aztekische Oberhoheit anerkannten – sowie seines sehr autoritären Herrschaftsstils und mehrerer Missernten brodelte es schon lange im Aztekenreich. Als im Jahre 1510 auch noch ein Komet gesichtet wurde und die Hofastrologen dies als Zeichen für die baldige Rückkehr des Gottes Quetzalcoatl interpretierten, wähnten nicht wenige das Ende der Herrschaft des Moctezuma nahe. Schon bald darauf nährten Gerüchte über hellhäutige bärtige Fremde auf den Inseln vor der Küste diese Hoffnungen. Sie alle ahnten jedoch nicht, auf welche Weise ihre Hoffnungen in Erfüllung gehen sollten.

Der Marsch auf Tenochtitlán (April-November 1519)

Die Spanier landeten zunächst in der Nähe von Potonchan, wo sie nach einem Kampf mit den einheimischen Maya zwanzig Sklavinnen als Geschenk erhielten, unter ihnen eine junge Frau, die La Malinche genannt wurde. Sie war den Spaniern durch ihre Kenntnis der Sprachen der Maya und derjenigen der Azteken, Nahuatl, sehr hilfreich und wurde später Cortés' Geliebte. Nach dem kurzen Intermezzo bei den Maya fand Hernán Cortés Juan de Grijalvas Landeplatz wieder und ging dort mit seinen Männern an Land. Schon bald nach der Landung erschienen aztekische Gesandte, doch Cortés weigerte sich trotz der von den Azteken gebrachten Geschenke, das aufgeschlagene Lager wieder abzubrechen. Nach dem Rückzug der Gesandten nahm der König der Totonaken, eines aztekischen Vasallenvolkes, Kontakt mit den Spaniern auf und schloss ein Bündnis mit ihnen. Obwohl der Auftrag des Vizekönigs Velazquez, nämlich die Erkundung des Gebietes, mit der Landung erfüllt war, verweigerte Cortés seinen Soldaten die Rückkehr nach Kuba und gründete stattdessen die Siedlung Villa Rica de la Vera Cruz, nur einige Kilometer von der heutigen Stadt Veracruz entfernt. Sogleich setzte er selbst einen Magistrat ein, der ihn als neuen Vizekönig direkt der Krone unterstellte. Um die Krone für seine Sache zu gewinnen, schickte er ein Schiff mit allem Gold, das die Neuankömmlinge auftreiben konnten, nach Spanien; alle anderen Schiffe ließ er aus Furcht vor Desertionen versenken. Dann marschierte er mit etwa 300 Soldaten ins Landesinnere.

 
Der Weg der Spanier nach Tenochtitlán

Bald schon gelangten die Spanier in die Nähe von Tlaxcala, einer mit den Azteken verfeindeten mächtigen Stadt. Die Bewohner der Stadt griffen die Eindringlinge mehrmals an, wobei die Spanier nur durch ihre Schießpulverwaffen vor einer Niederlage bewahrt wurden. Da ihnen langsam aber sicher die Vorräte ausgingen, machte Cortés den Tlaxcalteken mehrfach Friedensangebote, die trotz Forderungen auf tlaxcaltekischer Seite, den Kampf fortzusetzen, schließlich angenommen wurden. Beide erkannten schon bald darauf den Wert der jeweils anderen Seite für den Kampf gegen die Azteken. Die Stadt Tlaxcala verfügte rein zahlenmäßig über zu wenige Soldaten, um die Azteken entscheidend zu schlagen. Die Feuerkraft der spanischen Truppe verschaffte ihnen hingegen einen entscheidenden taktischen Vorteil. Die Spanier ihrerseits erkannten, dass ihre Mission ohne die Unterstützung der Tlaxcalteken zum Scheitern verurteilt war. Somit schlossen die beiden Parteien ein Bündnis gegen die Azteken.

Datei:Tenoch2A.jpg
Plan von Tenochtitlán (Wandkarte aus dem Nationalmuseum für Anthropologie, Mexiko-Stadt)

Nach einem Aufenthalt von sechzehn Tagen in Tlaxcala zogen die Spanier weiter nach Cholula. Dort töteten sie den König, der den Tlaxcalteken gerade das Bündnis aufgekündigt hatte, und setzten einen eigenen Marionettenkönig ein, der sich ebenfalls mit ihnen verbündete. Somit wusste Hernán Cortés eine große Armee von Indios hinter sich, als er nach zweiwöchigem Marsch am 8. November 1519 die aztekische Hauptstadt Tenochtitlán erreichte.

Die Spanier waren überwältigt vom Anblick der riesigen Stadt, deren König Moctezuma II. sie mit reichen Geschenken überhäufte.

Moctezuma II. als Marionette der Spanier (November 1519-Juni 1520)

Hernán Cortés erkannte binnen einer Woche seine Lage. Tenochtitlán war auf einigen Inseln im Texcoco-See erbaut worden und mit dem Festland nur durch drei Dämme verbunden. Da der Spanier fürchtete, bei einem falschen Schritt in der Falle zu sitzen, nahm er kurzerhand Moctezuma als Geisel und übte über ihn in den nächsten acht Monaten die Herrschaft über das Aztekenreich aus.

Im Juni 1520 jedoch erreichte ihn die Nachricht, dass Diego Velazquez 800 Mann unter Pánfilo de Narváez nach Veracruz geschickt hatte, um ihn für seine Machenschaften zur Verantwortung zu ziehen. Cortés ernannte Pedro de Alvarado zu seinem Stellvertreter in Tenochtitlán und marschierte schleunigst mit etwa 250 Soldaten an die Küste, wo er Narváez durch Bestechung besiegte und ihn gefangen nahm. Unterdessen wurden die achtzig Spanier, die in Tenochtitlán zurückgeblieben waren, immer unruhiger. Der Gipfel ihrer Nervosität wurde erreicht, als sie etwa acht- bis zehntausend Adlige, die im Großen Tempel an einer Prozession teilnahmen, in einer Panikreaktion töteten. Was Pedro de Alvarado später als Prävention für einen Angriffsplan der Azteken angeben würde, war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ein aufgebrachter Mob tötete sieben Spanier, trieb die übrigen in ihre Quartiere und belagerte sie. Cortés eilte so schnell wie möglich zurück in die Stadt. Dort zog er mit seinen Männern am 24. Juni ein, doch als die Azteken kurz nach seiner Ankunft die Zugbrücken ihrer Dämme hochzogen, saß auch er in der Falle.

La Noche Triste (30. Juni 1520)

Da die Lage der Europäer immer aussichtsloser wurde und ihnen die Vorräte ausgingen, ließ Cortés Moctezuma auf das Dach des Palastes bringen, um die wütende Menge zu beruhigen. Mit diesem Schachzug hatte er jedoch keinen Erfolg, Moctezuma wurde von seinen eigenen Untertanen durch Steinwürfe getötet. Nach dem Tod von Moctezuma II. ließ der spanische Anführer Holzplanken herbeischaffen, um über die Dammlücken flüchten zu können. Die Flucht begann bei einsetzendem Regen kurz vor Mitternacht am 30. Juni und endete in einem Desaster für die Spanier. Fast drei Viertel der zum Teil schwer mit Beute beladenen Spanier und eintausend Tlaxcalteken wurden beim Versuch die Stadt zu verlassen getötet, da sie von den Azteken viel zu schnell entdeckt worden waren. Dieser Tag der Niederlage der Spanier ist als La Noche Triste, die Traurige Nacht, in die Geschichte eingegangen.

Die politische Isolierung der Azteken (Juli 1520-Juni 1521)

Nur etwa 440 Spanier, darunter auch Cortés und Alvarado, hatten das Gemetzel des 30. Juni 1520 überlebt. Sie hätten wohl kaum noch eine Chance gehabt zu überleben, wenn nicht eine Pockenepidemie unter den Eingeborenen ausgebrochen wäre. Diese Krankheit, die von den Spaniern selbst eingeschleppt worden war, raffte innerhalb eines Jahres vierzig Prozent der indigenen Bevölkerung dahin und tötete auch den neuen aztekischen König Cuitláuac, der als Nachfolger seines Bruders nur acht Tage regiert hatte. Ihm folgte sein Neffe Cuáutemoc auf den Thron. Es kam dadurch zu einem Klima der politischen Instabilität, das den Invasoren Zeit gab, sich von der schweren Niederlage zu erholen, zumal die Pocken ihnen weitaus weniger zusetzten. Nach drei Wochen Ruhe vor den Azteken gab Cortés den Befehl zum Bau von dreizehn Brigantinen. Dann zog er mit neuen spanischen Soldaten, die von der Küste gekommen waren, und zehntausend Tlaxcalteken erneut ins Tal von Mexiko, diesmal jedoch nach Texcoco.

Texcoco war eine der drei Städte im aztekischen Dreibund, dem neben Tlacopán eben auch Tenochtitlán angehörte. Seit 1515 hatte es jedoch Streitereien um die Thronfolge gegeben. Der zu dieser Zeit herrschende König Cacama hatte nur dank der Unterstützung der Azteken König werden können. Daneben gab es noch einen anderen Mann, Ixtlilxochitl, der ebenfalls Anspruch auf den Thron von Texcoco erhob und zur Zeit der Invasion der Spanier ein Gebiet nördlich der Stadt kontrollierte. Als die Spanier bei Texcoco erschienen, nutzte Ixtlilxochitl die Gelegenheit, um sich mit den europäischen Eindringlingen zu verbünden und Cacama zu vertreiben. Dadurch verschafften sich die Spanier eine gute Ausgangsstellung für einen erneuten Angriff auf Tenochtitlán. Bis jedoch das Holz für die Schiffe, die für die Kontrolle des Texcoco-Sees nötig waren, von Tlaxcala nach Texcoco geschafft war (was Anfang Februar 1521 geschah) und mit dem Bau der Brigantinen begonnen werden konnte, eroberte Cortés einige den Azteken tributpflichtige Städte.

Am 28. April 1521 war es dann soweit: Die dreizehn Brigantinen waren fertiggestellt. Von nun an riegelten sie Tenochtitlán von der Außenwelt ab und unterbrachen so die Lebensmittelversorgung der Stadt. Ab Mitte Mai führten dann Pedro de Alvarado, Crístobal de Olid und Gonzalo de Sandoval die Städte am Ufer des Texcoco-Sees, darunter auch Tlacopán, und vollendeten so die Isolation der aztekischen Hauptstadt. Schließlich begannen die Spanier mit der Belagerung von Tenochtitlán.

Der Fall von Tenochtitlán (Juni-August 1521)

Datei:SiegeofTenochtitlan.jpg
Die Belagerung Tenochtitláns in einer zeitgenössischen Darstellung

Die Azteken hatten zuvor bereits Barrikaden auf den drei Dämmen errichtet, die die Stadt mit dem Festland verbanden und die nun die Spanier für einen direkten Angriff nutzen wollten. Die Kampftaktik der Azteken bestand darin, Barrikaden zu bauen, Teile der Dämme zu zerstören und Öffnungen in den Dammbrücken zu schaffen. Sobald die Spanier über diese Lücken setzten, wurden sie von den Azteken sofort eingekesselt. Diese Taktik hätte es ihnen am 30. Juni, auf den Tag genau ein Jahr nach der La Noche Triste, fast ermöglicht, Hernán Cortés zu töten. Es gelang ihnen nur dank des beherzten Eingreifens des Crístobal de Olea nicht, der dafür mit seinem Leben bezahlte.

Dennoch war der Fall von Tenochtitlán nur eine Frage der Zeit. Am 13. August 1521 durchbrachen die Spanier und ihre indianischen Verbündeten die letzten Verteidigungslinien der Azteken. Die Stadt wurde vier Tage lang geplündert und ihre Einwohner zu Tausenden getötet.

Folgen

Auf den Trümmern Tenochtitláns wurde bald darauf Mexiko-Stadt errichtet. Dabei löschten die Invasoren systematisch jede noch so kleine Spur indianischer Vergangenheit aus. Der Palast des Vizekönigs entstand am Ort des Königspalastes und auf den Trümmern der Tempel wurden christliche Kirchen errichtet, wobei gezielt Bausteine der alten Gebäude verwendet wurden. Den Texcoco-See legten die Spanier trocken.

1535 wurde die neue Stadt Hauptstadt des Vizekönigreichs Neuspanien. In den Jahren und Jahrzehnten nach dem Untergang des Aztekenreiches wurden auch alle anderen Stämme und Völker von den Spaniern unterworfen. Zudem strömten immer mehr spanische Siedler ins Land. Die überlebenden Indios wurden zwangsweise christianisiert und zur Zwangsarbeit herangezogen, wobei viele von ihnen unter dem Joch der von den Siedlern eingeschleppten Krankheiten und härtester körperlicher Arbeit zu leiden hatten. Modernen Schätzungen zufolge sank die Einwohnerzahl der Eingeborenen zwischen 1519 und 1565 von 25 Millionen auf 2,5 Millionen. Dennoch gelang es den Spaniern nie, die einheimische Kultur vollständig auszurotten. So ist z.B. die Sprache der Azteken, Nahuatl, auch heute noch überaus lebendig. Heutzutage wird das indianische Vermächtnis in der mexikanischen Bevölkerung sehr hochgehalten.

Literatur

  • Tzvetan Todorov: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen, Frankfurt/M. 1985 (8.Auflage 2002) ISBN 3-5181-1213-9
  • José León Sánchez: Tenochtitlán. Die letzte Schlacht der Azteken (Originaltitel: Tenochtitlán - La última batalla de los aztecas) mit vielen Beschreibungen von Kultur und Religion der Azteken. ISBN 3-293-20306-X
  • Hugh Thomas: Die Eroberung Mexikos. Cortés und Montezuma, Frankfurt am Main 1998
  • Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko / hrsg. u. bearb. von Georg A. Narziß. - Frankfurt a.M. : Insel-Verl., 1988. - ISBN 3-458-32767-3
  • Arthur Schurig (Hrsg.) Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortes. Mit den eigenhändigen Berichten des Feldherrn an Kaiser Karl V. von 1520 und 1522 Leipzig, Insel-Verlag, 1923
  • Gary Jennings: Der Azteke. Historischer Roman mit vielen Beschreibungen von Kultur und Religion der Azteken, ISBN 3-596-16522-9
  • Felix Hinz: Hispanisierung´ in Neu-Spanien 1519-1568. Transformation kollektiver Identitäten von Mexica, Tlaxkalteken und Spaniern, Hamburg 2005 (über die kulturellen Wandlungsprozesse während und nach der Eroberung sowie über die frühe Geschichtsschreibung zur Conquista)
  • William H. Prescott: Die Eroberung von Mexiko, Berlin 1956 (Klassiker aus dem 19. Jahrhundert)

Berichte über Hernán Cortés